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Wednesday, September 10, 2014

BUCH II - Kapitel XIX - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel XIX
Gemeinsame Therapiesitzung


Ich gehe zum Audi SUV, in dem Taylor auf mich wartet. Er steigt aus und öffnet mir die Beifahrertür. Sobald ich eingestiegen bin, wähle ich Roachs Nummer.
Sofort meldet er sich. Die Angst, die von seiner Stimme stammt, verrät mir, dass er geglaubt hat, dass ich das Unternehmen auflösen werde.
„Roach hier“, sagt er kleinlaut.
„Grey“, gebe ich zurück.
„Wie kann ich Ihnen heute Morgen helfen, Mr. Grey?” Er will sich auf meine Seite schlagen.
„Ich brauche ein Statusupdate bezüglich Hyde!“ herrsche ich ihn an.
„Sein letzter Gehaltscheck und seine Abfindung werden ihm zugeschickt. Aber seine Stelle wurde gekündigt. Er wird kein Empfehlungsschreiben von der Firma erhalten, Sir.“
„Prima. Und seine Assistentin, Miss Steele?“ frage ich.
„Möchten Sie, dass wir ihre Stelle ebenfalls kündigen?“
„Natürlich nicht!“ zische ich scharf.
„Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Sir. In Hydes Abwesenheit können wir ihre Unterstützung gut gebrauchen. Sie kennt Hydes Autoren und stand bereits mit ihnen in Kontakt. Außerdem hat sie einige beeindruckende Synopsen über Manuskripte von künftigen Autoren, die Hyde in Erwägung gezogen hat, geschrieben. Es wäre zu unserem Vorteil, sie zu behalten.“
„Einverstanden“, sage ich.
„Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein, Sir?“ fragt er zaghaft.
„Das ist alles“, sage ich und lege auf.
Als wir am GEH ankommen, fährt Taylor in die Tiefgarage und parkt den SUV. Nachdem er den Motor ausgeschaltet hat, steigt er aus und öffnet mir die Tür. Gemeinsam gehen wir zu den Aufzügen. Ich drücke den Rufknopf und ohne Taylor anzusehen, sage ich mit ungerührter Stimme, „Danke für Ihre Hilfe gestern, Taylor.“
Taylor, der nicht daran gewöhnt ist eine Dankeschön oder ein Kompliment zu erhalten, läuft rot an. Er verlagert vor lauter Unbehagen sein Gewicht von einem auf das andere Bein. Nachdem er sich geräuspert hat, sagt er, „Mache nur meinen Job, Sir.“ Zu seinen Gunsten nicke ich. Glücklicherweise öffnen sich die Aufzugtüren und die Klingel hilft uns beiden aus dieser peinlichen Situation heraus. Das Thema ist damit beendet.
Sobald ich mein Büro betrete, springen Andrea und die schreckhafte Olivia auf und verkünden im Gleichklang, „Guten Morgen, Mr. Grey!“
Rasch nimmt Andrea ihr iPad, um mit mir die Termine des heutigen Tages zu besprechen und hält einen Stapel Dokumente in den Händen. Aber ich hebe meine Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. „Ich werde Sie rufen, wenn ich Sie brauche“, sage ich gelassen. Sie hält inne und der Fuß, den sie gerade einen Schritt vorwärts setzen wollte, verweilt einen Moment in der Luft, ehe sie ihn wieder zurücknimmt. Ich bemerke, wie sich ein kleines Lächeln auf Taylors Lippen abzeichnet.
„Und Ihr Kaffee, Sir?“
„Bringen Sie ihn rein“, sage ich und betrete mein Büro, ohne auf ihre Antwort zu warten. Ich schalte meinen Computer an und setze mich auf meinen Stuhl. Taylor nimmt seinen üblichen Platz in meinem Büro ein. Als ich gerade meine E-Mail Applikation öffnen will, klingelt mein Blackberry. Ich nehme meinen Blackberry aus meiner Tasche und überprüfe, die Nummer. Es ist Anastasia. Besorgt nehme ich das Gespräch entgegen, als ich mich erinnere, in welcher Stimmung ich sie vor SIP zurückgelassen habe:


„Anastasia. Ist alles in Ordnung?“

„Ja. Sie haben mir gerade Jacks Job gegeben – zumindest vorübergehend“, sagt sie in einem Atemzug. Häh … Ich habe erwartet, dass Roach Anastasia bei SIP hält, aber ich habe nicht gedacht, dass er Anastasia vorübergehend befördert.

„Du machst Witze“, sage ich völlig überrascht. Aber das, was Anastasia mich als nächstes fragt, verblüfft mich mehr.

„Hast du die Finger da drin?“ fragt sie mich scharf.

„Nein, absolut nicht, nein. Ich meine, bei allem Respekt, Anastasia, aber du bist erst seit einer Woche dort.“ Ich habe nicht erwartet, dass Roach ihr Hydes Stelle anbietet, sei es auch nur vorübergehend.

„Das weiß ich auch. Offenbar hatte Jack eine hohe Meinung von mir“, sagt sie und all meine Muskeln spannen sich an. Natürlich hat er sie bewertet. Er war bereit, in ihr Höschen einzudringen, um ihr die perfekte Bewertung zu geben! Hydes Name senkt meine Stimmung auf ein arktisches Level. Ich könnte den Kaffee, den Andrea mir bringt, zu Eis gefrieren.

„Ach, tatsächlich?“ murmele ich eisig. Aber ich will nicht, dass der Name dieses Arschlochs uns heute die Stimmung verdirbt. Ich muss zugeben, dass Anastasia ein talentiertes Mädchen ist. Ich nicke Andrea zu und sie verlässt zügig mein Büro.

„Wenn sie der Meinung sind, dass du es hinkriegst, Baby, bin ich es auch. Glückwunsch! Vielleicht sollten wir deine Beförderung ja feiern, nachdem wir bei Dr. Flynn waren.“

„Hmmm …“, sagt sie und scheint über das, was ich ihr gerade vorgeschlagen habe, nachzugrübeln. „Und du bist ganz sicher, dass du nichts damit zu tun hast?“ fragt sie argwöhnisch. Ihr Argwohn bringt mich augenblicklich auf. Ich bin immer ehrlich zu ihr. Ich habe ihr doch erzählt, dass ich nichts mit ihrer Beförderung zu tun habe. Warum zweifelt sie an meiner Aufrichtigkeit? In Gedanken zähle ich, um mein Temperament im Zaum zu halten. Zehn … Neun … Acht … Sieben … Sechs … Fünf … Vier … Drei … Zwei … Eins … Scheiße! Ich rauche immer noch vor Wut!

„Zweifelst du etwa an mir?“ zische ich wütend. „Das macht mich stinksauer!“

Für einen Moment hält sie inne und schließlich gezüchtigt, entschuldigt sie sich. „Tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe, Christian“, flüstert sie leise. Ihre Antwort erweicht mein Herz.

„Anastasia …“, dränge ich sie leise, „Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid. Ich bin hier. Und Ana?“

„Was?“ fragt sie.

„Benutz immer deinen BlackBerry“, erinnere ich sie mit brüsker Stimme.

Sie seufzt und antwortet, „Ja, Christian.“

Endlich stimmt Anastasia mir einmal zu, ohne darüber zu diskutieren. Und sie hört sich auch ziemlich gehorsam an. Ich verheddere mich  in dieser momentanen Einsamkeit. Ich werde alles nehmen, was mir meine misstrauische Freundin zu bieten hat. Mit diesen zwei verdammt simplen Worten bringt sie mein Herz zum Schmelzen.

„Ich meine es ernst … Wenn du mich brauchst – ich bin hier.“

„Ich weiß, Christian. Danke. Ich liebe dich“, sagt sie und meine Welt ist wieder in Ordnung. Ich grinse wie ein Idiot und mache Taylor wahrscheinlich neugierig, was sie gesagt hat.

„Ich liebe dich auch, Baby“, erwidere ich leise.

„Wir hören uns später.“

„Ciao, ciao, Baby“, sage ich und wir legen beide auf.

„Taylor!“

„Ja, Sir“, antwortet er und kommt an meinen Tisch.

„Wie war der Name des Floristen, bei dem wir schon einmal Blumen bestellt haben?“

„Es tut mir Leid, Sir. Ich habe es vergessen.  Vielleicht erinnert sich Mrs. Jones daran. Ich kann sie fragen, wenn Sie möchten“, sagt er.

„Nein, ich werde sie anrufen“, sage ich und wähle Mrs. Jones Nummer.

Es ruft und nach dem zweiten Klingeln meldet sich Mrs. Jones.

„Ja, Mr. Grey“, meldet sie sich in ihrer ständig präsenten Art. Taylor kann ihre Stimme hören und ich bemerke, wie sich seine Züge erweichen.

„Mrs. Jones, wissen Sie noch den Namen des Floristen, bei dem wir das letzte Mal bestellt haben?“ Sie weiß natürlich, was ich meine.

„Ja, Sir. Er heißt ‚The Primary Colors‘.“

„Danke. Ich habe noch eine weitere Frage“, sage ich und halte einen Moment verlegen inne. Ich räuspere mich.

„Ja, Mr. Grey“, antwortet sie mit ihrer sanften Stimme.

„Letztes Mal haben Sie mir von der Bedeutung weißer Rosen erzählt. Gibt es noch eine andere Blume, die für Anerkennung, Liebe und Dankbarkeit steht?“

„Natürlich, Sir. Gemeinhin gelten alle Rosen als Symbol für Liebe und Dankbarkeit. Aber pinke Rosen, Sir, sind unter den alten Gartenrosen die am meisten verbreiteten und sie werden sehr stark mit diesen Gefühlen assoziiert. Zudem haben sie eine Nebenbedeutung. Grazie, Eleganz, Anmut, und zugleich poetische Romantik.“

„Wow! Ich hatte ja keine Ahnung! Haben sie jemals bei einem Floristen gearbeitet, Mrs. Jones?“ frage ich.

Sie stößt ein kleines Lachen aus. „Nein, Sir, aber ich bin eine Frau und kümmere mich nun schon seit einigen Jahren um diverse Häuser. Dies sind Dinge, denen die meisten gewissenhaften Frauen, Achtung schenken. Aber ich muss Sie noch auf die Bedeutsamkeit der einzelnen Pink-Schattierungen aufmerksam machen, Sir. Jede einzelne Schattierung liefert ihre eigene Bedeutung. Hier ein Beispiel, Sir: Wenn Sie jemandem für etwas danken wollen, was er für Sie getan hat, dann sollten sie ein dunkles Pink auswählen. Das ist die traditionelle Art eine Danksagung zu übermitteln, da sie ein Symbol der Dankbarkeit und Anerkennung sind.“

„Einen Moment. Ich schriebe es mir kurz auf“, sage ich und angele nach einem Stift. Taylor reicht mir seinen und ich nicke. „Fahren Sie fort, Mrs. Jones”, weise ich sie an.

„Natürlich, Sir. Allerdings ist ein dunkles Pink nicht die richtige Wahl, wenn es eine innige Absicht hat. Wenn Sie damit Sanftmut und Bewunderung ausdrücken wollen, sollten sie ein blassrosa wählen.  Sie übermitteln Eleganz und Raffinesse und vermitteln zugleich Dankbarkeit und Bewunderung.“

„Blassrosa“, murmele ich und unterstreiche es.

„Wenn Sie sich für blassrosa entscheiden, Sir, würde ich Ihnen empfehlen, sie im Strauß mit weißen Rosen mischen zu lassen. So wird die Nachricht, die sie damit übermitteln wollen, keineswegs missverstanden.“

„Mrs. Jones, Sie sind ein Genie!“ sage ich und lege auf. Ich bemerke, dass sich auf Taylors Gesicht ein kaum erkennbarer selbstzufriedener Ausdruck abzeichnet.

Online finden wir die Telefonnummer des Floristen The Primary Colors und ich rufe dort an.

„Blumenladen Primary Colors, Janice. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Ich gebe bei der Floristin meine Bestellung auf. Auf der Notiz, die ich hinzufügen möchte, steht:

Herzlichen Glückwunsch, Miss Steele … und alles ganz allein geschafft!

Ohne jede Hilfe von deinem überfreundlichen, größenwahnsinnigen CEO.

In Liebe,

Christian



Den Liefertermin habe ich für 15:00 Uhr bestimmt. Meine Beine zittern vor Aufregung. Ich kann ihre Reaktion kaum erwarten. Taylor hebt eine Augenbraue, doch schnell wird sein Gesicht wieder glatt, als hätte er soeben, die Falten auf einem Blatt gebügelt.

Ich drücke den Knopf der Gegensprechanlage.

„Ja, Mr. Grey“, meldet sich Andrea.

„Bestellen Sie Barney zu mir, Andrea!“ befehle ich ihr. Als sie die Dringlichkeit in meiner Stimme hört, verdoppelt sie ihre Bemühungen.

„Wird sofort erledigt, Sir.“

Fünf Minuten später höre ich ein Klopfen an meiner Tür. Barney spaziert mit seinem MacBook Air unter dem Arm herein. Ungelenk betritt er mein Büro und ein Kabel hängt über seinem Arm. Er trägt dunkelblaue Jeans mit Hosenträgern. An seinem Hemd sind die obersten zwei Knöpfe geöffnet und entblößen seine haarlose Brust.  Die Ärmel seines Hemdes sind mindestens dreimal auf der einen, und vielleicht zweimal auf der anderen Seite umgeschlagen. Außerdem trägt er schwarze Boots, solche, die normalerweise von Polizisten getragen werden. Sie sind jedoch nur am Knöchel verschnürt und es macht den Eindruck, dass er seine Jeans hinein gesteckt hat. Die Kappen seiner Boots blühen wie eine Frühlingsblume über dem Bund seiner Jeans. Ich bin überrascht, dass er nicht darüber gestolpert ist.

Die eine Seite seiner Hosenträger hängt herunter, aber er scheint es nicht zu bemerken. Barney ist nur zwei Jahre älter als ich. Seine hellblauen Augen werden von seiner dunklen randlosen Brille verdunkelt. Sein schwarzes Haar ist zottelig und hängt über dem Kragen seines Hemdes. Wenn man ihn so sieht, denkt man er ist ein College Student, der mit seinen Klamotten ins Bett gegangen ist, nachdem er die ganze Nacht über gelernt hat und zu spät aufgewacht ist und dadurch zur Schule rennen musste, ohne sich zu waschen. Aber das ist Barneys üblicher Look. Ich glaube, dieser Look nennt sich Geek Chic. Worauf auch immer er Lust hat … Generell ist es mir egal, wie Barney sich anzieht. Er ist ein Genie, was Computer betrifft.

Er tritt vor meinen Schreibtisch und schiebt seine Brille die Nase hoch.

„Barney, Sie haben da ein Kabel über Ihrem Arm hängen“, sage ich.

„Ja. Ich war gerade dabei, die Server zu kontrollieren. Dient der elektrostatischen Entladung, Sir.“

„Wie verläuft die Installation der neuen Feuerlöschanlage?“

„Sehr gut, Sir. Ich habe mir alles angesehen.“

„Geben Sie mir die Fakten über das neue System und schicken Sie mir die Berichte per Mail“, sage ich zu Barney.

„Sir, Sie wissen, dass ich immer dagegen war, eine Sprinkleranlage in der Nähe unserer Server zu haben. Obwohl sie sich nicht im Serverraum befinden, waren sie dennoch in unmittelbarer Nähe. Sie können nämlich katastrophale Schäden in der Computerumgebung anrichten und wir wären nicht in der Lage irgendetwas wiederherzustellen. Aber da Sie, Sir, und GEH für eine umweltfreundliche Anlage sind, haben die alten nicht mehr ihre Aufgabe erfüllt und zudem waren sie auch nicht umweltfreundlich. Darüber hinaus, Sir, war es Zeit für ein Update und leider sind ältere System und selbst nachfolgende Technologien zu teuer, um sie zu erwerben und zu installieren“, sagt er. Ich nicke, aber widerspreche ihm.

„Dieses ist aber auch nicht günstiger. Genau genommen ist es sogar viel teurer, als das alte System, was wir hatten.“

„Das stimmt, aber ich garantiere Ihnen, dass es die Investition wert sein wird, wenn es Notfälle gibt, Sir. Wir werden in der Lage sein, fast alles wiederherzustellen.“

„Was für ein Gas wird verwendet?“

„Es nennt sich Inergen. Darin befinden sich reglose Gase, Sir. Circa 52% Stickstoff, 40% Argon und 8% Kohlensäure.”

„Haben Sie die Preisliste dabei?“ frage ich und er gibt mir einen Ordner. Ich öffne ihn und pfeife.

„Ich weiß, dass ich zugestimmt habe, aber es ist ganz schön kostenintensiv. Was für spezielle Vorteile sehen sie in diesem Typ?“ frage ich und zweifele an den monumentalen Vorteilen.

„Der einzige Haken an der ganzen Sache ist der benötigte Stauraum für die Lagertanks. Aber im Ernstfall bedarf es keinerlei Reinigungsarbeiten. Und das ist sehr ausschlaggebend, Sir, weil wir sehr teure Datenspeicherungssysteme und –server haben, die die ganze Firma betreiben. Der Verlust dieser wäre …“, er schüttelt seinen Kopf, „verheerend für das Unternehmen. Um es noch milde auszudrücken. Dieses bestimmte System reduziert den Sauerstofflevel während Bränden. Es kreiert keinen Schleier und ist atmungsaktiv während der Entladung. Natürlich ist es sehr effektiv, Sir.“

Eingehend prüfe ich das Dokument.

„Barney, hier steht, dass man nach einer Entladung, den Druck ablassen muss, um Schäden an der Anlage zu vermeiden. Was ist, wenn sich jemand im Serverraum befindet?“

„Unser System ist so konzipiert, dass ein Techniker oder auch ich, nur für eine begrenzte Zeit in den Serverraum kann. In dieser Zeitspanne weiß das Computersystem, dass es für einen bestimmten Druck und einen bestimmten Sauerstoffanteil in der Luft sorgen muss. Sobald wird den Raum verlassen, bemerkt das System, dass sich niemand mehr im Raum befindet und der Druck und der Sauerstoffanteil werden wieder verändert. Wir haben druckbeständige Anlagen und sie sind genau dafür entwickelt worden. Darüber hinaus beträgt das Treibhauspotential dieser bestimmten Marke null und ebenso das Ozonabbaupotenzial“, sagt er und schiebt seine Brille zum dritten Mal hoch. „Für die Umgebung ist es ziemlich sicher und der Schaden am System wäre minimal, da die Effektivität auf das höchstmögliche Level angehoben würde, Sir“, sagt er stolz, als würde er über seinen zukünftigen Sohn Barney Jr. sprechen.

Aus irgendeinem Grund scheint Barney Taylor zu amüsieren. Er konnte sich ein Grinsen schon nicht verkneifen, als er Barney gesehen hat. Er beobachtet Barneys lebhafte Gesten.

„In Ordnung. Nächster Punkt auf der Liste … Erzählen Sie mir von Hydes Computer. Haben Sie noch etwas auf dem SIP Server entdeckt?“
Barney räuspert sich, stellt sein MacBook Air auf meinen Schreibtisch, als hätte er um Erlaubnis gefragt und öffnet es. Ich sage nichts. Lautstark zieht er sich einen Stuhl heran und setzt sich vor seinen Laptop und aus irgendeinem sonderbaren Grund dreht Taylor seinen Kopf weg, um ein Grinsen zu unterdrücken. Barney setzt sich mit seinen knappen 1,80 m in den Stuhl, schiebt seine randlose Brille erneut hoch und beugt sich zum Laptop, als beinhalte er die Geheimnisse des Universums.

„Was machen Sie?“ frage ich gelassen.

„Ich logge mich in den SIP Server ein, Sir“, sagt er.

„Warum?“

„Na gut, es ist einfacher es Ihnen zu zeigen, als es zu erklären“, sagt er, beugt sich zu seinem Laptop und schiebt seine lästige Brille erneut hoch.

„Das ist die Karte des SIP Servers, die Netzwerkkarte und deren Mail Server“, sagt er.

„Sieht es wirklich so aus?“ frage ich beeindruckt.

„Nein“, sagt er schüchtern. „Ich habe sie erstellt, um es anschaulicher zu machen, Sir.“

Er deutet auf ein Cluster und sagt, „Hier sieht man das Internet.“ Dann zeigt er auf ein rundes Bild. „Das ist der Router und hier haben wir die Firewall“, sagt er und weist auf ein Bild, das wie eine Steinmauer aussieht. „Dann machen wir weiter mit dem Schalter hier“, sagt er und zeigt auf das Ende mit beweglichen Pfeilen. Das öffnet das WAN“, sagt er und schraubt dann das Niveau für mich herunter.

„Das steht für Großraumnetzwerk, Sir“, sagt er und ich nicke. „Und hier wird es interessant“, sagt er aufgeregt. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so aufgeregt über Computer war, wie ein anderer über Sex. Während er spricht, zeichnet sich ein Leuchten in seinen Augen ab. „SIP sollte vier verschiedene Server haben: Proxy, Web, FTP und Mail. Dann sollte es einen weiteren Schalter für LAN haben und wie gemeinhin bekannt, das Nahverkehrsnetz. Dann haben wir die Datenbank, eine weitere Firewall und die Client Pc’s, also die Computer, die im Unternehmen verwendet werden.“

„Ich verstehe immer noch nicht, was daran interessant sein soll“, sage ich und blicke auf die Karte.

Dann bewegt er seine Maus und klickt auf ein weiteres Bild.

„Sir, so sollte es aussehen. Aber in Wirklichkeit …“, sagt er und zeigt auf ein weiteres Bild.

„Hier sehen Sie, dass es unter den Client Pc’s, weitere Computer gibt, die jeweils mit dem Benutzernamen markiert sind.“ Der von Jack Hyde weckt meine Aufmerksamkeit.

Dann deutet Barney auf Hydes PC und sagt, „Mr. Hydes Client PC umgeht die Firewall und hat direkten Zugriff auf das FTP und die Mail Server, sowie die Datenbank. Außerdem verfügt er über den direkten Zugang zu einem Client PC namens A. Steele.“ Augenblicklich schnellt mein Kopf hoch und ich blicke Barney an.

„Was? Wie?“ ist das einzige, was ich hervorbringe.

„Hintertürchen“, sagt er schlichtweg.

„Was ist das? Ein Virus, eine Software, eine Leitung, eine Verbindung? Was?“ frage ich ungeduldig.

„Ein Hintertürchen bedeutet, Sir, mit Hilfe eines Computerprogramms Zugang zu haben, welches die Sicherheitsmechanismen umgeht. Normalerweise installiert ein Programmierer sowas vielleicht, sodass ein bestimmtes  Programm für die Fehlerbehebung oder für andere Absichten genutzt werden kann. Aber dieses ist nicht aus diesem Grund installiert wurden. Angreifer benutzen Hintertürchen, um Kapital daraus zu schlagen.“

„Ich verstehe es nicht. Ich hätte gedacht, dass Hyde Zugang zu allen Servern des Unternehmens hat. Warum sollte er das kreieren?“

„Also gut, Sir. Wenn man sich mit zulässigen Hilfsmitteln Zugang verschafft, dann hinterlässt man immer Fingerabdrücke. Leute, wie ich, würden herausfinden, wer wo war und welche Änderungen er wo vorgenommen hat. Denken Sie mal auf diese Weise darüber nach, Sir. Sie gehen in ein gut bewachtes Gebäude mit Spitzen Security Leuten. Sie wissen schon, die Betriebe, diejenigen, die Biozeichen scannen und selbst ihren Background überprüfen. Stellen Sie sich mal jemanden vor, der nicht die Zeit hat, dies jedes Mal durchzuexerzieren, um heraus und hereinzukommen. Er kreiert vielleicht einen Hintereingang, um möglicherweise nur zum Rauche rauszugehen. Genau das sehen wir hier bei Hyde und für mich ist es ein gutes Zeichen und er ist der einzige, der die Security umgeht und dadurch ist es ihm möglich Zugang von einem Remote PC zu haben.“ Hitze strömt in mein Gesicht und die Wut bahnt sich ihren Weg in Wellen durch meinen Körper.

„Sagen Sie mir, dass sie alle Zugänge von außerhalb blockiert haben, oder jeglichen Zugang zu den Servern!“ zische ich mit zusammengebissenen Zähnen.

„Natürlich, Sir“, sagt er selbstgefällig. „Und da gibt es noch etwas, Sir. Mr. Hyde sollte keinen Zugang zu den E-Mail Servern gehabt haben. Andernfalls hätte jeder Angestellte einfach mal nachsehen können und die Inhalte der E-Mails der anderen abrufen oder sehen können. Da Miss Steele unter ihm gearbeitet hat, hatte er vielleicht einen zuvor bewilligten Zugang. Aber nichtsdestotrotz gibt es einen Postmeister, der die Kontrolle über die E-Mail Accounts inne hat. Mr. Hyde ist es jedenfalls nicht. Deshalb habe ich einen Großteil der Nacht durchgearbeitet, um das Problem zu lösen“, sagt er. Also ist er aufgeblieben und hat vielleicht in seinen Sachen geschlafen. Das würde seinen ziemlich verwirrten Auftritt erklären, aber sein Erscheinungsbild ist immer so, egal ob er die Nacht auf war oder nicht. Barney, ist wie Ros oder Taylor, oder Andrea, einer meiner besten Entdeckungen, wenn es um qualifizierte Angestellte geht, die meinen Ansprüchen gerecht werden und die extra Meter gehen, um die erwünschte Aufgabe zu erfüllen. Ich habe ihn entdeckt, als er gerade seinen Master Abschluss in Computer Science gemacht hat und das innerhalb eines Jahres. Zu diesem Zeitpunkt war er 21 und hatte seinen Master Abschluss in Computer Science an der UCSD in der Tasche und ist zurück nach Seattle, in die Nähe seiner Familie, zurückgekommen.

„Danke, Barney“, sage ich aufrichtig. Er blickt zu mir auf, blinzelt einige Male und schiebt wieder seine Brille hoch. Ich muss ihm zu Weihnachten eine neue Brille schenken. In Gedanken mache ich mir eine Notiz. Da er es nicht gewöhnt ist, von mir ein Dankeschön zu hören, ist er für einen Moment sprachlos.

„Ähm, ja, kein Problem, Sir“, sagt er und weiß offenbar nicht, wie er mit dem Kompliment umgehen soll. Ich bemerke, wie sich Taylors Augen für einen Moment weiten, aber auch er ist umgehend wieder in seiner üblichen Haltung.

„Das wäre dann alles, Barney. Schicken Sie Andrea bitte auf Ihrem Weg nach draußen rein“, sage ich.

„Natürlich, Sir“, sagt er und klappt sein MacBook Air zu. Als er rausgeht, sehe ich, dass er versucht hat, sein Hemd in seine Hose zu stecken. Aber Andrea scheint ihm Feuer unterm Hintern gemacht zu haben, dass er so schnell wie möglich in mein Büro kommt. Seine Jeans hängt nun schon ein bisschen tiefer und entblößt dadurch seine karierten Boxershorts. Die Hosenträger erfüllen ihren Job, während sein nicht vorhandener Hintern dazu nicht in der Lage ist. Vielleicht ist es das, was Taylor zuvor so amüsant gefunden hat. Ich sehe, dass sich derselbe Ausdruck auf seinem Gesicht abzeichnet.

Als Barney mein Büro verlässt, lässt er die Tür hinter sich weit offen und ich höre, wie Barney auf seinem Weg nach draußen mit Andrea spricht.

„Frosty! Der Chef will dich drin sehen!“ sagte r und seine Stimme wird immer leiser, da er sich weiter entfernt. Frosty? Nicht unbedingt eine liebevolle Bezeichnung.

Ich höre Andreas Murmeln, „Geek!“ und das nächste, was ich höre, sind ihre High Heels,  die über den Boden klickern. Sie betritt mein Büro mit ihrem iPad und den Dokumenten im Arm. Taylor haftet seinen Blick in eine Ecke des Raumes  und verbirgt sein Grinsen.

„Sind sie jetzt bereit, den Zeitplan zu besprechen, Sir?“ fragt sie mit ihrer üblichen professionellen Stimme.

„In einer Minute. Zuerst möchte ich, dass sie für mich einen Termin machen. Ich möchte mir heute Abend ein Anwesen ansehen.“

„Natürlich, Sir. Wissen Sie zufällig, wo sich dieses Unternehmen befindet? Oder wen ich kontaktieren soll?“

„Es ist nicht geschäftlich. Es ist ein Eigenheim“, sage ich ungezwungen und sowohl Taylors, als auch Andreas Köpfe schießen hoch und beide sehen mich an. Das ist das erste Mal, dass es mir gelingt, sie beide zur selben Zeit zu schocken.

*****

Mein Arbeitstag fliegt vorüber und ich bin die ganze Zeit ziemlich beschäftigt.  Gemeinsam mit Ros kontrolliere ich die neue Feuerlöschanlage für die Server. Daraufhin bringt Taylor Ros und mich für unser Geschäftsessen in ein exklusives französisches Restaurant. Es ist eine zwanglose Umgebung für eine mögliche geschäftliche Übernahme. Ich prüfe die Möglichkeiten und möchte sehen, was sie zu bieten haben. Das Unternehmen ist bereitwillig und der Preis scheint zu stimmen. Aber ich analysiere stets die Zahlen. Ros ist ziemlich gerissen, wenn es um Geschäfte geht. Mit ihrem Know How zwingt sie selbst einen erwachsenen Mann mit jahrelanger Geschäftserfahrung in die Knie. Der alte Mann ist gewillt, die Firma zu verkaufen.  Er möchte nicht, dass der Nachwuchs die Geschäfte übernimmt. Nicht, dass der Junior der Typ dazu wäre eine Firma zu führen. Aber das Unternehmen hat einen Aufsichtsrat. Einige sind mehr als willig, die Firma an GEH zu übergeben. Sie sind der Meinung, dass sich ihre Aktie über Nacht erhöht. Ich bin nicht an Partnern interessiert und innerhalb meiner Firma wird es keine Aktien geben. Sie haben nicht einmal ihre Hausaufgaben gemacht, bevor sie hergekommen sind. Der alte Mann ist der einzige, mit dem ich Geschäfte machen würde. Nicht mit seinem jämmerlichen Sohn und nicht mit seinem unnützen Vorstand. Sie versuchen mir alle Honig um den Bart zu schmieren, nur um den Deal zu bekommen, den sie wollen. Ros scheint von ihrem Anblick angewidert zu sein und auch ich bin nicht allzu erfreut.

Geschäfte zu machen, fällt mir genauso leicht wie ficken. Ich bin in beidem gut. Aber ich bin derjenige, der die Entscheidungen trifft und ich habe immer die Kontrolle; nicht anders. Der Aufsichtsrat und der Sohn sehen aus wie gierige Hyänen und der alte Mann wie ein in die Jahre gekommener Löwe. Diese Arschlöcher sind bereit, ihn jeden Moment niederzuschreiben. Aber das gute daran ist, dass der alte Mann, die Mehrheit der Aktien besitzt. Das war das einzig schlaue, was er bei seiner Firma bedacht hat. Doch die anderen lecken sich bereits die Lippen, so gierig sind sie. Ihr Vertrieb führt nur noch nach unten, die Kosten steigen dafür aber. Die Angestellten sind ineffizient und es scheint niemanden zu interessieren, wie viel Kraft und Mühe es diesen Mann gekostet hat, diese Firma aufzubauen und sie für fast vierzig Jahre zu führen. Ich werde mir Zeit nehmen und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werde ich sie kaufen und mir diesen unnützen Aufsichtsrat vom Hals schaffen. Entweder werde ich aufbauen oder auflösen. Aber zuerst muss ich mir einen Überblick über die Zahlen verschaffen.

Auf dem Weg zurück nach unserem zweistündigen Meeting, drehe ich mich zu Ros und frage, „Was ist Ihr Eindruck von dem alten Mann, dem Sohn und dem Aufsichtsrat?“ frage ich mit Abneigung in der Stimme, wenn ich an die letzten beiden denke.

„Ich hätte keine Probleme, mit dem alten Mann Geschäfte zu machen“, sagt sie augenblicklich. „Allerdings ist sein Sohn unbrauchbar. Nebenbei gesagt; er ist ein Aufreißer. Er hat versucht, sich an mich heranzumachen und es ist eine Schande, dass so ein Mann von dem vernünftigen alten Mann gezeugt wurde“, sagt sie und spiegelt damit meine eigenen Gefühle exakt wider.

„Was soll ich über den Aufsichtsrat sagen …“, sagt sie, als würde sie heftig darüber nachdenken. „Ehrlich gesagt, Mr. Grey, ich weiß nicht, wo Ihr Hintern aufgehört hat und deren Lippen begonnen haben. Übrigens waren sie kurz davor Ihr Hinterteil zu küssen“, sagt sie und bringt mich zum Lachen. „Aber neben dem ganzen Haufen, ist der alte Mann der einzige, mit dem es sich lohnt, Geschäfte zu machen. Die anderen sind Geier.“

Als ich meine eigenen Instinkte von Ros bestätigt bekomme, fälle ich meine Entscheidung. Wir werden nur mit dem alten Mann Geschäfte machen und  diese verdammten Hyänen stehenlassen.

Als Taylor auf den GEH Parkplatz abbiegt, vibriert mein Blackberry und der Absender zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. Ros wird neugierig. Ich sage nichts. Ihre Augen suchen Taylors im Rückspiegel und gelassen starrt er zurück.


Von: Anastasia Steele
Betreff: Größenwahn …
Datum: 16. Juni 2011                       15:42 Uhr
An:
Christian Grey

… ist mein Lieblings-Wahn. Danke für die herrlichen Blumen. Sie wurden in einem riesigen Weidenkorb geliefert, der mich an Picknicks und Decken denken lässt.

X



Erst in meinem Büro schreibe ich ihr eine Antwort, um Ros prüfendem Blick zu entgehen. Nicht, dass es mich interessiert. Aber ich will nicht, dass andere ihre Nasen in Angelegenheiten stecken, die sie nichts angehen.


Von: Christian Grey
Betreff: Frischluft
Datum: 16. Juni 2011                       15:54 Uhr
An:
Anastasia Steele

Wahnsinn, hm? Dazu fällt Dr. Flynn garantiert etwas ein.

Willst du picknicken? Wir könnten uns ein bisschen unter freiem Himmel amüsieren,
Anastasia …

Wie läuft dein Tag, Baby?

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Es gibt einige neue Aktivitäten, die ich nun zu meinen liebsten Outdoor Tätigkeiten zähle und sie beinhalten alle Anastasia.

Von: Anastasia Steele
Betreff: Hektisch
Datum: 16. Juni 2011                       15:59 Uhr
An:
Christian Grey

Der Tag ist wie im Flug vergangen, so dass ich kaum Zeit hatte, an irgendetwas anderes als an meine Arbeit zu denken. Ich glaube, ich kriege das mit dem Job ganz gut hin! Ich erzähle dir heute Abend alles.

Frischluft, das klingt … interessant.

Ich liebe dich.

A x

PS: Mach dir wegen Dr. Flynn keine Sorgen.

Es fällt mir schwer, mir keine Sorgen zu machen …  Ich bin ein Mann, der immer gern die Kontrolle hat. Ich führe zwei Menschen zusammen, die beide wissen, wie abgefuckt ich bin und habe keine Kontrolle über diese Diskussion. Das macht mir ziemlich Angst, vor allem, weil das Ergebnis des Gespräches mein Leben unwiderruflich verändern kann.



Von: Christian Grey
Betreff: Ich werde versuchen …
Datum: 16. Juni 2011                       16:08 Uhr
An:
Anastasia Steele

… mir keine Sorgen zu machen.

Ciao, ciao, Baby.

X

Christian Grey,
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Taylor hebt sein Mobiltelefon, um eine Nachricht zu beantworten, die er gerade bekommen haben muss.

„Mr. Grey, Bastille ist unten im Fitnessraum.“

„Prima!“ sage ich. „Wir werden gleich heruntergehen. Lassen Sie mich hier noch alles fertig machen.”

Es war ein ziemlich geschäftiger Tag und ich muss diesen herannahenden Stress aus meinem System bekommen. Taylor und ich fahren mit dem Aufzug in den Fitnessraum hinab. Im Umkleideraum ziehen wir uns schnell um und treffen dann Bastille. Er hat sich bereits aufgewärmt und nachdem auch ich mich aufgewärmt habe, beginne ich mein MMA Training mit Bastille. Nach fünfzehn Minuten schnappe ich mir Bastille durch seine offene Haltung. Ich greife seine linke Wade, indem ich meinen rechten Arm so fest um seine Sehne schlinge wie möglich. Er ist völlig schockiert, dass mir das so frühzeitig im Training gelungen ist. Mit meinem rechten Unterarm drücke ich auf seine Achillessehne.




Außer Atem und gegen einen sich mühenden Bastille, hebe ich mein linkes Knie über seinen rechten Oberschenkel und drücke ihn mit meiner linken Hand auf den Boden, sodass er sich nicht mehr bewegen kann. Während ich mich auf meine linke Seite fallen lasse, werfe ich mein rechtes Bein über Bastilles. Mit meinem rechten Fuß drücke ich fest gegen seinen Körper und schiebe mein linkes Bein zwischen seine. Damit hatte mein Gegner nicht gerechnet. Doch ich mache unerbittlich weiter. Ich presse meine Füße fest gegen Bastilles Körper. Mein rechter Unterarm gräbt sich fest in seine Achillessehne, während ich mein linkes Handgelenk zu fassen bekomme. Gleichzeitig strecke ich mich nach hinten und schiebe meine Hüfte nach vorne. Ich drehe meinen Kopf schnell zur Seite, sodass ich über meine Schulter schaue. Diese Bewegung ist essentiell, denn so kann ich meine volle Muskelkraft gegen ihn nutzen. Ich presse meine Knie fest zusammen und habe ihn so sicher im Haltegriff, dem sogenannten Fußstreckhebel.

Als er einsieht, dass er sich nicht aus meinem Griff befreien kann und der Schmerz immer stärker wird, klopft er zur Aufgabe auf den Boden. Daraufhin löse ich meinen Griff.

Während der restlichen Übung gewinnt keiner von uns die Oberhand. Bastille versucht dennoch mit einem überraschenden Roundhouse-Kick ein Unentschieden zu erreichen. Diese Muay Thai Technik ist wirklich sehr effektiv. So ein Treffer fühlt sich an wie ein Schlag mit einem Baseballschläger und hätte mich im schlimmsten Fall ausgeknockt. Aber ich schaffe es, seinen Angriff abzulenken und mit einem tiefen Tritt gegen seinen Oberschenkel, zu kontern. Ich treffe ihn genau über seinem Kniegelenk, und bringe ihn damit aus dem Gleichgewicht, sodass er zu Boden fällt. 2:0 für mich. Am Ende dieses kleinen, etwa einstündigen Workout, hat sich meine Nervosität vor dem anstehenden Treffen mit Flynn kaum gelegt.

Nach einer schnellen Dusche ziehe ich meine Klamotten an und Taylor fährt mich zum Escala. Anastasia wird heute selber fahren. Da sie sich beim Fahren schon von einem Radio ablenken lässt, bin ich etwas nervös.

Während Taylor den SUV parkt, mache ich mich auf den Weg in mein Penthouse. Nachdem ich es betreten habe, gehe ich in mein Schlafzimmer. Ich ziehe meine Arbeitsklamotten aus und meine tief hängende Jeans und ein weißes Hemd an. Dann gehe ich in die Küche und gieße mir ein Glas Weißwein ein. Ich trinke einen Schluck und genieße das kühlende Prickeln, während es sanft meine Kehle hinabrinnt. Ich schließe meine Augen und koste den Geschmack für einen Moment voll aus. Als ich noch einen Schluck trinke, vibriert mein Blackberry. Ich ziehe ihn aus meiner Hosentasche und blicke auf das Display. Es ist Ros.

„Grey”, melde ich mich.

„Mr. Grey, hier ist Ros. Haben Sie heute mit Barney gesprochen?”

„Ja, habe ich.“ Sie erwartet von mir, dass ich ihr von den genauen Einzelheiten erzähle.

„Was möchten Sie wissen?“

„Da wir SIP nun vollständig akquiriert haben“, beginnt sie und hat meine volle Aufmerksamkeit.

„Ich wollte wissen, ob wir es behalten oder später verkaufen werden.“

„Ich habe nicht vor, es zu verkaufen“, sage ich knapp.

„Gut. Ich habe darüber nachgedacht, dass wir in diesem Fall dieses Netzwerk mit unserem verbinden können. Es wäre klüger und natürlich auch preisgünstiger, es in unseres zu integrieren, wo wir schon Millionen von Dollar für das neue IT System ausgegeben haben. Für GEH sollte es von Vorteil sein“, sagt sie.

„Das stimmt. Aber ich würde es gerne als separate Entität lassen. Es mit unserem zu verbinden und auf unsere Seite zu ziehen, könnte unerwartete Kosten nach sich ziehen. Ich denke Barney kann dies besser einschätzen und uns die genauen Zahlen über kurz oder lang darlegen“, sage ich. Wenn ich daran denke, wie Anastasia ist und dass sie sich vielleicht überlegt, nicht länger für SIP arbeiten zu wollen, kann ich es immer noch ganz einfach verkaufen. Aber mein langfristiger Plan ist es, Anastasia in Zukunft SIP zu überschreiben. Ich leere mein Weinglas und trete vor die wandhohen Fenster. Ich blicke hinaus und beobachte die Skyline und die untergehende Sonne.

„Ich habe mit Barney gesprochen und er hat gesagt, dass deren System nicht sehr kompliziert ist, eher überholt. Wir müssten deren System updaten und das zieht eine große Summe an Geld nach sich. Natürlich nicht so viel, wie wir für unseres ausgegeben haben. Barney hat gesagt, dass man das SIP System so integrieren könnte, dass es leicht von unserem zu trennen ist. Somit hätten wir einen mühelosen Zugang und könnten Wartungsarbeiten ohne Probleme ansetzen.“

„Das ist keine schlechte Idee“, sage ich wohlwissend, dass ich dadurch mehr Einfluss und Zugangsmöglichkeiten zu Anastasia habe. Außerdem kann ich sie besser beschützen, sollte sie einen neuen Chef kriegen, der genauso überfreundlich ist wie der vorherige. Plötzlich verspüre ich eine Anziehungskraft und eine knisternde Spannung, die meine Nervenenden in Aufruhr versetzen. Ich fühle ihren Blick bevor ich ihr Gesicht überhaupt sehe. Augenblicklich drehe ich mich um und alles in meiner Welt ist wieder in Ordnung, weil Anastasia hier ist. Ich kann einfach nicht anders. Nachdem ich ihr wunderschönes Gesicht gesehen habe, lächele ich sie an. Das Gespräch mit Ros ist längst in Vergessenheit geraten.

„Ich habe ein bisschen mit den Zahlen herumgespielt und Barney nach einigen Kosten gefragt. Ich glaube, es würde …“, sagt sie, aber ich lasse sie ihren Satz nicht beenden.

„Ros, das ist großartig. Sagen Sie Barney, dass wir da ansetzen werden …“

„Wo denn, Christian?“ fragt sie verwirrt.

„Auf Wiedersehen.“

„Was? Warte!“ sagt sie und ich lege auf.
  


Im Moment bin ich zu nervös, um an Server zu denken. Es eilt schließlich nicht. Ich schiebe meinen Blackberry wieder in meine Tasche und schlendere auf Anastasia zu. Sie sieht so frisch aus wie heute Morgen. Ich fühle diese magische Anziehungskraft, die von ihr ausgeht. Als wäre sie die Sonne und ich der Planet.

„Guten Abend, Anastasia“, murmele ich und lehne mich herab, um sie zu küssen. Ich schlinge meine Arme um sie und halte sie fest. „Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Baby“, flüstere ich und knabbere an ihrem Ohr. Sie vergräbt ihren Kopf an meiner Brust und atmet meinen Duft ein.

„Du hast geduscht“, murmelt sie.

„Ich hatte mit Claude trainiert“, erkläre ich.

„Oh, verstehe“, sagt sie und genießt meinen Duft.

„Es war toll. Ich habe es sogar geschafft, ihn zweimal auf die Matte zu befördern“, erzähle ich grinsend. Vor meiner Freundin kann ich ruhig ein bisschen angeben. Schließlich schaffe ich es nicht allzu oft, ihn auszuknocken. Normalerweise ist es eher anders herum.

Sie lächelt zurück.

„Und das kommt nicht allzu häufig vor?“

„Nein, nicht wirklich. Umso schöner ist es, wenn ich es dann doch mal schaffe. Hunger?“

Sie schüttelt ihren Kopf und ihre Miene verhärtet sich. Augenblicklich mache ich mir Sorgen.

„Was ist?“ frage ich stirnrunzelnd. Was ist los?

„Ich bin nervös. Wegen Dr. Flynn“, sagt sie und ihre Worte spiegeln meine Stimmung des gesamten Tages wider.

„Ich auch“, gebe ich zu. „Wie war dein Tag?“ sage ich und versuche uns beide abzulenken.

„Oh! Christian, ich war heute Morgen so aufgeregt. Als ich im Büro angekommen bin, habe ich sogleich eine Notiz gefunden, auf der stand, dass ich mich bei Elisabeth im Büro melden soll. Ich habe gedacht, jetzt wo Jack weg ist, brauchen sie mich nicht länger. Also bin ich in ihr Büro gegangen und wir haben uns einfach nur angestarrt. Mein Herz schlug bereits in meiner Kehle. Sie hat mir erzählt, dass es schlechte Neuigkeiten gibt und Jack das Unternehmen plötzlich verlassen musste. Als hätte er es aus reiner Herzensgüte getan“, sagt sie schaudernd. Ich nicke und ermutige sie, weiter zu erzählen.

„Dann hat sie mir erzählt, dass sein Weggang zu einer Vakanz führt und sie diese Stelle gerne mit mir besetzen würden, solange bis sie Ersatz gefunden haben. Natürlich war ich ganz aufgeregt. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem gewachsen bin. Sie hat damit argumentiert, dass Jack meine Fähigkeiten verfochten hat und er große Stücke in mich gesetzt hat“, sagt sie und schneidet eine Grimasse. Als ich das höre, spannt sich mein Kiefer an, meine Lippen werden zu einer schmalen Linie und meine Augen verdunkeln sich. Ich hätte diesem Arschloch gestern noch eine reinhauen sollen!

„Wir wissen ja, worauf er sich große Hoffnungen gemacht hat!“ sage ich verbittert.

„Ja, aber du hast ja den Tag gerettet“, sagt sie lächelnd, schlingt die Arme um mich und lindert damit meine Anspannung. Ich küsse ihre Stirn und frage sie, was sonst noch passiert ist.

„Jedenfalls denken sie, dass ich für diese Stelle geeignet bin, da ich mit Jacks wichtigsten Autoren in Kontakt stehe und sie sich einige meiner Notizen zu den Kapiteln durchgelesen haben, die ich geschrieben habe. Den Rest des Tages habe ich mit einem Meeting nach dem anderen verbracht“, sagt sie und lässt mich los.

„Oh, eines wollte ich dir noch sagen. Eigentlich war ich heute mit Mia zum Mittagessen verabredet“, sagt sie. Das wusste ich gar nicht. Warum hat sie das zuvor noch nie erwähnt?

Fragend hebe ich eine Augenbraue, „Das hast du gar nicht erzählt.“

„Ich weiß. Ich hatte es völlig vergessen. Wegen des Meetings musste ich allerdings absagen, deshalb hat Ethan sie stattdessen eingeladen“, sagt sie in einem Atemzug.

Meine Schwester und der Kavanagh? Was wollte er überhaupt bei Anastasia auf Arbeit? Hat er versucht, sich an sie heranzumachen? Es würde mich nicht wundern, nachdem was in Anastasias Apartment passiert ist.

„Aha“, sage ich ausdruckslos.

Anastasia bemerkt meinen dunkler werdenden Blick und kaut nervös auf ihrer Lippe. Die dunkle Energie wird von der Sehnsucht, die ich nach ihr habe, verschlungen.

„Hör auf, auf deiner Lippe herum zu kauen, Anastasia.“

Rasch hört sie damit auf und erklärt mir, dass sie sich noch frisch machen muss, bevor wir zu Flynn gehen. Eilig verlässt sie den Raum, bevor ich ihr noch weitere Fragen über Kavanagh und meine Schwester stellen kann. Geil und geplagt lässt sie mich zurück.

*****
In Anastasias Saab fahren wir zu Flynns Büro. Die kurze Strecke überrascht Anastasia. Ich erzähle ihr, dass ich meine Übungen und meine Therapiesitzungen normalerweise verbinde, indem ich zu seinem Büro laufe. Sie lächelt. Mit ihrem neuen Auto bin ich vollauf zufrieden; ihre Sicherheit ist in guten Händen.

Sie wirkt unaufmerksam.

„Der Wagen ist wirklich toll.“

„Jaaaa, ähm … Finde ich auch“, sagt sie lächelnd. Doch mit ihren Gedanken ist sie ganz woanders. Ihre Brust hebt sich sorgenvoll und ihr Blick passt sich ihrem Herzen an. Sie ist total nervös.

„Christian …“, sagt sie und formt ein ‚o‘ mit ihren Lippen, um die Luft herausströmen zu lassen, ehe sie tief einatmet. „…Ich“, sagt sie und schluckt. Was ist los? Warum ist sie so extrem nervös? Denkt sie darüber nach, mich zu verlassen?

„Was ist, Ana?“ frage ich und ihre Nervosität hat sich bereits auf mich übertragen.

Schließlich greift sie in ihre Tasche und zieht etwas heraus, das genau in ihre Hände passt. „Hier“, sagt sie. Ich blicke sie verwirrt an. Es ist eine kleine Geschenkbox, die mit braunem Papier verpackt ist und von einem Faden zusammengehalten wird.

„Das hier ist für dich. Zum Geburtstag. Ich möchte es dir schon heute geben – aber nur, wenn du mir versprichst, dass du es erst am Samstag aufmachst, okay?“

Ich bekomme nicht so häufig Geschenke, weil die Leute nie wissen, was sie mir schenken sollen. Schließlich scheine ich alles zu haben und kann mir auch alles leisten. Aber alles, was Anastasia macht oder mir gibt, ist kostbar. Die Tatsache, dass sie an mich gedacht hat …Ich schlucke heftig. Das bedeutet mir so viel. Diese kleine Box ist groß genug, um für mich das gesamte Universum bereitzuhalten. Sie ist von Anastasia! Ich blicke zu ihr und blinzele, um die Gefühle zu unterdrücken, die sich gerade ihren Weg an die Oberfläche bahnen wollen. Schließlich murmele ich „Okay“.

Mein Blick ruht auf dieser kleinen Box.




Sie nimmt einen tiefen Atemzug, so als wäre es ihr letzter, und legt die Box in meine wartenden Hände. Ich bin überwältigt, beeindruckt, erstarrt und wie gelähmt zugleich – und das alles nur, wegen dieser kleinen Box. Schließlich halte ich die kleine Box zwischen meinem Daumen und Zeigefinger und schüttele sie neben meinem Ohr hin und her. Sie klappert. Hmmm. Was könnte dort drin sein? Es ist kein Ring. Das wäre Wunschdenken! Es ist schwerer als ein Ring und ein Ring würde auch nicht klappern. Er würde fest sitzen.

Sind es vielleicht Manschettenknöpfe? Es wäre ein anderes, ein klickerndes Geräusch, wenn es Manschettenknöpfe wären. Kein Klappern. Argh! Die Neugier frisst mich noch auf! Ich halte es in meiner Hand und starre es an. Ich verfüge nicht über Supermans Röntgenblick. Frustriert runzele ich die Stirn. Was könnte es sein? Anastasia, das ist die pure Qual! Es ist gerade einmal Donnerstag! Noch zwei verdammte Tage, die ich warten muss!

Schließlich lächele ich. Ich kann bis Samstag warten! Das ist von Anastasia. Ich werde es nah an meinem Herzen aufbewahren und es sicher in meinem Nadelstreifenjackett aufbewahren.

Als ich es gerade in meine Jacke stecke, warnt mich Anastasia, „Du darfst es aber erst am Samstag aufmachen.“

„Ja, das habe ich verstanden. Aber wieso schenkst du es mir jetzt schon?“ Wenn sie nicht will, dass ich es vor Samstag aufmache, warum gibt sie es mir dann jetzt schon? Macht das Sinn? Hat es eine Bedeutung?

Anastasias Antwort reißt mich aus meinen Überlegungen. „Weil ich es kann, Mr. Grey“, sagt sie grinsend und auch ich muss sie nun anlächeln. Sie hat mir meinen Satz geklaut!

Flynns Rezeptionistin Eleanor, eine ältere Dame, begrüßt uns.

„Guten Abend, Eleanor“, grüße ich sie zurück.

„Dr. Flynn warten drinnen auf Sie, Sir. Hier entlang“, sagt sie und strahlt uns an. Vielleicht auch nur mich, da sich Anastasias Augen zu Schlitzen verengen. Eifersüchtig? Durch ihre Reaktion fühle ich mich ein kleines bisschen besser. Als wir Flynns Büro betreten, betrachtet Anastasia die Ausstattung. Sie sieht sich den hellgrünen Raum, mit den dunkelgrünen Sofas und den Ledersesseln an. Flynn steht hinter seinem Schreibtisch, der sich in der anderen Ecke des Raumes befindet, auf und kommt auf uns zu, um uns zu begrüßen. Ich bemerke, dass Anastasia Flynns Kleidung beäugt; er trägt ein offenes, blaues Hemd. Schließlich hält sie bei seinen blauen Augen inne. Flynn begrüßt mich zuerst und streckt mir seine Hand entgegen. 



„Christian“, sagt er lächelnd.

„John“, antworte ich und schüttele seine Hand. „Du erinnerst dich an Anastasia?“ sage ich zur Begrüßung.

„Natürlich. Wie könnte ich das vergessen? Willkommen, Anastasia”, begrüßt er sie herzlich mit seinem Londoner Akzent.

„Nennen Sie mich doch Ana, bitte“, sagt Anastasia.

„Ana“, antwortet er. Daraufhin führt er uns in den Raum. Ich bedeute Anastasia auf einem der Sofas Platz zu nehmen. Sie setzt sich und scheint ziemlich nervös zu sein. Sie überschlägt ihre Beine, entscheidet sich doch wieder dagegen und kreuzt schließlich ihre Knöchel. Sie versucht ihre Arme auf die Lehne zu legen, aber das ist ihr zu unbequem. Letztlich legt sie sie auf ihren Schoß. Ich setze mich auf die Couch, die neben ihrer im rechten Winkel steht. Dazwischen befindet sich ein kleiner Tisch, auf dem eine Lampe steht. Ich breite mich auf der Couch aus und kreuze meine Beine, indem ich meinen Knöchel über das andere Knie lege. Meinen Arm lege ich auf die Lehne hinter mir und strecke ihn aus, um Anastasias zitternde Hand in meine zu nehmen. Ich drücke sie, um sie ein bisschen zu beruhigen. Dabei weiß ich nicht, ob es zu ihrem oder zu meinem Vorteil ist. Flynn setzt sich in den Ledersessel und hat sein ledergebundenes Notizbuch in der Hand.

„Ana, Christian wollte, dass Sie an einer Therapiesitzung teilnehmen. Der Korrektheit halber möchte ich Ihnen sagen, dass wir diese Sitzungen mit absoluter Vertraulichkeit …“, sagt Flynn, doch Anastasia unterbricht ihn.

„Oh, ja, ich verstehe Dr. Flynn … Ich habe eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschrieben“, murmelt sie und versteht den Doktor falsch. Ich lasse ihre Hand los, als hätten ihre Worte mir einen Stromstoß verpasst.

„Entschuldigen Sie, eine Verschwiegenheitsvereinbarung?“ fragt er und Anastasia nickt verwirrt. Flynn blickt mich fragend an und ich zucke beiläufig mit den Achseln.

„Aus reiner Neugier, Christian … Zeigen Sie ein bisschen Nachsicht …“, sagt er und räuspert sich.  „Lassen Sie zu Beginn jeder Ihrer Beziehungen eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschreiben?“ Natürlich unterschreiben all meine Angestellten eine, all meine Ärzte ebenfalls; genau genommen hat selbst Flynn eine unterschrieben. Er sollte dies wissen, wo er mich doch kennt und weiß, was ich mit Frauen mache.

„Nur bei denen, die auf einer vertraglichen Ebene beruhen“, erkläre ich. Flynn versucht ein Lächeln zu unterdrücken.

„Haben Sie jemals auch andere Beziehungen mit Frauen gepflegt?“ fragt er in amüsiertem Ton.

„Nein, ich glaube nicht“, sage ich lächelnd und erkenne die Ironie darin.

Das bestätigt Flynns Verdacht. „Tja, wenn das so ist, können wir wegen der Vertraulichkeit also ganz beruhigt sein, aber dürfte ich trotzdem vorschlagen, dass Sie beide diesen
Punkt bei Gelegenheit besprechen? Soweit ich verstanden habe, besteht die ursprüngliche Form der vertraglichen Beziehung ja nicht länger zwischen Ihnen.“

„Dafür bald eine andere Art von Vertrag, hoffe ich“, murmele ich leise und werfe Anastasia einen Blick zu, die daraufhin rot anläuft. Flynn sieht mich fragend an und kneift seine Augen zusammen. Dann schüttelt er seinen Kopf und wendet sich Anastasia zu.  „Ana. Bitte verzeihen Sie mir, aber ich weiß wahrscheinlich sehr viel mehr über Sie, als Ihnen bewusst ist. Christian hat sehr offen über Sie gesprochen“, sagt er. Anastasias Augen wandern fieberhaft und fragend zu mir.

Flynns Frage unterbricht unseren Blickkontakt und Anastasia wendet sich ihm zu.

„Eine Verschwiegenheitsvereinbarung … Das muss doch ein ziemlicher Schock für Sie gewesen sein.“ Anastasia sieht ihn an, blinzelt und schüttelt ihren Kopf.

„Na ja, nach Christians jüngsten Enthüllungen ist mein Entsetzen darüber zur Bedeutungslosigkeit verblasst, würde ich sagen“, antwortet sie mit sanfter, ängstlicher Stimme.

Flynn nickt und lächelt Ana an, „Das kann ich mir vorstellen“, antwortet er. Dann wendet er sich mir zu und fragt,  „Also, Christian, worüber wollen wir heute reden?“

Ich zucke lässig, obwohl ich eigentlich unglaublich aufgeregt bin. Das ist es!

„Anastasia war diejenige, die unbedingt herkommen wollte. Vielleicht sollten Sie ja sie fragen“, sage ich zu Flynn, der überrascht aussieht. Schnell setzt er wieder seine professionelle Miene auf und wendet sich Anastasia fragend zu. Zugleich wird Anastasia ganz schüchtern und ihr Blick senkt sich auf ihre verschränkten Finger hinab. Sie ist es nicht gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen.
Und dann stellt ihr der verdammte Flynn eine Frage, die mich unglaublich nervös macht!

„Wäre es Ihnen lieber, wenn Christian uns für eine Weile allein lässt, Ana?“ Anastasias Blick huscht eilig zu mir herüber. Ich blicke sie hoffnungsvoll an und wünsche mir, dass sie sich in meiner Gegenwart wohl genug fühlt, um über ihre Sorgen zu sprechen.

„Ja“, flüstert sie und mir wird ganz schwer ums Herz. Ich öffne meinen Mund, um zu widersprechen und runzele die Stirn. Ich blicke von einem zum anderen und schließe meinen Mund. Ich schaffe das … Ich schaffe das … Beleidigt stehe ich auf.

„Ich bin dann im Wartezimmer“, sage ich zu niemand bestimmten. Meine Nerven sind so gespannt und ich bin dermaßen gereizt, dass ich mich fühle, wie ein gespannter Bogen, bei dem der Pfeil zum Schuss bereit ist. Langsam lasse ich die Luft wie ein Bulle aus meiner Nase entweichen, während meine Zähne fest aufeinander gepresst sind und meine Lippen zu einer schmalen Linie verzogen sind.

„Danke, Christian“, sagt Dr. Flynn unbeeindruckt.

Ich drehe mich um und blicke Anastasia an, versuche ihr in die Augen zu sehen. Warum will sie mich nicht dabei haben? Heißt das, dass sie mich generell nicht will? Es würde mich nicht überraschen. Was möchte sie mit ihm ohne mich besprechen? Ich bin kurz davor, sie aus Flynns Büro zu schleifen und nie wieder zu kommen. Aber das würde sich für mich als Bumerang erweisen. Was soll ich machen? Was soll ich machen? Soll ich sie mit herausnehmen oder draußen warten und sehen, wie es läuft? Muss ich mich um Schadensbegrenzung bemühen? Vielleicht muss ich es … In Anastasias Augen erkenne ich keinerlei Besorgnis. Prima! Ich werde nachgeben. Dreißig Minuten, beginnen jetzt! Scheiße! Flynn kann ihr währenddessen meine ganze Lebensgeschichte erzählen. Er hat eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschrieben. Er darf keine Informationen über mich preisgeben. Aber wiederum habe ich ihm Anastasia mit meinen eigenen Händen ausgeliefert! Ich kann ihn deshalb nicht vor Gericht zerren. Aber vielleicht kann ich es, wenn er persönliche Informationen über mich preisgibt? Das hängt davon ab, was er ihr erzählt.

Ich gehe ins Wartezimmer und Eleanor strahlt mich an. Lässig setze ich mich auf eines der Ledersofas.

„Möchten Sie etwas zu trinken, Mr. Grey?“ fragt Eleanor hilfreich.

„Nein, danke“, sage ich knapp.

Mein Blick ruht auf dem Gang, hinter dem Anastasia und Flynn eingeschlossen sind und miteinander reden. Über uns reden. Über unsere Zukunft entscheiden! Ich kann nichts dagegen machen! Sollte ich nicht derjenige sein, der ein Wörtchen mitredet? Sechsundzwanzig Minuten und dreizehn Sekunden.

Ich lege meinen linken Knöchel über mein rechtes Knie. Meine Arme ruhen auf der Rückenlehne des Sofas. Nein, das ist nicht bequem. Ich lege meine Arme in meinen Schoß, hebe meinen Hintern vom Sofa und ziehe meinen Blackberry hervor, um wenigstens den Eindruck zu erwecken, ich sei beschäftigt. Eleanor beobachtet mich nämlich, als wäre ich Teil eines ganz besonders interessanten Experiments.

Ich scrolle durch meinen Posteingang. Ros über Geschäftsabschlüsse, Ros über die koreanische Werft, Ros über die Verbindung des SIP Servers mit unserem, Barneys Einstellung bezüglich der Serververtiefung, Welchs Fortschritt bezüglich Hyde – bislang gibt es nicht viel zu berichten, wieder Barney über die Kosten unseres letzten Serverraumupdates, Andrea, die mir bezüglich des WSU Landwirtschaftsprojekts und eines mögliches Fortschrittes und Treffens morgen schreibt und Anastasias letzte Nachricht. Sie schreibt mir, dass ich mir wegen Flynn keine Sorgen machen soll. Soll ich ihre Worte beherzigen? Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn sie zugelassen hat, dass Flynn mich quasi aus dem Raum geworfen hat? Verhält sich so eine Freundin, die dir sagt, du sollst dir keine Sorgen machen? Sie hätte sagen sollen, „Ich habe nichts zu verstecken, Christian. Er kann bleiben …“ Nein! Sie muss mich ja rauswerfen! Warum? Liebt sie mich jetzt weniger? Schüchtere ich sie immer noch so sehr ein? Ich schüttele meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden.

Ich muss mich irgendwie ablenken … Ich scrolle mich durch die Inhalte meines Telefons und finde ein Spiel, indem es um böse dreinblickende Vögel geht. Also gut! Ich weiß genau, wie du dich fühlst. Meine Finger zittern, während ich versuche, die gestapelten Boxen zu zerstören, die auf die finster dreinblickenden Vögel zuschleudern. Ich kann mich nicht konzentrieren.

„Mr. Grey, geht es Ihnen gut, Sir?“ fragt mich eine besorgte Stimme. Ich blinzele und sehe auf.

„Ja. Warum?“ sage ich und blicke stirnrunzelnd auf.

„Sie scheinen zu zittern, Sir. Ist Ihnen kalt?“

Ich blicke auf meine Beine hinab und wieder zeige ich diese nervöse Geste. Langsam stelle ich meinen Fuß auf den Boden.

„Jetzt hätte ich gern ein Wasser, Eleanor. Danke“, sage ich und lenke sie ab.

Sie eilt davon, um mir eine Flasche Wasser zu holen. Wieder blicke ich auf die Uhr. Achtzehn Minuten und siebenundzwanzig Sekunden. Zeit war mir immer äußerst wichtig. Aber bevor ich Anastasia getroffen habe, habe ich nie die Sekunden gezählt. Im Moment fühle ich mich wie Anthony Constantino. Seine Worte kommen mir in den Sinn und wie wahr sie sind. „Erst als meine Liebe zu dir gewachsen ist, habe ich die Relativität der Zeit verstanden. In diesem Moment habe ich mir gewünscht, dich für immer zu umarmen und dass die Ewigkeit nie aufhört und noch ein paar Minuten länger anhält.“ Natürlich abgesehen davon, dass meine Geliebte in diesem Raum ist, während ich hier draußen sitze und mich selbst quäle!
  


Ich stehe auf und laufe in Flynns Wartezimmer hin und her. Dabei hinterlasse ich eine Spur auf seinem türkischen Teppich. Eleanor kommt herein und reicht mir das Wasser. Geistesabwesend nehme ich es entgegen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich ertrage diese Warterei nicht! Ich fühle mich, als wäre ich gefesselt, geknebelt, terrorisiert und kastriert. Alles zur selben Zeit und das obwohl sie mir geschrieben hat, dass ich mir wegen Flynn keine Sorgen machen soll. Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn ich hier sitze … na gut, auf und ab gehe und Flynn ihr höchstwahrscheinlich rät, mit mir Schluss zu machen!  Ich greife in meine Tasche und ziehe die kleine Box heraus. Ich halte sie fest, als wäre sie der Rettungsanker, den Anastasia mir zugeworfen hat. Sie liebt mich. Sie liebt mich. Sie liebt mich, skandiere ich in Gedanken.

Dreizehn Minuten …

Die Liebe, die ich für Anastasia empfinde, jagt mir Angst ein. Aber, was mir noch mehr Angst macht, ist die Möglichkeit, dass sie meine Liebe nicht erwidert oder noch schlimmer, aufhört, mich zu lieben … Das schlimmste wäre, sie nicht mehr in meinem Leben zu haben. Ich muss sie mit Körper, Herz und Seele haben. Alles andere wäre zu wenig und würde mich zerstören …

Hat Benito Behar nicht geschrieben:

„Alles, was ich tue, ist meine Leidenschaft auszuleben und sie nennen es Sünde.

Alles, was ich tue, ist die Wahrheit zu erzählen und sie nennen mich einen Heuchler.

Alles, was ich fühle, sind Schmerz und Sorge und sie nennen es Liebe.

Alles, was ich tue, ist mein Herz zu öffnen und sie nennen es Poesie.“


Dieser arme Scheißkerl muss schwer verliebt gewesen sein! Willkommen im Club, du Trottel! Stell dich auf den Schmerz ein! Er ist immer da, 24 Stunden, 7 Tage! Wenn der Tag kommen sollte, an dem Anastasia “Ja” zu mir sagt, werde ich gleichzeitig als Poet enden … Ich halte inne. Was, wenn sie es nicht tut? Was passiert, wenn es das Ende ist? Wenn Flynn sagt, dass ich zu viel Scheiße mit mir herumtrage und sie denkt, dass es den Ärger nicht wert ist?

„Oh, scheiße!“ sage ich laut und Eleanor läuft rot an, als sie mein Epitaph hört. Wieder schreite ich auf dem Teppich auf und ab und mache Flynns Empfangsdame damit ganz nervös.

Nein! Nein! Nein! Nein! Sie ist ein Teil meines Lebens, ein Teil von mir, ein Teil meiner Seele! Egal, wo ich hinsehe, überall habe ich sie vor  Augen. Sie ist Teil meiner Hoffnungen und Träume und meine Zukunft … Ich bin nicht hergekommen und habe sie mitgebracht, damit sie mich verlässt! Ich bin nicht hier, um sie zu verlieren. Es wäre ein ziemlich kalter Tag in der Hölle, wenn sie mich heute verlässt!

Oh, Gott! Sie kann mich verletzen … Sie kann mich wirklich verletzen.. Ich weiß nicht, worüber sie da drin sprechen und winde mich hier vor Qual. Verdammt!

Vier Minuten! Vier ätzende Minuten!

Ich bin so verdammt eifersüchtig auf Flynn, dass er Zeit mit meiner Frau verbringt und das obwohl er mein Psychologe ist. Die Tatsache nicht dort drin zu sein, ist die reine Qual … Ich bin derjenige, der in sie verliebt ist, Gott verdammt nochmal!

Zwei Minuten … Jetzt ist die Zeit gekommen!

Ich gehe zu Flynns Büro und klopfe kräftig dagegen, zeige meine verdammte Verärgerung. Wie soll jemand verstehen, wie mich diese Liebe in meinem Inneren verbrennt? Ich bin ein Mann in Flammen! Ich betrete den Raum und blicke Anastasia und Dr. Flynn finster an.

„Willkommen zurück, Christian“, sagt Flynn lächelnd. Oh, halt die Klappe!

Ich glaube, die Zeit ist um, John“, sage ich demonstrativ.

„Beinahe, Christian. Setzen Sie sich doch wieder zu uns“, sagt er gemäßigt.

Nach der Qual der letzten achtundzwanzig Minuten halte ich es nicht eine Sekunde länger aus, ohne Anastasia zu berühren. Ich muss ihre Haut spüren. Ich setze mich neben sie auf die Couch, unsere Beine berühren sich, da unsere Hüften verbunden sind. Ich lege meine Hand auf ihr Knie, um Flynn zu zeigen, zu wem sie gehört. Ich kann nicht anders. Selbst wenn er eine Frau hat, die er liebt und er mein Psychologe ist, muss ich mein Revier markieren. Sie ist meine Frau! Meine Geliebte! Meine Freundin! Ich glaube, selbst Gott würde mir in diesem Punkt zustimmen. Ich bin nicht der erste verliebte Mann! Aber ich liebe Anastasia mit all meiner Leidenschaft, mit meinem Leben, meiner Seele, allem, was ich bin, abgefuckt oder auch anders. Hat König Salomon nicht die größte Liebe der Menschheitsgeschichte gelebt und es mit seiner Liebe in die Bibel geschafft? Warum sollte meine also keine biblischen Verhältnisse haben?

Flynn beäugt meine besitzergreifende Hand auf Anastasias Bein. Ja, sieh es dir genau an! Sie ist meine Frau!

„Haben Sie noch weitere Fragen, Ana?“, fragt er mit besorgter Stimme. Warum ist er besorgt? Was hat sie ihn gefragt? Oh, scheiße! Nervös schüttelt sie ihren Kopf.

„Christian?“

„Nein, heute nicht, John“, antworte ich und mein Blick verlässt Anastasias Gesicht nicht für einen Augenblick. Er nickt einfach nur.

„Es wäre vielleicht nützlich, wenn Sie beide noch einmal wiederkämen. Ich bin sicher, Ana hat noch weitere Fragen.“

Über was für Fragen redet er? Ich nicke enthusiastisch. Ohne zu blinzeln, blicke ich weiter Anastasia an, die rot anläuft, als sie Flynns Kommentar hört. Ist sie immer noch mit mir zusammen? Immer noch meine Geliebte, meine Freundin?

„Geht es dir gut?“ frage ich besorgt und mit leiser Stimme. Sie nickt und lächelt mich an. Schließlich atme ich aus. Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich die Luft angehalten habe. Ich fühle mich etwas besser. Beschwichtigend drücke ich ihre Hand. Aber am liebsten würde ich schnell mit ihr hier rauskommen und feststellen, wie es um uns steht.

Ich stehe auf und ziehe Anastasia auf ihre Füße.

Als wir gerade gehen wollen, erinnere ich mich an Leila. Mit leiser Stimme frage ich Flynn nach ihren Fortschritten. Er erzählt mir davon.

„Halten Sie mich auf dem Laufenden“, sage ich und er versichert es mir.

Dann wende ich mich Anastasia zu und frage, „Hast du jetzt Lust, deine Beförderung zu feiern?“ frage ich scharfzüngig. Sie versteht meinen Ton und nickt schüchtern.

Ich schaffe es gar nicht schnell genug aus Flynns Büro. Als die Tür gerade hinter uns zugeht und wir wieder auf der Straße sind, wende ich mich Anastasia zu und frage sie, wie es gelaufen ist.

„Es war gut“, sagt sie kryptisch.

Das wars? Gut? Mein Misstrauen wird größer und ich werde ängstlich und nervös.

Sie legt ihren Kopf schräg und sagt, „Sehen Sie mich nicht so an, Mr. Grey. Auf ärztliche Anweisung bin ich bereit, Ihnen einen Vertrauensbonus zu gewähren.“

Häh?

„Was? Was bedeutet das?“ Ich bin von ihrer ungezwungenen Haltung ganz überrascht.

„Das wirst du schon sehen“, sagt sie mit einem Glänzen in ihren Augen.

Komischerweise bringt mich ihre Antwort zum Lächeln. Aber ich schaffe es, meine Augen zusammenzukneifen und sie genau zu untersuchen. Schließlich öffne ich die Beifahrertür und befehle, „Steig in den Wagen.“

Bevor sie es schafft, in den Wagen zu steigen, fängt ihr Blackberry an zu klingeln. Sie wirft einen Blick auf das Display und wird ganz bleich. Wer ist es?

„Hi!“ sagt sie mit hoher Stimme. Soll ich raten, wer es ist? Eine männliche Stimme begrüßt sie und die Eifersucht schießt in meinen Körper. Argwöhnisch blicke ich sie an.

„José“, formt sie mit ihren Lippen. Verdammter Bastard! Wie viele Stressauslöser kann ich an einem Tag aushalten? Hinter meiner Mine verstecke ich meine Angst, aber meine Augen verraten mich.

„Entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe. Geht es um morgen?“ fragt sie ihn, aber ihr Blick ruht auf mir. Worum bittet sie mich?

Ich höre etwas von den Bildern, die ich gekauft habe. Es muss um die höfliche, persönliche Auslieferung von einem weiteren Verehrer gehen! Ich würde das Porto auch dreimal bezahlen, wenn er dort bleibt, wo er ist!

Aufgeregt räuspert Anastasia sich. Was zur Hölle fragt er sie?

„Na ja, ich wohne inzwischen bei Christian“, sagt sie, dreht sich und als sie mich ansieht, fügt sie hinzu, „Und er sagt, dass du auch dort übernachten kannst.“ Zum Teufel habe ich! Ich wurde in die Ecke gedrängt. Entweder bleibt er bei uns oder meine Freundin geht und übernachtet mit zwei Typen, die sie beide anschmachten! Kann ich nicht einmal eine Pause kriegen?

Ich presse meine Lippen aufeinander und Anastasia kriecht. Als der Arsch sie etwas anderes zu fragen scheint, dreht sie sich um und geht zur anderen Seite des Bürgersteigs.

„Ja“, antwortet sie auf eine Frage, die ich nicht hören konnte.

Sie verdreht ihre Augen und sagt, „Ernst.“ Ich wette tausend Dollar, dass sie über uns reden.

Sie zappelt auf der Stelle herum.

„Ja“, antwortet sie einsilbig. Ich glaube, das ist alles zu meinem Vorteil. Was soll ich denn nicht hören? Warum die Heimlichtuerei?

Sie atmet aus und sagt, „Natürlich, kann ich das“, sagt sie. Natürlich was?

Wieder hört sie ihm zu. „Ja, du kannst mich von Arbeit abholen.“ Großartig!

„Ich werde dir die Adresse schreiben.“ Wieder hört sie zu. Sie sprechen einen Zeitpunkt ab.
„Gegen 18.00 Uhr?“

Sie grinst von Ohr zur Ohr. Ich mag es nicht, wenn sie so auf einen anderen Mann reagiert. Ich bin nämlich der Meinung, ein Mann sollte einem anderen nie die Möglichkeit geben, seine Frau zum Lachen zu bringen! Das ist meine Aufgabe! Und nicht die von diesem Arsch!

„Prima. Bis Morgen“, sagt sie und legt auf.

Ich lehne mich gegen den Saab und verschränke die Arme vor der Brust.

„Wie geht es deinem Freund?“ frage ich gelassen.

„Gut. Er holt mich morgen vom Büro ab und geht mit mir etwas trinken. Willst du mitkommen?“

Ich versuche, die Situation abzuschätzen. Wird er eine Gefahr für Anastasia darstellen? Wenn es so ist, sollte ich auf jeden Fall dort sein. Wenn es nicht so ist, werde ich ihr zeigen, dass ich Zugeständnisse machen kann und sie sich ohne Probleme mit ihm treffen kann. Ich glaube, damit komme ich klar.

„Und du bist sicher, dass er nicht wieder versucht, dich anzumachen?“ frage ich lässig und versuche, ihre Haltung abzuschätzen.

„Nein! Natürlich nicht!“ antwortet sie fahrig. Das reicht mir.

Zustimmend hebe ich die Arme. „Okay. Du kannst mit José ausgehen und wir sehen uns dann später.“

Sie tritt einen Schritt zurück und sieht mich an, als würde sie fragen, ‚Wer bist du und was hast du mit Christian gemacht?‘ und bringt mich zum Grinsen.

„Siehst du? Ich kann auch ganz vernünftig sein“, sage ich grinsend.

Aber wie immer, wenn es um Anastasia geht, versuche ich die Grenzen auszutesten und eine Schwachstelle zu finden.

„Darf ich fahren?“ fragt sie aufgeregt. Okay, das hat nicht lange gedauert.

„Lieber nicht. Ich lasse mich nicht gern chauffieren“, antworte ich.

„Aber das ist nicht fair. Vertraust du meinen Fahrkünsten nicht? Heute Morgen ging es doch auch, außerdem scheinst du ja nichts dagegen zu haben, wenn Taylor hinterm Steuer sitzt“, sagt sie bockig.

„Ich habe vollstes Vertrauen in Taylors Fahrkünste.“ Sie sieht aus, als wäre sie bereit für einen Kampf. Sie stemmt ihre Hände in die Hüften.

„Mein Gott, Christian! Ich fahre seit meinem fünfzehnten Lebensjahr Auto. Dein Kontrollzwang kennt keine Grenzen!“ Ich zucke mit den Schultern, als wäre es etwas, dass mich nicht interessiert. Wütend kommt sie auf mich zu. Sie zeigt auf das Auto und zischt.

„Ist das mein Auto oder nicht?“ fragt sie mit fordernder Stimme.

„Ja, natürlich ist es dein Auto.“

„Dann gib mir bitte die Schlüssel. Ich bin erst zweimal damit gefahren, aber nur zur Arbeit und wieder nach Hause. Ich sehe nicht ein, wieso du den ganzen Spaß haben sollst“, sagt sie schmollend. Jesus! Sie ist so heiß, wenn sie wütend auf mich ist! So lebendig! So leidenschaftlich! Ich versuche, mein Lächeln zu unterdrücken.

„Aber du weißt ja gar nicht, wo wir hinfahren“, sage ich und versuche, ihren Plan zu Fall zu bringen.

„Also, Mr. Grey“, sagt sie sanft, ehe sie aufreizend weiterspricht. „Was das angeht, kannst du mich bestimmt aufklären. Bislang ist dir das ja sehr gut gelungen“, sagt sie, während sie mit den Fingern über die Kühlerhaube streicht und auf mich zukommt.

Wann hat sie gelernt, mich so zu verführen? Sie bringt mich zum Verstummen und meine Libido schießt in die Höhe, ‚Ich muss sie jetzt haben.‘ Ich kann sie nur anlächeln.

„Sehr gut gelungen, ja?“ frage ich und möchte, dass sie es noch einmal wiederholt.

Sie wird rot. „Meistens jedenfalls“, gibt sie zurück.

„Tja, Miss Steele, wenn das so ist, können Sie fahren“, sage ich, reiche ihr die Schlüssel und gehe um das Auto herum, um ihr die Fahrertür zu öffnen.




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„Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz und wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod, und Eifer ist fest wie die Hölle. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn, dass auch viel Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen, noch die Ströme sie ersäufen. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so gälte es alles nichts.“ *
*Song of Solomon (8:67)



1 comment:

Anonymous said...

Hi,
immer wenn ich die Bücher lese, hab ich mich gefragt was Christian wohl tut und denkt im Wartezimmer von Doc Flynn....es war herrlich seine Gedanken zu lesen....
Auch der Blick in sein Arbeitsleben war wieder so toll
Ich freu mich immer wie ein kleines Kind wenn es weiter geht
Gruß