Saturday, July 26, 2014

BUCH II - Kapitel XIII - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel XIII

Verlass mich jetzt nicht; wenn du verwelkst, sei frei; liebe mich nicht mehr; aber liebe meine Liebe zu dir.
* Algernon Charles Swinburne (from his poem 

 EROTION)



Anastasia dreht sich zu mir und fragt mich, ob ich heute mit Elena gesprochen habe.

„Ja“, antworte ich.

„Und was hast du gesagt?“ fragt sie neugierig. Es ist nicht nötig, ihr zu sagen, wie wütend ich auf Elena war; da ich ihre Wut Elena gegenüber nicht noch weiter füttern möchte.

„Dass du sie nicht sehen willst und ich das gut verstehen kann. Und dass ich sauer bin, weil sie mir in den Rücken gefallen ist und mit dir Kontakt aufgenommen hat“, erzähle ich ihr mit ausdruckslosem Gesicht. Ich bin nervös, wie sie vielleicht reagieren wird. Wenn es um Elena geht, dann verhält sich Anastasia so, als hätte sie soeben in die Steckdose gefasst.

Und was hat sie gesagt?“  

(Don’t Mess With My Man by Nivea)

„Sie hat es in einer Art und Weise vom Tisch gefegt, wie nur sie es fertigbringt“, sage ich. Es ist wahr, dass Elena versucht hat, die Sache unter den Tisch zu kehren, aber da ich ja dank Anastasia sowieso schon einen beschissenen Tag hatte, ist Elena in den Storm gekommen, den ich heute Morgen ausgelöst habe. Anastasias Augen untersuchen mein Gesicht. Meine Mundwinkel zucken ganz leicht, aber ein Lächeln wird daraus noch lange nicht. Dennoch könnte ich Anastasia die ganze Zeit über angrinsen. Sie hat einfach so eine Art an sich.

„Und wieso kommt sie dann her?“ fragt sie besorgt, dass unsere Unterhaltung etwas damit zu tun haben könnte. Ich mache mir auch wenig Sorgen.

„Keine Ahnung”, sage ich und zucke mit den Achseln.

Taylor kehrt mit Elena im Schlepptau zurück ins Wohnzimmer und verkündet, „Mrs. Lincoln.“ Ich glaube, dass Taylor Elena nicht mag, aber da er professionell wie immer ist, kann man das schlecht einschätzen.

Elena trägt ihre übliche schwarze Kleidung: schwarze Jeans, die wie eine zweite Haut auf ihren Beinen wirken, eine schwarze figurbetonte Bluse und ihr typisches sorgfältig frisiertes Haar.

Als Elena den Raum betritt, ziehe ich Anastasia automatisch beschützend an mich, bereit sie vor jedem, der ihr zu nahe kommt, zu beschützen. „Elena“, begrüße ich sie und bin immer noch ratlos, was sie hier will. Sie muss angenommen haben, dass ich allein hier bin. Als sie mich mit Anastasia im Arm sieht, fällt ihr die Kinnlade herunter und ich könnte schwören, dass Taylor ihr am liebsten wieder den Mund zugeklappt hätte, aber er verschwindet schnell aus der Tür. Er ist amüsiert und offen gesagt, bin ich es auch. Elena schafft es wieder ihren Ich-bin-hier-und-habe-alles-unter-Kontrolle-Blick aufzusetzen und mildert ihre Tonlage.

„Tut mir leid, Christian. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Es ist Montag“, sagt sie, als erkläre das den Grund für ihren Besuch. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, und Sonntag: Anastasia ist rund um die Uhr, 7 Tage, 24 Stunden, meine Freundin. Anastasia ist nicht meine Sub! Aber es bereitet mir die größte Freude, sie als meine „Freundin“ vorzustellen. Dies in der Gegenwart von Anastasia und Elena auszusprechen bereitet mir enorme Freude und ich grinse. Natürlich lächelt Elena zurück, aber sie lächelt nur mich an.

„Natürlich, Christian. Hallo, Anastasia. Mir war nicht bewusst, dass Sie hier sein würden. Ich weiß, dass Sie nicht mit mir reden wollen, und akzeptiere das natürlich“, sagt sie an Ana gewandt.

„Tatsächlich?“ fragt Anastasia ruhig und mit kaltem Unterton. Ihr Blick bohrt sich in Elena. Ihr völlig kontrolliertes Auftreten überrascht mich und ich glaube, dass Elena ebenfalls schockiert ist, da sie einen Schritt zurücktritt, als wäre sie weggestoßen wurden.

„Ja, die Botschaft ist durchaus angekommen. Ich bin auch nicht Ihretwegen hier. Wie gesagt, Christian ist während der Woche meistens allein“, sagt sie und erklärt, „Ich habe ein Problem, das ich gern mit Christian besprechen würde.“

Das sind ja mal Neuigkeiten und genau genommen sogar eine willkommene Ablenkung von ihrer Reiberei mit Anastasia.  „Tatsächlich?“ frage ich und meine Neugier ist geweckt. „Möchtest du etwas trinken?“ frage ich sie, als ich meine Manieren wiedergefunden habe, nachdem ich sie heute bereits gerügt habe.

„Ja, bitte“, antwortet sie begrüßend. Sie muss gedacht haben, dass ich sie jeden Moment wieder herausschmeiße. Ich gehe in die Küche, um Weingläser zu holen und lasse Anastasia und Elena im Wohnzimmer allein zurück. Schließlich tritt Elena zur Kücheninsel und setzt sich auf ihren angestammten Platz an der Frühstückstheke. Als ich mich mit den Gläsern und der Flasche Wein umdrehe, setzt sich Anastasia auf den Platz, den ich geräumt habe. Ich stelle die Gläser vor die beiden und gieße ihnen Wein ein.

„Was ist los?“ frage ich Elena ohne Einleitung.


Elena ist nervös und hätte gern etwas mehr Privatsphäre. Anastasias Anwesenheit ist ihr nicht lieb. Sie muss es nicht einmal aussprechen; ich kenne Elena so gut, ich kann ihre Gedanken in ihrem Gesicht ablesen, obwohl sie noch so sehr versucht, sie zu verbergen. Es ist an der Zeit, ihre Gedanken im Keim zu ersticken. Sie muss verstehen, dass Anastasia keine Sub ist; dass sie nicht gewöhnlich ist. Sie ist meine Freundin. Ich strecke meine Hand aus und nehme Anastasias in meine. Elenas Augen weiten sich. Es gibt niemanden wie Anastasia; niemand ist ihr in meinen Augen ebenbürtig. 

(No One Like You by Scorpions)

„Anastasia wohnt jetzt hier“, sage ich in einem Ton, den sie genau versteht: Komm damit klar! Anastasias Augen weiten sich dankbar. Elenas Gesicht nimmt wieder einen weicheren Ausdruck an. Sie war die erste, die mir gesagt hat, dass ich in Anastasia verliebt bin. Es ist der Blick, der mir sagt, dass sie sich für mich freut und glücklich ist. Anastasia wird rot.

Elena nickt schließlich und akzeptiert, dass Anastasia hier ist. Meine ganze Haltung, mein Auftreten und meine Worte weisen darauf hin, dass sie entweder in Anastasias Gegenwart spricht oder gehen kann. Ich möchte, dass Anastasia sieht, dass ich nichts vor ihr zu verstecken habe. Elena sieht nervös aus. Sie blickt auf ihre Hände und beginnt an ihrem silbern Ring, den sie an ihrem Mittelfinger trägt, zu spielen. Wieder und wieder dreht sie daran, als würde er ihr die Antwort geben, die sie sucht. Dieses Verhalten habe ich noch nicht oft an ihr beobachten können – Elena, die nicht weiß, was zu tun ist. Sie hat sonst immer die Kontrolle, ist immer cool, ruhig und gefasst. Nachdem sie noch einige Male auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht ist, entscheidet sie sich dafür, dass ihr der Ring wohl nicht die gewünschten Antworten bescheren kann. Schließlich hebt sie ihren Kopf, übernimmt wieder die Kontrolle über ihre Gefühle und blickt mir direkt in die Augen.

„Ich werde erpresst“, erklärt sie schließlich rundheraus. Worum? Aber ich habe eine Ahnung, um was es sich handeln könnte. Augenblicklich spannt sich mein Körper an. Das einzige, was gegen sie spricht, ist ihre Beziehung zu mir. Ihr Lebensstil ist nicht illegal … aber natürlich möchte sie ihn nicht publik machen…

Wie denn das?“ frage ich sie und das Entsetzen zeichnet sich hörbar in meiner Stimme ab.

Elena greift in ihre Louis Vuitton Tasche, nimmt einen Brief heraus und will ihn mir geben. Ich schüttele den Kopf.

„Nein, leg ihn hin und falte ihn auseinander“, sage ich und überrasche Elena damir.

„Willst du ihn nicht anfassen?“ fragt sie verwirrt.

„Nein, natürlich nicht. Wegen der Fingerabdrücke“, erkläre ich ihr.

„Christian, du weißt genau, dass ich damit nicht zur Polizei gehen kann“, sagt sie. Sie faltet den Brief auseinander und ich beuge mich darüber, um ihn zu lesen. Aber der Betrag, um den es geht, überrascht mich.

„Sie verlangen nur fünftausend Dollar. Hast du irgendeine Idee, wer dahinterstecken könnte? Jemand aus der Community?“ frage ich Elena.

„Nein, keine Ahnung“, antwortet sie sanft.

„Könnte es Linc sein?“ frage ich und spiele auf ihren Exmann an, der sie windelweich geprügelt hat, nachdem er von ihrer unerlaubten Affäre mit mir erfahren hat.

„Nach all den Jahren? Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie griesgrämig.

„Und was ist mit Isaac – weiß er Bescheid?“ frage ich sie über ihren derzeitigen Sub.

„Bis jetzt noch nicht“, antwortet sie.

Ich finde, er sollte Bescheid wissen“, antworte ich. Wenn Elenas Lebensstil offengelegt wird, kommt auch Isaacs ans Licht. Er hat das Recht, es zu wissen. Anastasia versucht, mir ihre Hand zu entziehen? Warum? Ist sie wütend? Ich halte sie noch fester, möchte sie nicht gehen lassen. Sie zieht erneut. Wieder verstärke ich meinen Griff, ehe ich mich zu ihr drehe und sie fragend ansehe.

„Was ist?“ frage ich.

„Ich bin müde, Christian. Ich glaube, ich gehe ins Bett”, sagt sie. Ich untersuche ihr Gesicht. Ist sie wütend? Traurig? Feindselig? Akzeptierend? Ihre Miene gibt nichts preis, ist ausdruckslos. Doch in ihren Augen entdecke ich eine Spur Eifersucht.

„Okay. Es dauert nicht mehr lange“, versichere ich ihr und lasse ihre Hand los. Anastasia steht auf, um ins Schlafzimmer zu gehen. Elena verfolgt jede ihrer Bewegungen mit achtsamen Augen. Aber Anastasia sagt nichts.

„Gute Nacht, Anastasia“, sagt Elena mit einem freundlichen Lächeln.

„Gute Nacht“, murmelt Anastasia mit gezwungener, kalter Stimme, als würde sie Spannung ausstrahlen. Das versteckt sie also hinter ihrer Fassade.

Als Anastasia den Raum verlässt, wende ich mich wieder Elena zu und erzähle ihr von meinen Gedanken.

„Ich glaube nicht, dass ich viel für dich tun kann, Elena.  Wenn es ums Geld geht …“, sage ich und lasse den Gedanken in der Luft hängen. Mit so wenig Geld kann man nicht viel anfangen, sie verlangen schließlich nur fünftausend Dollar. Ist es ein schlechter Scherz oder versucht sie jemand zu verspotten?  „Ich könnte Welch bitten, ein bisschen zu recherchieren", sage ich und mehr kann ich im Moment nicht für sie tun.

„Nein, Christian, ich wollte nur mit jemandem darüber reden“, sagt sie. Natürlich hat sie einen Namen, den es zu schützen gilt. Was sie als nächstes sagt, hat gar nichts mehr mit der Problematik zu tun.

„Du scheinst …“, sagt sie und hält inne, um nach den richtigen Worten zu suchen, „sehr glücklich zu sein.“ Das fasst es ziemlich gut zusammen.

„Das bin ich“, erwidere ich wahrheitsgemäß.

„Du verdienst es, glücklich zu sein“, sagt sie.

„Ich wünschte, es wäre so“, sage ich traurig. Ihr Gesicht nimmt einen bevormundenden Blick an.

„Christian! Weiß sie, was für eine schlechte Meinung du von dir hast?“ fragt sie tadelnd. „Weiß sie über deine Probleme Bescheid …?“ fügt sie an und hebt ihre Augenbrauen maßgeblich. Aber es ist mehr als eine Frage. Es ist eine Challenge. Ist Anastasia nur ein Sexpartner oder mehr?

„Sie kennt mich besser als jeder andere Mensch“, sage ich und möchte, dass sie den Unterschied selber bemerkt.

„Autsch! Das tut weh“, bemerkt sie. Ich hatte Recht. Sie ist davon ausgegangen, dass sie mich besser als jeder andere kennt.

„Es ist die Wahrheit, Elena. Bei ihr brauche ich mich nicht zu verstellen. Lass sie zufrieden, Elena. Ich mein’s ernst“, sage ich und bohre meinen Blick in ihren, versuche meinen Worten noch mehr Bedeutung zu verleihen.

„Und was ist ihr Problem?“ fragt sie, als wäre irgendetwas mit Anastasia nicht in Ordnung, weil sie nicht mit ihr rumhängen und Rezepte tauschen möchte – wenn Elena überhaupt kochen würde.

Du bist ihr Problem … Das, was wir einmal waren. Was wir getan haben. Sie versteht es nicht.“

„Dann sorg dafür, dass sie es tut“, beharrt sie. Diese Unverfrorenheit!

„All das ist längst Vergangenheit, Elena. Weshalb sollte ich sie mit unserer abgefuckten Beziehung belasten? Anastasia ist nicht so - sie ist anständig, süß und unschuldig“, sage ich und seufze, als ich plötzlich wieder ein starkes Verlangen nach ihr habe, obwohl sie im selben Haus ist. Das entgeht Elenas durchtriebenem Blick natürlich nicht. Und da ich immer noch überwältigt bin, von der Tatsache, dass Anastasia mich liebt, füge ich hinzu, „Und aus irgendeinem Grund liebt sie mich, was ein echtes Wunder ist.“ Und ich bin Hals über Kopf in sie verliebt! 

(Head Over Heels by Fears For Fears) 

„Das ist kein Wunder, Christian“, tadelt Elena mich. „Hab ein bisschen Selbstvertrauen. Du bist ein ziemlich guter Fang, das habe ich dir oft genug gesagt“, sagt sie und blickt in Richtung Schlafzimmer. „Und Anastasia scheint ein reizendes Mädchen zu sein. Stark“, sagt sie und scheint sich an ihre Auseinandersetzung bei der Wohltätigkeitsveranstaltung zu erinnern. Anastasia muss ziemlich beeindruckend gewesen sein. „Ein Mädchen, das es mit dir aufnehmen kann.“

Ich lächele, als ich mich daran erinnere, wie verrückt sie mich den ganzen Tag über gemacht hat. Sie treibt mich in den Wahnsinn und geht auf direkte Konfrontation mit mir. Mit mir aufnehmen können? Sie hat solche Lebenskraft, die man erst noch errechnen muss.

„Ja, sie ist stark und federführend.“

„Vermisst du es denn nicht?“ fragt Elena und hebt ihre Augenbrauen hoch.

„Was meinst du?“ blaffe ich sie an.

„Dein Spielzimmer“, sagt sie. Warum fragt sie mich das und was geht es sie überhaupt an?

„Das geht dich verdammt nochmal nichts an“, herrsche ich sie an und mein Blick wird dunkel. Sie versucht, die Kontrolle über mein Leben zurückzugewinnen und das mag ich überhaupt nicht. Augenblicklich weicht sie zurück.

„Tut mir leid“, sagt sie und stößt ein höchst unaufrichtiges Schnauben aus. Wie ein Prädator testet sie ihre Grenzen aus. Sie sucht nach der Schwachstelle in der Rüstung. Ich muss es ein für alle Mal klarstellen.

„Du solltest jetzt besser gehen. Und ruf bitte nächstes Mal vorher an.“ Ich starre sie an und will, dass sie geht.

„Es tut mir wirklich leid, Christian“, sagt sie und meint dieses Mal wirklich, was sie sagt. „Seit wann bist du denn so empfindlich?“ moniert sie. Jetzt ist sie weit genug gegangen. Ich möchte nicht, dass Elena über Anastasia wie über eine Sub redet und wie über jemanden, den man einfach so ersetzen kann. Mein Spielzimmer ist nicht wichtiger als Anastasia. Sie ist das wichtigste in meinem Leben!

„Elena, wir haben eine Geschäftsbeziehung, von der wir beide enorm profitieren. Belassen wir es doch dabei. Was zwischen uns war“, sage ich und betone die Vergangenheit,  „ist längst Vergangenheit. Anastasia ist meine Zukunft, die ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen werde, also hör mit dem verdammten Unsinn auf!“ sage ich und stelle deutlich klar, dass Anastasia sie absolut nichts angeht.

Verstehe“, sagt sie höflich. Aber jetzt scheint sie wirklich verstanden zu haben,  was ich ihr versucht habe, die ganze Zeit einzubläuen.

„Es tut mir leid, dass du Ärger am Hals hast. Vielleicht solltest du ja das Risiko eingehen und die Erpresser zwingen, Farbe zu bekennen“, sage ich und versuche die Stimmung wieder ein wenig zu kippen. Aber Elena ist mit ihren Gedanken irgendwo anders.

„Ich will dich nicht verlieren, Christian“, sagt sie sanft. Macht sie mich etwa an?

„Ich gehöre nicht dir, also kannst du mich gar nicht verlieren, Elena!“ herrsche ich sie an und koche vor Wut.

„Das habe ich nicht gemeint“, versucht sie mich zu korrigieren. Aber ich kenne Elena gut genug.

„Was dann? Klär mich auf“, sage ich und meine Wut geht nicht zurück.

„Sieh mal, Christian. Ich will mich nicht mit dir streiten. Deine Freundschaft bedeutet mir
sehr viel. Ich werde Anastasia künftig in Ruhe lassen. Aber wenn du mich brauchst, werde ich da sein“, sagt sie und blickt mir angespannt in die Augen. „Immer“, fügt sie entschlossen hinzu.

„Anastasia glaubt, du wärst vorletzten Samstag hier in der Wohnung gewesen“, sage ich und erinnere mich, dass Elena sie angelogen hat. „Du hast mich angerufen, das ist alles. Wieso hast du ihr etwas anderes erzählt?“ hake ich nach.

„Ich wollte, dass ihr bewusst ist, wie durcheinander du warst, nachdem sie dich im Stich gelassen hatte. Ich will nicht, dass sie dir wehtut“, sagt sie.

„Das weiß sie. Ich habe es ihr selbst gesagt. Hör auf, dich einzumischen. Ganz ehrlich, du benimmst dich wie die reinste Glucke”, sage ich entnervt.

„Ich weiß und es tut mir leid. Du weißt doch, wie sehr du mir am Herzen liegst. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich eines Tages ernsthaft verlieben würdest, Christian. Es ist sehr schön, das zu beobachten, aber ich würde es nicht ertragen, wenn sie dich verletzen würde“, sagt sie und scheint ehrlich besorgt zu sein.

„Dieses Risiko gehe ich ein“, sage ich und will einfach nicht, dass sie sich einmischt. „Also, bist du sicher, dass Welch nicht ein bisschen für dich herumschnüffeln soll?“
„Schaden kann es wohl nicht“, sagt sie seufzend.

„Okay. Ich rufe ihn gleich morgen Früh an“, sage ich, stehe auf und will, dass sie geht.

„Danke, Christian“, sagt sie und steht auf. „Und noch einmal – es tut mir leid. Ich wollte mich nicht einmischen. Ich werde jetzt gehen, und nächstes Mal rufe ich vorher an“, fügt sie hinzu.

„Gut“, sage ich entschieden.

Ich führe Elena zum Aufzug und mache mich zögerlich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Ich mache mir Sorgen um Anastasia. Als ich mein Schlafzimmer betrete, sitzt Anastasia auf dem Bett.

Sie ist weg“, sage ich leise und unsicher, versuche herauszufinden, was sie denkt. Ist sie wütend?

Sie blickt zu mir auf und was sie sagt, überrascht mich. „Möchtest du mir endlich alles über sie erzählen? Ich versuche zu verstehen, weshalb du glaubst, sie hätte dir so sehr geholfen“, sagt sie und hält inne, bevor sie ihren Gedanken beendet. „Ich hasse sie, Christian. Meiner
Meinung nach hat sie dir unfassbare Dinge angetan. Du hast keinerlei Freunde. Hat sie dich daran gehindert, welche zu finden?“ fragt sie.

Zwei ärgerliche Frauen an einem Abend sind zu viel für mich. Ich fahre mir mit der Hand durch mein Haar; ich möchte am liebsten stöhnen! Argh!

„Wieso willst du unbedingt über sie reden, verdammt nochmal?“ frage ich wütend. „Wir hatten eine jahrelange Affäre, sie hat mir oft die Seele aus dem Leib geprügelt, und ich habe sie auf jede erdenkliche Art und Weise gefickt. Ende der Geschichte“, sage ich in einem Atemzug und werde immer wütender.

Anastasia wird blass. Sie schluckt. Sie ist überrascht und blinzelt. „Wieso bist du denn so wütend?“

„Weil diese ganze Scheiße längst VORBEI ist!“, schreie ich verärgert und will, dass sie es versteht. Verdammt! Ich raste noch aus! Sie wird immer blasser und verschließt sich. Sie blickt auf ihre Hände herab, verkrampft sie so sehr, dass das Blut weicht. Ich möchte nichts vor ihr verstecken. Ich will nur nicht, dass sie sich so sehr auf meine Vergangenheit konzentriert, welche sie doch so sehr hasst.

Schließlich beruhige ich mich und setze mich neben sie. „Na gut, was genau willst du wissen?“ frage ich unsicher.

Zurückhaltend schüttelt sie den Kopf. „Du brauchst es mir nicht zu erzählen. Ich wollte dich nicht in Bedrängnis bringen“, sagt sie sanft.

Es geht nicht darum, dass sie mich bedrängt, es geht darum, dass meine Zukunft und meine Vergangenheit miteinander kollidieren. Und ich werde derjenige sein, der bei dieser Kollision verletzt werden wird, wahrscheinlich indem ich sie verliere.

„Darum geht es nicht, Anastasia. Ich rede nur nicht gern darüber. Ich habe die letzten Jahre in meiner eigenen Welt gelebt, in der ich auf niemanden Rücksicht zu nehmen oder mich zu rechtfertigen brauchte. Und sie war immer Teil meines Lebens, meine Vertraute. Aber jetzt prallen meine Vergangenheit und meine Zukunft auf eine Weise aufeinander, die ich nie für möglich gehalten hätte“, sage ich und bin emotional total erschöpft. Sie blickt auf und in meine misstrauischen Augen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es jemals so etwas wie eine Zukunft mit einer Frau für mich geben könnte, Anastasia. Aber du hast diese Hoffnung in mir geweckt. Dank dir ist plötzlich nichts mehr unmöglich“, sage ich abweichend. Ich bringe es nicht übers Herz, ihr  von manchen zu erzählen. Es geht um mehr, als nur mit ihr zusammenzuleben. Es ist mehr … in der Form von für immer. 

(Colorblind by Counting Crows)

„Ich habe gelauscht“, sagt sie beschämt und blickt wieder auf ihre Hände hinab.

„Wobei? Meinst du unsere Unterhaltung?“ frage ich.

„Ja“, antwortet sie leise.

„Und?“ frage ich resigniert. Wie findet sie das, was sie gehört hat?

„Du bedeutest ihr sehr viel“, schlussfolgert Anastasia.

„Das stimmt. Und sie mir in gewisser Weise auch, aber meine Gefühle für sie lassen sich nicht einmal annähernd mit dem vergleichen, was ich für dich empfinde – falls es das ist, worum es hier gerade geht“, sage ich. Ich glaube, sie ist eifersüchtig und das ist kein unerbetener Gedanke. Ich mag es, wenn sie eifersüchtig ist.

„Ich bin nicht eifersüchtig“, erklärt sie und ist sich unsicher. „Du liebst sie nicht“, murmelt sie. Ist das eine Frage, die sie beschäftigt? Muss es ja sein.

Ich seufze und werde wütend. Das ist meine verdammte Vergangenheit! Ich kann sie nicht ändern! Sie ist passiert; ich habe sie gelebt, und jetzt bin ich darüber hinweg. Jetzt bin ich mit ihr zusammen! Zählt das nicht?

„Vor langer Zeit dachte ich, dass ich sie liebe“, sage ich und entblöße ihr mit knirschenden Zähnen meine verdammte Seele. Sie ist von dieser Aussage überrascht.

„Aber in Georgia hast du doch gesagt …“, sagt sie langsam und scheint sich vor dem, was ich wohl sagen könnte, zu fürchten,  „dass du sie nicht geliebt hast.“

„Das stimmt“, antworte ich. Meine Antwort entlockt ihr ein Stirnrunzeln.

„Zu dieser Zeit habe ich dich bereits geliebt, Anastasia“, flüstere ich. Weiß sie das denn nicht? „Du bist der einzige Mensch, für den ich dreitausend Meilen weit fliegen würde, nur weil ich ihn sehen will“, erkläre ich ihr leidenschaftlich. Nicht für Elena oder sonst jemanden. Nur für Anastasia! Sie blickt mir verwirrt an, scheint nicht zu verstehen.

„Ich habe nie auch nur annähernd so für Elena empfunden, wie ich es für dich tue“, erkläre ich ihr.

„Und wann ist dir das bewusst geworden?“ fragt sie. Ich zucke mit den Achseln.

„Ironischerweise hat mich ausgerechnet Elena darauf gebracht. Sie war diejenige, die mir zugeredet hat, nach Georgia zu fliegen“, erzähle ich ihr. Sie schüttelt den Kopf. Mit ihren Händen streicht sie sich über ihr Gesicht, als würde sie einige widerliche Gedanken abwaschen wollen. Schließlich verschränkt sie ihre Finger in ihrem Schoß und schluckt nervös.

„Also hast du sie begehrt? Als du noch jünger warst?“

„Ja“, antworte ich und ihre Miene verhärtet sie.

Sie hat mir eine Menge beigebracht. Unter anderem, an mich selbst zu glauben“, erkläre ich. Wir leben mit dem, was wir geboten bekommen. Und zu dieser Zeit, als ich ein abgefuckter Teenager war, der in seinen eigenen Problemen ertrunken ist, unfähig war, das Ufer zu finden – Elena war einfach da und hat mir einen Weg heraus gezeigt, auf ihre eigene abgefuckte Art und Weise. Ich glaube, es gibt ein altes morgenländisches Sprichwort, das dies gut erklärt: Diejenigen, die in den Ozean fallen, klammern sich an jeden Strohhalm, wenn es darum geht, zu überleben.

„Andererseits hat sie dir die Seele aus dem Leib geprügelt“, sagt Anastasia verachtend.

Irgendwie macht mich dieser Gedanke glücklich und ich lächele liebevoll, als ich mich daran erinnere. Ich war nun einmal ein arroganter, wichtigtuerischer Teenager, der von Zeit zu Zeit geschlagen werden musste. „Ja, das hat sie“, antworte ich.

„Und das hat dir gefallen?“ fragt sie ungläubig.

„Damals schon“, antworte ich.

„Was?“ sagt Anastasia überrascht. „So gut, dass du mit anderen dasselbe tun wolltest?“ fragt sie.

Ihre Aussage ist korrekt. Ich möchte ehrlich mit ihr sein, aber meine Augen weiten sich. Ich bin skeptisch und auch ernst, „Ja“, antworte ich leise.

„Hat sie dir in dieser Hinsicht auch geholfen?“, forscht sie weiter. Will sie das wirklich wissen?

„Ja“, antworte ich.
„War sie deine Sub?“ fragt sie und blickt mir tief in die Augen. Ihr entgeht nichts.

„Ja“, antworte ich, ohne unseren Blickkontakt zu unterbrechen.

Ihr Atem entweicht ihr, als wäre sie gerade geschlagen wurden. „Erwartest du von mir, dass ich sie mag?“ fragt sie mit schwacher, verbitterter Stimme.

„Nein, natürlich nicht. Obwohl es mein Leben verdammt viel einfacher machen würde“, sage ich, obwohl ich nicht weiß, ob mir die Vorstellung gefällt. „Aber ich verstehe deine Zurückhaltung.“

Sie blafft mich an.

„Zurückhaltung? Mein Gott, Christian – wie würde es dir gehen, wenn genau dasselbe mit deinem Sohn passiert wäre?“ Was? Niemand hat mich dazu gezwungen, mit ihr zusammen zu sein. Ich musste nicht bei ihr bleiben … ich habe mich dafür entschieden. Ich blinzele sie verwirrt an.

„Niemand hat mich gezwungen, mit ihr zusammenzubleiben. Es war meine freie Entscheidung, Anastasia“, murmele ich. Zu dieser Zeit hat es mir sogar gefallen.

Traurig schüttelt Anastasia ihren Kopf.

„Wer ist Linc?“ fragt sie.

„Ihr Exmann“, antworte ich.

„Lincoln Timber?“

„Genau der“, antworte ich grinsend.

„Und wer ist Isaac?“

„Ihr derzeitiger Sub.“

Anastasia sieht mich entsetzt an. Sie glaubt, er wäre ein weiterer Teenager, in den Elena ihre Klauen vergraben hat.

„Er ist Mitte zwanzig, Anastasia. Ein Erwachsener, der einvernehmlich … du weißt schon“, füge ich schnell hinzu, um sie von ihren abscheulichen Gedanken über Elena abzulenken.

Sie läuft dunkelrot an. „Also in deinem Alter“, sagt sie glatt.

Dieses Gespräch führt doch nirgendwo hin. Wenn es um Elena geht, sieht Anastasia schlichtweg rot und ein Monster hinter jeder Ecke.  „Es ist genauso, wie ich es vorhin zu ihr gesagt habe. Sie ist Teil meiner Vergangenheit. Du bist meine Zukunft. Lass nicht zu, dass sie zwischen uns steht. Bitte. Und offen gestanden, hängt mir dieses Thema allmählich zum
Hals heraus. So, ich werde jetzt noch eine Weile arbeiten“, sage ich und stehe auf. Elenas beschissener Besuch hat unser aller Stimmung vermiest. Ich blicke auf sie herab, „Lass es gut sein. Bitte“, sage ich sanft.

Starrsinnig blickt sie mich an. Das ist nicht das Ende dieser Diskussion, oder? Gott bewahre!

„Ach ja, eines hätte ich ja fast vergessen. Dein Wagen ist heute schon geliefert worden. Er steht in der Garage. Taylor hat die Schlüssel.“ Als sie diese Neuigkeiten hört, hellt sich ihre Miene augenblicklich auf.

„Kann ich morgen gleich damit fahren?“ fragt sie.

„Nein“, antworte ich entschieden. Nicht bis das Leila-Problem gelöst ist.

„Wieso nicht?“ fragt sie.

„Du weißt genau, warum, Anastasia. Und noch etwas, sag künftig Bescheid, wenn du das Büro verlässt. Sawyer war dort, um ein Auge auf dich zu haben. Offenbar kann ich dir doch nicht vertrauen, dass du auch wirklich gut auf dich aufpasst“, sage ich mürrisch. Ausnahmsweise ist sie heute Abend diejenige, die der Prüfung ausgesetzt ist.

Sie starrt mich ohne zu blinzeln an. „Ich dir genauso wenig. Du hättest mir sagen können, dass Sawyer mich observiert“, murmelt sie.

„Willst du dich darüber etwa auch noch streiten?“ schnauze ich sie an.

„Mir war nicht bewusst, dass wir uns streiten. Ich dachte, wir kommunizieren bloß“, brummt sie gereizt.
Herrgott! Gib mir Kraft! Sie bringt mich immer in Rage! Ich schließe meine Augen und versuche meine Fassung zurück zu gewinnen. Zehn … neun … acht … sieben … sechs … fünf … vier … drei … zwei … eins … Einatmen … Ausatmen. Als ich meine Augen wieder aufmache, beobachtet mich Anastasia sorgenvoll. 

(The Way You Make Me Feel by Michael Jackson)

„Ich muss arbeiten“, sage ich leise und verlasse den Raum. Heute Abend kann ich nicht noch mehr Diskussionen ertragen.

Anstatt atemberaubenden Sex mit meiner heißen, sehr redseligen, starrsinnigen  Freundin zu haben, werden ich nun dazu genötigt Mr. Ipkins Berichte über die zukünftigen Märkte zu lesen. Was für ein Abend!

Launisch gehe ich in mein Büro und setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich öffne die Nachricht von Ros und beginne die Berichte durchzuarbeiten. Den Bericht über China habe ich mir bereits durchgelesen. Jetzt lese ich den über Russland.

Der Bericht beginnt mit den führenden Branchen in Russland:

Erdöl- und Gasförderung
Unterstützungstätigkeit beim Bergbau
Erzförderung
Generation, Übertragung und Vertrieb von elektrischer Energie
Produktion von Kraftfahrzeugen
Ausrüstung, Zubehör und Lieferungen
Banken- und Kreditvermittlung
Eisenbahnbeförderung
Pestizide, Düngemittel und andere agrarwirtschaftlich chemische Herstellungsmethoden

Danach werden die führenden Unternehmen Russlands aufgelistet.

In der Übersicht wird schließlich alles zusammengefasst. „Die russische Wirtschaft ist die weltweit neuntgrößte im Bereich GDP und rangiert auf Platz sechzig bei der Kaufkraftparität. Russland verfügt über den drittgrößten namentlichen Militärhaushalt. Es ist eine der weltweit am schnellsten wachsenden bedeutenden Volkswirtschaften. Die Marktwirtschaft des Landes verfügt über enorme natürliche Ressourcen, vor allem an Mineralölen und natürlichen Gasen. Das Land verzeichnet im neunten Jahr in Folge ein Wachstum von durchschnittlich 7% …“

Ich kann mich nicht konzentrieren, aber ich muss. Ich muss mit diesem Scheiß, der heute Abend vorgefallen ist, klarkommen, ohne verrückt zu werden. Und was gebe es in diesem Falle besseres, als einen Bericht über die zukünftigen Märkte zu lesen? In den nächsten zwei Stunden lese ich einen Bericht nach dem anderen, Land für Land, und tauche völlig hinein. Als ich alle Berichte durchgelesen habe, ist es bereits nach Mitternacht. Ich habe meine Gedanken sortiert und vermisse Anastasia.

Plötzlich verspüre ich ein immenses Verlangen, sie in meinen Armen zu halten und zu küssen. Ich schalte meinen Laptop aus und mache mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Anastasia ist nicht dort. Oh Scheiße! Wo könnte sie hingegangen sein? Mein erster Gedanke ist, dass sie abgehauen ist, mich verlassen hat. Natürlich würde sie das tun! Ich werde mir nie vergeben. Ich habe sie einfach zurückgelassen und ihr gesagt, dass ich das Thema Elena satt habe! Die Wahrheit ist doch nur, dass ich Angst habe, über meine Vergangenheit zu sprechen … das verängstigt mich zutiefst. Es gibt jede Menge Scheiß, den ich vor Anastasia zu verstecken versuche. Warum sollte sie mich wollen, wenn sie es herausfindet? Wenn sie herausfindet, was für ein widerwärtiger, abgefuckter Sohn einer Crackhure ich war! Warum sollte sie noch irgendetwas mit mir zu tun haben wollen? 

(If You Go Away by Julio Iglesias)

Die Klamotten, die sie heute angehabt hat, liegen auf dem Bett. Ich blicke mich um und überprüfe den Kleiderschrank. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Oh Scheiße! Sie ist wahrscheinlich so wütend gewesen, hat sich Jeans und T-Shirt angezogen und ist abgehauen! Als ich total nervös in meinem Kleiderschrank stehe, nehme ich meinen Blackberry heraus. Mit zitternden Fingern drücke ich die Kurzwahltaste #1. Ich höre wie „Your Love is Kind“ zu spielen beginnt … in meinem Schlafzimmer? Ich gehe zurück und hole ihren Blackberry aus ihrer Tasche. Ja, ich rufe sie an … ihre persönlichen Sachen, darunter auch ihre Tasche und ihr Blackberry sind hier. Wie vor den Kopf geschlagen, lege  ich auf.

Wo könnte sie hingegangen sein? Wenn sie ihre Tasche und ihr Telefon hiergelassen hat, kann sie nicht weit weg sein. Na gut, vielleicht nicht wegen dem Telefon. Sie hat ihr Telefon auch hier gelassen, als sie mich das erste Mal verlassen hat. Vielleicht möchte sie nur heute Nacht nicht bei mir sein … Vielleicht ist sie nach diesem ganzen, beschissenen Tag wütend geworden, Elena ist aufgetaucht und ich habe sie beschimpft, weil sie mich über Elena ausgefragt hat. Ich renne in ihren alten Raum, um zu sehen, ob sie dort ist. Der Raum ist so ordentlich, als hätte niemand auch nur einen Fuß hier hineingesetzt. Das Bett ich gemacht und ordentlich. Weiße Laken und Decken sind so frisch wie zu der Zeit, als Mrs. Jones sie dorthin gelegt hat. Der Raum hat überhaupt nichts von Anastasia an sich. Mal abgesehen von ihrer Präsenz, ist nicht einmal ihr Duft hier drin zu vernehmen. Mein Herz pocht. Ich renne zum Spielzimmer, aber die Tür ist verschlossen. Der einzige andere Ort, zu dem sie gehen könnte, ist die Bibliothek. Nervös mache ich mich auf den Weg. Wenn sie nicht dort ist, muss ich Taylor und den anderen Bescheid geben. Ich werde noch wahnsinnig! Ich erinnere mich gerade daran, dass die Balkontür in meinem Schlafzimmer offen stand.

Ich renne zurück in mein Schlafzimmer und überprüfe die Balkontür, die immer noch weit offen steht und tausend Fragen aufzuwerfen scheint. Scheiße! Ist Leila hier gewesen und hat Anastasia mitgenommen? Wie konnte ich das nicht bemerken? Meine Hände wandern in mein Gesicht. Gewaltsam umschließe ich mein Gesicht mit meinen Händen und lasse sie durch meine Haare gleiten. Aber Anastasias Sachen liegen auf dem Bett. Würde Leila sie dazu bringen, ihre Sachen zu wechseln? Das ergibt keinen Sinn. Mein Herz pocht. Es gibt noch einen weiteren Ort, den ich überprüfen kann. Ich werde in der Bibliothek nachsehen. Wenn sie dort nicht ist, werde ich erst anfangen durchzudrehen. In Höchstgeschwindigkeit laufe ich zur Bibliothek, was natürlich nicht lange dauert. Ich schwenke die Tür auf und schließe vor grenzenloser Erleichterung die Augen. Der Anblick, der sich mir bietet, gibt mir Frieden und Zufriedenheit. Gott sei Dank!

Anastasia sitzt zusammengerollt in einem dickgepolsterten Sessel mit Rebecca von Daphne Du Maurier, einer der vielen Erstausgaben, die ich besitze. Sie trägt ein blass rosafarbenes  Satinnachthemd mit dazu passendem Morgenrock. Sie sieht wie ein schlafender Engel aus. Sexy, betörend unschuldig, und einfach entzückend. Alles, was ich in diesem Augenblick möchte, ist zu ihr zu gehen und sie in meinen Armen zu halten.

Ich möchte sie nicht wecken und gehe leise auf sie zu. Langsam nehme ich ihr das Buch aus den Händen. Meine Augen erhaschen einen Blick auf die aufgeschlagene Seite des Buches. Ich blicke zu ihr auf, als ich verarbeite, was ich gerade gelesen habe. Ich sacke im nächsten Sessel zusammen:
„Ich bin froh, dass es nicht zweimal passieren kann, das Fieber der ersten Liebe. Dafür ist es ein Fieber, und auch eine Last, was auch immer die Dichter sagen mögen.“

Ist es das, was ich fühle? Das Fieber der ersten Liebe? Ist es das, was mich wahnsinnig eifersüchtig und verrückt macht? Als ich im gegenüberliegenden Sessel sitze und Anastasia beobachte, die zusammengerollt und unschuldig dasitzt; bemerke ich, dass sie noch jünger, fast schon kindlich aussieht, wenn sie schläft.

Bedächtig blättere ich um. Eine weitere Zeile versetzt mir einen Schlag: „Ich vermute, dass jeder Mensch in seinem Leben früher oder später auf die Probe gestellt wird. Wir haben alle unseren persönlichen Teufel, der uns verspottet und quält und letztendlich wird es immer zum Kampf kommen.“ Wird mein Kampf bald kommen, und will ich das überhaupt herausfinden? Alles, was ich im Moment will, ist meine Frau in unser Bett bringen und sie solange halten, bis dieses Gefühl des Verlustes aufhört. Ich beuge mich herunter, versuche sie nicht zu drängen, und nehme sie in meine Arme. Ihre Augen öffnen sich blinzelnd.

„Hey“, murmele ich, als sie mir in die Augen blickt. „Du bist eingeschlafen und ich habe dich überall gesucht“, sage ich, ohne die Angst in mir verstecken zu können. Ich presse meine Nase in ihre Haare, atme ihren Duft ein und verliere mich in ihr. Sie lächelt, legt ihren Arm um meinen Hals und hält sich fest, vergräbt ihre Nase an meinem Hals. Wir sind zwei Menschen, die jeweils den Duft des anderen einsaugen, vom Duft des anderen berauscht sind. Ich gehe in mein Schlafzimmer und lege Anastasia auf unser Bett, nachdem ich die Laken zurückgezogen habe. Sie legt ihren Kopf aufs Kissen und ich lehne mich herunter, um sie auf die Stirn zu küssen, „Schlaf, Baby“, flüstere ich und streiche über ihr Haar. Langsam schließt sie ihre Augen und schläft wieder ein.

Ich sitze auf dem Bett und beobachte Anastasia, mein Herz flattert. Wie friedlich sie aussieht und wie besorgt ich doch war, als ich gedacht habe, sie ist weg. Und die Erleichterung, als ich sie in der Bibliothek gefunden habe. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun sollte. Ich kann einfach nicht existieren! Nicht, ohne verrückt zu werden. Schon die paar Minuten, die ich gebraucht habe, um sie zu finden, waren die reinste Qual! Wie sollte ich es ohne sie … ein Leben lang aushalten? Sie hat mich gänzlich erobert; ich gehöre ihr. 

(She’s Got A Way by Billy Joel)

Ich bin hellwach vor Sorge und kann einfach nicht einschlafen. Ich schließe die Balkontür und stelle sicher, dass sie auch wirklich fest verschlossen ist. Ich gehe zum Kleiderschrank und ziehe meine Sachen aus, und meine Pyjamahose an. Ich kehre zurück und blicke Anastasia an. Warum streiten wir? Warum streite ich mit ihr? Ich hasse es, mit ihr zu streiten! Es zerreißt mir jedes Mal das Herz. Ich möchte ihre Gefühle nicht verletzen, aber es bringt mich ja auch niemand so in Rage, wie sie es tut. Genau genommen zerreißen mir unsere Streits nicht nur das Herz, sie verletzen jeden einzelnen Teil meines Körpers, als hätten sie sich körperlich bekundet. Wenn sie in direkte Konfrontation mit mir geht, will ich, dass sie mich zurück zieht und ihre Arme um mich schlingt. Sie weiß nämlich nicht, dass ich in ihrer Nähe mein Herz in meiner Hand für sie trage…

Die Angst, sie zu verlieren verfolgt mich immer und deshalb streite ich mit ihr wegen ihrer wilden, unabhängigen Art, als würde sie vor mir weglaufen, mit jemand anderem abhauen. Und warum sollte sie das auch nicht tun? Ich bin ihrer Liebe so unwürdig.

Ich gehe ins Wohnzimmer und finde mich schließlich an meinem Piano wieder. Nach allem bietet mir das Piano immer noch die beste Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken, die ich nicht fähig bin oder gewillt bin, auszusprechen. Es erlaubt mir die feinsten Wahrheiten über mich zu kommunizieren, sobald ich meine Finger darauflege. Es spricht für mich, wenn ich dazu nicht in der Lage bin. Es drückt die Schreie meiner Seele aus, wenn meine Augen nicht einmal eine einzige Träne vergießen können.

Ich senke den Klavierdeckel, sodass ich Anastasia nicht wecke, und schalte die kleine Lampe am Piano an, setze mich auf die Bank und lasse meine Seele all ihre Wehklagen, Sorgen, ihren Schmerz und ihre Ängste herausschreien. 

(Beethoven – Moonlight Sonata)

Ich weiß nicht, wie lange ich ein wehklagendes Stück nach dem anderen gespielt habe, doch plötzlich fühle ich ihren stechenden Blick auf mir. Unfreiwillig hebt sich meine Brust, um meinem hetzendem Atem gerecht zu werden. Ich hebe meinen Kopf und blicke ihr tief in die Augen, während ich weiterspiele. Ich möchte, dass sie meine geheimen Ängste hört. Sie kommt einen Schritt auf mich zu, dann noch einen, und noch einen. Langsam kommt sie auf mich zu, und ich beobachte sie mit wachsamem Auge. Als sie mich erreicht, höre ich auf zu spielen.

„Wieso hast du aufgehört? Das war schön“, sagt sie in ihrem blass rosafarbenen Satinnachthemd, vollkommen betörend, weiblich und verführerisch.

„Hast du eine Ahnung, wie verführerisch du aussiehst?“ frage ich sie mit sanfter Stimme.

Komm ins Bett“, flüstert sie. Ich strecke meine Hand nach ihr aus und sie ergreift sie. Und just in dem Moment, wo wir uns berühren, ist die kurze Distanz zwischen uns schon zu groß, dass ich sie noch länger ertragen könnte. Ich ziehe an ihrer Hand, sodass sie auf meinen Schoß fällt. Ich schlinge meine Arme um sie, halte sie und vergrabe meine Nase an ihrem Hals, genau hinter ihrem Ohr. Die übliche Spannung zwischen uns entsteht und strömt durch unsere Körper, heizt unser Blut an.

„Wieso streiten wir uns eigentlich?“ flüstere ich schließlich. Meine Zähne streifen ihr Ohrläppchen. 

(Lacrimosa by Mozart)

„Weil wir uns allmählich kennen lernen, Christian, und du starrköpfig und übellaunig und launisch und schwierig bist“, murmelt sie atemlos, während ich ihren Hals liebkose. Sie neigt ihren Kopf und streckt mir ihren Hals entgegen, sodass ich besser herankomme. Ich muss lächeln.

„Das stimmt, all das bin ich, Miss Steele. Es ist das reinste Wunder, dass Sie sich überhaupt mit mir eingelassen haben“, sage ich, nehme ihr Ohrläppchen zwischen meine Zähne und sende dadurch Schauder durch ihren Körper, entlocke ihr ein Stöhnen. „Ist es immer so?“ Ich seufze.

„Keine Ahnung”, murmelt sie.

„Ich auch nicht”, sage ich und ziehe rasch an der Schärpe ihres Morgenrockes. Er öffnet sich und alles, was nun noch zwischen meiner Hand und Anastasias Körper liegt, ist ein sehr dünnes, sehr zartes Stück Satin. Oh Gott! Meine Hand wandert ihren Körper auf und ab, streichelnd, besitzend, berührend, spürend, erhaltend. Ich umfasse ihre Brust und bei der sanftesten Berührung werden ihre Brustwarzen hart und reiben am Satinstoff ihres Nachthemdes. Meine Finger gleiten zu ihrer Taille, weiter zu ihrer Hüfte, zu ihrem Geschlecht.

„Deine Haut fühlt sich so herrlich an, und ich kann alles sehen“, sage ich und ziehe durch den Stoff sanft an ihren Schamhaaren, „– auch das hier“, flüstere ich und sie keucht. Meine andere Hand ruht in ihrem Nacken. Als ich ihren Kopf zurückziehe, küsse ich sie leidenschaftlich, versuche das unendliche Verlangen nach ihr zu stillen. Sie stöhnt in meinen Mund, und ihre Hände umschließen mein Gesicht, streicheln dies als Antwort auf meine liebevollen Übergriffe an ihrem Körper und ihrem Mund. Ich ziehe ihr Nachthemd nach oben und meine Hand umschließt ihre runden Pobacken, streichelt sie. Mit meinem Daumennagel fahre ich an den Innenseiten ihrer Oberschenkel auf und ab.

Ich möchte sie auf meinem Piano ficken. Als ich es das letzte Mal tun wollte, wurden wir vom Vertrag abgelenkt, und dann kam das Spanking und dann hat sie mich verlassen … Jetzt möchte ich von nichts gestört werden. Ich werde sie auf meinem Piano ficken, aber zuerst muss ich sie bestrafen! Ich werde sie jetzt und für alle Ewigkeit für mich beanspruchen. Rasch stehe ich von meinem Platz auf und hebe Anastasia auf den Klavierdeckel. Ihre Füße ruhen auf den Tasten und erzeugen unmelodische Klänge, und es interessiert mich überhaupt nicht. Anastasia hat mich heute sprichwörtlich in die Hölle geschickt, und am Abend hat sie mit mir gestritten. Ich kann sie nicht versohlen, oder sie schlagen, aber ich kann sie dennoch bestrafen. Sex … Sex ist immer eine großartige Waffe. Meine Rache wird sie zum Betteln bringen, sie auf ganz süße Art und Weise quälen, und dennoch ist sie von ihrer Befriedigung weit entfernt…

Meine Finger gleiten ihre Beine herauf und herunter und schließlich drücke ich ihre Knie auseinander. Rasch greife ich nach ihren Händen und weise Anastasia an, sich flach auf das Piano zu legen. Als sie sich hinlegt, lasse ich ihre Hände los und spreize ihre Beine weiter, sodass ihre Zehen in unregelmäßigen Abständen über die Tasten des Klaviers streifen. Ich küsse Anastasia zwischen ihren Knien und langsam, aber sicher gleite ich immer weiter nach oben, küsse die Innenseiten ihrer Schenkel, beiße sanft hinein, sauge und knabbere mit meinen Zähnen daran. Langsam schiebe ich ihr Nachthemd weiter nach oben und meine Lippen gleiten ebenfalls entlang ihrer Haut. Schließlich treffen meine Lippen auf den Punkt, an dem sich ihre Beine vereinen, ihr Geschlecht blüht gleißend vor Lust, einladend, nach mir rufend. Ich vergesse alles und küsse sie auf ihre Schamlippen, puste und meine Zunge erobert sie. Ich umkreise ihre Klitoris, versuche in sie einzudringen, schmecke sie tief in ihr, beanspruche sie. Automatisch spreize ich ihre Beine noch weiter, sodass ihr Geschlecht unter meinem Mund wie eine Rose aufblüht. Meine Zunge fickt sie auf jede Art, die ich kenne, schießt hinein, kreist, leckt, und als sie den Rhythmus inne hat, hebt sie ihre Hüften, um meinen Mund zu treffen, passt sich dem Rhythmus meiner Zunge und meines allesverzehrenden Mundes an. Ihre Hüften kreisen und ich bin in ihr verloren, mit ihr.

„Oh mein Gott! Christian, bitte!“ bettelt sie.

„Oh, nein, Baby, noch nicht“, sagt sie. Ich möchte noch nicht, dass sie kommt. Sie kann nicht kommen. Sie hat mich den ganzen Tag gequält und jetzt werde ich sie auf diese Weise bestrafen. „Wage es, dich mit mir anzulegen, und dein Körper wird dafür bezahlen“, sage ich und verteile strafende Küsse auf ihrem Bauch, mache sie begierig, schamlos, und dennoch ist sie von ihrer Erlösung weit entfernt. So nah und doch so fern. Meine Hände wandern meisterlich ihre Schenkel entlang, halten immer wieder inne, um ihre Haut zu massieren und zu kneten, setzen ihre Nerven in Flammen, bringen sie dazu, sich zu wünschen, ich würde sie ficken, von ihrem Elend erlösen, aber nein, keine Erlösung ist in Sicht. Meine Zunge umkreist ihren Bauchnabel, während meine Finger in ihr Geschlecht eindringen. Sie schreit vor begieriger Notwendigkeit auf, „Ah!“ Gleichzeitig lasse ich meine Zunge und meine Finger kreisen, bringe sie dazu, sich unter mir zu winden.

„Christian!“ schreit sie verzweifelt und sucht nach Erlösung. Ihr Geschlecht macht mich begierig und offen gesagt, ist ihr Schreien für mich der Aufruf, sie zu beanspruchen, und ich kann sie von innen und außen kennzeichnen, sie in die Unterwürfigkeit ficken. Argh! Diese Seite an mir wird niemals nachlassen! Ich möchte, dass sie mir auf gewisse Weise unterwürfig ist, und ich liebe es, wenn sie sich mir widersetzt, und mit mir streitet, und ich liebe es, wenn sie bettelt, ich liebe es, wenn ich sie so lange ficke, bis sie mir gehorcht! Sie besitzt mich und alles, was ich möchte, ist sie ebensfalls zu besitzen! Sie hat meine Seele bereits gekennzeichnet. Sie ist alles, an was ich denken kann. Es gibt nichts anderes, was mich beschäftigt und überall, wo ich hingucke, sehe ich sie.


Ich stöhne und höre mit meinen Liebkosungen in ihrer Vagina auf. Ich hebe sie von den Tasten, schiebe sie nach oben und lege sie flach auf das Piano. Schnell ziehe ich mir meine Pyjamahose aus, folge ihr auf das Piano und knie mich zwischen ihre Beine, mein absoluter Lieblingsplatz auf der ganzen Welt, während ich mir ein Kondom über meinen Schwanz rolle.

Ich blicke auf diese Göttin hinab, die mich selbst dann noch besitzt, wenn ich sie in die Unterwerfung ficke, und ihre Eroberung ist somit erfüllt. Weil ich ein verliebter Mann bin! Selbst dieser Anblick, der Klang ihrer Stimme bringt die Lust in mir zum Ansteigen, törnt mich an und alles, was ich will, ist bei ihr zu sein, in ihr zu sein, in ihrer Nähe zu sein und mich mit allem zu beschäftigen, was sie betrifft. Alles andere wird unwichtig. Ich fühle mich wie ein gedarbter Mann – ich verzehre mich nach ihrer Zuneigung.

„Ich will dich so sehr“, sage ich, und gleite langsam in sie hinein, und ficke sie auf eine Weise, die meinen Hunger nach ihr reflektiert, als würde das Ficken jeden Moment verboten werden und ich muss es noch schnell auskosten. Aber ich will ihr mit meinem Liebespiel auch zeigen, wie sehr ich sie liebe und begehre, und wie groß mein Verlangen und meine Sehnsucht sind. Was noch genießend, schmeckend, spürend, und als zartes Liebespiel beginnt, entwickelt sich schnell zu einem besitzenden, und fordernden Ficken, und sie will es, kommt mir Stoß für Stoß mit ihren angehobenen Hüften entgegen. Als sie meinen Namen schreit, und somit mehr von mir verlangt, tausche ich meinen Platz mit ihr, platziere sie auf mir und schiebe ihr meinen Schwanz von unten hinein, während ihre Hüften sich mir entgegen strecken. Dies ist schließlich unser beider Verderben. Als wir unseren Höhepunkt erreichen, erschaudert uns ein Orgasmus und strömt durch unsere Verbindung wie ein großer Stoß, kräuselt meine Zehen und bringt mich dazu, meinen Rücken zu wölben, noch weiter, noch tiefer in sie hineinzustoßen, ihr Geschlecht mit drei weiteren brutalen Stößen aufzuspießen. Schließlich entleere ich mich völlig in ihr und ihre Muskeln ziehen sich um mich zusammen, drücken und saugen jeden Tropfen aus mir heraus.

Als das Schaudern letztlich versiegt, liegen wir beide auf dem Piano.  Sie liegt auf mir und legt ihre Wange vorsichtig auf meine Brust. Als unsere Atemzüge langsam ruhiger werden, weiß ich, dass ich sie immer so nah bei mir haben möchte. Zärtlich und liebevoll streiche ich über ihr Haar. Mit schläfriger Stimme fragt sie mich die seltsamste Frage, die man kurz nach dem Sex überhaupt stellen kann.

„Trinkst du abends eigentlich Tee oder Kaffee?“

„Was für eine merkwürdige Frage“, sage ich entspannt.

„Vorhin fiel mir ein, dass ich dir einen Tee ins Arbeitszimmer bringen könnte, aber dann dämmerte mir, dass ich keine Ahnung habe, was du gern trinkst“, erklärt sie und bringt mein Herz damit zum Schmelzen. Sie denkt an mich.

„Verstehe. Abends trinke ich Wein oder Wasser, Ana. Aber vielleicht sollte ich es ja mal mit Tee probieren“, sage ich, da ich weiß, dass sie Tee mag und mir dadurch vielleicht Gesellschaft leisten würde.

Ich begreife, dass Anastasia versucht, mich besser kennenzulernen und heute Abend habe ich ihre Absichten behindert. Dieser Gedanke  macht mich verzweifelt und schwermütig. Geistesabwesend streichle ich ihr mit meiner Hand über den Rücken.

„Wir wissen sehr wenig voneinander“, flüstert sie und fasst damit meine Gedanken in Worte.

„Ich weiß“, sage ich in einem Ton, der meine Stimmung widerspiegelt. Sie bemerkt meinen Ton und setzt sich auf.

„Was ist?“ fragt sie. Ich möchte nicht darüber reden. Ich schüttele meinen Kopf. Ungeachtet der Tatsache, was ich bin, und wie abgefuckt ich bin, kenne ich doch eine Wahrheit und diese ist schlicht und einfach:

„Ich liebe dich, Ana Steele“, sage ich ganz ehrlich. 

(Can’t Help Falling In Love sung by Julio Iglesias)

*****




Finger streicheln mir sanft über meine Haare und wecken mich. Ich merke, wie ich mich um Anastasia geschlungen habe wie eine Siegesfahne. Meine Hand liegt fordernd auf ihrer Brust, während mein Bein um sie geschlungen ist und sie unten hält. Gott! Wach oder schlafend – ich fühle mich immer zu ihr hingezogen.

Ich öffne meine Augen und lächele sie verschlafen an.

„Guten Morgen, meine Schöne“, sage ich mit einem breiten Grinsen.

„Guten Morgen, mein Schöner.“ Sie lächelt mich ebenfalls an. Ich beuge mich zu ihr und küsse sie, ziehe meine Beine und Arme zurück und stütze mich auf meinen Ellenbogen, um Anastasia, die immer noch liegt, anzusehen.



„Gut geschlafen?“ frage ich. Ich weiß zumindest, dass ich gut geschlafen habe.

„Wenn ihr die I-5 Richtung Süden nehmt, beachtet, dass im Süden des Martin Luther King Jr Way – MP 157, eine Kollision die rechte Spur behindert. Die Bauarbeiten westwärts auf der I-90 werden sich noch die ganze Woche hinziehen und die linken zwei Spuren werden gesperrt bleiben. Und jetzt zu den weiteren Nachrichten …“ Die Neuigkeiten aus dem Radio laufen im Hintergrund weiter.

„Ja, trotz der Unterbrechung heute Nacht.“ Anastasia verspottet mich und ich grinse sie an.

„Hm. Damit darfst du mich jederzeit unterbrechen“, sage ich und küsse sie erneut.

„Und du? Hast du auch gut geschlafen?“ fragt sie mich.

„Neben dir schlafe ich immer gut, Anastasia“, antworte ich und das ist die gottverdammte Wahrheit.

„Keine Albträume mehr?“ forscht sie weiter.

„Nein“, sagt sie. Nicht neben ihr. Sie ist mein Traumfänger.

Ihr Gesicht nimmt einen besorgten Ausdruck an. „Worum geht es denn in deinen Albträumen?“ fragt sie. Ich erinnere mich an den Zuhälter und meine Miene verhärtet sich. Mein Lächeln wird durch ein Stirnrunzeln ersetzt.

„Meistens sind es Flashbacks aus meiner frühen Kindheit. Sagt zumindest Dr. Flynn. Manche sind sehr lebhaft, andere weniger“, sage ich und mein Blick wird distanzierter, als würde vor meinem geistigen Auge eine Erinnerung ablaufen. Ohne nachzudenken, fahre ich mit meinem Finger über ihr Schlüsselbein.

„Und wachst du manchmal schreiend und weinend auf?“ fragt sie halbherzig und es sollte eigentlich nach einem Scherz klingen.

Ich blicke sie verwirrt an. „Nein, Anastasia. Ich habe noch nie geweint. Zumindest nicht, soweit ich mich erinnern kann“, sage ich. Zumindest nicht wegen dieser Erinnerungen. Aber ich werde ihr nicht erzählen, wie am Boden zerstört ich war und unfähig mir irgendwie zu helfen. Wegen ihr habe ich geweint. Das wird für immer mein Geheimnis bleiben und Taylor und Mrs. Jones werden es dank ihrer Verschwiegenheitsklauseln ebenfalls für sich behalten.

„Hast du irgendwelche glücklichen Erinnerungen an deine Kindheit?“, fragt sie. Ich denke darüber nach. Es gibt eine Erinnerung an die Crackhure.

„Ich weiß noch, wie die Crackhure etwas gebacken hat. An den Geruch kann ich mich noch genau erinnern. Ich glaube, es war ein Geburtstagskuchen. Für mich. Und ich erinnere mich an den Tag, als Mia zu Mom und Dad kam. Meine Mom hatte Angst, wie ich reagieren würde, aber ich habe Mia auf Anhieb geliebt. Mein Dad, Carrick, hat dir ja gesagt, dass ich zwei Jahre lang nicht gesprochen habe. Das ist wahr. Mein erstes … allererstes Wort war Mia. Und ich erinnere mich an meine erste Klavierstunde. Miss Kathie, meine Lehrerin, war großartig. Sie hat auch noch Pferde gehalten“, lächele ich wehmütig und erinnere mich an diese Zeit.

„Du hast gesagt, deine Mom hätte dich gerettet. Inwiefern?” fragt sie. Ich glaube die Antwort darauf ist ziemlich offensichtlich. Was wäre passiert, wenn Grace Trevelyan-Grey mich nicht adoptiert hätte? Ich hätte dieselbe Richtung eingeschlagen wie meine Cracknutten Mutter. Ein Drogenabhängiger, ein Stricher.

„Sie hat mich adoptiert“, antworte ich schlicht. „Als ich sie das erste Mal gesehen habe, hielt ich sie für einen Engel. Sie war ganz weiß angezogen und so sanft und ruhig bei der Untersuchung. Das werde ich nie vergessen. Hätte sich einer der beiden nicht auf die Adoption eingelassen …“ Ich kann den Rest meiner Gedanken nicht in Worte fassen. Das wäre meine Verderben gewesen. Und doch haben mich Carrick und sie gerettet. Am frühen Morgen möchte ich nicht über den Scheiß nachdenken, der hätte passieren können. „Ziemlich tiefschürfende Gespräche für eine so frühe Uhrzeit“, murmele ich.
„Ich habe mir fest vorgenommen, dich besser kennen zu lernen“, sagt sie sanft.

„Ach, tatsächlich? Und ich dachte, du willst nur herausfinden, ob ich lieber Kaffee oder Tee trinke“, sage ich grinsend.  „Außerdem fällt mir eine hervorragende Methode ein, wie du mich besser kennen lernen kannst“, sage ich und presse meine Erektion gegen sie.

„Ich glaube, was das angeht, kenne ich Sie inzwischen ziemlich gut, Mr. Grey“, neckt sie mich.

„Ich bezweifle, dass ich Sie in dieser Hinsicht jemals gut genug kennen lernen werde, Miss Steele“, flüstere ich in ihr Ohr.
„Aber es hat eindeutig seine Vorteile, morgens neben dir aufzuwachen“, sage ich verführerisch.

„Mr. Grey, ich bin schockiert. Müssen Sie nicht langsam aufstehen?“ fragt sie mit tiefer, rauchiger und begieriger Stimme.

Heute nicht, Miss Steele. Im Moment gibt es nur einen Ort, wo ich gern wäre, und der ist hier bei dir“, sage ich lüstern.

„Christian!“ keucht sie, völlig schockiert von meiner Verwegenheit. Ich rolle mich auf sie und halte ihre Hände fest, ziehe sie über ihren Kopf. Ich melde meine Ansprüche an und murmele, „Oh, Miss Steele. Baby. Ich weiß genau, was ich gern mit dir anstellen will“, flüstere ich. Es ist Zeit für eine Eroberung.

*****

Nachdem wir geduscht und uns angezogen haben, gehen Anastasia und ich in die Küche und setzen uns an die Frühstückstheke, an der uns Mrs. Jones ihre fabelhaften Kochkünste serviert. Ich habe Omelett und Bacon und Anastasia Pancakes und Bacon.

„Wann lerne ich eigentlich Claude kennen, damit ich sehen kann, was er so draufhat?“ fragt sie. Ihre Frage lässt mich grinsen. Ich bringe sie an den Rand der Erschöpfung und sie möchte mehr Durchhaltevermögen.

„Das kommt darauf an, ob du dieses Wochenende nach New York fliegen willst oder lieber hierbleibst. Es sei denn, du willst diese Woche noch eine Trainingseinheit gleich in aller Frühe mit ihm haben. Ich werde Andrea bitten, seinen Terminkalender zu überprüfen und dir Bescheid zu geben“, sage ich, obwohl ich weiß, dass Anastasia kein Morgenmensch ist.

„Andrea?“ fragt sie scharf. Sind wir etwa eifersüchtig, Miss Steele?

„Sie ist meine Assistentin“, erkläre ich ihr. Sie entspannt sich.

„Oh, okay. Eine deiner vielen Blondinen“, sagt sie in neckendem Ton.

„Sie gehört mir nicht, sondern arbeitet für mich. Du gehörst mir“, verbessere ich sie

(All I Want is You by U2)

„Aber ich arbeite auch für dich“, murmelt sie säuerlich. Oh, ja, Baby, das tust du wirklich. Ich grinse und antworte. „Stimmt.“ Sie kann ihr Lächeln nicht unterdrücken und strahlt mich an.

„Vielleicht kann Bastille mir ja Kickboxen beibringen“, sagt sie warnend.

„So? Damit deine Chancen gegen mich ein bisschen besser stehen?“ frage ich belustigt. Ich liebe eine Herausforderung.

„Nur zu, Miss Steele“, sage ich glücklich.

Sie bemerkt, dass der Klavierdeckel wieder geöffnet ist und macht eine Bemerkung dazu.

„Ich hatte ihn gestern Abend geschlossen, um dich nicht zu stören. Hat wohl nicht funktioniert, und ich bin froh darüber“, sage ich und erinnere mich daran, wie wir das Piano eingeweiht haben. Anastasia errötet bis zum Haaransatz und blickt nervös zu Mrs. Jones herüber, die sich auf ihre professionelle Art mit ihren Aufgaben beschäftigt. Sie dreht sich um und stellt Anastasias Mittagessen in einer Tüte vor ihr auf die Theke.

„Ist Thunfisch in Ordnung, Ana?“ fragt sie freundlich.

„Ja, Mrs. Jones, danke!“  äußert Anastasia und lächelt schüchtern. Mrs. Jones, die ihre Aufgabe nun erfüllt hat, verlässt die Küche, um uns etwas Privatsphäre zu geben.

Anastasia wendet sich mir zu und fragt, „Kann ich dich etwas fragen?“

Oh, oh … immer wenn sie mich das fragt, gehen ihr irgendwelche unerfreulichen Gedanken durch den Kopf. „Natürlich?“ sage ich verhalten.

„Und versprichst du mir, nicht gleich sauer zu werden?“

„Warum? Geht es um Elena?“ sage ich. Elena ist ein Thema, bei dem ich wütend werde.

„Dann, nein“, sage ich.

„Aber ich habe noch eine weitere Frage“, sagt sie und schneidet eine Grimasse.

„Ja?“ Das klingt nicht gut.

„Die sich um sie dreht“, sagt sie und ich verdrehe die Augen. Warum müssen wir unseren wunderschönen Morgen mit Gedanken an Elena verderben?

„Was denn?“ sage ich schnippisch.

„Wieso wirst du immer so sauer, wenn ich dich nach ihr frage?“ fragt sie verwirrt.

„Ganz ehrlich?“ frage ich ungläubig. Sie blickt mich finster an. „Ich dachte, du bist mir gegenüber immer ehrlich, Christian”, sagt sie und kneift die Augen zusammen.

„Ich versuche es zumindest“, antworte ich ehrlich. Sie mustert mich mit ihrem scharfen Blick. „Das klingt ziemlich ausweichend“, sagt sie, ohne zu blinzeln.

„Ana, ich bin immer ehrlich zu dir. Ich habe keine Lust auf Spielchen. Zumindest nicht auf diese Art von Spielchen“, sage ich begierig. Sie kichert nur.

„Auf welche Spielchen hast du dann Lust?“ fragt sie schnell und ist bereits geil. Gott, es ist so einfach, sie abzulenken! Sie ist ziemlich einspurig. Was habe ich hier kreiert?

„Sie lassen sich ziemlich leicht vom Thema ablenken, Miss Steele“, erkläre ich.

„Und Sie haben so viele Seiten, die einen leicht vom Thema abbringen, Mr. Grey.“ Sie kichert wieder.

Verdammte Frau! Wie kann sie mich mit einem einfachen mädchenhaften Kichern nur so beschwingen.

„Dein Kichern ist das schönste Geräusch auf der ganzen Welt, Anastasia“, sage ich. „Also, was wolltest du wissen?“ dränge ich sie und lenke sie erneut ab. Sie runzelt die Stirn und versucht sich an ihre Frage zu erinnern.

„Ach ja. Du hast deine Subs immer nur an den Wochenenden gesehen, richtig?“

„Ja, das ist richtig“, antworte ich nervös. Wir bewegen uns auf gefährlichem Terrain, wenn man bedenkt das ihr Eifersuchtsmessgerät von hoch, zu höher, zu explosiv reicht. Sie grinst. „Also hattest du keinen Sex während der Woche“, erklärt sie.

Ich weiß, worauf sie hinaus will und lache. „Oh, darauf willst du also hinaus?“ frage ich erleichtert. „Was glaubst du, wieso ich jeden Tag während der Woche trainiere?“ Anastasia sieht erleichtert, glücklich, und selbstzufrieden aus.

„Sie scheinen außerordentlich zufrieden mit sich zu sein, Miss Steele“, sage ich und mustere ihr Gesicht.

„Das bin ich, Mr. Grey“, antwortet sie selbstgefällig.

„Das solltest du auch“, ich grinse. Sie weiß, dass sie die erste ist, die unter der Woche mit mir Sex hat und diese weitere Premiere gefällt mir ungemein. „Und jetzt iss dein Frühstück“, weise ich sie an.

*****
Als wir in den SUV einsteigen, um zur Arbeit zu fahren, sitzt Taylor auf dem Fahrersitz um Anastasia zuerst zur Arbeit zu fahren. Danach werden wir zu GEH fahren. Sawyer sitzt auf dem Beifahrersitz und wird bei Anastasia bleiben; aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er draußen auf sie wartet. Ich frage Anastasia etwas, dass mich beschäftigt. Aber die zahlreichen Probleme gestern, haben es mich vergessen lassen.

„Anastasia, sagtest du nicht, der Bruder deiner Mitbewohnerin käme heute zurück?“ frage ich zwanglos. Ich möchte Anastasia nicht in seiner Nähe wissen. Er hat ebenfalls ein Auge auf Anastasia geworfen.

„Ach ja, Ethan kommt“, keucht sie. „Den habe ich ja völlig vergessen. Danke, dass du mich erinnerst, Christian. Ich muss in unser Apartment“, sagt sie. Wie bitte? Ich habe sie nicht zu seinem Vorteil daran erinnert! Ich kann die Sorge nicht aus meinem Gesicht verbannen. „Um wie viel Uhr kommt er denn?“ frage ich sie irgendwie.

„Ich bin mir nicht sicher.“

„Ich will nicht, dass du allein irgendwo hingehst“, sage ich streng, fast schon bedrohend. Nirgendwo!

„Ich weiß“, sagt sie und verdreht dir Augen. „Wird Sawyer mich den ganzen Tag ausspi…
äh … im Auge behalten?“ fragt sie und Sawyer muss rot anlaufen, da seine Ohren so rot werden, wie mein Spielzimmer.

„Ja!“ blaffe ich sie mit kalten, stechenden Augen an. Sie tut gut daran, sich daran zu erinnern. Es ist zu ihrem eigenen Vorteil.

„Das Ganze wäre viel einfacher, wenn ich den Saab hätte“, sagt sie stur.

„Anastasia, Sawyer hat einen Wagen dabei und kann dich zu eurer Wohnung bringen.
Je nachdem, wann du ihn brauchst“, erkläre ich.
„Okay, okay“ murmelt sie bockig. „Vermutlich ruft mich Ethan irgendwann im Laufe des Tages an. Ich lasse dich wissen, wie es dann weitergeht“, antwortet sie.

„Okay. Aber du gehst nirgendwo allein hin. Hast du mich verstanden?“ frage ich und wedele mit erhobenem Zeigefinger vor ihreb Augen herum.

„Ja, Schatz“, murmelt sie süß und bringt mich zum Lächeln, zumindest eine Spur. „Außerdem solltest du ausschließlich deinen Blackberry benutzen. Damit sollte gewährleistet sein,
dass mein IT-Mann sich keinen vergnüglichen Vormittag macht, okay?“ frage ich säuerlich.

„Ja, Christian“, sagt sie zustimmend, aber verdreht ihre Augen. Ich grinse, als ich ihre Reaktion sehe und beuge mich zu ihr. „Oh Miss Steele …“, flüstere ich lasziv, „Ich glaube meine Hand fängt an zu jucken.“




„Oh, Mr. Grey, Sie und Ihre ewig juckende Hand. Was machen wir bloß damit?“ bemerkt sie und bringt mich zum Lachen. Ich merke, dass mein Blackberry vibriert. Ich nehme ihn heraus und blicke auf das Display. Verdammt! Es ist Elena! Kann sie mir nicht eine Pause gönnen?

„Was ist los?“ sage ich mit zusammengebissenen Zähnen, als ich den Anruf entgegennehme.

„Christian, es tut mir wirklich leid, dass ich dich heute Morgen schon stören muss. Aber da du Welch kontaktieren wolltest, ich rufe an, um dir zu sagen, dass keine Notwendigkeit mehr dafür besteht. Es hat sich herausgestellt, dass Isaac eine Szene für uns kreieren wollte“, sagt sie erleichtert und begierig für ihren Sub.

Meine Züge entspannen sich, ich bin belustigt. „Du machst Witze …“

„Mache ich nicht. Letzte Nacht wollte ich ihm erklären, dass ich wegen meinem Lebensstil erpresst werde und er ist damit herausgeplatzt, alles nur für eine Szene geschrieben zu haben und offensichtlich war es keine echte Erpressung. Du kannst dir meine Erleichterung, meine Wut vorstellen …“, sagt sie.

„Für eine Szene …“

„Ja, stell dir das vor.“

„Wann hat er es dir gesagt?“ frage ich glucksend.

„Letzte Nacht, nachdem ich nach Hause gekommen bin.“

„Hör zu, Christian. Ich war damit beschäftigt und ich habe dich gestern Abend vielleicht etwas durcheinander gebracht. Ich möchte mich für mein Auftauchen entschuldigen und dass ich dich und Anastasia gestört habe. Das war nicht meine Absicht“, sagt sie.

„Nein, kein Problem. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin froh, dass es eine logische Erklärung für alles gibt. Mir kam der Betrag sowieso lächerlich gering vor …“

„Ja, das hat mich auch nachdenklich gestimmt und ich hatte meine Vermutungen.“

„Ich bin sicher, du hast dir eine richtig schöne Gemeinheit überlegt, um dich an ihm zu rächen“, sage ich, wohlwissend wie kreativ Elena mit einer Peitsche oder einem Seil sein kann. „Armer Isaac“, sage ich lächelnd.

„Oh ja, und ich freue mich schon darauf, meine Rache auszuüben“, sagt sie ruhig und dass bedeutet, dass sie genau weiß, wie sie auf ihre Kosten kommt.

„Also, danke noch einmal und Entschuldigung, dass ich dich gestört habe, Christian.“

„Gut … Bis dann“, sage ich und lege auf. Aber als ich aufblicke, sehe ich Anastasias ausdruckslosen Blick, der mich sofort skeptisch macht.

„Wer war das?“ fragt sie.

„Willst du das wirklich wissen?“ frage ich, da ich weiß, wie besorgt sie sein wird. Sie antwortet nicht, schüttelt einfach nur ihren Kopf und ihre Augen sind vor Traurigkeit vernebelt. Ihre Miene verhärtet sich. Sie dreht ihren Kopf und blickt aus dem Fenster. Nein! Nein! Nein! Ich werde nicht zulassen, dass Elenas Anruf unseren Morgen ruiniert.

„Hey“, sage ich, strecke meine Hand nach ihrer aus und nehme sie in meine. Ich küsse jeden ihrer Fingerknöchel und sauge heftig an ihrem kleinen Finger. Dann beiße ich sanft hinein und weiß, welch Schauder es durch ihren Körper strömen lässt und zugleich ihr Geschlecht aufmerksam macht. Unfreiwillig keucht sie auf. Anastasia blickt nervös zu Taylor und Sawyer nach vorn, ehe sie sich zu mir dreht und meinen hungrigen Blick sieht.

„Reg dich nicht auf, Anastasia. Elena ist Vergangenheit“, sage ich und will, dass sie mir glaubt. Ich küsse ihre Handfläche und ihr Gesicht wird von einem Lächeln erhellt.

*****

Nachdem wir Anastasia auf Arbeit abgesetzt habe, fährt mich Taylor zu GEH.  Andrea kommt mit dem Tagesplan und einer Liste mit den Meetings herein. Sobald sie mein Büro verlassen hat, schreibe ich Anastasia eine E-Mail.


Von: Christian Grey
Betreff: Sonnenaufgang
Datum: 14. Juni 2011                       09:22 Uhr
An: Anastasia Steele

Ich liebe es, morgens neben dir aufzuwachen.

Christian Grey
Total und unglaublich verknallter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Nachdem ich auf Senden gedrückt habe, zeichnet sich dieses Grinsen auf meinem Gesicht ab. Was für ein schöner Start in den Morgen. Ich sehe meine Geschäfts-Emails durch. Andrea klopft an der Tür und bringt mir meinen Kaffee.

„Ihr Kaffee, Sir. Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?“

„Das wäre alles, Andrea“, sage ich und schicke sie heraus. Sie ist immer noch überrascht, dieses idiotische Grinsen auf meinem Gesicht zu sehen. Aber dann legt sie wieder ihr professionelles Verhalten an den Tag und trippelt aus meinem Büro, da sie weiß, dass es besser ist, mich allein zu lassen.

Ich trinke einen großen Schluck Kaffee. Als ich die Nachrichten durchsehe, kündigt sich eine neue Email an. Nachdem ich Anastasia Namen sehe, klicke ich schnell drauf und hebe mit der anderen Hand meine Kaffeetasse an meinen Mund, um noch einen weiteren Schluck zu nehmen.



Von: Anastasia Steele
Betreff: Sonnenaufgang
Datum: 14. Juni 2011                       09:34 Uhr
An: Christian Grey

Lieber total und unglaublich Verknallter,
ich liebe es auch, neben dir aufzuwachen. Aber ich liebe es auch, mit dir im Bett zu sein, in Aufzügen, auf Klavieren, auf Billardtischen, auf Booten und Schreibtischen, in Duschen und Badewannen und an seltsamen Holzkreuzen mit Handfesseln dran und in mit roter Satinbettwäsche bezogenen Himmelbetten, in Bootshäusern und in Kinderzimmern.

In Liebe,
die Sexbesessen und Unersättlich xx




Ich verschlucke mich an meinem verdammten Kaffee und spucke einen Mundvoll auf meine Tastatur! Ich glaube, ich habe ein wachsendes Zelt in meiner Hose, und das genau vor meinem 10 Uhr Meeting! Rasch tippe ich Anastasia eine Antwort.



Von: Christian Grey
Betreff: Feuchte Hardware
Datum: 14. Juni 2011                       09:36 Uhr
An: Anastasia Steele

Liebe Sexbesessene und Unersättliche,
ich habe gerade meinen Kaffee auf die Tastatur gespuckt.  Ich kann mich nicht erinnern, dass mir das schon einmal passiert wäre.
Ich bewundere Frauen, die nie aus den Augen verlieren, wo sie sich gerade aufhalten.
Muss ich daraus folgern, dass du mich nur wegen meines Körpers willst?

Christian Grey
Total und unglaublich schockierter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ich mache mich wieder an meine Arbeit, doch mein Verstand ist immer noch mit Anastasia beschäftigt, wie sie auf verschiedenen Oberflächen liegt, während … argh! Wie soll ich mich heute auf meine Arbeit konzentrieren? Ich kann nicht denken … mich nicht konzentrieren … Emails! Geschäftsmails. Ich habe Meetings, muss mir die Schaltpläne ansehen. Ausatmen. Ruhig Grey …Heb dir die ganzen Sexfantasien für nach der Arbeit auf. Frustriert fahre ich mir mit den Händen durchs Haar. Sexuelle Frustration … Und natürlich gibt es bis heute Abend keine Hoffnung auf Erlösung. Konzentrier dich also lieber auf das Geschäftliche und nicht auf Miss Steeles reizenden Hintern … Konzentrieren Grey, konzentrieren!

Ich öffne die Entwürfe, die mir das Ingenieursteam geschickt hat und prüfe sie genau. Eine neue Email kündigt sich an, als ich mir gerade die Entwürfe und die Mikrosolarzellenplatten des Mobiltelefons ansehe.



Von: Anastasia Steele
Betreff: Kichernd  und ebenfalls feucht
Datum: 14. Juni 2011                       09:41 Uhr
An: Christian Grey

Lieber total und unglaublich schockierter Mr. Grey,
immer.
Ich muss jetzt arbeiten.
Also, hör auf, mich zu stören.

Sexbesessen und Unersättlich xx.

Baby, du steckst mich in Brand! Ich bin kein Ofen! Ich kann es einfach nicht abstellen. Heiß und kalt laufen in meinem Körper nicht zusammen. 

(Hot’N’Cold by Katy Perry)
Nachdem ich die Pläne analysiert habe, antworte ich ihr.



Von: Christian Grey
Betreff: Muss ich wirklich?
Datum: 14. Juni 2011                       09:49 Uhr
An: Anastasia Steele

Meine Liebe Sexbesessene & Unersättliche,
dein Wunsch ist mir Befehl. Wie immer.
Es gefällt mir, dass du feucht bist und kichern musst.
Ciao, ciao, Baby
X
Christian Grey
Total und unglaublich verknallter, verzückter und schockierter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.


Pünktlich um 10 Uhr mache ich mich auf den Weg zu meinem Meeting mit dem Ingenieursteam, um die vorläufigen Pläne zu diskutieren, ehe wir nächste Woche die Produkte und die Verbesserungen bezüglich des solarbetriebenen, sich selbst ladenden Mobiltelefondesigns durchgehen. Die Besprechung zieht sich bis zur Mittagszeit und ist glücklicherweise sehr produktiv. Als das Meeting voranschreitet und wir die Entwürfe prüfen, vibriert mein Blackberry. Als ich Anastasias Namen sehe, nehme ich den Anruf sofort entgegen, gespannt ihre Stimme zu hören.

„Anastasia“, sage ich herzlich, als wäre ihr Name eine Litanei auf meinen Lippen.

„Christian, Jack will, dass ich ihm etwas zum Mittagessen hole“, sagt sie, ohne Einleitung.

„Fauler Mistkerl“, murre ich.

„Ich mache mich deshalb jetzt auf den Weg. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn du mir Sawyers Nummer geben würdest, damit ich dich nicht immer stören muss“, sagt sie.

„Du störst mich nicht, Baby“, sage ich. Ich habe gern die Kontrolle.

„Bist du allein?“

„Nein. Sechs Leute starren mich an und fragen sich, mit wem ich gerade rede“, erkläre ich lässig.

„Oh, neinEhrlich?“ keucht sie.

„Ja. Ehrlich“, antworte ich, wende mich meinem Ingenieursteam zu und erkläre, „Meine Freundin“. Als ich die schockierten Gesichter von einigen sehe, weiß ich, dass sie wahrscheinlich auch gedacht haben, ich sei schwul.

„Wahrscheinlich dachten sie die ganze Zeit, du bist schwul, Christian“, sagt sie und bringt mich zum Lachen.

„Jaa, Wahrscheinlich“, sage ich und ihre Blicke verraten mir, dass es stimmt.

„Ähm, ja, ich sollte jetzt Schluss machen“, sagt sie beschämt.

„Ich sage Sawyer Bescheid“, sage ich lachend. „Hat sich der Bruder deiner Freundin schon bei dir gemeldet?“

„Nein. Aber Sie werden der Erste sein, der es erfährt, Mr. Grey“, sagt sie geziert.

„Gut. Ciao, ciao, Baby.”

„Bye, Christian“, sagt sie.

*****

Sobald ich aufgelegt habe, wähle ich Sawyers Nummer.

„Ja, Mr. Grey“, meldet er sich.

„Sawyer, Miss Steele kommt gleich heraus. Warten Sie bitte draußen auf sie“, bitte ich ihn.

„Ja, Sir“, sagt er und ich lege auf, um mit meinem Meeting weiterzumachen.

Nach dem Meeting, gehe ich zu einem Geschäftsessen. Taylor fährt mich und gegen 14.30 Uhr sind wir zurück im GEH.

In meinem Büro sehe ich mir weitere Geschäftsberichte an, als mein Blackberry mich über eine eingegangene Email informiert. Ich überprüfe den Absender und es ist Anastasia.



Von: Anastasia Steele
Betreff: Besuch aus sonnigen Gefilden
Datum: 14. Juni 2011                       14:54 Uhr
An: Christian Grey

Liebster total und unglaublich Verknallter, Verzückter und Schockierter Mr. Grey,
Ethan ist aus Barbados zurück und kommt gleich vorbei, um sich die Wohnungsschlüssel abzuholen. Ich würde gern zu mir nach Hause fahren, um sicher zu sein, dass er auch alles hat, was er braucht.
Wieso holst du mich nicht einfach nach der Arbeit ab? Wir könnten kurz in meine Wohnung fahren und danach ALLE ZUSAMMEN essen gehen?
Und die Rechnung geht auf mich!
Deine
Ana x
Immer noch Sexbesessen und Unersättlich

Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP

Nachdem ich einen kurzen Bericht durchgelesen habe, maile ich Anastasia zurück. Ich habe bemerkt, dass sie ihren Blackberry nicht benutzt hat. Gott, diese Frau ist so verdammt stur! Befolge doch meine einfachen, verdammten Regeln, Anastasia!


Von: Christian Grey
Betreff: Muss ich wirklich?
Datum: 14. Juni 2011                       15:04 Uhr
An: Anastasia Steele

Guter Plan, Anastasia. Bis auf den Vorschlag mit dem Zahlen.
Das Essen geht auf meine Rechnung.
Ich hole dich um sechs ab.
X
PS: Wieso benutzt du nicht deinen BlackBerry!?!!
Christian Grey
Total und unglaublich verärgerter CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ihre Antwort kommt kurz darauf und als ich gerade einen Finanzbericht lese.



Von: Anastasia Steele
Betreff: Ihre Herrschsucht
Datum: 14. Juni 2011                       15:10 Uhr
An: Christian Grey

Meine Güte, sei doch nicht so mürrisch und miesepetrig, Christian.
Ist doch alles codiert.
Wir sehen uns um sechs.
Ana x

Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP

Verdammt! Warum kannst du nicht hören? Benutz deinen Blackberry!



Von: Christian Grey
Betreff: Unmögliches Weibstück
Datum: 14. Juni 2011                       15:17 Uhr
An: Anastasia Steele

Mürrisch und miesepetrig!
Ich gebe dir gleich mürrisch und miesepetrig! Und ich freue mich drauf!
X
Christian Grey
Total und unglaublich verärgerter, aber aus irgendeinem Grund trotzdem lächelnder
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.

Ich drücke auf senden und wende mich wieder meinen geschäftlichen Angelegenheit zu. Aber ihre Antwort kommt nach wenigen Minuten.



Von: Anastasia Steele
Betreff: Oh, Versprechungen, Versprechungen
Datum: 14. Juni 2011                       15:22 Uhr
An: Christian Grey

Tja, versuch’s doch mal, Mr. Grey. Und ich freue mich schon drauf. ;D
Ana x

Anastasia Steele
Assistentin des Cheflektors, Jack Hyde, SIP

Wenn ich ihr antworte, wird sie noch in Flammen aufgehen und sie benutzt immer noch nicht ihren Blackberry. Ich möchte ihr nicht die Möglichkeit geben.

Ich drücke den Knopf der Gegensprechanlage.

„Ja, Mr. Grey?“ meldet sich Andrea.

„Schicken Sie Taylor hinein, Andrea“, weise ich sie an.

„Natürlich, Sir“, antwortet sie und nach dreißig Sekunden kommt Taylor hinein.

„Mr. Grey“, sagt er und wartet auf seinen Auftrag.

„Taylor, ich möchte, dass sie Anastasias Apartment durchsuchen. Wir werden sie um 18.00 Uhr von der Arbeit abholen, sodass sie Miss Kavanaghs Bruder in das Apartment lassen kann. Machen Sie eine Durchsuchung und danach werden wir Miss Steele von SIP abholen und zu ihrem Apartment fahren.“

„Ja, Sir. Noch etwas, Mr. Grey?”

„Das wäre alles, Taylor“, sage ich und entlasse ihn.

Ich habe noch so viel zu tun, bis ich den Abend mit Anastasia und dem Bruder ihrer Mitbewohnerin verbringen kann. Und ich habe bestimmt nicht die Absicht, ihn mit meiner Freundin allein zu lassen.

Über eine Stunde später, bekomme ich eine Nachricht von Taylor:

„Die Durchsuchung ist beendet, Mr. Grey. Alles in Ordnung. Auf dem Weg zu GEH.“

Erleichtert wende ich mich wieder meiner Arbeit zu. Ich arbeite bis 17.30 Uhr. Taylor betritt mein Büro, um mit mir Anastasia abzuholen.

„Haben Sie irgendeinen Hinweis gefunden, dass Leila in Anastasias Apartment war?“

„Als wir die Durchsuchung gemacht haben, gab es kein Anzeichen, dass jemand im Apartment war, Sir. Wir haben uns auch in der Umgebung umgesehen. Alles schien ruhig und in Ordnung.“

„Gut“, antworte ich und kurz vor 6 sind wir vor SIP. Ich rufe Anastasia auf ihrem Blackberry an.

„Mürrisch und Miesepetrig hier“, begrüße ich sie, als sie ans Telefon geht.

„Und hier ist Sexbesessen und Unersättlich. Du stehst draußen vor dem Haus?“ fragt sie.

„So ist es, Miss Steele. Und ich freue mich darauf, Sie zu sehen“, sage ich mit lüsterner, verführerischer Stimme.

„Gleichfalls, Mr. Grey. Ich bin sofort da“, sagt sie und legt auf.

Als ich Anastasia das Gebäude verlassen sehe, steige ich aus dem SUV. Sie saugt meinen Anblick auf. Ihr Blick ruht einen Moment zu lange auf meiner grauen Hose. Ich strahlendes Lächeln erfreut mein Herz und ich kann es nicht erwarten, sie in meine Arme zu schließen. Ich gehe auf sie zu und schließe sie in eine Umarmung, gebe ihr einen feuchten, nachklingenden Kuss.

„Sie sehen genauso hinreißend aus wie heute Morgen, Miss Steele“, sage ich und meine Lippen ruhen immer noch auf ihren.

„Sie auch, Mr. Grey“, erwidert sie, als wir unseren Kuss lösen.

„Los, gehen wir deinen Freund abholen“, sage ich und lächele sie an. Ich nehme ihre Hand und lasse sie in den SUV einsteigen. Auf dem Weg zu ihrem Apartment plaudern wir. Ich genieße es, ihr von meinem Tag zu erzählen. Ich erinnre mich daran, dass ich ihr über den ökologischen Durchbruch des Wissenschaftsbereichs der WSU in Vancouver erzählt habe. Diese Dinge sind mir sehr wichtig, denn es ist alles Teil meines Feed-the-World-Plans. Mir fällt ein, dass Andrea mir Claude Bastilles Terminplan gegeben hat und ich gebe ihn Anastasia.

„Bevor ich es vergesse. Das sind Claude Bastilles freie Termine diese Woche“, erkläre ich ihr.

Als Taylor auf dem Parkplatz vor Anastasias Gebäudekomplex hält, vibriert mein Telefon. Ich blicke auf das Display und es ist Ros.

„Grey“, melde ich mich.

„Mr. Grey, hier ist Ros“, antwortet sie.

„Ros, was ist los?“ frage ich.

„Es geht um die Geschäftsauflösung. Ich habe die Kosten für den tatsächlichen Sozialplan bekommen. Er ist höher als vorausgesagt.“

„Um wie viel?“ frage ich verhalten.

Anastasia dreht sich zu mir und formt mit ihren Lippen, „Ich gehe hoch und hole Ethan. Ich bin in zwei Minuten wieder da“, und hält zwei Finger hoch. Ich nicke ihr zu, während ich mit Ros weiter über die neuen Kosten, die ich begleichen muss, diskutiere. Taylor steigt aus und öffnet Anastasias Tür.

„Ungefähr 25% mehr“, sagt sie und ich zucke zusammen.

„Verdammt, Ros!“ sage ich wütend. „Wer hat sich die vorläufigen Zahlen ausgedacht? Einige Prozente mehr oder weniger sind ja zu erwarten, aber 25%?“

„Das Finanzdepartment hat die Kostenanalyse aufgestellt“, sagt sie.

„Dann sind sie alle verdammt inkompetent, wenn sie sich um 25% verrechnen!“ schreie ich ins Telefon. „Wir können dem Finanzwesen nicht die gesamte Schuld in die Schuhe schieben, Christian!“ tadelt sie mich. „Es gibt immer versteckte Kosten. Wenn die Firma Angestellte hat, die schon mehr als 10 Jahre dort arbeiten, dann werden diese Pakete erheblich mehr kosten als die anderen. Und dieses Unternehmen hat einige Langzeitbeschäftigte und einige, die kurz vorm Rentenalter stehen. Die Kombination aus beiden kostet also 25% mehr als vorausgesagt.“

Ich seufze. In den nächsten paar Minuten erklärt sie mir die Details der versteckten Kosten. Mir fällt auf, dass Anastasia noch nicht zurück ist. Aber was mich alarmiert ist Taylors Reaktion.

„Mr. Grey!!“ ruft er, als er aus dem Auto springt und in Höchstgeschwindigkeit auf Anastasias Tür zu rennt. Im Obergeschoss geht Ethan Kavanagh gemächlich zu Anastasias Apartmenttür. Als ich diese Szene beobachte lasse ich meinen Blackberry im Auto fallen, und alle möglichen erschreckenden Szenarien spielen sich vor meinem geistigen Auge ab. Ich renne zu Anastasias Apartment. Als ich Ethan Kavanagh erreiche, hat Taylor ihn bereits auf den Boden gedrückt und versucht ihm den Schlüssel aus der Hand zu reißen.

„Was zur Hölle, Mann!“ protestiert Ethan. „Gehen Sie von mir runter!“

„Taylor“, sage ich, um ihn zu bremsen. Er zieht Ethan Kavanagh nach oben, aber sein Blick ist felsenfest.

„Ethan, waren Sie schon im Apartment?“ frage ich ihn.

„Nein, ich habe einen Freund getroffen und wir sind zusammen etwas trinken gegangen. Ich komme gerade erst zurück. Was ist hier los?“

Ich blicke Taylor an. Meine eigene Besorgnis und Angst spiegeln sich in Taylors Gesicht wider. Anastasia ist noch nicht zurück und sie hat keinen Schlüssel zum Apartment. Jemand hat sie hereingelassen und dieser Jemand ist nicht Ethan Kavanagh. Es gibt nur eine Person, die sie hereingelassen haben kann, und das ist Leila! Scheiße! Bei diesem Gedanken zerbricht meine Welt.

„Sie bleiben hier und kommen nicht hoch!“ warne ich ihn eindringlich, als Taylor und ich zu Anastasias Apartment weiterrennen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich trete Anastasias Tür auf und mein Herz sinkt mir bis in die Kniekehlen, als ich sehe, was hier los ist.

Leila steht mit vorgehaltener Waffe vor Anastasia. Als ich das sehe, sterbe ich tausend Tode! All meine Ängste bewahrheiten sich! Ich bin dabei gescheitert, Anastasia zu beschützen! Leila hat sie verletzt oder wird sie verletzen, weil sie einen Groll gegen mich hegt. Ich kann mir nie verzeihen. Ich würde sterben. Ich bin dem Tod nahe, als ich diesen Anblick sehe. 

(Dreaming With a Broken Heart by John Mayer)

Es tut weh zu atmen. Es tut weh, Anastasia zu sehen, auf die gerade eine Waffe gerichtet wird. In diesem Moment koche ich vor Wut auf jeden und die Liste wird im Moment von Leila angeführt. Wenn Anastasia irgendetwas passiert, ich kann ohne sie nicht existieren! Sie ist meine Sonne! Leila hat eine verdammte Waffe und zielt damit auf Anastasia! Sie sieht verwirrt und durchgeknallt aus. Sie verstärkt den Griff um ihre Waffe noch mehr, als sie mich in der Tür sieht. Was auch immer sie vorhat, sie sieht sehr entschlossen aus, dieses Ziel zu erreichen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen! Oh Gott! Das ist meine persönliche Hölle … meine persönliche Qual, die nun verwirklicht wird! Was gerade noch ein Albtraum war, entspricht nun der Wahrheit und spielt sich genau vor meinen Augen ab … Ich blicke Ana an, suche ihren Körper, von Kopf bis Fuß, nach Verletzungen ab und entdecke keine sichtbaren Verletzungen. Erleichterung durchströmt mich. Aber sie ist nur kurzweilig, da Leila immer noch mit vorgehaltener Waffe dasteht und auf Ana zielt ,als würde sie damit Wiedergutmachung, für irgendetwas, das ich ihr vielleicht angetan habe, betreiben.

Ich schlucke. Wenn sie auf jemanden schießt, wird es nicht Anastasia sein. Ich kann nicht in einem Universum leben, in dem Anastasia nicht existiert. Anastasia zu verlieren, würde mir das Herz brechen und unendlichen Kummer bereiten. Ich weiß nicht einmal, warum es so heißt! Es fühlt sich eher so an, als würde ein Teil meines Körpers und meine komplette Seele fehlen! Meine Liebe, mein Herz blutet bei diesem Anblick! Mein Herz zerfällt. Ich betäube den Schmerz und die Liebe, die ich für Anastasia empfinde und habe die Absicht, sie zu retten, vor dem zu retten, wo ich sie hineingezogen habe. Ich betrete das Apartment und mein Blick ist auf Leila fixiert. Ich habe die Kontrolle. Ich bin ihr Dom.

*****











EROTION

Sweet for a little even to fear, and sweet,

O love, to lay down fear at love's fair feet;

Shall not some fiery memory of his breath

Lie sweet on lips that touch the lips of death?

Yet leave me not; yet, if thou wilt, be free;

Love me no more, but love my love of thee.

Love where thou wilt, and live thy life; and I,

One thing I can, and one love cannot — die.

Pass from me; yet thine arms, thine eyes, thine hair,

Feed my desire and deaden my despair.

Yet once more ere time change us, ere my cheek

Whiten, ere hope be dumb or sorrow speak,

Yet once more ere thou hate me, one full kiss;

Keep other hours for others, save me this.

Yea, and I will not (if it please thee) weep,

Lest thou be sad; I will but sigh, and sleep.

Sweet, does death hurt? thou canst not do me wrong:

I shall not lack thee, as I loved thee, long.

Hast thou not given me above all that live

Joy, and a little sorrow shalt not give?

What even though fairer fingers of strange girls

Pass nestling through thy beautiful boy's curls

As mine did, or those curled lithe lips of thine

Meet theirs as these, all theirs come after mine;


133
And though I were not, though I be not, best,

I have loved and love thee more than all the rest.

O love, O lover, loose or hold me fast,

I had thee first, whoever have thee last;

Fairer or not, what need I know, what care?

To thy fair bud my blossom once seemed fair.

Why am I fair at all before thee, why

At all desired? seeing thou art fair, not I.

I shall be glad of thee, O fairest head,

Alive, alone, without thee, with thee, dead;

I shall remember while the light lives yet,

And in the night-time I shall not forget.

Though (as thou wilt) thou leave me ere life leave,

I will not, for thy love I will not, grieve;

Not as they use who love not more than I,

Who love not as I love thee though I die;

And though thy lips, once mine, be oftener prest

To many another brow and balmier breast,

And sweeter arms, or sweeter to thy mind,

Lull thee or lure, more fond thou wilt not find.

Algernon Charles Swinburne (1904)



1 comment:

  1. Hi, wieder großes Lob an dich...tolles Kapitel...werde gleich weiterlesen...#Gruß

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