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Tuesday, July 30, 2013

BUCH 1 - Kapitel XI - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel XI

Der Doktor ist da

Übersetzer: Janine Heistmann


Da ich eh wach bin und von Schlaf keine Rede mehr sein kann, gehe ich zu meinem Laptop und lese Anastasias letzte E-Mail immer und immer wieder. Meine Stimmung ändert sich bei den Details ihrer Antwort. Sie kann per E-Mail viel besser mit mir kommunizieren, als wenn sie direkt mit mir spricht. Ich muss einen größeren Effekt auf sie haben, als ich bislang gedacht habe. Aber da sie mit mir verhandelt, wechsele ich in meinen Geschäftsmodus und tippe ihr eine Antwort:
___________________________________________________________________________
Von: Christian Grey
Betreff: Ihre Probleme
Datum: 24. Mai 2011    04:58 Uhr
An: Anastasia Steele

Sehr geehrte Miss Steele,

nach eingehender Lektüre  Ihrer Vorbehalte, habe ich nun das Gefühl Ihre Aufmerksamkeit auf die Definition des Wortes „devot“ lenken zu müssen.

devot – Adjektiv

1.      geneigt oder bereit, sich einem anderen zu unterwerfen; widerspruchslos oder demütig unterwürfig; z.B. ein devoter Diener.

2.      gekennzeichnet durch demütiges Verhalten; z.B. eine devote Haltung

Wortursprung: 1580-90

Synonyme: 1. folgsam, entgegenkommend, nachgiebig, fügsam. 2. passiv, gleichgültig, geduldig, gelehrig, bieder, kleinlaut. Antonyme: 1. aufsässig, ungehorsam

Ich würde Sie bitten, dies für unser Treffen am Mittwoch im Hinterkopf zu behalten.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Was sagen Sie dazu Miss Steele? 

Strangelove by Depeche Mode

Ich will, dass sie sich mir fügt, damit ich mich um sie kümmern kann. Damit ich sie beschützen kann, während sie die Tiefen und Höhen ihrer Sinnlichkeit, ihrer Leidenschaft erforscht. Ich kann sie an Orte führen, von deren Existenz sie nichts ahnt. Ich kann sie Leidenschaft erfahren lassen, die sie nicht für möglich hält. Dies kann nicht geschehen, wenn sie sich mir nicht völlig hergibt und somit Vertrauen zwischen uns schafft. Das ist essentiell: Man muss der Person mit Kontrolle vertrauen. Du fällst, ich fange dich. Sie muss die Zweifel abschütteln, die ich nicht fangen könnte. Das bedeutet gegenseitiges Vertrauen. Ich will, nein ich brauche ihr Vertrauen, damit unser Arrangement funktionieren kann. Ich muss Kontrolle haben. Das ist alles, was ich kenne, es ist das, was für mich funktioniert und es bedeutet, dass ich Ordnung in dem Chaos habe, was mich umgibt.

Ich entscheide mich zu trainieren. Ich laufe einige Meilen, hebe Gewichte, schlage und boxe auf den Boxsack ein, um meine nächtliche Frustration zu überwinden. In den letzten zwei Nächten haben die Gedanken an Miss Steele zwei Sachen geschafft: mir den heftigsten feuchten Traum, den ich je gehabt habe und den schlimmsten Albtraum meines Lebens beschert. Sie ist sowohl Gift, als auch Gegengift. Sie verwirrt mich selbst im Schlaf. Ihre Anziehungskraft und ihr Sog sind unausweichlich. Sie quält mich mit einem ihrer Blicke, mit ihren Äußerungen und mit ihren originellen Kommentaren. Warum und wie schaffst du es mich so zu quälen, Anastasia? Obwohl ich ihren Humor und die Art, wie sie mir Paroli bietet liebe, würde ich ihr zügelloses Mundwerk genauso gerne zügeln. Weil es mich bis in mein Innerstes ängstigt! Es ängstigt mich, dass sie gehen könnte, es ängstigt mich, dass sie sich verletzen könnte und dass ich nicht die Kraft habe, sie zu beschützen, da sie schnell wie der Wind ist.

Taylor kommt, um ebenfalls zu trainieren. Da er sieht, wie ich wie ein Irrer auf den Boxsack einschlage, sagt er klugerweise nichts, nickt nur und begrüßt mich kurz „Mr. Grey“, und beginnt ebenfalls zu trainieren. 

Pump It by Black Eyed Peas

Als ich mit dem Trainieren fertig bin, sage ich Taylor Bescheid, dass ich zurück in meine Suite gehe.

„Soll ich Sie in ihrer Suite treffen, Sir?“

„Nein. Treffen Sie mich unten um 7:30 Uhr im Restaurant“, sage ich.

„Ja, Sir“, antwortet er.

Ich gehe zurück in meine Suite, dusche und ziehe meine Hose und ein weißes Hemd an und mache mich auf den Weg ins Restaurant des Hotels. Taylor ist bereits dort und verhält sich unauffällig, dennoch ist er immer voll anwesend. Er sieht vielleicht trügerisch  uninteressiert aus, steht abseits und sieht dich nicht direkt an, aber er ist immer wachsam gegenüber den Leuten, mit denen ich meine Meetings habe. Das Meeting verläuft ohne Probleme.

Eine Stunde später bin ich wieder in meiner Suite und Taylor verschwindet unauffällig in meiner Suite. Ich rufe John Flynn an.

„Hallo, Christian“, meldet er sich mit Selbstvertrauen nach dem dritten Klingeln.

„John“, sage ich bestimmt und grüße ihn.
„Ich habe dich diese Woche noch nicht gesehen, ich schätze du bist beschäftigt“, sagt er. Es ist seine Art herauszufinden, was los ist.

„Ich bin in Portland“, sage ich.

„Aha“, meine Interpretation: Was ist los?

„Ich werde bei der WSU Abschlusszeremonie am kommenden Donnerstag die Diplome überreichen.“

„Ist das der Grund, warum du mich anrufst?“

„Ja“, sage ich entschieden.

„Christian, in all der Zeit, die ich dich nun schon als Freund und als Patienten kenne, warst du noch nie so verschlossen wegen irgendetwas. Was macht dich so schweigsam?“

„Ich habe jemanden getroffen und sie ist der Grund, warum ich so früh hier bin“, sage ich.

Ich glaube einen gedämpften würgenden Ton zu hören.

„Geht es dir gut?“ frage ich besorgt.

„Ja“, seine Stimme klingt wie ein Piepsen. Dann räuspert er sich und antwortet mit männlicherer Stimme „Ja mir geht es ganz gut, Christian. Ich war, ahh … wie auch immer, was hast du gesagt?“ sagt er mit einer Menge Enthusiasmus in der Stimme, total interessiert. Normalerweise schlägt er immer einen professionellen Ton an, wenn wir unsere Sitzungen haben und über meinen Lebensstil reden. Wenn es um mich geht, überrascht ihn eigentlich gar nichts. Er weiß alles über meine Subs und er weiß, dass ich ein Dom bin und nur an dieser Art Beziehung interessiert bin. Sie ist nun einmal die einzige Art, die ich kenne und bei der ich Erfahrung habe.

„Ich habe völlig zufällig ein Mädchen getroffen. Sie kam, um mich für die WSU Schulzeitung zu interviewen. Sie sollte mich nicht einmal interviewen! Eigentlich war es ihre  Mitbewohnerin, die mich interviewen sollte aber sie wurde krank, Erkältung oder Grippe oder sonst irgendein Scheiß … und ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist! Nicht froh, dass sie krank war, aber froh, dass sie nicht kommen konnte! Weil sie ihre Mitbewohnerin, Anastasia, gefragt hat“, sage ich mit einer unerwarteten Ehrfurcht im Klang meiner Stimme. John bemerkt es und macht wieder ein fiependes Geräusch. Ich sollte das öfter machen, normalerweise ist er bei mir nie überrascht.

„und Anastasia war diejenige, die letztlich kam, um mich zu interviewen“, sage ich schlussendlich und ich halte inne, um durchzuatmen. John oder Dr. Flynn, wie ihn seine Patienten kennen, nimmt meine Pause als Anlass, eine Frage zu stellen.

„Ich bin froh, dass du nun so ausführlich mit mir redest, Christian. Und du hast festgestellt, dass diese Anastasia eine weitere Sub ist? Ist sie eine Frau, die deinen Lebensstil bevorzugt?“ fragt er sehr interessiert. Ich hätte jedem anderen für solch eine Frage die Nase gebrochen, aber ich zahle Dr. Flynn ein kleines Vermögen dafür, dass er mich solche Dinge fragt und er hat eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschrieben. Deshalb macht es ihm nichts aus, mir solch bohrende Fragen zu stellen, vor allem, weil ich ja will, dass er mir hilft.

„Nein, ist sie nicht“, sage ich, weil es eine Tatsache ist.

Ich höre einen weiteren erstickten Ton.

„Dr. Flynn … John, ist alles in Ordnung? Soll ich einfach einen Termin mit dir vereinbaren? Mir wäre es lieber, wenn ich es nicht machen müsste“,  natürlich kümmert es mich nicht, er weiß das; ich bin nicht der Typ, der anderen entgegenkommt. Ich bin es gewohnt, dass alles so läuft, wie ich es will. „Aber ich bevorzuge es nicht, außer du hast einen medizinischen Notfall, John, da du seit dem ich dich angerufen habe, klingst als würdest du ersticken“, sage ich trocken. Ich fahre fort, „Weil ich wirklich heute mit dir darüber reden muss! Ich hatte eine schlechte Nacht … Albträume, aber dieses Mal war Anastasia involviert.“

Dr. Flynn hört sich so an, als ob er eine Reizüberflutung hätte, als ob ich einen freund‘schen Orgasmus mit meiner Aussage versursacht hätte. Ich fühle quasi wie sein Gehirn rattert, obwohl er diese Informationen aus 265 Kilometer Entfernung erhält!

„Ich habe nicht die Absicht das Gespräch mit dir zu beenden, Christian. Weil du vielleicht einen Durchbruch haben könntest. Lass mich erst mal eins klarstellen. Es ist nicht diese junge Frau, die dich zuerst verfolgt hat?“

„Nein“, stimme ich zu.

„Also bist du von Seattle …“ er hält inne, „nach Portland gefahren, um diese junge Frau zu verfolgen?“

„Ja“, sage ich bestimmt.

„Und diese junge Frau teilt deinen Lebensstil nicht, verstehe ich das richtig?“

„Noch nicht, aber ich würde gern, dass sie es tut“, sage ich.

„Verstehe…“, sagt Dr. Flynn und hält inne. „Wie auch immer, war sie sich einigermaßen des Lebensstils bewusst, in den du sie einführen willst?“  fragt er forschend.

„Sie hatte keine Ahnung. Sie ist …“ ich korrigiere mich selbst, „war Jungfrau“, sage ich.

Wieder ein würgender Ton, gefolgt von einem lauten Husten. Dieses Mal warte ich. Ich will nicht den Tod, von meinem besten Psychotherapeuten verursachen.

„Bist du in Ordnung, John?“ frage ich, dieses Mal wirklich besorgt.

Er hustet weiterhin und hält den Hörer von sich. Ich höre seine Stimme aus der Distanz, wie er immer noch würgend in seine Sprechanlage spricht, „Eleanor, könnten Sie mir bitte ein Glas Wasser bringen?“ Er hustet weiter.

Ich höre die eilige Stimme seiner  Assistentin in der Ferne, „Kommt sofort, Doktor Flynn!“ Ich warte. Das könnte  dauern. Ich höre ihn immer noch husten. Lautstark. Einige Minuten später verklingt sein Husten und er ist zurück am Telefon.

„Es tut mir leid, Christian. Du hast heute ganz schön was offenbart. In all den Jahren der Therapie, hätte ich nie gedacht, dass ich diese Worte mal aus deinem Mund hören würde. Du verfolgst eine Jungfrau!“ Es fällt ihm schwer seine Skepsis zu verbergen. „Du bist sehr speziell bei der Auswahl deiner Partner und eine unerfahrene Nicht-Sub, eine Jungfrau entspricht einfach nicht deinen Anforderungen. Ich bin sehr interessiert an den Umständen, die diese Veränderung verursacht haben“, sagt er.

„Wir haben die Situation beseitigt. Sie ist keine Jungfrau mehr“, sage ich.

„Verstehe“, sage er nachdenklich. „Und wie fand sie deine Hardcore Praktiken?“

„Wir haben das erste Mal einfach nur miteinander geschlafen. Keine Spielzeuge…“ sage ich und verbessere mich, „gut, wenn du meine silberne Seidenkrawatte nicht mitzählst. Aber es war mein erster Blümchensex“, sage ich ruhig.

Er beginnt wieder zu würgen. Als er aufhört zu Husten, sage ich gereizt, „Denkst du wir können dieses Gespräch fortführen, ohne dass du mir wegstirbst, John?“

„Allerdings. Es ist nur, dass du vorher nie offenbart hast, dass du irgendein Interesse an Blümchensex oder Liebe machen hast. Du hast einige Regeln, deren Einhaltung du von deinen Partnern verlangst“, sagt er und ich lasse ihn nicht weitersprechen.

„Und das ist es ja! Sie entspricht überhaupt nicht meinen Anforderungen! Außer, dass sie eine Brünette ist. Aber alles andere, obwohl ich angenommen habe, dass sie devot ist, da sie völlig ‚Ja, Sir‘, ‚Nein, Sir‘  und sehr schüchtern war. Ich glaube sie hat keinen devoten Knochen in ihrem Körper!  Und bevor du wieder anfängst zu würgen“, ich gebe ihm eine Warnung, „Ich habe weitere  Offenbarungen“, sage ich.

„Ich höre“, sagt er und hält den Atem an.

„Sie hat dreimal mit mir in meinem Bett geschlafen. Du weißt schon … richtig geschlafen. Außerdem haben wir in meinem Bett miteinander geschlafen. Zudem denke ich jeden Tag, jede Minute an sie und das ist ungefähr die ganze Zeit, in der ich wach bin. Und nachts ist sie in meinen Träumen!“

„Merkwürdig!“ stößt Dr. Flynn in seinem Londoner Akzent hervor. „Was für Träume hattest du?“

„Vorletzte Nacht hatte ich den heftigsten feuchten Traum. Sie war so verdammt real! Ich wusste nicht einmal, oder dachte oder verstand, dass es ein Traum war!“ sage ich.

„Sehr interessant“, bemerkt er und klingt so, als ob er sich seine üblichen Notizen in seinem Lederkalender macht. „Red weiter“, drängt er.

“Letzte Nacht war die schlimmste Nacht überhaupt, soweit die Albträume beteiligt sind“, sage ich.

„Hattest du einen Traum von dem Zuhälter?“ fragt er.

„Ja“, sage ich und kann nicht verhindern, dass sich meine Atmung beschleunigt, „er hat in meinem Traum Anastasias Tod verursacht und ich war am Boden zerstört. Es war mit keinem bisherigen Verlust, den ich hatte, vergleichbar! Ich glaube nicht, dass ich so einen Schmerz und solch Verzweiflung fühlen würde, wenn ich jemanden aus meiner Familie verlieren würde“, sage ich und fühle mich schuldig, bin kaum hörbar.

„Du magst sie“, sagt John glatt.

„Das ist deine professionelle Meinung?“ sage ich trocken und höhnisch. „So viel habe ich auch schon festgestellt.“ Aber Dr. Flynn ist unbeeindruckt.

„Was denkst du, was du für sie fühlst, Christian?“ fragt er.

„Es ist keine Liebe!“ sage ich bestimmt und versuche mich selbst davon zu überzeugen.

„Es ist sehr interessant, dass du das sagst“, sagt er interessiert. „Was lässt dich diese Schlussfolgerung ziehen?“
„Ich liebe nicht, John! Ich denke, dass es ein Mix aus mögen, Verehrung, Ehrfurcht, Verlangen, Lust, mögen …“ sage ich und schweife ab.

„Du hast es gesagt“, wirft er ein.

„Was?“

„Mögen …“, sagt er, „du hast zweimal gesagt, dass du sie magst“, sagt er. Was will er mir damit sagen?

„Ich mag sie ja auch. Sehr sogar. Genau genommen bemerke ich, dass ich an sie denke, von ihr träume, sie will, sie begehre, unendlich begehre! Und das obwohl sie keinen einzigen devoten, gehorsamen Knochen in ihrem Körper hat, wie ich herausgefunden habe“, sage ich verzweifelt.

„Und dennoch begehrst du sie … interessant!“ sagt Dr. Flynn, als ob er sich seine Lieblingsversion von „Best of Freud“ ansieht.

„Erzähl mir mehr von deinem Albtraum“, sagt er. Ich erzähle ihm alle Details.

„Hast du Angst, dass sie dich verlassen wird?“ fragt er.

„Ich dachte, sie würde mich verlassen, ohne mir die Chance zu geben, es zu erklären. Sie hat mir eine E-Mail geschickt, in der sie mir gesagt hat, dass es schön war mich gekannt zu haben!“ sage ich und meine Intonation wird höher.

„Und wie hast du dich dadurch gefühlt?“ fragt er. Ich rolle mit den Augen, da dass die Lieblingsfrage eines Psychotherapeuten ist.

„Ich bin ausgeflippt! Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten für meine Gefühle. Ich habe noch nie zuvor so gefühlt!“ sage ich voller Emotionen.

„Sicher, du hattest andere Subs, mit denen du nicht zusammengepasst hast oder die mehr wollten, als du ihnen bieten konntest. Ihr seid ohne Bedenken oder Nebengedanken auseinander gegangen. Bist du in diese junge Frau verliebt?“ fragt er. Diese Frage bringt mich in eine Verteidigungsstellung.

Ungläubig blicke ich auf mein Telefon, „Nein!“ sage ich bestimmt. „Ich liebe nicht! Ich kann nicht lieben. Ich bin schlecht für sie, aber ich kann mich nicht von ihr fernhalten! Ihr geht es bei mir genauso! Es ist wie die Motte zur Flamme.“ Ich streiche mit meiner Hand durch meine Haare und atme tief ein.

„Du sagst also es ist keine Liebe. Deine Angst sie zu verlieren offenbart sich in deinen Albträumen, in denen normalerweise der Zuhälter deiner leiblichen Mutter eine Hauptrolle spielt. Er ist der Hauptdarsteller in den meisten deiner Albträume; eine übriggebliebene Angst aus der Kindheit, wenn du so willst und jetzt hat er es geschafft, sich in deine größte Angst hineinzufügen: Der Verlust dieser jungen Frau, in tiefgreifendster Weise. Das ist dein Bewusstsein, welches dir sagt, dass du deine Gewohnheiten, die auf dem Schaden, den du in deiner frühsten Kindheit erlitten hast, beruhen, ändern musst, wenn du eine Beziehung zu ihr aufbauen willst“, sagt er.

„Du liegst vielleicht richtig. Aber ich bin an keiner anderen Beziehung als der Dom/Sub- Beziehung interessiert“, sage ich entschieden.

„Deine Worte weisen vielleicht darauf hin, aber du bist bereit ihre Bedürfnisse in der Beziehung unterzubringen, wie z.B. mit ihr zu schlafen…“ sagt er, aber ich unterbreche ihn schnell.

„Das war bloß ein Mittel zum Zweck. Sodass wir zum nächsten Schritt der Einführung kommen konnten“, sage ich.

„Wie steht sie dazu?“

„Sie verhandelt ihre Bedingungen mit mir“, sage ich. Ein weiterer würgender Ton.

„John, isst du? Du würgst ganz schön oft.

„Unterzuckerung. Häufige kleine Mahlzeiten”, sagt er nach einer Weile und räuspert sich. „Um ehrlich zu sein, hast du es heute Morgen oft geschafft, mich zu schockieren, Christian“, gibt er bescheiden zu.

„Das bin nicht ich, sie ist es! Sie macht sogar meinen Security-Mann nervös, weil ich immer gereizt bin, da ich nie weiß, wie sie sich verhalten wird!“ sage ich wieder verzweifelt.

„Lass uns zum Kern des Problems kommen, Christian. Wenn es irgendeine andere Sub, oder andere Frau wäre, würdest du es nicht tolerieren, weil du, wie du es sagst, in deinen Gepflogenheiten festgelegt bist. Aber jetzt kommst du Anastasias Wünschen, Bedürfnissen entgegen und lässt sie ihre Bedingungen mit dir verhandeln“, sagt er.

„Ich habe das Gefühl noch nicht in Worte gefasst. Sie ist wie die Sonne und ich bin wie ein Planet, unfähig ihrem Sog zu entkommen…“, sage ich hilflos.

„Ja, Liebe macht so etwas mit einem. <>,” sagt er zu mir.

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„John,“ sage ich trocken, „Liebe ist wie ein Stundenglas, bei dem sich das Herz füllt, wenn sich das Gehirn leert … Bist du jetzt schon ein Philosoph? Ich habe aber einen Gegenbeweis: <n’aime que ce pu‘ on ne possède pas tout entire>>“, antworte ich.

„Du sagst ‚wir lieben nur, was wir nicht gänzlich besitzen‘. Wünscht du dir, sie zu besitzen?“ fragt er.

„Gewissermaßen ja. Aber ich weiß nicht, ob man sie besitzen kann. Wie kann man einen Tornado kontrollieren?” frage ich.

“Lass uns annehmen, du hast es geschafft, sie zu besitzen, was ist dann?” fragt er.

„Zu allererst würde ich ihr ordentlich den Hintern versohlen, weil sie sich mir bei jeder Gelegenheit widersetzt!“ sage ich verzweifelt.

„Interessant, aber denkst du, sie fordert dich heraus oder drückt sich selbst nur auf ihre Art und Weise aus?“

„Das ist dasselbe“, sage ich kategorisch.

„Aber du magst sie doch wie sie ist. So ausdruckstark und mit zügellosem Mundwerk, wie du es vorhin genannt hast. Wie würdest du dich fühlen, wenn das alles nicht mehr wäre? Du würdest nur eine mechanische, leere Hülle einer Frau haben, die einmal Anastasia war. Ist es das, was du willst?“ fragt er und bringt mich zum Keuchen.

„Nein! Ich versuche nur, sie zu beschützen! Vor sich selbst! Ich liebe ihre Beharrlichkeit, ihr zügelloses Mundwerk und ihr Verhandlungsgeschick, aber manchmal ist so leichtsinnig, als habe sie keinen Selbsterhaltungstrieb! Davor versuche ich sie zu beschützen. Vielleicht hat sich diese Angst in meinem Traum offenbart“, sage ich als es mir allmählich dämmert.

Oder“, sagt Dr. Flynn als Entkräftung, „dein Bewusstsein warnt dich mit Hilfe deines Traumes, dass deine Angst, dass ihr etwas passieren könnte, so groß ist, dass sich deine Überängstlichkeit negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken könnte. Du fürchtest dich davor, dass sie weglaufen könnte und sie dadurch vielleicht verletzt wird“, sagt er. Ich bin still.

„Ich hasse deine Gegenbeweise!“ sage ich gereizt. Er lacht.

„Aber die Frage ist, wie wirst du reagieren? Wie wirst du mit ihrer Persönlichkeit umgehen?“ sagt er.

„Ich mag ihre Persönlichkeit. Ich mag keine Trotzhaltungen. Du weißt, ich mag Kontrolle. Ich bin ein abgefuckter Sadist”, sage ich bitter.

„Du und ich stimmen in diesem Punkt nicht überein, Christian. Du bist KEIN Sadist. Du bist ein junger Mann, der in den wichtigsten Jahren seines Lebens schreckliche Dinge erleiden musste. Aber wir können nicht in der Vergangenheit verweilen, da wir über das, was war, was Vergangenheit ist, keine Kontrolle haben. Wir können nur nach vorne blicken und einen Ort kreieren, an dem du sein willst: ein Ziel, einen individuellen Platz und darauf hinarbeiten dieses Ideal zu erreichen. Der Lebensstil, den du praktizierst, wurde dir vorgestellt, als du noch so jung warst und du hast nichts anderes ausprobiert. Du wolltest es auch nicht, bis du diese junge Frau getroffen hast.

Aber in der letzten Woche hast du so viele verschiedene Dinge probiert, die außerhalb deiner persönlichen Reichweite sind, außerhalb dessen, was du gewohnt bist. Und du musstest feststellen, dass du es magst und außerdem war es mit einer unschuldigen jungen Frau. Ich glaube, diese junge Frau hat dir die Therapie ermöglicht, nach der ich die letzten zwei Jahre gesucht habe! Ich bin von ihr begeistert. Ich würde sie sehr gern treffen!“ sagt er aufgeregt.

All the Things She Said - T.a.t.u

Großartig! Ich mache ein missbilligendes Gesicht …. Ein weiterer Verehrer! Wird sie je aufhören mich zu begeistern, andere zu begeistern? Sie braucht sich nicht einmal anzustrengen, um alle zu beeindrucken. Ich fühle diese steigende Eifersucht in mir, obwohl mein Bewusstsein weiß, dass ich vor Dr. Flynn nichts zu befürchten habe, da er glücklich verheiratet und in seine Frau verliebt ist.

„Sagen wir, wir treffen uns nächste Woche?“

„Ja“, sage ich und lege auf.

Den Rest des Tages verbringe ich mit fälligen Geschäften und Arbeit. Mein Blackberry hört nicht auf zu klingeln, E-Mails von Ros und meiner Assistentin Andrea fliegen herein. Mein Verstand fragt sich immer, was Anastasia wohl macht, ist beunruhigt mit wem sie wohl spricht. Wird sie heute jemanden anderen treffen, der sie von den Socken haut und der nicht so abgefuckt ist wie ich? Es bringt mein Blut zum Rasen und ich gehe in der Suite auf und ab.

„Sir, Claude Bastille ist hier“, sagt Taylor.

Ich sehe ihn fragend an. „Sie haben mich gebeten, herauszufinden, wann er diese Woche für sie Zeit hat und ich habe es geschafft, ihn heute herzubekommen.“ Ich starre ihn an. Er weiß, dass ich gereizt bin und ein Workout brauche. Ich habe diese aufgestaute Energie, die sich nur noch mehr ansammelt. Ich nicke.

Claude Bastille kommt mit seinen tadellosen Muskeln herein, bereit zu trainieren und mir in den Arsch zu treten. Er streckt seine Hand aus, „Grey“, sagt er lächelnd.

„Bastille“, sage ich und schüttele seine Hand. „Ich werde dich im Fitnessstudio treffen“, sage ich grinsend. Nach dem Horror der letzten Nacht ist heute vielleicht der Tag gekommen, an dem ich ihn auf die Matte befördern werde. Taylor versteht mich so gut, manchmal muss ich nicht einmal was sagen und er weiß dennoch was zu tun ist. Er beweist  auf Schritt und Tritt, dass er ein Angestellter mit unschätzbarem Wert ist. Die nächsten zwei Stunden trainiere ich sehr hart. Obwohl Bastille mich dreimal auf die Matte befördert, schaffe ich es zweimal, was mich sehr befriedigt. Nach meinem Workout dusche ich und bestelle mir ein Abendessen, da ich immer noch Arbeit zu erledigen habe. Ich habe noch immer keine Antwort auf meine E-Mail von letzter Nacht erhalten. Was macht sie wohl? Ist sie mit jemandem aus? Dieser Gedanke macht mich so eifersüchtig, dass ich am liebsten auf etwas einschlagen würde und zu ihrem Apartment fahren würde, um meinen Anspruch auf sie zu erneuern. Aber ich kontrolliere meinen Impuls. Sie isst wahrscheinlich. Ich möchte nicht, dass sie mir schreibt, bevor sie etwas gegessen hat. Sie isst sowieso schon wenig. Ich mache mich wieder an meine Arbeit.

Mein E-Mail Programm kündigt eine Nachricht an! Ich beeile mich, das Programm zu öffnen und zu meiner Enttäuschung ist es von Ros. Gott! Ich bin wie ein Teenie, der auf ein simples Nicken von dem Mädchen seiner Wahl wartet. Als ich Ros‘ Nachricht über die Schiffswerft, die wir kaufen wollen, lese, meldet sich mein E-Mail Programm wieder. Dieses Mal ist es Anastasia. Ich gebe die Nachricht, die ich Ros tippen wollte auf und wechsele zu Anastasias Nachricht.
___________________________________________________________________________Von: Anastasia Steele
Betreff: Meine Probleme? Was ist mit IHREN?
Datum: 24. Mai 2011  18:30 Uhr
An: Christian Grey

Sehr geehrter Herr,

ist es Ihrer makellosen Aufmerksamkeit entgangen, dass der Wortursprung, der Definition, die sie mir freundlicherweise geschickt haben 1580-90 lautet? Darf ich Sie erinnern, dass wir 2011 haben? In den letzten 430 Jahren hat sich eine Menge verändert und es ist viel Zeit vergangen. Im Gegenzug möchte ich Ihnen eine weitere Definition anbieten, die Sie für das Abendessen am Mittwoch im Hinterkopf behalten sollten:
Kompromiss, der; Substantiv
1. ) Lösung eines Konflikts durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter
beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen;
2. ) Resultat einer solchen Übereinkunft;
3. ) ein Zwischending – Ein Split-Level-Haus ist ein Kompromiss zwischen einem
Bungalow und einem mehrstöckigen Einfamilienhaus.
4.) Jemanden in Verlegenheit bringen, einer Gefahr oder einem Verdacht aussetzen; jemandes Integrität kompromittieren.

Ana

Gott! Wie macht sie das? Ich liebe ihr loses Mundwerk! Ich mag es, dass sie interessiert ist und mit mir verhandelt. Niemand hat das zuvor getan! Nicht, dass ich es ihnen erlaubt hätte … sie macht das! Stellt sie das alles mit mir an? Was macht sie mit mir? Ich tippe ihr sofort eine Antwort.

___________________________________________________________________________-
Von: Christian Grey
Betreff: Was soll mit meinen Problemen sein?
Datum: 24. Mai 2011  18:33 Uhr
An: Anastasia Steele

Ein berechtigtes Argument, Miss Steele. Ich werde Sie morgen um 19.00 Uhr an Ihrem Apartment abholen.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ihre Antwort kommt innerhalb weniger Minuten.


Von: Anastasia Steele
Betreff: 2011 – Frauen dürfen Auto fahren
Datum: 24. Mai 2011  18:41 Uhr
An: Christian Grey

Sehr geehrter Herr,

ich habe ein Auto und einen Führerschein, welches es mir erlaubt zu fahren. Ich würde Sie lieber irgendwo treffen. Was schlagen Sie vor? Um 19 Uhr in ihrem Hotel?

Ana

Was? Warum? Sie versucht sich eine Fluchtmöglichkeit offenzuhalten. Wenn ich sie abhole, ist sie davon abhängig, dass ich sie nach Hause zurückbringe.  Warum versucht sie schon wieder, sich mir zu wiedersetzen? Meine Hände wandern wieder verzweifelt durch meine Haare. Ich schreibe ihr eine Antwort.

Von: Christian Grey
Betreff: Sturköpfige, junge Frauen
Datum: 24. Mai 2011  18:44 Uhr
An: Anastasia Steele


Sehr geehrte Miss Steele,

bezugnehmend auf meine Mail vom 24. Mai 2011 um 04:58 Uhr und die darin aufgeführte
Definition, muss ich Ihnen eine Frage stellen: Sehen Sie sich in der Lage, jemals zu tun,
was man Ihnen sagt?

CHRISTIAN GREY
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.

Sie ist keine Sub, überhaupt nicht. Obwohl sie aufgrund ihrer schüchternen Art das Auftreten einer hat. Sie verwirrt mich und fordert mich bei jeder Gelegenheit heraus und ich kann ihrem Sog nicht entkommen. Warum quälst du mich so Anastasia? Warum hörst du nie?


Von: Anastasia Steele
Betreff: Eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011  18:50 Uhr
An: Christian Grey

Sehr geehrter Herr,

ich würde sehr gerne fahren. Bitte.

Ana

Wie verärgernd kann sie sein? Sie sollte wirklich für mich arbeiten. Sie ist ein verdammt harter Verhandlungspartner! Sie bringt mich dazu, ihr zuzustimmen, aber nicht ohne mich verrückt zu machen. Wenn sie mein wäre, wäre ihr deliziöser Hintern rot und wund und meine Hände schmerzend und ebenfalls rot!

Von: Christian Grey
Betreff: Nicht so eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011  18:52 Uhr
An: Anastasia Steele

Gut. Um sieben in meinem Hotel.

Ich werde in der Marble Bar auf dich warten.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Sogar meine getippten Worte spiegeln meine verärgerte Stimmung wieder. Sie macht mich verrückt! Sie hört nie. Noch macht sie, was man ihr sagt! Und wenn sie irgendeine andere Frau, irgendeine Sub, die ich hatte, wäre, würde ich sie verlassen. Aber nur der Gedanke sie zu verlassen und dass sie mich verlässt, reißt mir mein geschwärztes Herz heraus. Sofort bekomme ich ihre Antwort.


Von: Anastasia Steele
Betreff: Eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011  18:55 Uhr
An: Christian Grey

Danke.

Ana x

Mein verdammtes Herz schmilzt bei ihrer Antwort. Mit einem einfachen ‚Danke‘ und einem verdammten ‚X‘, welches ihren Kuss andeutet. Was ist es, was ich für sie fühle? Argh!


Von: Christian Grey
Betreff: Nervtötende Frauen
Datum: 24. Mai 2011  19:00 Uhr
An: Anastasia Steele

Gern geschehen.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ich kann es nicht erwarten sie zu sehen … morgen.



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