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Kapitel XXIV
Komm, lass uns buhlen bis an den Morgen und lass uns der
Liebe pflegen.
(Sprüche 7:18)
→First Time Ever
I Saw Your Face←
(Celine Dion)
Das Erste Mal, dass ich dein Gesicht sah
Dachte ich die Sonnenblume in deinen Augen
Und der Mond und die Sterne waren die Geschenke die du mir gabst
Zum Dunkeln und den leeren Himmeln
Das Erste Mal, dass ich dein Gesicht sah
Dachte ich die Sonnenblume in deinen Augen
Und der Mond und die Sterne waren die Geschenke die du mir gabst
Zum Dunkeln und den leeren Himmeln
Und das Erste Mal das ich
deinen Mund geküsst hab
Ich fühlte das die Erde sich in meinen Händen bewegte
Wie das zuckende Herz von gefangengehaltenden Vögeln
Das an meinen Kommandanten stehenbleiben muss, meine Liebe
Ich fühlte das die Erde sich in meinen Händen bewegte
Wie das zuckende Herz von gefangengehaltenden Vögeln
Das an meinen Kommandanten stehenbleiben muss, meine Liebe
Und das Erste Mal das ich
neben dir lag
Ich fühlte dein Herz so nah bei meinem
Und ich wusste unsere Freude würde die Erde ausfüllen
Und bis und bis und bis
Bis zum Ende der Zeit, meine Liebe
Ich fühlte dein Herz so nah bei meinem
Und ich wusste unsere Freude würde die Erde ausfüllen
Und bis und bis und bis
Bis zum Ende der Zeit, meine Liebe
Das Erste Mal das ich
jemals dein Gesicht sah, dein Gesicht
Dein Gesicht, dein Gesicht
Dein Gesicht, dein Gesicht
******
Ich
erinnere mich an den Moment, als Anastasia kopfüber in mein Büro gestolpert
ist. Das erste Mal, dass ich sie berührte, als ich ihr aufgeholfen habe. Diese
erste elektrische Spannung zwischen uns, die unsere Körper durchströmt und
dieses permanente Band zwischen und geschmiedet hat … Ich bin ihr seit dem
Moment verfallen, in dem ich das erste Mal einen Blick auf sie geworfen habe.
In der Vergangenheit habe ich immer versucht zu fühlen … etwas zu fühlen … irgendetwas
... Ich habe verzweifelt versucht, dieses schwarze Loch, welches solch
einen bösartigen Hunger hat zu füllen. Ohne Erfolg. Ich wollte, dass meine
Rechnung aufgeht. Ich bin darin gescheitert zu erkennen, dass ich es wert bin.
Um überhaupt etwas zu fühlen … zu spüren, dass ich existiere, dass ich aus
irgendeinem Grund auf dieser Welt bin, habe ich extreme Dinge getan und war
dennoch nie vollauf zufrieden. Ich werde schon immer getrieben und werde auch
immer so sein. Ich bin nun einmal ein verdammter Kontrollfreak und ich glaube
nicht, dass sich das jemals ändern wird. Schließlich bin ich immer noch in
fünfzig verschiedenen Facetten abgefuckt. Ich bin immer noch bedeutungslos, die
leere Hülle eines Mannes mit einem hübschen Gesicht. Aber ich fühle mich nicht
länger leer. „Miteinander schlafen“, war nie etwas für mich. Es würde nie die
klaffende Leere in meiner Seele ausfüllen. Nicht in einer Million Jahren! Und
nun kommt Anastasia und ich ertappe mich dabei, wie ich mich verzweifelt nach
ihrer Liebe verzehre. Dieses Verlangen ist unaufhaltsam, unerbittlich,
zweifellos wie die Luft, die ich atme. Als würde ich es sonst nicht überleben.
Ich
weiß nicht genau, wann dieses Gefühl zum ersten Mal aufgetreten ist. Aber auf
gewisse Weise hat sie mir den Blick auf den Rest der Welt genommen, als ich sie
das erste Mal gesehen habe. Ich habe verstanden, dass alles andere verschwunden
ist, als sie in mein Leben getreten ist. Ich glaube man nennt es „Colpo die fulmine“ auf Italienisch und
„Yıldırım
aşkı“ auf Türkisch: Eine Liebe, die einschlägt wie der
Blitz. Dem ersten Augenschein nach unerwartet. Es hat mich hart und intensiv
getroffen. Es ist ihre Kraft, die das schwarze Loch in mir ausgefüllt oder
vielleicht auch eine gleiche Kraft geboten hat. Sie hat mein Innerstes nach
außen gekehrt und mein Leben unwiderruflich verändert. Ich bin ein verliebter
Mann und mit ihr Liebe zu machen, erfüllt ein Bedürfnis in mir, das ich nicht
einmal gekannt habe.
Dieser Gedanke
hallt in meinem Kopf nach, als ich es langsam genieße, wie sie auf mir sitzt
und mich reitet. Ich möchte weiterhin mit ihr Liebe machen und auf diese Weise
mit ihr vereint bleiben. Anastasias Muskeln ziehen sich um meinen Schwanz
zusammen, ihre Arme verkrampfen sich um mich, während ich meinen Rücken wölbe
und laut „Anastasia!“ rufe. Ihr Name ist wie eine Litanei auf meinen Lippen.
Sie bricht auf meiner Brust zusammen und ich halte sie fest umschlungen; dort
wo sie hingehört, nah an meinen Herzen, mein Schwanz noch immer in ihr.
Anastasias Kopf ruht auf meiner Brust und ich spüre, wie sie den Griff um mich
verstärkt, als würde ich jeden Moment davonfliegen. Warme Tränen strömen aus
ihren Augen über ihre Wangen und auf meine nackte Brust. Sie weint geräuschlos
vor sich hin! Warum? Habe ich ihr wehgetan?
Ich nehme ihren
Kopf zwischen meine Hände und rolle herum, sodass sie nun unter mir liegt.
Unsere Verbindung wurde dabei nicht zerstört. Ich blicke sie an. „Baby? Hey …
Warum weinst du?“ frage ich besorgt.
„Weil ich dich
so sehr liebe“, flüstert sie. Mit welchem Recht verdiene ich solch eine Frau?
Ihre Worte sind berauschend und überwältigend. Dante nannte Beatrice „La
gloriosa donna della mia mente“ „Die wunderbare Frau in meinen Gedanken“,
die den Poeten Virgil gesendet hat, um Dante vor all den neun Kreisen der Hölle
in Dantes Inferno zu retten. Wie passend … Anastasia hat mich aus meiner
persönlichen Hölle, die mich sowohl tagsüber, als auch nachts geplagt hat,
gerettet. Diese Hölle hat ein bodenloses Vakuum. Ich bin immer noch abgefuckt,
aber mit ihr fühle ich mich … vollständig. Ich schließe meine Augen, um ihre
Worte auszukosten. Ihre Worte berühren mich und strömen bis in mein Herz vor,
sie breiten sich überall aus und wärmen mich.
„Und ich liebe
dich, Ana. Erst durch dich fühle ich mich
vollständig“, sage ich und küsse sie zärtlich.
(Half of my Heart by John Mayer)
Widerstrebend
ziehe ich mich aus ihr zurück. Augenblicklich fühle ich mich leer. Ich will sie
nah bei mir. Wir setzen uns im Bett auf und ich ziehe sie auf meinen Schoß.
Unsere Beine sind ineinander verschlungen. Ich ziehe die Satinlaken um uns,
umhüllend.
„Weißt
du eigentlich, dass ich aufgeregt war, dich nach dem Fotoshooting auf einen
Kaffee einzuladen?“ platze ich heraus.
„Was? Christian Grey und nervös?”
„Ich
glaube, ich hatte schon immer Angst dich zu verlieren, ohne die Chance zu
bekommen, dir meine Gefühle zu offenbaren.“
„Damals
konnte ich es dir noch nicht sagen, weil du mich zurückgewiesen hast. Ich habe
es kaum bis zum Auto geschafft. Sobald ich die Tiefgarage erreicht hatte, haben
sich die Schleusen bei mir geöffnet“, sagt sie und schluckt heftig. Ihre Stimme
wird ganz leise und ich halte sie fester.
„Es
tut mir Leid, Baby. Ich habe …“, sage ich und halte inne, suche nach dem
richtigen Wort, „… mich mit diesen unbekannten Gefühlen gequält, habe versucht,
mich ihnen zu widersetzen. Und du warst so unschuldig und gut. Und ich bin
dieser abgefuckte Mann. Ich habe so sehr versucht, deine Welt nicht zu
verderben“, sage ich mit leiser Stimme.
„Tja, Mr. Grey, ich bin froh, dass du es nicht geschafft hast, dich von mir fernzuhalten. Überleg doch mal, Kate hätte dich interviewen können und sie würde nun …“, sagt sie und ihre Miene verändert sich. Sie schafft es nicht, ihren Satz zu beenden.
„Tja, Mr. Grey, ich bin froh, dass du es nicht geschafft hast, dich von mir fernzuhalten. Überleg doch mal, Kate hätte dich interviewen können und sie würde nun …“, sagt sie und ihre Miene verändert sich. Sie schafft es nicht, ihren Satz zu beenden.
„Ich danke Gott jeden Tag, dass er dich geschickt
hat!“ sage ich leidenschaftlich und will sie beschwichtigen. „Und nebenbei
gesagt ist sie nicht mein Typ“, sage ich selbstgefällig.
Sie hebt ihren Kopf und ihr Blick verengt sich,
„Keine Brünette, was?“ fragt sie sarkastisch.
„Seit ich dich getroffen habe, gibt es nur noch
einen Typ für mich, Anastasia, und das bist du“, sage ich entschieden. „Und
außerdem ist sie ein Kontrollfreak.“
„Es muss hart sein, sich mit Kontrollfreaks
herumzuschlagen“, sagt sie seufzend. „Ich wüsste nicht, was ich tun sollte“,
sagt sie sarkastisch.
„Natürlich weißt du das, Baby. Du hast vier Jahre
mit ihr zusammengewohnt“, ziehe ich sie auf.
„Das stimmt. Aber ich bin immer noch überrascht,
dass du Anweisungen von ihr befolgt hast“, sagt sie lächelnd. „Mr. Grey, ich
glaube wir haben genug Bilder, auf denen Sie sitzen. Können Sie sich bitte
dorthin stellen?“ Sie imitiert ihre Mitbewohnerin Kate perfekt und bringt mich
damit zum Lachen.
„Alles für dich, Baby“, sage ich.
„Wer? Ich oder Kate?“ tadelt sie mich mit ihrem
scharfen, rügenden Blick.
„Baby, glaubst du wirklich, dass ich mich eine
halbe Stunde lang ins Rampenlicht für eine Collegezeitung oder generell für
irgendeine Zeitung stellen würde? Ich wollte dich wieder sehen“, sage ich
leidenschaftlich und mein Blick verdunkelt sich. Sie schmilzt in meinen Armen
dahin.
„Wenn ich mir vorstelle, sie wäre diejenige
gewesen, die mich interviewt hat. Dem Himmel sei Dank für die gemeine
Wald-und-Wiesen-Erkältung“, sage ich küsse sie auf die Nase.
„Sie hatte eine richtige Grippe, Christian“,
tadelt sie mich, während sie ihre Finger müßig durch mein Brusthaar wandern
lässt. Ihr Blick wandert über meinen Körper. Dann wirft sie einen Blick an die
Wand und ihre Augen weiten sich als Reaktion auf etwas, was sie festgestellt
haben muss.
„All die Rohrstöcke sind verschwunden“, murmelt
sie. Ich möchte nicht über die Umstände sprechen, die mich dazu veranlasst
haben, sie verschwinden zu lassen. Der Schmerz ist noch immer da. Anastasia ist
gegangen. Ich wusste, dass sie sie niemals akzeptieren wird.
„Ich war sicher, dass du dieses Hard Limit nie
außer Kraft setzen würdest“, sage ich.
„Stimmt. Das werde ich wohl nicht tun“, flüstert
sie. Sie lässt ihren Blick über die Peitschen, Paddles und Flogger an der
gegenüberliegenden Seite schweifen.
Ich kenne diesen Blick. Er ist voller Abneigung
und Hetze.
„Willst du, dass ich die auch wegnehme?“ frage
ich amüsiert, da ich ihre Trübsal kenne.
„Die Reitgerte nicht. Die braune. Und die
Wildlederflogger kannst du auch behalten“, sagt sie errötend. Ich liebe es,
wenn sie errötet, während sie mit mir spricht
und mich bei jeder Gelegenheit überrascht.
„Okay, die Gerte und der Flogger bleiben. Sie
stecken voller Überraschungen, Miss Steele.“
„Das kann ich nur zurückgeben, Mr. Grey. Das ist
eines der Dinge, die ich so an Ihnen liebe“, sagt sie und küsst meinen
Mundwinkel. Eins davon? Es gibt mehr? Ich will sie danach fragen.
„Und was liebst du sonst noch an mir?“ frage ich
sie und fühle mich unwürdig. Aber ich will es unbedingt wissen und brenne vor
Neugier. Ich bin ein selbstsüchtiger Mann und ich will es wissen. Ich blicke
sie mit weit aufgerissenen Augen an. Meine Frage überrascht sie und sie blinzelt
mich an.
„Die hier“, sagt sie und streicht mit ihrem
Zeigefinger sinnlich über meine Lippen. Ich schließe meine Augen und genieße
ihre Berührung. „Ich liebe sie und das, was sie mit mir anstellen“, sagt sie.
Ihre Worte berühren mein Herz, als würde die elektrische Spannung mich
durchströmen. „Und alles, was hier drinnen ist“, flüstert sie und tippt gegen
meine Schläfe. „Du bist so klug und geistreich. Du weißt sehr viel und hast so
viele Fähigkeiten.“ Ihr Blick ruht fest auf mir und ich erwidere ihren Blick
verehrend.
„Aber am meisten liebe ich das, was hier drin
schlägt“, sagt sie mit leiser Stimme und legt ihre Handfläche auf meine Brust.
Mein Herz taumelt, und sehnt sich nach ihrer Berührung. „Du bist der
mitfühlendste Mann, der mir je begegnet ist. Ich bewundere dich für all das,
was du tust. Für deine Arbeit. Es ist wirklich Ehrfurcht einflößend“, flüstert
sie.
„Ehrfurcht einflößend?“ frage ich. Ich bin froh zu wissen, dass ich diese Wirkung
auf mein Mädchen habe. Ich wusste nicht, dass ich sie auf diese Weise
beeindrucke. Sie findet mich inspirierend … Mich! Plötzlich bin ich ganz
verlegen. Ihr diese Gefühle zu verschaffen … das ist … das ist etwas. Anastasia
lehnt sich an mich und beendet unsere Unterhaltung effektiv, indem sie mich auf
das Bett drückt.
*****
Wir müssen beide nach den schrecklichen
Geschehnissen des gestrigen Tages und unserem ausgiebigen Liebesspiel erschöpft
sein, da wir sofort ineinander verschlungen einschlafen. Als ich aufwache, sind
wir immer noch miteinander verheddert, Arme, Beine, Körper und das Satinlaken.
Sie ist sicher, ich bin sicher und wir umarmen einander. Ich schließe meine
Augen und danke Gott, dass er uns dies geschenkt hat … Herz und Körper und
Seele, alles intakt und alles im Hier und Jetzt. Wenn ich auch nur für einen
Moment die Kontrolle verloren hätte, wären weder Ros, noch ich jetzt hier. Ich
vergrabe meine Nase in ihrem Haar und sauge ihren Duft tief ein. Meine Nase
streicht über ihr Gesicht. Ich schließe meine Augen und liebkose ihren Hals,
verteile zarte Küsse darauf. Langsam öffnet sie ihre Augen und schenkt mir ihr
schüchternes Lächeln.
„Hunger?“ frage ich.
„Hmm … Bärenhunger.“
„Ich auch”, erwidere ich.
Sie stützt sich auf ihrem Ellenbogen ab und
blickt mich an. Ich liege ausgestreckt auf dem Bett.
„Heute ist Ihr Geburtstag, Mr. Grey. Deshalb
werde ich Ihnen etwas kochen. Was darf’s denn sein?“
„Überrasch mich“, sage ich und streichle
ehrfürchtig über ihren Rücken. „Ich werde so lange all die Nachrichten auf
meinem BlackBerry checken, die gestern eingegangen sind“, sage ich und setze
mich auf. Die Realität hat mich eingeholt. Aber ich bin froh, dass ein großer
Teil dieser Realität Anastasia beinhaltet. Genau genommen kann alles andere
warten. Im Moment möchte ich ihren Körper waschen. Und sie darf mich ebenfalls
waschen.
„Lass uns duschen gehen“, sage ich und biete ihr
meine Hand an. Lächelnd ergreift sie sie.
*****
Als ich den Wohnbereich betrete, wartet Taylor
auf mich.
„Guten Morgen, Sir.“
„Morgen, Taylor“, sage ich und lächele ihn an. Er
erwidert mein Lächeln, was bei ihm sehr selten vorkommt.
Taylor schließt die Tür hinter sich. Ich blicke
ihn an und er nickt. „Ich habe bereits mit Welch gesprochen. Wir haben Charlie
Tango gefunden und ein Bergungsteam ist unterwegs zur Fundstelle.“
„Gut“, nicke ich feierlich.
„Welch stellt zudem ein Ermittlungsteam
zusammen.“
„Prima! Ich möchte, dass Sie mich mit Alex Pella
in Verbindung setzen“, sage ich und Taylors Augen leuchten.
„Ich weiß nicht, ob er im Land ist, aber ich
werde ihn anrufen.“
„Es gibt niemanden, der Sabotage so leicht
erkennt wie er. Und er kennt sich mit allem Fliegenden sowieso am besten aus.“
Taylors Augen nehmen einen finsteren Ausdruck an.
„Sind Sie sich sicher, dass es Sabotage war, Sir?“
„Ja, ohne jeden Zweifel. Beide Triebwerke sind
zur selben Zeit ausgefallen, zudem der Großteil der Elektronik. Taylor, Charlie
Tango ist ein neuer Helikopter. Selbst Queen Elizabeth wird nicht so umsorgt
wie Charlie Tango. Charlie Tango wird immer gewartet und kontrolliert.“ Er
nickt. Besorgnis zeichnet sich in seinen Augen ab.
„Dann möchte ich mit Ihrer Zustimmung, Sir,
zusätzliche Sicherheitsleute anstellen, bis die Bedrohung vorüber ist. Wenn
jemand versucht sie zu bedrohen, sollten wir vielleicht Vorsichtsmaßnahmen
treffen. Für Miss Steele und Ihre Familie gilt das natürlich ebenfalls. Wer
auch immer dahinter steckt, sucht bestimmt auch nach anderen Wegen, um Ihnen
Schaden zuzufügen.“
„Dann tun Sie es, Taylor. Stimmen Sie sich mit
Welch ab und ich möchte Namen auf meinem Tisch sehen. Besser früher als später.
Sobald Sie welche haben, auch für meine Familie. Ich habe noch einige Anrufe zu
erledigen.“
„Ich mache mich daran, Sir!“ sagt er und geht zur
Tür heraus.
Ich schalte meinen Computer an und rufe meine
Mailboxnachrichten ab.
Eine Nachricht von Anastasia. Sie klingt nervös.
„Hi …“, sagt sie und hält inne. „… Ähm … Ich bin‘s.
Ana. Geht es dir gut? Ruf mich an“, stottert sie aufgeregt und sogar besorgt.
Wieder einmal beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Ich sichere die
Nachricht. Das ist die erste Nachricht, die sie mir je hinterlassen hat.
„Hi, Christian. Hier ist Elena. Ich habe in den
Nachrichten gehört, dass du vermisst wirst. Ruf mich an.“ Beep … Löschen.
„Christian. Elena nochmal. Ich bin so froh, dass
du zurück bist. Die Fotos zeigen dich, wie du das Escala etwas zerzaust
betrittst. Ich mache mir Sorgen um dich. Ruf mich an …“ Beep … Löschen.
„Christian Grey! Ich weiß nicht, ob du meine
anderen Nachrichten bekommen hast. Wenn ja, warum antwortest du mir nicht? Du
weißt, dass ich mir Sorgen mache …“ Ich höre mir nicht die ganze Nachricht von
Elena an. Löschen.
„Mr. Grey, danke für Ihre verrückten Fähigkeiten
als Pilot. Gwen möchte sich ebenfalls bedanken.“ Dann herrscht Stille am
Telefon und ich merke wie es weiter gereicht wird, ehe sich Gwens leise Stimme
meldet. „Mr. Grey, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, dass sie Ros
heil und in einem Stück zu mir zurück gebracht haben. Vielen Dank!“ sagt sie
und erstickt fast an ihren Worten. Als die Nachricht vollständig abgespielt
wurde, lächele ich und fühle mich einen Deut besser. Ich lösche die Nachricht.
„Mr. Grey, Welch hier. Taylor hat mir von dem Helikopter Crash berichtet.
Wir haben Charlie Tango gefunden und ein Bergungsteam ist unterwegs dorthin. Er
wird heute Nacht zum Flugplatz zurückgebracht. Ich hab bei Eurocopter
Spezialisten angefragt, die Charlie Tango untersuchen. Zudem werde ich auch
dabei sein und mir selber einen Überblick verschaffen. Wir werden nach
Fingerabdrücken und anderen Hinweisen, die auf Sabotage hindeuten, suchen. Mein
Gefühl sagt mir, dass irgendetwas an der Sache nicht stimmt. Aber gerne würde
ich richtige Beweise dafür haben. Ich warte auf Ihren Anruf, Sir.“ Im Geiste
mache ich mir eine Notiz ihn anzurufen, sobald ich mit meinen Mails durch bin.
Ich blicke in mein Mail Fach und die erste ist von Anastasia.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Hallo
Datum: 17. Juni 2011 16:04 Uhr
An: Christian Grey
Sprichst du nicht mehr mit mir?
Vergiss nicht, dass ich nach dem Büro noch mit
José etwas trinken gehe und er bei uns übernachtet. Bitte überleg es dir
nochmal, ob du nicht doch mitkommen willst.
A x
Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch auf dem Weg zum Highway. Ich habe
verzweifelt versucht schnellstmöglich zu ihr nach Hause zu kommen. Die
Vorstellung, was hätte passieren können, lässt mich erschaudern. Ich öffne die
nächste Nachricht.
Von: Elena Lincoln
Betreff: Besorgt
Datum: 18. Juni 2011 02:05
Uhr
An: Christian Grey
Christian.
Ich weiß, dass du gefunden wurdest. Ich habe dir
eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Ich will nur wissen, ob es dir gut
geht. Ruf mich an.
Elena
Eine weitere Nacht von diesem Morgen.
Von: Elena Lincoln
Betreff: Weichst du mir aus?
Datum: 18. Juni 2011 09:12 Uhr
An: Christian Grey
Christian, ich mache mir wirklich Sorgen
um dich. Weichst du mir aus?
Du weißt, wie viel du mir bedeutest, mein
Lieber. Bitte, ruf mich an.
Elena
Anastasia mag Elena nicht und ich habe nicht die Absicht sie anzurufen. Sie
weiß, dass es mir gut geht und das reicht vollkommen aus.
Ich muss zuerst Welch anrufen. Ich drücke die Kurzwahltaste auf meinem
Blackberry.
„Mr. Grey?“ meldet er sich nach dem ersten Klingeln.
„Welch. Hat das Team Charlie Tango schon erreicht?“
„Noch nicht ganz, Sir. Es ist ganz schön weit von der Straße entfernt, wie
Sie ja wissen. Wir wollen keine Beweise zerstören. Deshalb müssen wir bei der
Bergung zusätzliche Vorsicht walten lassen. Wir haben Geländewagen und einen
großen Anhänger, in dem Charlie Tango auf dem Weg transportiert werden kann.
Sobald wir ihn auf einer asphaltierten Straße haben, wird er in einen großen
LKW verladen.“
„Haben Sie mit Taylor über die zusätzlichen Sicherheitskräfte gesprochen?“
„Ja, Sir. Das ist der nächste Punkt, den ich gerne mit Ihnen besprechen
möchte. Als Ihr hauptverantwortlicher Sicherheitsberater möchte ich noch einmal
hervorheben, wie wichtig zusätzliche Sicherheitskräfte für Ihre gesamte Familie
und Miss Steele sind. Ich bin dabei einige Namen zusammenzustellen. Ich werde
Taylor so schnell wie möglich darüber informieren.“
„Okay. Stimmen Sie sich mit Taylor ab. Er ist am Ende dafür verantwortlich.
Bezüglich der Untersuchung und der Spezialisten setzen Sie sich mit Alex Pella
in Verbindung.“
„Taylor hat mir bereits eine Nachricht hinterlassen, Sir. Ich habe meine
Leute bereits auf ihn angesetzt. Indessen haben wir auch Verbindung zu anderen
Experten aufgenommen.“
„Gut. Informieren Sie mich über alle Entwicklungen.“
„Das werde ich, Sir. Noch etwas?“
„Im Moment nicht“, sage ich und lege auf.
Als nächstes rufe ich Andrea an. Sie meldet sich beim zweiten Klingeln.
„Andrea am Apparat“, antwortet sie.
„Andrea, ich möchte, dass Sie einige Dinge heute für mich erledigen.“
„Natürlich, Sir. Und wenn ich es mir erlauben darf, ich bin froh, dass Sie
gesund und munter wieder zurück sind. Was soll ich für Sie tun?
„Danke, Andrea. Die Banken haben
heute nur bis Mittag geöffnet. Bevor es also zu spät ist, führen Sie bitte zwei
Transaktionen für mich durch.”
„Lassen Sie es mich notieren, Sir“, sagt sie und ich höre es rascheln.
„Fahren Sie bitte fort, Sir.“
„Ich möchte, dass Sie $50000 auf Anastasia Steeles Bankkonto überweisen.“
„Ich wiederhole: Überweisung von fünfzigtausend Dollars auf Anastasia
Steeles Bankkonto.“
„Das ist korrekt. Die nächste Bitte besteht aus zwei Teilen. Zunächst
möchte ich, dass $250000 an Len und Evelyn Mattson aus Mitchell, South Dakota
überwiesen werden. Welch wird Sie mit den Kontaktinformationen betrauen. Da es
sich um eine größere Summe handelt, versuchen Sie es heute. Wenn es nicht geht,
dann am Montag.“
„Wird M-A-T-T-S-O-N wie folgt buchstabiert, Sir?“
„Ja. Der zweite Teil der Bitte umfasst folgendes. Ich möchte, dass ein Name
in die Betriebskrankenversicherung aufgenommen wird und eine Überweisung zu
einem Spitzenneurologen in Seattle ausgestellt wird. Finden Sie bis Montag
heraus, wie der Arzt heißt. Ich möchte, dass ein gewisser Trevor Mattson, 15
Jahre alt, versichert und an den Neurologen überwiesen wird. Lassen Sie die
Rechnung des Arztes von unserer Versicherung bezahlen. Wenn dies nicht ausreicht,
wird GEH die restlichen Kosten übernehmen.“
Andrea hustet diskret am anderen Ende der Leitung.
„Ähm .. wurde dies bei einer Versammlung beschlossen … unsere Firmenpolitik
besagt … ähm die Versicherung ist nur Angestellten und deren Angehörigen vorbehalten
und er ist nichts davon.“
„Andrea!“ zische ich mit leiser, bedrohlicher Stimme.
„Ja, natürlich, Sir. Ich werde mit der Personalabteilung sprechen und mich
sofort an die Aufgabe machen. Noch etwas, Sir?“
„Ja. Ich werde einen Brief schreiben und ich möchte, dass dieser Brief, die
Versicherungsmitteilung, sowie das Geld diese Woche mit einem Kurier überbracht
werden. Am Montag werde ich Ihnen den Umschlag mit dem Brief geben.“
„Ja, Sir“, antwortet sie in ihrer professionellen Art.
„Das ist alles. Danke dafür und dass Sie letzte Nacht gearbeitet haben”,
sage ich und überrasche sie damit. Sie räuspert sich. Sie scheint von mir zu
erwarten, dass ich sie anschreie, tadele, anblaffe oder ihr eine weitere
Anordnung gebe, aber ich sage nichts. Sie wartet schweigend etwa fünfzehn
Sekunden ab, ehe sie ihre Stimme wiederfindet.
„Mit Vergnügen, Sir“, sagt sie kleinlaut. Andrea, kleinlaut? Das ist etwas Neues.
Ich lege auf und schüttele meinen Kopf.
Ich schreibe den Brief, bevor ich es vergesse:
„Lieber Len,
ich möchte mich
dafür bedanken, dass Sie zwei Fremden am Straßenrand geholfen haben. Sie haben
uns eine unermessliche Güte entgegengebracht und Ihr Essen und Ihre Weisheit
mit uns geteilt. Ohne Hintergedanken oder etwas als Gegenleistung zu erwarten,
haben Sie uns zu unseren Familien nach Hause gebracht. Männer wie Sie sind rar
auf dieser Welt. Die Gastfreundschaft war für Leute aus Mitchell, South Dakota,
vielleicht nicht erwähnenswert, aber es hat mir neue Hoffnung in die Menschheit
gegeben. Ich möchte Ihnen ein Zeichen der Dankbarkeit überbringen. Zahlen Sie
mit diesem Geld Ihren Truck ab, legen Sie etwas zur Seite und machen Sir
irgendwo mit Ihrer Frau Evelyn und Ihrem Sohn Trevor Urlaub. Trevor bekommt
eine Krankenversicherung und der Restbetrag dieser medizinischen Ausgaben wird
von meiner Firma bezahlt. Er wird so lange von einem Neurologen betreut, bis er
geheilt ist.
Sie sind ein
verdammt guter Mann und ein guter Ehemann und Vater. Geben Sie die Hoffnung auf
Trevors Genesung nicht auf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er geheilt wird.
Hoffnung ist etwas Gutes. Eines der besten Dinge im Leben. Machen Sie weiter
wie bisher. Es war mir eine Ehre sie kennenzulernen.
Christian Grey“
Ich unterschreibe und stecke den Brief in dem Umschlag, um ihn mit dem Geld
zu verschicken.
Dann starre ich auf meinen Blackberry, der auf dem Tisch liegt und fahre
mir mit meiner Hand durchs Haar, atme tief aus und sauge die Luft wieder ein.
Ich rufe meine Mutter an.
„Christian?“ meldet sie sich.
„Hi, Mom“, sage ich mit gleichmäßiger Stimme.
„Guten Morgen, Sohn. Wie geht es dir?“ sagt sie mit besorgter Stimme.
„Mir geht’s gut, Mom.“
„Wirklich? Ich habe mir gestern solche Sorgen gemacht und wir waren alle …
und deine arme Freundin … Sie war so aufgelöst. Wir waren alle …“, sagt sie und
würgt.
„Ich weiß, Mom. Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest“, sage
ich und bin immer noch beeindruckt, wie besorgt und gepeinigt meine Mutter
wegen mir war.
„Du kommst doch immer noch her, um deine Geburtstagsparty mit uns zu
feiern. Du machst keinen Rückzieher, oder?“
„Ich würde nicht im Traum daran denken. Deshalb rufe ich dich an. Zur
Abwechslung wollte ich dir einmal gute Nachrichten überbringen. Ich wollte dich
um einen Gefallen bitten.“
„Oh“, sagt sie freudig überrascht. „Okay, was auch immer du möchtest,
Liebling.“
„Vor einer Woche habe ich Anastasia einen Heiratsantrag gemacht und sie
hatte mir bislang keine Antwort gegeben ...“, sage ich und sie stößt ein
Geräusch aus, dass ich zuvor noch nie von meiner Mutter gehört habe.
„Mom? Geht es dir gut?“
„Okay? Liebling, ich bin verzückt! Was hat sie gesagt?“
„Tja, ihre Antwort war geschickt in meinem Geburtstagsgeschenk verpackt und
ich dachte die ganze Zeit, sie will nicht.“
„Oh, Christian! Du gehst immer vom Schlimmsten aus. Und hat sie ja gesagt?”
fragt sie hoffnungsvoll. Mein Grinsen ist so weit, mein Gesicht schmerzt schon.
„Ja! Sie hat ja gesagt!“ sage ich aufgeregt.
Am anderen Ende der Leitung höre ich einen Freudenschrei.
„Es tut mir leid, mein Lieber! Ich wollte dir nicht ins Ohr schreien, aber
ich freue mich so für euch beide. Ana ist so ein süßes Mädchen. Wir mögen sie
sehr! Habt ihr schon einen Termin?”
„Nein, Mom, sie hat ja gerade erst ja gesagt. Aber mein Antrag war nicht
wirklich standesgemäß. Er war nicht gerade romantisch. Aber ich möchte die
Situation bereinigen. Ich habe mich gefragt, ob wir euer Bootshaus benutzen
können. Ich wollte eine romantische Atmosphäre schaffen und ihr einen
standesgemäßen Antrag machen, ihr den Ring geben.“
„Liebling! Nichts würde mich glücklicher machen. Möchtest du, dass ich die
Blumen bestelle?“
„Nein, danke, Mom. Ich kümmere mich darum. Aber kein Wort zu niemandem,
bitte. Wir möchten es heute Abend auf meiner Party verkünden.“
„Hast du einen Ring?”
„Um genau zu sein, habe ich einen gekauft, nachdem ich ihr den Antrag
gemacht habe. Könntest du ihn vielleicht zwischen die Blumen legen, die ich
anliefern lasse? Ich werde ihn dir geben, wenn wir kommen.“
„Nichts würde mich glücklicher machen! Kann ich es deinem Vater erzählen?“
„Ja, mach das. Aber niemand anders darf es erfahren. Ich möchte unter
keinen Umständen, dass Anastasia Wind davon bekommt.”
„Ich verspreche es. Und du kennst deinen Vater. Er kann schweigen wie ein
Grab!”
„Danke, Mom. Da ist noch etwas“, sage ich und mein Ton wird kälter. Sie
bemerkt meine Veränderung.
„Was ist los, mein Lieber?“
„Mein Sicherheitsberater hat mir strengstens empfohlen, die
Sicherheitsvorkehrungen für meine gesamte Familie zu erhöhen, bis der Vorfall
mit dem Helikopter geklärt ist.“
Ihre Antwort ist voller Sorge.
„Glaubt er, dass es sich um Sabotage handelt? Oh, Christian! Wer würde denn
einen Mordversuch gegen dich unternehmen, mein Sohn?“
„Nichts worüber du dir Sorgen machen solltest, Mom. Ich denke er reagiert
ziemlich über, um seinen Arsch zu retten. Aber es kann nie schaden, vorsichtig
zu sein. Sie werden wahrscheinlich heute zu euch geschickt. Ich hoffe, du
verstehst das. Die Sicherheitsleute werden euch erst einmal beschatten. Es
dient alles unserem Seelenfrieden.“
„Wann kommen sie?“
„Sehr bald, vielleicht schon innerhalb der nächsten Stunde, Mom.“
„Oh, Christian, so schnell? Oh, mein Lieber. Du weißt, wie Mia ist. Sie
hasst es, wenn Sicherheitsleute hinter ihr her trotten“, bemerkt sie seufzend.
„Wenn du denkst, dass es das Beste ist“, wägt sie ab. „Ich werde mit deinem
Vater sprechen. Aber ich glaube, du solltest ihm von der anderen Sache
berichten. Ich nehme an, er hat den Großteil unserer anderen Unterhaltung
mitgehört“, sagt sie und versucht kläglich, ‚Das andere‘ zu verbergen. „Er
wartet an der Tür. Er muss sich gewundert haben, warum ich geschrien habe“,
sagt sie glücklich.
„Sicher, Mom. Danke, für alles …“, sage ich bedeutungsschwer.
„Ich liebe dich, Sohn. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Baby!” antwortet
sie schniefend, ehe ihre Stimme bricht und sie das Telefon an Dad weitergibt.
„Hey, mein Sohn! Alles Gute zum Geburtstag!“
„Danke, Dad. Ähm, hör zu. Ich habe gute Neuigkeiten für dich. Aber im
Moment ist es erst einmal nur für Moms und deine Ohren bestimmt.“
„Natürlich, mein Sohn“, sagt er mit seiner seriösen Anwaltsstimme.
„Ich habe Anastasia einen Heiratsantrag gemacht und sie hat ihn angenommen.
Wir wollen es heute Abend auf meiner Geburtstagsfeier verkünden“, sage ich und
halte inne.
„Herzlichen Glückwunsch, Christian! Ich freue mich so für euch beide! Habt
ihr schon ein Datum?” Ich halte das Telefon ungläubig vor meine Augen.
„Nein, Dad. Ich habe letzte Nacht erst erfahren, dass sie einwilligt.“
„Oh, ich bin mir sicher, ihr habt genug Zeit. Ihr habt euch ja gerade erst
kennengelernt.“
„Ich möchte keine lange Verlobung. Wenn es nach mir gehen würde, wäre ich
morgen in Vegas, um sie zu heiraten.“
„Mach das nicht! Wir möchten an der Hochzeit unseres Sohnes teilhaben. Wenn
du selbst Kinder hast, wirst du das verstehen“, sagt er und ich zucke zusammen.
Kinder? Wenn es nach mir geht, hat das noch viel Zeit. Ich möchte Anastasia
erst einmal für mich allein haben. Vielleicht in zehn Jahren, nachdem ich ihr
die Welt gezeigt habe.
„Natürlich nicht, Dad. Wir möchten, dass ihr Teil an unserem Glück habt.“
„Wie sieht es mit dem Ehevertrag aus? Ich habe einige sehr verlässliche
Kollegen, die sich …“, sagt er, aber ich unterbreche ihn spitzzüngig.
„Nein! Keinen Ehevertrag! Ich möchte keine anderen Dokumente. Nur ihren
Namen neben meinem auf dem Trauschein.“
„Aber, Sohn! Du solltest es doch am besten wissen. Das ist für einen Mann
mit deinem Format nicht gut. Selbst normale Leute schließen Eheverträge ab“,
sagt er inständig.
„Du und Mom, ihr habt auch keinen!“ gebe ich zurück.
„Nein, haben wir nicht. Andererseits haben deine Mutter und ich uns auch
bereits getroffen, als wir beide noch Studenten waren. Wir hatten beide
denselben sozialen Stand. Anastasia ist ein tolles Mädchen, aber du bringst so
viel mehr mit in die Ehe ein. Mehr als sie je könnte. In einer Ehe kann so viel
schiefgehen. Du solltest deine Interessen beschützen.“
„Dad, ich liebe sie und sie liebt mich! Mehr Bestätigung brauche ich nicht
von ihr. Ich möchte lebenslang mit ihr verheiratet sein und nicht nur für eine
gewisse Zeit. Ich vertraue ihr bedingungslos. Keineswegs werde ich sie fragen,
ob sie einen Ehevertrag unterschreiben wird!“
„Ich möchte doch nur, dass du darüber nachdenkst. Behalte es im
Hinterkopf.“
„Eher friert die Hölle zu, als das ich sie danach fragen werde!“
„Was sagt dein Anwalt dazu?“
„Glaubst du, dass ich über ein solch privates Thema wie die Ehe mit meinem
Anwalt spreche? Ich nehme meinen Anwalt nicht mit ins Ehebett! Was würde das
für einen Vorzug bedeuten? Also bitte lass es, Dad!”
„Aber …”, sagt er und ich höre wie meine Mutter ihn scheltet.
„Carry! Halt dich aus ihren Angelegenheiten heraus!”
„Grace! Seine Zukunft steht auf dem Spiel!”
„Ich sage, halt dich heraus!“
„Fein, Liebling …“, sagt er und das Thema ist beendet. Aber ich habe das
Gefühl, dass es nur für den Moment ist.
Mein Blackberry vibriert in meiner Hand und kündigt eine eingehende E-Mail
an, während ich noch immer mit meinem Vater diskutiere. Ich öffne die Nachricht
auf meinem Laptop, lese sie und lasse meinen Vater weiter plaudern.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Mittagessen
Datum: 18. Juni 2011 13:11 Uhr
An: Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,
ich maile Ihnen, um Sie darüber zu informieren,
dass Ihr Mittagessen so gut wie fertig ist.
Und dass ich vorhin eine perverse Nummer
geschoben habe, bei der mir Hören und Sehen verging. Perverse
Geburtstagsnummern sind definitiv zu empfehlen.
Und noch etwas – ich liebe Sie.
A x
(Ihre Verlobte)
Ihre Nachricht zaubert ein breites Grinsen auf mein Gesicht und ein
Zelt in meinen Schritt. Perverse Nummer, bei der ihr Hören und Sehen vergeht,
was? Dazu möchte ich gern ihre Meinung hören.
Von: Christian
Betreff: Mittagessen
Datum: 18. Juni 2011 13:14 Uhr
An: Anastasia Steele
Wobei genau ist Ihnen denn Hören und Sehen
vergangen?
Ich habe den Zettel schon bereitliegen, um es mir
zu notieren.
Christian Grey
Ausgehungerter und nach den morgendlichen
Betätigungen schwächelnder CEO,
Grey Enterprises Holdings, Inc.
PS: Ich liebe Ihre Signatur.
PPS: Was ist aus der Kunst der gepflegten Unterhaltung geworden?
Von: Anastasia Steele
Betreff: Ausgehungert?
Datum: 18. Juni 2011 13:17 Uhr
An: Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,
dürfte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die erste
Zeile meiner vorherigen Mail lenken, in der ich Sie informiere, dass Ihr
Mittagessen so gut wie servierbereit ist? Also: Schluss mit dem Quatsch über
Ausgehungertsein und Schwächeln.
Was die einzelnen Aspekte der perversen Nummer
angeht – alles war so gut, dass mir Hören und Sehen vergangen ist. Allerdings
wäre es bestimmt interessant, Ihre Notizen zu lesen. Und ich finde meine
Signatur in Klammern auch ganz toll.
Und noch etwas: Ich liebe Sie
A x
(Ihre Verlobte)
PS: Seit wann sind Sie denn so redselig? Außerdem sind Sie doch
derjenige, der ständig telefoniert.
„Ich denke doch nur an dich, mein Sohn. Und jetzt
ist deine Mutter wütend auf mich … Aber …“
„Ähm … Ja, gut, Dad. Wir sprechen später weiter!
Ich muss los!” sage ich und höre sein überraschtes Tschüß, bevor ich auflege.
Zügig mache ich mich auf den Weg in die Küche, wo
es köstlich nach Fisch und frischem Gemüse duftet. Ich entdecke Anastasia, die
schwer damit beschäftigt ist, unser Mittagessen an der Kücheninsel
zuzubereiten. Beinahe stürze ich mich auf sie und schlinge meine Arme um sie,
küsse sie und lasse sie atemlos und benommen zurück.
„Das war’s, Miss Steele. Weitermachen“, sage ich,
lasse sie los und schlendere barfuß zurück in mein Büro. Ich liebe meine Frau
in meiner Küche. Das ist unglaublich sexy!
Als ich zurück in mein Büro gehe, wähle ich die
nun bereits bekannte Nummer auf meinem Blackberry.
„Primary Colors, hier
spricht Janice. Wie kann
ich Ihnen helfen?”
„Hi, Janice, hier ist Christian Grey …“, sage
ich.
Kurze Zeit später habe ich alles mit Janice
besprochen und ohne dass ich richtig Luft geholt habe, klingelt mein Blackberry
erneut. Dieses Mal ist es Welch.
„Mr. Grey. Welch hier. Die Sicherheitsleute
wurden zum Haus Ihrer Eltern geschickt und sie sind bereits dort.”
„Gut“, erwidere ich.
„Nicht so gut, Sir. Miss Grey lässt sie nicht
herein. Genau genommen stehen sie draußen und warten auf Anweisungen.” Ich
stoße ein aufgebrachtes Seufzen aus.
„Lassen Sie sie dort warten. Ich werde anrufen
und die Situation klären.“
„Danke, Sir“, sagt er und ich lege auf.
Ich wähle Mias Handynummer. Nach dem fünften
Klingeln meldet sie sich. Sie weiß, warum ich anrufe.
„Was ist, Christian?“ blafft sie mich zur
Begrüßung an.
„Mia, draußen warten neue Sicherheitsleute. Du
musst sie herein lassen.“
„Komm schon, Christian! Ich möchte nicht von
mehreren Rambos verfolgt werden!“
„Verdammt, Mia! Es besteht Gefahr, die
möglicherweise mit meinem Helikopterabsturz zusammenhängt. Ich treffe lediglich
Vorkehrungen.“
„Aber was hat das mit uns zu tun? Mit mir? Das
ist demütigend!“ Meine Schwester kann manchmal ziemlich nervenaufreibend sein.
Anastasia steht im Türrahmen und ihr Blick ist abschätzend. Ihr entgeht nichts
… von meinem postkoitalen Haar, über mein weißes Hemd bis hin zu meiner Jeans
und meinen nackten Füßen. Ich telefoniere noch immer mit Mia und ich möchte
keine Widerrede von ihr.
„Lass sie einfach rein und lasse sie in Ruhe.
Verstehst du, Mia?“ frage ich mit zischender, fast schon bedrohlicher Stimme
und verdrehe die Augen.
„Jetzt mach dir mal nicht in die Hosen, Grey! In
Ordnung! Ich lasse sie rein“, stimmt sie widerwillig zu.
„Gut.“
Anastasia blickt mir in die Augen und bedeutet
mir, dass es essen gibt. Ich grinse sie an und nicke. Inmitten all dieser
Probleme und einem möglichen Verrückten, der hinter mir her ist, grinse ich wie
ein Idiot. Warum?
„Ich mache das nur, weil du Geburtstag hast.
Alles Gute, Christian! Du solltest deine Party besser nicht verpassen“, tadelt
sie mich. „Du kommst doch, oder?“
„Ja, wir sehen uns später.“
„Ciao, ciao“, sagt sie und ich lege auf.
Anastasia wartet gespannt. „Noch ein Anruf?“
frage ich.
„Sicher.“
Ich blicke sie an und das Kleid, das sie trägt,
reicht kaum über ihren Hintern. Ich möchte nicht, dass die Angestellten meine
Frau beäugen.
„Das Kleid ist ziemlich kurz“, bemerke ich.
„Gefällt es dir?“ fragt sie und dreht sich im
Kreis. Es gefällt mir. Aber dieser Anblick sollte allein mir vorbehalten sein!
(Sheana
Easton – For Your Eyes Only)
Als sie sich dreht, kann ich ihre Oberschenkel
sehen. Sie sieht atemberaubend aus, bereit zu ficken. Verdammt! Wenn ich das
erkenne, sieht das auch jeder andere mit einem Schwanz. Ich runzele die Stirn.
Ihre Miene verändert sich, als sie meinen Missfallen sieht.
„Du siehst phantastisch aus, Ana. Ich möchte nur
nicht, dass dich jemand anderes darin sieht“, stelle ich fest.
„Oh! Wir sind zu Hause, Christian. Hier ist
niemand, bis auf das Personal.“
Ich versuche mein Lächeln zu verbergen. Unter
meinen Angestellten gibt es auch Männer und ich möchte nicht, dass sie mit
meiner Frau liebäugeln. Die Männer in meinem Team schütten mehr männliche
Hormone aus, als eine gesamte Stadt voller Männer. Aber heute will ich mich nur
auf das Wesentliche beschränken. Sie ist zu Hause. Das sollte genügen. Schließlich
nicke ich zögernd. Vor meinem letzten Anruf möchte ich nicht mit ihr streiten.
Sie lächelt und geht zurück in die Küche.
Ich atme tief ein und scrolle durch die
Kontaktliste meines Blackberry. Mein Daumen schwebt über dem grünen „Anruf“
Zeichen. Schließlich drücke ich darauf. Das Telefon klingelt viermal, bevor
sich jemand meldet.
„Hallo?“ meldet sich eine ernste, heisere Stimme.
„Hi, Ray!“ sage ich etwas zu nervös. Als ich
wieder zu sprechen beginne, habe ich meine Stimme wieder im Griff. „Hier ist
Christian.“
„Hi, Christian“, sagt er und hält inne. Ich habe
ihn noch nie zuvor angerufen. Er klingt besorgt. „Ist alles in Ordnung? Geht es
Ana gut?”
„Ihr geht es wunderbar, Ray. Sie ist in der Küche
und bereitet unser Mittagessen zu“, sage ich. Er klingt überrascht.
„Gut zu wissen. Wie geht es dir, Christian?“
„Mir geht es gut, Ray. Ich habe gehört, dass Sie
und Jose, sowie Jose Sr. fischen gehen.“
Er gluckst. „Ja, das tun wir. Aber wir haben es
auf morgen verschoben.“
„Wir sollten auch einmal fischen gehen. Ich habe
von Jose gehört, dass Sie einen 20 Kilo Brocken geangelt haben! Und ich dachte,
ich sei ein guter Angler mit meiner 15 Kilo schweren Stahlkopfforelle.“
Er kichert.
„Da kommen Sie auch noch hin. Ich musste auch
einige Jahre üben. Aber ich bin mir sicher, dass Sie mich nicht angerufen
haben, damit ich Ihnen Angeltipps geben kann. Womit kann ich Ihnen helfen,
Christian?“
Ich atme tief ein.
„Ray, ich habe mich in Ihre Tochter verliebt. Ich
kann ohne sie nicht leben. Ich habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will und
sie hat zugestimmt. Ich habe Sie angerufen, um um ihre Hand anzuhalten“, sage
ich in einem Atemzug.
Am anderen Ende der Leitung herrscht Stille.
Als er bemerkt, dass ich auf seine Antwort warte,
räuspert er sich.
„Sie sagten, Ana hat eingewilligt?“
„Ja, hat sie“, sage ich entschlossen.
„Glauben Sie nicht, dass das ganz schön schnell
geht? Seid ihr euch sicher, dass ihr es beide wollt? Ich dachte, ihr lasst euch
noch ein bisschen Zeit. Ihr seid beide noch sehr jung.“
„Nein, Sir. Für mich gibt es keine andere. Es
wird nie jemand anderen für mich geben. Ich war in meinem gesamten Leben noch
nie verliebt. Noch nie. Sie ist diejenige, mit der ich den Rest meines Lebens
verbringen möchte. Wir möchten Ihren Segen“, sage ich mit meiner
geschäftsmäßigen Stimme.
„Ist sie schwanger?“ Was?
„Nein!” sage ich entschieden. Er stößt lautstark
den Atem aus.
„Lassen Sie mich zunächst mit Ana sprechen, ehe
ich auf Ihre Frage antworte, Christian.“
„Ich hole sie“, sage ich und gehe rasch in die Küche.
Ich halte Anastasia das Telefon vor ihr Gesicht
und murmele, „Ray für dich.“ Ich bin total nervös. Wenn er nein sagt? Ich
bleibe verhalten. Ich muss einen Plan B finden, wenn das hier nicht
funktioniert. Anastasias Augen weiten sich vor Entsetzen. Zögernd nimmt sie das
Telefon aus meiner Hand und verdeckt die Sprechmuschel.
„Du hast es ihm gesagt!“, zischt sie. Ich nicke
gelassen, fühle mich aber alles andere
als das.
„Hi, Dad“, sagt sie und ihre Augen verlassen
meine. Ich höre Ray sprechen.
„Christian hat mich gerade gefragt, ob ich ihm
erlaube, dass er dich heiratet“, erklärt er das Offensichtliche.
„Und was hast du gesagt?“ fragt sie leise.
„Dass ich erst mal mit dir reden will. Das Ganze
kommt ein bisschen plötzlich, findest du nicht auch, Annie? Du kennst ihn noch
nicht besonders lange. Ich meine, er ist ja ein netter Kerl und weiß eine Menge
übers Fliegenfischen, aber so schnell?“ Anastasias Blick durchbohrt mich und
sie erkennt meinen nervösen Blick.
„Ja. Das ist es … bleib kurz dran“, sagt sie und
verlässt sie Küche. Sie geht zum Balkon. Ich gehe im Raum auf und ab. Ich bin
so aufgeregt.
Ich halte an und versuche ihr Gespräch zu
verstehen.
„Er bedeutet mir alles.“ Sie hört auf zuzuhören.
Ich verstehe nicht, was sie sonst noch sagt. Es
ist zu leise. Ich trete näher an den Balkon heran.
„Danke, Dad. Jetzt gebe ich dir nochmal
Christian. Reiß ihm bitte nicht den Kopf ab. Ich liebe ihn“, sagt sie. Er
stimmt zu? Oh, lieber Gott, bitte!
Sie kehrt in die Küche zurück und wirft mir einen
teuflischen Blick zu, als sie mir das Telefon gibt. Ich nehme es zurück. Ihr
Ausdruck amüsiert mich. Aber Baby, nichts würde mich davon abhalten, um deine
Hand anzuhalten. Ich wollte nie etwas so sehr!
„Hallo, Ray“, grüße ich ihn erneut.
„Christian“, sagt er kühl.
„Ana hat gesagt, dass sie Sie liebt und Sie auch
heiraten möchte. Junger Mann, Sie sind unverschämt reich. Ich bin nur ein
Ex-Soldat. Aber ich habe nur eine Tochter. Sie ist es. Ich liebe sie von ganzem
Herzen. Ich mache Sie persönlich für ihr Glück verantwortlich.”
„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um
sie glücklich zu machen, Ray. Ich liebe sie.“
„Ich weiß. Für mich bleibt also nichts anderes,
als euch meinen Segen zu geben. Sie hat mich gebeten, sie bei der Trauung zum
Altar zu führen“, sagt er schließlich und seine Stimme bricht.
„Wir würden uns geehrt fühlen, Ray.“
„Sie haben meine Erlaubnis, meinen Segen. Machen
Sie mein Mädchen glücklich.“
„Danke, Ray!“ sage ich, als hätte ich die größte
Fusion und Übernahme meines Lebens ausgehandelt!
Ich gehe in die Küche zurück und erkläre, „Ich
habe den Segen deines Vaters, wenn auch widerstrebend.“ Auf meinem Gesicht
zeichnet sich dieses breite Grinsen ab und sie kichert.
„Komm setz dich. Das Essen ist fertig“, sagt sie
und führt mich zur Frühstückstheke.
Ich nehme ein Stück vom Lachs, den sie gemacht
hat und er schmilzt nur so auf meiner Zunge dahin. Entweder schmeckt es so
unglaublich köstlich, weil ich so glücklich bin oder weil sie so gut kocht.
Oder eine Kombination aus beidem. Wir essen schweigend und wissen beide, dass
uns nun nichts mehr im Weg steht. Wir können jederzeit heiraten! Der Gedanke an
unsere gemeinsame Zukunft stimmt mich überglücklich. Ich kann einfach nicht
aufhören Anastasia anzugrinsen. Als ich meinen Teller schließlich geleert habe,
erkläre ich, „Verdammt, du bist eine wirklich gute Köchin, Frau!“ Ich hebe mein
Weißweinglas und proste Anastasia zu, ehe ich einen Schluck davon nehme.
Anastasia wird rot und lächelt mich an.
Immer wenn sie rot anläuft, würde ich am liebsten
ein Foto von ihr machen, um dieses unschuldige Bild zu bewahren. Schön,
verführerisch und vollkommen mein. Vielleicht werde ich irgendwann wirklich mal
ein Foto davon machen. Oh, warte. Sie hat mich gebeten, kein Foto von ihr zu
machen. Warum sollte sie mich darum bitten? Hat sie irgendwelche Bilder von den
Subs gefunden? Aber das ist unmöglich. Sie sind im Safe. Wie sollte Anastasia
sich Zugang zum Safe verschaffen?
„Ana? Wieso hast du mich vorhin gebeten, dich
nicht zu fotografieren?“ frage ich mit sanfter Stimme.
Sie starrt auf ihren Teller und windet ihre
Finger auf ihrem Schoß. Das tut sie nur, wenn sie schlechte Nachrichten hat
oder extrem nervös ist. Was ist passiert? Was beschäftigt sie? Sie ist zu
still.
„Ana“, fahre ich sie aufgebracht an. „Was ist
los?“ Ich hasse es, wenn sie etwas vor mir verbirgt. Ich möchte alles über sie
wissen.
„Ich habe deine Fotos gefunden“, flüstert sie.
Oh Scheiße! Also war meine Vermutung schon
richtig. „Du warst an meinem Safe?“ frage ich ungläubig.
„Safe? An welchem Safe? Nein. Ich wusste nicht einmal,
dass du überhaupt einen hast.“
Ich runzele überrascht die Stirn. Wo hat sie die
Bilder gefunden? „Das verstehe ich nicht.“
„Sie lagen in deinem Schrank. In einer Schachtel.
Ich habe nach deiner Krawatte gesucht. Die Schachtel lag unter deinen Jeans ...
du weißt schon. Die, die du sonst immer im Spielzimmer trägst. Außer heute“,
sagt sie und wird rot.
Verdammt! Ich bin schockiert und wütend. Wer
könnte sie dorthin gelegt haben, damit Anastasia sie finden kann? Aufgebracht
fahre ich mir mit der Hand durch mein Haar. Nicht Mrs. Jones. Taylor? Nein. Natürlich nicht. Hyde
auch nicht … Scheiße! Die einzige, die es getan haben kann, ist Leila! Das muss
man ihr lassen! Sie will, dass Anastasia weiß, dass es andere gegeben hat …
viele andere, die wie sie sind. Es gibt keine, die wie Anastasia ist. Aber
Leila weiß das nicht. Selbst in ihrem beunruhigenden Zustand war sie noch
clever genug. Das bewundere ich an einer Person. Ich blicke zu Anastasia auf und
die Sorge zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Oh, nein!
Ich falte meine Hände zusammen, als würde ich
beten und starre Anastasia mit voller Intensität an.
„Es ist nicht so, wie du denkst, Baby. Ich hatte
die Fotos völlig vergessen. Diese Schachtel stand nicht immer dort, sondern
jemand hat sie dort hineingelegt. Eigentlich gehören die Fotos in meinen Safe“,
erkläre ich.
„Und wer hat sie dort hineingelegt?“ flüstert
sie.
Oh, Scheiße! Ich muss es ihr erklären. „Es kommt
nur eine Person infrage.“
„Ach ja? Wer denn? Und was meinst du mit ›Es ist
nicht so, wie du denkst‹?“
Es kommt mir vor, als würde meine Vergangenheit
wie ein unhaltbarer Zug mit meiner Zukunft kollidieren. Sie findet mich in
jedem glücklichen und liebevollen Moment und ist bereit mein Glück zu
zerstören, wenn ich es zulasse. Ich seufze. Es ist mir peinlich, es Anastasia
zu erklären. Ich lege meinen Kopf schief und beginne zu erzählen.
„Das klingt vielleicht herzlos, aber diese Fotos
sind eine Art Versicherung für mich“, erkläre ich mit leiser, flüsternder
Stimme.
„Eine Versicherung?“ fragt sie verwirrt. Ich kann
die Grillen in ihrem Kopf beinahe zirpen hören. Natürlich … Daran würde
Anastasia niemals denken. Ich bin derjenige, der abgefuckt ist …
„Um nicht in die Öffentlichkeit gezerrt zu
werden“, stelle ich klar.
Ihr Mund öffnet sich. „Oh“, murmelt sie und
schluckt. Sie schließt ihre Augen und versucht zu verdauen, was ich ihr eben
offenbart habe. Scheiße! Sie ist enttäuscht von mir und verletzt. „Ja. Du hast
Recht. Das klingt herzlos“, murmelt sie, steht auf, nimmt ihren Teller und
beginnt das Geschirr zu säubern. Sie weiß nicht, was sie sonst tun soll.
Schließlich will sie mir nicht ins Gesicht sehen.
„Ana“, rufe ich besorgt aus.
„Wissen sie davon? Die Mädchen … die Subs?“ fragt
sie und dreht sich zu mir um. Ihre Augen sind ausdruckslos.
„Natürlich wissen sie davon“, sage ich
stirnrunzelnd.
Sie kratzt kraftvoll an den Tellern, als wären
die Essensreste tief eingebrannt. Der erste Teller fällt lautstark in die
Spüle. Sie hat ihn fallen gelassen und nimmt den nächsten; wiederholt dieselbe
Prozedur erneut. Oh, scheiße! Sie denkt, ich habe sie behalten, weil ich diesen
Lebensstil vermisse! Oh, scheiße! Scheiße! Scheiße!
Ich strecke meine Hand nach ihr aus und ziehe sie
an mich.
„Wie gesagt, die Fotos gehören eigentlich in den
Safe. Sie sind nicht zum Spaß gedacht.“ Ich möchte ehrlich zu ihr sein. Jetzt
sind sie nicht mehr zum Spaß gedacht. Genau genommen möchte ich sie nicht
einmal mehr ansehen. „Na ja, als ich sie
aufgenommen habe, schon.“ Sie dreht ihren Kopf von mir weg. Ich strecke meine
Hand nach ihrem Kinn aus und bringe sie dazu mich anzusehen, flehe sie an.
„Aber sie bedeuten mir nichts, Baby. Nichts.“
„Wer hat sie in deinen Kleiderschrank gelegt?“
fragt sie.
„Das kann nur Leila gewesen sein.“
„Sie kennt die Kombination?“ fragt Anastasia
ungläubig.
Ich zucke mit den Achseln. „Es würde mich nicht
wundern. Die Kombination ist ziemlich lang, und ich benutze sie so gut wie nie.
Deshalb habe ich sie einmal aufgeschrieben und seitdem nicht mehr geändert. Ich
seufze und schüttele meinen Kopf. „Ich frage mich, was sie weiß und ob sie
sonst noch etwas herausgenommen hat.“ Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen,
was ich alles darin aufbewahrt habe. Aber ich kann mich nicht an alles
erinnern. Anastasia sagt nichts. „Ana. Okay, ich stecke die Fotos in den
Reißwolf, wenn du willst.“ Ich möchte, dass sie sich sicher bei mir fühlt. Sie
muss mir vertrauen.
Sie zuckt mit den Achseln. „Es sind deine Fotos,
Christian. Mach damit, was du für richtig hältst“, murmelt sie und sieht weg.
„Ana, sei doch nicht so“, flehe ich sie an. Ich
nehme ihre Hand in meine und blicke ihr mit der Intensität meiner Liebe in die
Augen. „Ich will dieses Leben nicht. Ich will unser gemeinsames Leben.“ Ihre
Augen weiten sich. Fast schon angsterfüllt. Ich möchte meine Beziehung zu ihr
nicht vermasseln. Nicht wegen meiner Vergangenheit. Ich habe keine Gefühle für
diese Mädchen! Sie ist still und besorgt.
„Ana, Baby, ich dachte, wir hätten heute Morgen
all diese Gespenster der Vergangenheit
verjagt. Ich empfinde es jedenfalls so. Du
nicht?“ frage ich flehend. Sie blinzelt, als müsste sie ihre Tränen
unterdrücken.
Ein kleines Lächeln zeichnet sich auf ihren
Lippen ab. „Ja … ja, ich empfinde es genauso“, gibt sie zurück.
„Gut“, sage ich erleichtert. Ich beuge mich herab
und küsse sie. Ich halte sie in meinen Armen, als würde sie gleich
wegfliegen. „Die Fotos kommen in den
Reißwolf“, flüstere ich. Für sie werde ich alles tun. „Und dann werde ich in
mein Arbeitszimmer gehen. Tut mir leid,
aber ich habe heute Nachmittag noch tonnenweise
Arbeit zu erledigen“, sage ich entschuldigend.
„Prima. Ich muss sowieso meine Mutter anrufen“,
sagt sie und schneidet eine Grimasse. „Dann werde ich einkaufen gehen und dir
einen Kuchen backen.“
Ich blinzele. Anastasia will mir einen
Geburtstagskuchen backen? Ich grinse so breit und fühle mich wie ein
Vierjähriger.
„Einen Kuchen?“ frage ich und sie nickt zur
Antwort.
„Einen mit Schokolade?“ frage ich grinsend. Ein
Mann sollte die Wahl haben. Außerdem ist heute mein Geburtstag.
„Wenn du willst“, sagt sie und erwidert mein
Grinsen. Ich nicke.
„Ich werde sehen, was ich tun kann, Mr. Grey.“
Das ist meine Frau! Ich küsse sie erneut und
leidenschaftlicher als je zuvor.
(Set Fire to the Rain – Adele)
******
„Welch? Wo sind Sie?”
„Ich bin an der Absturzstelle, Sir. Ich wollte
sichergehen, dass Fotos und Videos gemacht werden, keine Beweise zerstört und
die nötigen Vorkehrungen getroffen werden, damit keine Beweise zerstört
werden.“
„Gut“, sage ich und schneide eine Grimasse.
„Sie müssen wirklich ein guter Pilot sein, Mr.
Grey. Sie haben nur einen kleinen Krater hinterlassen. Es hätte viel schlimmer
kommen können. Hier sind auch noch einige Experten vor Ort. Sie stimmen mir
alle zu.“
„Um wie viel Uhr wird Charlie Tango auf dem
Flugplatz sein?“
„Ich habe noch keine Ankunftszeit, Sir. Im Moment
möchte ich nur, dass alle Beweise gesichert werden und dass Charlie Tango
ordnungsgemäß verstaut wird.“
„Schreiben Sie mir, wenn es losgeht“, sage ich,
bevor ich auflege.
Ich sitze vor meinem Computermonitor und beginne
meine E-Mails durchzugehen. Ich entdecke eine weitere von Elena. Sie ist von
heute Nachmittag. Ich lösche sie, nachdem ich sie überflogen habe. Selbe Sache:
Anrufen. Wohl kaum!
Ich spüre Anastasias Bick auf mir und als ich
aufblicke, sehe ich sie im Türrahmen stehen.
„Ich gehe nur kurz ein paar Sachen besorgen.“
„Okay“, sage ich und sehe mir ihr Kleid an. Es
ist zu kurz. Ich möchte nicht, dass andere Leute sie so sehen. Als sie meinen
Blick bemerkt, fragt sie. „Was ist?“
„Du ziehst dir doch bestimmt Jeans oder so etwas
über.“
„Christian, es sind doch nur meine Beine“, sagt
sie aufgebracht.
Ich kneife die Augen zusammen. Ich möchte nicht,
dass meine Verlobte von anderem im Supermarkt beäugt wird. Sie verdreht ihre
Augen und ihre Reaktion lässt meine Handflächen kribbeln.
„Was würdest du tun, wenn wir am Strand wären?“
„Wir sind aber NICHT am Strand.“
„Aber würdest du dich dann auch so aufführen?“ Am
Strand würde es genug verdecken, aber was will sie mit ihrer Fragerei
bezwecken?
„Nein.“
Erneut verdreht sie die Augen und grinst mich an.
„Tja, dann stell dir doch einfach vor, wir wären dort. Bis später!“ murmelt sie
schnell und eilt zur Tür hinaus. Ich eile hinter ihr her und lasse meinen
Blackberry auf den Boden fallen. Als ich das Foyer erreiche, schließen sich die
Aufzugtüren bereits und sie winkt mir grinsend zu! Verdammt! Sie widerspricht
mir mit voller Absicht! Welche Erinnerungen Sie hervorrufen, wenn Sie sich so
aufführen, Miss Steele! Ich weiß nicht, ob ich amüsiert oder frustriert sein
soll! Sie ruft solch widersprüchliche Gefühle in mir hervor wie niemand sonst.
Ich würde sie am liebsten gleichzeitig lieben und versohlen! Das kann ich
vielleicht immer noch, wenn sie zurückkommt. Ich mache mir immer Sorgen, dass
ich es übertreibe, dass ich mich nicht mehr bremsen kann. Warum gehorcht sie
mir nicht? Warum macht sie nicht, was man ihr sagt? Ich liebe sie, wenn sie so
ist, aber sie macht mich wahnsinnig eifersüchtig. Ich seufze und mache mich an
meine Arbeit, die ausreichend wäre, um Lens Truck voll zu beladen. Ich muss das
meiste durcharbeiten, bis wir zu meinen Eltern aufbrechen.
*****
Ich bin so in meine Arbeit vertieft, dass ich
mich erschrecke, als mein Blackberry auf dem Tisch zu vibrieren beginnt.
„Grey“, antworte ich steif.
„Welch hier. Sir, wir haben alle Beweise, die mit
dem Unfall in Zusammenhang stehen gesammelt, Bilder gemacht und die gesamte
Prozedur wurde von verschiedenen Winkeln aus gefilmt. Charlie Tango wurde
aufgeladen und ist nun auf dem Weg zum Flugplatz, Sir.“
„Haben Sie bereits Kontakt zu Pella aufgenommen?“
„Wie ich vermutet habe, ist er im Moment nicht im
Land. Aber seine Firma wird sich schnellstmöglich mit ihm in Verbindung setzen.
Da sie der größte autorisierte Vertrieb für Eurocopter im Land sind und GEH
Charlie Tango in deren Niederlassung in Los Angeles gekauft hat, haben sie
bereits Eurocopter kontaktiert. Ein Spezialist aus Deutschland wird
Montagnachmittag hier eintreffen.“
„Prima. Wann können Sie mir wohl vorläufige
Ergebnisse vorlegen?“
„Das ist schwer zu sagen, Sir. Wir müssen alle
Beweise identifizieren und alles durchsuchen. Alle Fingerabdrücke und fremdes
Material. Wir haben große Sorgfalt walten lassen, um keinerlei Beweise zu
kontaminieren. Und selbst jetzt wird es noch eine Weile dauern, um alles
durchzusehen. Innerhalb dieser Woche werden wir die vorläufigen Ergebnisse
vorlegen, Sir.“
„Das ist nicht schnell genug“, sage ich. „Der
Eurocopter Spezialist kann bestimmen, ob es sich um mechanische Probleme oder
um Sabotage handelt.“ Ich hasse es, wenn die Dinge nicht in meiner Kontrolle
liegen.
„Ich möchte die ersten Ergebnisse zum Absturz
augenblicklich.“
„Aber, Sir. Wir wollen keine mangelhafte
Untersuchung. Geben Sie ihm wenigstens zwei Tage.“
Ich denke einen Moment darüber nach. Ich werde
ihm maximal vierundzwanzig Stunden geben. Andere können Beweise sammeln und sie
können sie untersuchen, bis er ankommt. Das sind zusätzliche sechsunddreißig
Stunden, in denen sie ziemlich viel erreichen können.
„Sie haben gesagt, der Eurocopter Spezialist komm
Montagnachmittag?“ frage ich, um mir die Zeit bestätigen zu lassen.
„Ja, er nimmt morgen den ersten Flug, Sir.“
„Gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Sagen
Sie ihnen, dass ich deren erste Ergebnisse entweder Montagabend oder
Dienstagmorgen haben will.“ Ich lege auf und drehe mich auf meinem Stuhl herum.
Ich sehe Anastasia im Türrahmen stehen. Mein Herz bleibt stehen und mein Blick
ist gelassen. Ich möchte hören, was sie zu ihrem Benehmen von vorhin zu sagen
hat.
(Sun Goes Down – Robert Downey Jr.)
„Hi“, flüstert sie. Ich starre sie weiterhin
gelassen an und sage kein Wort. Ihre Augen ruhen auf mir. Sie kommt mit
verhaltenen Schritten auf mich zu und umrundet meinen Schreibtisch. Meine Augen
folgen ihr. Ich blinzele nicht. Sie steht vor mir.
„Ich bin zurück, Christian. Bist du sauer auf
mich?”
Ich liebe und hasse und liebe das! Mit jedem
Atemzug macht sie mich wahnsinnig. Sie macht mich wütend, treibt mich in den
Wahnsinn, macht mich eifersüchtig, sodass ich meine eigene Haut zerkratze. Ich
fühle mich hilflos! Und dennoch fühle ich mich lebendig mit ihr.
Ich seufze und gebe meiner Verzweiflung nach. Ich
strecke meine Hand nach ihr aus und ziehe sie kraftvoll zu mir. Sie landet auf
meinem Schoß. Meine Arme schlingen sich um sie. Ich halte sie fest und vergrabe
meine Nase in ihrem Haar, sauge ihren berauschenden Duft ein.
„Ja“, antworte ich auf ihre Frage. Ich bin immer
noch sauer.
„Es tut mir leid. Ich weiß nicht, welcher Teufel
mich geritten hat, Christian“, sagt sie entschuldigend und rollt sich auf
meinem Schoß zusammen wie ein Kitten. Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und
atmet meinen Duft ein. Wir sind so sehr aufeinander abgestimmt. Ihr schlechtes
Gewissen bricht meine Ketten. Ich will sie nicht einengen. Andererseits möchte
ich aber die Kontrolle haben. Ohne kann ich nicht leben. Und so viel ist
außerhalb meiner Kontrollzone passiert. Zu Hause möchte ich sie nicht auch noch
verlieren. Aber ich muss mich auf das Wesentliche beschränken. Dieses Kleid
sollte nicht das Problem sein.
„Geht mir genauso. Zieh einfach an, was dir
gefällt“, murmele ich und überrasche sie. Meine Hände gleiten ihr Bein hinauf
und zu ihrem Oberschenkel. Meine Erektion drückt sich schwer gegen sie.
„Außerdem hat dieses Kleid eindeutig seine Vorteile“, sage ich und beuge mich
vor, um sie auf ihre Lippen zu küssen. In dem Moment, in dem wir uns berühren,
strömt die elektrische Spannung blitzschnell durch unsere Körper. Ihr entweicht
ein Stöhnen, das tief aus ihrem Inneren stammt, als würde sie seufzen und
verlangen und tief in ihr ein Feuer entfachen. Ihre Hände wandern in mein Haar,
verknoten es und ziehen daran, als könnte sie die Lust und das Feuer, das durch
ihre Venen jagt, nicht beherrschen. Sie braucht ein Ventil, an dem sie es
ablassen kann. Sie setzt mich mit ihrer Leidenschaft in Flammen! Ein tiefes
kehliges Stöhnen entweicht mir. Ich reagiere gleichermaßen auf ihre körperliche
Reaktion.
Meine Zähne knabbern an ihrer Unterlippe, wandern
zu ihrem Kinn, von Ohr zu Ohr, zu ihrer Kehle und wieder zurück zu ihrem Mund. Meine
Zunge sucht sich energisch den Weg in ihren Mund, überfällt sie, als würde ich
eine Mandeluntersuchung bei ihr durchführen! Ich ficke sie mit meiner Zunge in
ihrem Mund. Meine Erektion versucht sich ihren Weg aus meiner Hose zu bahnen
und ich kann das Verlangen, das sich in meiner Leistengegend aufstaut, nicht
länger zurückhalten! Ich öffne meine Hose, setzte Anastasia rittlings auf
meinen Schoß und versenke meinen pulsierenden Schwanz in ihrem köstlichen,
blühenden Geschlecht. Anastasia greift nach der Rückenlehne meines Stuhles.
Meine Finger vergraben sich im sanften Fleisch ihres Hinterns. Ich führe ihre
Bewegungen und synchronisiere sie mit meinen. Als sie sich auf meinen Schwanz
hinabsenkt, schiebe ich mich tiefer und weiter in sie hinein. Sie wölbt ihren
Rücken und ich bringe sie dazu, ihre Hüften zu kreisen.
Kurz darauf bäumt sich unsere verzehrende
Leidenschaft zum Höhepunkt auf, sodass wir beide Tempo aufnehmen, unseren
Rhythmus beschleunigen. Sie schreit beinahe meinen Namen und bringt damit das
Fass zum Überlaufen. Ich ergieße alles, was ich habe in ihren kontraktierenden
Körper. Meine Augen rollen zurück. Sie bricht auf mir zusammen und erstarrt,
als der Orgasmus ihren Körper in Wellen erschüttert und in meinen übergeht. Als
unsere rasenden Herzen sich langsam wieder beruhigen, küsse ich sie dieses Mal
zärtlich auf die Lippen.
„Mir gefällt deine Art, dich zu entschuldigen,
ziemlich gut“, flüstere ich in ihr Haar, das nun nach Anastasia, Natur,
Schweiß, Sex und mir riecht.
„Und mir deine“, sagt sie kichernd und schmiegt
ihren Kopf an meine Brust. „War’s das?“
Mein Gott! Was habe ich hier kreiert? Eine
unersättliche Frau?
„Gütiger Himmel, Ana, hast du etwa noch nicht
genug?“
„Nein!“, sagt sie beschämt. „Ich habe von deiner
Arbeit gesprochen.“
„Ich brauche noch eine halbe Stunde“, sage ich
und mein Blick wird weicher. „Ich habe gerade deine Nachricht auf der Voicemail
abgehört. Du hast ziemlich besorgt geklungen“, sage ich sanft. Ihre Miene
verändert sich und sie umarmt mich noch fester.
„Das war ich auch. Dich nicht zu melden, ist
ziemlich untypisch für dich.“ Ich schließe meine Augen. Ich bewundere ihre
Liebe für mich. Ich küsse ihren Scheitel und spüre ihr Lächeln.
„Dein Kuchen sollte in einer halben Stunde fertig
sein“, sagt sie und klettert von meinem Schoß herunter und unterbricht damit
unsere Verbindung. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich beraubt. Zu ihren
Gunsten zwinge ich mir ein Lächeln auf das Gesicht.
„Ich freue mich schon drauf. Der Duft vorhin war
absolut verlockend und hat einige Erinnerungen heraufbeschworen.“ Sie sieht auf
mich herab und lächelt verlegen. Schließlich beugt sie sich herab und platziert
einen zarten Kuss auf meinem Mundwinkel.
*****
Mein Blackberry vibriert und kündigt eine
Textnachricht an:
„Mr. Grey, würden Sie mir, sobald Sie mit Ihrer
Arbeit fertig sind, Gesellschaft in der Küche leisten?“
Als ich herauskomme, wartet sie mit einem schönen
Schokoladenkuchen, auf dem eine einzelne goldene Kerze brennt, auf mich.
Plötzlich fühle ich mich so besonders, so extrem geschätzt, dass ich breit
grinse. Mit ihrer sanften Stimme singt sie Happy
Birthday. Ich schließe meine Augen und wünsche mir etwas. ‚Ich hoffe, ihr
gefällt, was ich für heute geplant habe! Hoffentlich wird es unvergesslich und
sie wird mich nie verlassen!‘ Das ist zwar ziemlich viel, aber ein Mann kann ja
schließlich träumen. Ich öffne meine Augen und puste die Kerze aus.
„Ich habe mir etwas gewünscht“, sage ich mit
heiserer Stimme. Mein Blick ist intensiv und sie läuft rot an.
„Der Guss ist noch nicht ganz fest, aber ich
hoffe er schmeckt dir.“ Ich fühle mich wie ein Kind, ein geliebtes Kind! Ein
geschätztes, wertvolles Kind … „Ich kann es kaum erwarten, ihn zu probieren,
Anastasia“, murmele ich und ich stoße ein tiefes, kehliges Geräusch aus, als
hätte ich einen Orgasmus vom Essen. Wenn mir früher jemand gesagt hat, dass die
Liebe beim Mann durch den Magen geht, dann hätte ich angenommen er ist in
Geographie durchgefallen. Aber jetzt bin ich fest davon überzeugt, dass es
vielleicht nicht der zündende Funke ist, aber es auf jeden Fall dazu beiträgt. Vielleicht
ist es nicht gerade eine Autobahn, aber auf jeden Fall eine landschaftlich
schöne Straße. Anastasia schneidet jedem von uns ein Stück ab und reicht mir
einen Teller.
Ich mache mich darüber her, wie ein hungriger
Bär. Er riecht köstlich und schmeckt noch besser! „Mhhh …“, stöhne ich. Oh,
Gott! Sie ist alles, was ich mir von einer Frau wünsche. „Deshalb will ich dich
heiraten“, sage ich anerkennend und sie lacht, als sie meine Erklärung hört.
*****
Wir sind angezogen und bereit zu meiner
Geburtstagsparty zu fahren. Anastasia trägt ein smaragdgrünes Cocktailkleid mit
einem breiten Band. Sie sieht zum Anbeißen aus! Die Fahrt zum Haus meiner
Eltern vergeht reibungslos. Ich fahre den R8 und Taylor folgt uns. Ich parke
das Auto in der Auffahrt meiner Eltern.
„Bereit für meine Familie?“, frage ich und
schalte den Motor aus.
„Ja. Sagst du es ihnen heute Abend?“ fragt sie.
„Natürlich. Ich kann es kaum erwarten, ihre
Gesichter zu sehen.“ Ich will ihr nicht verraten, dass ich sie bereits
informiert habe, um meine Tarnung nicht preiszugeben.
Anastasia schlingt ihre Stola enger um sich. Eine
abendliche Brise weht von der Bucht her. Stolz nehme ich ihre Hand und betrete
das Haus meiner Eltern zum ersten Mal mit meiner Verlobten. Gerade als ich an
die Tür klopfen will, öffnet mein Vater sie bereits.
„Hallo, Christian. Alles Gute zum Geburtstag,
mein Sohn!“ sagt er und anstatt meine ausgestreckte Hand zu ergreifen, zieht er
mich in eine Umarmung und überrascht mich damit völlig.
„Äh… danke, Dad.“
„Ana, wie schön, Sie wiederzusehen“, sagt er zu
Anastasia und umarmt sie ebenfalls.
Wir folgen meinem Dad ins Wohnzimmer und Kate,
die Eierabschneiderin, stürmt wie ein Elefantenbulle in der Brunft durch die
Diele. Sie scheint völlig verärgert. Ihr rotes Kleid entspricht der Farbe ihres
Gesichts. Was hat sie für ein Problem?
„Ihr beide! Ich muss sofort mit euch reden!“ knurrt
sie. Anastasia blickt nervös zu mir auf. Ich zucke mit den Achseln. Sie war ihre Mitbewohnerin.
Mein Dad sieht völlig verblüfft aus, sagt aber nichts. Wir lenken sie ab und
folgen ihr ins Esszimmer. Sobald sie die Tür geschlossen hat, wendet sie sich
Anastasia so schnell zu, dass man es versäumte, hätte man geblinzelt. Sie muss
ihren Besen draußen geparkt haben. Ich bin schon kurz davor, an ihren Füßen
nach den roten Pantoffeln zu suchen.
„Was zum Teufel ist das?“ faucht sie Anastasia an
und wedelt dabei mit einem Zettel. Anastasia sieht amüsiert aus und nimmt das
Blatt Papier. Als sie einen Blick darauf wirft, weicht ihr das Blut vollständig
aus dem Gesicht. Ihre Augen weiten sich und sie stellt sich zwischen mich und
Kate. Mein Puls beschleunigt sich und plötzlich fühle ich mich angespannt.
Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht!
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