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Sunday, August 31, 2014

BUCH II - Kapitel XV - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel XV

Qualen heben mich auf,

der Tod ist mir behilflich;

von allen Schmerzen, ist der größte Schmerz,

zu lieben und vergebens zu lieben.


„Ich hatte solche Angst“, ist alles, was ich hervorbringe. Ich hatte solche Angst, wie nie zuvor. Die Verlustangst war so qualvoll und unerträglich. Vor Erleichterung schluckt Anastasia heftig und Tränen steigen in ihre Augen. Ich blicke sie, ohne zu blinzeln, an und mit leiser und sanfter Stimme beginne ich zu sprechen. 

(You’re the Only Woman by Ambrosia)

„Als ich Ethan draußen vor der Tür gesehen habe, war mir sofort klar, dass dich irgendjemand in die Wohnung gelassen haben musste. Taylor und ich sind aus dem Wagen gesprungen. Wir wussten auf der Stelle, wer es gewesen sein musste, und sie dort stehen zu sehen – mit der Waffe, auf dich gerichtet. In diesem Moment bin ich tausend Tode gestorben, Ana! Sehen zu müssen, wie dich jemand bedroht … jemand dein Leben bedroht …“ Ich ersticke fast an meinen Worten und kneife meine Augen zusammen. Meine restlichen Gedanken kann ich nur noch flüstern. „Es war, als hätten sich all meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Ich war so wütend. Auf sie, auf dich“, sage ich, schlucke und starre sie an, „auf Taylor. Und auf mich. Ich glaube ich war auf die gesamte Welt wütend.“

Es fällt mir schwer, die Qual, die mein Herz verzehrt, in Worte zu fassen. Das Höllenfeuer brennt in mir. „Ich wusste ja nicht, wie aggressiv Leila sich verhalten würde. Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich habe mich so hilflos gefühlt!“ sage ich und blicke in ihre gequälten Augen. Ich will, dass sie mich versteht.  „Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde, Ana. Ich hatte solche Angst um dich.“ Ich halte inne, um meine Gedanken zu sortieren, meinen Herzschlag zu beruhigen. Ich blicke sie prüfend an, versuche abzuschätzen, ob ich sie erreiche.

Verständnisvoll schüttelt sie den Kopf und bedeutet mir, weiterzuerzählen. Sie möchte hören, was ich zu sagen habe. Erleichterung durchströmt mich.

Ich schlucke und erzähle weiter.

„Ich war völlig bestürzt, sie in diesem Zustand zu sehen und zu wissen, dass ich für ihren Geisteszustand mitverantwortlich sein könnte …“ Ich kann nicht weiter sprechen. Meine Abgefucktheit kommt an die Oberfläche, wie der Ölteppich auf dem Ozean. Mit beiden Händen reibe ich mir über mein Gesicht. Ich weiß, dass ich für ihren Zustand irgendwie mitverantwortlich bin. Der Gedanke quält mich.  „Du musst verstehen, Ana; sie war immer so quirlig, so verschmitzt“, sage ich. Ich nehme an, dass ich sie irgendwie gebrochen habe. Diese Vorstellung ist unerträglich und mein Bewusstsein belastet mich sehr. Ich fühle mich verantwortlich und das ist schrecklich qualvoll. Ich atme ein und unterdrücke mein Schluchzen. Die Schuld lastet schwer auf mir. In der Vergangenheit habe ich irgendetwas falsch gemacht und Leila damit Unrecht getan und dadurch Anastasia jetzt fast getötet. Ich wäre gestorben! Ich wäre der Tod auf Füßen! Mit schmerzverzerrtem Gesicht blicke ich sie an.

„Sie hätte dir etwas antun können. Und es wäre allein meine Schuld gewesen.“ Meine Sünden und mein Schicksal holen mich ein und ich musste es wieder in Ordnung bringen, es gerade rücken. Ich konnte Leila nicht so zerbrochen zurücklassen. Der Schrecken, dass sie in ihrem wahnsinnigen Geisteszustand eine Waffe hatte, versucht hat, sich durch Anastasia an mir zu rächen, ist grauenhaft. Ich glaube deshalb fokussiert sich der Mob, auf die Leute, die man liebt. Dich zu töten, würde für keine andauernde Qual sorgen. Was für eine prometheische Misere hätte ich durchlebt, wenn sie das getan hätte?

„Aber sie hat es nicht getan, Christian“, flüstert Anastasia. Und du bist schließlich nicht dafür verantwortlich, dass sie sich jetzt in diesem Zustand befindet“, sagt sie leidenschaftlich. Sie bedeutet mir, weiterzusprechen. Aber hinter ihren Augen versteckt sich immer noch diese Tristesse. Ihr Blick ist vor Sorge vernebelt, dass ich sie nicht will oder sie in Zukunft möglicherweise nicht mehr wollen würde. Wie könnte ich meine eigene Seele, mein eigenes Herz nicht wollen oder begehren? Ich brauche sie mehr, als meinen nächsten Atemzug! Wie kann sie das auch nur denken? Sie macht sich immer noch Sorgen über die Tatsache, dass ich sie nicht mehr im Apartment haben wollte. Verstehst sie nicht, dass Leila labil war und ich sie stabilisieren musste?

„Ich wollte dich nur aus dem Weg haben, Ana. Ich wollte dich aus der Schusslinie haben, aber du … Wolltest. Einfach. Nicht. Gehen“, zische ich. Ich hatte Angst, dass die Gefahr immer noch präsent war und Anastasias Anwesenheit, hat es mir schwer gemacht, mich zu konzentrieren. Sie verärgert mich immer. Ich schüttele meinen Kopf. Ich liebe sie so sehr. Es bringt mich um, dass sie diese einfache Tatsache nicht versteht. Alles, was ich tue, tue ich nur für dich! 

(Everything I Do by Bryan Adams)

Eindringlich sehe ich sie an. Ich möchte, dass sie versteht und meine Liebe spürt. „Anastasia Steele, du bist die starrköpfigste Frau, der ich je begegnet bin“,  sage ich, als ich meine Augen schließe und realisiere die eine Tatsache, die zählt: Sie macht mich mit einem Blick, einem Wort, unglaublich wütend; sie erregt mich, macht mich geil, indem sie auch nur eine Sekunde auf ihrer Lippe kaut; sie verärgert mich mit einem ihrer Blicke, und deshalb bin ich so wahnsinnig in sie verliebt … sie macht mich verrückt, verärgert mich, ist mein Allheilmittel und sie ist mein Leben. Sie bedeutet mir alles! Wenn ich sie verliere, würde ich alles verlieren … schließlich öffne ich meine Augen und blicke sie verzweifelt an. „Du wolltest also nicht weglaufen?“ frage ich.

„Nein!“ schreit sie bestimmt und tadelt mich.

Als ich meine Augen erneut schließe, ist es vor Erleichterung und nicht mehr vor Verzweiflung. Die Erleichterung durchströmt meinen gesamten Körper, entspannt mich zum ersten Mal an diesem beschissensten Tag meines Lebens. Aber der Gedanke und der Schmerz, dass ich ihrer nicht würdig bin, zeigt wieder seine hässliche Fratze und quält mich ungemein.

„Ich dachte wirklich“, sage ich und halte inne, „Ich dachte, du verlässt mich …“ Ich schaffe es nicht, diesen Satz zu beenden. „Sie mich an, Ana! Das bin ich. So, wie ich wirklich bin, mit allem Drum und Dran … und ich gehöre nur dir. Was muss ich tun, damit du das endlich begreifst?“ frage ich … „Ich GEHÖRE DIR ALLEIN.“  Erneut bohre ich meinen Blick in sie. „Was muss ich tun, damit du das endlich begreifst und verstehst? Ich will dich und zwar nur dich … auf jede erdenkliche Weise …“, sage ich leidenschaftlich. „Dass ich dich liebe?“, flüstere ich innig und begehrlich.

„Ich liebe dich auch, Christian!“ antwortet sie sofort. „Aber dich so zu sehen, ist …“, sagt sie, hält inne und erstickt fast an ihren Worten, als die Tränen erneut über ihre Wangen strömen. Ihre Lippen beben vor Kummer. Sie sieht verzweifelt aus und sie sieht aus, als würde sie sich vor Pein krümmen. „Ich dachte, ich hätte dich zerstört“, schluchzt sie und legt ihr Gesicht in ihre Hände.

Sofort strecke ich meine Arme nach ihr aus, ziehe ihr Hände von ihrem Gesicht und nehme sie in meine. „Baby, nein! Du hast mich nicht zerstört, Ana! Genau das Gegenteil ist der Fall.
Du bist nämlich mein Rettungsanker“, flüstere ich und küsse ihre Fingerknöchel und ihre Handflächen.

Ich möchte, dass sie mich besitzt … mich spürt … alles an mir. Langsam ziehe ich an ihrer rechten Hand und platziere sie auf meiner Brust, genau über meinem Herzen, sodass sie spüren kann, wie sehr es für sie schlägt. Mein Herz schlägt wie wild! Mein Blick ruht auf ihr, mein Kiefer angespannt und meine Zähne fest aufeinandergebissen. Ich will, dass sie mich berührt. Alles an mir. Keine Zone meines Körpers ist für sie verboten. Sie wird alles von mir bekommen! Ihre Miene verändert sich und ihr Blick ist gefüllt von Liebe und Ehrfurcht. Ihr Atem beschleunigt sich und ihr Brustkorb hebt und senkt sich in kurzen Abständen. Mit ihrem beschleunigten Puls passt der Rhythmus ihres Herzens nun genau zu meinem. 

(The Rhythm of My Heart by Rod Stewart)

Ich möchte, dass sie es ungehindert tun kann, ohne die Nötigung meiner Hand. Ich löse meine Hand und lasse sie spüren, wie wild mein Herz für sie schlägt, vor Liebe und vor Aufregung. Anastasia bewegt ihre Finger und fühlt mein Herz durch den dünnen Stoff meines Hemdes. Ich halte den Atem an, versuche mich an das Gefühl ihrer Hand auf meiner Brust zu gewöhnen, versuche meine Angst zu überwinden, die Furcht ein für alle Mal zu begraben. Als Anastasia meine Anspannung bemerkt, zieht sie ihre Hand etwas von meiner Brust zurück.

„Nein!“ sage ich vor Angst. „Nicht …“, sage ich schnell und presse ihre Hand mit meiner auf mein Herz. „Nein … du gehörst hierher“, sage ich schlicht. Wenn jemand zu meinem ganzen Körper gehört, dann ist es Anastasia. Er gehört ihr und sie kann damit tun, was sie möchte. Sie sieht mich an, rutscht näher an mich heran, sodass sich unsere Knie berühren. Sie hebt ihre andere Hand, blickt mir in die Augen und verdeutlicht ihre Absicht. Sie möchte mit beiden Händen meine nackte Brust berühren. Meine Angst wächst und meine Augen weiten sich. Auf diese Weise wurde ich schon sehr, sehr lange nicht mehr angefasst. Aber im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Anastasia mich berührt! Ich sehne mich nach dieser Verbindung mit ihr. Ich möchte, dass sie jeden Teil an mir besitzt, und mich vervollständigt.

Anastasias beginnt, mit ihrer linken Hand, die Knöpfe meines Hemdes aufzuknöpfen. Es fällt ihr ziemlich schwer, diese Aufgabe mit nur einer Hand zu erledigen. Der Schatten eines kleinen Lächelns zeichnet sich auf meinen Lippen ab. Sie bewegt ihre rechte Hand und lässt mich wissen, dass sie gerne beide Hände benutzen würde. Ich löse meine Hand von ihrer und nun beginnt sie einen Knopf nach dem anderen zu öffnen. Wir blicken einander in die Augen, unsere Verbindung ist eingerichtet. Gott! Es gibt nicht eine Sache oder eine Person, die ich mehr liebe, als diese Frau!

Schließlich hat sie alle Knöpfe geöffnet und ungehinderten Zugang zu meiner Brust. Ich schlucke heftig und mein Atem beschleunigt sich, um meinem gestiegenen Puls gerecht zu werden. Meine Lippen sind leicht geöffnet und meine Augen weiten sich. Das ist es! Sie sieht mich an, sucht meine Zustimmung, versucht herauszufinden, was ich will. Ich brauche das! Ich brauche diese Verbindung. Sie streckt ihre Hände aus, berührt mich aber noch nicht. Sucht immer noch, versucht mich zu verstehen, versucht zu verstehen, ob ich sie dies freiwillig tun lasse. Ihr Blick ist suchend, fragend. Sie kommuniziert allein mit ihren Blicken. Ihre Hände ruhen genau über meiner Brust, genau über der einstigen verbotenen Zone. Ich neige meinen Kopf zur Seite, wappne mich, erwarte ihre Berührung. Mein Körper ist angespannt und die Anspannung strömt durch meine Poren, stark und fühlbar. Die Angst versucht mich zu verzehren. Die Angst der vergangenen Qualen, Angst, davor, was vielleicht an die Oberfläche kommt, Angst der Hilflosigkeit. Aber ich kann diese Ängste nicht mit Anastasia verbinden. Sie ist das Wunder, das mich vor diesen Ängsten retten muss!

Anastasia berührt mich nicht. Ihre Hände schweben immer noch zögernd; vorsichtig darauf bedacht, mich nicht zu berühren.

„Ja.“ Ich gebe ihr meine Zustimmung. Fass mich an, Ana! 

(You Put a Move on My Heart by Tamia)

Sie streckt ihre Fingerspitzen aus und streift mein Brusthaar, jedoch immer noch ohne meine Haut zu berühren. So zärtlich, so behutsam. Ihre Finger streichen von meiner Brust hinunter zu meinem Brustbein. Ich schließe meine Augen und in mir prallen Qual und Lust aufeinander. Ausnahmsweise wird meine Zukunft über meine abgefuckte Vergangenheit siegen. Mein Gesicht ist von dem Kampf, der in mir tobt, verzehrt, versuchz die qualvollen Erinnerungen an den Zuhälter zu verdrängen. Anastasia zerstört seinen Hass, seinen Missbrauch und seine Feindlichkeit mit ihrer Liebe. Der Kampf ist schmerzvoll. Wieder einmal bin ich zwischen meiner schmerzhaften Vergangenheit und meiner liebevollen Zukunft gefangen!

Als Anastasia den Kampf, der in mir wütet, bemerkt, zieht sie ihre Finger von meiner Brust zurück, hebt sie hoch und beraubt mich ihrer Berührung. Ich greife ihre Hand und lege sie auf meine nackte Brust. Sie muss es tun! Sie ist diejenige, die diesen verdammten Fluch, der mein ganzen Leben geschnürt hat, zu brechen.

„Nein“, befehle ich ihr mit immer noch angespannter Stimme. Der Kampf in mir tobt noch immer. „Ich muss es schaffen …“ Wieder berühren mich ihre Finger und ich kneife meine Augen so fest zusammen, dass noch nicht einmal das Licht durch meine Augen dringen kann. Langsam wandern Anastasias Finger über meine Brust, erfahren meine Konturen, spüren meine verbotene Zone zum ersten Mal und machen sich zum ersten Mal mit meinem Körper vertraut. Langsam öffne ich meine Augen, um sie anzusehen. Meine Augen glühen vor Hitze. Die Angst versucht sich wieder an die Oberfläche zu arbeiten, aber die Liebe, die ich für Anastasia empfinde, und die Liebe, die sie mir entgegenbringt, sind einfach überwältigend. Mein Mund erschlafft schließlich und dieser überwältigende Kampf bringt mich zum Keuchen. Der Geist meiner Vergangenheit kämpft mit dem Schmerz und die Liebe zu Anastasia mit der Lust. Die ultimative Schmerz und Lust Zone. 

(The Lady in My Life by Michael Jackson)

Anastasias Haltung verändert sich, sie erhebt sich auf ihre Knien und hält meinem Blick stand; sie will mich küssen … auf meine Brust. Ich bewege mich nicht. Ich erlaube ihr, mich zu küssen. Schließlich beugt sie sich nach vorn und sanft wie ein Schmetterling, küsst sie mich auf die Stelle über meinem Herzen. Ihre sanften Lippen fühlen sich durch ihre Tränen noch viel weicher auf meiner Brust an. Die Empfindungen, die ich durch diese simplen Berührungen erfahre, sind die gewaltigsten, die ich je gespürt habe. Der Schmerz und die Lust, die ich empfinde sind jenseits von Gut und Böse! Ein würgendes Stöhnen entweicht meinen Lippen. Anastasia nimmt es lediglich als Schmerzenslaut wahr und setzt sich auf. Nein!


  
„Nochmal“, flüstere ich, während ich meine Augen noch immer fest zusammenkneife. Sie beugt sich wieder zu mir und küsst eine meiner Narben, die der Zuhälter mir zugefügt hat, indem er seine Zigarettenstummel ausgedrückt hat. Ich stöhne laut und plötzlich empfinde ich dieses Gefühl der Liebe für Anastasia, wie ich es noch nie zuvor getan habe. Ehe ich mich versehe, schließe ich sie in meine Arme. Meine rechte Hand wandert in ihr Haar, zieht ihren Kopf hoch, um meinen Lippen kraftvoll und energisch zu begegnen. Meine Lippen und mein Mund sind beharrlich, fordernd, begierig, unersättlich und hungrig. Hungrig nach ihrer Zuneigung; ihrer Liebe. Sie begegnet meinem fordernden Kuss mit demselben Hunger und Wildheit. Ihre Hände bahnen sich ihren Weg in mein Haar, krallen sich fest hinein und versuchen uns miteinander zu vereinen. Wir küssen uns, als wäre dies, der letzte Tag auf Erden, als gäbe es kein Morgen mehr; unsere Liebe ist bindend, verzehrend und unglaublich heilend.

Völlig außer Atem ziehe ich mich zurück, drehe Anastasia herum und drücke sie unter mir auf den Boden. „Oh, Ana“, flüstere ich und auf ihrem Gesicht zeichnet sich nichts als Liebe und Begehren für mich ab. Ihre Hände umschließen mein Gesicht und ihre Daumen streichen über meine Wangen. Ich fühle mich überwältigt, überwältigt vor Liebe, überwältigt vor Lust, überwältigt, dass sie mich trotz der Tatsache, dass ich total abgefuckt bin, will. Die Empfindungen sprudeln über, explodieren in meinem Inneren und die Tränen beginnen über meine Wangen zu laufen. Schließlich hat die Liebe, ihre Liebe, es geschafft, die Angst aus meinem Inneren zu waschen.

„Bitte Christian, nicht weinen“, fleht sie mich an. „Ich habe doch gesagt, dass ich dich niemals verlassen werde. Das war ernst gemeint. Wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass es nicht so ist, tut es mir Leid … Bitte Christian, bitte, verzeih mir. Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben“, sagt sie leidenschaftlich. 

(I Will Always Love You by Whitney Houston)




Ihre Liebeserklärung versengt mein Herz vor Schmerz. Meine Miene verhärtet sich und nimmt einen qualvollen, betrübten Ausdruck an. Sie kennt immer noch nicht mein schlimmstes Geheimnis … Ich bin schlecht …Ich bin sehr, sehr schlecht!

„Was ist?“ fragt sie. Ich schlucke. Der Schmerz, dieses dunkle Geheimnis vor Anastasia zu verbergen, ist schmerzhaft.

„Christian, was hast du für ein Geheimnis, dass du glaubst, ich würde schreiend davonlaufen, wenn du es mir verrätst? Dass du so sicher bist, ich würde dich auf der Stelle verlassen?“ bettelt sie mit bebender Stimme.

„Bitte,  sag es mir, Christian, bitte …“, bettelt sie.

Augenblicklich setze ich mich auf. Ein weiterer Kampf wütet in mir. Ich kreuze meine Beine und sie setzt sich ebenfalls auf, streckt ihre Beine aus. Bein Blick ruht auf ihr. Ich kämpfe immer noch mit mir, ob ich ihr mein dunkelstes Geheimnis offenbaren soll oder nicht. Meine Seele fühlt sich wie die Wüste, die sie nun einmal ist, an. Meine Augen spiegeln diese Verlassenheit wider. Ich weiß nicht, wie ich ihr das offenbaren soll. Es ist die Hölle … ich bin die Hölle. Ich bin so ein Freak, ein abgefuckter Typ.

„Ana.“ Ich bin kaum in der Lage, zu flüstern. Ich schließe meine Augen, atme tief ein und schlucke. Ich gebe ein stummes Gebet ab, dass sie mich nach meiner Offenbarung immer noch liebt. Ich öffne meine Augen und offenbare ihr mein letztes Geheimnis.

„Ich bin Sadist, Ana“, sage ich betrübt. „Ich stehe darauf, kleine, zierliche Brünette auszupeitschen, weil ihr alle genauso ausseht wie die Crackhure – meine leibliche Mutter. Ich bin sicher, du kannst dir denken, wieso“, sage ich in einem Atemzug. Ich liebe sie; ich möchte offen mit ihr sein, keine Geheimnisse vor ihr haben und das war der letzte Scheiß, den ich ihr vorgehalten habe. Jetzt erwarte ich eigentlich, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Stück Scheiße! Wie der Zuhälter gesagt hat. Ich zerschmettere meine eigene verdammte Welt, aber ich schulde Anastasia die Wahrheit. Ich nehme an, dass sie mich in der Sekunde verlassen wird, in der sie registriert, was ich ihr gerade gesagt habe, wenn sie den Schock überwunden hat. Ich schlucke, meine Augen sind weit aufgerissen, mein Herz in der Hand, bereit in tausend Stücke zerbrochen zu werden. Ich warte darauf, dass sie aufsteht und so schnell davonrennt, wie sie ihre Beine tragen können. 

(Without You by Mariah Carey)

Sie gafft mich an, verloren, besorgt, betrübt, aufgebracht, fassungslos und verwirrt. Sie schafft es, all diese Emotionen in nur einen Blick zu packen. Sie sieht aus, als hätte ich gerade ihre Welt auf den Kopf gedreht, was ich natürlich getan habe.

„Aber …“, sie hält inne, „du hast doch gesagt, du wärst kein Sadist“, flüstert sie. Ich habe nie gesagt, dass ich es nicht bin. Ich habe nur nicht gesagt, dass ich es bin; ich habe diese Information einfach ausgelassen, weil ich sie so verzweifelt gewollt habe, so sehr wie ich noch nie etwas in meinem Leben gewollt habe.

„Nein“, antworte ich. „Ich habe gesagt, ich sei dominant. Ich habe dir nur die halbe Wahrheit erzählt, Ana. Es tut mir leid“, sage ich und blicke reuevoll auf meine Hände hinab. Ich habe Angst  davor, herauszufinden, wie sie reagieren wird. Wenn sie bis jetzt noch nicht weggerannt ist, wird sie es sicherlich jeden Augenblick tun. In meinem Kopf spreche ich mir immer wieder folgenden Satz vor: Ich kann das nicht vor ihr verstecken. Sie verdient Besseres von mir. Bitte lauf nicht weg. Bitte lauf nicht weg. Bitte lauf nicht weg, Ana!

„Als du mir diese Frage gestellt hast, hatte ich noch eine völlig andere Beziehung zwischen uns im Sinn“, murmele ich mit sanfter Stimme.

Ein trauriges Wimmern entweicht ihren Lippen.

„Also stimmt es doch“, flüstert sie. Ihr Blick begegnet meinem, zutiefst bekümmert. „Ich kann dir nicht geben, was du brauchst“, murmelt sie. „Wie könnte ich auch? Natürlich …“, sagt sie leise, kaum zu hören. Ihre Miene verhärtet sich und mein Herz fällt in sich zusammen.

„Nein! Nein! Nein! Nein! NEIN! Ana! Nein! Das kannst du und du gibst mir, was ich brauche …“ Ich balle meine Hände zu Fäusten, so sehr, dass meine Knöchel bereits hervortreten. „Bitte, glaub mir! Bitte, Ana!“ flüstere ich leidenschaftlich.

„Im Moment weiß ich nicht, was ich glauben soll, Christian. Das ist alles so verdammt
abgefuckt“, flüstert sie erstickt. In ihren Augen schwimmen bereits die Tränen. 

(Sorrow from the Gladiator)

Ich will, dass sie weiß, dass ihr Liebe mich verändert hat.

„Bitte Ana, glaub mir doch! Nachdem ich dich bestraft hatte und du mich verlassen hast“, sage ich und ersticke fast an diesen Worten. Die schrecklichen Gefühle bahnen sich ihren Weg zurück. „hat sich mein gesamtes Weltbild verschoben. Wirklich alles! Ich habe dir bereits gesagt, dass ich alles tun würde, um nicht noch einmal diese Gefühle erleben zu müssen.“ Ich flehe sie an, schmerzvoll und betrübt. „Es war eine Offenbarung für mich, zu hören, dass du mich liebst. Niemand hat das jemals zu mir gesagt. Es war, als hätte ich erst dadurch mit etwas abschließen können. Vielleicht warst auch du diejenige, die diesen endgültigen Abschluss herbeigeführt hat, ich weiß es nicht. Darüber reden Dr. Flynn und ich uns im Moment die Köpfe heiß“, offenbare ich ihr.

Schließlich zeichnet sich auf ihrem Gesicht ein leiser Hoffnungsschimmer ab … Hoffnung für uns. „Was bedeutet das für uns?“ flüstert sie. 

(Now We Are Free from the Gladiator)

„Es bedeutet, dass ich diese Dinge nicht unbedingt brauche. Zumindest jetzt nicht.“ Niemals. Ich wurde von meinen eigenen Grenzen befreit. Sie sieht mich zweifelnd an. Aber woher weißt du das? Wie kannst du dir da so sicher sein?“ fragt sie.

„Ich weiß es einfach. Die Vorstellung, dir wehzutun …“, sage ich schmerzhaft. „Ich meine, dir wirklich wehzutun. Auf welche Weise auch immer … ist abscheulich“, sage ich mit loderndem Blick. Ich werde nicht zulassen, dass sie irgendjemand verletzt, vor allem ich nicht!

„Aber ich verstehe das nicht. Was ist mit den Linealen, dem Versohlen und all der anderen perversen Scheiße?“

Ich fahre mir mit den Händen durchs Haar und seufze reumütig. „Ich rede von den richtig
heftigen Sachen, Anastasia. Du solltest mal sehen, was ich mit einem Rohrstock oder einer Katze so alles anstellen kann“, sage ich. Sie sieht mich schockiert an und ihr steht der Mund offen. „Lieber nicht“, keucht sie mit weit aufgerissenen Augen.

„Ich weiß“, antworte ich. Ich weiß, dass sie nicht Teil dieses Lebens sein möchte und es macht mir nichts aus. „Wenn du es auch gewollt hättest, wunderbar … aber du willst es nicht, und das kann ich verstehen. Ich kann all diese abartigen Dinge nicht mit dir machen, wenn du es nicht willst. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Du hältst die Fäden in der Hand. Und jetzt, da du zu mir zurückgekommen bist, verspüre ich diesen Drang plötzlich nicht mehr, Ana. Nichts.“

Diese Offenbarung erschreckt Anastasia, aber sie stellt bereits die nächste Frage. „Aber als
wir uns kennen gelernt haben, hast du dir genau das gewünscht, richtig?“ fragt sie.

„Ja. Zweifellos“, antworte ich.

„Wie kann dieser Drang auf einmal verschwinden, Christian? Wie eine Art Wunderkur, als wärst du plötzlich … in Ermangelung einer anderen Bezeichnung … geheilt? Das verstehe ich nicht.“

 Ich seufze. Natürlich bin ich nicht geheilt. Aber mit Anastasia bin ich auch nicht krank.

„Na ja, als geheilt würde ich es nicht bezeichnen …“, sage ich und bin nicht in der Lage, meinen Satz zu beenden. Sie blickt mich so ungläubig an. „Du glaubst mir kein Wort, stimmt’s Ana?“ frage ich mit flehender Stimme.

„Ich finde es nur unglaublich. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“

„Anastasia, hättest du mich nicht verlassen, würde ich wahrscheinlich auch nicht so empfinden. Mich zu verlassen, war das Beste, was du für uns tun konntest … für unsere Beziehung. Erst dadurch ist mir klar geworden, wie sehr ich dich will. Nur dich allein und nicht diese ganze perverse Scheiße. Und wenn ich sage, dass ich dich in jeder Hinsicht will, ist das mein voller Ernst“, sage ich aufrichtig. Sie ist alles, was ich will. Ich will all das sein, was sie will, was sie braucht. Ich möchte Anastasia würdig sein. Ich möchte der einzige Mann sein, den sie braucht. 

(All the Man That I Need by Whitney Houston)

Sie sieht mich verwirrt und sprachlos an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht verrät mir, dass sich bei ihr heftige Kopfschmerzen zusammenbrauen. Sie versucht, den ganzen Scheiß, den ich mitbringe, zu verarbeiten. Wenn sie es doch nur schaffen könnte.

„Du bist immer noch da“, sage ich leise, da ich erwartet habe, dass sie davonläuft und nie wieder zurückblickt. Sie hat das Recht, es zu tun und ich schulde ihr diese Information. Ich hätte nicht damit leben können, es ihr zu verschweigen.  Wenn sie das letzte dunkele Geheimnis meiner bedeutungslosen Seele nicht kennen würde. „Ich war mir sicher, dass du inzwischen längst schreiend zur Tür hinausgelaufen wärst“, flüstere ich.

„Warum sollte ich das tun, Christian?“ scheltet sie mich wütend. „Weil ich dich für einen kranken Perversen halte, der darauf steht, Frauen, die genauso aussehen wie seine Mutter, auszupeitschen und sie danach zu ficken? Wie kommst du bloß darauf, Christian?“, faucht sie mich an und ich werde ganz blass. Ich habe es verdient, natürlich. Aber es aus Anastasias Mund zu hören, tut trotzdem weh. Liebe tut so verdammt weh!

„Ich hätte es vielleicht nicht ganz so derb ausgedrückt, aber im Grunde hast du Recht“, schaffe ich es verstört zu antworten. Wieder einmal bemerke ich, dass Anastasia mich allein mit Worten und nicht nur mit Taten verletzen kann; selbst wenn sie begründet sind. Sie ist die einzige, die das Potenzial hat, mich auf mehrere Arten zu verletzen; mein Leben ist von ihr abhängig. Sie kann es zerstören, indem sie mich einfach verlässt oder mich aufbauen, indem sie mich einfach nur anlächelt.

Mein Blick ruht unerschütterlich auf Anastasia. Ich blinzele nicht, und blicke sie erwartend an. Ich liebe sie, verdammt noch mal! Liebst du mich auch und baust mich wieder auf oder lässt du mich in meiner persönlichen Hölle zurück, Ana? Sag es mir! Ich blicke sie flehend an.

Sie seufzt und schüttelt ihren Kopf.

„Ich bin hundemüde, Christian. Können wir morgen darüber reden? Ich will jetzt ins Bett.“

Häh? Wie bitte? Ich habe erwartet, dass sie abhaut und nie wieder zurückblickt. Überrascht, schockiert, glücklich, erleichtert und ermutigt frage ich, „Du gehst also doch nicht?“

„Willst du denn, dass ich gehe?“ fragt sie besorgt. Natürlich nicht! Ich habe mich davor gefürchtet; ich musste einfach ehrlich zu ihr sein, offen in allen Belangen.

„Nein, Baby! Will ich nicht. Ich dachte nur …“ Bestürzt schließe ich die Augen. Daraufhin öffne ich sie wieder und blicke sie verzweifelt an, „Ich dachte, du würdest auf der Stelle davonlaufen, wenn ich dir mein schlimmstes Geheimnis verraten habe.“

Sie sieht mich voller Liebe an, aber auch verwirrt und völlig frustriert. Ich liebe sie so sehr! Mein Herz gehört und wird auch immer Anastasia gehören … Wenn es um Anastasia geht, kommen meine selbstsüchtigen Eigenheiten zum Tragen, ich möchte sie ganz für mich allein haben. Meine Gefühle für sie sind so inbrünstig. Meine ständige Angst, dass sie irgendwann glauben könnte, dass die ganze Last, die ich mit mir rumschleppe zu viel ist, macht mich unsicher. Wenn es um unsere Beziehung geht, mache ich häufig genug Fehler. Es ist einfach alles so neu für mich. Wenn ich wütend werde, was ziemlich oft passiert, fühle ich mich völlig außer Kontrolle, obwohl ich mein Bestes gebe, mich zu beherrschen und mich daran zu erinnern, dass Bestrafungen keine Möglichkeit sind. Und Anastasia kann mit mir umgehen und mich beruhigen wie niemand sonst! Sie kennt meine schlimmsten Seiten und liebt mich dennoch. Sie ist enttäuscht, aber liebt mich trotzdem!

Trotzdem mache ich mir Sorgen, dass sie mich verlassen könnte. Sie hat mich schließlich schon einmal verlassen, obwohl sie mir ihre Liebe erklärt hat.

„Verlass mich bitte nicht“, bettele ich sie an. Ich werde alles tun; ich werde für sie kämpfen. 

(Way of My Life by John Meyer)

Sie sieht mich völlig gefrustet an, kneift ihre Augen zusammen und schreit:

„Oh Herrgott, Christian! Ich sage es noch einmal – nein! Ich werde nicht gehen!“ Ihr Geschimpfe ist der willkommenste Klang auf der ganzen Welt.

„Wirklich?“ frage ich erleichtert.

Ihr Gesicht nimmt einen belehrenden Ausdruck an. Streng, entschlossen und bestimmt. „Was muss ich tun, damit du begreifst, dass ich nicht davonlaufe? Was soll ich sagen, damit du mir glaubst?“ fragt sie entnervt.

Es gibt nur eine Sache, die sie tun kann … Es gibt eine Frage, auf die sie antworten kann. Genau genommen braut sich diese Idee schon längere Zeit in meinem Kopf zusammen. Ich habe auf bessere Umstände gehofft, aber es muss jetzt sein. Wieder steigt die Angst in mir auf und das Gefühl ihrer nicht würdig sie zu sein, ist allgegenwärtig. Aber ich habe ein selbstsüchtiges Herz. Es will, was es will, was es begehrt. Und das Objekt meiner Begierde steht genau vor mir. Ich schlucke, als wäre es ein unerreichbares Ziel, aber eines, für das ich sterben würde.

Ich schlucke. „Es gibt da durchaus etwas, dass du tun kannst, damit ich dir glaube, Anastasia“, sage ich.

„Was?“ blafft sie mich an und verliert die Geduld.

„Heirate mich“, flüstere ich. „Werde meine Frau.“

„Was?“ Sie klingt wie vor den Kopf geschlagen. Das hat sie nicht erwartet. Sie ist sich nicht sicher, ob sie mich richtig verstanden hat. Sie kaut heftig auf ihrer Lippe. Nicht, weil sie nachdenkt, sondern um sich vom Lachen abzuhalten! Lauthals zu lachen! Sie lacht völlig hysterisch über meinen Antrag! Sie lacht so sehr, dass sie rückwärts auf den Boden kippt und vor Lachen johlt! Ich bin froh, dass ich etwas zu ihrer Unterhaltung beitragen kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob meine Gefühle der Grund für ihren Spott sein sollen. Verspottet sie mich? Ist mein Antrag so lächerlich für sie? Ihre Arme bedecken ihr Gesicht und versuchen ihre überwältigen Gefühle zu verbergen. Ich weiß, dass sie einen aufreibenden Abend hatte, aber komm schon Ana, du verletzt mein Ego!

Als ihr Lachen langsam verebbt und sich der Klang ihrer Hysterie in Geschrei verwandelt, hebe ich ihre Arme von ihrem Gesicht. Sie dreht sich um und blickt mich an. Wir hatten beide einen harten Abend. Ich drehe meine Hand herum und wische ihr die Tränen von den Wangen.

„Sie finden meinen Antrag also lustig, Miss Steele?“ frage ich und versuche meinen Schmerz zu verstecken. Aber sie versteht es. Irgendwie tut sie das immer. Sie streckt ihre Hand aus und streicht mir sanft über meine Wange, fühlt die Stoppeln, die seit heute Morgen gewachsen sind. Ich lehne mein Gesicht in ihre Berührung.

„Oh Mr. Grey.“ Sie seufzt und schüttelt ihren Kopf. „Christian, dein Timing ist zweifellos …“, sie hält inne und ist nicht in der Lage, ihren Satz zu beenden. Ihr fehlen die Worte.

Ich grinse sie an, aber es ist nur zu ihrem Nutzen. Ich möchte sie auf jede erdenkliche Weise. Aber nun scheint sie meine Gefühle nicht zu erwidern. Tatsache ist, dass ich mich zurückgewiesen, abgelehnt und ungewollt fühle. Ich fühle mich völlig leer, als ich meine Hand nach ihr ausstrecke und nichts als Luft vorfinde. Meine Augen hintergehen mich, hintergehen meine Gefühle.

„Deine Reaktion hat mich tief getroffen, Ana. Willst du mich heiraten?“ frage ich leidenschaftlich. Bitte sag ja, Baby! Bitte sag ja! 

(I Melt With You Nouvelle Vague)

Sie setzt sich auf und beugt sie über mich. Als sie ihre Hände auf meine Knie legt, blickt sie mir in die Augen und seufzt. „Meine Güte, Christian! Du weißt, was für einen beschissenen Abend ich hatte. Ich wurde heute Abend von deiner durchgeknallten Ex mit einer Waffe bedroht. Ich wurde aus meiner eigenen Wohnung geworfen und musste zusehen, wie du mir gegenüber komplett ausflippst, all deine fünfzig Facetten zum Vorschein gekommen sind …“ beginnt sie mit ihren Beschuldigen. Ich öffne meinen Mund, um ihr zu widersprechen, aber Anastasia hält ihre Hand hoch, um ihren Gedanken zu Ende zu bringen. Ich schließe meinen Mund und lasse sie aussprechen.

„Christian, Baby. Du hast mir etwas zugegebenermaßen ziemlich Schockierendes über dich verraten, und jetzt fragst du mich, ob ich dich heiraten will. Offen gestanden, bin ich gerade ein bisschen überwältigt“, erklärt sie.

Natürlich hat sie Recht. Also ist es kein ja, aber auch kein nein. Ich schüttele meinen Kopf. „Ja, ich denke, das ist eine ziemlich treffende und akkurate Zusammenfassung der Situation“, stimme ich zu.

Schließlich lächelt sie mich an und gibt mir meine eigenen Worte zurück. „Was ist aus Ihrer Schwäche fürs Hinauszögern geworden, Mr. Grey?“

„Ich habe meine Meinung geändert und bin jetzt überzeugter Verfechter der sofortigen Belohnung. Carpe diem, Ana“, flüstere ich. Nutze den Tag

(Notion by Kings of Leon)

„Okay, Christian, ich kenne dich seit gefühlten drei Minuten, und es gibt noch so viele Dinge, die ich wissen muss. Ich habe zu viel getrunken, bin hungrig und müde und will ins Bett. Ich muss über deinen Antrag genauso nachdenken, wie ich über diesen Vertrag zwischen uns nachgedacht habe“, erklärt sie. Dann nimmt ihr Gesicht plötzlich einen verstimmten Ausdruck an. Sie presst ihre Lippen aufeinander. „Und außerdem …“, murmelt sie und schüttelt enttäuscht ihren Kopf,  „war er nicht gerade romantisch.“

Oh! Okay! Damit kann ich leben. Wenn ich sonst schon nichts bin, ein schneller Lerner bin ich auf jeden Fall. Ich lege meinen Kopf schräg und ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Ein berechtigtes Argument, wie immer, Miss Steele“, flüstere ich erleichtert. „Also ist es kein Nein?“ fragt sie.

Anastasia seufzt entnervt. „Nein, Mr. Grey, es ist kein Nein, es ist aber auch kein Ja.“ Sie scheint an meinen Absichten zu zweifeln und fügt an,  „Du fragst mich nur, weil du Angst hast und mir nicht vertraust.“

Das stimmt nicht, Ana!

„Nein, ich frage dich, weil ich endlich jemanden gefunden habe, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will“, sage ich inbrünstig. Anastasia fällt die Kinnlade herunter. Ich habe sie noch ein weiteres Mal an diesem Abend schockiert.

Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte, die richtige zu finden“, sage ich völlig verliebt, und aufrichtig mit meinen Gefühlen. Anastasia starrt mich weiterhin an. Sie blinzelt und schließlich schafft sie es, ein paar Wörter aneinander zu Reihen, die irgendwie Sinn ergeben.

„Christian, darf ich in Ruhe darüber nachdenken, bitte? Und über alles andere, was heute passiert ist? Was du mir gerade gesagt hast? Du hast mich darum gebeten, geduldig zu sein und Vertrauen zu haben. Genau das brauche ich jetzt von dir, Grey. Du kannst dich jetzt erkenntlich zeigen“, murmelt sie.

Ich suche ihr Gesicht nach Hinweisen ab, dass sie mir keine Abfuhr erteilt, nicht Nein sagt. Als ich mir sicher bin, dass es nicht so ist, fühle ich mich erleichtert, beuge mich zu ihr vor und streiche ihr mit intimer Geste eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Zustimmend nicke ich. „Okay, Ana, damit kann ich leben“, antworte ich. Natürlich hat sie Recht. Anastasia ist der Herzchen und Blümchen Typ und mein Antrag war ganz bestimmt nicht so. Nachdem ich sie sanft auf ihre Lippen geküsst habe, flüstere ich, „Nicht besonders romantisch, ja?“ Sie schüttelt ihren Kopf. „Du willst Herzchen und Blümchen?“ frage ich leise und kenne bereits ihre Antwort. Sie nickt und ich lächele erleichtert. Sie wird also wirklich über meinen Antrag nachdenken. Ich könnte einen Freudentanz machen! Alles, was ich tun muss, ist sie absolut umzuhauen … Herzchen und Blümchen, Herzchen und Blümchen, Herzchen und Blümchen für Ana.

„Du hast Hunger?“ frage ich.

„Ja“, antwortet sie. Oh, verdammt! Sie hatte die ganze Zeit über Hunger? Es ärgert mich, und außerdem hat sie getrunken!

„Das heißt, du hast wieder mal nichts gegessen“, erkläre ich. Ich blicke sie tadelnd an. Warum hat sie exzessiv getrunken, ohne zu essen? Ich habe es ihr schon einmal gesagt. Meine Miene verhärtet sich und ich kneife meine Augen zusammen.

„Natürlich habe ich nicht gegessen“, sagt sie und setzt sich auf ihre Fersen zurück. Sie verschränkt ihre Arme, wappnet sich für den Kampf mit mir.  „Aus meiner Wohnung geworfen zu werden, nachdem ich zusehen musste, wie mein Freund seiner Exsub zärtlich das Köpfchen streichelt, hat mir zugegebenermaßen den Appetit verdorben“, antwortet sie eisig und starrt mich teilnahmslos an. Natürlich hat sie Recht. Ich wollte schließlich auch nichts essen, als mich Mrs. Jones danach gefragt hat. Ich stehe auf und strecke ihr meine Hand hin, ziehe sie auf ihre Füße.

„In Ordnung, dann mache ich dir kurz etwas zu essen.“

„Oh“, stöhnt sie. „Kann ich nicht einfach ins Bett gehen?“,  fragt sie und ihre Hand ruht noch immer in meiner. Ich kann nicht anders. Wenn ich weiß, dass sie Hunger hat, kann ich sie nicht einfach so ins Bett gehen lassen. „Nein, Baby. Du hast Hunger und du musst etwas essen. Komm“, sage ich und führe sie in die Küche und setze sie auf einen Barhocker. Ich gehe zum Kühlschrank und hoffe darauf, etwas zu finden, dass ihr Interesse weckt.

„Oh Christian, ich bin nicht mehr hungrig“, sagt sie. Natürlich hast du Hunger, Baby. Ich ignoriere ihre Beschwerden.

„Käse?“ frage ich. Etwas Leichtes.

„Nicht um diese Uhrzeit“, antwortet sie.

„Brezeln?“

„Aus dem Kühlschrank? Nein, danke“, sagt sie brüsk.

„Magst du etwa keine Brezeln?“ Ich wende mich ihr zu und lächele sie an.

„Nicht um halb zwölf abends. Ich gehe jetzt ins Bett, Christian. Du kannst gern die ganze Nacht lang im Kühlschrank herumstöbern, wenn du Lust hast. Ich bin müde, außerdem habe ich einen Tag hinter mir, der eindeutig zu aufschlussreich für meinen Geschmack war. Wenn ich könnte, würde ich ihn am liebsten auf der Stelle vergessen“, sagt sie und rutscht vom Hocker herunter, um zu gehen.

„Warte! Wie sieht es mit Makkaroni und Käse aus?“ Das perfekte Trostessen. Ich halte die Schüssel mit dem leckeren, hausgemachten Mac and Cheese hoch und blicke sie hoffnungsvoll an. Vielleicht sagt sie Ja.

Sie hält inne. „Du isst gern Makkaroni mit Käse, Christian?“ fragt sie, als wäre es unvorstellbar. Wer mag Mac and Cheese nicht?

„Willst du?“ frage ich hoffnungsvoll. Ich kann nicht anders. Ich muss mich um sie kümmern. Ich muss das Gefühl haben, dass ich mich um sie kümmere. Nach all dem Scheiß, der heute passiert ist, möchte ich etwas Positives fühlen, damit sie sich besser fühlt. Sie ist noch nicht ins Bett gegangen.

„Du weißt also, wie man die Mikrowelle bedient?“ fragt sie. Ja, ich habe ziemlich krasse Mikrowellenfertigkeiten. Ich kann die Nummern eintippen wie kein Zweiter!

„Mit allem, was verpackt ist, komme ich normalerweise gut klar. Nur die richtigen Lebensmittel bereiten mir ein bisschen Probleme.“ Sie steht immer noch da. Bevor sie also gleich aus der Küche verschwindet, stelle ich die Gedecke für beide von uns hin.

„Es ist schon sehr spät“, murmelt sie.

„Dann geh morgen eben nicht ins Büro. Bitte geh nicht“, flehe ich sie an.

„Oh, Christian, ich muss morgen ins Büro. Mein Boss fliegt nach New York.“ Dieser Scheißkerl! Ich runzele die Stirn.

„Willst du am Wochenende auch nach New York fliegen?“ fragt sie.

Sie schüttelt den Kopf. „Nicht wirklich. Ich habe mir die Wettervorhersage angesehen. Es soll regnen.“ Okay.

„Gut. Was willst du dann am Wochenende machen?“ frage ich. Nachdem die Makkaroni mit Käse erhitzt sind, nehme ich sie aus der Mikrowelle.

Anastasia seufzt, „Im Moment wäre es mir am liebsten, nur von einem Tag zum nächsten zu denken. Diese ganze Aufregung ist so … anstrengend“, erklärt sie und hebt eine Augenbraue. Ich weiß. Erst Elena und jetzt Leila. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn es einer ihrer Exfreunde wäre. Ich würde sicherlich verrückt werden. Ich gebe uns beiden etwas Mac and Cheese auf die Teller und stelle sie auf die Frühstückstheke.

„Das mit Leila tut mir leid“, sage ich verärgert.

„Weshalb?“ fragt sie aufrichtig.

 Ich zucke mit den Schultern. „Es muss ein entsetzlicher Schock für dich gewesen sein, sie mitten in deinem Apartment stehen zu sehen“, sage ich schaudernd. „Taylor hat heute Nachmittag noch alles überprüft. Er ist am Boden zerstört“, gebe ich zu.

„Ich mache Taylor keinen Vorwurf. Es ist nicht sein Fehler“, sagt sie.

„Ich auch nicht. Er hat dich überall gesucht“, erzähle ich ihr.

„Was, wirklich? Warum?“ fragt sie Ernst.

Oh, Baby! Weißt du, wie aufgebracht ich war? Wie am Boden zerstört ich war, als ich herausgefunden habe, dass du nicht nach Hause gefahren bist?

„Ich wusste nicht, wo du bist. Du hast deine Handtasche und deinen Schlüssel im Wagen gelassen. Ich konnte dich also nicht mal orten“, sage ich und lasse die Tatsache aus, dass ich versucht habe, Ethan zu orten. Es besteht kein Grund, sie heute Abend noch weiter aufzureiben. „Wo warst du, Ana?“ frage ich leise, aber mit tadelndem Unterton. Ich bin fast verrückt geworden, da ich wusste, dass sie mit Kavanagh unterwegs war, der auch noch ein Auge auf meine Freundin geworfen hat.

„Ethan und ich sind in eine Bar auf der anderen Straßenseite gegangen. Damit ich sehe, was weiter passiert“, erklärt sie schlicht. In diesem Moment realisiere ich, dass sie mich gesehen hat, wie ich Leila liebevoll in meinen Armen getragen habe. Sie hat gesehen, wie ich mit Flynn ins Auto gestiegen bin.

„Verstehe“, sage ich.

Ich merke, wie sich ihre Haltung ändert, obwohl sie versucht ungezwungen zu wirken. Sie ist alles andere als das. „Und was hast du mit Leila in meiner Wohnung gemacht?“ fragt sie. Ich kenne dich, Anastasia. Du bist genauso eifersüchtig wie ich. Ich möchte nicht, dass sie aus der Haut fährt.

„Willst du das wirklich wissen?“ frage ich. Langsam legt sie ihre Gabel auf den Teller und schließt vor Schmerz kurz die Augen. Als sie wieder aufblickt, spiegelt sich die Traurigkeit darin, „Ja“, flüstert sie. Ich bin mir nicht sicher, ob ich darüber sprechen sollte. Ich weiß, dass ich es bereuen werde. Argh! Ich stöhne innerlich und presse meine Lippen zusammen. Ich zögere. Vielleicht werde ich mir dafür später in den Arsch treten. „Wir haben geredet. Ich habe sie gebadet und ihr etwas von deinen Sachen angezogen“, sage ich mit heiserer Stimme. Sie ist zu ruhig. Das ist kein gutes Zeichen. Zu schockiert, zu ausdruckslos. „Ich hoffe, dass macht dir nichts aus, Ana. Sie war völlig verdreckt.“ Oh Gott! In ihren Augen schwimmen die Tränen. Sie ringt mit ihrer Würde. Ihr Kiefer ist gespannt und sie sieht aus, als würde sie schluchzen, wenn sie auch nur einen Muskel bewegt. Verdammt! Verdammt!

„Mehr konnte ich nicht für sie tun, Ana“, flehe ich sie an. Ich will, dass sie es versteht.

„Empfindest du immer noch etwas für Leila?“ fragt sie und ist kaum noch bei Verstand.

„Nein! Nein!“ Ich habe das nicht getan, weil ich Gefühle für sie habe. Ich habe es getan, weil ich mich für ihre derzeitige Verfassung verantwortlich fühle. Ich wollte es wieder in Ordnung bringen, das, was ich vielleicht falsch gemacht habe. Meinen Fehler wieder gut machen. Anastasia dreht sich von mir weg, als könnte sie es nicht ertragen, mich zu sehen, als würde ich sie anwidern, anekeln.

„Ana, Leila so zu sehen – so am Boden zerstört, so verwirrt, halb verrückt und wie ich sie sonst nicht kenne …“ Ich weiß nicht, wie ich meinen Satz beenden soll. „Sie bedeutet mir etwas, aber nur in dem Sinne, wie einem als normalem Menschen das Wohlergehen eines anderen am Herzen liegt. Nicht so wie du denkst“, sage ich achselzuckend und erinnere mich daran, dass sie nur noch der Schatten ihrer Selbst war. Anastasia blickt mich nicht einmal an. Sie ist zu aufgebracht, zu überwältigt und so distanziert. Ich kann es nicht ertragen …

„Ana, sieh mich an“, bettele ich. Aber sie tut es nicht. Ihr Körper ist steif, gespannt wie ein Bogen, bereit zu schießen. Plötzlich zittert sie heftig. Oh, nein! Ich tue jedem weh, den ich berühre!

„Ana …”, ist alles, was ich hervorbringe.

„Was?“ sagt sie scharf. Sie will nicht mit mir sprechen und ist nicht in der Lage, mich anzusehen.

„Tu’s nicht, Ana. Es hat nichts zu bedeuten. Es war, als hätte ich mich um ein völlig verstörtes Kind gekümmert, das nicht mehr aus noch ein weiß“, versuche ich, zu erklären. Vielleicht hat ein Teil von mir versucht, sich um das Kind in mir zu kümmern, das vernachlässigt wurde. Das zu tun, wonach ich mich als Kleinkind gesehnt habe.

Sie sagt nichts. Sie sammelt ihren Teller ein, geht zum Mülleimer und kratzt die Reste herunter.

„Ana?“ frage ich und hoffe, dass sie antwortet. Sie stellt einfach nur ihren Teller in die Spüle. Sie hat sich wieder von ihrem Körper verabschiedet.

„Ana, bitte“, flehe ich sie an, mich anzusehen.

Sie wirbelt herum und die Qual zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Sie ist physisch und emotional erschöpft. „Hör auf, Christian!“ schreit sie mich an, sie will mich nicht mehr hören. „Hör endlich auf mit diesem verdammten ›Ana, bitte‹!“ tadelt sie mich, als ihr die Tränen über das Gesicht strömen. Sie schnappt nach Luft, als hätte ich sie soeben geschlagen. Ihre Brust hebt und senkt sich zügig. Ihr Gesicht ist gebrochen, ihre Lippen beben und ihre Augen sind von ihren Tränen vernebelt. „Ich habe mir genug von diesem Mist angehört. Ich gehe jetzt ins Bett. Ich bin müde und kann nicht mehr klar denken. Und jetzt lass mich in Ruhe“, sagt sie, dreht sich um und sprintet ins Schlafzimmer. Ihre Reaktion schockiert mich zutiefst. Ich habe getan, was ich tun musste und ich weiß, dass meine Vergangenheit vollgeladen ist mit Scheiße und nun kollidiert sie mit allem, na gut, mit der einzigen Person, die mir wirklich etwas bedeutet und ich verletze sie. Ich will sie nicht verletzen und nun bin ich hier und versaue es wieder einmal. Ich war eifersüchtig, als sie mit Kavanagh abgehauen ist. Und sie ist mit ihm nur auf einen Drink gegangen, nachdem ich sie aus dem Apartment geworfen habe. Könnte ich damit umgehen, wenn sie Kavanagh nackt gebadet hätte? Ich würde böse, wahnsinnig werden!

Sie sieht aus, als wäre sie in der letzten halben Stunde um zehn Jahre gealtert. Das letzte, was ich höre, sind ihre wogenden Schluchzer auf dem Weg ins Schlafzimmer. Ich muss zu ihr. Ich muss sie dazu bringen, mir zu vergeben. 

(It’s hard to Say I’m Sorry sung by Boyz 2 Men)

Ich muss wenigstens, ihren Schmerz stillen. Ich kann nicht zu Leila gehen und versuchen, mich um sie zu kümmern und die einzige Frau, die ich je geliebt habe, auf diese Weise brechen. Ich bin der schlechteste Freund überhaupt! Was für eine Art Mann liebt seine Frau und bringt sie in soll eine missliche Lage?

Zügig gehe ich ihr hinterher. Ich bleibe stehen, nachdem ich mein Schlafzimmer betreten habe. Der Klang ihrer schwermütigen Schluchzer, die im Badezimmer widerhallen, ist qualvoll, fremdartig, nicht als würde sie weinen, eher als würde ihre Seele zerfetzt werden. Dieser Klang zerreißt mir das Herz. Rasch gehe ich ins Badezimmer und finde Anastasia zusammengefallen auf dem Boden. Ihr ganzer Körper zittert und bebt, in alles verzehrender Misere. Ich lasse mich neben ihr auf den Boden fallen und ziehe sie in meine Arme, „Hey, Ana“, sage ich mit erstickter Stimme. Ich möchte mit ihr weinen, aber ich muss stark für sie sein. „Baby, bitte, nicht weinen, Ana bitte“, flehe ich sie an. Ich halte sie wie ein Kind auf meinem Schoß. Schließlich schlingt sie ihre Arme um meinen Hals und schluchzt in meine Halsbeuge. Ihre Tränen laufen über meine Brust, kühlen, während sie mich durchnässen und mich in ihr Elend einhüllen. Ich wiege sie wie ein Baby, versuche sie zu beruhigen, streichle ihr Haar und ihren Rücken.

„Es tut mir so leid, Baby …“, flüstere ich wieder. „Es tut mir so leid.“ Ich halte sie noch fester, versuche den Schmerz, den ich ihr zugefügt habe, von ihr zu nehmen. Aber wie soll man die Seele eines anderen heilen, wenn man sie selbst zerstört hat? Sie weint noch stärker, gießt ihre Misere aus, wäscht ihre Seele mit ihren Tränen. 

(Shadow Days by John Mayer)

Ihr Kummer ist auch mein Kummer. Selbst wenn ich Leila nur geholfen habe, um meine Schuld zu begleichen, mich an das Scheibchen Menschlichkeit zu klammern, das ich habe, habe ich doch nur versucht, das in Ordnung zu bringen, was ich in der Vergangenheit falsch gemacht habe. Aber für Anastasia war es grausam und egal, was ich tue, es verletzt sie. Wir sitzen auf dem Boden, halten einander, verdeckt mit unseren individuellen und gemeinsamen Miseren. Ich halte und wiege sie, bis sie die letzte Träne vergossen hat. Schließlich stelle ich mich auf und taumele mit Anastasia in meinen Armen ins Schlafzimmer, trage sie zum Bett und lege sie darauf. Augenblicklich ziehe ich mich aus, schalte das Licht aus und lege mich neben sie. Ich ziehe Anastasia eng an mich, in meine Arme, werde sie nie wieder loslassen. Und wenn es ihr wieder schlecht geht und sie weinen muss, möchte ich derjenige sein, der sie hält und beruhigt. Wir können unseren Kummer teilen. Das Licht ist ausgeschaltet, der Kummer und die Sorge wiegen schwer auf meinem Bewusstsein. Wir fallen in einen unruhigen Schlaf und meine quälenden Albträume heißen mich willkommen. 

(Died in Your Arms Tonight by Cutting Crew)







1 comment:

Anonymous said...

Schön das es weiter geht...ich mach mich gleich an's nächste Kapitel.Bin schon soooo Gespannt.
Gruß