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Saturday, November 30, 2013

BUCH 1 - Bonus-Kapitel - Christian und Anastasia Fanfiction


Ex-Subs und neue Rivalen

Übersetzer: Janine Heistmann




Esclava ist auf meiner Kurzwahltaste. Wie immer natürlich. Es ist einer meiner belebtesten Salons. Ich drücke zwei Knöpfe und das Telefon klingelt.

„Danke, dass Sie im Esclava anrufen. Hier spricht Greta. Wie kann ich Ihnen helfen?“  antwortet Greta professionell. Das gefällt mir.

„Greta, hier spricht Mrs. Lincoln. Ich möchte, dass sie mir Franco innerhalb der nächsten Stunde vorbeischicken.”

„Wir sind heute sehr beschäftigt, Ma’am. Franco ist für die nächsten drei Stunden gebucht. Er hat seine regulären Kunden. Kann ich Ihnen vielleicht jemand anders schicken oder wäre es in Ordnung, wenn ich Ihnen Franco vorbeischicke, wenn er mit seinen Kunden fertig ist?“

„Greta!“ brülle ich entschieden. „Habe Ich Ihnen irgendein Anzeichen dafür gegeben, dass ich wissen will, wie Francos Terminplan für die nächsten drei Stunden aussieht? Ich habe Sie schlicht und einfach nur gebeten, ihn vorbeizuschicken. Machen Sie, was ich von Ihnen  verlange. Sie befinden sich nicht in der Position, mir zu sagen, was ich zu tun habe.“

„Nein, Ma’am. Natürlich nicht!“ versucht sie mich zu unterbrechen.

Unterbrechen Sie mich NICHT, wenn ich mit Ihnen spreche. Überlegen Sie noch einmal, wer ihren Gehaltsschein unterzeichnet! Franco ist in der nächsten Stunde bei mir“, sage ich und ich kann fühlen, dass sie erschaudert, als sie aufkeucht.

„Ja, Ma’am“, antwortet sie kleinlaut. „Wer soll für Franco einspringen, Ma’am?“, fragt sie widerstandlos.

„Ich werde jemanden von hier vorbeischicken“, sage ich und lege auf.

Christian gefallen nur Francos Haarschnitte und ich habe heute Abend eine Verabredung mit ihm. Ich muss alles auf eine Karte setzen. Deshalb ist Franco, derjenige, der mir die Haare machen muss.

Ich verlasse mein Büro und gehe durch den Salon. Christian und mir gehören einige der exklusivsten Schönheitssalons in Seattle, die natürlich nur auf die Crème de la Crème der Stadt zugeschnitten sind. Wir sind immer Wochen im Voraus ausgebucht und unsere Kunden bezahlen die höchsten Preise. Christian ist stiller Teilhaber und ich führe das Geschäft.

„Annabell“, rufe ich.

„Ja, Ma’am“, antwortet sie. Mir gefällt Professionalität am Arbeitsplatz. Ich möchte, dass meine Angestellten effizient, professionell und folgsam sind.

Ich hatte bereits vor zwei Tagen ein Waxing, das all die unnötigen Haare an meinem Körper entfernt hat. Es ist nie eine gute Idee, sich an einem wichtigen Tag wachsen zu lassen. Du bist dann rot und unansehnlich. Mein Körper ist glatt und meine Augenbrauen wurden ordnungsgemäß gezupft.

Als Annabell hereinkommt, beauftrage ich sie, mir eine einwandfreie Maniküre und Pediküre zu machen. Als ich damit fertig bin, betritt Franco den Raum.

„Wie kann ich Ihnen helfen, Mrs. Lincoln?” sagt er lebhaft.

„Hallo Franco“, antworte ich. „Ich möchte, dass sie mir meine Haare wie üblich schneiden und ein paar Highlights setzen.“

„Ja, Ma’am.”

Franco beginnt meine Haare wirkungsvoll zu schneiden, genau wie ich es mag. Er beginnt eine  Unterhaltung über Gott und die Welt. Aber meine Gedanken kreisen um Christian und die Veränderung in seinem Verhalten. Ich bin im Moment nicht in der Stimmung, irgendwelchem Small Talk zuzuhören.

„Franco, fahren Sie ein bisschen herunter“, sage ich und verwirre damit sein kleines italienisches Gehirn.

„Ein bisschen herunterfahren, Ma’am?“ fragt er mit seinem italienischen Akzent.

„Ja. Genau genommen, wäre es am besten, wenn sie ganz herunterfahren.“ Er ist nun noch verwirrter.

„Was herunterfahren, Ma’am?” er winkt aufgeregt mit seiner Hand.

„Ihre Stimme!“ sage ich eindringlich. Francos Hand wandert übertrieben zu seiner Brust, als ob ich sein italienisches Herz gebrochen hätte. Er verzieht das Gesicht zu einem Grinsen.

„Es tut mir leid, mein Lieber, aber ich habe schlechte Laune und ich möchte in Ruhe nachdenken“, sage ich. Er ist ein geschätzter Angestellter und ich möchte ihn heute nicht wegen einer unscheinbaren, geldgeilen Tussi verlieren.

Franco legt die Hand, die die Schere hält, auf seine Hüfte und die, mit der er kämmt winkt in der Luft herum, während er seinen Kopf in großer Manier schüttelt. Dann landet die Hand mit dem Kamm über seinem Herz.

„Also gut! Mrs. Lincoln”, sagt er und die Hand mit dem Kamm ruht noch immer auf seiner Brust, als müsste er sein rasendes Herz beruhigen, „Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr Sie meine Gefühle verletzen, meine Liebe!“

„Es tut mir leid, Franco! Ich bin heute in Gedanken woanders“, sage ich und versuche die Situation zu retten.

„Ich dachte mir schon, dass irgendetwas nicht stimmt, Ma’am“, sagt er und fügt hinzu, „weil offen gesagt, all meine Kunden zu mir kommen, wegen meiner Fähigkeiten und meiner einzigartigen Persönlichkeit! Sie sind bellissima, Mrs. Lincoln, aber Ihre Haltung heute, ist nicht so bellissima!“ sagt er und schüttelt erneut den Kopf. Gott sei Dank ist er danach ruhig.

„Danke Franco“, sage ich, nachdem er mit dem Schneiden und Styling meiner Haare fertig ist.

„Grazie, Ma’am.“

Ich verstehe nicht, warum ich dem Treffen mit Christian heute Abend so nervös entgegen blicke. Wir treffen uns doch fast jede Woche zum Essen und das nun schon seit einigen Jahren. Vor allem deshalb, weil wir ja Geschäftspartner sind.

Tief in meinem Herzen weiß ich es! Es hat mit der Veränderung von Christians Haltung und Verhalten zu tun. Er ist anders. Dieses Mal ist es anders. Ich möchte es herausfinden. Ich hoffe, es ist nicht, was ich denke.

Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, was er mir bei unserem letzten Telefongespräch gesagt hat. Aber was mich noch viel mehr interessiert ist, was er nicht gesagt hat.

Als ich ihn Donnerstag angerufen habe, war er so kurz angebunden. Alles was ich tun wollte, war einen Termin für unser Abendessen mit ihm zu vereinbaren.

„Elena, ich kann im Moment nicht mit dir sprechen!“ sagte er schroff.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht während der Arbeit stören, Christian“, sagte ich zu ihm.

„Anastasia ist bei mir. Schreib mir einfach per E-Mail, wenn es um nichts Wichtiges geht“, sagte er.

„Aber es ist Donnerstag!“ protestierte ich.

„Und was ist dein Problem?“ fragte er gefühlskalt.

„Oh, na ich habe dich lange nicht mehr gesehen und wollte fragen, ob wir nicht gemeinsam Essen wollen.“

„Im Moment kann ich dir keinen Termin geben, Elena. E-Mail!“ sagte er und hat aufgelegt! Er hat das noch nie, NIE gemacht, vor allem nicht an einem Wochentag. Ich war immer rücksichtsvoll an den Wochenenden, da ich wusste, dass er da mit seinen Subs beschäftigt ist. In den letzten fast sieben Jahren hat er diese Regel nie gebrochen. NIE! Es ist diese neue Sub! Sie ist Schuld!

Normalerweise würde Christian jede neue Sub mit mir diskutieren, die er unter Vertrag nehmen will. Er würde sie in den Salon bringen, um sie aufhübschen zu lassen und ich würde sie für ihn einschätzen. Ich würde sie von Anfang an kennen. Aber mit dieser hat er es nicht gemacht. Er hat ja nicht einmal den Versuch unternommen, sie mir vorzustellen. Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass er eine neue Sub hat. Ich habe wirklich ein ominöses Gefühl, was diese betrifft. Ich möchte nicht, dass Christian verletzt wird und sie ist vielleicht eine, die es nur auf sein Geld abgesehen hat und ihre Krallen in ihm versenken will! Ich sorge mich um Christian. Er hat es nicht so mit Gefühlen. Es ist das Beste für ihn Single zu sein. All seine früheren Teenagerprobleme sind auf seine überwältigen Emotionen, die er erlebt hat, zurückzuführen. Ich musste ihm beibringen, sie zu kanalisieren. Es hat mich einige Zeit gekostet, bis ich ihm beigebracht habe, seine Emotionen zu kontrollieren. Ich möchte nicht, dass irgendjemand seine Klauen in ihm vergräbt und ihn ausnutzt, indem man ihm eine verdammte Emotion wie Liebe zeigt!

Ich kann die Liebe nicht ausstehen! Was hat sie mir gebracht? Nichts! Einmal habe ich einen Mann geliebt. Er hat mich auch geleibt. Genau genommen hat er mich so sehr geliebt, dass er mich grün und blau geschlagen hat und meine Nase gebrochen hat, weil ich Christian zur selben Zeit geliebt habe. Extreme Emotionen sind schädlich. Vor allem für Leute wie Christian. Weil er, wenn er etwas fühlt, es auch wirklich fühlt, bis in sein Innerstes. Er ist auf vielerlei Art immer noch wie ein Teenager. Jemand muss auf ihn achten. Eine Beziehung nach der anderen zu haben und dabei keine emotionale Verbundenheit aufzubauen, war vorteilhaft für ihn. Das haben ihm die Subs zuvor geboten. Er ist nicht bereit für eine Beziehung. Jemand muss ihn schützen, da er dies im Moment offensichtlich nicht selbst tut. Aber ich kann ihn nicht tadeln, da er nicht mein Sub ist. Nicht mehr. Wenn er es wäre, würde er nicht einmal in die Nähe einer kommen … nicht ohne, dass ich ihm die Seele aus dem leib prügeln würde! Ich denke gern an diese Zeit zurück. Er war der beste Sub, den ich je hatte. Wir könnten es immer noch so haben, aber er liebt es zu dominieren. Ich könnte seine Sub sein, wenn er so wünscht. Aber ich möchte das, was wir im Moment haben, nicht beschädigen. Wir bewegen uns im Moment auf ganz dünnem Eis. Ich seufze und versuche meine Gedanken abzuschütteln. Ich muss heute Abend all meine Reize einsetzen und aufs Ganze setzen.

Um 19:45 Uhr komme ich an unserem üblichen Restaurant an. Ich habe bereits reserviert. Ich sehe königlich aus und die Köpfe der Leute drehen sich zu mir um. Ich trage mein schwarzes Kleid. Es ist vorne tief ausgeschnitten und aus Spitze. Spitze bedeckt ebenfalls mein Gesicht. Schwarze Pumps und schwarzer Nagellack. Leichtes Make-up. Heute Abend sehe ich wie ein Panther aus. Ich verstecke heute rein gar nichts. Mal sehen, ob es diese kleine Amateursub mit mir aufnehmen kann!

Der immer pünktliche Christian kommt vier Minuten zu spät zur unserem Treffen! Er ist nie zu spät. Aber ich versuche, nicht näher darauf einzugehen. ‚Beschränke dich auf das Wesentliche, Elena!‘ sage ich zu mir selbst. Als er ankommt, strahlt er diese großartige Mir-gehört-die-Welt-Haltung aus. Ich stehe auf, um ihn zu begrüßen. Ich lächele meinen einstigen Sub, meinen Dom und meinen Freund an.

Corrupt - Depeche Mode

„Hallo Christian!“ sage ich sanft und auf meinem Gesicht breitet sich ein freundliches Lächeln aus.

„Hallo Elena“, antwortet er mit einem ebenso warmen Lächeln. Ich beuge mich zu ihm, um ihn auf die Wangen zu küssen. Er lehnt mir sein Gesicht entgegen und meine Arme schmiegen sich um seine Oberarme. Ich löse mich von ihm und wir setzen uns beide zur gleichen Zeit. Der Ober hastet an unseren Tisch und fragt, was wir trinken möchten. Christian, wie immer ganz der Weinkenner, bestellt eine Flasche Châteauneuf-du-Pape – einen Weißwein von 2009 – ohne überhaupt einen Blick auf die Weinkarte zu werfen.

Nachdem der Ober wieder davoneilt, mustere ich Christian mit abschätzendem Blick. Besorgt, ein wenig gereizt, nervös und etwas anderes, was ich nicht ausmachen kann. Ich versuche es herauszufinden.

„Du scheinst mir heute ein wenig gereizt zu sein, Christian. Ist alles in Ordnung?“

„Ja”, antwortet er ein wenig zu schroff.

„In Ordnung“, sage ich und ein Lächeln spielt um meine Lippen. „Ich bin davon ausgegangen, dass du über sie sprechen möchtest“, sage ich bedeutsam, da er nicht den Anschein erweckt, das Thema selbst anzusprechen. „Ich habe dich noch nie so gereizt gesehen …“ sage ich und korrigiere mich in Gedanken selbst. Ich habe ihn bereits so erlebt. Als er ein Teenager war. Das ist nicht gut! „Nicht in so vielen Jahren. Was ist los? Geht es um deine neue Sub?” frage ich ruhig.

„Ja“, antwortet er einsilbig. Meine Augen überprüfen sein Auftreten, seine Körpersprache, sein Sprachmuster und ich versuche, mir nichts entgehen zu lassen. Ich nicke, um ihm zu bedeuten, weiter zu erzählen.

„Anastasia ist weg. Deshalb bin ich ein bisschen besorgt.“

„Für immer? Ich dachte, ihr zwei habt euch gerade erst kennengelernt”, sage ich überrascht und seine Antwort schockiert uns beide.

„Ach du lieber Himmel, nein! Ich ertrage ihre Abwesenheit ja nicht einmal für einen Tag! Sie ist erst seit weniger als vierundzwanzig Stunden weg“, sagt er und blickt auf seine Uhr, als ob er die Minuten zählen würde und einen Countdown hat, der die Zeit misst, bis sie zurück ist, „und seitdem bin ich einfach unausstehlich. Niemand hält es länger als nötig in meiner Gegenwart aus. Sie ist nach Georgia gefahren, um ihre Mutter zu besuchen“, sagt er. Ich hebe meine Augenbrauen und sehe ihn an, als ob mein Christian weg ist und von diesem überschwänglichen Klon ersetzt wurde. Das gefällt mir nicht! Verdammte Bitch! Was hat sie mit ihm gemacht? Ich werde es herausfinden.

„Und … wie ist der Sex? Ich nehme an,  er ist unerwartet gut, wenn du sie so sehr vermisst“, sage ich lächelnd. Sex ist immer ein Thema über das wir ohne Probleme sprechen können. In der Tat haben wir alles erdenkliche bereits miteinander gemacht. Ich habe ihm alles beigebracht, was er weiß … na gut, fast alles. Er hat viel selbst gelernt und ich würde nur zu gerne herausfinden, was dazu gehört.

„Er ist spektakulär für jemanden, der so jung, so unschuldig und so gewillt ist, zu lernen. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie Jungfrau war“, sagt er und blickt mich mit einem gelassenen Gesichtsausdruck an. Mein Kopf schnappt nach oben und ich bin so schockiert, dass er tatsächlich eine verdammte Jungfrau gefunden hat. Ich verschlucke mich an meinem Châteauneuf-du-Pape, von dem ich gerade genippt habe. Meine Reaktion bringt ihn zum Lächeln.

„Sie war Jungfrau?“ flüstere ich es wie ein Schimpfwort und etwas zu spitzzüngig. Er verengt die Augen und blickt mich weiterhin an. Er ist so heiß, selbst wenn er wütend ist! Wie gern ich nur meine Hände auf sein gespanntes Kinn legen und diese errötenden Ohrläppchen beißen würde. Ich versuche mich von diesen Gedanken zu befreien, sodass ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann.
„Ja. Ist das ein Problem?“ fragt er abwehrend.
„Nein. Aber ich hätte nie gedacht, dass du auf Jungfrauen stehst. Wann hat sich dieser Sinneswandel entwickelt? All deine Subs waren erfahren und etabliert. Da sie noch so jung ist, hatte ich bereits angenommen, dass sie noch nicht so viel Erfahrung hat, wie die anderen, aber eine Jungfrau? Christian, bist du dir sicher, dass sie all deinen Bedürfnisse nachkommen kann?“ frage ich leise und versuche meinen steigenden Zorn und meine Wut gleichzeitig im Zaum zu halten.

„Niemand hat meine Bedürfnisse bisher so sehr befriedigt, wie sie es tut!“ sagt er abwehrend.

 She’s Always a Woman by Billy Joel

„Nun mach aber mal halblang! Angesichts dessen, was du mir gerade offenbart hast, war sie bis vor drei Wochen völlig unerfahren, was Sex betrifft …“, sage ich und hebe fragend meine Augenbrauen. „Du weißt, dass es Jahre braucht, um Unterwürfigkeit zu perfektionieren. Du hast auch Jahre gebraucht“, sage ich mit einem wissenden Lächeln. Nicht nur Jahre, vor allem auch viele Bestrafungen – Peitschenhiebe, Prügel, Schläge mit dem Gürtel … Was? Und nun trifft er eine Schlampe, die gerade noch in den Windeln war und einen Schnuller hatte und sie ist plötzlich das Zentrum seiner Aufmerksamkeit? Sie kennt seine Bedürfnisse überhaupt nicht. Nicht ein einziges!

„Woher willst du wissen, dass sie all deine Bedürfnisse befriedigen wird?“ flüstere ich entschieden und beuge mich zu ihm. „Du hast Bedürfnisse, die selbst eine erfahrene Sub nicht erfüllen kann. Dunkle Bedürfnisse …“ sage ich und lehne mich zurück und lasse den Rest meiner Gedanken in der Luft hängen, sie eindringen. Er weiß überhaupt nichts über dieses neue Territorium und es wird ihn verletzen. Was er weiß, war ihm immer sehr von Vorteil. Gefühle sind für Loser und ich habe ihn nicht ausgebildet, um ein Loser zu werden!  Innerlich zähle ich bis zehn und beobachte, wie der Kellner am Nebentisch Wein eingießt. Ich starre die Blumen auf dem Tisch an. Ich sehe mir die Kunstwerke an der Wand an. Hmm. Plötzlich überkommt mich Klarheit.

Christians Blick verdunkelt sich vor steigender Wut. „Ich möchte nicht, dass du so über Anastasia sprichst! Ich mag sie!“ sagt er und sein Blick verlässt mich nicht. Doch plötzlich mildert sich seine Stimme, als er beginnt über die Brünette zu erzählen, die momentan sein Spielzimmer belegt. „Sehr sogar … ich weiß nie, was sie tun oder sagen wird. Das ist sehr erfrischend. Sie ist klug, witzig und hat ein großartiges Verhandlungsgeschickt“, sagt er mit dem blödesten Grinsen, das ich je auf seinem Gesicht gesehen habe. Na toll! Wenn man der Liste gehorsam hinzufügt, hat man einen Golden Retriever! Was zur Hölle hat diese Hure mit meinem Schützling gemacht?

„Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt – noch nie in meinem Leben!“ sagt er, während ich versuche mich selbst abzulenken, indem ich an dem Wein nippe, dessen Geschmack ich überhaupt nicht wahrnehme. Wo zur Hölle ist dieser verdammte Ober? Ich brauche etwas Härteres! Doppelter Whiskey oder Wodka. Nervös tippe ich mit meinen Fingern auf meinem Schoß herum.

„Durch sie, fühle ich mich ganz und gar lebendig! Wenn ich in ihrer Nähe bin, verliere ich den Verstand, aber gleichzeitig ist es mir ein Rätsel. Sie verleiht mir eine neue Bestimmung, einen neuen Grund zu leben“, sagt er, dämlicher Idiot! Ja, lass uns sehen, wie lebendig du dich fühlst, wenn die Jungfrau Fotze dir das Leben aussaugt, nachdem sie dir dein Herz herausgerissen und es dir vor die Füße geworfen hat! Ich lächele ihn an. Ich würde am liebsten dieses Grinsen aus seinem verdammt hübschen Gesicht schlagen!

„Ich bin fasziniert, Christian. Aber Klugheit, Witz und Verhandlungsgeschick sind Fähigkeiten, die man sich von einem Angestellten erhofft und nicht von einem Sexualpartner. Vielleicht ist sie dir in deiner Firma von größerem Nutzen, als in deinem Spielzimmer. Aber wenn du sie so sehr magst, dann würde ich sie gern treffen“, sage ich kühl. Wir werden sehen, ob diese Hure, so gut ist, wie er sagt!

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagt er. Warum nicht? Was zu Hölle? Warum sollte ich sie nicht treffen?

„Warum denn das? Und erzähl mir nicht, dass du sie nicht deiner Lehrerin vorstellen möchtest“, sage ich und sehe ihn eindringlich an.

„Sie möchte dich nicht treffen. Ich glaube, sie hasst dich, weil du mich in den BDSM Lifestyle eingeführt hast, als ich 15 war. Sie glaubt, du bist eine Kinderschänderin“, sagt er ausdruckslos. Für einen Moment verliere ich die Kontrolle und werde kreidebleich und bin sprachlos. Sie legt sich mit mir an! Was hat diese Amateurin zu sagen? Oh ja … Komm schon! Wenn sie es tut, werde ich mit ihrem Körper den Boden wischen, nachdem ich ihr eine ordentliche Tracht Prügel versetzt habe!

„Christian! Du weißt, dass es anders war!“ sage ich defensiv. Und die Tatsache, dass ich mich selbst wegen dieser Hure verteidigen muss, macht mich wütend! „Ich habe gesehen, wie selbstzerstörerisch du dich verhalten hast, und offen gesagt, waren deine Eltern mit ihrem Latein am Ende. Deine Schlägereien, deine Probleme in der Schule oder hast du vergessen, dass du innerhalb eines Jahres von drei verschiedenen Schulen geflogen bist? Sie hatten kaum noch Möglichkeiten dir zu helfen, außer dich zu Hause zu unterrichten. Du hast gelernt, dich auf bestimmte Dinge zu fokussieren und zielorientiert zu handeln. Es war nie meine Absicht, dich auf irgendeine Art und Weise zu verletzen. Es war die einzige Möglichkeit, die ich kannte, die dir dabei helfen könnte, deine Tendenzen zu lenken und Dampf abzulassen, um fokussiert handeln zu können. Außerdem hast du keinerlei Schaden davon getragen. Ich meine, sieh dich an! Frauen begehren dich und Männer wollen so sein, wie du! Du bist reicher als Krösus und außerdem so jung! Du hast noch dein ganzes Leben vor dir und das nur, weil du gelernt hast, deine destruktiven Tendenzen zu kontrollieren und Dampf abzulassen, ohne dich dabei selbst zu verletzen. Zudem hast du gelernt, dich auf deine Ziele zu konzentrieren. Natürlich war es ein langer Weg, aber wir hatten Spaß.“

„Ich weiß. Sie versteht unsere Beziehung nicht und sie macht sich Sorgen darüber, was wir hatten. Wir leben in einem freien Land und natürlich darf sie ihre eigene Meinung haben“, sagt er. Wenigstens hat er das nicht vergessen. Es gibt immer noch Hoffnung für ihn. Gott! Das ist schlimmer, als ich dachte!

„Aber du bist doch nicht derselben Meinung, oder?“ frage ich ihn besorgt und lehne mich nach vorn. „Du weißt, wie viel mir unsere Freundschaft bedeutet. Du bist mir wirklich wichtig. Du bist die einzige Person, die mir so viel bedeutet …“ sage ich und halte inne. „Mehr als mir irgendjemand sonst bedeutet. Ich kann gar nicht deutlich genug machen, wie viel mir deine Freundschaft bedeutet, wie wichtig sie für mich ist, Christian. Ich möchte dich nicht verlieren und bestimmt nicht wegen eine deiner Subs!“ wiederhole ich.

„Bitte bezeichne Anastasia nicht als ‚eine meiner Subs‘. Du bist mir auch wichtig und deine  Freundschaft bedeutet auch mir viel. Außerdem sind wir Geschäftspartner, wovon wir beide immens profitieren. Anastasia versteht unsere Beziehung nicht, weil sie keine abgefuckte Vergangenheit hat und dafür bin ich dankbar. Ich glaube nicht, dass ich damit umgehen könnte, wenn sie solch eine Vergangenheit hätte“, sagt er tatsächlich und schüttelt den Kopf.

Ich sehe ihn an und beäuge ihn vorsichtig. Das ist nicht mein Christian. Oberflächlich betrachtet ist er derselbe, aber dennoch ist er anders. Was hat sich verändert? Was hat diese Schlampe mit ihm gemacht? Aber da er hier ist und spricht, möchte ich das ausnutzen und so viel herausfinden, wie ich kann. Ich merke, dass sich mehr als Wut in mir zusammenbraut, aber was? Bin ich eifersüchtig auf eine Hure, die gerade erst einmal ihre Teenagerjahre hinter sich gebracht hat? Kann sie überhaupt mit mir mithalten?

„Ihre Abwesenheit”, sagt er und hält inne, um seine Atmung in den Griff zu kriegen … oh mein Gott! Er ist schon zu weit weg! „schnürt mein Herz zusammen, als wenn es jemand herausreißen würde. Und die Tatsache, dass sie am anderen Ende des Landes ist, der Gedanke, dass sie vielleicht einen anderen Verehrer treffen könnte, macht mich unglaublich eifersüchtig! Ich kann diese Emotion nicht benennen. Sie ist mir völlig fremd, Elena!“ atemlos bringt er seine Gedanken zu Ende. Verdammt! Was soll ich machen? Was soll ich machen? Was soll ich machen?

„Verstehe … wenn du so starke Gefühle für sie hast”, sage ich und lege auf dem Tisch meine Hand auf seine, „und du sie so sehr vermisst, warum reist du ihr dann nicht nach? Das ist die einzig logische Konsequenz … findest du nicht?“, hake ich nach, um mehr zu erfahren. Wenn man gegensätzlicher Meinung ist, kommt man bei Christian nicht weit. In Die Kunst des Krieges, sagt Sun Tzu, „Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von hundert Kämpfen nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, aber nicht deinen Feind, wirst du für jeden Sieg, auch eine Niederlage hinnehmen müssen. Wenn du weder den Feind, noch dich selbst kennst, wirst du in jedem Kampf unterlegen sein.“ Ich habe vor, diese Schlampe kennenzulernen! „Kämpfe gegen deine Feinde, wo sie nicht sind …“ Sie ist nicht hier und ich werde jedes Mittel nutzen, um Christian zu helfen. Es ist kinderleicht, solange Christian es nicht merkt. Raffinesse ist in diesem Kampf das Schlüsselwort. Es ist zu seinen Gunsten. Er mag vielleicht im Moment verletzt sein, aber in Zukunft wird es ihm besser gehen. Ein glatter Schnitt!

„Sie ist nach Georgia gefahren“, fährt er fort, „weil sie in meiner Gegenwart nicht klar denken kann“, er seufzt sogar. „Mir geht es übrigens genauso, aber ich glaube, sie muss ihre Gefühle für mich überdenken und entscheiden, ob diese Beziehung funktionieren kann, sagt er. Idiot! Denke ich mir.

„Christian! Du überraschst mich! Sie ist deine Sub! Eine Sub denkt nicht nach! Er oder sie tut einfach, was er oder sie gesagt bekommt. Sie sollte das tun, was ihr gesagt wird. Ansonsten tritt ihr in den Hintern und such dir eine, die dir gehorcht, so wie es eine Sub tun sollte“, sage ich entschieden – er ist ein Dom und er sollte sich wie einer verhalten. Nicht wie eine Pussy! Er verengt seine Augen. Das ist kein gutes Zeichen!

„Elena, lass mich mit deinem Dom-Scheiß in Ruhe! Ich brauche diesen Scheiß nicht und ich weiß besser als du, wie sich ein Sub verhalten sollte!“  sagt er mit zusammengebissenen Zähnen und seine Worte und sein Verhalten bringen mich dazu, leicht zurückzuweichen, aber ich erlange sogleich meine Kontrolle zurück. „Aber ich möchte ihr den Raum geben, um den sie mich gebeten hat, den sie will und den sie braucht. Aber heute, als wir hin und her gemailt haben, hat sie gesagt, dass sie sich wünscht, ich wäre bei ihr. Ich glaube, sie vermisst mich so sehr, wie ich sie. Ich möchte, dass das zwischen uns funktioniert … sehr sogar. Sie ist nicht nur irgendeine Sub. Sie ist mir wichtig …“

Ich starre ihn eine halbe Ewigkeit an und sage dann, „Dann hast du deine Antwort bereits. Wenn sie sagt, sie wünscht sich, du wärst  bei ihr, dann will sie, dass du kommst. Wenn die Schlampe nicht will, dass er kommt, könnte das zwei Gründe haben. 1. Entweder ist sie völlig besorgt und verängstigt von seiner Dominanz, welches meine Arbeit leicht machen würde. Wenn er in Georgia auftauchen würde, würde sie das ziemlich erschrecken und sie würde das Ganze vielleicht beenden. 2. Sie hat einen anderen Scheißkerl, den sie gerade fickt oder besser, der sie gerade fickt und das würde erklären, warum sie immer noch Jungfrau war. Wenn es so ist, sollte Christian es besser herausfinden. So dominant wie er ist und so auf Monogamie besessen, würde er vielleicht mit ihr Schluss machen. In jedem Fall ist es eine Win-Win-Situation.

„Ich möchte es nicht vermasseln, Elena! Ich möchte sie nicht vergraulen. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, nicht mit ihr zusammen zu sein“, erklärt er mit schmerzvoller Stimme.

Mir fällt die Kinnlade herunter und ich reiße meine Augen weit auf. Oh, ich bete zu Gott, dass ich nicht zu spät komme, um ihn vor seiner Zerstörung zu retten!

„Christian Grey! Ich glaube es nicht! Bist du in sie verliebt?” stoße ich hervor.

Er sieht mich schockiert an und ich sehe, wie sich seine Augen vor Angst weiten, was mich ebenfalls besorgt. Oh nein! Ich sorge mich um Christian! Ich möchte ihn nicht verletzt sehen. Ich habe ihn bereits so gesehen und die Erinnerung daran kommt ungebeten. Meine Augen erweichen sich, als ich den Jungen vor mir sehe. „Nein! Nein! Definitiv nicht! Ich liebe nicht! Ich verdiene ihre Liebe nicht … ich … ich kann nicht lieben. Du hast es doch bereits gesagt – es ist eine unnütze Emotion.” Er schüttelt seinen Kopf. „Nein, ich kann nicht … ich meine, ich glaube, ich bin nicht verliebt”, sagt er. Ich weiß nicht, ob er sich selbst oder mich überzeugen will. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Vielleicht warte ich, bis er alles in Ordnung gebracht hat. Das ist nicht gut!

„Hmmm …”,  murmele ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Lass mich deinen Satz neu formulieren, Christian. Du bist in sie verliebt!“ sage ich mit unmissverständlicher Überzeugung von dieser traurigen Wahrheit.

Er sieht mich verwirrt an. Mein armer Junge! „Ich kann nicht verliebt sein, Elena! Ich bin derjenige, der nicht gut für sie ist!“ sagt er mit Angst in seiner Stimme.

„Christian! Du bist immer so streng mit dir. Hast du denn gar kein Selbstwertgefühl? Du musst damit aufhören, mein Lieber! Sie sollte hoffen, dass sie gut genug für dich ist! Du bist ein guter Fang, Christian …“, tadele ich ihn. „Du bist gutaussehend, reich und in so vielfältiger Art und Weise talentiert. Frauen mögen das. Du bist etwas ganz besonderes!  Wohingegen du nur mit dem Finger schnippen brauchst und hunderte, nein, tausende Anastasias finden würdest, die dir auch noch jeden Wunsch von den Augen ablesen würden! Du kannst dir die Frauen aussuchen … Sie sollte sich glücklich schätzen, dass du ihr deine Aufmerksamkeit schenkst, mein Lieber“, beende ich meinen Satz. Er macht sich selbst kaputt und ich mache mir Sorgen, dass er von ihr verletzt wird. Aber anstatt dessen ist Christian wütend auf mich!

„Elena! Ich möchte es nicht noch einmal erleben, dass du über Anastasia sprichst, als wäre sie eine von Tausenden! Sie ist ganz anders, als du denkst! Ich schätze sie sehr und sie ist etwas ganz Besonderes, eine unter Millionen. Im Verlaufe meines gesamten Lebens habe ich noch nie jemanden wie sie getroffen! Nicht eine einzige Person! Es stimmt, dass ich in ihrer Nähe den Verstand verliere und ihr geht es nicht anders, aber gleichzeitig …“, er hält inne und fährt dann fort, „gleichzeitig finde ich eine neue Bestimmung in ihrer Umgebung. Sie ist mir so wichtig. Ich habe dieses immense Verlangen, sie zu beschützen und zu behüten. Ich habe Gefühle, die ich nicht in Worte fassen kann und dass ängstigt mich zu Tode! Aber der Gedanke, sie zu verlieren, ist der Schlimmste, den ich je in meinem Leben gehabt habe! Ich kann es mir nicht einmal nur vorstellen! Es ist zu furchterregend … Meine Zuneigung ihr gegenüber ist schier unbeschreiblich.“ Wenn das keine Liebeserklärung ist, weiß ich es auch nicht!

„Du bist wirklich in sie verliebt, Christian! Ich kenne dich besser, als irgendjemand sonst …“, sage ich, aber er unterbricht mich.

„Nein! Anastasia kennt mich besser!“ korrigiert er mich. Letztlich blicke ich ihn mit schmalen Augen an und aus Nervosität, streiche ich mit meinem perfekt manikürten Zeigefinger mein, von Franco akkurat geschnittenes Haar hinter mein Ohr.

„Besser als ich?“ frage ich ungläubig und bemerke nicht einmal, dass ich ihm zugestehe, mich mit einer Amateurin zu vergleichen, die vor vier Wochen noch nicht einmal wusste, wie ein Penis aussieht!

„Du weißt, dass ich kaum persönliche Dinge preisgebe“, sagt er zu mir.

„Und ich bin mit dir vetraut seitdem du fünfzehn bist, Christian!“ verkünde ich und bin nicht in der Lage meine steigende Wut im Zaum zu halten. Ich versuche Christian zu verbessern.

„Nein Elena!“ korrigiert er mich. „Nein Elena! Du und ich sind ungefähr so intim, wie ein Verkehrsunfall“, fügt er hinzu. „Du und ich haben angefangen zu ficken, als ich fünfzehn und aufgehört als ich einundzwanzig war. Aber das war auch das ganze Ausmaß. Du und ich können über alles Erdenkliche sprechen, aber sie ist die einzige Person, der ich es jemals gestattet habe, mich näher kennenzulernen. Mich zu lieben, mit mir zu schlafen. Du und ich haben nie miteinander geschlafen. Wir haben nur gefickt! Wir haben uns ja nicht einmal geküsst!“ er starrt mich an.

„Das Ficken war das Beste …” erkläre ich schlicht. „Kann diese Anastasia überhaupt mit uns mithalten?“ frage ich ihn geradeheraus. Er grinst mich stolz an.

„Sie ist besser, als alle Frauen, die ich gefickt habe und das kombiniert“, sagt er mit diesem idiotischen Grinsen, dass ich ihm am liebsten aus dem Gesicht wischen würde!

„Autsch!“ sage ich lächelnd. „Das ist hart.“

„Du hast danach gefragt und ich habe dir gesagt, wie ich es sehe, Elena.“

„Also gut. Da du so von ihr schwärmst, Christian und verliebt in sie bist“, sage ich und er öffnet den Mund, um zu protestieren. Ich weiß offen gesagt nicht, aus welchem Grund, nachdem er gerade zugegeben hat, was er fühlt … Das ist ein ziemlicher Streitpunkt. Ich halte die Hand hoch und sage, was mir durch den Kopf geht.

„Sieh mal. Du wirst zwar der letzte sein, der es merkt, aber ich sehe, dass du in sie verliebt bist. Ich habe dich noch nie, NIE, so gesehen! Wenn du eurer Beziehung überhaupt eine Chance geben willst, solltest du zu ihr fahren. Flieg zu ihr! Besuch deine Frau, wenn du sie so sehr vermisst. Scheinbar vermisst sie dich ja auch. Wenn sie genauso für dich fühlt, dann sollte sie ja kein Problem damit haben, dich zu sehen, selbst wenn sie sagt, dass sie ein bisschen Abstand braucht. Außer natürlich, sie ist aus irgendeinem anderen Grund weggefahren. Etwas, von dem sie dir nichts erzählt hat. Fahr zu ihr. Fahr zu deiner Frau, Christian!“ sage ich. Lass die Dinge einfach laufen. Ich sehe die Veränderung in seinem Gesicht.

„Ich möchte ihr den Raum geben, den sie braucht, sodass sie in Ruhe nachdenken kann. Aber ich würde sie gerne sehen“, sagt er, aber ich höre das Verlangen in seiner Stimme. Dieser Kampf ist vielleicht noch nicht verloren.

„Oh Schatz, ich kann die Sehnsucht in deinen Augen sehen. Vielleicht flippt sie aus, aber wie willst du herausfinden, was sie macht“, sage ich und kann nicht anders und murmele, „oder mit wem sie es macht“, er sieht mich an und versucht herauszufinden, was ich gesagt habe. Aber ich gebe nichts preis. Er schüttelt seinen Kopf, als ich leicht meine Augenbrauen hebe und an meinem Wein nippe. Der verdammte Ober sollte mir lieber etwas Härteres bringen!

Zu meiner Erleichterung nimmt Christians Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an. Er zieht sein Blackberry aus der Tasche. Es muss vibriert haben, aber ich habe nichts gehört. Wieder breitet sich dieses dämliche Grinsen auf seinem Gesicht aus. Jap! Die Schlampe schreibt ihm. Sie hat eine lange Leine, den ganzen Weg von Georgia! Sie gibt ihm die Chance und er bellt sogleich!

Christian verstaut sein Blackberry sicher in der Tasche seines Jacketts.

„Was ist los?“ frage ich und versuche desinteressiert auszusehen.

„Nichts“, sagt er lächelnd. Nichts, mein rosiger pinker Arsch!

„Weißt du, wie Anastasia dich nennt?“ fragt er. Natürlich! Die Schlampe, Kinderschänderin, Dom … die Liste ist endlos.

„Nein“, sage ich mit sorgenvoller Stimme. „Ich hoffe, nichts schlimmes, oder unverdientes“, sage ich höflich.

„Nein. Dein Spitzname ist ‚Mrs. Robinson’”, sagt er. Oh, wie klassisch! Die berühmte Cougar!

Ich lächele ihn zu seinen Gunsten an. „Mrs. Robinson“, sage ich und erprobe den Klang des Namens. „Sie muss dir wirklich viel bedeuten, Christian. Sie ist die einzige Sub, mit der du über mich gesprochen hast oder darüber, was wir miteinander hatten. Aber Subs kommen und gehen ja anscheinend …“ sage ich und lasse meinen Satz in der Luft hängen.

„Ja, Subs kommen und gehen, aber Anastasia bleibt!“ antwortet er entschieden. Seine Antwort verleiht mir ein trauriges Lächeln. Vielleicht habe ich ihn doch schon verloren.

„Geh zu ihr“, sage ich und nehme einen großen Schluck Wein.

„Das habe ich vor“, sagt er. „Sie gehört mir!“ Bei diesem Satz blicke ich ihn an. Drei schlichte Worte, und doch so mächtig. Er hat das noch nie über jemanden gesagt. Nicht einmal über mich … Mir … was für ein mächtiges Wort. Ich wünschte, er würde mir gehören.

„Allerdings. Wenn sie wirklich, wie du sagst, ihre Gefühle ordnen muss, könnte sie vielleicht Angst bekommen und davon laufen. Aber, wenn sie dich genauso sehr begehrt, wie du sie, dann ist sie wahrscheinlich glücklich, dich zu sehen. Du wirst es nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst, Christian“, sage ich. Ich möchte noch mehr sagen. Ich bin zu besorgt, dass sie ihm wehtun wird, ihn unwiderruflich zerbrechen wird. Aber er ist ein erwachsener Mann und nicht mein Sub. Diesen Kampf muss ich später weiterkämpfen … nachdem er aus Georgia zurückkehrt.

Zeig’s mir du geldgieriges Miststück … Wir werden sehen, wer am besten kämpfen kann!
Christian und ich verlassen gegen 21:40 Uhr das Restaurant. Trauriger Weise nimmt er mich nur oberflächlich wahr. Zur Hölle! Nicht einmal oberflächlich. Jeder männliche Gast im Restaurant hat mich entweder heimlich oder ganz offen beäugt, aber nicht Christian. Er ist körperlich hier, aber sein Geist befindet sich bereits in Georgia, bei einer Frau, die ihn nicht wert ist. Habe ich ihn schon verloren? Ich glaube nicht. Elena Lincoln verliert nicht!


Right Here Waiting For You by Richard Marx

2 comments:

Anonymous said...

Ich kanns kaum abwarten weiter zu lesen...schau schon jeden tag nach ob es ein neues kapitel gibt :)

Anonymous said...

Heute Abend geht es weiter. Ich editiere noch die PDF Files und dann ist alles bereit hochgeladen zu werden.

Das Ende von Buch 1 ist damit erreicht. Ich werde anschließend mit Buch 2 weitermachen :)

Liebe Grüße

Janine