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Saturday, February 1, 2014

BUCH II - Kapitel III - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel III

Ich weiß, dass du mich willst





Übersetzer: Janine Heistmann

Ich führe Anastasia in ein kleines, familiäres Restaurant namens Le Picotin. Ich habe mir dieses Restaurant nicht unbedingt ausgesucht. Es ist schlicht und einfach das einzige, das in der Nähe ist und schließlich muss Anastasia endlich etwas essen. Ich kann es nicht länger ertragen, dass sie nichts isst. Am liebsten würde ich sie in ein angemessenes Restaurant, in dem nur die besten Köche arbeiten, bringen, aber ich habe nicht genügend Zeit.

„Was besseres gibt’s hier in der Gegend nicht“, sage ich mürrisch. „Wir haben nicht viel Zeit.“ Das Restaurant ist im selben Rotton wie mein Spielzimmer gestrichen. Es gibt Holzstühle, nicht zusammenpassende Stofftischdecken und Spiegel, wahllos platzierte weiße Kerzen und kleine Vasen mit Rosen. Ella Fitzgerald schmachtet passenderweise „This thing called love“ und unterstreicht die romantische Atmosphäre. 

This Thing Called Love by Ella Fitzgerald

Der Kellner führt uns zu einem kleinen Tisch für zwei in einer ruhigen Ecke des Restaurants. Nachdenklich nimmt Anastasia mir gegenüber Platz. Und offen gesagt bin ich ziemlich nervös, da sie mir bis jetzt noch kein Zeichen gegeben hat, dass sie mich zurück will. Natürlich abgesehen von meinem Kuss in der Nebengasse. Aber ich merke dennoch wie sehr unsere Körper aufeinander abgestimmt sind. Es kommt mir vor, als würden sie ihre eigene Sprache sprechen.

„Wir sind in Eile“, sage ich zum Kellner, damit er sich beeilt. „Deshalb nehmen wir beide Sirloin-Steak medium, Sauce béarnaise, wenn Sie welche haben, Pommes und grünes Gemüse, was immer der Küchenchef da hat. Und bringen Sie mir die Weinkarte“, sage ich und bestelle für uns beide.

„Gern, Sir“, sagt der Kellner ziemlich verdutzt. Aber diese Reaktion bin ich gewöhnt. Die meisten Leute reagieren so, wenn man so wie ich, die volle Kontrolle über die jeweilige Situation besitzt und genau diese Kontrolle werde ich heute Nacht haben. Ich lege meinen Blackberry auf den Tisch und Anastasia sieht ziemlich mürrisch aus. Dann spricht sie.

„Und wenn ich kein Steak möchte?“ sagt sie und ich seufze. ‚Lieber Gott, gib mir Kraft, diese Nacht durchzustehen!‘ sage ich zu mir.

„Bitte fang nicht damit an, Anastasia.“

„Ich bin kein kleines Kind mehr, Christian“, zischt sie mit tiefer Stimme und beugt sich nach vorn.

„Dann hör auf, dich wie eines zu benehmen“, sage ich und ahme sie nach, indem ich mich ebenfalls nach vorne beuge. Automatisch lehnt sie sich auf ihrem Platz zurück, blickt mich ungläubig an und blinzelt. Wir sind beide aufgewühlt, nervös und das Ganze hier verläuft anders, als ich es mir vorgestellt habe.

„Ich bin ein Kind, weil ich kein Steak mag?“ murmelt sie verletzt.

Wie kannst du nur so begriffsstutzig sein, Anastasia? Du treibst mich noch in den Wahnsinn! Ich hatte fast einen Herzkasper, als du dich in die Arme des Fotografen geworfen hast. In meinem gesamten Leben war ich noch nie so eifersüchtig auf irgendetwas oder irgendjemanden! Du gehörst mir! 

Love You Long Time by PTX


„Nein, weil du versucht hast, mich eifersüchtig zu machen. Das ist kindisch. Hast du denn keine Achtung vor den Gefühlen deines Freundes?“, sage ich und presse meine Lippen mürrisch zusammen. In dem Moment kehrt der Kellner mit der Weinkarte zurück. Ich koche immer noch vor Eifersucht, Zorn und Wut. Anastasia wird rot. Plötzlich scheint das, was ich gerade gesagt habe, in ihren Verstand zu sickern. Ich bin froh, dass sie es wenigstens jetzt kapiert hat. Ich zwinge mich, den Blick von ihr abzuwenden und schaue mir die Weinkarte an.

Also gut, sie will also die Wahl haben. Dann werde ich sie den Wein aussuchen lassen, wenn sie möchte. Ich bin mir sicher, dass ich mit ihrer Wahl leben kann. „Möchtest du den Wein aussuchen?“ frage ich und hebe abwartend eine Augenbraue. Sie starrt mich an.

„Such du ihn aus“, antwortet sie mürrisch und doch scheint sie endlich zur Einsicht gekommen zu sein.
„Zwei Gläser Barossa Valey Shiraz, bitte“, wende ich mich an den Kellner.

„Äh, den gibt es nur in der Flasche, Sir“, sagt der Kellner. Was zur Hölle? Muss ich mich jetzt auch noch mit ihm rumärgern?

„Dann eben eine Flasche“, herrsche ich ihn an.

„Sir“, sagt er gehorsam und zieht sich zurück. Anastasia lauscht unserer kurzen Konservation und runzelt die Stirn.

„Du bist ganz schön schlecht drauf“, stellt sie fest. Wirklich? Glaubst du das?

Ich starre sie gelassen an, doch in meinem Inneren sieht es ganz anders aus. „Warum wohl?“

„Für ein aufrichtiges Gespräch über die Zukunft sollte man den richtigen Ton treffen, findest du nicht?“ sagt sie und schenkt mir ein zuckersüßes Lächeln.

Wieder einmal werde ich von Anastasia gezüchtigt … Ich presse meine Lippen aufeinander. Dann merke ich, wie ich meiner Wut und anderen Emotionen erlaube, von mir Besitz zu ergreifen, etwas, was ich auf keinen Fall zulassen möchte. Meine Lippen verziehen sich widerwillig zu einem Lächeln. Obwohl ich es am liebsten fortwischen würde, gelingt es mir nicht.

„Tut mir leid“, entschuldige ich mich.

„Entschuldigung angenommen. Und ich darf dir mitteilen, dass ich seit unserem letzten gemeinsamen Essen keine Vegetarierin geworden bin“, sagt sie und das stimmt wahrscheinlich auch. Aber da sie seitdem überhaupt nichts mehr gegessen hat, ist diese Aussage nicht viel wert.

„Da das das letzte Mal war, dass du überhaupt etwas gegessen hast, ist diese Aussage irrelevant.“

„Da ist wieder dieses Wort, irrelevant“, sagt sie.

„Irrelevant“, forme ich das Wort mit meinen Lippen und mein Lächeln erreicht endlich mal wieder meine Augen und erweicht meinen Blick. Aber wieder einmal gewinnt meine Verzweiflung die Oberhand und ich werde ziemlich nervös. Ich fahre mir mit meinen Händen durchs Haar und mein Herz zieht sich wieder einmal zusammen. „Ana, nachdem wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, hast du mich verlassen. Ich bin nervös. Du weißt, dass ich dich zurückhaben möchte, aber bis jetzt … hast du noch nichts dazu gesagt“, sage ich und all meine Gefühle suchen sich ihren Weg aus meinem Körper.

Was erwartet sie? Ich bin unglaublich nervös und das ist eigentlich gar nicht meine Art! Ich bin immer ein hohes Risiko gegangen und habe Millionen von Dollar bei Geschäften, Verträgen und Abkommen ausgehandelt. Dabei war ich nie nervös, da ich voll in meinem Element war. Aber wenn es um Anastasia geht, ist alles anders. Meine Gefühle übermannen mich, mein Herz fängt an zu schlottern und mein Gehirn gönnt sich eine Auszeit, obwohl ich es doch so dringend bräuchte. Ich blicke sie eindringlich und abwartend an. Sie ist völlig verblüfft.

„Du hast mir gefehlt … echt gefehlt, Christian. Die letzten Tage waren …“, sagt sie, hält inne und sucht nach dem richtigen Wort. Schließlich entscheidet sie sich für „schwierig.“ Sie schluckt und sieht mich verstohlen an. In ihrem Blick liegen einige Emotionen, die ich nicht benennen kann. „Es hat sich nichts geändert. Ich kann nicht so sein, wie du mich möchtest“, presst sie hervor.

„Du  bist, wie ich dich möchte“, sage ich leidenschaftlich und mit sanfter, einfühlsamer Stimme.

„Nein, Christian, das bin ich nicht“, gibt sie zurück.

„Was letztes Mal passiert ist, hat dich aus der Fassung gebracht. Ich habe mich dumm verhalten und du … auch. Warum hast du nicht das Safeword benutzt, Anastasia?“ frage ich mit anklagendem Unterton. Darüber habe ich viel nachgedacht. Ich habe sie immer daran erinnert, dass sie das Safeword benutzen soll, wenn es ihr zu viel wird, aber sie hat es nicht getan. Sie sieht mich an, weiß aber anscheinend nicht, was sie sagen soll.

„Antworte mir“, flehe ich. 

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„Keine Ahnung“, lautet ihre Antwort zunächst. „Ich war überwältigt. Ich habe versucht, so zu sein, wie du mich willst, habe versucht, den Schmerz zu bewältigen, und nicht mehr dran gedacht. Ich hab’s einfach … vergessen“, flüstert sie beschämt und zuckt entschuldigend mit den Schultern.

Was? Ich bin letzte Woche durch die Hölle gegangen, weil sie schlicht und einfach vergessen hat, das Safeword zu benutzen? Oh Gott! Das ist niederschmetternd! Demütigend!

„Du hast es vergessen!” keuche ich entsetzt. So entsetzt, dass ich mich an die Tischkante klammere und sie anstarre. Als auch sie zu verstehen scheint, sinkt sie auf ihrem Stuhl zurück. Wir sind beide durch die Hölle gegangen, weil sie vergessen hat, das Safeword zu benutzen!

„Wie soll ich dir je vertrauen, Anastasia?“ frage ich mit tiefer Stimme. „Jemals?“ Ich habe ihr vertraut. Ich habe ihr mein Vertrauen geschenkt, ich habe erwartet, dass sie bestimmte Regeln befolgt, ich habe sie immer wieder daran erinnert. Wie konnte sie das tun?

Wir starren uns immer noch an, als der Kellner mit dem Wein zurückkehrt. Er schenkt mir etwas Wein ein und ich nehme automatisch einen Schluck.

„In Ordnung“, sage ich barsch.

Der Kellner füllt unsere Gläser und stellt die Flasche auf den Tisch. Als er die Spannung zwischen uns spürt, zieht er sich schnell zurück. Mein Blick klebt an Anastasia und die Spannung ist so stark, ich kann sie schon fast mit Händen greifen - Ich bin sprachlos. Alles, wozu ich in der Lage bin, ist sie anzustarren. Schließlich unterbricht Anastasia unseren Blickkontakt, greift nach ihrem Weinglas und nimmt einen großen Schluck, um sich womöglich Mut anzutrinken.

„Es tut mir leid“, flüstert sie. Was? Warum? Sagt sie das jetzt aus demselben Grund, wie in der Nacht, als sie mich verlassen hat? Wird sie mir gleich sagen ‚Das wird nicht funktionieren!‘ Ich habe Angst! War’s das jetzt?

„Was tut dir leid?“ frage ich alarmiert.

„Dass ich das Safeword nicht verwendet habe“, sagt sie und ich merke, wie mich die Erleichterung durchströmt. Es gibt immer noch Hoffnung! Dank Gott!

„Den ganzen Kummer hätten wir uns ersparen können“, murmele ich.

„Man merkt dir den Kummer nicht an. Du siehst gut aus“, sagt sie anklagend.  Ich sehe gut aus? Ich bin seitdem tausend Tode gestorben! Von vielen tausend einzelnen Nadelstichen malträtiert, die mir nur oberflächliche Wunden zugefügt haben. Ich bin langsam verblutet! Mein Herz wurde mir rausgerissen und vor meine Füße geworfen! Ich habe meinen Lebenssinn verloren! Und du glaubst, mir geht es gut, Anastasia? Wie falsch du liegst!

„Der äußere Schein kann trügen“, erwidere ich mit leiser Stimme. „Mir geht es alles andere als gut. Es kommt mir vor, als wäre die Sonne unter und fünf Tage lang nicht mehr aufgegangen, Ana. Als wäre ich in ewiger Dunkelheit gefangen“, sage ich und meine Stimme bricht. Ich bin einmal durch die Hölle gegangen, aufgebrochen, durchbrochen, verloren …

„Du hast gesagt, du würdest mich nie verlassen, aber sobald es beginnt, schwierig zu werden, bist du weg“, beschuldige ich sie.

„Wann habe ich das gesagt?“ fragt sie.

„Im Schlaf. Das war das Tröstendste, was ich seit Langem gehört habe, Anastasia. Ich konnte mich entspannen.“ Es war mein Rettungsanker, das Stückchen Hoffnung, an das ich mich geklammert habe.

Sie sagt nichts. Nichts! Sie sieht mich nicht an und greift nach ihrem Weinglas. Haben sich ihre Gefühle für mich geändert? Ich muss es wissen!

„Du hast gesagt, du liebst mich“, flüstere ich. „Gilt das jetzt auch noch?“ sage ich mit tiefer, sorgenvoller Stimme. ‚Bitte sag ja! Bitte sag ja! Bitte sag ja, Anastasia! Bitte!’ flehe ich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben!

„Ja, Christian“, sagt sie endlich und ich atme erleichtert aus. Bis dahin habe ich nicht einmal gemerkt, dass ich den Atem angehalten habe. Ich sehe sie an und in mir keimt die Hoffnung. „Gut“, murmele ich.

Ich weiß, dass ich letztes Mal ausgeflippt bin. Sie hatte mir endlich gesagt, dass sie in mich verliebt ist, als sie wach war und ich habe mich schlicht und einfach ihrer Liebe nicht würdig gefühlt. Aber jetzt weiß ich, dass ich mich nach ihrer Liebe sehne. Ohne ihre Liebe kann ich nicht leben! Ich brauche ihre Liebe so sehr, wie die Luft zum atmen!

Der Kellner kommt mit unserem Essen und stellt es vor uns auf dem Tisch ab. Daraufhin hastet er eilig davon, um der Spannung am Tisch zu entgehen.

„Iss“, befehle ich. Ich will, dass es ihr besser geht. Sie blickt ratlos auf ihren Teller hinab und isst keinen Bissen. Warum isst du nicht? Du wirst vor meinen Augen immer weniger, wie ein Eiswürfel in der Wüste! Die Wut in mir beginnt wieder zu brodeln.

„Ana, wenn du nicht isst, lege ich dich hier in diesem Restaurant übers Knie, und das hat dann nichts mit Lustbefriedigung zu tun. Iss!“ befehle ich ihr nachdrücklich.

„Ist ja gut. Ich werde etwas essen. Aber bitte lass deine juckende Hand in der Hosentasche“, sagt sie.

Ich starre sie weiterhin an. Ich möchte, dass sie endlich anfängt zu essen. Wieder blickt sie auf ihren Teller hinab und greift schließlich nach ihrem Messer und ihrer Gabel. Endlich schneidet  sie ein Stück von ihrem Steak ab und steckt es sich in den Mund. Nachdem sie anfängt zu kauen, merke ich wie die Erleichterung mich durchströmt. Nun nehme auch ich mein Messer und meine Gabel und wir essen beide schweigend. Sie blickt zu mir auf und bemerkt, wie ich sie während des Essens beobachte. Ich bin verrückt nach dieser Frau! Verrückt vor Liebe! Verrückt nach ihr! Verrückt nach allem, was sie tut! Zwischen uns besteht ein magisches Band. Ohne sie bin ich nichts.

„Weißt du, wer da singt?“ sagt sie und reißt mich aus meinen Überlegungen. Zum ersten Mal höre ich mir das Lied im Hintergrund bewusst an. Diese Stimme habe ich noch nie gehört, aber das Lied ist wunderschön.

„Nein … aber sie ist gut, wer auch immer sie ist“, sage ich lächelnd. 

Arms by Christina Perri

„Was ist?“ fragt sie.

Ich schüttele meinen Kopf. „Iss“, sage ich und gebe ihr nichts von meinen Gedanken preis.

Nachdem sie ungefähr die Hälfte ihres Tellers geleert hat, sagt sie, „Mehr schaffe ich nicht. Habe ich Ihrer Meinung nach genug gegessen, Sir?“

Ich starre sie an. Mir wäre es wirklich lieber, wenn sie alles aufessen würde. Sie ist so dünn. Ich antworte nicht und blicke auf meine Uhr, um zu überprüfen, ob Taylor schon hier ist. Wenn er noch nicht da ist, kann ich sie vielleicht noch dazu bringen, etwas mehr zu essen.

„Ich bin wirklich satt“, fügt sie hinzu und trinkt einen Schluck Wein.

„Wir müssen bald los. Taylor wartet, und du musst morgen Früh in die Arbeit.“

„Du auch“, gibt sie zurück.

„Ich komme mit viel weniger Schlaf aus als du, Anastasia“, sage ich. „Aber immerhin hast du etwas gegessen.“ Jetzt, da sie etwas gegessen hat, geht es mir besser.

„Fliegen wir denn nicht mit Charlie Tango zurück?“

„Nein, mir war nach einem Drink. Taylor holt uns ab. So habe ich dich im Wagen ein paar Stunden für mich. Was können wir schon tun außer reden?“ sage ich. Ich will, dass es funktioniert und ich werde alles tun, damit sie mir zuhört und mich alles erklären lässt.

Ich rufe den Kellner und bitte ihn, mir die Rechnung zu bringen. Dann greife ich nach meinem Blackberry und rufe Taylor an.

„Wir sind im Le Picotin in der Southwest Third Avenue“, sage ich, gebe ihm die Adresse und lege auf.

Anastasia sieht mich überrascht an. Mein schroffes Gespräch scheint ihr nicht zu gefallen.

„Du bist sehr schroff zu Taylor und den meisten Leuten.“

„Ich komme nur gern schnell zum Punkt, Anastasia.“

„Heute Abend bist du noch nicht zum Punkt gekommen. Nichts hat sich geändert, Christian“, sagt sie. In diesem Punkt irrt sie sich. Alles hat sich verändert, ich werde all meine Fehler beheben.

„Ich habe einen Vorschlag für dich“, antworte ich.

„Unsere Geschichte hat mit einem Vorschlag angefangen“, sagt sie fast schon höhnisch.

„Ein anderer Vorschlag“, sage ich. Ein großartiger Vorschlag, bei dem sie einfach nicht nein sagen kann. Sie muss zustimmen.

Der Kellner kommt mit der Rechnung zurück. Ich gebe ihm meine Kreditkarte und kann es kaum noch erwarten, hier rauszukommen. Ich blicke sie spekulativ an. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können … was, wenn? Heute Nacht werde ich alles in Ordnung bringen. Als der Kellner mit meiner Kreditkarte beschäftigt ist, bekomme ich eine Nachricht von Taylor. Er wartet draußen. Ich unterschreibe den Beleg, stehe auf und biete Anastasia meine Hand an.

„Komm. Taylor wartet draußen“, sage ich.

Wir stehen auf und sie legt ihre Hand in meine.

„Ich will dich nicht verlieren, Anastasia“, sage ich voller Leidenschaft und verteile zärtlich Küsse auf ihren Fingerknöcheln. Unsere Verbindung lässt mich vibrieren. Viele verschiedene Emotionen und ein immenses Verlangen durchströmen meinen Körper.

Als wir das Restaurant verlassen, steht mein Audi vor der Tür. Ich nehme Anastasias Hand und führe sie zum SUV. Ich gehe zur Fahrerseite und da Taylor ahnt, dass ich ihn um etwas bitten möchte, steigt er aus.

„Taylor, ich möchte, dass Sie ihren iPod benutzen und die Kopfhörer solange auflassen, bis ich Ihnen etwas anderes sage. Synchronisieren Sie ihn bitte mit dem Auto, damit ich sichergehen kann, dass er an ist.“

„Ja, Sir“, sagt er und stöpselt sich die Kopfhörer in meiner Gegenwart in die Ohren.

„Los geht’s!“

„Ja, Sir.“

Nachdem ich Taylor all meine Anweisungen übermittelt habe, setze ich mich wieder auf meinen Platz neben Anastasia. Sie  blickt mich fragend an. Ich setze lediglich mein Pokerface auf und gehe nicht darauf ein.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Anastasia mich beobachtet und meine Konturen untersucht, als ob sie mich zum letzten Mal sehen würde. Ich habe kein Problem damit, dass sie mich anstarrt, denn sie wird mich nicht verlieren, nicht wenn ich irgendetwas dagegen unternehmen kann …

Als Taylor schließlich seinen iPod mit der Soundanlage des Autos synchronisiert, erklingt eine sanfte Puccini Arie. 

O Mio Babbino Caro sung by Angela Gheorghiu

Er fädelt das Auto in den Verkehr und fährt Richtung Seattle auf die I5. Das ist meine Chance das Gespräch mit Anastasia zu beginnen. Taylor wird nichts davon mitbekommen. Ich drehe mich auf meinem Sitz, um Anastasia ins Gesicht blicken zu können.

„Wie gesagt, Anastasia, ich habe einen Vorschlag“, sage ich. Als ich das sage, blickt sie nervös zu Taylor. Es scheint ganz so, als würde sie sich schämen vor Taylor zu sprechen.

„Taylor kann dich nicht hören“, versichere ich ihr. Aber sie glaubt mir nicht.

„Wie das?“

„Taylor?“ rufe ich, aber er antwortet nicht. Ich rufe ihn noch einmal, aber er antwortet wieder nicht. Ich beuge mich nach vorn und tippe Taylor auf die Schulter. Daraufhin zieht er sich einen Ohrstöpsel heraus und reagiert auf meinen Kontakt.

„Ja, Sir?“ erkundigt er sich höflich.

„Danke, Taylor. Es ist alles in Ordnung. Sie können weiter Musik hören.“

„Sir“, antwortet er.

„Bist du jetzt zufrieden? Er hört Puccini über iPod. Vergiss, dass er da ist“, sage ich locker.

„Hast du ihn gebeten, seinen iPod einzustöpseln?“

„Ja“, antworte ich.

Sie schüttelt den Kopf, als würde sie versuchen, ein paar unliebsame Gedanken zu vertreiben. Dann entscheidet sie sich dafür mich zu fragen, „Okay, wie sieht dein Vorschlag aus?“

Jetzt ist es soweit. Ich werde all meine Karten auf den Tisch legen müssen, ihr alles offenbaren müssen. Ich setze mein Pokerface auf, ich bin im Geschäftsmodus und ich habe nicht vor, zu verlieren. Anastasia setzt ihr Ich-werde-verhandeln-also-biete-mir-besser-gleich-einen-vernünftigen-Deal-an-Gesicht auf. Sie ist ganz aufmerksam.

„Als Erstes eine Frage: Willst du eine feste Beziehung mit Blümchensex, ohne perverse Nummern?“ frage ich. In Sachen Sex hatten wir nie Probleme, sei es nun bei perversen Nummer oder Blümchensex. Aber ich möchte es genau wissen. Wenn ich ihre Hinweise richtig gedeutet habe, hat sie es doch ziemlich genossen. Aber das schafft keine Klarheit darüber, wie es in ihrem Herzen aussieht. Ich muss es aus ihrem Mund hören.

„Perverse Nummern?“ fragt sie schockiert und beschämt zugleich, da Taylor mit im Auto sitzt. Aber natürlich kann er uns immer noch nicht hören.

„Perverse Nummern“, bestätige ich. 

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Das ist es nun einmal und ich werde es beim Namen nennen.

„Ich kann nicht glauben, dass du das gesagt hast“, sagt sie und blickt nervös zu Taylor.

„Ja, dass habe ich. Antworte mir“, bitte ich sie ruhig und entschlossen. Ich muss jedes Detail unserer Beziehung klären, da sie nicht besonders gesprächig ist und ich werde alles tun, damit sie zu hundert Prozent glücklich ist.

Sie wird rot und blickt schüchtern auf ihre Hände hinab.

„Deine perversen Nummer gefallen mir“, flüstert sie leise und bestätigt damit mein Bauchgefühl. Mein innerer Sexgott macht vor Begeisterung einen Freudentanz. Das ist schon mal ein Anfang, ein erster Erfolg, aber ich muss noch einiges klarstellen.

„Das habe ich mir schon gedacht. Und was gefällt dir nicht?“ frage ich, um ihre Vorlieben und Abneigungen vollkommen zu verstehen. Sie sieht mich an und seufzt. Dann atmet sie tief ein, als ob sie ihre Angst herausspülen möchte. Es dauert lange, bis sie etwas sagt. Ich starre sie die ganze Zeit an und blinzele nicht einmal.

„Dass mir ständig körperliche Strafe droht“, sagt sie. Aber das bedeutet für jeden Menschen etwas anderen. Ich muss wissen, was es für sie bedeutet.

„Wie meinst du das?“ frage ich.

„Die Stöcke und Peitschen und all die anderen Sachen in deinem Spielzimmer jagen mir eine Heidenangst ein. Ich möchte nicht, dass du die bei mir benutzt“, sagt sie. Ich habe sie eh schon zerstört, deshalb ist es im Moment kein Thema.

„Okay, also keine Peitschen, Stöcke … oder Gürtel“, sage ich sarkastisch, da ich weiß, was zu unserer Trennung geführt hat.

Sie starrt mich verdutzt an und versucht sicherzugehen, ob sie mich richtig verstanden hat.

„Definierst du gerade die Hard Limits neu?“ frage sie, um sicherzugehen.

„Nicht grundsätzlich. Ich versuche nur, eine klarere Vorstellung davon zu bekommen, was du magst und was nicht“, erkläre ich. Als ich das sage, versteht sie, worauf ich hinaus will und antwortet.

„Ich habe ein Problem damit, dass du mir gern Schmerz zufügst, weil ich eine willkürlich von dir gesetzte Grenze überschritten habe“, sagt sie in einem Atemzug.

„Sie ist nicht willkürlich. Die Regeln sind schriftlich fixiert“, gebe ich zurück.

„Ich will keine Regeln“, sagt sie. Genau, wie ich es mir gedacht habe. Aber ein Mann kann ja immerhin verhandeln, ohne gleich preiszugeben, dass er Kompromisse eingehen wird.

„Überhaupt keine?“ frage ich noch einmal zur Sicherheit.

„Keine Regeln“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Verdammte Frau! Mit diesem Verhandlungsgeschickt solltest du für mich arbeiten. Wenn du mich schon auf die Knie bringen kannst, schaffst du das bei jedem.

„Aber es macht dir nichts aus, wenn ich dich versohle?“ frage ich.

„Womit?“ fragt sie und verengt ihre Augen. Sie ist ganz geschäftsmäßig und versucht, den besten Deal zu ergattern. Aber das ist gut. Sie sitzt nun gemeinsam mit mir am Verhandlungstisch und auch sie versucht nur das Beste zu erwirken.

„Hiermit“, sage ich und hebe meine Hand hoch. Daraufhin verändert sich ihre Haltung. Widerwillig rutscht sie auf ihrem Sitz hin und her. Sie scheint sich an die aufregenden Momente die wir gemeinsam hatten, zu erinnern. An die Momente, in denen ich meine Hand benutzt habe, um sie zu versohlen – in rein sexuellem Rahmen, zum Spaß.

„Nein, nicht wirklich“, antwortet sie und errötet. „Vor allem mit den Silberkugeln …“ Sie hält inne. Ihre Antwort lässt mich schmunzeln. Ich hatte also Recht. Sie genießt es, versohlt zu werden, wenn es in einem sexuellen Rahmen geschieht.

„Stimmt, das hat Spaß gemacht“, erinnere ich mich.

„Mehr als das“, murmelt sie zustimmend.

„Du kannst also ein gewisses Maß an Schmerzen ertragen?“ frage ich nach. Sie zuckt mit den Schultern.

„Ja, vermutlich“, antwortet sie. Ihre Atmung beschleunigt sich, ihre Brust hebt und senkt sich schnell.

Hmm … Es gibt also noch Hoffnung für uns und mein Herz setzt einen Schlag vor Aufregung aus. Ich streiche über mein Kinn und denke darüber nach, wie ich meinen Vorschlag am besten rüberbringen kann, sodass sie gar nicht nein sagen kann.

„Anastasia, ich möchte noch einmal von vorn anfangen“, sage ich und wünsche mir einen Neuanfang für uns beide. „Mit Blümchensex, und dann könnten wir vielleicht, wenn du mir mehr vertraust und ich meinerseits darauf vertrauen kann, dass du mir deine Bedürfnisse mitteilst, auch einige der Dinge tun, die ich gern mache“, sage ich und überbringe ihr meinen Vorschlag.

Sie starrt mich an, als ob sie mich nicht richtig verstanden hätte, völlig verblüfft und fassungslos. Damit hat sie allem Anschein nach nicht gerechnet. Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht. Ihr Ausdruck verrät nichts. Es sieht so aus, als hätte sie für einen Augenblick ihren Körper verlassen. Dennoch signalisiert ihr Gesichtsausdruck, dass sie unglaublich überrascht ist, dass ich bereit bin dies alles für sie zu tun … Schließlich findet sie ihre Stimme wieder und fragt, „Und was ist mit den Strafen?“

„Keine Strafen“, sage ich und schüttele meinen Kopf. Dafür habe ich mich bereits in der Nacht, in der sie mich verlassen hat, entschieden.

„Gar keine“, bestätige ich noch einmal.

„Und die Regeln?“ fragt sie.

„Kein Regeln“, sage ich. Baby, du kannst dir nicht vorstellen, wie weit ich gehen würde, um dich zurückzubekommen! Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe und für dich sorgen will!

„Überhaupt keine?“ fragt sie ungläubig. „Aber die brauchst du doch.“

„Dich brauche ich mehr, Anastasia. Die letzten Tage waren die Hölle. Mein Instinkt sagt mir, dass ich dich loslassen soll, dass ich dich nicht verdiene“, sage ich und seufze.

„Diese Fotos, die der Junge … José von dir gemacht hat“, korrigiere ich mich,  „… Ich kann nachvollziehen, wie er dich wahrnimmt. Auf den Bildern wirkst du so unbeschwert und schön. Du bist auch jetzt schön, doch ich sehe deinen Schmerz. Das Wissen, dass ich es bin, der ihn verursacht, macht mir zu schaffen. Aber ich bin egoistisch. Ich begehre dich, seit du in mein Büro gestolpert bist. Du bist wunderschön, aufrichtig, liebenswert, stark, geistreich, betörend unschuldig … Gott, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Ich bewundere und will dich, und die Vorstellung, dass irgendjemand sonst dich besitzen könnte, versetzt meiner dunklen Seele einen Stich.“

Darauf findet nicht einmal Anastasias spitze Zunge eine Antwort. Sie ist sprachlos. Ihre Brust hebt und senkt sich so schnell, als hätte sie gerade einen unglaublich harten Marathon hinter sich gebracht und würde jedes bisschen Luft gerade zu in ihre Lungen aufsaugen. Plötzlich scheint sie ihre Gedanken geordnet zu haben und die Worte strömen regelrecht aus ihrem Mund.

„Christian, warum glaubst du, eine dunkle Seele zu haben? Das sehe ich nicht so. Du bist traurig, ja, aber ein guter Mensch, großzügig und liebenswert, und du hast mich noch nie angelogen. Ich habe mir bisher keine Mühe gegeben“, antwortet sie und schockt mich damit ziemlich.

„Das letzten Samstag war ein Schock für mich. Es war wie ein Weckruf für mich. Mir ist klar geworden, dass du gar nicht richtig streng mit mir warst, dass ich nicht so sein kann, wie du mich möchtest. Als ich weg war, ist mir aufgegangen, dass der körperliche Schmerz bei Weitem nicht so schlimm war wie der Schmerz, sich von dir zu trennen. Ich würde dir ja gern Vergnügen bereiten, aber es fällt mir schwer“, bringt sie hervor.

„Du bereitest mir immerzu Vergnügen“, flüstere ich. „Wie oft muss ich dir das noch sagen?“

„Ich weiß doch nie, was du denkst. Manchmal bist du so verschlossen … wie eine Auster. Dann machst du mir Angst. Deshalb halte ich den Mund. Deine plötzlichen Stimmungsumschwünge verunsichern mich. Deine Stimmungen wechseln innerhalb von Nanosekunden. Es ist so verwirrend und ich darf dich nicht berühren, obwohl ich dir so gern zeigen würde, wie sehr ich dich liebe“, stößt sie zu meiner völligen Verblüffung hervor.

Ihre Liebeserklärung überrascht mich vollkommen. Ich habe gedacht, dass sie aufgehört hat, mich zu lieben. Und seitdem ich sie abgeholt habe, hat sie mir kein Zeichen gegeben. Ich war so voller Sorge. Aber was sie eben gerade gesagt hat, erleichtert mich ungemein, beruhigt den Tornado, der in mir wütet, seitdem sie mich verlassen hat. Nach einer Woche fühle ich mich nun zum ersten Mal ermutigt und wirklich glücklich. Wenn das nicht der Himmel ist, weiß ich nicht, wo er sonst sein soll! Ich blinzele in der Dunkelheit und bin mir nicht ganz sicher, ob ich sie wirklich richtig verstanden habe. Sie löst ihren Gurt und krabbelt auf meinen Schoß. Mit dieser Aktion schockt sie mich so sehr, dass sie mich auch mit einer Feder umhauen könnte. Sie umfasst meinen Kopf mit ihren Händen.

„Ich liebe dich, Christian Grey. Du bist bereit, für mich auf so vieles zu verzichten. Ich bin diejenige, die dich nicht verdient, und es tut mir leid, dass ich nicht all deine Bedürfnisse befriedigen kann. Vielleicht im Laufe der Zeit … Ich weiß es nicht … Ja, ich nehme deinen Vorschlag an. Wo soll ich unterschreiben?“ erklärt sie.

Wenn ich jetzt sterbe, würde ich als glücklicher Mann sterben! Sie hat nie aufgehört, mich zu lieben! Sie ist bereit, Zugeständnisse zu machen, meinen Bedürfnissen entgegen zu kommen. Oh, Gott! Danke! Danke, dass du mich gehört hast! Ich liebe diese Frau so sehr! Endlich verstehe ich, dass das alles nicht nur ein Traum ist, kein Streich, den mir mein Gehirn spielt. Anastasia liebt mich wirklich, mich! Diesen unbedeutenden Mann! Ich schlinge meine Arme um sie und drücke sie an mich.

„Oh, Ana!“ flüstere ich und vergrabe meine Nase in ihren Haaren, atme ihren Duft ein und küsse ihr Haar. Wir sitzen ineinander verschlungen, und hören ein besänftigendes Klavierstück, welches unsere Gefühle perfekt wiederspiegelt. Es ist ungemein friedlich. 

Bellas Lullaby from Twilight 

Sie kuschelt sich in meine Arme und schmiegt ihren Kopf in die Kuhle an meinem Hals. Ich streichle einfach über ihren Rücken und versuche, unsere verwüsteten Seelen nach den Vorkommnissen der letzten Woche, zu beruhigen.

„Berührungen sind ein Hard Limit für mich, Anastasia“, flüstere ich. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als von ihr berührt zu werden. Sie die Stellen meines Körpers erkunden zu lassen, die bislang niemand vor ihr berühren durfte. Aber ich kann es einfach nicht und es bringt mich fast um, dass ich es ihr verwehren muss!

„Ich weiß. Wenn ich nur wüsste, warum“, flüstert sie. Ich seufze. Sie verdient die Wahrheit. Sie hat so viele Zugeständnisse für mich gemacht und ich möchte ehrlich zu ihr sein.

„Ich hatte eine grässliche Kindheit. Einer der Zuhälter der Crackhure …“ sage ich mit leiser Stimme und verstumme. Die Anspannung erkämpft sich ihren Weg zurück in meinen Körper, als ich mich an die Tortur, die Bestrafungen und Prügel zurückerinnere. „Ich kann mich daran erinnern“, flüstere ich und erschaudere. Sie atmet scharf ein. Sie macht sich Sorgen um mich und schlingt ihre Arme enger um meinen Hals, als ob sie sicher gehen will, dass sie mich auch ja beruhigt, beschwichtigt und tröstet. Das ist die menschlichste und willkommenste Geste, die ich je von ihr bekommen habe. Sie liebt mich!

„Hat sie dich misshandelt? Also deine Mutter?“ fragt sie mit leiser, sorgenvoller Stimme.

„Nicht, dass ich wüsste. Sie hat mich vernachlässigt und mich nicht vor ihrem Zuhälter beschützt“, sage ich und denke an die Zeit zurück.

Ich schnaube und sage, „Am Ende war ich es, der sich um sie gekümmert hat. Nach ihrem Selbstmord hat es vier Tage gedauert, bis jemand uns gefunden hat … Das weiß ich noch“, sage ich. Genau genommen ist es ein Szenario aus meinen Albträumen, das sich immer und immer wieder nachts abspielt.

Anastasia schnappt entsetzt nach Luft. „Das ist wirklich ziemlich abgefuckt“, flüstert sie.

„Ja, in fünfzig Facetten“, murmele ich. Jetzt weiß sie noch mehr über meine Probleme und ich habe das Gefühl, dass dadurch noch mehr Barrieren zwischen uns gebrochen sind. Zur Antwort drückt Anastasia ihre Lippen gegen meinen Hals. Sie legt Trost und all ihre Liebe in diesen Kuss. Sie saugt meinen Duft ein, sucht nach einer Verbindung zwischen uns und berührt damit meine Seele. Mit ihr bin ich komplett. Ich schlinge meine Arme noch fester um sie und küsse ihr Haar. Mit ihr in meinen Armen bin ich ein glücklicher Mann. Im Moment gibt es nichts und niemand anderes, dass ich mehr will, als Anastasia in meinen Armen zu wissen.

Während ich sie so halte, schläft sie langsam und friedlich ein. Ich beobachte sie, streiche über ihr Haar, rieche ihren fraulichen Geruch, nach Seife, Natur und ihren ganz eigenen, einzigartigen Duft, Ana eben. Wie sehr ich sie liebe! Was ich nicht alles für sie tun würde! Das Wissen, dass sie nun wieder mir gehört, erleichtert mich ungemein. Ich würde am liebsten schreien oder vor Erleichterung tanzen. Aber nichts davon ist dem Ort an dem und der Zeit, in der wir uns befinden, entsprechend.

Genau so fahren wir nach Seattle und als wir schließlich durch die Stadt fahren, wacht Anastasia auf.

„Hey“, sage ich leise und sie blinzelt mich verschlafen  an.

„Sorry“, entschuldigt sie sich leise, blinzelt noch einmal, streckt sich und richtet sich auf. Sie ist immer noch in meinen Armen und ich habe nicht die Absicht, sie gehen zu lassen.

„Ich könnte dir bis in alle Ewigkeit beim Schlafen zusehen, Ana“, sage ich.

„Hab ich irgendetwas gesagt?“ fragt sie und scheint sich an ihre anderen nächtlichen Bekenntnisse zu erinnern.

„Nein. Wir sind fast bei dir“, sage ich und das scheint sie zu überraschen.

Wir fahren nicht zu dir?“ fragt sie.

„Nein“, antworte ich.

Sie setzt sich auf und sieht mich an. Sie versucht meinen Ausdruck zu entschlüsseln, als wäre es ein schwieriges Puzzleteil. „Warum nicht?“ hakt sie nach.

„Weil du morgen arbeiten musst“, erkläre ich ihr schlicht. Das ist schließlich die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze.

„Oh“, sagt sie und zieht einen Schmollmund. Obwohl sie nicht arbeiten müsste und sich einfach krank melden könnte, ist es mir lieber abzuwarten. Ich möchte, dass sie sich nach mir verzehrt, ich möchte, dass sie bettelt. Wenn ich jetzt nachgebe, würde es all meine Absichten zerstören. So müssen wir zwar beide eine süße Qual durchmachen, aber der Sex danach wird so viel intensiver und leidenschaftlicher sein.

Ich schmunzele sie an. „Warum, hattest du was anderes vor?“ frage ich verschmitzt.

Sie wird rot. Jap, sie hatte etwas anderes vor. „Na ja, vielleicht“, antworte sie.

Ihre Antwort bringt mich zum Schmunzeln. „Anastasia, ich werde dich erst wieder anfassen, wenn du mich darum bittest.“ 


Everything by Michael Bublé

Dieses Information scheint sie zu schockieren.

„Was!“ schreit sie.

„Damit du anfängst, wirklich mit mir zu reden. Wenn wir das nächste Mal miteinander schlafen, wirst du mir ganz genau erklären müssen, was du möchtest.“

„Oh“, sagt sie. Als Taylor vor ihrem Apartment parkt, schiebe ich sie von meinem Schoß. Ich steige aus dem Auto und halte ihr die Tür auf.

„Ich habe etwas für dich“, sage ich, während ich zum Kofferraum gehe und eine große Geschenkbox heraushole. Sie enthält all ihre Habseligkeiten; ihren Laptop, ihren Blackberry, ihr iPad und ihre Autoschlüssel. Sie sieht mich neugierig an.

„Mach’s erst drinnen auf“, sage ich.

„Du kommst nicht mit rein?“ fragt sie überrascht.

„Nein, Anastasia“, antworte ich.

„Wann sehen wir uns wieder?“ fragt sie und nach genau diesem Satz habe ich mich eine halbe Ewigkeit gesehnt.

„Morgen“, antworte ich. Und selbst Morgen ist noch zu weit entfernt. Aber ich möchte, dass sie bettelt, weil sie es nicht mehr abwarten kann.

„Morgen möchte mein Chef mit mir auf einen Drink gehen“, sagt sie und ich bin sofort alarmiert. Mein Ausdruck verhärtet sich. „Ach, tatsächlich?“ sage ich drohend. Dieser verdammte Bastard macht sich bereits an meine Frau ran. 


Next Contestant by Nickelback

„Zur Feier meiner ersten Arbeitswoche“, fügt sie schnell hinzu. Es gibt viele verschiedene Frauen, die für Männer arbeiten, aber sie gehen nicht alle einen trinken, um auf die erste Arbeitswoche anzustoßen. Außer natürlich der Typ will ihr an die Wäsche.

„Wo?“ frage ich.

„Weiß ich nicht.“

„Ich könnte dich von dort abholen“, antworte ich.

„Okay … ich werde dir eine Mail oder SMS schreiben.“

„Gut.“

Ich begleite sie zur Haustür und warte, dass sie ihre Schlüssel hervorholt. Ihr Anblick bewegt irgendetwas in mir. Ich beuge mich zu ihr, umfasse ihr Kinn und schiebe ihren Kopf zurück. Als mein Mund über ihrem schwebt, schließe ich die Augen und bedecke ihr Gesicht mit Küssen, kurz vor ihren Lippen halte ich inne. Ein lüsternes Stöhnen entweicht ihr. Sie will und erwartet mehr.

„Bis morgen“, flüstere ich.

„Gute Nacht, Christian“, flüstert sie voller Verlangen und Lust. Es funktioniert. Dieses Wissen bringt mich zum Lächeln.

„Rein mit dir“, befehle ich ihr und sie geht durch die Lobby.

„Ciao, ciao, Baby“, rufe ich ihr nach und gehe völlig erleichtert zum Auto zurück. Ich bin extrem neugierig, wie sie auf meine Entschuldigung und meine versteckte Liebeserklärung reagieren wird. Ich hoffe, sie liebt es. Ich hoffe, sie versteht, was ich ihr damit sagen will. Ich kann es einfach noch nicht aussprechen. Zumindest jetzt noch nicht.

Taylor fährt zügig zum Escala. Auch er scheint nach dem Horror der letzten Woche erleichtert zu sein. Er und Mrs. Jones mussten einiges durchmachen. Er setzt mich ab.

„Danke, Taylor“, sage ich und ein aufrichtiges Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus.

„Gern Geschehen, Sir“, antwortet er.

Ich gehe hinauf in mein Apartment, ziehe meine Klamotten aus und eine bequemere Pyjamahose an. Ich gehe in die Küche, gieße mir ein Glas Wein ein und gehe zum Piano. Zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit, möchte ich etwas Fröhliches spielen.

Ich höre, wie mein Blackberry auf dem Piano vibriert. Es ist Anastasia.

Von: Anastasia Steele
Betreff: iPad
Datum: 9. Juni 2011                       23:56 Uhr
An: Christian Grey

Du hast mich wieder einmal zum Weinen gebracht.
Ich liebe das iPad.
Ich liebe die Songs.
Ich liebe die British-Library-App.
Ich liebe dich.
Danke.
Gute Nacht.

Ana xx
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Ihre einfache Antwort erfreut mich sofort.


Von: Christian Grey
Betreff: iPad
Datum: 10. Juni 2011                    00:03 Uhr
An: Anastasia Steele

Freut mich, dass es dir gefällt. Ich habe mir selbst eins gekauft.
Wenn ich bei dir wäre, würde ich deine Tränen wegküssen.
Aber ich bin nicht bei dir – also geh schlafen.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Ich wünschte, ich wäre bei ihr, um sie in meinen Armen zu halten, um ihre Reaktion zu sehen, um ihre Tränen weg zu küssen. Aber ich muss warten. 

Possession by Sarah McLachlan

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Mr. Griesgram
Datum: 10. Juni 2011                    00:07 Uhr
An: Christian Grey

Sie klingen wieder herrisch, dazu vermutlich angespannt und mürrisch wie immer, Mr. Grey.
Ich wüsste da etwas, das Ihre Anspannung lockern könnte. Aber Sie sind ja nicht hier – Sie wollten mich nicht zu sich mitnehmen und erwarten von mir, dass ich Sie anbettle …
Träumen Sie weiter, Sir.


Ana xx

PS: Mir ist aufgefallen, dass Sie die Stalker-Hymne Every Breath You Take auf das iPad geladen haben. Mir gefällt Ihr Sinn für Humor, aber weiß Dr. Flynn Bescheid?
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Ich habe ihre spitze Zunge vermisst. Ich bin nun einmal kreativ, wenn es darum geht, angenehme Bestrafungen zu erteilen. 


Every Breath You Take by The Police


Von: Christian Grey
Betreff: Seelenruhe
Datum: 10. Juni 2011                    00:10 Uhr
An: Anastasia Steele

Meine liebste Miss Steele,

auch in Blümchensexbeziehungen wird versohlt. Für gewöhnlich in beiderseitigem Einvernehmen und in erotischen Situationen, aber ich wäre selbstverständlich mehr als bereit, eine Ausnahme zu machen.
Vermutlich erleichtert es Sie zu erfahren, dass Dr. Flynn meinen Sinn für Humor ebenfalls schätzt.
Bitte gehen Sie jetzt ins Bett, denn morgen werden Sie nicht viel Schlaf bekommen.
Übrigens - Sie werden betteln, glauben Sie mir. Und ich freue mich schon darauf.

Christian Grey
Angespannter CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Ich drücke Senden und wünsche mir mehr als sonst, dass sie hier wäre. Aber Geduld ist eine Tugend und dieses Mal möchte ich, dass sie bettelt und mich so sehr will, wie sie mich noch nie zuvor gewollt hat.

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Gute Nacht und süße Träume
Datum: 10. Juni 2011                    00:12 Uhr
An: Christian Grey

Sehr geehrter Mr. Grey,

da Sie mich so nett bitten und mir Ihre köstliche Drohung gefällt, werde ich mich mit dem iPad ins Bett legen, das Sie mir freundlicherweise geschenkt haben, und beim Schmökern in der British Library einschlafen, während ich der Musik lausche, die Ihre Gefühle ausdrückt.

Ana xx
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Ich liebe es, wenn sie mir nicht widerspricht. Ich liebe es,  wenn sie mit ihr diskutiert. Ich liebe es, wenn sie wütend ist. Ich liebe es, wenn sie mich liebt! Ich liebe sie einfach! Ich bin ein verliebter Mann!

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Von: Christian Grey
Betreff: Eine Bitte noch
Datum: 10. Juni 2011                    00:15 Uhr
An: Anastasia Steele

Träum von mir.

X

Christian Grey
Angespannter CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Zum ersten Mal seit einer Woche, jagt Anastasias Bild in meinem Kopf die Albträume davon. Ich schlafe friedlich und entspannt, ohne dass mich der Zuhälter oder der Schmerz, den er mir zugefügt hat, heimsucht. Ich träume nur von mir und Anastasia

Dream On by Aerosmith








2 comments:

Anonymous said...

Einfach genial aus der Sicht von Christian grey zu lesen. Ich freue mich auf mehr. Wann geht es weiter???

Anonymous said...

Wann geht es weiter???