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Saturday, November 30, 2013

BUCH 1 - Kapitel XXVII - Christian und Anastasia Fanfiction

Durch die Lüfte – Soar (or sore) with you

Kapitel XXVII

Übersetzer: Janine Heistmann



„Christian! Ich will die Erdbeere!” sagt sie, als sie ihre Hand nach etwas Unsichtbarem ausstreckt. Ich wache auf, weil sie um sich haut.

„Ich will den Käfig nicht!“ murmelt sie und ihre Stirn kräuselt sich im Schlaf. Das durchsickernde Licht der Stadt hüllt ihr Gesicht auf wundersame Weise ein. Ich bin fasziniert.

„Nimm es nicht weg, Christian! Ich will, dass … Nein!” stöhnt sie. Ich reibe über ihren Kopf, um sie zu beruhigen. Ich bin neugierig, wovon sie wohl träumt.

„Schhh!“ murmele ich sanft. Ihre Stirn entspannt sich wieder, ebenso wir ihr gesamtes Gesicht.

„Was? Geh nicht! Ich kann nicht!” Sie erzittert, während sie weiterschläft.

„Ich liebe dich! Verlass mich nicht! Ich habe Angst …”

I Melt With You by Nouvelle Vague

„Baby … Ich bin hier. Beruhige dich …”, sage ich zu ihr. Wieder reibe ich über ihr Haar, um sie zu beruhigen. In der Dunkelheit streckt sie den Arm nach mir aus. Ich nehme ihn und schlinge ihn um meinen Hals. Sie seufzt. Es ist der süßeste Klang.
„Ich würde sterben!“ Ihr Gesicht wirkt zerknirscht. „Ich würde sterben … Christian”, murmelt sie kaum hörbar.
Was? Warum?
„Verlass mich nicht …”, flüstert sie, während sie weiterhin schläft. „Ich will doch nur mehr …“ murmelt sie traurig.
Sie hat Angst, dass ich sie verlasse. Wie wenig sie doch nur über mich weiß. Wenn sie nur wüsste, dass es auch meine größte Angst ist. Aber ich könnte sie gar nicht verlassen. Ich bin körperlich gar nicht in der Lage dazu. Sie hat einen direkten Zugang zu meiner Seele.
„Ich werde nie …“, sie driftet weg. „nein. Ich werde dich nicht verlassen“, murmelt sie. Ich schließe die Augen und genieße dieses Wissen, diese Bestätigung, die sie mir gerade gegeben hat. Mitten im Schlaf. Sie hat es schon einmal gesagt, wie ich mich danach sehne, es aus ihrem Mund zu hören, wenn sie wach ist.
„Ich will das!“ Sie streckt ihre Hand, die um meinen Hals geschlungen ist, aus.
„Scchhh … Beruhig dich, Baby“, flüstere ich ihr ins Ohr. Langsam und gezielt streiche ich über ihr Haar. Sie beruhigt, entspannt sich. Seufzt. Langsam werden ihre Arme schlaff und bewegungslos. Vorsichtig klettere ich aus dem Bett. Ich könnte sie ewig ansehen, wie sie so schläft. Ich gehe jedoch, ziehe mich ganz in Schwarz an, um mich auf die Überraschung heute vorzubereiten. Ich lasse sie so lange wie möglich schlafen, aber für das, was ich geplant habe, muss ich mein Baby aufwecken.
„Anastasia!“ Ich versuche sie aufzuwecken.
„Nein“, stöhnt sie.
„Komm schon, Baby“, sage ich in normaler Tonlage.
„Nein. Lass mich dich anfassen“, stöhnt sie.
„Wach auf“, dränge ich sie.
„Nein“, murmelt sie und öffnet ihre Augen für einen kurzen Augenblick. Ich reibe meine Nase an ihrem Ohr und flüstere.
„Wach auf, Baby”, sage ich mit einem Lächeln und mit Genuss, da ich weiß, dass sie hier in meinen Armen ist.
„Oh … nein“, stöhnt sie und ihr Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse.
„Zeit aufzustehen, Baby. Ich werde jetzt das Licht auf dem Nachttisch an“, sage ich leise.
„Nein“, stöhnt sie wieder.
„Ich will die Dämmerung mit dir verjagen”, sage ich und küsse ihr Gesicht. Ihre Augenlider, ihre Nasenspitze, ihren Mund und schließlich öffnet sie ihre Augen. Sie blinzelt einen Moment, als das sanfte Licht der Lampe auf dem Nachttisch ihre Augen erreicht.
„Guten Morgen, meine Schöne“, murmele ich. Sie stöhnt und ich muss lächeln.
„Du bist nicht gerade ein Morgenmensch“, murmele ich. Sie blinzelt und blickt zu mir auf. Ich lehne mich über sie und lächele sie an. Ich bin vergnügt.
„Ich dachte, du wolltest Sex“, brummt sie. Was? Murrt sie deshalb so? Ist der Sex mit mir so schlecht, dass sie deswegen murren muss?
„Anastasia, ich will immer Sex mit dir. Es ist herzerwärmend zu wissen, dass es dir auch so geht“, sage ich trocken und voller Sarkasmus.
Sie starrt mich an, aber ich bin zu vergnügt, um mich von ihrer Reaktion beirren zu lassen.
„Natürlich will ich. Aber nicht so spät“, murmelt sie.
„Es ist nicht spät, es ist früh. Komm schon! Steh auf. Wir müssen los. Den Sex vertagen wir auf später.“
„Ich hatte so einen schönen Traum“, wimmert sie, als ob sie sich nach etwas sehnt, dass sie verloren hat.
„Wovon denn?“ frage ich. Mein Interesse ist geweckt.
„Von dir.“ Sie wird rot. Oh, das erregt meine Aufmerksamkeit umso mehr.
„Was habe ich diesmal gemacht?“ frage  ich.
„Versucht mich mit Erdbeeren zu füttern“, sagt sie. Ich lächele. Ich glaube, ich erinnere mich, dass sie das gesagt hat.
„Dr. Flynn wäre außer sich vor Begeisterung, wenn er das hören würde. Los jetzt, zieh dich an. Die Dusche kannst du dir schenken, das können wir später nachholen“, sage ich entschlossen.

Sie setzt sich auf und die Laken fallen herunter, bis zu ihrer Taille und enthüllen damit ihren nackten Körper. Meine Augen verdunkeln sich vor Verlangen und wenn ich tun würde, was ich im Moment tun möchte, verpassen wir unsere Chance den Sonnenaufgang einzufangen. Also werde ich mein Verlangen wohl zügeln müssen.

„Wie spät ist es?“, fragt sie.

„5:30 Uhr“, antworte ich.

„Ohh“, stöhnt sie, „fühlt sich an wie 3:00 Uhr.“

„Wir haben nicht  viel Zeit. Ich habe dich schon so lange wie möglich schlafen lassen. Komm.“

„Kann ich nicht wenigstens duschen gehen?“ fragt sie. Ich seufze.

„Wenn du jetzt duschen gehst, will ich mitkommen, und wir wissen beide, wie das
endet – damit, dass wir den Tag vergessen können. Komm jetzt.“ Wir können das später nachholen.

Ich bin ziemlich aufgeregt. Ich habe etwas für uns geplant, etwas das ich mit ihr teilen will. Das wird unser ‚mehr‘ sein. Sie lächelt mich daraufhin an.

„Was machen wir überhaupt?“ hakt sie nach.

„Es ist eine Überraschung. Das habe ich dir doch schon gesagt“, sage ich und grinse sie an.


Come Fly with Me by Frank Sinatra

„Okay“, antwortet sie, klettert aus dem Bett und sucht nach ihren Sachen. Sie findet sie auf dem Stuhl neben dem Bett. Außerdem habe ich ihr Jersey Boxershorts von mir hingelegt. Als sie das Ralph Lauren Etikett erkennt, grinst sie. Sie zieht sie an und ich grinse sie ebenfalls an. Das ist bereits das zweite Exemplar, das in ihrem Besitz ist. Irgendwie macht es mich ihr gegenüber noch besitzergreifender, da ich weiß dass etwas, dass so intim an meiner Haut war, nun ihre Haut bedeckt.

Da ich nun weiß, dass sie wach ist und sich anzieht, sage ich, „Jetzt, wo du wach bist, lasse ich dich eine Weile allein.“ Ich verlasse das Schlafzimmer und gehe ins Wohnzimmer. Weniger als zehn Minuten später kommt sie herein. Ich frühstücke gerade.

„Iss“, sage ich zu ihr. Sie isst nicht genug. Sie blickt mich verblüfft an.

„Anastasia“, sage ich streng. Sie sieht aus, als ob sie mit mir verhandeln will.

„Ich möchte nur ein bisschen Tee. Kann ich mir ein Croissant für später mitnehmen?“ Ich blicke sie spekulativ an und sie lächelt mich zur Antwort zuckersüß an.

„Verdirb mir nicht die Laune, Anastasia“, warne ich sie.

„Ich werde später etwas essen, wenn mein Magen wach ist. Gegen halb acht … okay?“

Sie sieht mich zuckersüß und erwartend an. Ein verschmitztes Glänzen breitet sich in ihren Augen aus, als ich sie anstarre.

„Am liebsten würde ich jetzt die Augen verdrehen“, sagt sie.

„Tu’s ruhig. Du würdest mir eine Riesenfreude damit bereiten“, sage ich streng. Sie blickt zur Decke herauf, als würde sie über meine Drohung nachdenken.

„Also gut“, sagt sie und wägt es ernsthaft ab, „Eine kleine Runde über dem Knie würde mich bestimmt aufwecken“, sagt sie, schürzt die Lippen und wägt ihre Möglichkeiten ab. Bei dieser Offenbarung fällt mir fast die Kinnlade herunter!

„Andererseits will ich nicht, dass dir allzu heiß wird und du dich überanstrengst. Schließlich bist du nicht an die Hitze hier unten gewöhnt“, sagt sie und zuckt locker mit den Achseln. Schließlich schaffe ich es wieder, meinen Mund zu schließen und verärgert auszusehen. Aber in Anastasias Gegenwart versage ich gewaltig. Sie ist in Spiellaune und ihre Bemerkung holt auch meine gute Laune wieder zurück.

„Sie schaffen es doch immer wieder, mich an meine Grenzen zu bringen, Miss Steele. Und jetzt trink deinen Tee“, befehle ich.

Sie blickt ihren Tee an und bemerkt das Twinings-Schildchen. Ein breites Grinsen breitet sich auf ihrem wunderschönen Gesicht aus. Sie setzt sich mir gegenüber und beobachtet mich, während sie ihren Tee schlürft.

Als ich mit meinem Frühstück fertig bin und sie mit ihrem Tee, verlassen wir den Raum. Ich werfe ihr ein Sweatshirt zu.

„Das wirst du brauchen“, sage ich und sie sieht mich verwirrt an.

„Vertrau mir“, erkläre ich ihr grinsend. Ich beuge mich zu ihr und küsse sie flüchtig auf die Lippen, dann ergreife ich ihre Hand und wir gehen hinaus.

Draußen ist es relativ kühl. Das Licht des sich ankündigen Sonnenaufgangs, lugt am östlichen Horizont hervor. Als wir vor dem Hotel ankommen, überreicht mir der Hotelbedienstete einen Schlüsselbund für ein protziges Sportauto mit Faltverdeck. Anastasia wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich mit einem Grinsen entgegne.

„Du muss wissen, Anastasia, manchmal macht es einfach Spaß, ich zu sein“, sage ich und grinse sie verschwörerisch an. Warum sollte es auch nicht? Ich bin hier mit der Frau, die ich begehre und für die ich Gefühle habe und dann machen wir auch noch ‚mehr‘ zusammen. Sie gibt mir Hoffnung. Sie ist diejenige, die mich wissen lässt, dass es auch anderes im Leben gibt, sie hilft mir, das Leben in all seiner Vielfalt zu erleben. Ich bin allerbester Laune. Ich öffne die Autotür und mit einer übertriebenen Verbeugung, lasse ich sie einsteigen. Dann gehe ich zur Fahrerseite herüber und steige ein.

„Wo fahren wir hin?“ fragt sie.

„Das wirst du schon sehen“, erzähle ich ihr und verrate nichts. Ich lasse den Wagen an und wir steuern auf den Savannah Parkway zu. Ich programmiere das Navigationsgerät, schalte den iPod ein und lasse ihn mit der Stereoanlage des Autos synchronisieren. Ein klassisches Orchesterstück erfüllt das Auto.

„Was ist das?“ fragt sie neugierig und mit süßer Stimme.

Es ist ein Stück aus meiner Lieblingsoper.

„Das ist aus La Traviata, einer Oper von Verdi“, antworte ich.

La Traviata by Pavarotti

„La Traviata? Davon habe ich schon mal irgendwo gehört, allerdings weiß ich nicht, wo. Was bedeutet es?“ fragt sie. Ich blicke sie kurz an und schmunzele.

„Na ja, wörtlich übersetzt heißt es ›die vom rechten Weg abgekommene Frau‹. Die Geschichte basiert auf Alexandre Dumas’ Roman Die Kameliendame“, erkläre ich ihr.

„Ah. Den habe ich gelesen“, sagt sie.

„Das dachte ich mir fast.“

„Die dem Untergang geweihte Kurtisane“, sagt sie und verlagert das Gewicht auf ihrem Sitz. „Eine ziemlich deprimierende Geschichte“, murmelt sie.

„Zu deprimierend? Willst du lieber etwas anderes hören? Es ist auf meinem iPod“, sage ich mit einem geheimnisvollen, wissenden Lächeln.
                    
Ich tippe auf den Bildschirm im Armaturenbrett zwischen uns und die Playlist kommt zum Vorschein.

„Such dir etwas aus“, sage ich und versuche mein wissendes Lächeln zu verbergen. Ich versage kläglich.

Sie tippt mit ihren Fingern auf dem Bildschirm und geht die Playlist durch. Sie scrollt herunter und nachdem sie gefunden hat, was sie sucht, drückt sie Play. Britney mit ihrem Club-Mix, Techno-Beat ertönt. Ich drehe die Lautstärke nach unten. Es ist kein Lied, das ich auf meinen iPod getan habe. Es war Leila, die den Song in die Liste eingefügt hat. Britney balzt mit sinnlicher Stimme.
„Toxic, ja?“ frage ich grinsend.

Toxic by Britney Spears


„Ich weiß nicht, was du meinst“, heuchelt sie voller Unschuld.

Ich drehe die Lautstärke noch mehr nach unten. Das ist kein Song, den ich auf meinen iPod machen würde.

„Ich habe diesen Song nicht auf meinen iPod geladen“, erzähle ich Anastasia beiläufig, aber wahrheitsgemäß. Dann drücke ich mit meinem Fuß das Gaspedal durch und verstecke ein kleines Lächeln, als sie in ihren Sitz zurückgeworfen wird. Wir fahren den Freeway entlang. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel. Sie verschränkt ihre Hände auf ihrem Schoß. Ich sehe, wie sich ihr Kiefer bewegt, sie aufeinanderbeißt. Sie knirscht mit ihren Zähnen und ihre Stimmung verschlechtert sich, als sie aus dem Fenster blickt. Oh, nein! Sie fragt sich, wer den Song auf meinen iPod geladen hat. Eifersucht und Neugier dringen aus ihren Poren. Als Britney „Who … who?“ singt, sieht sie noch verzweifelter aus.

„Es war Leila“, antworte ich auf ihre unausgesprochene Frage. Sie dreht sich zu mir und fragt, „Leila?“

„Eine Ex. Sie hat den Song auf meinen iPod geladen“, antworte ich. Sie lehnt sich gedankenverloren zurück und fragt dann, „Eine der fünfzehn?”

„Ja“, antworte ich.

„Was ist aus ihr geworden?“

„Wir haben Schluss gemacht?“ gebe ich zurück.

„Warum?“

Ich seufze. Ich möchte immer offen mit Anastasia sein. Ich möchte, dass sie weiß, dass sie etwas Besonderes ist und anders als die Frauen ist, mit denen ich zusammen war.

„Sie wollte mehr“, sage ich mit leiser Stimme und klinge fast so, als würde ich nur zu mir selbst sprechen. Der Satz hängt zwischen uns. Anastasia ist die einzige, bei der mich der Gedanke, ‚mehr‘ zu haben, nicht abschreckt.

„Und du nicht?“ fragt sie. Ich schüttele den Kopf.

„Bis ich dir begegnet bin, wollte ich nie mehr“, erkläre ich schlicht. Ich will, dass sie weiß, dass auch ich mehr will. Ich ertappe mich dabei, wie ich mehr begehre, mehr brauche, mehr will … aber nur mit ihr. Sie lässt das, was ich ihr eben gesagt habe, auf sich wirken.

„Und was ist aus den anderen vierzehn geworden?“ fragt sie.

„Willst du eine Liste haben? Geschieden, geköpft, gestorben?“ sage ich in fast schon höhnischem Ton.

„Du bist nicht Heinrich VIII“, sagt sie schmollend.

„Okay. Abgesehen von Elena hatte ich nur vier längere Beziehungen“, erkläre ich.

„Elena?“ fragt sie.

„Mrs. Robinson für dich“, ich lächele etwas. Ich erinnere mich an Elenas Reaktion, als ich ihr von ihrem Spitznamen erzählt habe. Ihr Gesicht wird vor Angst, Eifersucht, Wut … und ich weiß nicht, was noch, dunkel.

„Was ist aus den vier geworden?“ fragt sie und schüttelt den Kopf.

„So wissbegierig, so scharf auf Informationen, Miss Steele“, tadele ich sie scherzhaft, aber ich habe gerade das Gefühl, dass ich einiges offenlegen muss.

„Ja. Mr. Wann-bekommst-du-deine-Periode“, tadelt sie mich ebenfalls.

„Ein Mann muss über solche Dinge Bescheid wissen, Anastasia“, sage ich. Ich will sie nicht schwängern.

„Ach ja?“ erwidert sie.

„Ich schon“, sage ich.

„Warum?“

„Weil ich nicht will, dass du schwanger wirst“, sage ich aufgebracht.

„Das will ich auch nicht. Zumindest während der nächsten paar Jahre nicht“, sagt sie und überrascht mich. Sie will Kinder? Es ist zu früh, um über dieses beängstigende Thema zu sprechen.

„Wir waren bei den vier anderen. Was ist mit ihnen passiert?“ bedrängt sie mich und im Vergleich zum vorangegangenen Thema, ist dies eins, das ich beantworten kann.

„Eine hat sich in jemand anderen verliebt. Und die anderen drei wollten  -  mehr. Aber ich war nicht bereit dafür“, erkläre ich.

„Und der Rest?“ drängt sie. Gott! Sie sollte für mich arbeiten! Sie ist ganz schön überzeugungskräftig.

„Es hat eben nicht funktioniert“, sage ich. Nichts hat je diese tiefe innere Sehnsucht in mir gestillt, bis ich Anastasia getroffen habe. Sie blickt wieder aus dem Auto. Worüber denkt sie nach?

„Wohin fahren wir?“ fragt sie verwirrt und blickt hinaus auf die I-95

„Zu einem Flugplatz“, antworte ich.

„Aber wir fliegen doch nicht nach Seattle zurück, oder?“ keucht sie besorgt. Ihre Reaktion bringt mich zum Lachen. Natürlich nicht. Ich möchte die Dämmerung mit ihr verjagen.

„Nein, Anastasia. Jetzt werden wir meiner zweitliebsten Freizeitbeschäftigung
Nachgehen“, antworte ich.

„Zweitliebste?“ fragt sie und runzelt die Stirn.

„Ja. Meine liebste habe ich dir ja heute Morgen schon verraten“, sage ich, sie blickt mich an und grübelt über meine Aussage.

„Mich mit Ihnen zu vergnügen, Miss Steele. Das steht ganz oben auf meiner Liste. Auf jede erdenkliche Art und Weise“, sage ich mit all der Leidenschaft, die ich für sie empfinde.

„Das hat auf der Liste meiner perversen Freizeitbeschäftigungen auch einen der obersten Plätze“, murmelt sie und wird rot.

„Freut mich zu hören“, murmele ich trocken zurück.

„Wir fahren also zu einem Flugplatz?“ fragt sie. Ich grinse sie an. Wir sind sowieso schon fast da. Es ist also an der Zeit, sie in das Geheimnis einzuweihen.

„Segeln“, sage ich. Sie blickt mich fragend an.

„Wir werden die Dämmerung verjagen, Anastasia“, erkläre ich. Ich bin unglaublich beschwingt, da ich mein zweitliebstes Hobby mit ihr teilen werde und es unser ‚mehr‘ sein wird. Ich kann nichts anders, drehe mich zu ihr und grinse sie an. Mein Navigationsgerät weist mich an, rechts abzubiegen. Wir biegen auf einen Industriekomplex ein. Ich parke außerhalb eines großen weißen Gebäudes mit der Aufschrift BRUNS-WICK SEGELFLUGSCHULE.

Als ich den Motor ausschalte, drehe ich mich zu ihr und frage mit hoffnungsvoller Stimme, „Bist du bereit dafür?“

„Und du fliegst?“

„Ja“, antworte ich.

„Ja, bitte!“ sagt sie aufgeregt und ohne zu zögern. Daraufhin grinse ich sie an und beuge mich nach vorn, um meine Frau zu küssen.

„Noch eine Premiere, Miss Steele“, sage ich und steige aus dem Auto. Sie ist die erste Frau, die ich mitnehme und mit der ich mein Hobby teile. Ich gehe um das Auto herum und öffne die Tür.  Sie steigt aus und ergreift meine ausgestreckte Hand. Ich führe sie um das Gebäude herum. Dort finden wir das asphaltierte Rollfeld, auf dem einige Flugzeuge stehen. Taylor steht neben einem Mann mit Glatze und wilden Augen. Anastasia strahlt Taylor an und er lächelt freundlich zurück. Verdammt, ich möchte nicht, dass andere, geschweige denn meine Angestellten, meine Frau anschmachten!

„Mr. Grey, das ist Mark Benson, der Pilot Ihres Schleppflugzeugs“, stellt er den Piloten vor. Wir schütteln Hände und reden über die Windgeschwindigkeit, seine Richtung und andere wetterbedingte Umstände.

„Hallo Taylor“, höre ich Anastasia schüchtern murmeln.

„Miss Steele“, antwortet er und nickt. „Ana“, höre ich ihn, sich selbst korrigieren. Dann lehnt er sich zu ihr und flüstert ihr etwas zu, das ich nicht verstehen kann. Ich blicke sie finster an, sage jedoch nichts.

„Anastasia“, fordere ich meine Frau auf. „ Komm“, sage ich und strecke meine Hand aus.

„Bis dann, Taylor“, sagt sie lächelnd. Er salutiert ihr kurz und kehrt zum Parkplatz zurück.

„Mr. Benson, das ist meine Freundin, Anastasia Steele“, stelle ich dem Piloten meine Frau vor.

„Freut mich“, murmelt sie und sie schütteln Hände. Benson ist von Anastasia beeindruckt. Gott, wer ist das nicht? Und er lächelt.

„Gleichfalls“, sagt er zu ihr.

Mark Benson geleitet uns den Weg über das Rollfeld zur Startbahn.

„Womit werden Sie uns  heute ziehen, Mark?“

„Mit einer Blanik, Sir“, antwortet er.

„L13 oder L23?“, frage ich.

„Sie kennen sich aus mit Flugzeugen“, sagt er mit einem Grinsen.

„L23, Sir“, antwortet er.

„Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie die L23 der L13 vorziehen?“

„Sie wissen, dass die L13 hervorragende Flugeigenschaften hat, Sir. Ich meine, sie wurden zwar ursprünglich als Schulflugzeuge entworfen, eignen sich aber auch für Kunstflüge. Sie sind hervorragende Segelflugzeuge“, sagt er.

„Ich bin bereits vorher mit einer L23 geflogen”, erkläre ich und fühle mich völlig in meinem Element. „Ich würde sie auch bevorzugen. Die L23 ist ein zweisitziger Hochdecker in Ganzmetall-Bauweise. Ich habe meine Kunst- und Instrumentenflugausbildung in ihr absolviert. Womit werden Sie uns ziehen?“ frage ich und Mark strahlt von Ohr zu Ohr.

„Ich werde sie mit einer Piper Pawnee ziehen“, sagt er. Ich nicke voller Vorfreude. Ich liebe Flugzeuge und ich liebe Fliegen. Die Tatsache, dass ich gleich mit meiner Frau fliegen werde, fühlt sich an wie ein doppelter Orgasmus. Und das obwohl von Sex absolut nicht die Rede sein kein.

Das Flugzeug ist lang, schnittig und weiß mit orangenen Streifen. Das lange weiße Kabel ist an der Ein-Propeller-Maschine befestigt.

„Zuerst müssen wir den Fallschirm anlegen“, sagt Mark zu Anastasia.

„Das übernehme ich“, unterbreche ich ihn. Der Tag, an dem jemand anderes sie in ein Geschirr schnallt, wird der Tag sein, an dem die Hölle gefriert. Benson lächelt mich gefügig an.

„Ich werde etwas Ballast holen“, sagt Benson und geht zum Flugzeug.

„Dir gefällt es, mich in Dinge ein zuschnallen“, stellt sie trocken fest.

„Du hast ja keine Ahnung, wie gern ich das tue. Du musst einfach nur reinsteigen“, sage ich und sie tut es. Sie hält sich an meiner Schulter fest. Diese Berührung ist mir unangenehm und ich versteife mich. Dennoch bewege ich mich nicht. Ich möchte mich an ihre Berührungen gewöhnen. Sobald ihre Füße in den Schlingen sind, ziehe ich den Fallschirm hoch und sie steckt ihre Arme durch die Schulterriemen. Schnell und wirksam befestige ich das Geschirr und ziehe alle Riemen fest.

„So“, sage ich ruhig. Aber ich bin alles andere als das. Sie sieht in diesem festgeschnallten Fallschirm einfach heiß aus. Wenn ich nicht gleich fliegen würde, wäre ich schon längst mit ihr an einem ruhigeren Örtchen.

„Hast du deinen Haargummi noch?“, frage ich sie. Sie nickt.

„Soll ich sie zusammenbinden?“

„Ja“, antworte ich. Sie macht sie schnell zu einem Zopf zusammen.

„Rein mit dir“, befehle ich ihr. Sie soll ins Cockpit klettern. Doch sie macht Anstalten, sich auf den hinteren Sitz zu setzen und ich muss grinsen.

„Nein, auf den vorderen. Der Pilot sitzt hinten“, erkläre ich ihr.

„Aber kannst du so überhaupt etwas sehen?“

„Mehr als genug“, sage ich und mein Grinsen wird noch breiter.

Ich bin unglaublich glücklich, ihr mein Hobby, etwas, das ich sehr genieße, näherzubringen. Und die Tatsache, dass sie sich darauf freut, macht mich glücklich und beschwingt. Sie klettert hinein und setzt sich auf den vorderen Sitz. Ich beuge mich über sie und ziehe das Geschirr über ihre Schultern und fasse zwischen ihre Beine, um den unteren Teil des Gurtes hervorzuziehen. Ich schiebe ihn in den Verschluss an ihrem Bauch. Danach ziehe ich die restlichen Gurte fest. „Ganz schön heiß“, denke ich mir.

„Hm ... Gleich zweimal an einem Morgen. Ich bin ein echter Glückspilz“, flüstere ich und küsse sie kurz. „Es wird nicht allzu lange dauern ... zwanzig Minuten, höchstens eine halbe Stunde. Um diese Uhrzeit ist die Thermik nicht besonders gut, der Ausblick aber absolut sensationell. Ich hoffe, du hast keine Angst“, sage ich.

„Nein, ich bin nur aufgeregt“, strahlt sie mich an. Sie sieht sehr glücklich aus und grinst von Ohr zu Ohr.

„Gut“, sage ich und grinse sie ebenfalls an. Urplötzlich überkommt mich das Verlangen, ihre Wange zu streicheln. Sanft streiche ich über ihre Wangen und klettere dann hinter ihr auf meinen Sitz.

Mark Benson kehrt mit seinem heiteren Lächeln zurück, überprüft zuerst die Gurte an Anastasia und dann den Cockpitboden.

„Ja, alles sicher. Ist das ihr erster Mal?“ fragt er.

„Ja“, antwortet Anastasia.

„Sie werden begeistert sein“, sagt er.

„Danke, Mr. Benson“, sagt sie höflich.

„Nennen Sie mich Mark“, sagt er zu ihr. Dann dreht er sich zu mir und fragt, „Okay?“

„Yep. Los geht’s“, sage ich.

Ich bin überglücklich mit meiner Frau zu fliegen. Ihr meine Fähigkeiten in diesem Bereich zu zeigen, macht mich nervös. Mark schließt das Cockpit, geht zur Piper hinüber und klettert hinein.

Als die Ein-Propeller-Maschine startet, werden wir langsam über die Rollbahn gezogen. Als Zug auf das weiße Kabel kommt, werden wir plötzlich nach vorne gerissen und wir sind kurz in der Luft. Mark spricht mit dem Tower und die Piper nimmt immer mehr Fahrt auf und wir hinter ihr ebenso. Die Starts sind normalerweise etwas holprig, da es sehr kleine Flugzeuge sind. Als die Piper genug Tempo und Distanz aufgenommen hat, schwebt sie in der Luft, genau wie wir.

„Los geht’s, Baby!“ rufe ich Anastasia zu. Wir können das Rauschen des Windes hören und das ferne Brummen des Motors. Unter uns sehen wir den Freeway, die aufgehende Sonne, Wälder und Wohnhäuser der ausladenden Stadt. Eine außergewöhnliche Dämmerung ist am Horizont zu sehen und macht alles noch schöner. Das ist die ‚goldene Stunde‘ des Tages und die Tatsache, dass ich sie mit meiner Frau, meiner Anastasia, teile, macht es noch spektakulärer!

Als wir 3000 Fuß erreichen, informiert mich Mark über unsere Höhe und ich sage, „Loslassen“, in das Funkgerät. Sobald das Kabel gelöst ist, verschwindet die Piper aus unserer Sicht und wir werden nicht länger gezogen. Wir segeln einfach über Georgia.

Ich drehe das Flugzeug und neige es zur Seite, als wir uns kreiselnd der Sonne nähern. Wir schrauben uns dem Morgenlicht entgegen. Es ist einfach magisch.

„Halt dich fest!“ rufe ich und neige das Flugzeug wieder zur Seite. Aber dieses Mal fange ich es nicht auf und wir hängen kopfüber im Flugzeug. Wir gucken durch das Kabinendach auf die Erde. Anastasia kreischt laut vor Freude. Ich sehe, wie sie ihre Arme hebt und sie gegen das Plexiglas drückt, um nicht zu fallen. Ihre Reaktion bringt mich zum Lachen. Wir genießen beide den Moment und lachen wie verrückt. Ich drehe das Flugzeug wieder richtig herum.

„Nur gut, dass ich nicht gefrühstückt habe!“ ruft sie mir zu und ich stimme ihr zu.

„Ja, rückblickend betrachtet schon, weil ich das gleich noch einmal machen werde“, sage ich und drehe das Flugzeug wieder, bis wir kopfüber da hängen. Sie kichert und lacht laut. Ich bringe die Maschine wieder in die Gerade.

„Klasse, was?“ rufe ich Anastasia zu.

„Ja“, ruft sie zurück.

Nur ich und Anastasia. Wir beide in diesem beengten Raum und der unendliche Himmel über Georgia. Das frühmorgendliche Licht hat etwas Majestätisches. Wenn der Himmel tatsächlich existiert, befinde ich mich gerade darin. Was will ich mir?

„Siehst du den Steuerknüppel vor dir?” rufe ich ihr zu.

„Halt ihn fest!“ Ich möchte, dass sie kurz die Kontrolle übernimmt.

„Was? Nein!“ sagt sie verängstigt.

„Mach schon, Anastasia. Halt ihn fest!“ dränge ich sie  vehement.

Schließlich greift sie danach.

„Halt ihn fest und ganz gerade. Siehst du die Anzeige vor dir? Die Nadel muss genau in der Mitte sein“, unterrichte ich sie. Sie macht, was ich gesagt habe und lotst das Segelflugzeug.

„Braves Mädchen!“ ermutige ich sie vergnügt.

„Es wundert mich, dass du mir die Kontrolle überlässt!“ brüllt sie.

„Du würdest staunen, was ich dir sonst noch so alles überlassen würde, Miss Steele.  Aber jetzt übernehme ich wieder“, sage ich und habe das Flugzeug wieder unter Kontrolle. Was würde sie tun, wenn sie über die Tiefe meiner Gefühle Bescheid wüsste? Würde es sie verschrecken? Ich habe keine Erfahrungen damit und die Tiefe meiner Gefühle, ängstigt mich bis tief in mein Inneres. Ich bin damit nicht vertraut. Es ist Neuland für mich. Und die Tatsache, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben lang versucht habe, jegliche Emotionen zu vermeiden, macht diese Erfahrung noch nervenaufreibender und zugleich doppelt so schön.

Nachdem ich wieder die Kontrolle über das Flugzeug habe, steigen wir einige Meter herab. Daraufhin bereite ich das Flugzeug auf die Landung vor und leite den Sinkflug ein. Ich funke den Tower an.

„BG N Papa Drei Alpha an BMA Tower. Gegenanflug für die null sieben Gras“, sage ich selbstbewusst. Der Tower erteilt mir die Erlaubnis zu landen. Wir segeln in großen Kreisen hinab, nähern uns langsam der Erde. Langsam kann man den Flughafen und die Landebahn wieder erkennen. Wir steigen immer weiter hinab und überqueren die I-95. Da die Landung kurz bevorsteht, warne ich Anastasia:

„Gut festhalten, Baby. Könnte ein bisschen ruppig werden.“

Ich lasse das Flugzeug noch ein weiteres Mal kreisen und bringe es zum Sinken. Wir kommen mit einem kurzen Rumpeln auf dem Boden auf und rasen dann über das Gras, bis ich das Flugzeug zum Stoppen bringe. Das Flugzeug schwankt leicht und kippt dann zur Seite. Sobald wir zum Stillstand gekommen sind, öffne ich den Cockpitdeckel, klettere heraus und strecke meine Beine. Dann gehe ich zurück zu meiner Frau und frage sie „Wie fandst du es?“ Ich bin so glücklich, wie ich es nur sein könnte und grinse wie ein Teenager. Ich beuge mich herunter und löse ihre Gurte.

„Unglaublich. Danke“, flüstert sie glücklich.

„War es mehr?“ frage ich und hoffe, dass es das war.

„Viel mehr“, flüstert sie und ich bemerke, dass ich den Atem anhalte. Ich atme aus und muss sie angrinsen. Ich kann einfach nicht anders.

„Komm“,  ich strecke ihr meine Hand hin und sie klettert aus dem Cockpit.

Als ihre Füße den Boden berühren, greife ich nach ihr und ziehe sie an mich. Plötzlich sind meine Hände in ihren Haaren, ziehen daran und bringen sie dazu, ihren Kopf nach hinten zu neigen. Meine andere Hand wandert gemächlich ihr Rückgrat hinab. Ich küsse sie lang und mit aller Leidenschaft. Meine Zunge drängt in ihren Mund und meine Atmung beschleunigt sich. Meine Leidenschaft nimmt noch weiter zu und meine Erektion ist wie ein Zelt, das sich versucht, seinen Weg aus meiner Hose zu bahnen. Ich bin kurz davor sie hier zwischen dem Flugzeug und Rollbahn 3 zu nehmen. Ihrer Reaktion nach zu schließen, ist es ihr völlig egal, ob ich sie hier gleich an das Flugzeug gelehnt, oder doch auf dem Gras nehme. Ihre Hände verflechten sich mit meinen Haaren und wir sind miteinander verankert. Sie will mich, jetzt und das macht es für mich umso schwerer, aufzuhören. Schließlich habe ich genug Kontrolle, um zurückzutreten und sie anzusehen. Meine Augen sind vor wilder Leidenschaft dunkel. Sie sind voller rauer, sinnlicher Lust und Wollust. Sie ist genauso atemlos wie ich.

„Frühstück”, flüstere ich heiser, obwohl ich weiß, dass sie mir als Frühstück, Mittag- und Abendessen zusammen, genügen würde. Sie keucht, als hätte ich gesagt, „Sex. Hier. Auf dem Gras!”  Warum verlieren wir beide in Gegenwart des anderen nur den Verstand? Aber ich weiß, dass das ‚Warum‘ nicht entscheidend ist. Ich möchte nicht, dass das jemals aufhört. Ich drehe mich um und ergreife ihre Hand, als wir zum Auto zurückgehen.

„Was ist mit dem Flugzeug?“ fragt sie.

„Jemand wird sich darum kümmern“, sage ich. Sie werden es schleppen müssen. „Jetzt werden wir erst einmal etwas essen“, sage ich. Ich will sie, sie will mich, aber sie muss auch etwas essen.

„Komm“, ich lächele. Ich bin überglücklich. Wer hätte gedacht, dass ‘mehr’, so so viel mehr mit ihr sein würde? Wir gehen Hand in Hand und breit grinsend zurück zum Auto, als hätten wir gerade unsere Geschenke unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt. Es ist ein perfekter Tag!

It's a Beautiful Day - U2

Sobald meine Frau ins Auto gestiegen ist, bringe ich sie dazu sich anzuschnallen und steige selber ins Auto. Ich verlasse den Parkplatz und fahre auf die I-95 Richtung Savannah. Unterwegs klingelt ihr Handy. Sie stellt es aus.

„Was ist denn das?“ frage ich neugierig und blicke sie an. Ruft sie etwa jemand an und sie will nicht, dass ich es mitkriege? Sie kramt in ihrer Handtasche.

„Das Signal für meine Pille“, murmelt sie, und wird rot. Sie kümmert sich, was mich unglaublich glücklich macht. Sie befolgt die Anweisungen und nimmt ihre Pille.

„Sehr schön. Gut gemacht. Ich hasse Kondome“, sage ich und sie wird noch roter, wenn das überhaupt möglich ist. Sie dreht sich zu mir, sieht mich an und murmelt, „Ich fand es schön, dass du mich Mark als deine Freundin vorgestellt hast.“

„Wieso? Bist du das denn nicht?“ sage ich und hebe eine Augenbraue.  Sie wird nie eine gute Sub sein. Aber ich will ja mehr mit ihr. Sie ist meine Freundin.

„Bin ich das? Ich dachte, du willst eine Sub“, erwidert sie.

„Das dachte ich auch, Anastasia, und daran hat sich nichts geändert. Aber ich habe dir ja bereits gesagt, dass ich mir auch noch etwas anderes wünsche. Mehr“, sage ich und sie ist sprachlos.

„Es freut mich sehr, dass du mehr willst“, flüstert sie.

„Wir wollen doch, dass Sie zufrieden sind, Miss Steele“, sage ich grinsend und biege auf den IHOP Parkplatz ab.

„IHOP?“ sie grinst mich ebenfalls an. Als ob ich nicht in einem Fastfood Restaurant essen könnte.

Ich steige aus und gehe zur Beifahrerseite hinüber, um ihre Tür zu öffnen. Ich strecke ihr meine Hand entgegen und sie ergreift sie. Es ist noch früh, 8:30 Uhr, und noch ziemlich ruhig im Restaurant. Man kann den Pfannkuchen Teig, Röstis und die Reinigungsmittel, die sie hier zum Saubermachen benutzen, riechen. Ich führe sie in eine ruhige Ecke.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du in solchen Restaurants isst“, sagt sie, als sie sich setzt.

„Mein Dad hat uns immer mitgenommen, wenn meine Mom bei einem Kongress war. Das war unser Geheimnis.“ Ich lächele, als ich mich daran erinnere. Ich greife nach der Speisekarte und überfliege sie. Sie sieht mich mit gierigen Augen an und ich weiß, was sie will. Es hat überhaupt nichts mit essen zu tun.

„Ich weiß schon, was ich will“, flüstere ich mit tiefer und rauer Stimme.

Sie sieht zu mir auf. Ich blicke sie eindringlich an und spreche damit direkt zu ihrer inneren Göttin. Sie blickt mich ebenfalls an, als würde sie einem unausgesprochenen Ruf meinerseits nachkommen.

„Ich will das, was du willst“, flüstert sie. Ich sauge scharf die Luft ein.

„Hier?“ frage ich spekulativ und hebe eine Augenbraue. Ich lächele sie anzüglich an. Meine Zähne fangen die Spitze meiner Zunge ein und halten damit effektiv meine unausgesprochenen Worte zurück. Aber dafür übernehmen unsere Blicke die Unterhaltung. Ihre Unterlippe wandert in die Fänge ihrer Zähne. Auf meinem Gesicht zeichnet sich der Ich-will-dich-jetzt-ficken-Blick ab und mein Blick wird noch dunkler.

„Nicht auf der Lippe kauen“, befehle ich ihr. „Nicht hier, nicht jetzt.“ Meine Augen nehmen einen härteren Ausdruck an. Ich fühle mich wie ein Gefäß, das bis obenhin gefüllt ist. Ein weiterer Tropfen würde reichen, um zum Überlaufen zu führen. Ich könnte für keine meiner Handlungen garantieren. Ich habe keine Lust den Rest des Morgens wegen anzüglicher Handlungen im Gefängnis zu verbringen. „Reiz mich nicht auch noch, wenn ich dich hier drin schon nicht haben kann“, flüstere ich bestimmt.

„Hi, ich bin Leandra. Was kann ich … Ihnen … an diesem schönen Morgen … bringen …?“ sagt die Kellnerin und ihr versagt die Stimme. Aus irgendeinem Grund stottert sie vor sich hin. Ich blicke Anastasia an, die die verunsicherte Kellnerin beäugt. Anastasia Blick verdunkelt sich vor Eifersucht und Besitzgier. Die Frau muss mich wohl anstarren, aber das ist mir scheißegal. Sie sieht wie eine Löwenmutter aus, deren Kinder bedroht werden. Es ist überaus heiß. Wenn sie jemand anstarren würde, würde ich genauso reagieren. Aus irgendeinem Grund macht sie das für mich nur noch umso begehrlicher.

„Anastasia?“ frage ich sie und bin nicht in der Lage, die Lust, die Gier und diese sexuelle Andeutung aus meiner Stimme zu verbannen. Sie schluckt und antwortet.

„Ich habe doch schon gesagt, dass ich dasselbe will wie du“, sagt sie mit weicher, tiefer Stimme und steigert mein Verlangen nach ihr um das Zehnfache. Die Kellnerin blickt abwechselnd zu mir und dann wieder zu Anastasia. Sie läuft so rot an, dass es schon so unnatürlich aussieht, wie ihr Haar.

„Brauchen Sie vielleicht noch ein paar Minuten?“ fragt sie.

„Nein. Wir wissen, was wir wollen“, sage ich und kann ein Lächeln nicht länger unterdrücken, das die Doppeldeutigkeit meines Satzes verrät. Die Kellnerin wird verstehen, was wir wollen, aber nur meine Frau wird wissen, was ich eigentlich damit gemeint habe.

„Wir nehmen zwei Portionen Buttermilchpfannkuchen mit Ahornsirup, dazu eine Extraportion Speck, zwei Gläser Orangensaft, schwarzen Kaffee mit Magermilch und einen English Breakfast Tea, falls Sie welchen haben“, sage ich, ohne den Blick von Anastasia abzuwenden.

„Danke, Sir. Sonst noch etwas?“ flüstert Leandra. Wir drehen uns beide zu ihr um und starren sie an, sie wird noch roter und hastet davon.

„Es ist absolut unfair“, sagt Anastasia und blickt auf die Resopaltischplatte hinab. Ihre Finger fahren das Muster des Tisches nach und sie bemüht sich möglichst lässig zu klingen.

„Was ist unfair?“, frage ich neugierig.

„Wie du die Leute um dich herum außer Gefecht setzt. Frauen. Mich“, sagt sie leise.

„Setze ich dich etwa außer Gefecht?“ frage ich wieder neugierig. Sie schnaubt sogar.

„Ununterbrochen“, antwortet sie schlichtweg,

„Reine Optik, das ist alles, Anastasia”, sage ich milde.

„Nein, Christian. Es ist viel mehr als das“, sagt sie leidenschaftlich. Meine Augenbraue hebt sich, da ich ihren Effekt auf mich kenne.

„Dabei sind Sie diejenige, die mich außer Gefecht setzt, Miss Steele. Ihre
Unschuld, die aus der Masse der Gewöhnlichkeit hervorsticht“, sage ich.

„Hast du deshalb deine Meinung geändert?“ fragt sie.

„Meine Meinung geändert?“ gebe ich verwirrt zurück.

„Ja. Über … äh … uns?“ Ich streiche mir über mein Kinn und denke über ihre Frage nach. Was hat sich bei uns verändert?

„Ich glaube nicht, dass ich generell meine Meinung geändert habe. Wir mussten nur unsere Parameter neu festlegen, unsere Kampflinien neu ziehen, wenn man so will. Inzwischen bin ich ziemlich sicher, dass es mit uns funktionieren wird. Ich will, dass du dich mir innerhalb meines Spielzimmers unterordnest, und ich werde dich bestrafen, wenn du gegen die Regeln verstößt. Abgesehen davon kann man über alles reden. Das sind meine Voraussetzungen. Was sagst du dazu?“ stelle ich ihr meinen neuen Vorschlag vor.

„Also werde ich auch weiterhin mit dir schlafen? In deinem Bett?“ fragt sie hoffnungsvoll.

„Willst du das?“ frage ich.

„Ja“, stellt sie klar.

„Einverstanden. Außerdem schlafe ich sehr gut, wenn du neben mir liegst. Das hätte ich nicht gedacht“, sage ich und hebe eine Augenbraue. Ich weiß, dass ich keine Albträume mehr hatte, seitdem sie in meinem Bett schläft. Sie ist wie mein persönlicher Talisman, der mich vor den immerwährenden Albträumen über den Zuhälter beschützt.

„Ich dachte, du verlässt mich, wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was du dir vorstellst“, gibt sie flüsternd zu.

„Ich werde dich nicht verlassen, Anastasia. Außerdem …“ Nachdenklich halte ich inne. Wie könnte ich dich verlassen? Ich bin derjenige, der sich davor fürchtet, von dir verlassen zu werden. Ich bin derjenige, der nicht ohne dich sein kann. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wozu ich zustimmen würde, um weiter in deiner Nähe zu sein. Doch diese Gedanken bleiben unausgesprochen. Dann spreche ich weiter, „Wir halten uns an deinen Vorschlag – den Kompromiss. So wie es in deiner Mail an mich stand. Und bisher komme ich gut damit klar.“

„Ich freue mich sehr darüber, dass du auch mehr willst“, murmelt sie schüchtern.
„Ich weiß“, sage ich. Sie hat es oft genug gesagt, während sie geschlafen hat.
„Woher?“ fragt sie.
„Vertrau mir. Ich weiß es einfach”, sage ich und grinse sie an. Sie sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und versucht herauszufinden, was ich damit gemeint habe. Leandra, unsere Kellnerin, kommt mit unserem Frühstück zurück. Und ausnahmsweise isst Anastasia einmal alles auf, was sie auf ihrem Teller hat. Zufrieden beobachte ich sie beim Essen. Es scheint sie zu nerven, dass ich so einen glücklichen Eindruck mache, nur weil sie isst.

„Darf ich mich revanchieren?” fragt sie nach dem Frühstück.

„Wofür?“ frage ich sie.

„Indem ich fürs Frühstück bezahle“, sagt sie. Oh nein! Es gefällt mir nicht, wenn meine Frau für irgendetwas bezahlt.

„Ganz bestimmt nicht“, knurre ich.

„Bitte. Ich möchte es aber gern“, sagt sie und ich blicke sie finster an.

„Versuchst du, mich völlig zu entmannen?“ sage ich.

„Das ist wahrscheinlich das einzige Restaurant, in dem ich’s mir leisten kann, die Rechnung zu übernehmen“, bittet sie mich

„Das ist sehr lieb von dir, Anastasia, wirklich. Aber ich bezahle“, sage ich. Sie kräuselt die Lippen, als sie meine Antwort hört.

„Vorsicht“, drohe ich ihr und meine Augen funkeln bedrohlich.

Ich bezahle und wir gehen zurück zum Auto. Sie sieht mich immer noch böse an.

„Sei nicht so“, flüstere ich sanft. „Ich bin daran einfach nicht gewöhnt. Ich mag es, mich um dich zu kümmern. Verdirb mir nicht die Laune, Anastasia. Ich bin glücklich, wenn ich diese kleinen Dinge für dich tun kann. Okay?“ sage ich und versuche sie zu beruhigen. Dann küsse ich sie auf die Lippen. Sie kann nicht anders und lächelt. Dann steigt sie ein und ich fahre sie zurück zum Haus ihrer Mutter.

Sie sieht mich an, als würde sie mich fragen wollen ‚Woher weißt du wo meine Mutter wohnt?‘, entscheidet sich aber dagegen, da sie über meine Fähigkeiten Bescheid weiß.

„Willst du mit reinkommen?“ fragt sie schüchtern.

„Ich muss arbeiten, Anastasia, aber wir sehen uns heute Abend. Um wie viel Uhr?“ frage ich. Sie sieht enttäuscht aus. Es macht mich glücklich, dass sie mich will und dass sie glücklich ist, dass ich hier bin. Sie ist nicht glücklich, dass sie mich den Tag über nicht sehen wird, obwohl ich ja heute Abend schon wieder hier bin. In meiner dunklen Seele eröffnen sich unendliche Weiten.

„Danke … für das mehr“, sagt sie.

„Es war mir ein Vergnügen, Anastasia“, gebe ich zurück. Ich küsse sie und sie saugt meinen Geruch tief ein. Es ist solch eine berauschende Verbindung. Meine Frau in meinen Armen und sie versucht, mich auf jede erdenkliche Art und Weise zu spüren.

„Wir sehen uns später“, sagt sie hoffnungsvoll.

„Darauf kannst du wetten“, flüstere ich.

Als ich losfahre, winkt sie mir zu und sieht in meinem Sweatshirt irgendwie verloren aus. Ich fahre zurück zum Hotel und rufe Taylor unterwegs an.

„Ja, Sir“, antwortet er nach dem ersten Klingeln.

„Wo sind Sie?“

„Ich bin im Hotel, Sir. Ich habe mich um die Angelegenheiten mit Mr. Benson gekümmert. Außerdem habe ich im Hotel einen Konferenzraum für ihr Meeting reserviert. Die Vertreter der Firma sind bereits hier, Sir.“

„Ok. Ich bin in fünfzehn Minuten da. Warten Sie in der Lobby auf mich“, sage ich.

„Ja, Sir“, antwortet er und ich lege auf.

Nachdem ich aufgelegt habe, ertönt Voi Che Sapete aus „Die Hochzeit des Figaro“. Was für ein passender Song, der meine Gefühle für Anastasia genau wiederspiegelt. 

Voi Che sapete-Opera by Mozart sung by Maria Ewing

Auf der Fahrt zum Hotel denke ich nur an meine Frau und freue mich schon darauf, heute Abend mehr Zeit mit ihr im Haus ihrer Mutter zu verbringen.

Als ich am Hotel ankomme, überreiche ich dem Hoteldiener die Schlüssel und gehe in die Lobby. Wie üblich wartet Taylor auf mich. Er bringt mich auf dem Weg zum Konferenzraum auf den neuesten Stand, als mein Blackberry vibriert. Ich halte meine Hand hoch, um Taylor zu bedeuten, dass er kurz warten soll. Es ist eine Nachricht von Anastasia. Ich grinse wie ein Idiot und dass genau vor meinem Sicherheitsmann.


Von: Anastasia Steele
Betreff: Durch die Lüfte
Datum: 2. Juni 2011                       10:21 Uhr EST
An: Christian Grey

Manchmal verstehst du es wirklich, einem Mädchen zu zeigen, wie man sich anständig
amüsiert.

Danke.

Ana X

Hastig tippe ich eine Antwort. Ich bin in Spiellaune, was mir, wenn es um Anastasia geht, häufig passiert.


Von: Christian Grey
Betreff: Durch die Lüfte
Datum: 2. Juni 2011                       10:25 Uhr EST
An: Anastasia Steele

Und definitiv besser, als dir beim Schnarchen zuzuhören. Ich habe mich auch gut amüsiert.

Aber das tue ich ja immer, wenn du bei mir bist.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Sie sinnt auf Rache. Oh, sie ist ganz schön angriffslustig!


Von: Anastasia Steele
Betreff: SCHNARCHEN
Datum: 2. Juni 2011                       10:27 Uhr EST
An: Christian Grey

ICH SCHNARCHE NICHT. Und falls doch, ist es höchst ungalant, es mir aufs Brot zu schmieren.

Sie sind kein Gentleman, Mr. Grey! Und das, obwohl Sie mitten im guten alten Süden zu
Gast sind!

Ana

Wer sagt, dass sie mich nicht zurechtweist? Natürlich tut sie das. Oft sogar. Beim Schreiben … aber es ist ja eines der Dinge, die ich an ihr liebe.



Von: Christian Grey
Betreff: Somniloquie
Datum: 2. Juni 2011                       10:29 Uhr EST
An: Anastasia Steele

Ich habe nie behauptet, ein Gentleman zu sein, Anastasia, was ich, wenn ich mich recht
entsinne, im Rahmen zahlloser Gelegenheiten auch bewiesen habe.
Von deinen marktschreierischen GROSSBUCHSTABEN lasse ich mich jedenfalls nicht
einschüchtern, allerdings bin ich bereit, eine kleine Lüge einzugestehen: Nein, du
schnarchst nicht, aber dafür sprichst du im Schlaf. Und es ist höchst faszinierend.

Was ist aus meinem Kuss geworden?

Christian Grey
CEO & Flegel, Grey Enterprises Holdings Inc.

Jetzt habe ich ein weiteres Geheimnis ausgeplaudert. Sie hat im Schlaf gesprochen … sogar ziemlich häufig in letzter Zeit. Es war mehr als faszinierend. Es war entspannend, friedlich und beruhigend zugleich.


Von: Anastasia Steele
Betreff: Raus mit der Sprache
Datum: 2. Juni 2011                       10:33 Uhr EST
An: Christian Grey

Du bist tatsächlich ein Flegel und ein übler Schurke – definitiv kein Gentleman.
Also, was habe ich gesagt? Los, raus damit, sonst ist Schluss mit Küssen!


Ihre Antwort bringt mich zum Lächeln. Ich weiß, dass sie sich auf ihrem Platz windet. Aber ich würde es einfach lieber aus ihrem Mund hören, wenn sie wach und bei vollem Verstand ist.



Von: Christian Grey
Betreff: Schlafende Schönheit mit Kommunikationsbedürfnis
Datum: 2. Juni 2011                       10:36 Uhr EST
An: Anastasia Steele

Es wäre höchst ungalant, es zu verraten, außerdem wurde ich dafür ja bereits
gemaßregelt.
Aber wenn du brav bist, erzähle ich es dir vielleicht heute Abend.

Jetzt habe ich einen Termin.

Ciao, ciao, Baby.

Christian Grey
CEO & Flegel & übler Schurke, Grey Enterprises Holdings Inc.

Als wir schließlich im Konferenzraum ankommen, treffen wir auf drei Leute der Firma, die die Fläche Land besitzen, an der ich interessiert bin. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, schütteln wir einander die Hände und beginnen über das Geschäftliche zu reden.

Taylor wartet an der Tür und sieht so teilnahmslos aus wie immer. Er muss eine Nachricht bekommen haben, da er sich wegdreht, um sie zu lesen. Ich beobachte ihn aus dem Augenwinkel. Jegliche Farbe weicht aus seinem Gesicht. Was ist los?

Er sieht zu mir und ich blicke ihn fragend an. Es ist sein 9/11-Blick. Ich nicke und er tritt vor die Tür, um zu telefonieren. Einige Minuten später kommt er zurück.

„Entschuldigen Sie mich, Mr. Grey“, sagt er und beugt sich zu mir.

„Im Escala gab es Probleme, Sir. Leila kam ungepflegt und völlig von der Rolle vorbei. Sie war nicht ganz bei Verstand. Sie hat nach Ihnen geschrien und gekreischt. Mrs. Jones hat versucht sie zu beruhigen. Dennoch hat sie versucht sich die Pulsadern durchzuschneiden“, sagt er. Ich blicke ihn völlig schockiert an.

„Was ist passiert?“ frage ich ängstlich und mit zusammengebissenen Zähnen.

„Mrs. Jones hat sie ins Krankenhaus gebraucht und sie versuchen gerade, sie wieder in Ordnung zu bringen. Ich denke, es geht ihr soweit gut“, erklärt er.

„Sagen Sie Mrs. Jones, dass sie bei ihr im Krankenhaus bleiben soll, bis ich da bin. Sie soll dableiben. Wir müssen ihr vielleicht psychologische Hilfe besorgen, um ihre Probleme zu lösen. Danach rufen Sie den Piloten an und sagen ihm, er soll das Flugzeug vorbereiten. Wir fliegen zurück nach Seattle“, sage ich. Dann drehe ich mich zu meiner überraschten Gesellschaft, die mich besorgt ansieht.

„Gentleman, ich möchte mich für die Unterbrechung entschuldigen. Es sieht so aus, als ob wir dieses Meeting zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen müssen. Es tut mir sehr leid. Aber in Seattle wartet ein dringender Notfall auf mich. Ich hoffe, sie verstehen das“, sage ich mit ungerührtem Blick.

„Oh, Mr. Grey. Wir hoffen, dass alles in Ordnung ist“, sagt der ältere Herr mit besorgter Stimme.

„Danke, Mr. Brighton. Nichts, was sich nicht unter Kontrolle bringen lässt. Ich muss jedoch vor Ort sein, um das Problem zu lösen. Meine Leute werden sich mit Ihnen in Verbindung setzen.“

„Danke, Sir“, sagen sie und schnell haste ich aus dem Konferenzraum.

Leila! Warum sollte sie so etwas tun? Was ist passiert? Ich habe sie seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen und sie hat geheiratet, nachdem wir Schluss gemacht haben. Komischerweise haben wir uns getrennt, weil sie mehr wollte und ich nicht. Sie hat danach jemanden gefunden, der mehr wollte. Was hat sich an ihrer Situation geändert? Taylor und ich kehren zügig in meine Suite zurück. Ich packe meine Sachen, während Taylor den Piloten und den Co-Piloten informiert. Er checkt aus dem Hotel aus und auf dem Weg zum Hilton Head, rufe ich Anastasia an, um ihr zu sagen, dass ich heute Abend doch nicht zum Essen kommen kann. Aber sie geht nicht ran. Ich hinterlasse keine Nachricht. Wenn sie mich nicht zurückruft, werde ich sie anrufen, sobald ich wieder in Seattle bin.

Aber mein Blackberry klingelt und ich stelle erleichtert fest, dass es Anastasia ist.

„Anastasia“, antworte ich augenblicklich.

„Hi“, murmelt sie schüchtern.

Ich muss nach Seattle zurück. Es gibt ein Problem. Ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen. Bitte sag deiner Mutter, dass es mir äußerst leidtut, aber ich kann nicht zum Abendessen kommen“, sage ich ziemlich aufgebracht und geschäftsmäßig.

Leaving on a Jet Plane by Chantal Kreviazuk

„Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes?“ fragt sie besorgt.

„Es gibt da eine Situation, um die ich mich kümmern muss. Ich sehe dich morgen. Ich schicke Taylor, damit er dich vom Flughafen abholt, falls ich es selbst nicht schaffen sollte“, sage ich und bin immer noch wütend auf Leila. Ich kann mich kaum beherrschen.

„Okay. Ich hoffe, du bekommst die Situation in den Griff. Guten Flug“, sagt sie und ihre Stimme klingt sehr besorgt. Besorgt um mich … Es bringt mein Herz zum Schmelzen. Ihre Besorgnis lässt mich für einen kurzen Moment wieder klarsehen.

„Dir auch, Baby“, flüstere ich. So hatte ich mir den Tag nicht vorgestellt. Aber ich muss es so nehmen, wie es kommt. Dann lege ich auf, um Mrs. Jones anzurufen. Ich will mehr Details über den Vorfall haben. Ich bin stinksauer! Und meine fünfzig Facetten sind mit aller Macht zurück.





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