Kapitel XIII
Verlass mich jetzt nicht;
wenn du verwelkst, sei frei; liebe mich nicht mehr; aber liebe meine Liebe zu
dir.
* Algernon Charles Swinburne (from his poem
– EROTION)
Anastasia
dreht sich zu mir und fragt mich, ob ich heute mit Elena gesprochen habe.
„Ja“,
antworte ich.
„Und was hast du gesagt?“ fragt sie neugierig. Es
ist nicht nötig, ihr zu sagen, wie wütend ich auf Elena war; da ich ihre Wut
Elena gegenüber nicht noch weiter füttern möchte.
„Dass du sie nicht sehen willst und ich das gut
verstehen kann. Und dass ich sauer bin, weil sie mir in den Rücken gefallen ist
und mit dir Kontakt aufgenommen hat“, erzähle ich ihr mit ausdruckslosem
Gesicht. Ich bin nervös, wie sie vielleicht reagieren wird. Wenn es um Elena
geht, dann verhält sich Anastasia so, als hätte sie soeben in die Steckdose
gefasst.
„Und was hat sie gesagt?“
(Don’t Mess With My Man by Nivea)
„Sie hat es in einer Art und Weise vom Tisch
gefegt, wie nur sie es fertigbringt“, sage ich. Es ist wahr, dass Elena
versucht hat, die Sache unter den Tisch zu kehren, aber da ich ja dank
Anastasia sowieso schon einen beschissenen Tag hatte, ist Elena in den Storm
gekommen, den ich heute Morgen ausgelöst habe. Anastasias Augen untersuchen
mein Gesicht. Meine Mundwinkel zucken ganz leicht, aber ein Lächeln wird daraus
noch lange nicht. Dennoch könnte ich Anastasia die ganze Zeit über angrinsen.
Sie hat einfach so eine Art an sich.
„Und wieso kommt sie dann her?“ fragt sie
besorgt, dass unsere Unterhaltung etwas damit zu tun haben könnte. Ich mache
mir auch wenig Sorgen.
„Keine Ahnung”, sage ich und zucke mit den
Achseln.
Taylor kehrt mit Elena im Schlepptau zurück ins
Wohnzimmer und verkündet, „Mrs. Lincoln.“ Ich glaube, dass Taylor Elena nicht
mag, aber da er professionell wie immer ist, kann man das schlecht einschätzen.
Elena trägt ihre übliche schwarze Kleidung:
schwarze Jeans, die wie eine zweite Haut auf ihren Beinen wirken, eine schwarze
figurbetonte Bluse und ihr typisches sorgfältig frisiertes Haar.
Als Elena den Raum betritt, ziehe ich Anastasia
automatisch beschützend an mich, bereit sie vor jedem, der ihr zu nahe kommt,
zu beschützen. „Elena“, begrüße ich sie und bin immer noch ratlos, was sie hier
will. Sie muss angenommen haben, dass ich allein hier bin. Als sie mich mit
Anastasia im Arm sieht, fällt ihr die Kinnlade herunter und ich könnte
schwören, dass Taylor ihr am liebsten wieder den Mund zugeklappt hätte, aber er
verschwindet schnell aus der Tür. Er ist amüsiert und offen gesagt, bin ich es
auch. Elena schafft es wieder ihren
Ich-bin-hier-und-habe-alles-unter-Kontrolle-Blick aufzusetzen und mildert ihre
Tonlage.
„Tut mir leid, Christian. Ich wusste nicht, dass du
Besuch hast. Es ist Montag“, sagt sie, als erkläre das den Grund für ihren
Besuch. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, und Sonntag:
Anastasia ist rund um die Uhr, 7 Tage, 24 Stunden, meine Freundin. Anastasia
ist nicht meine Sub! Aber es bereitet mir die größte Freude, sie als meine „Freundin“
vorzustellen. Dies in der Gegenwart von Anastasia und Elena auszusprechen
bereitet mir enorme Freude und ich grinse. Natürlich lächelt Elena zurück, aber
sie lächelt nur mich an.
„Natürlich, Christian. Hallo, Anastasia. Mir war
nicht bewusst, dass Sie hier sein würden. Ich weiß, dass Sie nicht mit mir
reden wollen, und akzeptiere das natürlich“, sagt sie an Ana gewandt.
„Tatsächlich?“ fragt Anastasia ruhig und mit
kaltem Unterton. Ihr Blick bohrt sich in Elena. Ihr völlig kontrolliertes
Auftreten überrascht mich und ich glaube, dass Elena ebenfalls schockiert ist,
da sie einen Schritt zurücktritt, als wäre sie weggestoßen wurden.
„Ja, die Botschaft ist durchaus angekommen. Ich
bin auch nicht Ihretwegen hier. Wie gesagt, Christian ist während der Woche
meistens allein“, sagt sie und erklärt, „Ich habe ein Problem, das ich gern mit
Christian besprechen würde.“
Das sind ja mal Neuigkeiten und genau genommen
sogar eine willkommene Ablenkung von ihrer Reiberei mit Anastasia. „Tatsächlich?“ frage ich und meine Neugier
ist geweckt. „Möchtest du etwas trinken?“ frage ich sie, als ich meine Manieren
wiedergefunden habe, nachdem ich sie heute bereits gerügt habe.
„Ja, bitte“, antwortet sie begrüßend. Sie muss
gedacht haben, dass ich sie jeden Moment wieder herausschmeiße. Ich gehe in die
Küche, um Weingläser zu holen und lasse Anastasia und Elena im Wohnzimmer
allein zurück. Schließlich tritt Elena zur Kücheninsel und setzt sich auf ihren
angestammten Platz an der Frühstückstheke. Als ich mich mit den Gläsern und der
Flasche Wein umdrehe, setzt sich Anastasia auf den Platz, den ich geräumt habe.
Ich stelle die Gläser vor die beiden und gieße ihnen Wein ein.
„Was ist los?“ frage ich Elena ohne Einleitung.
Elena ist nervös und hätte gern etwas mehr Privatsphäre.
Anastasias Anwesenheit ist ihr nicht lieb. Sie muss es nicht einmal
aussprechen; ich kenne Elena so gut, ich kann ihre Gedanken in ihrem Gesicht
ablesen, obwohl sie noch so sehr versucht, sie zu verbergen. Es ist an der Zeit,
ihre Gedanken im Keim zu ersticken. Sie muss verstehen, dass Anastasia keine
Sub ist; dass sie nicht gewöhnlich ist. Sie ist meine Freundin. Ich strecke
meine Hand aus und nehme Anastasias in meine. Elenas Augen weiten sich. Es
gibt niemanden wie Anastasia; niemand ist ihr in meinen Augen ebenbürtig.
(No One Like You by Scorpions)
„Anastasia wohnt jetzt hier“, sage ich in einem
Ton, den sie genau versteht: Komm damit
klar! Anastasias Augen weiten sich dankbar. Elenas Gesicht nimmt wieder
einen weicheren Ausdruck an. Sie war die erste, die mir gesagt hat, dass ich in
Anastasia verliebt bin. Es ist der Blick, der mir sagt, dass sie sich für mich
freut und glücklich ist. Anastasia wird rot.
Elena nickt schließlich und akzeptiert, dass
Anastasia hier ist. Meine ganze Haltung, mein Auftreten und meine Worte weisen
darauf hin, dass sie entweder in Anastasias Gegenwart spricht oder gehen kann.
Ich möchte, dass Anastasia sieht, dass ich nichts vor ihr zu verstecken habe.
Elena sieht nervös aus. Sie blickt auf ihre Hände und beginnt an ihrem silbern
Ring, den sie an ihrem Mittelfinger trägt, zu spielen. Wieder und wieder dreht
sie daran, als würde er ihr die Antwort geben, die sie sucht. Dieses Verhalten
habe ich noch nicht oft an ihr beobachten können – Elena, die nicht weiß, was
zu tun ist. Sie hat sonst immer die Kontrolle, ist immer cool, ruhig und
gefasst. Nachdem sie noch einige Male auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht
ist, entscheidet sie sich dafür, dass ihr der Ring wohl nicht die gewünschten
Antworten bescheren kann. Schließlich hebt sie ihren Kopf, übernimmt wieder die
Kontrolle über ihre Gefühle und blickt mir direkt in die Augen.
„Ich werde erpresst“, erklärt sie schließlich
rundheraus. Worum? Aber ich habe eine Ahnung, um was es sich handeln könnte.
Augenblicklich spannt sich mein Körper an. Das einzige, was gegen sie spricht,
ist ihre Beziehung zu mir. Ihr Lebensstil ist nicht illegal … aber natürlich
möchte sie ihn nicht publik machen…
„Wie denn das?“ frage ich sie und das Entsetzen
zeichnet sich hörbar in meiner Stimme ab.
Elena greift in ihre Louis Vuitton Tasche, nimmt
einen Brief heraus und will ihn mir geben. Ich schüttele den Kopf.
„Nein, leg ihn hin und falte ihn auseinander“, sage
ich und überrasche Elena damir.
„Willst du ihn nicht anfassen?“ fragt sie
verwirrt.
„Nein, natürlich nicht. Wegen der
Fingerabdrücke“, erkläre ich ihr.
„Christian, du weißt genau, dass ich damit nicht
zur Polizei gehen kann“, sagt sie. Sie faltet den Brief auseinander und ich
beuge mich darüber, um ihn zu lesen. Aber der Betrag, um den es geht,
überrascht mich.
„Sie verlangen nur fünftausend Dollar. Hast du
irgendeine Idee, wer dahinterstecken könnte? Jemand aus der Community?“ frage
ich Elena.
„Nein, keine Ahnung“, antwortet sie sanft.
„Könnte es Linc sein?“ frage ich und spiele auf
ihren Exmann an, der sie windelweich geprügelt hat, nachdem er von ihrer
unerlaubten Affäre mit mir erfahren hat.
„Nach all den Jahren? Das kann ich mir nicht
vorstellen“, sagt sie griesgrämig.
„Und was ist mit Isaac – weiß er Bescheid?“ frage
ich sie über ihren derzeitigen Sub.
„Bis jetzt noch nicht“, antwortet sie.
„Ich finde, er sollte Bescheid wissen“, antworte
ich. Wenn Elenas Lebensstil offengelegt wird, kommt auch Isaacs ans Licht. Er
hat das Recht, es zu wissen. Anastasia versucht, mir ihre Hand zu entziehen?
Warum? Ist sie wütend? Ich halte sie noch fester, möchte sie nicht gehen
lassen. Sie zieht erneut. Wieder verstärke ich meinen Griff, ehe ich mich zu
ihr drehe und sie fragend ansehe.
„Was ist?“ frage ich.
„Ich bin müde, Christian. Ich glaube, ich gehe
ins Bett”, sagt sie. Ich untersuche ihr Gesicht. Ist sie wütend? Traurig?
Feindselig? Akzeptierend? Ihre Miene gibt nichts preis, ist ausdruckslos. Doch
in ihren Augen entdecke ich eine Spur Eifersucht.
„Okay. Es dauert nicht mehr lange“, versichere
ich ihr und lasse ihre Hand los. Anastasia steht auf, um ins Schlafzimmer zu
gehen. Elena verfolgt jede ihrer Bewegungen mit achtsamen Augen. Aber Anastasia
sagt nichts.
„Gute Nacht, Anastasia“, sagt Elena mit einem
freundlichen Lächeln.
„Gute Nacht“, murmelt Anastasia mit gezwungener,
kalter Stimme, als würde sie Spannung ausstrahlen. Das versteckt sie also
hinter ihrer Fassade.
Als Anastasia den Raum verlässt, wende ich mich
wieder Elena zu und erzähle ihr von meinen Gedanken.
„Ich glaube nicht, dass ich viel für dich tun
kann, Elena. Wenn es ums Geld geht …“,
sage ich und lasse den Gedanken in der Luft hängen. Mit so wenig Geld kann man
nicht viel anfangen, sie verlangen schließlich nur fünftausend Dollar. Ist es
ein schlechter Scherz oder versucht sie jemand zu verspotten? „Ich könnte Welch bitten, ein bisschen zu
recherchieren", sage ich und mehr kann ich im Moment nicht für sie tun.
„Nein, Christian, ich wollte nur mit jemandem
darüber reden“, sagt sie. Natürlich hat sie einen Namen, den es zu schützen
gilt. Was sie als nächstes sagt, hat gar nichts mehr mit der Problematik zu
tun.
„Du scheinst …“, sagt sie und hält inne, um nach
den richtigen Worten zu suchen, „sehr glücklich zu sein.“ Das fasst es ziemlich
gut zusammen.
„Das bin ich“, erwidere ich wahrheitsgemäß.
„Du verdienst es, glücklich zu sein“, sagt sie.
„Ich wünschte, es wäre so“, sage ich traurig. Ihr
Gesicht nimmt einen bevormundenden Blick an.
„Christian! Weiß sie, was für eine schlechte
Meinung du von dir hast?“ fragt sie tadelnd. „Weiß sie über deine Probleme
Bescheid …?“ fügt sie an und hebt ihre Augenbrauen maßgeblich. Aber es ist mehr
als eine Frage. Es ist eine Challenge. Ist Anastasia nur ein Sexpartner oder
mehr?
„Sie kennt mich besser als jeder andere Mensch“,
sage ich und möchte, dass sie den Unterschied selber bemerkt.
„Autsch! Das tut weh“, bemerkt sie. Ich hatte
Recht. Sie ist davon ausgegangen, dass sie mich besser als jeder andere kennt.
„Es ist die Wahrheit, Elena. Bei ihr brauche ich
mich nicht zu verstellen. Lass sie zufrieden, Elena. Ich mein’s ernst“, sage
ich und bohre meinen Blick in ihren, versuche meinen Worten noch mehr Bedeutung
zu verleihen.
„Und was ist ihr Problem?“ fragt sie, als wäre
irgendetwas mit Anastasia nicht in Ordnung, weil sie nicht mit ihr rumhängen
und Rezepte tauschen möchte – wenn Elena überhaupt kochen würde.
„Du bist ihr Problem … Das, was wir einmal waren. Was wir getan haben. Sie
versteht es nicht.“
„Dann sorg dafür, dass sie es tut“, beharrt sie.
Diese Unverfrorenheit!
„All das ist längst Vergangenheit, Elena. Weshalb
sollte ich sie mit unserer abgefuckten Beziehung belasten? Anastasia ist nicht
so - sie ist anständig, süß und unschuldig“, sage ich und seufze, als ich
plötzlich wieder ein starkes Verlangen nach ihr habe, obwohl sie im selben Haus
ist. Das entgeht Elenas durchtriebenem Blick natürlich nicht. Und da ich immer
noch überwältigt bin, von der Tatsache, dass Anastasia mich liebt, füge ich
hinzu, „Und aus irgendeinem Grund liebt sie mich, was ein echtes Wunder ist.“ Und
ich bin Hals über Kopf in sie verliebt!
(Head Over
Heels by Fears For Fears)
„Das ist kein Wunder, Christian“, tadelt Elena mich.
„Hab ein bisschen Selbstvertrauen. Du bist ein ziemlich guter Fang, das habe
ich dir oft genug gesagt“, sagt sie und blickt in Richtung Schlafzimmer. „Und
Anastasia scheint ein reizendes Mädchen zu sein. Stark“, sagt sie und scheint
sich an ihre Auseinandersetzung bei der Wohltätigkeitsveranstaltung zu
erinnern. Anastasia muss ziemlich beeindruckend gewesen sein. „Ein Mädchen, das
es mit dir aufnehmen kann.“
Ich lächele, als ich mich daran erinnere, wie
verrückt sie mich den ganzen Tag über gemacht hat. Sie treibt mich in den
Wahnsinn und geht auf direkte Konfrontation mit mir. Mit mir aufnehmen können?
Sie hat solche Lebenskraft, die man erst noch errechnen muss.
„Ja, sie ist stark und federführend.“
„Vermisst du es denn nicht?“ fragt Elena und hebt
ihre Augenbrauen hoch.
„Was meinst du?“ blaffe ich sie an.
„Dein Spielzimmer“, sagt sie. Warum fragt sie
mich das und was geht es sie überhaupt an?
„Das geht dich verdammt nochmal nichts an“,
herrsche ich sie an und mein Blick wird dunkel. Sie versucht, die Kontrolle
über mein Leben zurückzugewinnen und das mag ich überhaupt nicht.
Augenblicklich weicht sie zurück.
„Tut mir
leid“, sagt sie und stößt ein höchst unaufrichtiges Schnauben aus. Wie ein
Prädator testet sie ihre Grenzen aus. Sie sucht nach der Schwachstelle in der
Rüstung. Ich muss es ein für alle Mal klarstellen.
„Du solltest jetzt besser gehen. Und ruf bitte
nächstes Mal vorher an.“ Ich starre sie an und will, dass sie geht.
„Es tut mir wirklich leid, Christian“, sagt sie
und meint dieses Mal wirklich, was sie sagt. „Seit wann bist du denn so
empfindlich?“ moniert sie. Jetzt ist sie weit genug gegangen. Ich möchte nicht,
dass Elena über Anastasia wie über eine Sub redet und wie über jemanden, den
man einfach so ersetzen kann. Mein Spielzimmer ist nicht wichtiger als
Anastasia. Sie ist das wichtigste in meinem Leben!
„Elena, wir haben eine Geschäftsbeziehung, von der
wir beide enorm profitieren. Belassen wir es doch dabei. Was zwischen uns war“,
sage ich und betone die Vergangenheit,
„ist längst Vergangenheit. Anastasia ist meine Zukunft, die ich auf
keinen Fall aufs Spiel setzen werde, also hör mit dem verdammten Unsinn auf!“
sage ich und stelle deutlich klar, dass Anastasia sie absolut nichts angeht.
„Verstehe“, sagt sie höflich. Aber jetzt scheint
sie wirklich verstanden zu haben, was
ich ihr versucht habe, die ganze Zeit einzubläuen.
„Es tut mir leid, dass du Ärger am Hals hast.
Vielleicht solltest du ja das Risiko eingehen und die Erpresser zwingen, Farbe
zu bekennen“, sage ich und versuche die Stimmung wieder ein wenig zu kippen.
Aber Elena ist mit ihren Gedanken irgendwo anders.
„Ich will dich nicht verlieren, Christian“, sagt
sie sanft. Macht sie mich etwa an?
„Ich gehöre nicht dir, also kannst du mich gar nicht verlieren, Elena!“ herrsche ich
sie an und koche vor Wut.
„Das habe ich nicht gemeint“, versucht sie mich
zu korrigieren. Aber ich kenne Elena gut genug.
„Was dann? Klär mich auf“, sage ich und meine Wut
geht nicht zurück.
„Sieh mal, Christian. Ich will mich nicht mit dir
streiten. Deine Freundschaft bedeutet mir
sehr viel. Ich werde Anastasia künftig in Ruhe
lassen. Aber wenn du mich brauchst, werde ich da sein“, sagt sie und blickt mir
angespannt in die Augen. „Immer“, fügt sie entschlossen hinzu.
„Anastasia glaubt, du wärst vorletzten Samstag
hier in der Wohnung gewesen“, sage ich und erinnere mich, dass Elena sie
angelogen hat. „Du hast mich angerufen, das ist alles. Wieso hast du ihr etwas
anderes erzählt?“ hake ich nach.
„Ich wollte, dass ihr bewusst ist, wie durcheinander
du warst, nachdem sie dich im Stich gelassen hatte. Ich will nicht, dass sie
dir wehtut“, sagt sie.
„Das weiß sie. Ich habe es ihr selbst gesagt. Hör
auf, dich einzumischen. Ganz ehrlich, du benimmst dich wie die reinste Glucke”,
sage ich entnervt.
„Ich weiß und es tut mir leid. Du weißt doch, wie
sehr du mir am Herzen liegst. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich eines Tages
ernsthaft verlieben würdest, Christian. Es ist sehr schön, das zu beobachten,
aber ich würde es nicht ertragen, wenn sie dich verletzen würde“, sagt sie und
scheint ehrlich besorgt zu sein.
„Dieses Risiko gehe ich ein“, sage ich und will
einfach nicht, dass sie sich einmischt. „Also, bist du sicher, dass Welch nicht
ein bisschen für dich herumschnüffeln soll?“
„Schaden kann es wohl nicht“, sagt sie seufzend.
„Okay. Ich rufe ihn gleich morgen Früh an“, sage
ich, stehe auf und will, dass sie geht.
„Danke, Christian“, sagt sie und steht auf. „Und
noch einmal – es tut mir leid. Ich wollte mich nicht einmischen. Ich werde
jetzt gehen, und nächstes Mal rufe ich vorher an“, fügt sie hinzu.
„Gut“, sage ich entschieden.
Ich führe Elena zum Aufzug und mache mich
zögerlich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Ich mache mir Sorgen um Anastasia.
Als ich mein Schlafzimmer betrete, sitzt Anastasia auf dem Bett.
„Sie ist weg“, sage ich leise und unsicher,
versuche herauszufinden, was sie denkt. Ist sie wütend?
Sie blickt zu mir auf und was sie sagt,
überrascht mich. „Möchtest du mir endlich alles über sie erzählen? Ich versuche
zu verstehen, weshalb du glaubst, sie hätte dir so sehr geholfen“, sagt sie und
hält inne, bevor sie ihren Gedanken beendet. „Ich hasse sie, Christian. Meiner
Meinung nach hat sie dir unfassbare Dinge
angetan. Du hast keinerlei Freunde. Hat sie dich daran gehindert, welche zu
finden?“ fragt sie.
Zwei ärgerliche Frauen an einem Abend sind zu
viel für mich. Ich fahre mir mit der Hand durch mein Haar; ich möchte am
liebsten stöhnen! Argh!
„Wieso willst du unbedingt über sie reden,
verdammt nochmal?“ frage ich wütend. „Wir hatten eine jahrelange Affäre, sie
hat mir oft die Seele aus dem Leib geprügelt, und ich habe sie auf jede
erdenkliche Art und Weise gefickt. Ende der Geschichte“, sage ich in einem
Atemzug und werde immer wütender.
Anastasia wird blass. Sie schluckt. Sie ist
überrascht und blinzelt. „Wieso bist du denn so wütend?“
„Weil diese ganze Scheiße längst VORBEI ist!“,
schreie ich verärgert und will, dass sie es versteht. Verdammt! Ich raste noch
aus! Sie wird immer blasser und verschließt sich. Sie blickt auf ihre Hände
herab, verkrampft sie so sehr, dass das Blut weicht. Ich möchte nichts vor ihr
verstecken. Ich will nur nicht, dass sie sich so sehr auf meine Vergangenheit
konzentriert, welche sie doch so sehr hasst.
Schließlich beruhige ich mich und setze mich
neben sie. „Na gut, was genau willst du wissen?“ frage ich unsicher.
Zurückhaltend schüttelt sie den Kopf. „Du
brauchst es mir nicht zu erzählen. Ich wollte dich nicht in Bedrängnis
bringen“, sagt sie sanft.
Es geht nicht darum, dass sie mich bedrängt, es
geht darum, dass meine Zukunft und meine Vergangenheit miteinander kollidieren.
Und ich werde derjenige sein, der bei dieser Kollision verletzt werden wird,
wahrscheinlich indem ich sie verliere.
„Darum geht es nicht, Anastasia. Ich rede nur
nicht gern darüber. Ich habe die letzten Jahre in meiner eigenen Welt gelebt,
in der ich auf niemanden Rücksicht zu nehmen oder mich zu rechtfertigen
brauchte. Und sie war immer Teil meines Lebens, meine Vertraute. Aber jetzt
prallen meine Vergangenheit und meine Zukunft auf eine Weise aufeinander, die
ich nie für möglich gehalten hätte“, sage ich und bin emotional total
erschöpft. Sie blickt auf und in meine misstrauischen Augen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es jemals so etwas
wie eine Zukunft mit einer Frau für mich geben könnte, Anastasia. Aber du hast
diese Hoffnung in mir geweckt. Dank dir ist plötzlich nichts mehr unmöglich“,
sage ich abweichend. Ich bringe es nicht übers Herz, ihr von manchen zu erzählen. Es geht um mehr, als
nur mit ihr zusammenzuleben. Es ist mehr … in der Form von für immer.
(Colorblind by
Counting Crows)
„Ich habe gelauscht“, sagt sie beschämt und
blickt wieder auf ihre Hände hinab.
„Wobei? Meinst du unsere Unterhaltung?“ frage
ich.
„Ja“, antwortet sie leise.
„Und?“ frage ich resigniert. Wie findet sie das,
was sie gehört hat?
„Du bedeutest ihr sehr viel“, schlussfolgert
Anastasia.
„Das stimmt. Und sie mir in gewisser Weise auch,
aber meine Gefühle für sie lassen sich nicht einmal annähernd mit dem
vergleichen, was ich für dich empfinde – falls es das ist, worum es hier gerade
geht“, sage ich. Ich glaube, sie ist eifersüchtig und das ist kein unerbetener
Gedanke. Ich mag es, wenn sie eifersüchtig ist.
„Ich bin nicht eifersüchtig“, erklärt sie und ist
sich unsicher. „Du liebst sie nicht“, murmelt sie. Ist das eine Frage, die sie
beschäftigt? Muss es ja sein.
Ich seufze und werde wütend. Das ist meine
verdammte Vergangenheit! Ich kann sie nicht ändern! Sie ist passiert; ich habe
sie gelebt, und jetzt bin ich darüber hinweg. Jetzt bin ich mit ihr zusammen!
Zählt das nicht?
„Vor langer Zeit dachte ich, dass ich sie liebe“,
sage ich und entblöße ihr mit knirschenden Zähnen meine verdammte Seele. Sie
ist von dieser Aussage überrascht.
„Aber in Georgia hast du doch gesagt …“, sagt sie
langsam und scheint sich vor dem, was ich wohl sagen könnte, zu fürchten, „dass du sie nicht geliebt hast.“
„Das stimmt“, antworte ich. Meine Antwort
entlockt ihr ein Stirnrunzeln.
„Zu dieser Zeit habe ich dich bereits geliebt,
Anastasia“, flüstere ich. Weiß sie das denn nicht? „Du bist der einzige Mensch,
für den ich dreitausend Meilen weit fliegen würde, nur weil ich ihn sehen
will“, erkläre ich ihr leidenschaftlich. Nicht für Elena oder sonst jemanden.
Nur für Anastasia! Sie blickt mir verwirrt an, scheint nicht zu verstehen.
„Ich habe nie auch nur annähernd so für Elena
empfunden, wie ich es für dich tue“, erkläre ich ihr.
„Und wann ist dir das bewusst geworden?“ fragt
sie. Ich zucke mit den Achseln.
„Ironischerweise hat mich ausgerechnet Elena
darauf gebracht. Sie war diejenige, die mir zugeredet hat, nach Georgia zu
fliegen“, erzähle ich ihr. Sie schüttelt den Kopf. Mit ihren Händen streicht
sie sich über ihr Gesicht, als würde sie einige widerliche Gedanken abwaschen
wollen. Schließlich verschränkt sie ihre Finger in ihrem Schoß und schluckt
nervös.
„Also hast du sie begehrt? Als du noch jünger
warst?“
„Ja“, antworte ich und ihre Miene verhärtet sie.
„Sie hat mir eine Menge beigebracht. Unter
anderem, an mich selbst zu glauben“, erkläre ich. Wir leben mit dem, was wir
geboten bekommen. Und zu dieser Zeit, als ich ein abgefuckter Teenager war, der
in seinen eigenen Problemen ertrunken ist, unfähig war, das Ufer zu finden –
Elena war einfach da und hat mir einen Weg heraus gezeigt, auf ihre eigene
abgefuckte Art und Weise. Ich glaube, es gibt ein altes morgenländisches
Sprichwort, das dies gut erklärt: Diejenigen, die in den Ozean fallen, klammern
sich an jeden Strohhalm, wenn es darum geht, zu überleben.
„Andererseits hat sie dir die Seele aus dem Leib
geprügelt“, sagt Anastasia verachtend.
Irgendwie macht mich dieser Gedanke glücklich und
ich lächele liebevoll, als ich mich daran erinnere. Ich war nun einmal ein
arroganter, wichtigtuerischer Teenager, der von Zeit zu Zeit geschlagen werden
musste. „Ja, das hat sie“, antworte ich.
„Und das hat dir gefallen?“ fragt sie ungläubig.
„Damals schon“, antworte ich.
„Was?“ sagt Anastasia überrascht. „So gut, dass
du mit anderen dasselbe tun wolltest?“ fragt sie.
Ihre Aussage ist korrekt. Ich möchte ehrlich mit
ihr sein, aber meine Augen weiten sich. Ich bin skeptisch und auch ernst, „Ja“,
antworte ich leise.
„Hat sie dir in dieser Hinsicht auch geholfen?“,
forscht sie weiter. Will sie das wirklich wissen?
„Ja“, antworte ich.
„War sie deine Sub?“ fragt sie und blickt mir
tief in die Augen. Ihr entgeht nichts.
„Ja“, antworte ich, ohne unseren Blickkontakt zu
unterbrechen.
Ihr Atem entweicht ihr, als wäre sie gerade
geschlagen wurden. „Erwartest du von mir, dass ich sie mag?“ fragt sie mit
schwacher, verbitterter Stimme.
„Nein, natürlich nicht. Obwohl es mein Leben
verdammt viel einfacher machen würde“, sage ich, obwohl ich nicht weiß, ob mir
die Vorstellung gefällt. „Aber ich verstehe deine Zurückhaltung.“
Sie blafft mich an.
„Zurückhaltung? Mein Gott, Christian – wie würde
es dir gehen, wenn genau dasselbe mit deinem Sohn passiert wäre?“ Was? Niemand
hat mich dazu gezwungen, mit ihr zusammen zu sein. Ich musste nicht bei ihr
bleiben … ich habe mich dafür entschieden. Ich blinzele sie verwirrt an.
„Niemand hat mich gezwungen, mit ihr
zusammenzubleiben. Es war meine freie Entscheidung, Anastasia“, murmele ich. Zu
dieser Zeit hat es mir sogar gefallen.
Traurig schüttelt Anastasia ihren Kopf.
„Wer ist Linc?“ fragt sie.
„Ihr Exmann“, antworte ich.
„Lincoln Timber?“
„Genau der“, antworte ich grinsend.
„Und wer ist Isaac?“
„Ihr derzeitiger Sub.“
Anastasia sieht mich entsetzt an. Sie glaubt, er
wäre ein weiterer Teenager, in den Elena ihre Klauen vergraben hat.
„Er ist Mitte zwanzig, Anastasia. Ein
Erwachsener, der einvernehmlich … du weißt schon“, füge ich schnell hinzu, um
sie von ihren abscheulichen Gedanken über Elena abzulenken.
Sie läuft dunkelrot an. „Also in deinem Alter“,
sagt sie glatt.
Dieses Gespräch führt doch nirgendwo hin. Wenn es
um Elena geht, sieht Anastasia schlichtweg rot und ein Monster hinter jeder
Ecke. „Es ist genauso, wie ich es vorhin
zu ihr gesagt habe. Sie ist Teil meiner Vergangenheit. Du bist meine Zukunft.
Lass nicht zu, dass sie zwischen uns steht. Bitte. Und offen gestanden, hängt
mir dieses Thema allmählich zum
Hals heraus. So, ich werde jetzt noch eine Weile
arbeiten“, sage ich und stehe auf. Elenas beschissener Besuch hat unser aller
Stimmung vermiest. Ich blicke auf sie herab, „Lass es gut sein. Bitte“, sage
ich sanft.
Starrsinnig blickt sie mich an. Das ist nicht das
Ende dieser Diskussion, oder? Gott bewahre!
„Ach ja, eines hätte ich ja fast vergessen. Dein
Wagen ist heute schon geliefert worden. Er steht in der Garage. Taylor hat die Schlüssel.“
Als sie diese Neuigkeiten hört, hellt sich ihre Miene augenblicklich auf.
„Kann ich morgen gleich damit fahren?“ fragt sie.
„Nein“, antworte ich entschieden. Nicht bis das
Leila-Problem gelöst ist.
„Wieso nicht?“ fragt sie.
„Du weißt genau, warum, Anastasia. Und noch
etwas, sag künftig Bescheid, wenn du das Büro verlässt. Sawyer war dort, um ein
Auge auf dich zu haben. Offenbar kann ich dir doch nicht vertrauen, dass du
auch wirklich gut auf dich aufpasst“, sage ich mürrisch. Ausnahmsweise ist sie
heute Abend diejenige, die der Prüfung ausgesetzt ist.
Sie starrt mich ohne zu blinzeln an. „Ich dir
genauso wenig. Du hättest mir sagen können, dass Sawyer mich observiert“,
murmelt sie.
„Willst du dich darüber etwa auch noch streiten?“
schnauze ich sie an.
„Mir war nicht bewusst, dass wir uns streiten.
Ich dachte, wir kommunizieren bloß“, brummt sie gereizt.
Herrgott! Gib mir Kraft! Sie bringt mich immer in
Rage! Ich schließe meine Augen und versuche meine Fassung zurück zu gewinnen.
Zehn … neun … acht … sieben … sechs … fünf … vier … drei … zwei … eins …
Einatmen … Ausatmen. Als ich meine Augen wieder aufmache,
beobachtet mich Anastasia sorgenvoll.
(The Way You
Make Me Feel by Michael Jackson)
„Ich muss arbeiten“, sage ich leise und verlasse
den Raum. Heute Abend kann ich nicht noch mehr Diskussionen ertragen.
Anstatt atemberaubenden Sex mit meiner heißen,
sehr redseligen, starrsinnigen Freundin
zu haben, werden ich nun dazu genötigt Mr. Ipkins Berichte über die zukünftigen
Märkte zu lesen. Was für ein Abend!
Launisch gehe ich in mein Büro und setze mich auf
meinen Schreibtischstuhl. Ich öffne die Nachricht von Ros und beginne die
Berichte durchzuarbeiten. Den Bericht über China habe ich mir bereits durchgelesen.
Jetzt lese ich den über Russland.
Der Bericht beginnt mit den führenden Branchen in
Russland:
Erdöl- und
Gasförderung
Unterstützungstätigkeit beim Bergbau
Erzförderung
Generation, Übertragung und Vertrieb von elektrischer Energie
Produktion von Kraftfahrzeugen
Ausrüstung, Zubehör und Lieferungen
Banken- und Kreditvermittlung
Eisenbahnbeförderung
Pestizide, Düngemittel und andere agrarwirtschaftlich chemische Herstellungsmethoden
Unterstützungstätigkeit beim Bergbau
Erzförderung
Generation, Übertragung und Vertrieb von elektrischer Energie
Produktion von Kraftfahrzeugen
Ausrüstung, Zubehör und Lieferungen
Banken- und Kreditvermittlung
Eisenbahnbeförderung
Pestizide, Düngemittel und andere agrarwirtschaftlich chemische Herstellungsmethoden
Danach werden die führenden Unternehmen Russlands
aufgelistet.
In der Übersicht wird schließlich alles
zusammengefasst. „Die russische
Wirtschaft ist die weltweit neuntgrößte im Bereich GDP und rangiert auf Platz
sechzig bei der Kaufkraftparität. Russland verfügt über den drittgrößten
namentlichen Militärhaushalt. Es ist eine der weltweit am schnellsten
wachsenden bedeutenden Volkswirtschaften. Die Marktwirtschaft des Landes
verfügt über enorme natürliche Ressourcen, vor allem an Mineralölen und
natürlichen Gasen. Das Land verzeichnet im neunten Jahr in Folge ein Wachstum
von durchschnittlich 7% …“
Ich kann mich nicht konzentrieren, aber ich muss.
Ich muss mit diesem Scheiß, der heute Abend vorgefallen ist, klarkommen, ohne
verrückt zu werden. Und was gebe es in diesem Falle besseres, als einen Bericht
über die zukünftigen Märkte zu lesen? In den nächsten zwei Stunden lese ich
einen Bericht nach dem anderen, Land für Land, und tauche völlig hinein. Als
ich alle Berichte durchgelesen habe, ist es bereits nach Mitternacht. Ich habe
meine Gedanken sortiert und vermisse Anastasia.
Plötzlich verspüre ich ein immenses Verlangen, sie
in meinen Armen zu halten und zu küssen. Ich schalte meinen Laptop aus und
mache mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Anastasia ist nicht dort. Oh
Scheiße! Wo könnte sie hingegangen sein? Mein erster Gedanke ist, dass sie
abgehauen ist, mich verlassen hat. Natürlich würde sie das tun! Ich werde mir
nie vergeben. Ich habe sie einfach zurückgelassen und ihr gesagt, dass ich das
Thema Elena satt habe! Die Wahrheit ist doch nur, dass ich Angst habe, über
meine Vergangenheit zu sprechen … das verängstigt mich zutiefst. Es gibt jede
Menge Scheiß, den ich vor Anastasia zu verstecken versuche. Warum sollte sie
mich wollen, wenn sie es herausfindet? Wenn sie herausfindet, was für ein
widerwärtiger, abgefuckter Sohn einer Crackhure ich war! Warum sollte sie noch irgendetwas
mit mir zu tun haben wollen?
(If You Go
Away by Julio Iglesias)
Die Klamotten, die sie heute angehabt hat, liegen
auf dem Bett. Ich blicke mich um und überprüfe den Kleiderschrank. Es scheint
alles in Ordnung zu sein. Oh Scheiße! Sie ist wahrscheinlich so wütend gewesen,
hat sich Jeans und T-Shirt angezogen und ist abgehauen! Als ich total nervös in
meinem Kleiderschrank stehe, nehme ich meinen Blackberry heraus. Mit zitternden
Fingern drücke ich die Kurzwahltaste #1. Ich höre wie „Your Love is Kind“ zu
spielen beginnt … in meinem Schlafzimmer? Ich gehe zurück und hole ihren Blackberry
aus ihrer Tasche. Ja, ich rufe sie an … ihre persönlichen Sachen, darunter auch
ihre Tasche und ihr Blackberry sind hier. Wie vor den Kopf geschlagen,
lege ich auf.
Wo könnte sie hingegangen sein? Wenn sie ihre
Tasche und ihr Telefon hiergelassen hat, kann sie nicht weit weg sein. Na gut,
vielleicht nicht wegen dem Telefon. Sie hat ihr Telefon auch hier gelassen, als
sie mich das erste Mal verlassen hat. Vielleicht möchte sie nur heute Nacht
nicht bei mir sein … Vielleicht ist sie nach diesem ganzen, beschissenen Tag
wütend geworden, Elena ist aufgetaucht und ich habe sie beschimpft, weil sie
mich über Elena ausgefragt hat. Ich renne in ihren alten Raum, um zu sehen, ob
sie dort ist. Der Raum ist so ordentlich, als hätte niemand auch nur einen Fuß
hier hineingesetzt. Das Bett ich gemacht und ordentlich. Weiße Laken und Decken
sind so frisch wie zu der Zeit, als Mrs. Jones sie dorthin gelegt hat. Der Raum
hat überhaupt nichts von Anastasia an sich. Mal abgesehen von ihrer Präsenz,
ist nicht einmal ihr Duft hier drin zu vernehmen. Mein Herz pocht. Ich renne
zum Spielzimmer, aber die Tür ist verschlossen. Der einzige andere Ort, zu dem
sie gehen könnte, ist die Bibliothek. Nervös mache ich mich auf den Weg. Wenn
sie nicht dort ist, muss ich Taylor und den anderen Bescheid geben. Ich werde
noch wahnsinnig! Ich erinnere mich gerade daran, dass die Balkontür in meinem
Schlafzimmer offen stand.
Ich renne zurück in mein Schlafzimmer und
überprüfe die Balkontür, die immer noch weit offen steht und tausend Fragen aufzuwerfen
scheint. Scheiße! Ist Leila hier gewesen und hat Anastasia mitgenommen? Wie
konnte ich das nicht bemerken? Meine Hände wandern in mein Gesicht. Gewaltsam
umschließe ich mein Gesicht mit meinen Händen und lasse sie durch meine Haare
gleiten. Aber Anastasias Sachen liegen auf dem Bett. Würde Leila sie dazu
bringen, ihre Sachen zu wechseln? Das ergibt keinen Sinn. Mein Herz pocht. Es
gibt noch einen weiteren Ort, den ich überprüfen kann. Ich werde in der
Bibliothek nachsehen. Wenn sie dort nicht ist, werde ich erst anfangen
durchzudrehen. In Höchstgeschwindigkeit laufe ich zur Bibliothek, was natürlich
nicht lange dauert. Ich schwenke die Tür auf und schließe vor grenzenloser
Erleichterung die Augen. Der Anblick, der sich mir bietet, gibt mir Frieden und
Zufriedenheit. Gott sei Dank!
Anastasia sitzt zusammengerollt in einem
dickgepolsterten Sessel mit Rebecca von Daphne Du Maurier, einer der vielen
Erstausgaben, die ich besitze. Sie trägt ein blass rosafarbenes Satinnachthemd mit dazu passendem Morgenrock.
Sie sieht wie ein schlafender Engel aus. Sexy, betörend unschuldig, und einfach
entzückend. Alles, was ich in diesem Augenblick möchte, ist zu ihr zu gehen und
sie in meinen Armen zu halten.
Ich möchte sie nicht wecken und gehe leise auf
sie zu. Langsam nehme ich ihr das Buch aus den Händen. Meine Augen erhaschen
einen Blick auf die aufgeschlagene Seite des Buches. Ich blicke zu ihr auf, als
ich verarbeite, was ich gerade gelesen habe. Ich sacke im nächsten Sessel
zusammen:
„Ich bin froh, dass es nicht zweimal passieren kann, das Fieber der ersten Liebe. Dafür ist es ein Fieber, und auch eine Last, was auch immer die Dichter sagen mögen.“
„Ich bin froh, dass es nicht zweimal passieren kann, das Fieber der ersten Liebe. Dafür ist es ein Fieber, und auch eine Last, was auch immer die Dichter sagen mögen.“
Ist es das, was ich fühle? Das Fieber der ersten
Liebe? Ist es das, was mich wahnsinnig eifersüchtig und verrückt macht? Als ich
im gegenüberliegenden Sessel sitze und Anastasia beobachte, die zusammengerollt
und unschuldig dasitzt; bemerke ich, dass sie noch jünger, fast schon kindlich
aussieht, wenn sie schläft.
Bedächtig blättere ich um. Eine weitere Zeile versetzt
mir einen Schlag: „Ich vermute, dass
jeder Mensch in seinem Leben früher oder später auf die Probe gestellt wird.
Wir haben alle unseren persönlichen Teufel, der uns verspottet und quält und
letztendlich wird es immer zum Kampf kommen.“ Wird mein Kampf bald kommen,
und will ich das überhaupt herausfinden? Alles, was ich im Moment will, ist
meine Frau in unser Bett bringen und sie solange halten, bis dieses Gefühl des
Verlustes aufhört. Ich beuge mich herunter, versuche sie nicht zu drängen, und
nehme sie in meine Arme. Ihre Augen öffnen sich blinzelnd.
„Hey“, murmele ich, als sie mir in die Augen
blickt. „Du bist eingeschlafen und ich habe dich überall gesucht“, sage ich,
ohne die Angst in mir verstecken zu können. Ich presse meine Nase in ihre
Haare, atme ihren Duft ein und verliere mich in ihr. Sie lächelt, legt ihren
Arm um meinen Hals und hält sich fest, vergräbt ihre Nase an meinem Hals. Wir
sind zwei Menschen, die jeweils den Duft des anderen einsaugen, vom Duft des
anderen berauscht sind. Ich gehe in mein Schlafzimmer und lege Anastasia auf
unser Bett, nachdem ich die Laken zurückgezogen habe. Sie legt ihren Kopf aufs
Kissen und ich lehne mich herunter, um sie auf die Stirn zu küssen, „Schlaf,
Baby“, flüstere ich und streiche über ihr Haar. Langsam schließt sie ihre Augen
und schläft wieder ein.
Ich sitze auf dem Bett und beobachte Anastasia,
mein Herz flattert. Wie friedlich sie aussieht und wie besorgt ich doch war,
als ich gedacht habe, sie ist weg. Und die Erleichterung, als ich sie in der Bibliothek
gefunden habe. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun sollte. Ich kann einfach
nicht existieren! Nicht, ohne verrückt zu werden. Schon die paar Minuten, die
ich gebraucht habe, um sie zu finden, waren die reinste Qual! Wie sollte ich es
ohne sie … ein Leben lang aushalten? Sie hat mich gänzlich erobert; ich gehöre
ihr.
(She’s Got A
Way by Billy Joel)
Ich bin hellwach vor Sorge und kann einfach nicht
einschlafen. Ich schließe die Balkontür und stelle sicher, dass sie auch
wirklich fest verschlossen ist. Ich gehe zum Kleiderschrank und ziehe meine
Sachen aus, und meine Pyjamahose an. Ich kehre zurück und blicke Anastasia an.
Warum streiten wir? Warum streite ich mit ihr? Ich hasse es, mit ihr zu
streiten! Es zerreißt mir jedes Mal das Herz. Ich möchte ihre Gefühle nicht
verletzen, aber es bringt mich ja auch niemand so in Rage, wie sie es tut.
Genau genommen zerreißen mir unsere Streits nicht nur das Herz, sie verletzen
jeden einzelnen Teil meines Körpers, als hätten sie sich körperlich bekundet.
Wenn sie in direkte Konfrontation mit mir geht, will ich, dass sie mich zurück
zieht und ihre Arme um mich schlingt. Sie weiß nämlich nicht, dass ich in ihrer
Nähe mein Herz in meiner Hand für sie trage…
Die Angst, sie zu verlieren verfolgt mich immer
und deshalb streite ich mit ihr wegen ihrer wilden, unabhängigen Art, als würde
sie vor mir weglaufen, mit jemand anderem abhauen. Und warum sollte sie das
auch nicht tun? Ich bin ihrer Liebe so unwürdig.
Ich gehe ins Wohnzimmer und finde mich
schließlich an meinem Piano wieder. Nach allem bietet mir das Piano immer noch
die beste Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken, die ich nicht fähig bin oder
gewillt bin, auszusprechen. Es erlaubt mir die feinsten Wahrheiten über mich zu
kommunizieren, sobald ich meine Finger darauflege. Es spricht für mich, wenn
ich dazu nicht in der Lage bin. Es drückt die Schreie meiner Seele aus, wenn
meine Augen nicht einmal eine einzige Träne vergießen können.
Ich senke den Klavierdeckel, sodass ich Anastasia
nicht wecke, und schalte die kleine Lampe am Piano an, setze mich auf die Bank und
lasse meine Seele all ihre Wehklagen, Sorgen, ihren Schmerz und ihre Ängste
herausschreien.
(Beethoven –
Moonlight Sonata)
Ich weiß nicht, wie lange ich ein wehklagendes
Stück nach dem anderen gespielt habe, doch plötzlich fühle ich ihren stechenden
Blick auf mir. Unfreiwillig hebt sich meine Brust, um meinem hetzendem Atem
gerecht zu werden. Ich hebe meinen Kopf und blicke ihr tief in die Augen,
während ich weiterspiele. Ich möchte, dass sie meine geheimen Ängste hört. Sie
kommt einen Schritt auf mich zu, dann noch einen, und noch einen. Langsam kommt
sie auf mich zu, und ich beobachte sie mit wachsamem Auge. Als sie mich
erreicht, höre ich auf zu spielen.
„Wieso hast du aufgehört? Das war schön“, sagt
sie in ihrem blass rosafarbenen Satinnachthemd, vollkommen betörend, weiblich
und verführerisch.
„Hast du eine Ahnung, wie verführerisch du
aussiehst?“ frage ich sie mit sanfter Stimme.
„Komm ins Bett“, flüstert sie. Ich strecke meine
Hand nach ihr aus und sie ergreift sie. Und just in dem Moment, wo wir uns
berühren, ist die kurze Distanz zwischen uns schon zu groß, dass ich sie noch
länger ertragen könnte. Ich ziehe an ihrer Hand, sodass sie auf meinen Schoß
fällt. Ich schlinge meine Arme um sie, halte sie und vergrabe meine Nase an
ihrem Hals, genau hinter ihrem Ohr. Die übliche Spannung zwischen uns entsteht
und strömt durch unsere Körper, heizt unser Blut an.
„Wieso streiten wir uns eigentlich?“ flüstere
ich schließlich. Meine Zähne streifen ihr Ohrläppchen.
(Lacrimosa by Mozart)
„Weil wir uns allmählich kennen lernen, Christian,
und du starrköpfig und übellaunig und launisch und schwierig bist“, murmelt sie
atemlos, während ich ihren Hals liebkose. Sie neigt ihren Kopf und streckt mir
ihren Hals entgegen, sodass ich besser herankomme. Ich muss lächeln.
„Das stimmt, all das bin ich, Miss Steele. Es ist
das reinste Wunder, dass Sie sich überhaupt mit mir eingelassen haben“, sage
ich, nehme ihr Ohrläppchen zwischen meine Zähne und sende dadurch Schauder
durch ihren Körper, entlocke ihr ein Stöhnen. „Ist es immer so?“ Ich seufze.
„Keine Ahnung”, murmelt sie.
„Ich auch nicht”, sage ich und ziehe rasch an der
Schärpe ihres Morgenrockes. Er öffnet sich und alles, was nun noch zwischen
meiner Hand und Anastasias Körper liegt, ist ein sehr dünnes, sehr zartes Stück
Satin. Oh Gott! Meine Hand wandert ihren Körper auf und ab, streichelnd, besitzend,
berührend, spürend, erhaltend. Ich umfasse ihre Brust und bei der sanftesten
Berührung werden ihre Brustwarzen hart und reiben am Satinstoff ihres
Nachthemdes. Meine Finger gleiten zu ihrer Taille, weiter zu ihrer Hüfte, zu
ihrem Geschlecht.
„Deine Haut fühlt sich so herrlich an, und ich
kann alles sehen“, sage ich und ziehe durch den Stoff sanft an ihren
Schamhaaren, „– auch das hier“, flüstere ich und sie keucht. Meine andere Hand
ruht in ihrem Nacken. Als ich ihren Kopf zurückziehe, küsse ich sie
leidenschaftlich, versuche das unendliche Verlangen nach ihr zu stillen. Sie
stöhnt in meinen Mund, und ihre Hände umschließen mein Gesicht, streicheln dies
als Antwort auf meine liebevollen Übergriffe an ihrem Körper und ihrem Mund.
Ich ziehe ihr Nachthemd nach oben und meine Hand umschließt ihre runden
Pobacken, streichelt sie. Mit meinem Daumennagel fahre ich an den Innenseiten
ihrer Oberschenkel auf und ab.
Ich möchte sie auf meinem Piano ficken. Als ich
es das letzte Mal tun wollte, wurden wir vom Vertrag abgelenkt, und dann kam
das Spanking und dann hat sie mich verlassen … Jetzt möchte ich von nichts
gestört werden. Ich werde sie auf meinem Piano ficken, aber zuerst muss ich sie
bestrafen! Ich werde sie jetzt und für alle Ewigkeit für mich beanspruchen.
Rasch stehe ich von meinem Platz auf und hebe Anastasia auf den Klavierdeckel.
Ihre Füße ruhen auf den Tasten und erzeugen unmelodische Klänge, und es
interessiert mich überhaupt nicht. Anastasia hat mich heute sprichwörtlich in
die Hölle geschickt, und am Abend hat sie mit mir gestritten. Ich kann sie
nicht versohlen, oder sie schlagen, aber ich kann sie dennoch bestrafen. Sex …
Sex ist immer eine großartige Waffe. Meine Rache wird sie zum Betteln bringen,
sie auf ganz süße Art und Weise quälen, und dennoch ist sie von ihrer
Befriedigung weit entfernt…
Meine Finger gleiten ihre Beine herauf und
herunter und schließlich drücke ich ihre Knie auseinander. Rasch greife ich
nach ihren Händen und weise Anastasia an, sich flach auf das Piano zu legen.
Als sie sich hinlegt, lasse ich ihre Hände los und spreize ihre Beine weiter,
sodass ihre Zehen in unregelmäßigen Abständen über die Tasten des Klaviers
streifen. Ich küsse Anastasia zwischen ihren Knien und langsam, aber sicher
gleite ich immer weiter nach oben, küsse die Innenseiten ihrer Schenkel, beiße
sanft hinein, sauge und knabbere mit meinen Zähnen daran. Langsam schiebe ich
ihr Nachthemd weiter nach oben und meine Lippen gleiten ebenfalls entlang ihrer
Haut. Schließlich treffen meine Lippen auf den Punkt, an dem sich ihre Beine vereinen,
ihr Geschlecht blüht gleißend vor Lust, einladend, nach mir rufend. Ich
vergesse alles und küsse sie auf ihre Schamlippen, puste und meine Zunge
erobert sie. Ich umkreise ihre Klitoris, versuche in sie einzudringen, schmecke
sie tief in ihr, beanspruche sie. Automatisch spreize ich ihre Beine noch
weiter, sodass ihr Geschlecht unter meinem Mund wie eine Rose aufblüht. Meine
Zunge fickt sie auf jede Art, die ich kenne, schießt hinein, kreist, leckt, und
als sie den Rhythmus inne hat, hebt sie ihre Hüften, um meinen Mund zu treffen,
passt sich dem Rhythmus meiner Zunge und meines allesverzehrenden Mundes an.
Ihre Hüften kreisen und ich bin in ihr verloren, mit ihr.
„Oh mein Gott! Christian, bitte!“ bettelt sie.
„Oh, nein, Baby, noch nicht“, sagt sie. Ich
möchte noch nicht, dass sie kommt. Sie kann nicht kommen. Sie hat mich den
ganzen Tag gequält und jetzt werde ich sie auf diese Weise bestrafen. „Wage es,
dich mit mir anzulegen, und dein Körper wird dafür bezahlen“, sage ich und
verteile strafende Küsse auf ihrem Bauch, mache sie begierig, schamlos, und
dennoch ist sie von ihrer Erlösung weit entfernt. So nah und doch so fern.
Meine Hände wandern meisterlich ihre Schenkel entlang, halten immer wieder
inne, um ihre Haut zu massieren und zu kneten, setzen ihre Nerven in Flammen,
bringen sie dazu, sich zu wünschen, ich würde sie ficken, von ihrem Elend
erlösen, aber nein, keine Erlösung ist in Sicht. Meine Zunge umkreist ihren
Bauchnabel, während meine Finger in ihr Geschlecht eindringen. Sie schreit vor
begieriger Notwendigkeit auf, „Ah!“ Gleichzeitig lasse ich meine Zunge und
meine Finger kreisen, bringe sie dazu, sich unter mir zu winden.
„Christian!“ schreit sie verzweifelt und sucht
nach Erlösung. Ihr Geschlecht macht mich begierig und offen gesagt, ist ihr
Schreien für mich der Aufruf, sie zu beanspruchen, und ich kann sie von innen
und außen kennzeichnen, sie in die Unterwürfigkeit ficken. Argh! Diese Seite an
mir wird niemals nachlassen! Ich möchte, dass sie mir auf gewisse Weise
unterwürfig ist, und ich liebe es, wenn sie sich mir widersetzt, und mit mir
streitet, und ich liebe es, wenn sie bettelt, ich liebe es, wenn ich sie so
lange ficke, bis sie mir gehorcht! Sie besitzt mich und alles, was ich möchte,
ist sie ebensfalls zu besitzen! Sie hat meine Seele bereits gekennzeichnet. Sie
ist alles, an was ich denken kann. Es gibt nichts anderes, was mich beschäftigt
und überall, wo ich hingucke, sehe ich sie.
Ich stöhne und höre mit meinen Liebkosungen in
ihrer Vagina auf. Ich hebe sie von den Tasten, schiebe sie nach oben und lege
sie flach auf das Piano. Schnell ziehe ich mir meine Pyjamahose aus, folge ihr
auf das Piano und knie mich zwischen ihre Beine, mein absoluter Lieblingsplatz
auf der ganzen Welt, während ich mir ein Kondom über meinen Schwanz rolle.
Ich blicke auf diese Göttin hinab, die mich
selbst dann noch besitzt, wenn ich sie in die Unterwerfung ficke, und ihre
Eroberung ist somit erfüllt. Weil ich ein verliebter Mann bin! Selbst dieser
Anblick, der Klang ihrer Stimme bringt die Lust in mir zum Ansteigen, törnt
mich an und alles, was ich will, ist bei ihr zu sein, in ihr zu sein, in ihrer
Nähe zu sein und mich mit allem zu beschäftigen, was sie betrifft. Alles andere
wird unwichtig. Ich fühle mich wie ein gedarbter Mann – ich verzehre mich nach
ihrer Zuneigung.
„Ich will dich so sehr“, sage ich, und gleite
langsam in sie hinein, und ficke sie auf eine Weise, die meinen Hunger nach ihr
reflektiert, als würde das Ficken jeden Moment verboten werden und ich muss es
noch schnell auskosten. Aber ich will ihr mit meinem Liebespiel auch zeigen,
wie sehr ich sie liebe und begehre, und wie groß mein Verlangen und meine
Sehnsucht sind. Was noch genießend, schmeckend, spürend, und als zartes
Liebespiel beginnt, entwickelt sich schnell zu einem besitzenden, und
fordernden Ficken, und sie will es, kommt mir Stoß für Stoß mit ihren
angehobenen Hüften entgegen. Als sie meinen Namen schreit, und somit mehr von
mir verlangt, tausche ich meinen Platz mit ihr, platziere sie auf mir und
schiebe ihr meinen Schwanz von unten hinein, während ihre Hüften sich mir
entgegen strecken. Dies ist schließlich unser beider Verderben. Als wir unseren
Höhepunkt erreichen, erschaudert uns ein Orgasmus und strömt durch unsere
Verbindung wie ein großer Stoß, kräuselt meine Zehen und bringt mich dazu,
meinen Rücken zu wölben, noch weiter, noch tiefer in sie hineinzustoßen, ihr
Geschlecht mit drei weiteren brutalen Stößen aufzuspießen. Schließlich entleere
ich mich völlig in ihr und ihre Muskeln ziehen sich um mich zusammen, drücken
und saugen jeden Tropfen aus mir heraus.
Als das Schaudern letztlich versiegt, liegen wir
beide auf dem Piano. Sie liegt auf mir
und legt ihre Wange vorsichtig auf meine Brust. Als unsere Atemzüge langsam
ruhiger werden, weiß ich, dass ich sie immer so nah bei mir haben möchte.
Zärtlich und liebevoll streiche ich über ihr Haar. Mit schläfriger Stimme fragt
sie mich die seltsamste Frage, die man kurz nach dem Sex überhaupt stellen
kann.
„Trinkst du abends eigentlich Tee oder Kaffee?“
„Was für eine merkwürdige Frage“, sage ich
entspannt.
„Vorhin fiel mir ein, dass ich dir einen Tee ins
Arbeitszimmer bringen könnte, aber dann dämmerte mir, dass ich keine Ahnung
habe, was du gern trinkst“, erklärt sie und bringt mein Herz damit zum
Schmelzen. Sie denkt an mich.
„Verstehe. Abends trinke ich Wein oder Wasser,
Ana. Aber vielleicht sollte ich es ja mal mit Tee probieren“, sage ich, da ich
weiß, dass sie Tee mag und mir dadurch vielleicht Gesellschaft leisten würde.
Ich begreife, dass Anastasia versucht, mich
besser kennenzulernen und heute Abend habe ich ihre Absichten behindert. Dieser
Gedanke macht mich verzweifelt und
schwermütig. Geistesabwesend streichle ich ihr mit meiner Hand über den Rücken.
„Wir wissen sehr wenig voneinander“, flüstert sie
und fasst damit meine Gedanken in Worte.
„Ich weiß“, sage ich in einem Ton, der meine
Stimmung widerspiegelt. Sie bemerkt meinen Ton und setzt sich auf.
„Was ist?“ fragt sie. Ich möchte nicht darüber
reden. Ich schüttele meinen Kopf. Ungeachtet der Tatsache, was ich bin, und wie
abgefuckt ich bin, kenne ich doch eine Wahrheit und diese ist schlicht und
einfach:
„Ich liebe dich, Ana Steele“, sage ich ganz
ehrlich.
(Can’t Help Falling In Love sung by
Julio Iglesias)
*****
Finger streicheln mir sanft über meine Haare und
wecken mich. Ich merke, wie ich mich um Anastasia geschlungen habe wie eine
Siegesfahne. Meine Hand liegt fordernd auf ihrer Brust, während mein Bein um
sie geschlungen ist und sie unten hält. Gott! Wach oder schlafend – ich fühle
mich immer zu ihr hingezogen.
Ich öffne meine Augen und lächele sie verschlafen
an.
„Guten Morgen, meine Schöne“, sage ich mit einem
breiten Grinsen.
„Guten Morgen, mein Schöner.“ Sie lächelt mich
ebenfalls an. Ich beuge mich zu ihr und küsse sie, ziehe meine Beine und Arme
zurück und stütze mich auf meinen Ellenbogen, um Anastasia, die immer noch
liegt, anzusehen.
„Gut geschlafen?“ frage ich. Ich weiß zumindest,
dass ich gut geschlafen habe.
„Wenn ihr die I-5 Richtung Süden nehmt, beachtet, dass im Süden des
Martin Luther King Jr Way – MP 157, eine Kollision die rechte Spur behindert.
Die Bauarbeiten westwärts auf der I-90 werden sich noch die ganze Woche
hinziehen und die linken zwei Spuren werden gesperrt bleiben. Und jetzt zu den
weiteren Nachrichten …“ Die Neuigkeiten aus dem Radio laufen im Hintergrund weiter.
„Ja, trotz der Unterbrechung heute Nacht.“ Anastasia
verspottet mich und ich grinse sie an.
„Hm. Damit darfst du mich jederzeit
unterbrechen“, sage ich und küsse sie erneut.
„Und du? Hast du auch gut geschlafen?“ fragt sie
mich.
„Neben dir schlafe ich immer gut, Anastasia“,
antworte ich und das ist die gottverdammte Wahrheit.
„Keine Albträume mehr?“ forscht sie weiter.
„Nein“, sagt sie. Nicht neben ihr. Sie ist mein
Traumfänger.
Ihr Gesicht nimmt einen besorgten Ausdruck an.
„Worum geht es denn in deinen Albträumen?“ fragt sie. Ich erinnere mich an den
Zuhälter und meine Miene verhärtet sich. Mein Lächeln wird durch ein
Stirnrunzeln ersetzt.
„Meistens sind es Flashbacks aus meiner frühen
Kindheit. Sagt zumindest Dr. Flynn. Manche sind sehr lebhaft, andere weniger“,
sage ich und mein Blick wird distanzierter, als würde vor meinem geistigen Auge
eine Erinnerung ablaufen. Ohne nachzudenken, fahre ich mit meinem Finger über
ihr Schlüsselbein.
„Und wachst du manchmal schreiend und weinend auf?“
fragt sie halbherzig und es sollte eigentlich nach einem Scherz klingen.
Ich blicke sie verwirrt an. „Nein, Anastasia. Ich
habe noch nie geweint. Zumindest nicht, soweit ich mich erinnern kann“, sage
ich. Zumindest nicht wegen dieser Erinnerungen. Aber ich werde ihr nicht
erzählen, wie am Boden zerstört ich war und unfähig mir irgendwie zu helfen.
Wegen ihr habe ich geweint. Das wird für immer mein Geheimnis bleiben und
Taylor und Mrs. Jones werden es dank ihrer Verschwiegenheitsklauseln ebenfalls
für sich behalten.
„Hast du irgendwelche glücklichen Erinnerungen an
deine Kindheit?“, fragt sie. Ich denke darüber nach. Es gibt eine Erinnerung an
die Crackhure.
„Ich weiß noch, wie die Crackhure etwas gebacken
hat. An den Geruch kann ich mich noch genau erinnern. Ich glaube, es war ein
Geburtstagskuchen. Für mich. Und ich erinnere mich an den Tag, als Mia zu Mom
und Dad kam. Meine Mom hatte Angst, wie ich reagieren würde, aber ich habe Mia
auf Anhieb geliebt. Mein Dad, Carrick, hat dir ja gesagt, dass ich zwei Jahre
lang nicht gesprochen habe. Das ist wahr. Mein erstes … allererstes Wort war Mia. Und ich erinnere mich an meine erste
Klavierstunde. Miss Kathie, meine Lehrerin, war großartig. Sie hat auch noch
Pferde gehalten“, lächele ich wehmütig und erinnere mich an diese Zeit.
„Du hast gesagt, deine Mom hätte dich gerettet. Inwiefern?”
fragt sie. Ich glaube die Antwort darauf ist ziemlich offensichtlich. Was wäre
passiert, wenn Grace Trevelyan-Grey mich nicht adoptiert hätte? Ich hätte
dieselbe Richtung eingeschlagen wie meine Cracknutten Mutter. Ein Drogenabhängiger,
ein Stricher.
„Sie hat mich adoptiert“, antworte ich schlicht.
„Als ich sie das erste Mal gesehen habe, hielt ich sie für einen Engel. Sie war
ganz weiß angezogen und so sanft und ruhig bei der Untersuchung. Das werde ich
nie vergessen. Hätte sich einer der beiden nicht auf die Adoption eingelassen …“
Ich kann den Rest meiner Gedanken nicht in Worte fassen. Das wäre meine Verderben
gewesen. Und doch haben mich Carrick und sie gerettet. Am frühen Morgen möchte
ich nicht über den Scheiß nachdenken, der hätte passieren können. „Ziemlich
tiefschürfende Gespräche für eine so frühe Uhrzeit“, murmele ich.
„Ich habe mir fest vorgenommen, dich besser
kennen zu lernen“, sagt sie sanft.
„Ach, tatsächlich? Und ich dachte, du willst nur
herausfinden, ob ich lieber Kaffee oder Tee trinke“, sage ich grinsend. „Außerdem fällt mir eine hervorragende Methode
ein, wie du mich besser kennen lernen kannst“, sage ich und presse meine
Erektion gegen sie.
„Ich glaube, was das angeht, kenne ich Sie
inzwischen ziemlich gut, Mr. Grey“, neckt sie mich.
„Ich bezweifle, dass ich Sie in dieser Hinsicht
jemals gut genug kennen lernen werde, Miss Steele“, flüstere ich in ihr Ohr.
„Aber es hat eindeutig seine Vorteile, morgens
neben dir aufzuwachen“, sage ich verführerisch.
„Mr. Grey, ich bin schockiert. Müssen Sie nicht
langsam aufstehen?“ fragt sie mit tiefer, rauchiger und begieriger Stimme.
„Heute nicht, Miss Steele. Im Moment gibt es nur
einen Ort, wo ich gern wäre, und der ist hier bei dir“, sage ich lüstern.
„Christian!“ keucht sie, völlig schockiert von
meiner Verwegenheit. Ich rolle mich auf sie und halte ihre Hände fest, ziehe
sie über ihren Kopf. Ich melde meine Ansprüche an und murmele, „Oh, Miss Steele.
Baby. Ich weiß genau, was ich gern mit dir anstellen will“, flüstere ich. Es
ist Zeit für eine Eroberung.
*****
Nachdem wir geduscht und uns angezogen haben,
gehen Anastasia und ich in die Küche und setzen uns an die Frühstückstheke, an
der uns Mrs. Jones ihre fabelhaften Kochkünste serviert. Ich habe Omelett und
Bacon und Anastasia Pancakes und Bacon.
„Wann lerne ich eigentlich Claude kennen, damit
ich sehen kann, was er so draufhat?“ fragt sie. Ihre Frage lässt mich grinsen.
Ich bringe sie an den Rand der Erschöpfung und sie möchte mehr
Durchhaltevermögen.
„Das kommt darauf an, ob du dieses Wochenende
nach New York fliegen willst oder lieber hierbleibst. Es sei denn, du willst
diese Woche noch eine Trainingseinheit gleich in aller Frühe mit ihm haben. Ich
werde Andrea bitten, seinen Terminkalender zu überprüfen und dir Bescheid zu
geben“, sage ich, obwohl ich weiß, dass Anastasia kein Morgenmensch ist.
„Andrea?“ fragt sie scharf. Sind wir etwa
eifersüchtig, Miss Steele?
„Sie ist meine Assistentin“, erkläre ich ihr. Sie
entspannt sich.
„Oh, okay. Eine deiner vielen Blondinen“, sagt
sie in neckendem Ton.
„Sie gehört mir nicht, sondern arbeitet für mich.
Du gehörst mir“, verbessere ich sie.
(All I Want is
You by U2)
„Aber ich arbeite auch für dich“, murmelt sie
säuerlich. Oh, ja, Baby, das tust du wirklich. Ich grinse und antworte. „Stimmt.“
Sie kann ihr Lächeln nicht unterdrücken und strahlt mich an.
„Vielleicht kann Bastille mir ja Kickboxen
beibringen“, sagt sie warnend.
„So? Damit deine Chancen gegen mich ein bisschen
besser stehen?“ frage ich belustigt. Ich liebe eine Herausforderung.
„Nur zu, Miss Steele“, sage ich glücklich.
Sie bemerkt, dass der Klavierdeckel wieder
geöffnet ist und macht eine Bemerkung dazu.
„Ich hatte ihn gestern Abend geschlossen, um dich
nicht zu stören. Hat wohl nicht funktioniert, und ich bin froh darüber“, sage
ich und erinnere mich daran, wie wir das Piano eingeweiht haben. Anastasia
errötet bis zum Haaransatz und blickt nervös zu Mrs. Jones herüber, die sich
auf ihre professionelle Art mit ihren Aufgaben beschäftigt. Sie dreht sich um
und stellt Anastasias Mittagessen in einer Tüte vor ihr auf die Theke.
„Ist Thunfisch in Ordnung, Ana?“ fragt sie
freundlich.
„Ja, Mrs. Jones, danke!“ äußert Anastasia und lächelt schüchtern. Mrs.
Jones, die ihre Aufgabe nun erfüllt hat, verlässt die Küche, um uns etwas
Privatsphäre zu geben.
Anastasia wendet sich mir zu und fragt, „Kann ich
dich etwas fragen?“
Oh, oh … immer wenn sie mich das fragt, gehen ihr
irgendwelche unerfreulichen Gedanken durch den Kopf. „Natürlich?“ sage ich
verhalten.
„Und versprichst du mir, nicht gleich sauer zu
werden?“
„Warum? Geht es um Elena?“ sage ich. Elena ist
ein Thema, bei dem ich wütend werde.
„Dann, nein“, sage ich.
„Aber ich habe noch eine weitere Frage“, sagt sie
und schneidet eine Grimasse.
„Ja?“ Das klingt nicht gut.
„Die sich um sie dreht“, sagt sie und ich
verdrehe die Augen. Warum müssen wir unseren wunderschönen Morgen mit Gedanken
an Elena verderben?
„Was denn?“ sage ich schnippisch.
„Wieso wirst du immer so sauer, wenn ich dich
nach ihr frage?“ fragt sie verwirrt.
„Ganz ehrlich?“ frage ich ungläubig. Sie blickt
mich finster an. „Ich dachte, du bist mir gegenüber immer ehrlich, Christian”,
sagt sie und kneift die Augen zusammen.
„Ich versuche es zumindest“, antworte ich ehrlich.
Sie mustert mich mit ihrem scharfen Blick. „Das klingt ziemlich ausweichend“,
sagt sie, ohne zu blinzeln.
„Ana, ich bin immer ehrlich zu dir. Ich habe
keine Lust auf Spielchen. Zumindest nicht auf diese Art von Spielchen“, sage
ich begierig. Sie kichert nur.
„Auf welche Spielchen hast du dann Lust?“ fragt
sie schnell und ist bereits geil. Gott, es ist so einfach, sie abzulenken! Sie
ist ziemlich einspurig. Was habe ich hier kreiert?
„Sie lassen sich ziemlich leicht vom Thema
ablenken, Miss Steele“, erkläre ich.
„Und Sie haben so viele Seiten, die einen leicht
vom Thema abbringen, Mr. Grey.“ Sie kichert wieder.
Verdammte Frau! Wie kann sie mich mit einem
einfachen mädchenhaften Kichern nur so beschwingen.
„Dein Kichern ist das schönste Geräusch auf der
ganzen Welt, Anastasia“, sage ich. „Also, was wolltest du wissen?“ dränge ich
sie und lenke sie erneut ab. Sie runzelt die Stirn und versucht sich an ihre
Frage zu erinnern.
„Ach ja. Du hast deine Subs immer nur an den
Wochenenden gesehen, richtig?“
„Ja, das ist richtig“, antworte ich nervös. Wir
bewegen uns auf gefährlichem Terrain, wenn man bedenkt das ihr
Eifersuchtsmessgerät von hoch, zu höher, zu explosiv reicht. Sie grinst. „Also
hattest du keinen Sex während der Woche“, erklärt sie.
Ich weiß, worauf sie hinaus will und lache. „Oh,
darauf willst du also hinaus?“ frage ich erleichtert. „Was glaubst du, wieso
ich jeden Tag während der Woche trainiere?“ Anastasia sieht erleichtert,
glücklich, und selbstzufrieden aus.
„Sie scheinen außerordentlich zufrieden mit sich
zu sein, Miss Steele“, sage ich und mustere ihr Gesicht.
„Das bin ich, Mr. Grey“, antwortet sie
selbstgefällig.
„Das solltest du auch“, ich grinse. Sie weiß,
dass sie die erste ist, die unter der Woche mit mir Sex hat und diese weitere
Premiere gefällt mir ungemein. „Und jetzt iss dein Frühstück“, weise ich sie
an.
*****
Als wir in den SUV einsteigen, um zur Arbeit zu
fahren, sitzt Taylor auf dem Fahrersitz um Anastasia zuerst zur Arbeit zu fahren.
Danach werden wir zu GEH fahren. Sawyer sitzt auf dem Beifahrersitz und wird
bei Anastasia bleiben; aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er draußen auf
sie wartet. Ich frage Anastasia etwas, dass mich beschäftigt. Aber die
zahlreichen Probleme gestern, haben es mich vergessen lassen.
„Anastasia, sagtest du nicht, der Bruder deiner
Mitbewohnerin käme heute zurück?“ frage ich zwanglos. Ich möchte Anastasia
nicht in seiner Nähe wissen. Er hat ebenfalls ein Auge auf Anastasia geworfen.
„Ach ja, Ethan kommt“, keucht sie. „Den habe ich
ja völlig vergessen. Danke, dass du mich erinnerst, Christian. Ich muss in
unser Apartment“, sagt sie. Wie bitte? Ich habe sie nicht zu seinem Vorteil
daran erinnert! Ich kann die Sorge nicht aus meinem Gesicht verbannen. „Um wie
viel Uhr kommt er denn?“ frage ich sie irgendwie.
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Ich will nicht, dass du allein irgendwo hingehst“,
sage ich streng, fast schon bedrohend. Nirgendwo!
„Ich weiß“, sagt sie und verdreht dir Augen. „Wird
Sawyer mich den ganzen Tag ausspi…
äh … im Auge behalten?“ fragt sie und Sawyer muss
rot anlaufen, da seine Ohren so rot werden, wie mein Spielzimmer.
„Ja!“ blaffe ich sie mit kalten, stechenden Augen
an. Sie tut gut daran, sich daran zu erinnern. Es ist zu ihrem eigenen Vorteil.
„Das Ganze wäre viel einfacher, wenn ich den Saab
hätte“, sagt sie stur.
„Anastasia, Sawyer hat einen Wagen dabei und kann
dich zu eurer Wohnung bringen.
Je nachdem, wann du ihn brauchst“, erkläre ich.
„Okay, okay“ murmelt sie bockig. „Vermutlich ruft
mich Ethan irgendwann im Laufe des Tages an. Ich lasse dich wissen, wie es dann
weitergeht“, antwortet sie.
„Okay. Aber du gehst nirgendwo allein hin. Hast
du mich verstanden?“ frage ich und wedele mit erhobenem Zeigefinger vor ihreb
Augen herum.
„Ja, Schatz“, murmelt sie süß und bringt mich zum
Lächeln, zumindest eine Spur. „Außerdem solltest du ausschließlich deinen
Blackberry benutzen. Damit sollte gewährleistet sein,
dass mein IT-Mann sich keinen vergnüglichen
Vormittag macht, okay?“ frage ich säuerlich.
„Ja, Christian“, sagt sie zustimmend, aber
verdreht ihre Augen. Ich grinse, als ich ihre Reaktion sehe und beuge mich zu
ihr. „Oh Miss Steele …“, flüstere ich lasziv, „Ich glaube meine Hand fängt an
zu jucken.“
„Oh, Mr. Grey, Sie und Ihre ewig juckende Hand.
Was machen wir bloß damit?“ bemerkt sie und bringt mich zum Lachen. Ich merke,
dass mein Blackberry vibriert. Ich nehme ihn heraus und blicke auf das Display.
Verdammt! Es ist Elena! Kann sie mir nicht eine Pause gönnen?
„Was ist los?“ sage ich mit zusammengebissenen
Zähnen, als ich den Anruf entgegennehme.
„Christian, es tut mir wirklich leid, dass ich
dich heute Morgen schon stören muss. Aber da du Welch kontaktieren wolltest,
ich rufe an, um dir zu sagen, dass keine Notwendigkeit mehr dafür besteht. Es
hat sich herausgestellt, dass Isaac eine Szene für uns kreieren wollte“, sagt
sie erleichtert und begierig für ihren Sub.
Meine Züge entspannen sich, ich bin belustigt.
„Du machst Witze …“
„Mache ich nicht. Letzte Nacht wollte ich ihm
erklären, dass ich wegen meinem Lebensstil erpresst werde und er ist damit
herausgeplatzt, alles nur für eine Szene geschrieben zu haben und
offensichtlich war es keine echte Erpressung. Du kannst dir meine Erleichterung,
meine Wut vorstellen …“, sagt sie.
„Für eine Szene …“
„Ja, stell dir das vor.“
„Wann hat er es dir gesagt?“ frage ich glucksend.
„Letzte Nacht, nachdem ich nach Hause gekommen
bin.“
„Hör zu, Christian. Ich war damit beschäftigt und
ich habe dich gestern Abend vielleicht etwas durcheinander gebracht. Ich möchte
mich für mein Auftauchen entschuldigen und dass ich dich und Anastasia gestört
habe. Das war nicht meine Absicht“, sagt sie.
„Nein, kein Problem. Du brauchst dich nicht zu
entschuldigen. Ich bin froh, dass es eine logische Erklärung für alles gibt.
Mir kam der Betrag sowieso lächerlich gering vor …“
„Ja, das hat mich auch nachdenklich gestimmt und
ich hatte meine Vermutungen.“
„Ich bin sicher, du hast dir eine richtig schöne
Gemeinheit überlegt, um dich an ihm zu rächen“, sage ich, wohlwissend wie
kreativ Elena mit einer Peitsche oder einem Seil sein kann. „Armer Isaac“, sage
ich lächelnd.
„Oh ja, und ich freue mich schon darauf, meine
Rache auszuüben“, sagt sie ruhig und dass bedeutet, dass sie genau weiß, wie
sie auf ihre Kosten kommt.
„Also, danke noch einmal und Entschuldigung, dass
ich dich gestört habe, Christian.“
„Gut … Bis dann“, sage ich und lege auf. Aber als
ich aufblicke, sehe ich Anastasias ausdruckslosen Blick, der mich sofort
skeptisch macht.
„Wer war das?“ fragt sie.
„Willst du das wirklich wissen?“ frage ich, da
ich weiß, wie besorgt sie sein wird. Sie antwortet nicht, schüttelt einfach nur
ihren Kopf und ihre Augen sind vor Traurigkeit vernebelt. Ihre Miene verhärtet
sich. Sie dreht ihren Kopf und blickt aus dem Fenster. Nein! Nein! Nein! Ich
werde nicht zulassen, dass Elenas Anruf unseren Morgen ruiniert.
„Hey“, sage ich, strecke meine Hand nach ihrer
aus und nehme sie in meine. Ich küsse jeden ihrer Fingerknöchel und sauge
heftig an ihrem kleinen Finger. Dann beiße ich sanft hinein und weiß, welch
Schauder es durch ihren Körper strömen lässt und zugleich ihr Geschlecht
aufmerksam macht. Unfreiwillig keucht sie auf. Anastasia blickt nervös zu
Taylor und Sawyer nach vorn, ehe sie sich zu mir dreht und meinen hungrigen
Blick sieht.
„Reg dich nicht auf, Anastasia. Elena ist
Vergangenheit“, sage ich und will, dass sie mir glaubt. Ich küsse ihre
Handfläche und ihr Gesicht wird von einem Lächeln erhellt.
*****
Nachdem wir Anastasia auf Arbeit abgesetzt habe,
fährt mich Taylor zu GEH. Andrea kommt
mit dem Tagesplan und einer Liste mit den Meetings herein. Sobald sie mein Büro
verlassen hat, schreibe ich Anastasia eine E-Mail.
Von: Christian
Grey
Betreff: Sonnenaufgang
Datum: 14.
Juni 2011 09:22 Uhr
An: Anastasia
Steele
Ich liebe es, morgens neben dir aufzuwachen.
Christian Grey
Total und unglaublich verknallter CEO, Grey
Enterprises Holdings Inc.
Nachdem ich auf Senden gedrückt habe, zeichnet sich dieses Grinsen auf meinem Gesicht ab. Was für ein schöner Start in den Morgen. Ich sehe meine Geschäfts-Emails durch. Andrea klopft an der Tür und bringt mir meinen Kaffee.
„Ihr Kaffee, Sir. Kann ich Ihnen sonst noch
behilflich sein?“
„Das wäre alles, Andrea“, sage ich und schicke
sie heraus. Sie ist immer noch überrascht, dieses idiotische Grinsen auf meinem
Gesicht zu sehen. Aber dann legt sie wieder ihr professionelles Verhalten an
den Tag und trippelt aus meinem Büro, da sie weiß, dass es besser ist, mich
allein zu lassen.
Ich trinke einen großen Schluck Kaffee. Als ich
die Nachrichten durchsehe, kündigt sich eine neue Email an. Nachdem ich
Anastasia Namen sehe, klicke ich schnell drauf und hebe mit der anderen Hand
meine Kaffeetasse an meinen Mund, um noch einen weiteren Schluck zu nehmen.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Sonnenaufgang
Datum: 14.
Juni 2011 09:34 Uhr
An: Christian
Grey
Lieber total und unglaublich Verknallter,
ich liebe es auch, neben dir aufzuwachen. Aber
ich liebe es auch, mit dir im Bett zu sein, in Aufzügen, auf Klavieren, auf
Billardtischen, auf Booten und Schreibtischen, in Duschen und Badewannen und an
seltsamen Holzkreuzen mit Handfesseln dran und in mit roter Satinbettwäsche bezogenen
Himmelbetten, in Bootshäusern und in Kinderzimmern.
In Liebe,
die Sexbesessen und Unersättlich xx
Ich verschlucke mich an meinem verdammten
Kaffee und spucke einen Mundvoll auf meine Tastatur! Ich glaube, ich habe ein
wachsendes Zelt in meiner Hose, und das genau vor meinem 10 Uhr Meeting! Rasch
tippe ich Anastasia eine Antwort.
Von: Christian
Grey
Betreff: Feuchte
Hardware
Datum: 14.
Juni 2011 09:36 Uhr
An: Anastasia
Steele
Liebe Sexbesessene und Unersättliche,
ich habe gerade meinen Kaffee auf die Tastatur
gespuckt. Ich kann mich nicht erinnern,
dass mir das schon einmal passiert wäre.
Ich bewundere Frauen, die nie aus den Augen
verlieren, wo sie sich gerade aufhalten.
Muss ich daraus folgern, dass du mich nur wegen
meines Körpers willst?
Christian Grey
Total und unglaublich schockierter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich mache mich wieder an meine Arbeit, doch mein
Verstand ist immer noch mit Anastasia beschäftigt, wie sie auf verschiedenen
Oberflächen liegt, während … argh! Wie soll ich mich heute auf meine Arbeit
konzentrieren? Ich kann nicht denken … mich nicht konzentrieren … Emails! Geschäftsmails.
Ich habe Meetings, muss mir die Schaltpläne ansehen. Ausatmen. Ruhig Grey …Heb
dir die ganzen Sexfantasien für nach der Arbeit auf. Frustriert fahre ich mir
mit den Händen durchs Haar. Sexuelle Frustration … Und natürlich gibt es bis
heute Abend keine Hoffnung auf Erlösung. Konzentrier dich also lieber auf das
Geschäftliche und nicht auf Miss Steeles reizenden Hintern … Konzentrieren
Grey, konzentrieren!
Ich öffne die Entwürfe, die mir das
Ingenieursteam geschickt hat und prüfe sie genau. Eine neue Email kündigt sich
an, als ich mir gerade die Entwürfe und die Mikrosolarzellenplatten des
Mobiltelefons ansehe.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Kichernd und ebenfalls feucht
Datum: 14.
Juni 2011 09:41 Uhr
An: Christian
Grey
Lieber total und unglaublich schockierter Mr.
Grey,
immer.
Ich muss jetzt arbeiten.
Also, hör auf, mich zu stören.
Sexbesessen und Unersättlich xx.
Baby, du steckst mich in Brand! Ich bin kein Ofen! Ich kann es einfach nicht abstellen. Heiß und kalt laufen in meinem Körper nicht zusammen.
(Hot’N’Cold by Katy Perry)
Nachdem ich die Pläne analysiert habe, antworte ich
ihr.
Von: Christian
Grey
Betreff: Muss
ich wirklich?
Datum: 14.
Juni 2011 09:49 Uhr
An: Anastasia
Steele
Meine Liebe Sexbesessene & Unersättliche,
dein Wunsch ist mir Befehl. Wie immer.
Es gefällt mir, dass du feucht bist und kichern
musst.
Ciao, ciao, Baby
X
Christian Grey
Total und unglaublich verknallter, verzückter und schockierter CEO,
Grey Enterprises Holdings Inc.
Pünktlich um 10 Uhr mache ich mich auf den Weg zu
meinem Meeting mit dem Ingenieursteam, um die vorläufigen Pläne zu diskutieren,
ehe wir nächste Woche die Produkte und die Verbesserungen bezüglich des
solarbetriebenen, sich selbst ladenden Mobiltelefondesigns durchgehen. Die
Besprechung zieht sich bis zur Mittagszeit und ist glücklicherweise sehr
produktiv. Als das Meeting voranschreitet und wir die Entwürfe prüfen, vibriert
mein Blackberry. Als ich Anastasias Namen sehe, nehme ich den Anruf sofort
entgegen, gespannt ihre Stimme zu hören.
„Anastasia“, sage ich herzlich, als wäre ihr Name
eine Litanei auf meinen Lippen.
„Christian, Jack will, dass ich ihm etwas zum
Mittagessen hole“, sagt sie, ohne Einleitung.
„Fauler Mistkerl“, murre ich.
„Ich mache mich deshalb jetzt auf den Weg. Es
wäre vielleicht ganz gut, wenn du mir Sawyers Nummer geben würdest, damit ich
dich nicht immer stören muss“, sagt sie.
„Du störst mich nicht, Baby“, sage ich. Ich habe
gern die Kontrolle.
„Bist du allein?“
„Nein. Sechs Leute starren mich an und fragen
sich, mit wem ich gerade rede“, erkläre ich lässig.
„Oh, nein
… Ehrlich?“ keucht sie.
„Ja. Ehrlich“, antworte ich, wende mich meinem
Ingenieursteam zu und erkläre, „Meine Freundin“. Als ich die schockierten
Gesichter von einigen sehe, weiß ich, dass sie wahrscheinlich auch gedacht
haben, ich sei schwul.
„Wahrscheinlich dachten sie die ganze Zeit, du
bist schwul, Christian“, sagt sie und bringt mich zum Lachen.
„Jaa, Wahrscheinlich“, sage ich und ihre Blicke
verraten mir, dass es stimmt.
„Ähm, ja, ich sollte jetzt Schluss machen“, sagt
sie beschämt.
„Ich sage Sawyer Bescheid“, sage ich lachend.
„Hat sich der Bruder deiner Freundin schon bei dir gemeldet?“
„Nein. Aber Sie werden der Erste sein, der es
erfährt, Mr. Grey“, sagt sie geziert.
„Gut. Ciao, ciao, Baby.”
„Bye, Christian“, sagt sie.
*****
Sobald ich aufgelegt habe, wähle ich Sawyers
Nummer.
„Ja, Mr. Grey“, meldet er sich.
„Sawyer, Miss Steele kommt gleich heraus. Warten
Sie bitte draußen auf sie“, bitte ich ihn.
„Ja, Sir“, sagt er und ich lege auf, um mit
meinem Meeting weiterzumachen.
Nach dem Meeting, gehe ich zu einem
Geschäftsessen. Taylor fährt mich und gegen 14.30 Uhr sind wir zurück im GEH.
In meinem Büro sehe ich mir weitere
Geschäftsberichte an, als mein Blackberry mich über eine eingegangene Email
informiert. Ich überprüfe den Absender und es ist Anastasia.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Besuch
aus sonnigen Gefilden
Datum: 14.
Juni 2011 14:54 Uhr
An: Christian
Grey
Liebster total und unglaublich Verknallter,
Verzückter und Schockierter Mr. Grey,
Ethan ist aus Barbados zurück und kommt gleich
vorbei, um sich die Wohnungsschlüssel abzuholen. Ich würde gern zu mir nach
Hause fahren, um sicher zu sein, dass er auch alles hat, was er braucht.
Wieso holst du mich nicht einfach nach der Arbeit
ab? Wir könnten kurz in meine Wohnung fahren und danach ALLE ZUSAMMEN essen gehen?
Und die Rechnung geht auf mich!
Deine
Ana x
Immer noch Sexbesessen und Unersättlich
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP
Nachdem ich einen kurzen Bericht durchgelesen
habe, maile ich Anastasia zurück. Ich habe bemerkt, dass sie ihren Blackberry
nicht benutzt hat. Gott, diese Frau ist so verdammt stur! Befolge doch meine
einfachen, verdammten Regeln, Anastasia!
Von: Christian
Grey
Betreff: Muss
ich wirklich?
Datum: 14.
Juni 2011 15:04 Uhr
An: Anastasia
Steele
Guter Plan, Anastasia. Bis auf den Vorschlag mit
dem Zahlen.
Das Essen geht auf meine Rechnung.
Ich hole dich um sechs ab.
X
PS: Wieso benutzt du nicht deinen BlackBerry!?!!
Christian Grey
Total und unglaublich verärgerter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ihre Antwort kommt kurz darauf und als ich gerade
einen Finanzbericht lese.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Ihre
Herrschsucht
Datum: 14.
Juni 2011 15:10 Uhr
An: Christian
Grey
Meine Güte, sei doch nicht so mürrisch und
miesepetrig, Christian.
Ist doch alles codiert.
Wir sehen uns um sechs.
Ana x
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP
Verdammt! Warum kannst du nicht hören? Benutz
deinen Blackberry!
Von: Christian
Grey
Betreff: Unmögliches
Weibstück
Datum: 14.
Juni 2011 15:17 Uhr
An: Anastasia
Steele
Mürrisch und miesepetrig!
Ich gebe dir gleich mürrisch und miesepetrig! Und
ich freue mich drauf!
X
Christian Grey
Total und unglaublich verärgerter, aber aus
irgendeinem Grund trotzdem lächelnder
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich drücke auf senden und wende mich wieder
meinen geschäftlichen Angelegenheit zu. Aber ihre Antwort kommt nach wenigen
Minuten.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Oh,
Versprechungen, Versprechungen
Datum: 14.
Juni 2011 15:22 Uhr
An: Christian
Grey
Tja, versuch’s doch mal, Mr. Grey. Und ich freue
mich schon drauf. ;D
Ana x
Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP
Wenn ich ihr antworte, wird sie noch in Flammen
aufgehen und sie benutzt immer noch nicht ihren Blackberry. Ich möchte ihr
nicht die Möglichkeit geben.
Ich drücke den Knopf der Gegensprechanlage.
„Ja, Mr. Grey?“ meldet sich Andrea.
„Schicken Sie Taylor hinein, Andrea“, weise ich
sie an.
„Natürlich, Sir“, antwortet sie und nach dreißig
Sekunden kommt Taylor hinein.
„Mr. Grey“, sagt er und wartet auf seinen
Auftrag.
„Taylor, ich möchte, dass sie Anastasias
Apartment durchsuchen. Wir werden sie um 18.00 Uhr von der Arbeit abholen,
sodass sie Miss Kavanaghs Bruder in das Apartment lassen kann. Machen Sie eine
Durchsuchung und danach werden wir Miss Steele von SIP abholen und zu ihrem
Apartment fahren.“
„Ja, Sir. Noch etwas, Mr. Grey?”
„Das wäre alles, Taylor“, sage ich und entlasse
ihn.
Ich habe noch so viel zu tun, bis ich den Abend
mit Anastasia und dem Bruder ihrer Mitbewohnerin verbringen kann. Und ich habe
bestimmt nicht die Absicht, ihn mit meiner Freundin allein zu lassen.
Über eine Stunde später, bekomme ich eine
Nachricht von Taylor:
„Die Durchsuchung ist beendet, Mr. Grey. Alles in Ordnung. Auf dem Weg
zu GEH.“
Erleichtert wende ich mich wieder meiner Arbeit
zu. Ich arbeite bis 17.30 Uhr. Taylor betritt mein Büro, um mit mir Anastasia
abzuholen.
„Haben Sie irgendeinen Hinweis gefunden, dass
Leila in Anastasias Apartment war?“
„Als wir die Durchsuchung gemacht haben, gab es
kein Anzeichen, dass jemand im Apartment war, Sir. Wir haben uns auch in der
Umgebung umgesehen. Alles schien ruhig und in Ordnung.“
„Gut“, antworte ich und kurz vor 6 sind wir vor
SIP. Ich rufe Anastasia auf ihrem Blackberry an.
„Mürrisch und Miesepetrig hier“, begrüße ich sie,
als sie ans Telefon geht.
„Und hier ist Sexbesessen und Unersättlich. Du
stehst draußen vor dem Haus?“ fragt sie.
„So ist es, Miss Steele. Und ich freue mich
darauf, Sie zu sehen“, sage ich mit lüsterner, verführerischer Stimme.
„Gleichfalls, Mr. Grey. Ich bin sofort da“, sagt
sie und legt auf.
Als ich Anastasia das Gebäude verlassen sehe,
steige ich aus dem SUV. Sie saugt meinen Anblick auf. Ihr Blick ruht einen
Moment zu lange auf meiner grauen Hose. Ich strahlendes Lächeln erfreut mein
Herz und ich kann es nicht erwarten, sie in meine Arme zu schließen. Ich gehe
auf sie zu und schließe sie in eine Umarmung, gebe ihr einen feuchten,
nachklingenden Kuss.
„Sie sehen genauso hinreißend aus wie heute
Morgen, Miss Steele“, sage ich und meine Lippen ruhen immer noch auf ihren.
„Sie auch, Mr. Grey“, erwidert sie, als wir
unseren Kuss lösen.
„Los, gehen wir deinen Freund abholen“, sage ich und
lächele sie an. Ich nehme ihre Hand und lasse sie in den SUV einsteigen. Auf
dem Weg zu ihrem Apartment plaudern wir. Ich genieße es, ihr von meinem Tag zu
erzählen. Ich erinnre mich daran, dass ich ihr über den ökologischen Durchbruch
des Wissenschaftsbereichs der WSU in Vancouver erzählt habe. Diese Dinge sind
mir sehr wichtig, denn es ist alles Teil meines Feed-the-World-Plans. Mir fällt
ein, dass Andrea mir Claude Bastilles Terminplan gegeben hat und ich gebe ihn
Anastasia.
„Bevor ich es vergesse. Das sind Claude Bastilles
freie Termine diese Woche“, erkläre ich ihr.
Als Taylor auf dem Parkplatz vor Anastasias
Gebäudekomplex hält, vibriert mein Telefon. Ich blicke auf das Display und es
ist Ros.
„Grey“, melde ich mich.
„Mr. Grey, hier ist Ros“, antwortet sie.
„Ros, was ist los?“ frage ich.
„Es geht um die Geschäftsauflösung. Ich habe die
Kosten für den tatsächlichen Sozialplan bekommen. Er ist höher als
vorausgesagt.“
„Um wie viel?“ frage ich verhalten.
Anastasia dreht sich zu mir und formt mit ihren
Lippen, „Ich gehe hoch und hole Ethan. Ich bin in zwei Minuten wieder da“, und
hält zwei Finger hoch. Ich nicke ihr zu, während ich mit Ros weiter über die
neuen Kosten, die ich begleichen muss, diskutiere. Taylor steigt aus und öffnet
Anastasias Tür.
„Ungefähr 25% mehr“, sagt sie und ich zucke
zusammen.
„Verdammt, Ros!“ sage ich wütend. „Wer hat sich
die vorläufigen Zahlen ausgedacht? Einige Prozente mehr oder weniger sind ja zu
erwarten, aber 25%?“
„Das Finanzdepartment hat die Kostenanalyse
aufgestellt“, sagt sie.
„Dann sind sie alle verdammt inkompetent, wenn
sie sich um 25% verrechnen!“ schreie ich ins Telefon. „Wir können dem
Finanzwesen nicht die gesamte Schuld in die Schuhe schieben, Christian!“ tadelt
sie mich. „Es gibt immer versteckte Kosten. Wenn die Firma Angestellte hat, die
schon mehr als 10 Jahre dort arbeiten, dann werden diese Pakete erheblich mehr
kosten als die anderen. Und dieses Unternehmen hat einige Langzeitbeschäftigte
und einige, die kurz vorm Rentenalter stehen. Die Kombination aus beiden kostet
also 25% mehr als vorausgesagt.“
Ich seufze. In den nächsten paar Minuten erklärt
sie mir die Details der versteckten Kosten. Mir fällt auf, dass Anastasia noch
nicht zurück ist. Aber was mich alarmiert ist Taylors Reaktion.
„Mr. Grey!!“ ruft er, als er aus dem Auto springt
und in Höchstgeschwindigkeit auf Anastasias Tür zu rennt. Im Obergeschoss geht
Ethan Kavanagh gemächlich zu Anastasias Apartmenttür. Als ich diese Szene
beobachte lasse ich meinen Blackberry im Auto fallen, und alle möglichen
erschreckenden Szenarien spielen sich vor meinem geistigen Auge ab. Ich renne
zu Anastasias Apartment. Als ich Ethan Kavanagh erreiche, hat Taylor ihn
bereits auf den Boden gedrückt und versucht ihm den Schlüssel aus der Hand zu
reißen.
„Was zur Hölle, Mann!“ protestiert Ethan. „Gehen
Sie von mir runter!“
„Taylor“, sage ich, um ihn zu bremsen. Er zieht
Ethan Kavanagh nach oben, aber sein Blick ist felsenfest.
„Ethan, waren Sie schon im Apartment?“ frage ich
ihn.
„Nein, ich habe einen Freund getroffen und wir
sind zusammen etwas trinken gegangen. Ich komme gerade erst zurück. Was ist
hier los?“
Ich blicke Taylor an. Meine eigene Besorgnis und Angst
spiegeln sich in Taylors Gesicht wider. Anastasia ist noch nicht zurück und sie
hat keinen Schlüssel zum Apartment. Jemand hat sie hereingelassen und dieser
Jemand ist nicht Ethan Kavanagh. Es gibt nur eine Person, die sie
hereingelassen haben kann, und das ist Leila! Scheiße! Bei diesem Gedanken
zerbricht meine Welt.
„Sie bleiben hier und kommen nicht hoch!“ warne
ich ihn eindringlich, als Taylor und ich zu Anastasias Apartment weiterrennen.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich trete Anastasias Tür auf und mein Herz
sinkt mir bis in die Kniekehlen, als ich sehe, was hier los ist.
Leila steht mit vorgehaltener Waffe vor
Anastasia. Als ich das sehe, sterbe ich tausend Tode! All meine Ängste
bewahrheiten sich! Ich bin dabei gescheitert, Anastasia zu beschützen! Leila hat
sie verletzt oder wird sie verletzen, weil sie einen Groll gegen mich hegt. Ich
kann mir nie verzeihen. Ich würde sterben. Ich bin dem Tod nahe, als ich diesen Anblick
sehe.
(Dreaming With a Broken Heart by John Mayer)
Es tut weh zu atmen. Es tut weh, Anastasia zu sehen, auf die gerade
eine Waffe gerichtet wird. In diesem Moment koche ich vor Wut auf jeden und die
Liste wird im Moment von Leila angeführt. Wenn Anastasia irgendetwas passiert,
ich kann ohne sie nicht existieren! Sie ist meine Sonne! Leila hat eine
verdammte Waffe und zielt damit auf Anastasia! Sie sieht verwirrt und
durchgeknallt aus. Sie verstärkt den Griff um ihre Waffe noch mehr, als sie
mich in der Tür sieht. Was auch immer sie vorhat, sie sieht sehr entschlossen
aus, dieses Ziel zu erreichen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen! Oh Gott! Das
ist meine persönliche Hölle … meine persönliche Qual, die nun verwirklicht
wird! Was gerade noch ein Albtraum war, entspricht nun der Wahrheit und spielt
sich genau vor meinen Augen ab … Ich blicke Ana an, suche ihren Körper, von
Kopf bis Fuß, nach Verletzungen ab und entdecke keine sichtbaren Verletzungen.
Erleichterung durchströmt mich. Aber sie ist nur kurzweilig, da Leila immer
noch mit vorgehaltener Waffe dasteht und auf Ana zielt ,als würde sie damit
Wiedergutmachung, für irgendetwas, das ich ihr vielleicht angetan habe,
betreiben.
Ich schlucke. Wenn sie auf jemanden schießt, wird
es nicht Anastasia sein. Ich kann nicht in einem Universum leben, in dem
Anastasia nicht existiert. Anastasia zu verlieren, würde mir das Herz brechen
und unendlichen Kummer bereiten. Ich weiß nicht einmal, warum es so heißt! Es
fühlt sich eher so an, als würde ein Teil meines Körpers und meine komplette Seele
fehlen! Meine Liebe, mein Herz blutet bei diesem Anblick! Mein Herz zerfällt. Ich
betäube den Schmerz und die Liebe, die ich für Anastasia empfinde und habe die
Absicht, sie zu retten, vor dem zu retten, wo ich sie hineingezogen habe. Ich
betrete das Apartment und mein Blick ist auf Leila fixiert. Ich habe die
Kontrolle. Ich bin ihr Dom.
*****
EROTION
Sweet for a
little even to fear, and sweet,
|
O love, to lay
down fear at love's fair feet;
|
Shall not some
fiery memory of his breath
|
Lie sweet on
lips that touch the lips of death?
|
Yet leave me
not; yet, if thou wilt, be free;
|
Love me no more,
but love my love of thee.
|
Love where thou
wilt, and live thy life; and I,
|
One thing I can,
and one love cannot — die.
|
Pass from me; yet
thine arms, thine eyes, thine hair,
|
Feed my desire
and deaden my despair.
|
Yet once more
ere time change us, ere my cheek
|
Whiten, ere hope
be dumb or sorrow speak,
|
Yet once more
ere thou hate me, one full kiss;
|
Keep other hours
for others, save me this.
|
Yea, and I will
not (if it please thee) weep,
|
Lest thou be
sad; I will but sigh, and sleep.
|
Sweet, does
death hurt? thou canst not do me wrong:
|
I shall not lack
thee, as I loved thee, long.
|
Hast thou not
given me above all that live
|
Joy, and a
little sorrow shalt not give?
|
What even though
fairer fingers of strange girls
|
Pass nestling
through thy beautiful boy's curls
|
As mine did, or
those curled lithe lips of thine
|
Meet theirs as
these, all theirs come after mine;
|
133
And though I
were not, though I be not, best,
|
I have loved and
love thee more than all the rest.
|
O love, O lover,
loose or hold me fast,
|
I had thee
first, whoever have thee last;
|
Fairer or not,
what need I know, what care?
|
To thy fair bud
my blossom once seemed fair.
|
Why am I fair at
all before thee, why
|
At all desired?
seeing thou art fair, not I.
|
I shall be glad
of thee, O fairest head,
|
Alive, alone,
without thee, with thee, dead;
|
I shall remember
while the light lives yet,
|
And in the
night-time I shall not forget.
|
Though (as thou
wilt) thou leave me ere life leave,
|
I will not, for
thy love I will not, grieve;
|
Not as they use
who love not more than I,
|
Who love not as
I love thee though I die;
|
And though thy
lips, once mine, be oftener prest
|
To many another
brow and balmier breast,
|
And sweeter
arms, or sweeter to thy mind,
|
Lull thee or
lure, more fond thou wilt not find.
|
Algernon Charles Swinburne (1904)
|
1 comment:
Hi, wieder großes Lob an dich...tolles Kapitel...werde gleich weiterlesen...#Gruß
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