Kapitel XI
Der Doktor ist da
Übersetzer: Janine Heistmann
Da
ich eh wach bin und von Schlaf keine Rede mehr sein kann, gehe ich zu meinem
Laptop und lese Anastasias letzte E-Mail immer und immer wieder. Meine Stimmung
ändert sich bei den Details ihrer Antwort. Sie kann per E-Mail viel besser mit
mir kommunizieren, als wenn sie direkt mit mir spricht. Ich muss einen größeren
Effekt auf sie haben, als ich bislang gedacht habe. Aber da sie mit mir
verhandelt, wechsele ich in meinen Geschäftsmodus und tippe ihr eine Antwort:
___________________________________________________________________________
Von:
Christian Grey
Betreff: Ihre Probleme
Datum: 24. Mai 2011 04:58 Uhr
An: Anastasia Steele
Sehr geehrte
Miss Steele,
nach
eingehender Lektüre Ihrer Vorbehalte, habe
ich nun das Gefühl Ihre Aufmerksamkeit auf die Definition des Wortes „devot“
lenken zu müssen.
devot –
Adjektiv
1.
geneigt oder bereit,
sich einem anderen zu unterwerfen; widerspruchslos oder demütig unterwürfig;
z.B. ein devoter Diener.
2.
gekennzeichnet durch
demütiges Verhalten; z.B. eine devote Haltung
Wortursprung:
1580-90
Synonyme: 1. folgsam,
entgegenkommend, nachgiebig, fügsam. 2. passiv, gleichgültig, geduldig,
gelehrig, bieder, kleinlaut. Antonyme: 1. aufsässig, ungehorsam
Ich würde Sie bitten, dies für unser
Treffen am Mittwoch im Hinterkopf zu behalten.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Was
sagen Sie dazu Miss Steele?
Strangelove by Depeche Mode
Ich will, dass sie
sich mir fügt, damit ich mich um sie kümmern kann. Damit ich sie beschützen
kann, während sie die Tiefen und Höhen ihrer Sinnlichkeit, ihrer Leidenschaft
erforscht. Ich kann sie an Orte führen, von deren Existenz sie nichts ahnt. Ich
kann sie Leidenschaft erfahren lassen, die sie nicht für möglich hält. Dies
kann nicht geschehen, wenn sie sich mir nicht völlig hergibt und somit
Vertrauen zwischen uns schafft. Das ist essentiell: Man muss der Person mit
Kontrolle vertrauen. Du fällst, ich fange dich. Sie muss die Zweifel
abschütteln, die ich nicht fangen könnte. Das bedeutet gegenseitiges Vertrauen.
Ich will, nein ich brauche ihr Vertrauen, damit unser Arrangement funktionieren
kann. Ich muss Kontrolle haben. Das ist alles, was ich kenne, es ist das, was
für mich funktioniert und es bedeutet, dass ich Ordnung in dem Chaos habe, was
mich umgibt.
Ich entscheide mich zu trainieren. Ich
laufe einige Meilen, hebe Gewichte, schlage und boxe auf den Boxsack ein, um
meine nächtliche Frustration zu überwinden. In den letzten zwei Nächten haben
die Gedanken an Miss Steele zwei Sachen geschafft: mir den heftigsten feuchten
Traum, den ich je gehabt habe und den schlimmsten Albtraum meines Lebens
beschert. Sie ist sowohl Gift, als auch Gegengift. Sie verwirrt mich selbst im
Schlaf. Ihre Anziehungskraft und ihr Sog sind unausweichlich. Sie quält mich
mit einem ihrer Blicke, mit ihren Äußerungen und mit ihren originellen
Kommentaren. Warum und wie schaffst du es mich so zu quälen, Anastasia? Obwohl
ich ihren Humor und die Art, wie sie mir Paroli bietet liebe, würde ich ihr
zügelloses Mundwerk genauso gerne zügeln. Weil es mich bis in mein Innerstes ängstigt!
Es ängstigt mich, dass sie gehen könnte, es ängstigt mich, dass sie
sich verletzen könnte und dass ich nicht die Kraft habe, sie zu beschützen, da
sie schnell wie der Wind ist.
Taylor kommt, um ebenfalls zu trainieren. Da er
sieht, wie ich wie ein Irrer auf den Boxsack einschlage, sagt er klugerweise
nichts, nickt nur und begrüßt mich kurz „Mr. Grey“, und beginnt ebenfalls zu
trainieren.
Pump It by Black Eyed Peas
Als ich mit dem Trainieren fertig
bin, sage ich Taylor Bescheid, dass ich zurück in meine Suite gehe.
„Soll ich Sie in ihrer Suite treffen,
Sir?“
„Nein. Treffen Sie mich unten um 7:30
Uhr im Restaurant“, sage ich.
„Ja, Sir“, antwortet er.
Ich gehe zurück in meine Suite, dusche
und ziehe meine Hose und ein weißes Hemd an und mache mich auf den Weg ins
Restaurant des Hotels. Taylor ist bereits dort und verhält sich unauffällig,
dennoch ist er immer voll anwesend. Er sieht vielleicht trügerisch uninteressiert aus, steht abseits und sieht
dich nicht direkt an, aber er ist immer wachsam gegenüber den Leuten, mit denen
ich meine Meetings habe. Das Meeting verläuft ohne Probleme.
Eine Stunde später bin ich wieder in
meiner Suite und Taylor verschwindet unauffällig in meiner Suite. Ich rufe John
Flynn an.
„Hallo, Christian“, meldet er sich mit
Selbstvertrauen nach dem dritten Klingeln.
„John“, sage ich bestimmt und grüße
ihn.
„Ich habe dich diese Woche noch nicht
gesehen, ich schätze du bist beschäftigt“, sagt er. Es ist seine Art
herauszufinden, was los ist.
„Ich bin in Portland“, sage ich.
„Aha“, meine Interpretation: Was ist
los?
„Ich werde bei der WSU
Abschlusszeremonie am kommenden Donnerstag die Diplome überreichen.“
„Ist das der Grund, warum du mich
anrufst?“
„Ja“, sage ich entschieden.
„Christian, in all der Zeit, die ich
dich nun schon als Freund und als Patienten kenne, warst du noch nie so
verschlossen wegen irgendetwas. Was macht dich so schweigsam?“
„Ich habe jemanden getroffen und sie
ist der Grund, warum ich so früh hier bin“, sage ich.
Ich glaube einen gedämpften würgenden
Ton zu hören.
„Geht es dir gut?“ frage ich besorgt.
„Ja“, seine Stimme
klingt wie ein Piepsen. Dann räuspert er sich und antwortet mit männlicherer
Stimme „Ja mir geht es ganz gut, Christian. Ich war, ahh … wie auch immer, was
hast du gesagt?“ sagt er mit einer Menge Enthusiasmus in der Stimme,
total interessiert. Normalerweise schlägt er immer einen professionellen Ton
an, wenn wir unsere Sitzungen haben und über meinen Lebensstil reden. Wenn es
um mich geht, überrascht ihn eigentlich gar nichts. Er weiß alles über meine
Subs und er weiß, dass ich ein Dom bin und nur an dieser Art Beziehung
interessiert bin. Sie ist nun einmal die einzige Art, die ich kenne und bei der
ich Erfahrung habe.
„Ich habe völlig zufällig ein Mädchen getroffen.
Sie kam, um mich für die WSU Schulzeitung zu interviewen. Sie sollte mich nicht
einmal interviewen! Eigentlich war es ihre
Mitbewohnerin, die mich interviewen sollte aber sie wurde krank,
Erkältung oder Grippe oder sonst irgendein Scheiß … und ich bin sehr froh, dass
es so gekommen ist! Nicht froh, dass sie krank war, aber froh, dass sie nicht
kommen konnte! Weil sie ihre Mitbewohnerin, Anastasia, gefragt hat“,
sage ich mit einer unerwarteten Ehrfurcht im Klang meiner Stimme. John bemerkt
es und macht wieder ein fiependes Geräusch. Ich sollte das öfter machen,
normalerweise ist er bei mir nie überrascht.
„und Anastasia war diejenige, die letztlich kam,
um mich zu interviewen“, sage ich
schlussendlich und ich halte inne, um durchzuatmen. John oder Dr. Flynn, wie
ihn seine Patienten kennen, nimmt meine Pause als Anlass, eine Frage zu
stellen.
„Ich
bin froh, dass du nun so ausführlich mit mir redest, Christian. Und du hast
festgestellt, dass diese Anastasia eine weitere Sub ist? Ist sie eine Frau, die
deinen Lebensstil bevorzugt?“ fragt er sehr
interessiert. Ich hätte jedem anderen für solch eine Frage die Nase gebrochen,
aber ich zahle Dr. Flynn ein kleines Vermögen dafür, dass er mich solche Dinge
fragt und er hat eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschrieben. Deshalb macht
es ihm nichts aus, mir solch bohrende Fragen zu stellen, vor allem, weil ich ja
will, dass er mir hilft.
„Nein, ist sie nicht“,
sage ich, weil es eine Tatsache ist.
Ich höre einen weiteren erstickten
Ton.
„Dr. Flynn … John, ist alles in Ordnung? Soll ich
einfach einen Termin mit dir vereinbaren? Mir wäre es lieber, wenn ich es nicht
machen müsste“,
natürlich kümmert es mich nicht, er weiß das; ich bin nicht der Typ, der
anderen entgegenkommt. Ich bin es gewohnt, dass alles so läuft, wie ich es
will. „Aber ich bevorzuge es nicht, außer du hast einen medizinischen
Notfall, John, da du seit dem ich dich angerufen habe, klingst als würdest du
ersticken“, sage ich trocken. Ich fahre fort, „Weil ich wirklich heute mit dir
darüber reden muss! Ich hatte eine schlechte Nacht … Albträume, aber dieses Mal
war Anastasia involviert.“
Dr. Flynn hört sich so an, als ob er
eine Reizüberflutung hätte, als ob ich einen freund‘schen Orgasmus mit meiner
Aussage versursacht hätte. Ich fühle quasi wie sein Gehirn rattert, obwohl er
diese Informationen aus 265 Kilometer Entfernung erhält!
„Ich habe nicht die Absicht das
Gespräch mit dir zu beenden, Christian. Weil du vielleicht einen Durchbruch
haben könntest. Lass mich erst mal eins klarstellen. Es ist nicht diese junge
Frau, die dich zuerst verfolgt hat?“
„Nein“, stimme ich zu.
„Also bist du von Seattle …“ er hält
inne, „nach Portland gefahren, um diese junge Frau zu verfolgen?“
„Ja“, sage ich bestimmt.
„Und diese junge Frau teilt deinen
Lebensstil nicht, verstehe ich das richtig?“
„Noch nicht, aber ich würde gern, dass
sie es tut“, sage ich.
„Verstehe…“, sagt Dr. Flynn und hält
inne. „Wie auch immer, war sie sich einigermaßen des Lebensstils bewusst, in
den du sie einführen willst?“ fragt er
forschend.
„Sie hatte keine Ahnung. Sie ist …“
ich korrigiere mich selbst, „war Jungfrau“, sage ich.
Wieder ein würgender Ton, gefolgt von
einem lauten Husten. Dieses Mal warte ich. Ich will nicht den Tod, von meinem
besten Psychotherapeuten verursachen.
„Bist du in Ordnung, John?“ frage ich,
dieses Mal wirklich besorgt.
Er hustet weiterhin und hält den Hörer
von sich. Ich höre seine Stimme aus der Distanz, wie er immer noch würgend in
seine Sprechanlage spricht, „Eleanor, könnten Sie mir bitte ein Glas Wasser
bringen?“ Er hustet weiter.
Ich höre die eilige Stimme seiner Assistentin in der Ferne, „Kommt sofort,
Doktor Flynn!“ Ich warte. Das könnte
dauern. Ich höre ihn immer noch husten. Lautstark. Einige Minuten später
verklingt sein Husten und er ist zurück am Telefon.
„Es tut mir leid, Christian. Du hast
heute ganz schön was offenbart. In all den Jahren der Therapie, hätte ich nie
gedacht, dass ich diese Worte mal aus deinem Mund hören würde. Du
verfolgst eine Jungfrau!“ Es fällt ihm schwer seine Skepsis zu
verbergen. „Du bist sehr speziell bei der Auswahl deiner Partner und eine
unerfahrene Nicht-Sub, eine Jungfrau entspricht einfach nicht deinen
Anforderungen. Ich bin sehr interessiert an den Umständen, die diese
Veränderung verursacht haben“, sagt er.
„Wir haben die Situation beseitigt.
Sie ist keine Jungfrau mehr“, sage ich.
„Verstehe“, sage er nachdenklich. „Und
wie fand sie deine Hardcore Praktiken?“
„Wir haben das erste Mal einfach nur
miteinander geschlafen. Keine Spielzeuge…“ sage ich und verbessere mich, „gut,
wenn du meine silberne Seidenkrawatte nicht mitzählst. Aber es war mein erster
Blümchensex“, sage ich ruhig.
Er beginnt wieder zu würgen. Als er
aufhört zu Husten, sage ich gereizt, „Denkst du wir können dieses Gespräch
fortführen, ohne dass du mir wegstirbst, John?“
„Allerdings. Es ist nur, dass du
vorher nie offenbart hast, dass du irgendein Interesse an Blümchensex oder
Liebe machen hast. Du hast einige Regeln, deren Einhaltung du von deinen
Partnern verlangst“, sagt er und ich lasse ihn nicht weitersprechen.
„Und das ist es ja! Sie
entspricht überhaupt nicht meinen Anforderungen! Außer, dass sie eine Brünette
ist. Aber alles andere, obwohl ich angenommen habe, dass sie devot ist, da sie
völlig ‚Ja, Sir‘, ‚Nein, Sir‘ und sehr
schüchtern war. Ich glaube sie hat keinen devoten Knochen in ihrem Körper! Und bevor du wieder anfängst zu würgen“,
ich gebe ihm eine Warnung, „Ich habe weitere Offenbarungen“, sage ich.
„Ich höre“, sagt er und hält den Atem
an.
„Sie hat dreimal mit mir in meinem
Bett geschlafen. Du weißt schon … richtig geschlafen. Außerdem haben wir in
meinem Bett miteinander geschlafen. Zudem denke ich jeden Tag, jede Minute an
sie und das ist ungefähr die ganze Zeit, in der ich wach bin. Und nachts ist
sie in meinen Träumen!“
„Merkwürdig!“
stößt Dr. Flynn in seinem Londoner Akzent hervor. „Was für Träume hattest du?“
„Vorletzte Nacht hatte ich den
heftigsten feuchten Traum. Sie war so verdammt real! Ich wusste nicht einmal,
oder dachte oder verstand, dass es ein Traum war!“ sage ich.
„Sehr interessant“, bemerkt er und
klingt so, als ob er sich seine üblichen Notizen in seinem Lederkalender macht.
„Red weiter“, drängt er.
“Letzte Nacht war die schlimmste Nacht
überhaupt, soweit die Albträume beteiligt sind“, sage ich.
„Hattest du einen Traum von dem Zuhälter?“
fragt er.
„Ja“, sage ich und kann nicht
verhindern, dass sich meine Atmung beschleunigt, „er hat in meinem Traum Anastasias
Tod verursacht und ich war am Boden zerstört. Es war mit keinem bisherigen
Verlust, den ich hatte, vergleichbar! Ich glaube nicht, dass ich so einen
Schmerz und solch Verzweiflung fühlen würde, wenn ich jemanden aus meiner
Familie verlieren würde“, sage ich und fühle mich schuldig, bin kaum hörbar.
„Du magst sie“, sagt John glatt.
„Das ist deine professionelle Meinung?“ sage
ich trocken und höhnisch. „So viel habe ich auch schon festgestellt.“ Aber
Dr. Flynn ist unbeeindruckt.
„Was denkst du, was du für sie fühlst,
Christian?“ fragt er.
„Es ist keine Liebe!“ sage ich
bestimmt und versuche mich selbst davon zu überzeugen.
„Es ist sehr interessant, dass du das
sagst“, sagt er interessiert. „Was lässt dich diese Schlussfolgerung ziehen?“
„Ich liebe nicht, John! Ich denke,
dass es ein Mix aus mögen, Verehrung, Ehrfurcht, Verlangen, Lust, mögen …“ sage
ich und schweife ab.
„Du hast es gesagt“, wirft er ein.
„Was?“
„Mögen …“, sagt er, „du hast zweimal
gesagt, dass du sie magst“, sagt er. Was will er mir damit sagen?
„Ich mag sie ja auch. Sehr sogar.
Genau genommen bemerke ich, dass ich an sie denke, von ihr träume, sie will, sie
begehre, unendlich begehre! Und das obwohl sie keinen einzigen devoten,
gehorsamen Knochen in ihrem Körper hat, wie ich herausgefunden habe“, sage ich
verzweifelt.
„Und dennoch begehrst du sie …
interessant!“ sagt Dr. Flynn, als ob er sich seine Lieblingsversion von „Best
of Freud“ ansieht.
„Erzähl mir mehr von deinem Albtraum“,
sagt er. Ich erzähle ihm alle Details.
„Hast du Angst, dass sie dich
verlassen wird?“ fragt er.
„Ich dachte, sie würde mich verlassen,
ohne mir die Chance zu geben, es zu erklären. Sie hat mir eine E-Mail
geschickt, in der sie mir gesagt hat, dass es schön war mich gekannt zu haben!“
sage ich und meine Intonation wird höher.
„Und wie hast du dich dadurch
gefühlt?“ fragt er. Ich rolle mit den Augen, da dass die Lieblingsfrage eines
Psychotherapeuten ist.
„Ich bin ausgeflippt! Ich habe keine
Vergleichsmöglichkeiten für meine Gefühle. Ich habe noch nie zuvor so gefühlt!“
sage ich voller Emotionen.
„Sicher, du hattest andere Subs, mit
denen du nicht zusammengepasst hast oder die mehr wollten, als du ihnen bieten
konntest. Ihr seid ohne Bedenken oder Nebengedanken auseinander gegangen. Bist
du in diese junge Frau verliebt?“ fragt er. Diese Frage bringt mich in
eine Verteidigungsstellung.
Ungläubig blicke ich auf mein Telefon,
„Nein!“
sage ich bestimmt. „Ich liebe nicht! Ich kann nicht lieben. Ich bin schlecht für sie, aber
ich kann mich nicht von ihr fernhalten! Ihr geht es bei mir genauso! Es ist wie
die Motte zur Flamme.“ Ich streiche mit meiner Hand durch meine Haare
und atme tief ein.
„Du sagst also es ist keine Liebe.
Deine Angst sie zu verlieren offenbart sich in deinen Albträumen, in denen
normalerweise der Zuhälter deiner leiblichen Mutter eine Hauptrolle spielt. Er
ist der Hauptdarsteller in den meisten deiner Albträume; eine übriggebliebene
Angst aus der Kindheit, wenn du so willst und jetzt hat er es geschafft, sich
in deine größte Angst hineinzufügen: Der Verlust dieser jungen Frau, in
tiefgreifendster Weise. Das ist dein Bewusstsein, welches dir sagt, dass du
deine Gewohnheiten, die auf dem Schaden, den du in deiner frühsten Kindheit
erlitten hast, beruhen, ändern musst, wenn du eine Beziehung zu ihr aufbauen
willst“, sagt er.
„Du liegst vielleicht richtig. Aber
ich bin an keiner anderen Beziehung als der Dom/Sub- Beziehung interessiert“,
sage ich entschieden.
„Deine Worte weisen vielleicht darauf
hin, aber du bist bereit ihre Bedürfnisse in der Beziehung unterzubringen, wie
z.B. mit ihr zu schlafen…“ sagt er, aber ich unterbreche ihn schnell.
„Das war bloß ein Mittel zum Zweck.
Sodass wir zum nächsten Schritt der Einführung kommen konnten“, sage ich.
„Wie steht sie dazu?“
„Sie verhandelt ihre Bedingungen mit
mir“, sage ich. Ein weiterer würgender Ton.
„John, isst du? Du würgst ganz schön
oft.
„Unterzuckerung. Häufige kleine
Mahlzeiten”, sagt er nach einer Weile und räuspert sich. „Um ehrlich zu sein, hast du es
heute Morgen oft geschafft, mich zu schockieren, Christian“, gibt er
bescheiden zu.
„Das bin nicht ich, sie ist es! Sie
macht sogar meinen Security-Mann nervös, weil ich immer gereizt bin, da ich nie
weiß, wie sie sich verhalten wird!“ sage ich wieder verzweifelt.
„Lass uns zum Kern des Problems
kommen, Christian. Wenn es irgendeine andere Sub, oder andere Frau wäre,
würdest du es nicht tolerieren, weil du, wie du es sagst, in deinen
Gepflogenheiten festgelegt bist. Aber jetzt kommst du Anastasias Wünschen,
Bedürfnissen entgegen und lässt sie ihre Bedingungen mit dir verhandeln“, sagt
er.
„Ich habe das Gefühl noch nicht in
Worte gefasst. Sie ist wie die Sonne und ich bin wie ein Planet, unfähig ihrem
Sog zu entkommen…“, sage ich hilflos.
„Ja, Liebe macht so etwas mit einem. <>,” sagt
er zu mir.
All about Us - T.a.t.u
„John,“ sage ich trocken, „Liebe
ist wie ein Stundenglas, bei dem sich das Herz füllt, wenn sich das Gehirn
leert … Bist du jetzt schon ein Philosoph? Ich habe aber einen
Gegenbeweis: <n’aime que ce pu‘ on ne possède pas tout
entire>>“, antworte ich.
„Du sagst ‚wir lieben nur, was wir nicht
gänzlich besitzen‘. Wünscht du dir, sie zu besitzen?“ fragt er.
„Gewissermaßen ja. Aber ich weiß
nicht, ob man sie besitzen kann. Wie kann man einen Tornado kontrollieren?”
frage ich.
“Lass uns annehmen, du hast es
geschafft, sie zu besitzen, was ist dann?” fragt er.
„Zu allererst würde ich ihr ordentlich
den Hintern versohlen, weil sie sich mir bei jeder Gelegenheit widersetzt!“
sage ich verzweifelt.
„Interessant, aber denkst du, sie
fordert dich heraus oder drückt sich selbst nur auf ihre Art und Weise aus?“
„Das ist dasselbe“, sage ich
kategorisch.
„Aber du magst sie doch wie sie ist.
So ausdruckstark und mit zügellosem Mundwerk, wie du es vorhin genannt hast.
Wie würdest du dich fühlen, wenn das alles nicht mehr wäre? Du würdest nur eine
mechanische, leere Hülle einer Frau haben, die einmal Anastasia war. Ist es
das, was du willst?“ fragt er und bringt mich zum Keuchen.
„Nein! Ich versuche nur, sie zu
beschützen! Vor sich selbst! Ich liebe ihre Beharrlichkeit, ihr zügelloses
Mundwerk und ihr Verhandlungsgeschick, aber manchmal ist so leichtsinnig, als
habe sie keinen Selbsterhaltungstrieb! Davor versuche ich sie zu beschützen.
Vielleicht hat sich diese Angst in meinem Traum offenbart“, sage ich als es mir
allmählich dämmert.
„Oder“,
sagt Dr. Flynn als Entkräftung, „dein Bewusstsein warnt dich mit Hilfe deines
Traumes, dass deine Angst, dass ihr etwas passieren könnte, so groß ist, dass
sich deine Überängstlichkeit negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken könnte. Du
fürchtest dich davor, dass sie weglaufen könnte und sie dadurch vielleicht
verletzt wird“, sagt er. Ich bin still.
„Ich hasse deine Gegenbeweise!“ sage
ich gereizt. Er lacht.
„Aber die Frage ist, wie wirst du
reagieren? Wie wirst du mit ihrer Persönlichkeit umgehen?“ sagt er.
„Ich mag ihre Persönlichkeit. Ich mag
keine Trotzhaltungen. Du weißt, ich mag Kontrolle. Ich bin ein abgefuckter
Sadist”, sage ich bitter.
„Du und ich stimmen in diesem Punkt nicht überein,
Christian. Du bist KEIN Sadist. Du bist ein junger Mann, der in den wichtigsten
Jahren seines Lebens schreckliche Dinge erleiden musste. Aber wir können nicht
in der Vergangenheit verweilen, da wir über das, was war, was Vergangenheit
ist, keine Kontrolle haben. Wir können nur nach vorne blicken und einen Ort
kreieren, an dem du sein willst: ein Ziel, einen individuellen Platz und darauf
hinarbeiten dieses Ideal zu erreichen. Der Lebensstil, den du praktizierst,
wurde dir vorgestellt, als du noch so jung warst und du hast nichts anderes
ausprobiert. Du wolltest es auch nicht, bis du diese junge Frau getroffen hast.
Aber in der letzten Woche hast du so viele
verschiedene Dinge probiert, die außerhalb deiner persönlichen Reichweite sind,
außerhalb dessen, was du gewohnt bist. Und du musstest feststellen, dass du es
magst und außerdem war es mit einer unschuldigen jungen Frau. Ich glaube, diese
junge Frau hat dir die Therapie ermöglicht, nach der ich die letzten zwei Jahre
gesucht habe! Ich bin von ihr begeistert. Ich würde sie sehr gern treffen!“ sagt
er aufgeregt.
All the Things She Said - T.a.t.u
Großartig! Ich mache ein
missbilligendes Gesicht …. Ein weiterer Verehrer! Wird sie je aufhören mich zu
begeistern, andere zu begeistern? Sie braucht sich nicht einmal
anzustrengen, um alle zu beeindrucken. Ich fühle diese steigende Eifersucht in
mir, obwohl mein Bewusstsein weiß, dass ich vor Dr. Flynn nichts zu befürchten
habe, da er glücklich verheiratet und in seine Frau verliebt ist.
„Sagen wir, wir treffen uns nächste
Woche?“
„Ja“, sage ich und lege auf.
Den Rest des Tages verbringe ich mit
fälligen Geschäften und Arbeit. Mein Blackberry hört nicht auf zu klingeln,
E-Mails von Ros und meiner Assistentin Andrea fliegen herein. Mein Verstand
fragt sich immer, was Anastasia wohl macht, ist beunruhigt mit wem sie wohl
spricht. Wird sie heute jemanden anderen treffen, der sie von den Socken haut
und der nicht so abgefuckt ist wie ich? Es bringt mein Blut zum Rasen und ich
gehe in der Suite auf und ab.
„Sir, Claude Bastille ist hier“, sagt
Taylor.
Ich sehe ihn fragend an. „Sie haben
mich gebeten, herauszufinden, wann er diese Woche für sie Zeit hat und ich habe
es geschafft, ihn heute herzubekommen.“ Ich starre ihn an. Er weiß, dass ich
gereizt bin und ein Workout brauche. Ich habe diese aufgestaute Energie, die
sich nur noch mehr ansammelt. Ich nicke.
Claude Bastille kommt mit seinen
tadellosen Muskeln herein, bereit zu trainieren und mir in den Arsch zu treten.
Er streckt seine Hand aus, „Grey“, sagt er lächelnd.
„Bastille“, sage ich und schüttele
seine Hand. „Ich werde dich im Fitnessstudio treffen“, sage ich grinsend. Nach
dem Horror der letzten Nacht ist heute vielleicht der Tag gekommen, an dem ich
ihn auf die Matte befördern werde. Taylor versteht mich so gut, manchmal muss
ich nicht einmal was sagen und er weiß dennoch was zu tun ist. Er beweist auf Schritt und Tritt, dass er ein
Angestellter mit unschätzbarem Wert ist. Die nächsten zwei Stunden trainiere
ich sehr hart. Obwohl Bastille mich dreimal auf die Matte befördert, schaffe
ich es zweimal, was mich sehr befriedigt. Nach meinem Workout dusche ich und
bestelle mir ein Abendessen, da ich immer noch Arbeit zu erledigen habe. Ich
habe noch immer keine Antwort auf meine E-Mail von letzter Nacht erhalten. Was
macht sie wohl? Ist sie mit jemandem aus? Dieser Gedanke macht mich so eifersüchtig,
dass ich am liebsten auf etwas einschlagen würde und zu ihrem Apartment fahren
würde, um meinen Anspruch auf sie zu erneuern. Aber ich kontrolliere meinen
Impuls. Sie isst wahrscheinlich. Ich möchte nicht, dass sie mir schreibt, bevor
sie etwas gegessen hat. Sie isst sowieso schon wenig. Ich mache mich wieder an
meine Arbeit.
Mein E-Mail Programm kündigt eine
Nachricht an! Ich beeile mich, das Programm zu öffnen und zu meiner
Enttäuschung ist es von Ros. Gott! Ich bin wie ein Teenie, der auf ein simples
Nicken von dem Mädchen seiner Wahl wartet. Als ich Ros‘ Nachricht über die Schiffswerft,
die wir kaufen wollen, lese, meldet sich mein E-Mail Programm wieder. Dieses
Mal ist es Anastasia. Ich gebe die Nachricht, die ich Ros tippen wollte auf und
wechsele zu Anastasias Nachricht.
___________________________________________________________________________Von:
Anastasia Steele
Betreff: Meine Probleme? Was ist mit
IHREN?
Datum: 24. Mai 2011 18:30 Uhr
An: Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
ist es Ihrer makellosen Aufmerksamkeit
entgangen, dass der Wortursprung, der Definition, die sie mir freundlicherweise
geschickt haben 1580-90 lautet? Darf ich Sie erinnern, dass wir 2011 haben? In
den letzten 430 Jahren hat sich eine Menge verändert und es ist viel Zeit
vergangen. Im Gegenzug möchte ich Ihnen eine weitere Definition anbieten, die
Sie für das Abendessen am Mittwoch im Hinterkopf behalten sollten:
Kompromiss, der; Substantiv
1. ) Lösung eines Konflikts durch
gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter
beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils
gestellten Forderungen;
2. ) Resultat einer solchen Übereinkunft;
3. ) ein Zwischending – Ein Split-Level-Haus
ist ein Kompromiss zwischen einem
Bungalow und einem mehrstöckigen
Einfamilienhaus.
4.) Jemanden in Verlegenheit bringen, einer
Gefahr oder einem Verdacht aussetzen; jemandes Integrität kompromittieren.
Ana
Gott! Wie macht sie das? Ich liebe ihr loses
Mundwerk! Ich mag es, dass sie interessiert ist und mit mir verhandelt. Niemand
hat das zuvor getan! Nicht, dass ich es ihnen erlaubt hätte … sie macht das! Stellt
sie das alles mit mir an? Was macht sie mit mir? Ich tippe ihr sofort eine
Antwort.
___________________________________________________________________________-
Von: Christian Grey
Betreff: Was soll mit meinen Problemen sein?
Datum: 24. Mai 2011 18:33 Uhr
An: Anastasia Steele
Ein berechtigtes Argument, Miss Steele. Ich
werde Sie morgen um 19.00 Uhr an Ihrem Apartment abholen.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ihre Antwort kommt innerhalb weniger Minuten.
Von: Anastasia Steele
Betreff: 2011 – Frauen dürfen Auto
fahren
Datum: 24. Mai 2011 18:41 Uhr
An: Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
ich habe ein Auto und einen
Führerschein, welches es mir erlaubt zu fahren. Ich würde Sie lieber irgendwo
treffen. Was schlagen Sie vor? Um 19 Uhr in ihrem Hotel?
Ana
Was? Warum? Sie versucht sich eine
Fluchtmöglichkeit offenzuhalten. Wenn ich sie abhole, ist sie davon abhängig,
dass ich sie nach Hause zurückbringe.
Warum versucht sie schon wieder, sich mir zu wiedersetzen? Meine Hände
wandern wieder verzweifelt durch meine Haare. Ich schreibe ihr eine Antwort.
Von: Christian Grey
Betreff: Sturköpfige, junge Frauen
Datum: 24. Mai 2011 18:44 Uhr
An: Anastasia Steele
Sehr geehrte Miss Steele,
bezugnehmend auf meine Mail vom 24. Mai 2011
um 04:58 Uhr und die darin aufgeführte
Definition, muss ich Ihnen eine Frage
stellen: Sehen Sie sich in der Lage, jemals zu tun,
was man Ihnen sagt?
CHRISTIAN GREY
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Sie ist keine
Sub, überhaupt nicht. Obwohl sie aufgrund ihrer schüchternen Art das Auftreten
einer hat. Sie verwirrt mich und fordert mich bei jeder Gelegenheit heraus und
ich kann ihrem Sog nicht entkommen. Warum quälst du mich so Anastasia? Warum
hörst du nie?
Von: Anastasia Steele
Betreff: Eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011 18:50 Uhr
An: Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
ich würde sehr gerne fahren. Bitte.
Ana
Wie verärgernd
kann sie sein? Sie sollte wirklich für mich arbeiten. Sie ist ein verdammt
harter Verhandlungspartner! Sie bringt mich dazu, ihr zuzustimmen, aber nicht
ohne mich verrückt zu machen. Wenn sie mein wäre, wäre ihr deliziöser Hintern
rot und wund und meine Hände schmerzend und ebenfalls rot!
Von: Christian Grey
Betreff: Nicht so eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011 18:52 Uhr
An: Anastasia Steele
Gut. Um sieben in meinem Hotel.
Ich werde in der Marble Bar auf dich warten.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Sogar meine getippten Worte spiegeln meine
verärgerte Stimmung wieder. Sie macht mich verrückt! Sie hört nie. Noch macht
sie, was man ihr sagt! Und wenn sie irgendeine andere Frau, irgendeine Sub, die
ich hatte, wäre, würde ich sie verlassen. Aber nur der Gedanke sie zu verlassen
und dass sie mich verlässt, reißt mir mein geschwärztes Herz heraus. Sofort
bekomme ich ihre Antwort.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Eigensinnige Männer
Datum: 24. Mai 2011 18:55 Uhr
An: Christian Grey
Danke.
Ana x
Mein verdammtes Herz schmilzt bei ihrer
Antwort. Mit einem einfachen ‚Danke‘ und einem verdammten ‚X‘, welches ihren
Kuss andeutet. Was ist es, was ich für sie fühle? Argh!
Von: Christian Grey
Betreff: Nervtötende Frauen
Datum: 24. Mai 2011 19:00 Uhr
An: Anastasia Steele
Gern geschehen.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich kann es nicht erwarten sie zu sehen …
morgen.
No comments:
Post a Comment