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Monday, August 26, 2013

BUCH 1 - Kapitel XIII - Christian und Anastasia Fanfiction

Zeugnisvergabe

Kapitel XIII
Übersetzer: Janine Heistmann


Am Morgen bin ich entschlossener denn je: Anastasia Steele, du wirst heute meinen besten Kampf erleben, Baby! Wenn ich etwas will, verliere ich nicht. Und im Moment gibt es nichts, was ich mehr begehre, kein Abschluss ist so großartig, kein Unternehmen ist so kostbar, keine andere Frau ist es wert sie zu verfolgen! Ich habe nur Augen für dich! 

For Your Eyes Only by Sheena Easton

Ich werde nicht aufgeben, bis ich dich endlich richtig für mich habe, vor allem nicht jetzt, wo ich weiß, dass du mich auch willst. Ich kann die Details nicht die Beziehung diktieren lassen, die wir haben können. Ich werde all meine Karten auf den Tisch legen und dennoch noch ein paar Asse in der Hinterhand behalten.

Ich will sie wirklich nicht verlieren; der Gedanke sie zu verlieren, dass sie mir vielleicht entgleitet, auch nur für eine Minute, erschreckt mich zu Tode! Wenn sie nicht meine Gefühle erwidert hätte, wenn sie mich nicht so sehr begehren würde, wie ich sie, wenn sie nicht meine Sonne wäre, wenn sie mich nicht so leidenschaftlich geküsst hätte, mich nicht so leidenschaftlich im Bett geliebt hätte, wenn sie nicht den Blick in ihren Augen hätte, wenn sie mich will und die Traurigkeit, wenn sie bereit ist aufzugeben, obwohl sie etwas für mich fühlt, nur wegen ihren eigenen Prinzipien, würde ich sie nicht so sehr verfolgen, egal wie sehr ich sie begehre oder mag! Aber sie tut es und ich kann ihrem Sog nicht entkommen. Ich bin für sie, was sie für mich ist! Sie ist nicht nur wunderschön und klug, sie ist auch prinzipientreu. Sie weiß, was sie will, was sie begehrt. Sie ist vielleicht unerfahren, aber wenn sie etwas fühlt, fühlt sie es tief, sie handelt nachhaltig, auch wenn es sie vielleicht zu Tode erschreckt und sie wird ihren Prinzipien treu bleiben, auch wenn es ihr das Herz in tausend Teile bricht und mir gleich mit. Das ist das Sexieste, was ich je gesehen habe! Das ist mein Schmerz und mein Vergnügen …

Ich mag sie, ich will sie, ich begehre sie, ich habe starke Gefühle für sie, die mir nicht einmal bekannt sind, die ich nicht einmal benennen kann! Ich bin vielleicht kein Gentleman, ich bin vielleicht der Sohn einer Cracknutte, ich bin vielleicht ein Kontrollfreak, ein Sklaventreiber, ein Größenwahnsinniger, aber ich kenne und erkenne Ehre! Das ist etwas, auf das ich hin arbeite, weil es einiges an Kontrolle bedarf, um es zu erreichen. Es ist ein Prinzip, mit dem ich aufgezogen wurde und es ist etwas, was ich in ihr sehe! Sie handelt danach und davon bin ich zutiefst beeindruckt! Sie ist eine außerordentliche Frau und ich habe das bemerkt. Nur jemand, der es wert ist, kann sie vielleicht für sich behaupten. Wie glücklich ich war, dass ich sie für mich behauptet habe, ohne wirklich ihren Wert zu verstehen. Ich will ihrer würdig sein! Sie bringt mich dazu, ein besserer Mann sein zu wollen. Sie ist vielleicht wie ein Tornado in meiner Seele, aber ich liebe, was dies in mir rührt. Es lässt mich nicht zur Ruhe kommen, da ich nie weiß, was sie als nächstes sagen oder tun wird. Obwohl sich ein Teil von mir wünscht sie in gewisser Weise zu zähmen, verdammt, wen versuche ich hier zu verarschen, ich würde es lieben sie zu zügeln. Basta. Ein Kompromiss würde aber ihre besten Qualitäten bewahren, während man ihre Ecken und Kanten in Form schleifen könnte. Ich werde all mein Verhandlungsgeschick heute aktivieren, um heute ihre Zustimmung zu erhalten. Versuch’s doch mal, Miss Steele … Ana, Baby ich bin der Mann für dich!

I’m Your Man by Michael Buble

Früh am Morgen gehe ich mit Taylor zum Workout. Taylor hält den Boxsack und ich schlage und trete den Scheiß aus ihm heraus. Seine Augen weiten sich bei meinem Eifer, meiner Wut und meinem aufgestauten Verlangen und er weiß warum.

„Werden Sie heute Miss Steele sehen, Sir?“ fragt er zögernd.

„Ja“, sage ich ausdruckslos, berichtige mich aber schnell, „nicht mit Sicherheit, aber ich werde es versuchen“, sage ich.

„Viel Glück, Sir!“ sagt er, als ob ich mich auf eine Rettungsmission auf feindlichem Territorium begeben würde! Ich halte kurz inne, versuche nicht zu lachen und schlage ein letztes Mal auf den Sack ein.

Dreißig Minuten später gehe ich in meine Suite, bestelle Frühstück und gehe duschen. Ich ziehe meinen grauen Anzug an und bestücke ihn mit meiner silbernen Krawatte, welche zu meinem Lieblingsstück in den letzten Wochen geworden ist. Taylor fährt mich zu Universität. Als ich mich auf den Weg in das Büro des Kanzlers mache, flüstert mir Taylor leise, mit dennoch fester Stimme, zu, „Holen Sie sie sich, Sir!“ Als ich mich zu ihm drehe, hat er bereits sein Pokerface aufgesetzt, ich nicke ihm als Antwort zu. Diese Warterei nervt ihn auch!

Der Kanzler tauscht affektiert Höflichkeiten mit mir aus und stellt mich den anderen Angestellten vor. Schnell begrüße ich jeden und sage, „Vielleicht sollte ich schon einmal zur Bühne gehen. Ich möchte noch einmal meine Rede durchsehen“, obwohl ich überhaupt nichts durchsehen muss. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis und ich kann es bereits nach dem ersten Lesen wiedergeben. Er weist seinen Assistenten an, mir den Weg zu zeigen, aber ich sage, „Ich weiß, dass Miss Katherine Kavanagh die Abschiedsrede halten wird. Wenn sie hier ist, könnte sie mir ja den Weg zeigen.“ Das überrascht den Kanzler. Ich füge, „Miss Kavanagh ist ein Freund der Familie“, zur Erklärung hinzu. Sie ist aus einer wohlhabenden Familie. Es sollte den Kanzler also nicht überraschen, dass unsere Familien miteinander bekannt sind. Er schickt seinen Assistenten los, um Kate zu finden.

Der Assistent kommt mit ihr zurück und sie lächelt mich hinterhältig an. Was hat sie wohl in Petto?

„Hallo Christian“, sagt sie freundlich und unbeirrt meiner und der Gesellschaft der anderen. Ihre uneingeschüchterte, aber höfliche, professionelle und freundliche Haltung überzeugt den Kanzler und hebt Kates Wert in seinen Augen etwas an.

„Hallo Kate“, sage ich und sie streckt mir ihre rechte Wange, als freundliche Geste, hin und ich küsse sie freundlich darauf.

Der Kanzler und sein Vizekanzler, sowie die Assistenten sind von diesem Austausch eingeschüchtert. Der Kanzler fragt Kate mit ein wenig Ehrfurcht in der Stimme, „Miss Kavanagh, wären Sie bitte so freundlich und geleiten Mr. Grey zu seinem Platz auf dem Podium? Er würde gerne seine Rede durchsehen.“

„Natürlich Kanzler“, sagt sie höflich und geht voraus.

Sobald wir außerhalb der Hörweite sind, drehe ich mich um und frage sie, „Ist Anastasia letzte Nacht sicher nach Hause gekommen?“ inbrünstig und besorgt.

„Ja ist sie“, sagt sie ausdruckslos.

„Bist du sicher?“ frage ich stirnrunzelnd.

„Natürlich, ich habe sie heute Morgen gesehen. Sie hat sich meine Rede angehört. Warum fragst du?“ sagt sie.

„Nur so“, sage ich. „Ich wollte nur sichergehen, dass sie zu Hause angekommen ist, aber sie hat mich nicht angerufen“, sagt sie.

Sie verengt ihre Augen zu Schlitzen und richtet ihren Du-Betrüger-ich-kriege-schon-noch-raus-was-los-ist-Blick auf mich. Sie sieht mir direkt in die Augen, „Behandelst du meine beste Freundin auch gut?“ fragt sie mit drohendem Unterton.

„Ja“, sage ich entschieden.

„Warum sah sie dann heute Morgen so aufgebracht aus?“, fragt sie.

„Sie war aufgebracht?“ sage ich und meine Stimme hebt sich.

„Ja war sie. Obwohl sie ihre patentierte Ablenkungstechnik verwendet hat. Aber wenn man mit jemandem vier Jahre zusammenlebt, dann lernt man die Eigenarten schnell kennen. Was hast du mit ihr gemacht, dass sie so durcheinandergebracht hat?“ sie kommt näher, ihr Blick wird drohender.

Ich starre zurück.

„Was hat sie gesagt?“ frage ich energisch.

„Warum sollte ich ausgerecht dir das sagen?“ sie richtet ihren Finger auf meine Brust. Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich lasse sie nicht aus den Augen.

„Weil ich mir Sorgen um sie gemacht habe, da sie mit dieser Todesfalle, die sie ihr Auto nennt, gefahren ist. Ich wollte sichergehen, dass sie in einem Stück zu Hause ankommt!  Wenn du eine gute Freundin wärst, die sich um ihr Wohlergehen sorgt, würdest du auf meiner Seite stehen!“ sage ich und beseitige ihren Finger höflich.

„Oh Christian! Tut mir leid! Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn sie mit diesem Auto fährt, aber du musst verstehen, dass sie nicht Unmengen von Geld hat, wie andere Leute“, sagt sie und sieht mich an. „Du kannst sie nicht auf diese Weise kritisieren und sie dazu bringen, schlecht über sich zu denken!“ sagt sie. Aber ich weiß, dass meine Aussage Kate entschärft hat, da sie sonst nicht so geschwätzig wäre und nicht so viel über Anastasia erzählt hätte. „Sie muss sich über irgendetwas Sorgen machen, aber das ist Ana“, sagt sie, „Ich dachte es wäre bloß Bammel vor der Abschlussfeier. Sie ist sehr verschlossen, wenn es um ihre Gefühle geht. Wenn ich es mir recht überlege, dann hat sie versucht mich abzulenken und meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Da ich mit meiner Rede beschäftigt war, habe ich ihr nicht so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, wie ich sollte.“ Ich nicke. Wir sind bereits auf dem Podium. Die Aula ist voller Leute und wir müssen lauter sprechen, damit wir uns besser verstehen können. Die Studenten und ihre Eltern versuchen in dem Chaos ihre Plätze vor dem Podium zu finden.

„Tu mir einen Gefallen, wenn die Abschlussfeiert vorbei ist“, sage ich.

„Hängt davon ab, um was du mich bittest“, sagt sie ohne zu blinzeln.

„Lass es mich so ausdrücken: Ich möchte, dass du Anastasia nach der Abschlusszeremonie findest und sie zu mir schickst“, sage ich, mein Blick bohrt sich in ihren. Man muss ihr zu Gute halten, sie zögert keine Sekunde und fragt:

„Warum sollte ich das für dich tun?“

„Du tust es nicht für mich. Du tust das für deine beste Freundin, die sich noch elender fühlen wird, wenn sie nicht mit mir spricht“, sage ich entschieden, betont.

„Warum wird sie sich elend fühlen? Wirst du ihr wehtun?“ fragt sie drohend, fast schon herausfordernd.

Ich bin erstaunt. „Nein natürlich nicht!“ sage ich. Sie ist wieder in ihrem Glucken-Modus, von dem ich schon einmal Zeuge geworden bin.

„Wenn du ihr wehtust, egal wie, Grey, werde ich dir die Eier abschneiden!“ sagt sie bösartig, unerwartet für ein Mädchen, das so hübsch, klein und in ihrer Erscheinung nicht bedrohlich wirkt.

„WENN“, sage ich betonend, „du sie sie nach der Abschlussfeier nicht zu mir bringst, dann wird sie verletzt werden und das nicht von mir! Es liegt in deinen Händen. Ich werde zurück nach Seattle fahren. Zwischen uns besteht vielleicht etwas Besonderes, und sie fühlt sich vielleicht von meiner Person bedroht, von meinem Reichtum. Ich möchte, dass  sie nicht weiter daran denkt. Aber wenn sie es tut“, sage ich zockend, „werde ich weitermachen. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Katherine. Ich habe keine Zeit zu verschwenden“, sage ich und will ihr nicht zu viel preisgeben. Sie lässt sich meine Worte durch den Kopf gehen und ich kann sehen, dass sie darüber nachdenkt.

„Bring sie nach der Zeremonie einfach zu mir“, sage ich entschlossen.

„In Ordnung. Ich werde sie zu dir bringen. Aber meine Drohung steht. Wenn du sie verletzt … denk an deine Eier …“ sagt sie andeutend. Das Thema ist abgehakt.

„Wir müssen warten bis alle auf ihren Plätzen sitzen“, sagt sie und ändert das Thema. Um exakt 11 Uhr kommen der Kanzler und sein Vizekanzler und nehmen Platz. Einige Professoren und andere Leute, Katherine und ich landen in der letzten Reihe. Wir nehmen unsere Plätze ein und unsere Konversation endet.

Die Studenten haben ihre Plätze vor uns in der Aula eingenommen. Eltern und Freunde sitzen auf der Tribüne. Die Stimmen sind lauter und nachdem alle auf ihren Plätzen sitzen, stehen die Studenten auf und applaudieren. Sobald der Applaus abebbt, setzen wir uns alle wieder.

Als ich mich setze, öffne ich den Knopf meiner einreihigen Anzugjacke und enthülle meine silberne Krawatte. Sollten Miss Steeles Augen mich finden und mich anstrahlen, wird sie meine Absicht verstehen.

Der Kanzler erhebt sich, nähert sich dem Rednerpult und beginnt mit seiner Rede. Meine Augen wandern langsam und unauffällig über die Menge und halten nach ihr Ausschau zwischen all den Studenten, die dieselben Roben und Kappen tragen. Ich suche nach ihr, wie ein verlorener Planet seine Sonne.

Sie nicht … Nein, die Brünette nicht. Sie nicht … ich überfliege die Gesichter nacheinander und versuche immer noch uninteressiert und locker zu wirken.

Da ist sie! Unsere Blicke treffen aufeinander. 

Send Me on My Way by Rusted Root

Sie hat versucht sich auf ihrem Platz zu verstecken! Warum? Ich starre sie an und verbanne das Verlangen aus meinem Blick. Gelassen, leer. Aber fragend. Sogar aus dieser Entfernung weiß ich, dass ich meine Sonne gefunden habe. Ich habe meinen Platz gefunden. Ich habe meine Seele gefunden. Sie ist hier. Es ist sowohl Erleichterung, als auch Verzweiflung, die mich durchströmen. Ihr geht es gut, aber sie hat nicht auf meine E-Mails oder Anrufe geantwortet, noch sie erwidert. Warum sollte sie das tun? Warum versucht sie von mir davon zu laufen, wenn ich sehen kann, dass sie sich auf ihrem Platz windet, obwohl ich so weit entfernt bin. Ich weiß, sie will mich. Ich habe denselben Effekt auf sie, wie sie auf mich! Wir sind beide ohne einander verloren! Ineinander finden wir uns selbst.

Ihr Blick wandert hinab zu meiner Krawatte und es hat genau den Effekt bei ihr, den ich mir erhofft habe. Jetzt errötest du nur, Baby.  Ich habe noch immer meinen Plan B. Ja, heute habe ich vor zu gewinnen! Ein kleines Lächeln zeichnet sich auf meinen Lippen ab, als ihr Hin- und Herwinden offensichtlicher wird, obwohl sie kräftig versucht, es zu verstecken. Sie erinnert sich an das, was wir mit Hilfe der Krawatte gemacht haben, die nun mein liebstes spontanes Hilfsmittel ist. Ihr Winden leistet seine Arbeit bei mir und ich fühle, wie ich eine Erektion bekomme. Verdammt! Ich muss es unterdrücken in dieser Gesellschaft. Ich schließe kurz meine Augen, um ihren Fesseln zu entkommen. Wenn ich sie weiter ansehe, werde ich meine Rede wahrscheinlich mit einem Zelt, welches aus meiner Hose stößt, halten müssen! Als ich meine Augen wieder öffne, ist mein gleichgültiger Blick zurück und ich blicke zum Kanzler, dessen Anblick mein Feuer bestimmt löscht. Ich wechsele meinen Blick zwischen gewöhnlichen Dingen hin und her und finde letztendlich ein ungefährliches unanimiertes Objekt in Form des Schullogos, welches über dem Eingang hängt. Es wäre mir unmöglich sie noch einmal anzusehen, ohne den offensichtlichen Effekt zu erzielen. Vor allem da sich meine sexuelle Energie nun schon seit Tagen anstaut, ebenso wie mein überströmendes Verlangen und wenn ich an den möglichen Verlust letzte Nacht denke, kann ich diese Chance nicht verstreichen lassen. Nichts Geringeres als sie zu haben, sie zu beanspruchen, sie zu lieben – gut das kommt vielleicht später – die Art, wie ich gerade fühle, würde mich dazu bringen, sie auf jede erdenkliche Weise den ganzen Tag und die ganze Nacht zu ficken, nur um dieses verdammte Feuer, das mich vernichtet, zu trüben! Deshalb halte ich meinen Blick von ihr fern.

Ich werde aus meinen Überlegungen gerissen, als ich Katherine Kavanaghs Namen höre, um die Abschlussrede zu halten. Sie fesselt das Publikum, was mich nicht überrascht, da sie als die Tochter ihres Vaters gelernt hat, eine breite Masse in ihren Bann zu ziehen. Dennoch bin ich von der Wahl ihrer Wörter begeistert. Sobald sie ihre Rede beendet hat, flippt das Publikum aus und sie erhält Standing Ovation, die Gleichaltrigen jubeln ihr zu.

Dann stellt der Kanzler mich vor, indem er sagt, „Jetzt möchte ich Ihnen gern einen jungen Unternehmer vorstellen, der es geschafft hat, nicht nur im Washington State seinen Platz zu finden, sondern auch in den gesamten Staaten, sowie auf der internationalen Bühne. Er ist außerdem einer der wichtigsten Gönner der Washington State University. Bitte begrüßen Sie: Christian Grey“, und mit dieser Vorstellung ist mein Hinweis gekommen, meine Rede zu halten. Beim Klang meines Namens applaudiert das Publikum höflich, aber gedämpft. Ich nehme meinen Platz am Rednerpult ein.

„Ich bin zutiefst dankbar und gerührt über die Ehre, die mir die Leitung der WSU heute

zuteilwerden lässt. Denn dadurch bietet sich mir die Gelegenheit, Ihnen einen Einblick in die
eindrucksvolle Arbeit des Instituts für Entwicklung und Umweltschutz zu geben. Wir haben uns das Ziel gesetzt, rentable und ökologisch nachhaltige Methoden für die Landwirtschaft in Ländern der Dritten Welt zu entwickeln, um langfristig unseren Teil beizutragen, Hunger und Armut aus der Welt zu schaffen…“

Ich rede weiter über afrikanische, schwarzafrikanische und südamerikanische Länder, wo der ökologische Abbau für Verwüstung und Chaos sorgt und Hunger verursacht. Außerdem erzähle ich über meinen eigenen Hunger, den ich erleiden musste, bevor ich adoptiert wurde. Diese Information ist für Miss Steeles Nutzen. Ich gebe etwas vor all den anderen preis, um ihr klar zu machen, dass ich erreichbar bin, dass ich mehr bin, als meine Kammer der Qualen, wie sie sie nennt. Dass ich nicht immer reich war, dass ich meinen eigenen Weg gegangen bin. Was ich habe, war nichts, was ich geerbt habe. Ich habe ausgesprochen hart dafür gearbeitet, weil ich nie wieder arm und hungrig sein wollte! Nie! Ich möchte, dass sie diesen Teil meiner Kontrollverrücktheit versteht, sobald es darum geht, dass ich von ihr verlange, ihren Teller leer zu essen. Das ist mein Teil des Kompromisses. Obwohl es öffentlich bekannt ist, dass ich adoptiert wurde, sind die Details meiner Vergangenheit nicht publik. Auch wenn jemand neugierig genug ist, würde er nichts herausfinden. Man müsste sehr tief in der Vergangenheit graben und diesen Teil möchte ich für mich behalten. Sehen Sie Miss Steele, ich kann offen sein … Ich breite meine dunkle Vergangenheit vor dir aus … Das bin ich, mein abgefucktes Selbst! Nimm mich, wie ich bin … 

Everything I Do by Bryan Adams

Normalerweise rede ich nicht gern über das, was ich für andere tue. Vielleicht versuche ich noch immer den Hunger, des kleinen Jungen, der ich einmal war, zu unterdrücken. Mein Team sagt mir, dass es nützlich für die Universität ist, durch jemand in meiner Position, Bekanntheit zu erlangen und so andere dazu zu bringen Geld zu stiften. Als ich meine Rede beende sage ich, „Dies ist eine sehr persönliche Reise für mich…“ und sehe sie unauffällig an. Ich lächele dem Publikum nach meiner Rede zu und sogar Miss Kavanagh, die Eierabschneiderin, applaudiert mir inbrünstig.

Endlich ist es Zeit die Diplome auszuteilen. Aber es gibt über vierhundert Studenten, an die ich ihre Abschlusszeugnisse verteilen muss und ihr Nachname beginnt mit dem Buchstaben ‚S‘, um Gottes Willen! Über eine Stunde, viele Diplome und unzähliges Händeschütteln später, höre ich, wie ihr Name aufgerufen wird und mein Herz stolpert für einen Moment.

Ich bin erleichtert, sie nun endlich klar vor mir zu sehen. Mein Blick erwärmt sich mit einem Blick auf sie und sobald sich unsere Hände berühren, sich verbinden, besteht sofort wieder diese elektrische Spannung zwischen uns.

„Herzlichen Glückwunsch, Miss Steele“, sage ich als ich ihre Hand schüttele und sie sanft drücke. Ich wünschte, ich bräuchte sie nicht loszulassen. Ich lehne mich etwas weiter nach vorn und frage, „Ist irgendetwas mit deinem Laptop nicht in Ordnung?“ und händige ihr ihr Zeugnis aus.

„Nein“, sagt sie und runzelt verwirrt die Stirn.

Dann ignorierst du meine Nachrichten also?“ sage ich verletzt, obwohl ich dieses Gefühl unterdrücke und verstecke.

„Ich habe nur die Fusionierungsmail gelesen“, sagt sie und verwirrt mich damit. Oh, sie spricht von der E-Mail, die ich ihr letzte Nacht geschickt habe. Also hat sie die anderen Nachrichten, die ich ihr geschickt habe, nicht gesehen?

Da ich sehe, dass hinter Anastasia schon die nächsten Studenten warten, sage ich „Später“ und sie geht zurück zu ihrem Platz. Viele glotzende männliche und weibliche Studenten später, habe ich alle Diplome überreicht. Sobald ich fertig bin, achte ich darauf, dass ich Miss Steele nicht beachte. Sie wird begierig sein und ich werde sie soweit haben, dass sie am Ende des Tages nach mir betteln wird. Die anderen Personen auf dem Podium, sowie ich und Miss Kavanagh verlassen die Bühne, ohne sich noch einmal umzudrehen und sie anzusehen.

Nach der Zeremonie schüttele ich dem Kanzler die Hand und entschuldige mich, um mit Miss Kavanagh zu reden.

„Kate!  Du musst Anastasia holen gehen, jetzt sofort!“ Sie starrt mich an, nickt und macht sich auf den Weg, sie zu holen. Sobald Kate gegangen ist, bin ich vom Kanzler und anderen Professoren umgeben, die alle darauf brennen, sich mit mir zu unterhalten.

Ich fühle ihren Blick, als sie mit ihrer Mitbewohnerin Kate hereinkommt. Ich drehe meinen Kopf und sehe sie.
„Entschuldigen Sie mich meine Herren“, murmele ich den anderen zu. Ich lächele Kate an und danke ihr. Ohne auf Kates Antwort zu warten, nehme ich Anastasia am Ellenbogen, da meine Geduld langsam am Ende ist. Ich führe sie von der Menge weg, um einen ruhigen Ort zu finden - dieser entpuppt sich als Männerumkleide - und ich führe sie hinein. Ich überprüfe, ob dort irgendwelche Leute drin sind. Der Raum ist leer und ich verriegle ihn, nachdem wir beide drin sind.

Dann drehe ich mich mit meinem ganzen Frust, der sich über die Woche angestaut hat, um und starre sie an:

„Warum hast du mir nicht zurückgeschrieben?“ frage ich innig. 

Just Another Day Without You by John Secata

Sie sieht mich verwirrt an und antwortet. „Ich habe heute noch keine Zeit gehabt, meine Mails oder mein Handy zu checken. Ich war damit beschäftigt, mich fertig zu machen.“ Dann wechselt sie das Thema, „Übrigens war deine Rede großartig, Christian.“

„Danke“, sage ich automatisch. Die Manieren, die meine Eltern uns jahrelang beigebracht haben, zeigen sich.

„Jetzt verstehe ich deine Probleme mit übrig gebliebenen Lebensmitteln.“ Obwohl ich froh bin, dass meine Anstrengung sich gelohnt hat, könnte es mich bei dem geringen Abstand zwischen uns kaum weniger interessieren. Ich bin völlig verzweifelt und fahre mir mit beiden Händen durch die Haare. Versteht sie denn nicht, wie besorgt ich um sie war, in dieser Todesfalle, welche sie Auto nennt? Sie hat mir nicht geschrieben, oder getextet oder mich angerufen… Das war verantwortungslos! Ich hatte die Situation nicht in der Hand und musste durch Katherine Kavanagh erfahren, dass es ihr gut geht! Wegen ihr bin ich beinahe durch die Hölle gegangen, sie quält mich!

Ich gehe in dem beengten Raum auf und ab, um meine Atmung zu beruhigen und drehe mich zu ihr, als ich merke, dass ich mich wieder völlig unter Kontrolle habe. „Anastasia, ich möchte jetzt nicht über meine Vergangenheit reden.“ Ich schließe meine Augen vor Schmerz, sie nicht zu haben, nicht über sie bestimmen zu dürfen und so für ihre Sicherheit zu Sorgen. Und sie fordert mich heraus und dass ich nichts dagegen machen kann, beunruhigt mich immens! Ich sehe sie mit der Intensität all meiner Gefühle an, ich habe nicht mehr das Verlangen sie zu verstecken: „Ich war krank vor Sorge!“ flüstere ich leidenschaftlich.

„Warum hast du dir Sorgen gemacht?“ sagt sie verwirrt.

Hat sie mir letzte Nacht nicht zugehört? Sie ist in einer mobilen Todesbox davon gefahren! „Weil du in dieser Todesfalle herumfährst! Brauche ich irgendeinen anderen Grund?“ stoße ich hervor.

“Was?” sagt sie bockig. “Wanda”, sie korrigiert sich selbst, “mein Auto ist keine Todesfalle. Jose checkt sie regelmäßig für mich!” bringt sie hervor. Der Möchtegern-Vergewaltiger ist also auch ihr Mechaniker? Der Scheißkerl, der mich letzte Nacht in meinem Albtraum geplagt hat? Meine Augen werden kalt. Ich kann mich kaum beherrschen. Ich merke, wie die Eifersucht in mir aufkeimt.

„Du hast Jose gesagt. Ist das der Fotograf? Der Möchtegern-Vergewaltiger?” sage ich und verenge meine Augen zu Schlitzen.

„Ja der Jose.  Nur weil er das Auto gut kennt. Es hat seiner Mutter gehört”, sagt sie schnell, um meine aufkeimende Wut zu beschwichtigen.

„Natürlich tut er das!“, sage ich. „Es ist wahrscheinlich ein Familienerbstück. Davor hat er bestimmt schon seiner Ur-Ur-Ur-Großmutter gehört! Dieses  Auto ist gefährlich!“ höre ich mich sagen. Meine Stimme ist heiser und voll unbekannter Gefühle.

„Christian, du übertreibst. Ich fahre sie schon seit über drei Jahren. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Das war nicht meine Absicht. Warum hast du mich nicht angerufen?“

Wie soll ich ihr erklären, dass ich sie unzählige Male angerufen und ihr unzählige Mails und SMS geschrieben habe und keinerlei Antwort von ihr bekommen habe? Ich muss eine Antwort haben, bevor ich hier noch in Flammen aufgehe. Ich verliere die Kontrolle. Sie gleitet mir aus den Fingern und in ihrer Nähe bin ich mir nicht sicher, ob ich damit umgehen kann! Ich atme zweimal tief ein und schließe die Augen, um mich zu sammeln. Es scheint so, als ob ich auch das letzte bisschen Kontrolle in ihrer Nähe verliere. Aber ihre Abwesenheit macht dasselbe, wenn nicht sogar schlimmere Dinge mit mir! Was tut sie mir nur an?

Ich öffne meine Augen und blicke auf sie hinab und offenbare ihr meine Seele, mit all ihrer Intensität, „Ich brauche endlich eine Antwort, Anastasia! Diese Warterei“, ich schließe wieder meine Augen, um ihrem Sog zu entkommen, „diese Unwissenheit, was du wohl sagen oder tun wirst, macht mich wahnsinnig! Ich werde verrückt.“ Ich öffne meine Augen und suche nach einem Zeichen von ihr.

I'm on Fire by Bruce Springsteen

„Christian ich … mein Stiefvater wartet unten auf mich, ich habe ihn allein gelassen.“

„Ok. Du hast bis morgen Zeit. Ich möchte …“ sage ich, „nein ich brauche bis morgen deine Antwort.“ sage ich leidenschaftlich.

„In Ordnung. Morgen bekommst du deine Antwort“, und sieht zu mir hinauf.

Ich will sichergehen, dass sie es ernst nimmt und nicht mit mir spielt. Ich trete einen Schritt zurück und blicke sie an. Ihr Verhalten verrät mir, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Das erleichtert mich und ich bemerke, wie ich mich entspanne. Ich wusste nicht einmal, dass mein ganzer Körper, von den Zehen bis zu den Schultern, angespannt war!

„Bleibst du noch auf einen Drink?“ frage ich.

„Oh, ich bin mir nicht sicher, was mein Stiefvater Ray machen möchte.“ Zum ersten Mal seitdem ich mich etwas entspannt habe, realisiere ich, dass ihr Stiefvater auch hier ist. Ich möchte ihn treffen, weil es mir eine weitere Möglichkeit bieten würde, Anastasia besser kennenzulernen.

„Könntest du mich deinem Stiefvater vorstellen?“ frage ich.

Sie sieht mich entgeistert hat, enttäuscht. „Christian, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, sagt sie. Diese Aussage verletzt meine Gefühle ungemein und ich habe nicht einmal die Möglichkeit, meine Gefühle zu verstecken. Ich schaffe es gerade so und verziehe meine Lippen zu einer schmalen Linie.

„Schämst du dich für mich, Ana?“ flüstere ich.

„Nein!“, sagt sie leidenschaftlich.

„Was ist es dann?“ bohre ich nach.

„Christian, wie und als was soll ich dich ihm denn vorstellen? << Hi Dad, das ist der Mann, der deine Tochter entjungfert hat und jetzt eine BDSM-Beziehung mit ihr beginnen möchte. Das ist also mein zukünftiger Dom! >>    Du trägst deine Laufschuhe nicht!“ sagt sie. Ich möchte böse auf sie sein, aber ein Lächeln kräuselt meine Lippen und ich kann es nicht unterdrücken.

„Nur damit du‘s weißt, Anastasia“, sage ich lächelnd, „Ich kann sehr schnell rennen. Warum stellst du mich nicht einfach als Freund vor?“

Ich entriegele die Tür und führe sie hinaus. Wir gehen zurück zur Menge. Ich bleibe beim Kanzler, den Vizekanzlern, den vier Professoren und Katherine als Anastasia loshetzt, um ihren Stiefvater zu finden. Sie sieht aus wie ein geölter Blitz und überrascht alle, die ihr hinterherblicken. Wenig später sehe ich sie am Arm ihres Stiefvaters entlanggehen. Plötzlich kommt aus heiterem Himmel ein blonder, gutaussehender Scheißkerl selbstsicher auf sie zu und wirbelt sie im Kreis herum wie ein kleines Mädchen! Katherine bemerkt meinen Blick aus dem Augenwinkel, aber bevor sie etwas sagen kann, entschuldige ich mich bei den anderen. Katherine trippelt hinter mir her. Mein kalter Blick ist auf Anastasia gerichtet, als der blonde Scheißkerl seinen Arm um sie legt wie ein Liebhaber. Wenn Blicke töten könnte, wäre er sofort tot gewesen, als er Anastasia berührt hat!

Kate geht neben mir als wir das Trio erreichen. Meine Augen glühen auf den Händen, die auf Anastasias Taille besitzergreifend ruhen. Dieser Mann kann um sie herumschleichen wie eine Schlange und mich kann sie ihrem Vater nicht einmal als Freund vorstellen? Kate überrascht mich, als sie auf Ray zugeht, ihn begrüßt und auf beide Wangen küsst.

„Hallo Ray!“ sagt sie heiter. Dann lässt sie die Bombe platzen, „Hast du schon Anas Freund kennengelernt? Christian Grey.“

Der Ausdruck auf Anastasias Gesicht ist unbezahlbar. Wie in diesen Werbespots…

„Einen Abschluss nach vierjährigem Studium erhalten – hunderttausend Dollar; Abschlusskappe und –robe – zweitausend Dollar; die beste Freundin, die deinen Möchtegern-Dom deinem Vater am Tag der Abschlussfeier, vorstellt - unbezahlbar!“

Das Preisschild an ihrem Gesichtsausdruck: Unbezahlbar. Sie ist kurz vorm Hyperventilieren und schafft es kaum ihre Kinnlade wieder vom Boden aufzuheben. Ich glaube, wenn Ray nicht hier wäre, wäre es Katherine, die ihre Laufschuhe anhaben sollte. Der Gedanke daran macht diese Vorstellung schon erstrebenswert. Irgendwie bin ich froh, dass sie mich als ihren Freund vorgestellt hat. Das sollte den Scheißkerl dazu bringen, seine vereinnahmenden Finger von ihr zu nehmen! Aber das tut es nicht.

„Mr. Steele, es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen“, sage ich und strecke Anastasias Stiefvater meine Hand hin.

„Mr. Grey“, sagt er als er sich von dem Schock erholt hat. Dann sagt Katherine, „Und das ist mein Bruder, Ethan Kavanagh“, wie immer sehr auf die Etikette bedacht.

„Mr. Kavanagh“, sage ich kühl. Wir geben uns die Hand. Da die verdammte Vorstellerei endlich vorbei ist, strecke ich meine Hand nach  Anastasia aus und rufe sie, „Ana, Baby“, und ziehe sie aus dem Griff des Scheißkerls. Ungewollt hat mir seine Schwester dabei geholfen mein Territorium abzustecken und überraschenderweise gefällt mir mein neuer Titel. In Gedanken spreche ich es vor mich hin, um herauszufinden, wie es klingt: Freund, Anastasias Freund. Das gefällt mir! Vielleicht mehr als es sollte.

Anastasia ergreift meine Hand und ich ziehe sie in meine Arme, wo sie hingehört. Wie abgesprochen sagt Katherine, „Ethan, Mom und Dad  wollten mit dir sprechen“, und schleift ihren Bruder mit sich mit, der sich noch einmal zu Anastasia und mir umdreht.

Anastasias Stiefvater wendet sich neugierig zu uns und sagt, „Wie lange kennt ihr beiden euch schon?“ während er versucht gelassen zu sein und sich wortkarg zu geben, aber ich kenne diesen Blick genau, da ich ihn perfektioniert habe. In seinem Kopf schwirren tausende Fragen, aber in diesem Moment will er nur wissen, dass es seiner Tochter gut geht.

Anastasia ist sicher in meinen Armen. Meine Finger streifen ihren nackten Rücken, da sie ein rückenfreies Kleid trägt. Anscheinend hat sie ihre Robe abgelegt und es gefällt mir, was ich darunter vorfinde. Ruhig antworte ich auf die Frage ihres Stiefvaters:

„Ein paar Wochen in etwa, Sir. Wir haben uns kennengelernt, als Anastasia mich für das Studentenmagazin interviewt hat“, sage ich ruhig.

Er dreht sich zu ihr und sagt anklagend, „Ich wusste gar nicht, dass du für das Magazin arbeitest, Ana. Hast mir nie von erzählt“, und klingt schon fast so, als ob er es für eine Lüge hält.

„Kate war krank, deshalb bin ich für sie eingesprungen“, sagt Anastasia und ihr Vater nickt.

„Das war eine großartige Rede, Mr. Grey“, sagt er endlich und in seinem Ton hört man Zustimmung.

„Danke, Sir“, antworte ich und entscheide mich für den Angriff, „Wie ich höre, sind sie ein leidenschaftlicher Fliegenfischer“, und beißt sofort an.

„Ja ich liebe Fischen!“ sagt er enthusiastisch. „Fischen Sie?“

„So oft ich kann. Mein Vater, mein Bruder und ich gehen gerne fischen. Sie wissen schon, um etwas Zeit unter Männern zu verbringen…“ sage ich und er grinst, da er das verbindende Element beim Fischen kennt. Wir reden über Haken, Köder und Gewässer, in denen man gut fischen kann. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Anastasia sowohl geschockt ist, dass wir so schnell eine Gemeinsamkeit im Fischen entdeckt haben und gelangweilt über unsere Unterhaltung. Sie entschuldigt sich, um ihre Mitbewohnerin zu suchen. Ihre Abwesenheit bietet mir die Gelegenheit offener mit ihrem Stiefvater zu reden.

„Bitte, Mr. Steele. Ich bin der Freund ihrer Tochter. Nennen Sie mich Christian”, sage ich und sein Grinsen verbreitert sich.

„Christian“, er erprobt den Klang und tut es mir gleich, „Ein Mann, der sich mit dem Fischen auskennt, ist mir gleich sympathisch! Nennen Sie mich Ray!“ sagt er aufrichtig. Und das ist es, wir sind verbunden.

„Ich bin so froh, sie kennengelernt zu haben“, sage ich mit all meiner Aufrichtigkeit.

„Vielleicht könnte ich ein Anliegen, das Anastasias Sicherheit betrifft, mit Ihnen besprechen“, sage ich und habe all seine Aufmerksamkeit.

„Ihre Sicherheit? Ist sie irgendeiner Gefahr ausgesetzt?“ fragt er voller Sorge.

„Ich denke schon, auch wenn es nicht das ist, woran Sie denken. Gestern habe ich das Auto gesehen, das sie fährt und es ist nicht straßentauglich. Sie hängt natürlich daran, weil sie es ihr gekauft haben. Ich weiß, dass ich diese Situation ohne Probleme beseitigen könnte. Ich würde mir nie vergeben, wenn ihr etwas passiert. Also, was ich eigentlich frage wollte: Kann ich ihr jetziges Auto, das Sie gekauft haben, durch ein sicheres Auto ersetzen? Das würde mich sehr beruhigen und ich bin mir sicher, dass es auch Ihnen damit besser gehen würde“, sage ich.

„Oh. Christian, das ist ein sehr großzügiges Angebot. Aber wir sind nicht in der Lage es Ihnen zu vergüten…“ sagt er, aber ich halte meine Hand hoch, um ihn zu unterbrechen.

„Sir, es ist keine Leihgabe. Es ist ein Abschlussgeschenk für sie. Welchen Nutzen hätte es, wenn ich ihr etwas kaufen würde, dass sie nicht braucht, wenn ich uns beide mit einem neuen Auto beruhigen könnte. Ich sorge mich häufig um sie. Es scheint so, als ob sie sehr unkoordiniert ist, was mein Angstlevel noch weiter steigen lässt, wenn sie dieses Auto fährt“; sage ich.

Als Ray von Anastasia Tollpatschigkeit hört, weiß er sofort, wovon ich spreche und sagt grinsend, „In diesem Fall, Christian, haben Sie meinen Segen. Nur zu! Es wird mich wahrscheinlich auch beruhigen!“

“Danke, Sir! Und ich würde es sehr begrüßen, wenn sie ihr nichts davon erzählen würden. Ich möchte sie damit überraschen“, sage ich und er streckt seine Hand aus und tätschelt meinen Rücken zustimmend. Als wir unser Gespräch bezüglich des Abschlussgeschenks beenden, kommt Anastasia zurück. Ihr Stiefvater fragt wo sich die Toiletten befinden und Anastasia zeigt ihm den Weg. Anastasia blickt mich kurz an und ihr Blick ist nervös. Ein Fotograf kommt auf uns zu und fragt, ob er ein Foto von uns machen kann. Ich lächele in mich hinein. Ich habe heute drei Premieren erlebt. Ich habe Anastasias Vater getroffen – das erste Elternteil eines Mädchen, einer Sub, einer Sklavin oder von irgendjemanden, den ich je getroffen habe, dann habe ich nach seiner Erlaubnis gefragt, ihr ein Auto zu kaufen und jetzt wird ein Foto von uns gemacht. Ich war vorher noch nie mit einer Frau auf einem Foto zu sehen.

„Danke, Mr. Grey“, sagt der Fotograf und eilt davon.

„Wie ich sehe, hast du auch meinen Vater in deinen Bann gezogen …“ sagt Anastasia, aber worauf ich mich mehr konzentriere ist, was sie nicht gesagt hat. Habe ich auch sie in meinen Bann gezogen?

„Hast du auch gesagt?“ frage ich und hebe meine Augenbrauen. Sie wird rot. Verlegenheit. Aber das ist nicht alles. Sie errötet meistens, weil ihr Verlangen nach mir ansteigt. Sanft hebe ich ihr Kinn mit meiner Hand an und streiche mit meinen Fingern über ihre Wange.

„Woran denkst du, Anastasia?“ frage ich sie leise. „Was ich nicht alles dafür geben würde, es zu wissen!“ sage ich leidenschaftlich, umschließe ihr Gesicht und hebe ihren Kopf, sodass wir einander intensiv in die Augen blicken. Ihre Atmung beschleunigt sich. Obwohl so viele Menschen um uns herum sind, nehmen wir die anderen plötzlich nicht mehr wahr. Es gibt nur mich und Anastasia.

„Im Moment“, flüstert sie, „denke ich nur ‚hübsche Krawatte‘“, sagt sie mit heiserer Stimme.

All I Want is You by U2

Ich muss schmunzeln als ich an das zurück denke, an das uns die Krawatte erinnert und sage, „Ja, sie ist hübsch. Sie ist in letzter Zeit zu meiner Lieblingskrawatte geworden.“ Sie läuft knallrot an. Sie ist reizend! Sie ist geil auf mich! Sie begehrt mich genau in diesem Moment und will mit mir schlafen. Man erkennt es allein in ihrem Blick, ihrer Körpersprache und der Art und Weise wie sie alle um uns herum missachtet. Die Spannung zwischen uns wird fühlbar und offensichtlich.

„Du weißt genau, dass es gut werden wird, oder Baby?“ flüstere ich. Sie schließt ihre Augen mit der Intensität, die das Verlangen nach mir auslöst.

„Aber ich will mehr“, flüstert sie. Ich weiß, dass sie mehr will. Es spukt schon seit Tagen in meinen Träumen herum! Sie will Herzchen und Blümchen.

„Du willst Herzchen und Blümchen“, stelle ich fest und sie nickt einfach nur und stimmt mir damit zu.

„Mehr“, sage ich und überprüfe den Klang des Wortes. Dieser Klang hört sich fremd für mich an. Ich habe es schon einmal benutzt und es hat mir nicht gefallen. Ich habe nie Zugeständnisse gemacht. Aber mit Anastasia bin ich bereit Kompromisse einzugehen. Ich kann ihrem Sog nicht entkommen, ich weiß nicht, ob ich es machen kann! Ich muss ehrlich zu ihr sein.

„Anastasia“, ich bin kaum in der Lage zu flüstern, „Baby, davon verstehe ich nichts.“

„Ich auch nicht“, sagt sie. Mein Herz erweicht sich für sie. Das ist mein Baby … ich muss lächeln.

„Baby, es gibt so vieles,  wovon du nichts verstehst“, sage ich. Und alles was sie weiß, hat sie in den letzten Tagen von mir gelernt.

„Und du verstehst nur etwas von den falschen Dingen“, flüstert sie. Wie kann sie das denken?

„Falsch? Für mich ist es nicht falsch“, sage ich und schüttele meinen Kopf. „Bitte, versuch es“, flüstere ich und fordere sie heraus, endlich den Sprung zu wagen. Ich schenke ihr mein Lächeln, das ich nur für sie reserviert habe und lege den Kopf schief.

Ihre Atmung beschleunigt sich.

Sie sieht mir intensiv in die Augen. Ich habe Angst, dass sie “Nein!” sagen wird und davonläuft. Aber was ich höre, schockiert mich bis tief in mein Innerstes!

„Okay“, flüstert sie.

Ich kann meinen Ohren nicht trauen! Sie hat sofort meine komplette Aufmerksamkeit und mich an den Eiern. Ich sehe ihr aufmerksam in die Augen, versuche sie nicht misszuverstehen. Sie schluckt.

„Was?“ frage ich, weil ich meinen Ohren kaum trauen kann. Ich möchte, dass sie mir ihre Antwort noch einmal bestätigt.

„Ich sagte, okay …“ sie hält inne, „Ich werde es versuchen.“

Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich wie in diesem Moment. Aber ich möchte nicht außer mir vor Freude sein, da ich nicht will, dass ich später enttäuscht bin, wenn ich sie doch nicht richtig verstanden habe. Mein Herz würde es nicht ertragen!

„Du stimmt zu?“ frage ich. Der Zweifel in meiner Stimme ist unüberhörbar.

„Ja das tue ich. Über die Soft Limits müssen wir noch reden. Aber meine Antwort ist ja. Ich werde es versuchen“, sagt sie leise. Nachdem sie es nun zum dritten Mal bestätigt hat, glaube ich ihr und bin völlig beschwingt. Es ist wie mein Geburtstag, Weihnachten und ein unerwartetes und erhofftes Geschenk gleichzeitig. Automatisch ziehe ich sie in meine Arme und schließe die Augen.

„Verdammt, Ana! Das kommt ganz und gar überraschend. Du raubst mir den Atem“, sage ich mit Ehrfurcht und Bewunderung in meiner Stimme. 

Take my Breath Away by Berlin

Ich weiß gar nicht, ob ich sie halten, küssen oder sie einfach von hier wegbringen soll und sie nach meinen ganz eigenen Vorstellungen haben sollte! Ich bin überglücklich!

Ihr Stiefvater kommt zurück als ich völlig in Gedanken bin. Als ich ihren Stiefvater sehe, bin ich selig genug, um meine Gefühle nicht mehr verstecken zu können; selbst wenn der Papst persönlich aufgetaucht wäre, um mich zu warnen! Meine Augen leuchten vor unverhülltem Glück.

„Annie, wollen wir Essen gehen?  Ich sterbe vor Hunger nach dieser ganzen Warterei“, sagt er.

„Okay“, sagt sie, während sie sich versucht zu sammeln. Ray dreht seinen Kopf zu mir und fragt, „Wollen Sie mit uns kommen, Christian?“ Anastasia blickt mit ihren großen blauen Augen zu mir hinauf und sieht ziemlich entsetzt aus, bei der Vorstellung gleich unter dem prüfenden Blick zweier Männer aus ihrem Leben zu stehen. Dieser Gedanke macht mich unglaublich glücklich. Ich bin nun der wichtigste Mann in ihrem Leben! Ich! Ich glaube nicht, dass ein Kaiser, der das Land, das er am meisten begehrt hat, erobert hat, glücklicher, beschwingter sein könnte, als ich in diesem Moment! Also schenke ich dir die Zeit mit deinem Vater, Miss Steele. Endlich kann ich es ertragen von dir entfernt zu sein, da ich weiß, dass ich dich bald zurück in meinen Armen haben werde, wo du hingehörst…

„Danke Mr. Steele, aber ich habe bereits andere Pläne. Es war mir eine Ehre, sie kennenzulernen“, sage ich.

„Gleichfalls, Christan“, sagt er, „Und passen sie gut auf meine Kleine auf“, sagt er.

Das bringt mich zum Lächeln, „Oh, das kann ich Ihnen versichern, Mr. Steele.“ Wir geben uns die Hand. Ich drehe mich zu Anastasia. Sie raubt mir einfach den Atem. Ich nehme ihre Hand in meine und führe sie an meine Lippen, küssen zärtlich jeden einzelnen Knöchel. Meine Augen und mein Blick sind wie glühende  Asche, weil mein Verlangen nach ihr so groß ist.

„Bis später, Miss Steele“, flüstere ich ihr ins Ohr. Es ist voller Verheißung auf das, was kommen wird und ich beabsichtige dieses Versprechen gänzlich zu erfüllen.

Just Died in Your Arms by Cutting Crew

******

Taylor findet mich, sobald er weiß, dass ich nicht mehr in Gesellschaft bin und es Zeit ist zu gehen. Er blickt mich kurz an und ich sehe, dass er erleichtert seufzt und vor sich hin murmelt „Herzlichen Glückwunsch, Sir!“ als ob ich eine Rettungsmission, ohne Kratzer überstanden habe. Ich nicke zur Antwort, und in mir breitet sich ein Schwindelgefühl aus.

„Wohin, Sir?“ fragt er.

„Bringen Sie mich zurück zum Heathmans“, sage ich. Ich muss etwas essen und arbeiten, obwohl ich mein größtes Geschäft schon an diesem Morgen abgeschlossen habe.

Ich gebe etwas in Auftrag und mache mich an die Arbeit. Taylor und ich gehen am Abend laufen. Taylors Stimmung hat sich direkt proportional mit meiner verbessert. Gott! Diese Frau kann uns Männer alle um den kleinen Finger wickeln! Sie wird mein Tod sein. Mein wunderschönes Gift, und Gegengift … Als wir zurückkommen, gehe ich duschen. Schnell ziehe ich mein weißes Hemd und meine Jeans an und gehe zügig zu meinem Laptop, um Anastasia eine Nachricht zu schicken.


Von: Christian Grey
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011                        17:23
An: Anastasia Steele


Was könnte ich noch sagen, was ich nicht schon längst gesagt habe?
Ich freue mich darauf, die Soft Limits mit dir zu besprechen.
Du sahst heute wunderschön aus.

Christian Grey

CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ich kann mich verdammt nochmal kaum beherrschen. Ihre Antwort kommt augenblicklich. Sobald sie eingeht, klicke ich darauf und meine Hände zittern.


Von: Anastasia Steele
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011                        17:24
An: Christian Grey


Ich kann heute Abend gerne noch vorbeikommen, um über alles zu sprechen, wenn es dir passt.

Ana

Wenn es mir passt? Baby, ich warte jetzt schon eine Weile, dass du zustimmst! Ich sehne mich nach deiner Zuneigung. Wenn sie nicht weiß, wie man mit Sex bestraft oder wenn sie nicht eine angeborene Fähigkeit hätte, würde ich meinen Namen ändern! Sie hat eine natürliche Kontrolle, ich bin bereit zu explodieren. Aber ich möchte erstens nicht, dass sie in dieser Todesfalle fährt und zweitens, wenn sie kommt, kann sie jederzeit gehen. Ich möchte die Kontrolle haben. Sofort tippe ich ihr eine Antwort.



Von: Christian Grey
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011                        17:28
An: Anastasia Steele


Anastasia, ich würde lieber zu dir kommen. Was ich über deinen Wagen gesagt habe, war durchaus ernst gemeint – mir ist nicht wohl dabei, wenn du damit durch die Gegend fährst.
Ich bin gleich da.


Christian Grey

CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ich bin bereits angezogen.

“Taylor!” rufe ich.

“Ja, Sir”, er ist sofort da.

„Zwei Dinge. Erstens, rufen Sie in der Bar an und lassen Sie sie eine gekühlte Flasche ‚Bollinger Grande Année Rosé 1999‘und den SUV bereitstellen, um in 10 Minuten zu Miss Steele zu fahren. Sie können mich dort absetzen und dann wieder gegen neun zurück sein“, sage ich.

„Ja, Sir“, sagt er und macht sich auf den Weg die Weinbestellung zu tätigen.

Ich drucke eine Kopie von Anastasias E-Mail und eine Kopie vom Vertrag aus. Ich falte sie und stecke die Papiere in meine Jacke und mache mich auf den Weg nach unten, um Taylor zu treffen.

Was für eine Frau du bist, Anastasia! Du bringst Männer auf die Knie mit einem Blick und weißt nicht einmal davon. Du raubst mir den Atem. 

She's Always a Woman by Billy Joel 

Ich schließe die Tür meiner Suite und mache mich auf den Weg.
  



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