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Sunday, June 30, 2013

BUCH 1 - Kapitel II - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel II

Das zweite Treffen

Übersetzer: Janine Heistmann


Da stehe ich nun, wie ein idiotischer Teenager vor dem Claytons Baumarkt. Sie arbeitet heute. Ich atme tief ein und gehe hinein. Innerhalb von dreißig Sekunden finde ich sie. Sie sitzt an der Kasse und sieht, vertieft in ihre Arbeit, auf den Bildschirm, während sie einen Bagel ist. Ab und zu leckt sie sich mit der Zunge Krümel aus ihrem Mundwinkel oder entfernt sie mit ihrem Zeigefinger. Plötzlich verspüre ich den Drang, zu ihr zu gehen und ihr die Krümel von ihrer Lippe zu lecken. Sie sieht genauso hübsch aus, wie ich sie in Erinnerung habe. Sogar weit besser, in Jeans und T-Shirt, viel besser…

Sie sieht von ihrer Aufgabe hoch und unsere Blicke treffen sich. Ihr Atem geht stoßweise. Ich lächele. Ich bin froh  zu sehen, dass ich diesen Effekt auf sie ausübe. Sie ist auf jeden Fall nicht lesbisch. Sie ist überrascht und ihre blauen Augen werden größer.

„Miss Steele. Was für eine angenehme Überraschung sie hier zu sehen.”

Sie starrt mein Outfit an, meinen Pullover, Wanderstiefel, an meiner Jeans verweilen ihre Augen länger. Ich bin erfreut.

„Mr. Grey,” sie schafft es zu atmen.

„Ich war in der Gegend. Ich brauche ein paar Dinge,“ erkläre ich. Wieder beißt sie ihre Lippe und errötet.

„Natürlich, Mr. Grey,“ zuerst stottert sie, doch dann setzt sie ihr Verkäuferinnenlächeln auf und fragt, „Womit kann ich Ihnen helfen?“

„Ich brauche Kabelbinder,“ sage ich lächelnd. Was ich damit nur mit dir anstellen könnte, denke ich und mein Blick verdunkelt sich. Sie errötet noch stärker. Sie führt mich durch den Baumarkt. Dann hilft sie mir dabei Malerkrepp und Seile zu finden. Sie fragt mich, ob ich renoviere. Ich lächle heimlich. Oh nein Baby, ich renoviere nicht. Ich habe Leute, die das für mich machen. Diese Sachen sind für andere Projekte, die du wahrscheinlich noch nie ausprobiert hast. Was es für ein Spaß wäre, sie dir beizubringen.

Wieder errötet sie unter meinem Blick. Sie ist genauso angetan von mir, wie ich von ihr. Ich muss sie etwas fragen, damit ich noch mehr Zeit mit ihr habe.

„Arbeiten Sie hier schon lange?“ Natürlich kenne ich die Antwort. Vier Jahre, Teilzeit. Sie bestätigt es mir und hält ihren Blick immer noch gesenkt und schüchtern. Sie zeigt mir zwei verschiedene Arten von Malerkrepp. Ich wähle das breitere.

„Brauchen Sie sonst noch etwas?“, fragt sich mich mit heiserer Stimme. Ja, sie ist definitiv von mir angetan. Ich bemerke, wie ich mit derselben Stimme antwortete. Später schneidet sie das Naturfaserseil wie ein Pfadfinder und ich frage sie, ob sie einer war und blicke sie gespannt an. Sie errötet wieder und blickt auf ihre Finger, die sie nervös ineinander verschränkt. „Nein, Mr. Grey,“ sagt sie „organisierte Gruppenaktivitäten sind nicht so mein Ding.“ Sie blickt mich kurz von unten herauf durch ihre langen Wimpern an. Es ist frustrierend sie zu entschlüsseln. „Was ist denn dein Ding, Anastasia?“ frage ich mit tiefer Stimme. Sie keucht leicht. Ich glaube, ich kenne die Antwort bereits. Ich wette, es sind Bücher.

“Bücher,” flüstert sie. Aber ihr sehnsüchtiger Blick verrät noch etwas anderes. Kann ich es wagen, Bronte und Jane Austen zu erwähnen? „Was für Bücher?“, frage ich interessiert, obwohl ich die Antwort kenne.

„Ach das Übliche. Klassiker. Hauptsächlich britische Literatur.”, flüstert sie. Ich denke sie steht total auf Romantik, Herzchen und Blümchen. Ist das was für mich? Bei mir gibt es keine Herzchen und Blümchen. Nachdenklich reibe ich an meinem Kinn. Aber wenn es funktioniert, hätten wir eine Menge Spaß. Ich würde es so gerne versuchen. Sie wechselt das Thema, indem sie in den Verkäuferinnenmodus zurückkehrt.

„Brauchen Sie noch etwas anderes, Mr. Grey?“

Ich muss sie in ein Gespräch mit mir verwickeln. Sie betört mich. Ich kann meine Augen nicht von ihr nehmen.  Alles was  sie macht, ihr Lippenkauen, ihr Winden und ihr nervöses Fingerwringen, bringt mich dazu, mir zu wünschen, ihre Hände zu fesseln und ihre Lippe zwischen meine zu nehmen und ihr eine Lektion zu erteilen.

Dann hören wir, wie ein Typ ihren Namen ruft, „Ana!“ Ein adrett gekleideter Typ kommt auf sie zu. Ist das ihr Freund? Ein Schaudern durchfährt meinen Körper. Ich würde den Typen am liebsten verprügeln. Wer zur Hölle ist er? Sie entschuldigt sich und geht zu ihm. Meine Augen verschmälern sich. Vielleicht war es ein Fehler hierher zu kommen. Er umarmt sie und legt  seine Arme besitzergreifend um  sie. Aber sie erwidert es nicht. Ich blicke ihn eisig an. Vielleicht geht doch nichts zwischen den beiden. Sie zieht den Scheißkerl mit zu mir zurück.

„Mr. Grey, das ist Paul. Seinem Bruder gehört der Baumarkt. Ich kenne ihn schon eine Weile, aber wir sehen  uns nur selten, da er in Princeton Betriebswirtschaft studiert.“ erklärt sie und sieht mich erwartend an. Ich seufze erleichtert. Der Scheißkerl ist nicht ihr Freund, aber der Bruder vom Besitzer. Während wir uns gegenseitig abschätzen, fügt Anastasia hinzu „Paul, das ist Christian Grey.“ Er braucht einige Sekunden, um zu realisieren wer ich bin und ich kann erkennen, dass seine Gedanken voller Bewunderung und Ehrfurcht sind. Ja, du Scheißkerl, lass sie in Ruhe und geh zurück in das Loch, aus dem du gekommen bist.  Er fragt mich, ob ich etwas brauche.

„Anastasia war bereits sehr aufmerksam,“ sage ich und sehe ihn abschätzend an. Schlussendlich versteht er und geht. Ich verstehe nicht warum ich diese Eifersucht verspüre. Ich bin nicht vertraut mit solchen Gefühlen und es ist ein unbehagliches. Warum bin ich eifersüchtig und besitzergreifend ihr gegenüber? Sie ist nichts für mich. Noch nichts … Ich würde es mir wünschen, dass sie etwas für mich wird.

„Kann ich Ihnen noch weiter behilflich sein, Mr. Grey?“ Ich ignoriere ihre Frage.

„Wie kommen Sie mit dem Artikel voran, Anastasia?“ frage ich. Sie sieht mir überrascht in die Augen. Ich möchte nicht von ihr weggeschickt werden, ich möchte sie für mich gewinnen.

„Oh, Kate … ich meine, Miss Kavanagh, mein Mitbewohnerin schreibt ihn. Sie war ganz geknickt, dass sie das Interview nicht selbst führen konnte. Sie findet es nur schade, dass sie keine Fotos von Ihnen hat.“

Das überrascht mich und gibt mir Hoffnung, dass ich vielleicht doch eine Möglichkeit finden werde, Anastasia noch einmal zu sehen. Sie kann den Schimmer in meinen Augen sehen.

„Wirklich?“ sage ich. “Ich bleibe hier in der Gegend. Vielleicht morgen… ?“ Aus meinem Portemonnaie hole ich meine Visitenkarte und gebe sie ihr. Dabei berühren sich unsere Hände kurz und die elektrische Spannung besteht wieder zwischen uns und lässt mich auf keuchen. Meine Augen verdunkeln sich. Ich habe denselben Effekt auf sie. „Sie sollten mich vor 10 Uhr morgens anrufen.“

Sie ist angenehm überrascht und gibt mir ein strahlendes Lächeln, welches ihre ohnehin schon hellen Augen noch mehr strahlen lässt. Sie raubt mir den Atem. Sie hat wirklich das allerschönste Lächeln.

„Ja, werden wir. Kate wird so glücklich sein. “ sagt sie aufgeregt.

Ich bezahle meine Einkäufe, während sie wieder nach unten blickt. Ich wünsche mir so sehr, dass sie mich ansieht. Warum verhalte ich mich nur wie ein Teenager? Ihre Berührung rührt mich tief in meinem Inneren. Sie sieht mich erneut an, als ich ihr meine Amex gebe. Unsere Blicke begegnen sich. Sobald ich meine Einkäufe verstaut habe, drehe ich mich zu ihr und sage „Oh, Anastasia, ich bin froh, dass Sie mich interviewet haben und nicht Miss Kavanagh.“ Ich will, dass sie weiß, dass ich an ihr interessiert bin. Ich kann sie keuchen hören. Sie mag mich. Ich verlasse das Geschäft mit einem erneuerten Ziel. Das wird klappen.

Taylor wartet auf dem Parkplatz auf mich.

„Los geht’s,“ sage ich. Er fährt mich zum Heathman Hotel. Ich gehe in meine Suite und lege meine Einkäufe auf einen Stuhl. Ich beginne zu arbeiten, in der Hoffnung, sie ruft an. Wenn sie nicht anruft, werde ich Portland morgen verlassen und meine Bestrebungen ihr gegenüber aufgeben. Ich hoffe sie ruft an. Ich gehe trainieren, um meine überschüssige Energie abzubauen. Ich sehe ihr schüchternes Lachen vor meinen Augen. Ich trainiere mehrere Stunden. Zurück in meinem Hotelzimmer, gehe ich duschen. Anastasia und ihre Lippen sind mir noch immer im Gedächtnis. Welche Chance habe ich auf ein weiteres Treffen, wenn sie mich nicht anruft? Ich überlege mir bereits einen Notfallplan. Ich verliere nicht wenn ich eine Mission habe. Nur wenn sie es so will. Sie ist zu jung, für das, was ich mir vorstelle. Sie sieht so unerfahren aus. Warum ruft sie nicht an? Verdammt!

Ich beantworte einige E-Mails als das Telefon klingelt. Ich kenne die Nummer nicht. Wer zur Hölle ist das? Ich bin in schlechter Stimmung. Ich antworte barsch.

„Grey.“

Eine schüchterne, nervöse und heisere Stimme antwortet.

„Ähm … Mr. Grey? Hier ist Anastasia Steele.” Mein Herz stockt für eine Sekunde. Als es normal weiterschlägt, antworte ich mit heiserem, aber sanftem Ton.

„Miss Steele. Wie schön von Ihnen zu hören.“ Ich dachte schon sie würde mich nie anrufen. Ich bin erleichtert. Ich höre sie stockend atmen. Ich fühle mich ermutigt, da ich so eine Wirkung auf sie ausübe. Ich  grinse wie ein Idiot. Ich erzähle ihr, dass ich im Heathman Hotel in Portland übernachte und bespreche mit ihr, dass das Shooting um 9:30 Uhr am nächsten Morgen stattfinden soll. Als sie mit belegter, aufgeregter Stimme „Ok, wir werden uns dort sehen,“  sagt, fühle ich, wie sich meine Augen verdunkeln. Ich kann kaum noch bis morgen warten. „Ich freue mich drauf, Miss Steele,“ sage ich mit verführerischer Stimme. Mein Unterbewusstsein sagt bereits „Du bist mein!“

Das Warten auf den nächsten Morgen wird von erotischen Träumen von Anastasia in Seidenstrümpfen und Handschellen begleitet. „Anastasia,“ flüstere ich, ihr Name ist wie ein Gebet auf meinen Lippen.

„Christian,“ haucht sie. Ihre Stimme ist genug, um mich zu entmannen. Verschwitzt wache ich mit ihrem Namen auf meinen Lippen auf. Ich lege meinen Arm über meine Augen und nehme ihn wieder weg und sehe beunruhigt an die Decke. Könnte ein anderer Name, wie Janet, Mary oder Angie, denselben Effekt auf mich haben? Ich glaube nicht. Anastasia. Der Name ist eine Liebkosung auf meinen Lippen. Es ist magisch, lebendig. Ich bin von ihr verzaubert.

Ich stehe auf und gehe ins Fitnessstudio, um mir die Zeit zu vertreiben. Nach meinem Workout, nehme ich eine lange Dusche und ziehe ein weißes Hemd mit offenem Kragen und meine graue Markenflanellhose, die mir tief auf den Hüften sitzt, an. Ich frühstücke schnell und lasse meine Haare an der Luft trocknen. Sie ruft mich an und teilt mir mit, dass sie eine andere Suite des Hotels für das Shooting gebucht haben. Taylor wartet an der Tür.

Sobald ich die Suite betrete, beginne ich nach ihr zu suchen. Da steht sie. In engen tiefsitzenden Jeans, die ihre Kurven betonen und einem weißen Shirt, das ihre Figur hervorhebt. Ich fühle wie sich ihr Atem beschleunigt, als sie mich sieht und begrüßt mich diskret.

„Miss Steele, so sieht man sich wieder,“ sage ich und strecke meine Hand aus, um ihre kleine, blasse Hand zu nehmen. Als wir uns berühren, spüre ich wieder diese elektrische Spannung zwischen uns und weiß, dass sie es auch fühlt, als sie häufig zu blinzeln beginnt. Sie errötet und ihr Atem wird unregelmäßig. Sie zieht ihre Hand viel zu schnell weg und stellt mich ihrer Mitbewohnerin vor, die nicht anders als erwartet, ein selbstsicheres und herrisches Auftreten hat. Ganz wie ich.

„Die beharrliche Miss Kavanagh. Wie geht es Ihnen?” sage ich und danke Gott, dass es Anastasia war, die gekommen ist und nicht sie. Sie ist hübsch, aber ich würde sie nicht anrühren.
Dann stellt Anastasia den Fotografen vor. „Das ist Jose Rodriguez, unser Fotograf.“ Sie lächelt ihn liebevoll an und er erwidert dies, besitzergreifend. Ich fühle, wie sich Wut in mir aufstaut. Ist dieser Scheißkerl ihr Freund?

„Mr. Grey,“ der Scheißkerl nickt mir zu.

„Mr. Rodriguez,“ sage ich eisig. Ich wechsele immer wieder die Position während des Shootings und lasse Anastasia keine Sekunde aus den Augen. Ich muss herausfinden, ob einer dieser Scheißkerle, die ich in den letzten zwei Tagen getroffen habe, ihr Freund ist. Sie waren beide besitzergreifend ihr gegenüber. Ungefähr dreißig Minuten später sind wir fertig. Miss Kavanagh und ich plaudern kurz miteinander. Ich drehe mich zu Anastasia und frage, „Begleiten Sie mich hinaus, Miss Steele?“

„Sicher,“ sagt sie ängstlich, während ihre Freundin uns argwöhnisch beobachtet und der scheiß Fotograf finster drein blickt. Er ist ihr Freund, schießt es mir durch den Kopf. Ich muss es herausfinden. Ich teile nicht. Sie muss mir ganz allein gehören.

Ich öffne die Tür und lasse sie hinaus. „Würden Sie mich auf einen Kaffee begleiten?“  Ich verbanne die Erwartung aus meinem Blick und fühle, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt und ihr Gesicht rosa anläuft. Ja, Baby, das ist ein Date.

Glad You Came - Wanted 

Enttäuscht erklärt sie mir, dass sie alle nach Hause fahren wird. Ach komm schon Baby, das hindert mich doch nicht.

„Taylor!“

“Bitte bringen sie Miss Kavanagh, den Fotografen, seinen Assistenten und die Ausrüstung dahin, wo sie es wünschen.“ Dann drehe ich mich zu Anastasia und sage „Problem gelöst.“

„Oh, Taylor muss das nicht tun, Mr. Grey. Ich kann mit Kate das Auto tauschen.“ Sie geht zurück in die Suite, spricht kurz mit ihrer Freundin und kommt zurück.

„Ok, lassen Sie uns einen Kaffee trinken.“ sagt sie und wird scharlachrot. Diese Farbe lässt mich grinsen. Auf dem Weg zum Fahrstuhl unterhalten wir uns. Ich drücke den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. Als sich die Türen öffnen, springt ein Paar, das gerade herumgemacht hat, schnell auseinander. Was haben Aufzüge nur an sich? Anastasia guckt beschämt. Ich nehme meinen Blick nicht von ihr und sehe wie sich die liebliche rote Farbe auf ihrem schüchternen Gesicht ausbreitet. Ich versuche mir ein Lächeln zu verkneifen… vergeblich. Als der Fahrtsuhl das Erdgeschoss erreicht, öffnen sich die Türen und ich ergreife Anastasias Hand und führe sie aus dem Fahrstuhl hinaus. Wir hören das Pärchen kichern, während ich murmele, „Was haben Aufzüge nur so an sich?“

Wir überqueren die Straße zu einem Café, während ich noch immer ihre Hand in meiner halte. Die elektrische Spannung ist konstant zwischen uns. Ich lasse sie einen Tisch wählen und frage sie, was sie möchte.

„Englischen Frühstückstee, mit dem Beutel extra,“ sagt sie und überrascht mich damit. Also kein Kaffee. Entschuldigend erklärt sie, dass sie Kaffee nicht so mag. Als ich uns also etwas zu trinken und zu essen hole, bemerke ich wie sie mich heimlich beobachtet und auf ihrer Lippe kaut. Sie senkt ihren Blick und schaut auf ihrer ineinander verknoteten Finger, als ich zum Tisch zurückkehre. Wie gern würde ich herausfinden, warum sie errötet. Ich hoffe meinetwegen.

„Na, was geht in Ihrem hübschen Kopf vor?“ frage ich.

Sie errötet. Gott! Was ich nicht alles mit dir anstellen würde, um herauszufinden an was du denkst! Ich stelle das Tablett auf den Tisch, den sie gewählt hat und strecke meine Beine auf dem Platz ihr gegenüber aus, um ihr wunderschönes, schüchternes Gesicht besser sehen zu können. Ich hake nach:

„Und, was denken Sie?“

Sie gibt nichts Preis. „Das ist mein Lieblingstee. Ich mag ihn schwach und schwarz,“ sagt sie. Ich muss mich endlich aus meiner misslichen Lage befreien und sie fragen. Ich halte es nicht mehr länger aus.

„Ich verstehe.“ sage ich “Ist der Fotograf ihr Freund?”

„Nein“ stößt sie hervor, „Er ist nur ein guter Freund. Eher wie ein Bruder.“

„Ich verstehe,“ unterbreche ich sie „Und was ist mit dem Mann im Baumarkt?“ frage ich sie direkt.

„Nein. Er ist auch nicht mein Freund, das habe ich Ihnen gestern schon gesagt.“ Innerlich seufze ich vor Erleichterung.

„Warum fragen Sie?“

„Sie werden nervös in der Gegenwart von Männern,“ stelle ich fest. Sie sieht wieder auf ihre verknoteten Finger und errötet.

„Ich finde Sie einfach einschüchternd,“ gibt sie zu. Obwohl ich deutlich sehen kann, dass sie die Wahrheit sagt, da sie bis zum Haaransatz errötet, muss ich scharf einatmen. Ich habe eine Wirkung auf sie. Dieser Gedanke gefällt mir und ich kann nicht anders und muss lächeln.

„Ich bin einschüchternd, aber schauen Sie bitte nicht immer nach unten. Ich möchte ihr schönes Gesicht sehen,“ sage ich und möchte deine Lippen, auf denen du kaust, küssen. Sie blickt auf.

„Ich möchte wissen, was Sie denken. Sie rätselhaftes Wesen, Anastasia.”

Sie sieht verwirrt aus.

Ich sage ihr, dass Sie ziemlich oft rot wird und ich zu gerne wissen möchte, weswegen. Sie fragt mich, ob ich immer so persönliche Bemerkungen mache. Ich wusste nicht, dass ich es tat. War sie es nicht, die letzte Woche persönliche Bemerkungen über mich gemacht hat? Sie schockiert mich, als sie erklärt, dass sie mich für überheblich halte. Aber wie recht du hast, Baby!

„Ich bin es gewohnt, meinen Willen durchzusetzen,“ erzähle ich ihr, „in allen Dingen.“

Ich möchte mehr über sie wissen und frage sie über ihre Familie. Sie fragt mich über meine. Aber ich habe mehr Lust etwas über ihre zu erfahren. Aber sie gibt nicht viel Preis. Als ich ihr erzähle, dass meine Schwester Mia in Paris ist, sagt sie sehnsüchtig, „Ich habe gehört, Paris soll wunderschön sein,“ Ich erzähle ihr, wie schön es ist und frage sie, ob sie schon einmal dort gewesen ist. Aber sie hat noch nie das Land verlassen.

Ich frage sie, ob sie gerne einmal hinfahren möchte. Ihr Gesicht erhellt sich und sie sagt „Nach Paris? Natürlich, aber ich würde noch lieber nach England fahren.“ Ich denke, ich weiß warum. Mein Zeigefinger streicht über meine Unterlippe. Sie sieht so aus, als ob sie sich ein Keuchen kaum noch verkneifen kann. „Warum?“ frage ich.

„Austen, Bronte, Shakespeare, Hardy. Ich würde gern die Orte besuchen, die diese Schriftsteller inspiriert haben,“ sagt sie ohne zu blinzeln. Herzchen und Blümchen, wie ich erwartet habe. Sie sieht auf ihre Uhr. Sie will los, um für ihre Abschlussprüfung zu lernen. Ich biete ihr an, sie zum Auto von Miss Kavanagh zu begleiten. Sie dankt mir für den Tee. Oh, das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich lächele. Ich halte ihr meine Hand hin und sie ergreift sie automatisch. Sofort ist die Spannung zwischen uns wieder da. Gedankenverloren gehen wir zurück zum Hotel. Ich liebe es, wie ihr Arsch in dieser Jeans aussieht und ohne nachzudenken frage ich sie, „Tragen Sie immer Jeans?“

„Meistens,“ antwortet sie verwirrt. Sie stehen ihr. Sehr sehr gut. Gerade als wir auf den Parkplatz zusteuern, platzt sie heraus, „Haben Sie eine Freundin?“ Sie errötet. Ich denke, sie hat einfach ihren Gedanken laut ausgesprochen. Ich gebe ihr ein halbes Lächeln.

„Nein, Anastasia. Eine feste Freundin ist nichts für mich,” antworte ich ihr leise.

Sie ist verwirrt, natürlich. Verschiedene Gedanken flackern über ihr Gesicht, aber sie schmückt keine in Worte. Sie sieht enttäuscht aus und versucht sich meiner Hand zu entziehen. Hastig macht sie einen Schritt vorwärts und stolpert auf die Straße. Ich rufe, „Scheiße, Ana!“ und greife nach ihrer Hand, um sie gerade noch vor einem vorbeifahrenden Fahrradfahrer wegzuziehen. Ich ziehe sie so nah wie möglich an meinen Körper. Ich merke, wie sie meinen Geruch einatmet, als ich ebenfalls den weiblichen Geruch ihrer Haare und ihrer Haut wahrnehme. Ich schließe kurz meine Augen und flüstere in ihr Ohr, „Alles in Ordnung?“ Ich drücke sie mit einer Hand in ihrem Rücken weiter an mich und untersuche mit meiner anderen ihr Gesicht auf Kratzer. Ich streife ihre Unterlippe mit meinem Daumen, als ein Schaudern meinen Körper durchfährt. Ihr Atem stockt. Wir sehen einander an. Ihr Blick und ihr Körper signalisieren mir “küss mich.”

Sie ist wunderschön und ich kämpfe gegen den Drang an, sie noch näher an mich zu ziehen und sie zu küssen. Ich schließe kurz meine Augen und als ich sie wieder öffne, bin ich entschlossen. Sie ist zu jung, zu unschuldig, zu schön. Sie eignet sich nicht für meine Welt.

„Du solltest dich besser von mir fern halten, Anastasia. Ich bin nicht der richtige Mann für dich,“ flüstere ich. Ihr Gesicht fällt zusammen, als ob ich sie hart geschlagen hätte. Es ist besser, sie jetzt zurückzuweisen, als sie später zu verletzen.

„Tief durchatmen, Anastasia, okay? Ich stelle dich jetzt wieder auf die Füße und lasse dich selber laufen.“ Auf ihrem Gesicht zeigt sich Enttäuschung und Schmerz. Sie öffnet ihre blauen Augen so weit wie es ihr möglich ist, damit keine Tränen aus ihren Augen kommen können.

„Ich habe es verstanden,“ sagt sie, „Danke, Mr. Grey.“

„Wofür?“

„Dafür, dass Sie mich gerettet haben,“ sagt sie den Tränen nahe.

Ich  bin wütend auf den Scheißkerl, der sie fast umgefahren hat. „Es war nicht Ihr Fehler. Der Idiot war schuld! Möchten Sie sich im Hotel noch ein bisschen hinsetzen?”

“Mir geht es gut,” sagt sie und ihre Stimme bricht. „Danke für das Fotoshooting,“ murmelt sie. Ihr letzter Versuch gegen die Tränen anzukämpfen. Ich bin hin- und hergerissen zwischen unbekannten Gefühlen. Ich bin fast so weit, ihr zu gestehen, dass ich ein abgefuckter Typ bin und dass sie das, was ich ihr geben kann, unglücklich machen wird. Sie ist ein romantisches Mädchen. Herzchen und Blümchen. Und der in fünfzig Facetten abgefuckte Christian Grey macht so etwas nicht.

„Anastasia … Ich…“ ich stoppe. In meinem Inneren kämpfe ich mit mir selbst. Ich will sie. Aber ich will sie auch nicht verletzen. Ich bin zerrissen. Ich kann den Schmerz auf ihrem Gesicht nicht ertragen.

„Was ist los, Christian?“ herrscht sie mich an, mein Name wie ein Gebet auf ihren Lippen. Nein, ich kann ihr das nicht antun. Ich atme kurz ein und sage, „Viel Glück bei den Prüfungen,“ und verwirre sie damit.

„Danke!“ sagt sie den Tränen nahe und entfernt sich von mir. Das letzte, was ich sie sehe ist, wie sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischt. Ich trete mir selbst in den Arsch.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Ich gehe zurück zum Hotel. Ich muss etwas schlagen, jemanden, etwas … Ich bin voller Gefühle, mit denen ich nicht vertraut bin. Ich kriege ihr Gesicht nicht aus dem Kopf. Ihr Blick… der Schmerz… Scheiße! Es ist alles mein Fehler. Ich bin nicht der Typ für eine feste Freundin und sie ist nicht der Typ Frau, der so etwas wie ich machen will. Ich bin in einer  Sackgasse. Ich habe ein unbekanntes Verlangen nach ihr, etwas zieht mich zu ihr und ich will sie nicht verletzen. Ich werde sie verletzen. Sie ist zu unschuldig. Es würde nicht mit ihr funktionieren. Der Kampf in meinem Inneren wütet. Woher will ich wissen, dass es nicht klappen könnte, wenn ich es nicht versuche?

Verdammt! Ich gebe mir einen Tag. Mal sehen, ob ich über sie hinweg komme. Scheiße! Ich rufe Claude Bastille an und fordere ihn auf, seinen Arsch nach Portland zu bewegen. Ich brauche ein heftiges Workout.

Morgen. Ich werde bis morgen warten.






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