Trennungsangst
Kapitel XXIII
Übersetzer: Janine Heistmann
Nachdem
Anastasia weg ist, rufe ich Taylor in mein Büro.
„Ja,
Sir“, antwortet er höflich.
„Taylor,
ich möchte, dass Sie herausfinden, bei welcher Airline Miss Steele ihr Ticket
bucht. Es ist mir egal, wie Sie das anstellen. Entweder machen sie es über ihre
Kreditkarte oder über ihren Laptop …“ sage ich mit festem und entschlossenem
Blick.
„Ich
habe für Sie einen Zugriff auf ihren
Laptop eingerichtet, Sir. Ich bin mir sicher, dass ich überprüfen kann, welche
Seiten sie besucht und von welcher Airline sie ihr Ticket kauft“, sagt er
zuversichtlich.
„Großartig!“
sage ich und bin bereits nervös. Warum macht sie es mir so schwer, mich um sie
zu kümmern? Sie ist meine Frau, verdammt nochmal! Warum soll ich mich nicht um
sie kümmern? Warum nimmt sie meine Hilfe nur so ungern an? Ich kümmere mich um
das, was mir gehört! „Sobald Sie herausfinden, wo sie das Ticket kauft,
besorgen Sie sich die Fluginformationen, Reservierungsnummer und so weiter. Ich
möchte, dass Sie die Airline anrufen und ihr Ticket auf die Erste Klasse
upgraden. Nehmen Sie einen Fensterplatz und kaufen den Platz daneben auch
gleich mit. Ich möchte, dass sie genug Platz“, sage ich.
Taylor
ist völlig passiv. Aber für einen kurzen Augenblick sehe ich ein amüsiertes
Glitzern in seinen Augen.
„Ja,
Sir. Noch etwas, Sir?“
„Ja,
Sie müssen mich auf Arbeit fahren. Ich werde heute lange im Büro bleiben. Meine
Assistentin hat ein Treffen mit Claude Bastille arrangiert. Finden Sie von
Andrea heraus, wann das Treffen stattfindet, bevor wir gehen. Sobald Sie
wissen, wann es ist, schreiben Sie mir und holen mich ab. Ich brauche diese
Trainingseinheit heute!“ sage ich verzweifelt. „Ich habe heute einige Meetings,
aber sagen Sie Claude, er soll warten. Wir können entweder in meiner Firma
trainieren oder im Escala. Es hängt davon ab, zu welcher Zeit das Treffen
stattfindet. Wir werden Escala gegen 13.00 Uhr verlassen”, sage ich.
„Ja,
Sir. Ich werde Ihnen bescheid geben, sobald ich Miss Steeles Flug upgegradet
habe“, sagt er respektvoll und nickt.
Er
will gerade mein Büro verlassen, als er meinen zerstreuten Zustand bemerkt. Er
dreht sich zu mir und fragt.
„Wollen
Sie, dass ich Miss Steeles Handy verfolge, um ihre Aktivitäten zu verfolgen?“
Ich denke kurz darüber nach.
„Nein
…“, sage ich zögernd und füge hinzu, „Nein, sie wird mich wissen lassen, wo sie
sich vorgestellt hat, sobald sie fertig ist. Es gibt keinen Grund es
herauszufinden, bis sie den Job hat.“
„Ja,
Sir“, antwortet er und verlässt mein Büro.
Ich
denke an Anastasia und überlege warum sie den Abstand von mir braucht. Sie
so lange nicht zu sehen, wird mir sehr schwer fallen.
'll Be Missing You by P Diddy ft. Sting & Faith Evans
Scheiße! Sie ist
gerade mal eine Stunde weg und ich vermisse sie bereits schrecklich. Ich
überprüfe meine E-Mails, bevor ich zum GEH aufbreche. Ich finde eine von Elena.
Von:
Elena Lincoln
Betreff:
Dinner?
Datum:
30. Mai 2011 10:12
Uhr
An:
Christian Grey
Hallo
Christian,
weißt
du nun schon, wann wir uns treffen können? Ich habe dich lange nicht mehr
gesehen. Ich vermisse dich. Deine neue Sub scheint interessant zu sein. Ich
würde gern mehr über sie erfahren. Ruf mich an, dann können wir darüber
sprechen.
Bis
bald,
Elena
Wenn
ich es mir recht überlege ... Da Anastasia ja morgen nach Georgia fährt, habe
ich morgen Abend Zeit. Also könnte ich mich morgen Abend mit Elena zum Essen
treffen.
Von:
Christian Grey
Betreff:
Dinner?
Datum:
30. Mai 2011 12:48 Uhr
An:
Elena Lincoln
Elena,
morgen
Abend hätte ich Zeit. Sagen wir um 20.00 Uhr in unserem üblichen Restaurant?
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich
drücke auf Senden. Meine Gedanken wandern wieder zu Anastasia. Ich möchte mit
Elena über sie reden. Anastasia überwindet all meine Grenzen. Sie
ist mir ein Rätsel, hat so viel Lebenskraft. Allein der Gedanke, sie zu
verlieren, macht mir Angst.
DJ Got Us Falling in Love Again by Usher ft. Pitbull
Ich kann mit Elena über meine Gefühle
reden. Sie kennt mich schon so lange, sie hat vielleicht Einblick und kann mir
dabei helfen, meine Gefühle, die ich für Anastasia habe, zu ordnen. Ich bin
bereit zur Arbeit zu fahren, da ich ein Meeting mit dem Ingenieursteam habe.
Ich möchte aktiv daran beteiligt sein und die Kontrolle über alles, was ich
tue, haben – sei es nun bei meinen geschäftlichen Errungenschaften oder bei dem
Produkt, das mein Team entwickelt. Ich möchte ein Teil davon sein und ich habe
das Sagen in meiner Firma. Ich entscheide über alles. Ich bin ein Mann, der
immer die Kontrolle hat. Ich treffe alle Entscheidungen. Ich mag meine
Autonomie sehr. Ich schätze sie mehr, als alles andere. Ich habe so hart
gearbeitet, um diesen Zustand zu erreichen. Genau gesagt, musste ich in den
letzten sieben Jahren niemandem erklären, was ich tue. Ich habe gemacht, was
ich wollte. Ich würde nie wollen, dass man mir diese Freiheit nimmt. Aber mit
Anastasia ist alles möglich. Sie verzaubert mich, bei allem, was sie tut. Es
erschreckt mich beinahe zu Tode. Ich wünsche mir, dass sie es tut. Aber
gleichzeitig verstößt es so gegen meine Norm, sodass ich dagegen ankämpfe. Es
ist vielleicht nicht gut für meine Autonomie. Verdammt! Ich stecke in einer
Zwickmühle!
Ich
weiß einfach nicht, wie ich diese extremen Gefühle, die ich für sie habe,
beschreiben soll. Das ist etwas, dass ich mein ganzes Erwachsenenleben lang,
vermeidet habe. Ich verliere den Verstand.
Aber andererseits ist sie mein Grund zu sein … zu existieren. Wenn sie
in meiner Nähe ist, ist sie das einzige, was ich sehe, was ich will, was ich
erleben will. Sie gehört mir! Was, wenn sie in Georgia jemanden kennenlernt? Scheiße!
Scheiße! Scheiße! Sie wird fast eine ganze Woche weg sein! Wenn selbst ich von
ihr gefangen war, als ich sie das erste Mal gesehen habe, dann wird jemand
anderes es erst recht sein. Ich war noch
nie jemandem so nah, unter diesen Umständen, in solch kurzer Zeit. Ich mache
mir Sorgen … Sobald ich nicht mehr in ihrer Nähe bin, macht sich immer irgendein
Scheißkerl an sie ran. Ich gehe nervös in meinem Büro hin und her. Ich brauche
heute unbedingt Ablenkung. Einige Stunden mit
Claude Bastille sollten da genau das richtige sein.
**** ❦ ♡ ❧ *****
Ich
gehe in mein Büro. Andrea und die Praktikantin stehen sofort auf. Ich war schon
lange nicht mehr im GEH, aber ich bin immer auf dem neusten Stand. Mein
„Kontrollzwang“, wie Miss Steele sagen würde, hilft mir dabei. Ich
bin wieder der Boss, habe das Sagen und die Kontrolle über alles, was ich weiß.
Freedom - George Michael
„Das
Ingenieursteam und Mr. Barney sind im Konferenzraum, Sir. Sie haben ihre
Vorschläge für den Prototyp dabei“, informiert mich Andrea.
Als
ich den Konferenzraum betrete, stehen alle auf.
„Meine
Damen und Heeren“, sage ich und begrüße damit alle im Raum.
Barney
übernimmt die Führung.
„Sir,
das Ingenieursteam hat heute den neusten Vorschlag bezüglich des Interface
mitgebracht. Wir wollten es Ihnen zeigen und ihre Meinung dazu hören“, sagt er.
„Zeigen
Sie es mir“, sage ich und das Meeting ist in vollem Lauf. Irgendetwas fehlt mir
immer noch. Ich will nichts Geringeres als ein perfektes Produkt. Wenn etwas es
wert ist, es zu tun, dann sollte man es auch perfekt machen. Wir überlegen
gemeinsam, wie man erneuerbare Energien nutzen kann, während man ein Produkt
kreiert, das perfekt funktioniert und schnittig ist. Ich sehe mir ihre
Schaltbilder an und gebe ihnen meine Meinung dazu. Nachdem das Meeting vorbei
ist, treffe ich mich mit Marco. Danach kommt Ros vorbei, um mit mir über die
Firma zu reden, über die wir bereits am Telefon gesprochen haben. Ich will sie
verkaufen und mit ihr über die Finanzen sprechen. Ich bin ganz geschäftig,
kontrolliert und der Meister meines Schicksals. Das gefällt mir. Der Gedanke,
dass ich Anastasia nicht sehen kann, macht mich ungeduldig.
Es
ist bereits 17.00 Uhr, als ich mein Büro verlasse, um mit Claude Bastille zu
trainieren. Taylor fährt mich zum Fitnessraum, wo ich normalerweise mit Claude
trainiere. Ich wärme mich auf, indem ich renne, Gewichte hebe und einige
Kardioübungen mache. Dann machen Claude und ich uns übereinander her. Es geht fast
eine Stunde heftig zur Sache. Er hält sich absolut nicht zurück und ich gebe
ihm alles, was ich habe. Als ob mein Leben davon abhängen würde. Der Gedanke,
dass Anastasia bald die Stadt verlassen wird, belastet mich schwer. Claude
Bastille bemerkt meinen Eifer und meinen Tatendrang.
„Du
bist ja heute wie der Teufel höchstpersönlich!“ kommentiert er.
„Ich
muss doch meine verpassten Einheiten nachholen“, sage ich mit gelassenem
Gesicht.
„Ich
weiß nicht. Es sieht so aus, als hättest du diesen extra Schwung“, sagt er.
„Danke“,
sage ich immer noch passiv, „es bedeutet viel, das aus deinem Mund zu hören“,
antworte ich.
Wir
verbeugen uns am Ende unseres MMA Workouts.
„Morgen
um die selbe Zeit?“ fragt er.
„Nein,
lieber früher. Meine Assistentin wird dich deswegen anrufen“, antworte ich.
„Wie
du willst, Grey“, antwortet er. Wir schütteln Hände und ich mache mich auf den
Weg zum Escala.
Als
ich in meinem Penthouse ankomme, ziehe ich sofort meine verschwitzten
Trainingssachen aus und gehe duschen. Ich
ziehe mir meine Jeans und ein Hemd an, da ich den Rest des Abends zu Hause
bleiben werde. Als ich den Wohnbereich betrete, hat mir Mrs. Jones bereits mein
Essen serviert.
„Was
möchten sie trinken, Sir?“
„Sancerre,
bitte“, sage ich.
„Ja,
Sir“, sagt sie und gießt mir ein Glas Wein ein.
Nachdem
ich aufgegessen habe, gehe ich in mein Büro, um mir noch einmal die
Schaltbilder anzusehen, die mir das Ingenieursteam gegeben hat. Ich bin mir
noch immer nicht im Klaren darüber, ob es voll und ganz meinen Ansprüchen
entspricht.
Ich
lege die Pläne auf meinen Schreibtisch und plötzlich blitzen Bilder der
morgendlichen Aktivitäten mit Anastasia auf genau diesem Tisch auf. Ich
vermisse sie. Mein Herz zieht sich zusammen. Das Wort vermissen beschreibt
nicht einmal annähernd, was ich fühle. Es fühlt sich so an, als ob sie einen
Teil von mir mit sich genommen hat. Ich weiß nie, was sie sagen oder tun wird.
Aber so sehr es mich auch verschreckt, es ist genau das, was ich an ihr liebe,
weil es mich auf Trab hält.
Ich
möchte nicht, dass sie aus meinem Leben verschwindet und ich habe nie etwas so
sehr gewollt, wie ich sie will. Ich zermartere mir das Hirn, über etwas, das
ich mehr wollte. Mir fällt nichts ein. Keine andere Frau – niemand kam da auch
nur heran. Ich habe noch nie jemanden so sehr begehrt. Nicht mit all meiner
Seele, wie ich es bei ihr tue. Ich habe noch nie so für jemanden gefühlt. Ich
habe auch noch nie Angst gehabt, irgendeine Frau, mit der ich zusammen war, zu
verlieren. Wenn ich ein Arrangement mit einer der Frauen beendet habe, gab es
immer jemanden, der genauso oder noch besser sein würde. Über Anastasia könnte
ich nie so denken. Ihr ist niemand ebenbürtig. Sie ortet meine vermisste Seele,
sie erfüllt mich nicht nur auf sexueller Ebene – obwohl das natürlich schon
Grund genug wäre – sie ist mein Grund, mein Leben.
Die
Tiefe meiner Gefühle für sie ist unvorstellbar für mich – es ängstigt mich
zutiefst. Ist es gut für mich, solche Gefühle zu haben? Ich habe immer die
völlige Kontrolle über jeden Aspekt, der mein Leben betrifft. Es ist wohltuend
für mich, die Kontrolle über alles zu haben. Werde ich alles verlieren, was ich
mir über die Jahre erarbeitet habe, wenn ich meine Kontrolle an eine junge Frau
verliere? Für einen kurzen Moment versuche ich mir eine Zukunft ohne sie vorzustellen.
Plötzlich habe ich das Gefühl innerlich zu verbluten – durch viele tausend
Schnitte – unerträglich schmerzhaft. Allein die Vorstellung verletzt mich
zutiefst. Ich kann nicht atmen! Ich halte mich an meinem Tisch fest, um nicht
umzukippen. Ich höre das vertraute Klicken einer eingegangenen E-Mail. Gott sei
Dank, sie ist von Anastasia!
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Vorstellungsgespräche
Datum:
30. Mai 2011 18:48 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
meine Vorstellungsgespräche heute liefen sehr
gut.
Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.
Wie war Ihr Tag?
Wie war Ihr Tag?
Ana
Ich lese ihre schlichte Nachricht immer und
immer wieder. Ich versuche, wieder ruhig zu atmen und sage zu mir selbst, dass
sie nur ein paar Kilometer von mir entfernt ist, immer noch in der Stadt. Sie
interessiert sich für mich. Fragt nach meinem Tag und lässt mich an ihren Aktivitäten teilhaben. Langsam durchströmt
mich die Erleichterung. Ich tippe meine Nachricht, als ich wieder bei Verstand
bin.
Von:
Christian Grey
Betreff:
Mein Tag
Datum:
30. Mai 2011 19:02 Uhr
An:
Anastasia Steele
Sehr geehrte Miss Steele,
alles, was Sie tun, interessiert mich. Sie
sind die faszinierendste Frau, die ich kenne.
Freut mich, dass die Gespräche gut gelaufen
sind.
Mein Morgen hat all meine Erwartungen
übertroffen.
Mein Nachmittag war im Vergleich dazu
sterbenslangweilig.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises
Holdings Inc.
Ich
drücke auf Senden. Zwei Minuten später habe ich ihre Antwort.
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Schöner Morgen
Datum:
30. Mai 2011 19:04 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
der Morgen war auch für mich schön – trotz
Ihres Grauls, mit dem Sie mich nach unserem
untadeligen Schreibtischsex vertrieben haben.
Bilden Sie sich bloß nicht ein, ich hätte es
nicht gemerkt.
Danke übrigens noch für das Frühstück.
Beziehungsweise danke an Mrs. Jones.
Ich hätte da eine Frage zu Mrs. Jones – will
aber nicht riskieren, schon wieder Ihren Graul
zu erregen.
Ana
Zwei
Dinge springen mir bei ihrer Nachricht ins Auge: Das erste ist der untadelige
Sex. Womit vergleicht sie ihn? Sie hatte noch keinen anderen Partner, oder
doch? Besser nicht! Und ihr Interesse an Mrs. Jones. Ist heute Morgen heute
irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen? Was macht sie so neugierig?
Von:
Christian Grey
Betreff:
Sie und eine Verlagskarriere?
Datum:
30. Mai 2011 19:09 Uhr
An:
Anastasia Steele
Anastasia,
»Graul« ist kein Substantiv und sollte
folglich nicht von jemandem in den Mund genommen werden, der eine Karriere in
der Verlagsbranche anstrebt. Untadelig? Im Vergleich wozu, bitte? Welche Frage
haben Sie denn zu Mrs. Jones? Ich bin neugierig.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich drücke auf Senden. Aber sie antwortet
nicht sofort, wie sie es sonst tut. Als ihre Antwort eintrifft, durchströmt
mich Erleichterung. Aber der Betreff gefällt mir nicht.
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Sie und Mrs. Jones
Datum:
30. Mai 2011 19:18 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Herr ,
Sprache verändert und entwickelt sich ständig
weiter. Sie ist organisch und sitzt nicht in
einem Elfenbeinturm voll teurer
Kunstgegenstände, mit einem Helikopterlandeplatz auf
dem Dach und einem Ausblick über die Skyline
von Seattle.
Untadelig – im Vergleich zu den restlichen
Malen, als wir – wie lautete Ihre Bezeichnung
nochmal? – gefickt haben. Meiner bescheidenen
Meinung nach war das Ficken ziemlich
untadelig, andererseits verfüge ich, wie Sie
ja wissen, lediglich über einen beschränkten
Erfahrungsschatz.
Ist Mrs. Jones eine Ex-Sub von Ihnen?
Ana
Ich bin schockiert, dass sie so über Mrs.
Jones denkt. Sie ist auf jede Art und Weise eine seriöse Frau. Eine, mit der
ich lediglich eine berufliche Beziehung habe!
Natürlich war sie nie eine meiner Subs! Ich beschäftige nie jemanden,
mit dem ich Sex habe. Anastasia wäre die einzige Ausnahme gewesen. Aber bei der
Art und Weise wie sie denkt, sollte ich diese Idee vielleicht noch einmal
überdenken. Zügig antworte ich ihr.
Von:
Christian Grey
Betreff:
Vorsicht, Wortwahl!
Datum:
30. Mai 2011 19:23 Uhr
An:
Anastasia Steele
Anastasia,
Mrs. Jones ist eine Mitarbeiterin, die ich
zwar sehr schätze, zu der ich jedoch nie eine
Beziehung gepflegt habe, die über unser
Arbeitsverhältnis hinausging. Ich stelle
niemanden an, mit dem ich sexuell verkehre.
Es schockiert mich, dass Sie mir so etwas
zutrauen. Die Einzige, bei der ich eine
Ausnahme machen würde, sind Sie – weil Sie eine
sehr kluge junge Frau mit bemerkenswertem
Verhandlungsgeschick sind. Wenn Sie sich
aber weiterhin derartige verbale Ausfälle
leisten, werde ich diese Möglichkeit vielleicht
noch einmal überdenken müssen. Ich bin froh,
dass Ihr Erfahrungsschatz beschränkt ist,
und so wird es auch bleiben – beschränkt auf
mich. Ich werte den Begriff »untadelig« als
Kompliment – auch wenn ich mir bei Ihnen nie
sicher bin, ob Sie meinen, was Sie sagen,
oder ob, wie so oft, Ihre Ironie mit Ihnen
durchgeht.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises
Holdings Inc.
Ich drücke auf Senden und warte auf ihre
Antwort. Ich bin über ihre Bedenken, welche Mrs. Jones betreffen, nicht
glücklich.
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Nicht für all den Tee in China
Datum:
30. Mai 2011 19:28 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,
ich glaube, ich habe meine Vorbehalte
gegenüber einer Tätigkeit in Ihrem Unternehmen
bereits zum Ausdruck gebracht. Meine Meinung
hierzu hat sich nicht geändert und wird
sich auch in naher und ferner Zukunft nicht
ändern. Ich muss Sie jetzt verlassen, weil Kate
mit dem Essen gekommen ist. Mein Sinn für
Ironie und ich wünschen Ihnen eine gute
Nacht.
Ich melde mich, sobald ich in Georgia
angekommen bin.
Ana
Ihre Antwort bringt mich zum Schmunzeln.
Von:
Christian Grey
Betreff:
Nicht einmal für Twinings English Breakfast Tea?
Datum:
30. Mai 2011 19:30 Uhr
An:
Anastasia Steele
Gute
Nacht, Anastasia.
Ich
wünsche dir und deinem Sinn für Ironie einen guten Flug nach Georgia.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises
Holdings Inc.
Taylor klopft an die Tür meines Büros.
„Kommen Sie rein, Taylor“, sage ich.
„Kommen Sie rein, Taylor“, sage ich.
„Sir, ich habe Miss Steeles
Fluginformationen“, beginnt er.
„Okay. Haben Sie ihren Flug upgegradet?“
„Ja, Sir. Sie fliegt nun in der Ersten Klasse
und außerdem habe ich den Platz neben ihr erworben“, er räuspert sich unwillkürlich. Ich hebe
meine Augenbraue fragend an und er sagt „mehr Bewegungsfreiheit“, und
verzieht dabei keine Miene.
„Was für ein Platz ist es?“
„Ein Fensterplatz. Und der Platz neben ihr
sollte leer sein.“
„Um wie viel Uhr geht ihr Flug?“
„22.30 Uhr, Sir“, er überprüft seine Uhr. „In
etwas mehr als zwei Stunden sollte sie in der Luft sein.“
„Gut! Wegen Morgen“, sage ich und bespreche
meine Termine mit ihm. Aus irgendeinem Grund bin ich nervös und gereizt. Ich bemerke, dass
selbst meine Beine vor Nervosität zittern.
Taylor muss es auch bemerkt haben. Gelassen
fragt er, „Ich werde noch einmal in den Fitnessraum zum Trainieren gehen, Sir.
Werden Sie auch trainieren? Ich habe gedacht, man könnte ein bisschen MMA
machen. Wenn Sie möchten, können wir gemeinsam trainieren. Wenn Sie aber noch
arbeiten und mich in den nächsten Stunden nicht brauchen, würde ich jetzt in
den Fitnessraum gehen, Sir“, sagt er taktvoll.
„Ich werde mit in den Fitnessraum kommen. Wir
sehen uns in zehn Minuten”, sage ich und entlasse ihn damit.
„Ja, Sir“, sagt er und verlässt mein Büro.
*
Über eine Stunde später kehre ich in mein
Apartment zurück. Ich habe heftig trainiert und merke bereits, dass ich morgen
Muskelkater haben werde. Die Bewegungen, die man beim MMA macht sind ziemlich
anspruchsvoll. Ich gehe duschen, ziehe mich an und kehre in mein Büro zurück.
Ich habe noch jede Menge zu tun und dann muss ich mir immer noch die
Zeichnungen des Ingenieursteam ansehen. Ich fahre mir mit meinen Händen durch
mein feuchtes Haar und wünsche mir dabei, dass es Miss Steele ist, die das tut.
Wenn man vom Teufel spricht … in diesem Moment trifft eine E-Mail ein – von
ihr.
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Übermäßig großzügige Gesten
Datum:
30. Mai 2011 21:53 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,
am meisten entsetzt mich, dass Sie wussten,
auf welchem Flug ich gebucht bin.
Ihre Stalking-Neigungen sprengen jede Grenze.
Hoffen wir, dass Dr. Flynn bald wieder aus
den Ferien zurück ist.
Ich habe mir eine Maniküre, eine
Rückenmassage und zwei Gläser Champagner gegönnt –
ein herrlicher Urlaubsbeginn.
Danke
Ana
Sie ist ein wenig aufgebracht, aber neckt
mich dennoch. Außerdem dankt sie mir. Aber es ist immer noch Anastasia, von der
wir hier sprechen. Bei ihr weiß man nie, womit man rechnen muss. Sie hat eine
Massage bekommen … ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Eine Massage? Was für
eine Massage? Wer hat sie überhaupt massiert?
Von:
Christian Grey
Betreff:
Gern geschehen
Datum:
30. Mai 2011 21:58 Uhr
An:
Anastasia Steele
Sehr geehrte Miss Steele,
Dr. Flynn ist zurück. Ich habe diese Woche
noch einen Termin bei ihm.
Wie war die Rückenmassage?
Christian Grey
CEO mit Kontakten, an den richtigen Orten,
Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich drücke auf Senden und warte auf ihre
Antwort. Zwanzig Minuten vergehen und immer noch keine Antwort von ihr. Lässt
sie sich noch einmal massieren? Herrgott! Wie lange kann es schon dauern, auf
einem Flughafen, eine Massage zu bekommen?
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Starke, kundige Hände
Datum:
30. Mai 2011 22:23 Uhr
An:
Christian Grey
Sehr geehrter Herr,
ein netter junger Mann hat mir den Rücken
massiert. Er war sogar sehr nett. Im
Abflugbereich für die normal sterblichen
Passagiere wäre ich Jean-Paul niemals begegnet –
deshalb nochmals vielen Dank für das Upgrade.
Ich weiß nicht, ob ich den Computer nach
dem Abflug weiter anlassen darf. Außerdem
brauche ich meinen Schönheitsschlaf, der in
letzter Zeit reichlich knapp ausgefallen ist.
Ana
Was zur Hölle? Was macht sie mit mir? Soll
ich jetzt sofort vor Eifersucht platzen? Gut, wenn das ihr Ziel war, hat sie es
geschafft. Oh Baby. Erst einmal werde ich dir das durchgehen lassen. Aber warte
bis ich dich wieder in die Finger kriege! Ich weiß, was ich mit deinem
zügellosen Mund anstellen werde.
Von:
Christian Grey
Betreff:
Genießen Sie es, solange sie es noch können
Datum:
30. Mai 2011 22:26 Uhr
An:
Anastasia Steele
Sehr geehrte Miss Steele,
ich weiß genau, was Sie da tun – und mit
Erfolg, das kann ich Ihnen versichern. Beim
nächsten Mal werde ich dafür sorgen, dass Sie
gefesselt und geknebelt in einem Käfig im
Frachtraum sitzen. Eines können Sie mir
glauben: Sie in diesem Zustand zu sehen, wird mir
noch viel mehr Vergnügen bereiten, als Ihnen
ein Upgrade zu spendieren.
Ich freue mich schon auf Ihre Rückkehr.
Christian Grey
CEO mit juckender Handfläche, Grey
Enterprises Holdings Inc.
Wie Sie mir so ich Ihnen, Miss Steele! Sie
wollen mich also eifersüchtig machen! Wahrscheinlich werde ich nichts mehr von
ihr hören, bis sie landet. Aber im Moment bin ich ein geduldiger Mann. Ich
werde warten. Aber nach vier Minuten trifft wieder eine E-Mail ein? Was zur
Hölle? Mailt sie mir während sie fliegt und gefährdet damit ihr Leben und das
Leben der anderen Passagiere?
Von:
Anastasia Steele
Betreff:
Ist das ein Witz?
Datum:
30. Mai 2011 22:30 Uhr
An:
Christian Grey
Christian,
Ich habe keine Ahnung, ob das ein Scherz ist
oder dein voller Ernst. Wenn es dein Ernst ist, bleibe ich lieber gleich in Georgia.
Käfige sind eindeutig ein Hard Limit für mich. Tut mir leid, dass ich Sie
wütend gemacht habe. Bitte sagen Sie mir, dass Sie mir verzeihen.
Ana
Oh, ich bin fuchsteufelswild, weil sie mir
schreibt, obwohl sie bereits im Flugzeug sitzt! Schätzt sie ihr Leben den
überhaupt nicht? Warum legt sie es immer wieder darauf an, mich in Angst und
Schrecken zu versetzen?
Von:
Christian Grey
Betreff:
Ist es
Datum:
30. Mai 2011 22:31 Uhr
An:
Anastasia Steele
Wie können Sie jetzt noch mailen? Riskieren
Sie etwa das Leben sämtlicher Passagiere an
Bord, einschließlich Ihr eigenes, indem Sie
mit Ihrem BlackBerry herumhantieren? Ich
würde sagen, das verstößt gegen unsere
Regeln.
Christian Grey
CEO mit zwei juckenden Handflächen, Grey
Enterprises Holdings Inc.
Ich drücke sofort auf Senden. Allein ihre
Abreise hat mich schon verängstigt. Und jetzt missachtet sie auch noch ihre
eigene Sicherheit. Mein Angstlevel steigt noch weiter. Frau, du schreibst mir
besser nicht mehr, bis deine Füße den Boden von Georgia berühren! Die nächsten
zwei Stunden gehe ich aufgebracht in meinem Büro hin und her und werfe immer
wieder einen Blick auf mein Postfach. Ich würde dieses leblose Objekt am
liebsten dazu bewegen, eine E-Mail von Anastasia auszuspucken. Es steht wohl
Unentschieden zwischen Mann und Maschine. Als nach zwei Stunden immer noch
keine Nachricht von ihr eingetroffen
ist, seufze ich erleichtert auf. Ich drehe wegen ihr noch einmal durch. Ich
verliere den Verstand. Sie macht, was sie will und beunruhigt mich damit! Ich
kenne mich damit nicht aus! Es ist so unbekannt für mich.
Erst als meine Angst langsam abebbt, kann ich
ins Bett gehen. Verdammt! Was bin ich? Ein Dreijähriger? Warum habe ich nur
solche Angst, wenn sie nicht bei mir ist? Mein Herz tut weh, da ich weiß, dass
sie auf dem Weg ans andere Ende des Landes ist. Ich gehe ins Bett und falle in
einen unruhigen Schlaf, der von besorgniserregenden Träumen über Anastasia
begleitet wird.
I Can not Live Without You - Mariah Carey
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