Kapitel III
Scheiß auf Papierkram
Übersetzer: Janine Heistmann
Ich
kriege ihr Gesicht einfach nicht aus dem Kopf. Der bedrückte Gesichtsausdruck,
den sie hatte und der Herzschmerz, den man auf ihrem Gesicht ablesen konnte,
als ob jemand aus der Familie gestorben wäre. Ich konnte nichts, was ich gesagt
hatte, zurücknehmen. Es war für ihr Wohl. Sie ist zu unschuldig. Zu süß. Sie
verdient mehr, als ich ihr bieten kann. Aber
sie zieht mich magisch an. Ich bin innerlich zerrissen durch diese Flut an
Gefühlen. Ich kann sie einfach nicht in meine dunkle Welt einführen! Sie
verdient etwas Besseres, jemanden der sie auf Händen trägt und Herzchen und
Blümchen, welche sie begehrt, zu bieten hat. Aber die Vorstellung, dass jemand
anderes sie anfasst, bringt mich um. Ich
hasse dieses unbekannte Gefühl, das an mir nagt, das in meiner Seele kratzt.
Ich hasse es, so zu sein. Ich lasse sonst keinen intimen Kontakt zu Menschen
zu. Sogar Taylor, der immer sein Pokerface aufgesetzt hat, zuckt zusammen. Ich
bin zu unruhig.
Roberta Flack - Killing me Softly
Es
ist nun schon eine beschissene Woche her. Ich beobachte sie von weitem wie ein
Teenager! Sie geht zur Uni, zur Arbeit, während ich im Heathman Hotel in
Portland sitze und versuche meine Geschäfte von dort aus zu regeln. Ich kann
meine Firma von hier aus führen, bis ich meine Pflichten bezüglich der
Abschlussfeier an der WSU erledigt habe. Ich werde den Absolventen ihre
Abschlusszeugnisse überreichen. Auch ihr … Anastasia. Warum kriege ich sie
nicht aus dem Kopf? Bin ich etwa ein verdammter Teenager? Ablenkung …. Ich
brauche dringend Ablenkung. Aber nichts ist so verlockend wie sie. Es ist so
als ob ihr Körper mich ruft, ihr Geist, ihr Blut, ihr Dasein. Ich kann diesen
Gefühlen einfach nicht entkommen!
Kings of Leon - Notion
Ich
möchte etwas machen, was ihr zeigt, dass ich an ihr interessiert bin. Aber
gleichzeitig habe ich das Gefühl ich sollte sie lieber warnen. Sie mag
englische Literatur und Hardy, hat sie gesagt. Ich entscheide mich dafür, ihr
eine Erstausgabe von Tess von den d'Urbervilles: Eine reine Frau mit einer Anmerkung
von mir, zu schicken. Ich bin mir sicher, sie hat es bereits gelesen.
Einerseits möchte ich, dass sie sich von mir fernhält, aber andererseits auch
nicht. Immerhin sollte ich sie warnen. Wenn sie mich zurückweist, kann ich
vielleicht weiter machen. Vielleicht …
Ich schreibe ihr eine Anmerkung:
Warum sagtest du
mir nicht,
dass von
männlichen Wesen Gefahren drohen?
Warum warntest du
mich nicht?
Die vornehmen
Damen wissen,
wovor sie sich zu
hüten haben,
weil sie Romane
lesen,
die ihnen diese Schliche schildern.
Ich bestelle ihr also die Erstausgabe des
Buches, füge meine Warnung hinzu und lasse es zu ihrem Haus schicken. Ich hoffe
sie versteht meine Warnung. Aber ein Teil von mir wünscht sich, dass sie sie
missachtet. Ich habe noch jemanden so begehrt, nicht mit einer Faser meines
Körpers, und ich hatte schon viele Frauen. Ich erinnere mich selbst, dass ich
jede Frau haben kann. Fast jede Frau! Aber ich will nicht irgendeine Frau! Ich
will sie! Vielleicht wenn ich es bis zur Abschlussfeier aushalte und sie dann
dort sehe, kann ich einen weiteren Schritt auf sie zu gehen. Ich verliere noch
den Verstand! Sie hat meinen Körper und meine Seele verzaubert! Ich will bei
ihr sein!
Bruce Sprinsteen - I'm on Fire
Es ist Freitagnacht. Ich habe gemeinsam mit
meinem Bruder Elliot zu Abend gegessen. Er hat mir ein paar Sachen vorbeigebracht,
da ich nicht geplant hatte, so lange zu bleiben. Mein Telefon klingelt. Ich
sehe auf das Display und erkenne ihre Nummer! Anastasia! Beim zweiten Klingeln
gehe ich atemlos ans Telefon, überrascht aber sanft frage ich: „Anastasia?“
Sie klingt nicht gut. Ist sie krank? Ich bin
augenblicklich alarmiert und achte sorgfältig auf ihre Stimme. Sie lallt.
“Grey …” blökt sie ins Telefon, “Warum hast
duuu,” *hicks* „mir dir Bücher geschickt?“
Ich bin besorgt. Ich gehe in einen
Beschützermodus über. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr!
„Anastasia? Alles in Ordnung? Du klingst
seltsam …”
Sie kichert und lallt erneut. „Grey, du bist
seltsam und nicht ich!“
Sie ist betrunken!
„Anastasie, hast du getrunken?“ frage ich
ungläubig.
„Was kümmert dich das? Warum sor… sor …
sorgst du dich um mich?“ sie ringt, um
ihren Satz zu vervollständigen.
„Ich bin nur … neugierig. Sag mir, wo bist
du?”
Sie kichert. „In einer Bar!“ stößt sie
hervor.
„In welcher?“
„Äh uhm … es ist eine Bar in Portland.“
„Und wie kommst du nach Hause, Ana?“
„Weiß ich nicht,“ *hicks*, „Ich finde schon
eine Möglichkeit.“
„In welcher Bar bist du, Anastasia?“
„Warum zu Teufel hast du mir diese Bücher
geschickt, Christian?“
„Anastasia…“ sage ich so ruhig wie möglich,
obwohl sich mein Ärger seinem Siedepunkt nähert. „Sag mir wo du bist!“ Ich kann
meine Wut kaum noch verbergen.
„Du bist so was von … tyrannisch, ein
Kontrollfreak..“
„Verdammt, Ana, nun sag endlich: Wo steckst
du?“
„Oh in Portland … weit, weit weg von
Seattle.“
„Ana, bitte, wo steckst du?“
„Gute Nacht, Christian!“ sagt sie und legt
auf! Einfach so!
„TAYLOR!“ brülle ich. Mein Bruder beobachtet
mich amüsiert. Er hat noch nie gesehen, dass ich mich um eine Frau sorge. Das
ist etwas Neues für ihn.
„Ja, Sir!“ sagt er und kommt auf mich zu.
„Sie müssen das Telefon von Anastasie Steele
verfolgen. Finden Sie ihren Standort heraus. Jetzt!“
„Sir!“
Mit seiner mobilen Kommandozentrale, hätte er
sogar eine Weltraummission kontrollieren können. Einige Minuten später kenne ich ihren Standort. Elliot
öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber ich unterbreche ihn mit einem
Handzeichen. Er grinst und hält seine Hände aufgebend nach oben.
„Taylor! Los
geht’s!“ sage ich und Elliot nimmt seine Jacke und zieht sie sich an. Ich sehe
ihn bewusst an. Er grinst. „Hey Bro! Ich habe immer gedacht du bist schwul! Das
lass ich mir doch nicht entgehen!” Ich knirsche mit den Zähnen, lasse ihn aber
mit mir kommen.
“Ja, Sir.” Wir rasen durch die Nacht zur
Bar. Mit Genugtuung rufe ich Ana zurück.
„Hi?“ antwortet sie ängstlich. So ist es
richtig! Du sollst dich vor mir fürchten.
„Ich komme, um dich zu holen!“
Zehn Minuten nachdem ich aufgelegt habe,
sind wir an der Bar. Ich entdecke sie vor der Bar. Der Fotograf macht
jämmerliche Annäherungsversuche, während sie kläglich versucht, ihn von sich zu
stoßen. Ich würde ihm am liebsten die
Seele aus dem Leib prügeln! Elliot ist bei mir.
„Geh und such ihre Mitbewohnerin. Süß,
erdbeerblond. Sie hört auf den Namen Kate Kavanagh!“
“Süß und blond? Mit Vergnügen!” grinst er
und geht gemächlich in die Bar hinein.
„Ich denke, die Dame hat Nein gesagt!“
stoße ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, als ich aus der Dunkelheit
zu ihnen komme. Ich muss all meine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht auf
ihn zu springen und ihn zu verprügeln. Er lässt sie los.
„Grey,“ sagt er kurz angebunden.
Genau in diesem Moment beugt sich
Anastasia tief vorn über und erbricht den Inhalt ihres Magens vor der Bar. Der
Scheißkerl macht einen Satz zurück und murmelt etwas auf Spanisch. Sie kann
sich kaum noch auf den Füßen halten. Ich gehe zu ihr, um sie festzuhalten und
halte ihre Haare zurück. Ich ziehe sie zum Blumenbeet, damit es nicht so
spritzt.
„Wenn du dich noch einmal erbrechen musst,
dann mach es hier.“ Sie erbricht sich immer wieder und sogar als ihr gesamter
Mageninhalt bereits draußen ist, würgt sie noch weiter. Ich reiche ihr mein
Taschentuch. Peinlich berührt nimmt sie es, während der Scheißkerl noch immer
an der Tür lungert. Er murmelt ihr zu, dass sie sich drinnen sehen werden und
geht. Geht! Was für eine Art Freund versucht sie erst an zu graben und lässt
sie dann mit einem komplett Fremden allein? Ana ist total betrunken, schafft es
aber dennoch „Entschuldigung,“ zu sagen.
„Wofür entschuldigst du dich, Anastasia? frage
ich.
„Hauptsächlich der Anruf. Und das Kotzen.
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.“ Sagt sie und senkt ihren Blick auf
ihre Hände.
„Das haben wir doch alle schon einmal
erlebt, vielleicht nicht ganz so drastisch wie du..,“ sie sieht aus, als ob ich
sie geschlagen hätte. Ich fahre fort, „Man muss seine Grenzen kennen,
Anastasia. Ich bin ja dafür, Grenzen auszuloten, versteh mich nicht falsch.
Aber das geht nun wirklich zu weit. Machst du das öfter?“
Sie ist wütend auf mich und sieht mich
herausfordernd an.
„Ich bin vorher noch nie betrunken
gewesen, und..“, sagt sie und versucht sich auf den Beinen zu halten und fügt
hinzu, „…und ich habe nicht die Absicht, diese Erfahrung noch einmal zu
wiederholen.“ Sie taumelt und ich greife nach ihr und drücke sie an meine
Brust, jetzt wo die Gefahr, dass sie sich noch einmal erbricht, vorbei ist.
„Komm, ich bring dich nach Hause“, sage
ich.
„Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ fragt
sie gereizt.
„Ich habe den Anruf zurückverfolgt.“
Mit einer Mischung aus Verwirrtheit und
Belustigung sieht sie mich an.
„Ich muss noch meine Jacke und meine
Handtasche holen.“ sagt sie. Außerdem will sie ihrer Mitbewohnerin Bescheid
sagen, dass sie geht. Ich erkläre ihr, dass mein Bruder Elliot drinnen ist und
mit Kate tanzt. Sie sieht überrascht aus und möchte reingehen. Ich führe sie
zurück in die Bar, aber ich möchte nicht, dass es ihr noch schlechter geht als
ohnehin schon. Deshalb bringe ich sie zur Bar und bestelle mir selber einen
Drink und ihr ein großes Glas kaltes Wasser. Ich bringe sie dazu es zu trinken.
Alles davon. Ich sehe ihren Du-bist-herrisch-Blick und finde ihn irgendwie
erotisch. Sie kann mir allein mit ihrem Blick Paroli bieten. Sobald sie
ausgetrunken hat, ziehe ich sie an mich und sauge ihren persönlichen Duft nach
Vanille, Seife und Natur ein. Es ist
eine berauschende Mischung. Es fällt mir sowieso schon schwer meine Finger von
ihr zu lassen. Schwungvoll führe ich sie auf die Tanzfläche zu meinem Bruder
Elliot und Anastasias Mitbewohnerin Kate, die total auf meinen Bruder abfährt.
Die beiden tanzen ausgelassen und haben eine schöne Zeit. Ana erzählt ihr, dass
ich sie nach Hause bringe. Sie winkt uns
grinsend zum Abschied zu. Als ich Ana aus der Bar und dem Krach helfe, beginnt
sie zu schwanken. Bevor ich mich versehe, stürzt sie und fällt kopfüber hin.
Alles was ich sagen kann ist „Scheiße!“
Das ist nun schon das dritte Mal. Werde
ich ihr immer vom Boden aufhelfen müssen? Irgendwie gefällt mir der Gedanke,
obwohl ich nicht will, dass sie hinfällt und sich wehtut. Ich helfe ihr auf und
nehme sie in die Arme, wie eine kostbare Fracht, wie ein Kind. Ich sehe in ihr
wunderschönes Gesicht. Sie ist so hinreißend. Am liebsten würde ich meine
Finger durch ihr Haar und über ihr Gesicht streichen, sie fühlen und sie
ansehen. Als wir in meiner Suite ankommen, bringe ich sie in mein Schlafzimmer.
Ich bin von diesem unschuldigen Mädchen verzaubert! Komplett eingenommen. Sie
ist hier in meinem Bett und ich fühle mich völlig hilflos. Hilflos gegen diese
schlafende Schönheit.
Bewitched - Ella Fitzgerald
Ich schicke Taylor weg, in dem ich sage
„Das ist alles, Taylor!“
„Gute Nacht, Sir.“ erwidert er und kehrt in sein Zimmer zurück.
Nachdem ich die Bettdecke zurückgezogen
habe, lege ich sie auf mein Bett. Ich starre sie eine Ewigkeit an. Ich kann
meine Augen einfach nicht von ihr nehmen, von ihrem friedlichen Anblick.
Ich knie mich auf den Boden und löse die
Schnürsenkel ihrer Converse Turnschuhe. Ich ziehe sie ihr von den Füßen. Dann
ziehe ich ihre Socken aus. Daraufhin öffne ich den Reißverschluss ihrer Jeans
und ziehe sie ihr aus und enthülle damit ihre makellosen langen Beine. Ich
ziehe die Decke über sie und setze mich in den Sessel und beobachte sie, wie
sie langsam atmend auf dem Bett liegt. Dieser Anblick verschafft mir einen
enormen Seelenfrieden, den ich schon lange nicht mehr verspürt habe. Ich würde
am liebsten neben sie kriechen und sie die ganze Nacht im Arm halten. Ich hatte
noch nie jemanden neben mir im Bett liegen … Es ist das erste Mal. Ich ziehe
meine Hose und mein Hemd aus, ziehe ein T-Shirt an und mache das Licht auf dem
Nachttisch aus. Das erste Mal in meinem Leben, schlafe ich friedlich, ohne
einen Albtraum von der Cracknutte, die meine Mutter war oder ihrem Zuhälter.
Ich träume von Anastasia.
Dream On - Aerosmith
Früh am Morgen wache ich nach der
entspannendsten Nacht meines Lebens, neben der wunderschönen Anastasia, auf.
Ich könnte sie stundenlang ansehen, aber ich muss trainieren gehen, damit ich
diesen sexuellen Drang nach ihr, abschütteln kann. Ich ziehe meine
Trainingshose an. Auf ihren Nachttisch stelle ich ein Glas Orangensaft, um ihr
ein Paar Vitamine zu geben und zwei Kopfschmerztabletten gegen ihren Kater. Ich
trainiere hart, der Schweiß läuft mir
nur so am Körper hinunter. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kehre ich in meine
Suite zurück und klopfe an die Schlafzimmertür, bevor ich eintrete, damit sie
sich nicht unwohl fühlt. Sie ist wach und ihre Augen folgen mir. Als ihre Augen
an den Schweißflecken auf meiner Trainingshose hängen bleiben, beschleunigt
sich ihr Atem. Diese Reaktion von ihr, lässt mich hart werden.
„Guten Morgen, Anastasia“, sage ich, „Wie
fühlst du dich?“
„Besser, als ich es verdient hätte“,
antwortet sie kleinlaut. Dann sieht sie zu mir auf, mit ihren leuchtend blauen
Augen. Als ich mir das Handtuch von den Schultern ziehe, beobachtet sie mich
aufmerksam und fragt „Wie bin ich hier her gekommen?“
Ich setze mich auf die Bettkante. Ich bin
ihr nah genug, um sie anfassen zu können. Aber das werde ich nicht tun. Ich
werde ihr nicht erzählen, dass ich sie die ganze Nacht anstarren wollte, um
herauszufinden, ob sie die richtige für das ist, was ich will. Ich entscheide
mich für eine einfachere Erklärung.
„Als du ohnmächtig geworden bist, wollte
ich nicht riskieren, dich auf dem Ledersitz meines Wagens bis zu deiner Wohnung
zu fahren. Also habe ich dich hierher gebracht.“ Erkläre ich ihr.
Sie kaut auf ihrer Lippe, was meine Atmung
beschleunigen lässt, „Hast du mich ins Bett gebracht?“
„Ja“, sage ich mit meinem Pokerface.
„Und ausgezogen?“ fragt sie kaum hörbar
und kaut schon wieder auf dieser Lippe.
„Ja“ sage ich und starre auf ihre Lippen.
„Und haben wir… ähm?“ fragt sie und zieht
ihre Augenbrauen hoch. Sie wird rot und senkt ihren Blick.
„Nein, Anastasia. Du warst nicht
zurechnungsfähig. Ich stehe nicht auf Nekrophilie. Ich mag es, wenn Frauen
sinnlich und empfänglich sind“, sage ich trocken.
Sie wird rot, als sie versteht, was ich
gerade gesagt habe. So ist es richtig.
Ich bin ehrlich!
„Aber es war eine interessante Erfahrung,
dich in meinem Bett zu haben.“
„Du hast neben mir geschlafen?“
„Es ist mein Bett“, sage ich ironisch. „Es war ein sehr amüsanter Abend,
einer den ich so schnell nicht vergessen werde“, sage ich. Für eine lange Zeit
…
Sie fragt mich etwas zu meiner
Stalkingneigung, wie sie es nennt. Obwohl sie tadelnd klingt, sieht sie
zufrieden aus.
“Wenn ich dich nicht geholt hätte, wärst
du wahrscheinlich im Bett des Fotografen aufgewacht und soweit ich mich
erinnere, warst du nicht sonderlich erpicht auf seine Avancen”, sage ich, nicht
allzu sehr erfreut und meine Wut, dem Scheißkerl gegenüber, flammt wieder auf.
„Du klingst wie ein weißer Ritter“, sagt
sie. Ihre falsche Beobachtung wirft mich zurück und bringt mir meine Zweifel
zurück. Wie wenig du mich kennst. An mir ist nichts hell, Baby. Alles ist
dunkel und abgefuckt.
„Anastasia, an mir ist nichts weiß“, sage
ich „Ich bin eher ein schwarzer Ritter.“ Sie guckt ungläubig. Ich lächele
schmerzlich. Es ist zu früh, um über meine dunkle Seele zu sprechen. Ich
wechsele das Thema.
„Hast du gestern Abend etwas gegessen?“
frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf. Ich bin entsetzt.
„Anastasia, deswegen ging es dir gestern
so schlecht. Du musst immer etwas essen, vor allem, wenn du vor hast etwas zu
trinken!“ weise ich sie verärgert zurecht. Sie weicht etwas zurück, und
antwortet.
„Willst du mich noch weiter beschimpfen?“
“Tue ich das denn?”
“Ich denke schon“, sagt sie gereizt.
Oh mein Gott, meine Handflächen fangen
schon an zu kribbeln. „Sei froh, dass das alles ist, was ich mache. Wenn du mir
gehören würdest, könntest du nach dem, was du dir gestern geleistet hast, eine
Woche lang nicht sitzen!“
„Was habe ich mir denn geleistet?“ fragt
sie finster dreinblickend. „Was geht es dich überhaupt an? Ich hab dich nicht
gerufen, um mich zu retten!“
Seltsamerweise verletzt mich ihre Antwort.
Ein weiteres Gefühl, mit dem ich nicht vertraut bin.
„Du hast dich unmöglich verhalten. Du hast
nicht gegessen, exzessiv getrunken und dich in Gefahr gebracht. Du wurdest fast
von deinem sogenannten Freund vergewaltigt!“
Verärgert senkt sie den Blick. „Jose ist
mein Freund, er hätte mir nicht wehgetan. Jose hat lediglich die Kontrolle
verloren.“
„Man sollte ihm besser Manieren
beibringen!“ ich kann mich kaum noch beherrschen. Vielleicht sollte ich ihm
eine Lektion erteilen, die er nicht mehr vergessen wird! Sie sieht zu mir auf
und unsere Blicke treffen sich.
„Du führst dich auf wie ein Tyrann!“
zischt sie. Baby, du hast ja keine Ahnung! Ich grinse.
„Oh Ana, wenn du nur wüsstest!“ Mein
Grinsen wird breiter. Manchmal durchschaut sie mich. Ich stehe auf und gehe zum
Badezimmer. “Ich gehe jetzt duschen, außer du willst zuerst…” ich sehe sie
fragend an. Sie keucht auf und hält dann den Atem an. Mein Körper reagiert
sofort und fühlt sich wie ein Magnet zu ihr hingezogen. Ich gehe auf sie zu und
ziehe sanft an ihre Unterlippe, um sie aus dem Griff ihrer Zähne zu befreien.
Mein Daumen streicht über ihre Lippe und wieder ist dieses Knistern zwischen
uns. Ich würde sie jetzt am liebsten auf meine Weise flachlegen. Jetzt sofort!
Stattdessen sage ich, „Atme, Baby!” und
lasse ihr Gesicht los. Ich fühle ihren Blick auf mir, als ich ins Bad gehe. Ich
bin Feuer und Flamme.
Ich dusche so schnell ich kann, um
möglichst keine Minute mit ihr zu verpassen. Ich dusche so schnell wie noch nie
und gehe lässig mit einem Handtuch um die Hüften zu ihr zurück. Sie ist
aufgestanden und sieht sich um. Ihr fällt die Kinnlade runter als sie mich
sieht. Aber mir geht es nicht anders, als ich sie fast nackt sehe. Eine
unschuldige, atemberaubende Frau, die sich ihrer eigenen Schönheit nicht
bewusst ist. Sie bleibt stehen. Ich erkläre ihr, dass ihre Jeans voll
Erbrochenem war und gewaschen werden muss und zeige auf die sauberen Sachen,
die Taylor am Morgen für sie besorgt hat. Ihre Augen erhellen sich und blickt mich
an, sie murmelt „Ich werde dann jetzt mal .. duschen gehen.“ Und geht ins Bad.
Ich ziehe mir eine Hose und ein weißes
Leinenhemd an. Ich nehme die Zeitung und setze mich an den Tisch, um auf das
Frühstück zu warten. Zehn Minuten später klopft es an der Tür. Der
Zimmerservice. Ich lasse die Servicekraft das Essen auf den Tisch stellen.
Nachdem ich ihn weggeschickt habe, gehe ich zum Badezimmer und klopfe an und
lasse Anastasia wissen, dass das Frühstück da ist. Sie stottert ein „okay“, was
mich lächeln lässt. Sie fühlt sich unbehaglich in der Nähe von Männern. Sehr
unerfahren. Irgendwie erfreut mich das. Als sie aus dem Bad kommt, sieht sie
atemberaubend aus, unschuldig. Als ich ihre feuchten Haare sehe, gucke ich
finster. Ich habe diesen Drang sie zu beschützen, sogar vor sich selbst.
„Deine Haare sind noch feucht!“ rügt ich
sie.
„Ich habe den Fön nicht gefunden“, murmelt
sie verlegen. Meine Augen verengen sich. Sie gehört mir nicht … sie gehört mir
nicht … sie gehört mir nicht … tadele ich mich selbst. Noch nicht. Aber wünsche
mir, dass sie mein ist.
“Die Farbe steht dir”, sage ich, unfähig
den Blick von ihr abzuwenden. Sie errötet.
„Danke für die Klamotten, Christian“, sagt
sie und kaut auf ihrer Lippe. „Ich sollte dir Geld dafür geben.“ Ich runzle die
Stirn. Ich möchte ihr Geld nicht. Ich kann es mir leisten. Ich möchte für sie
sorgen.
„Du solltest lernen Geschenke anzunehmen,
Ana“, sage ich ihr förmlich.
„Das kann ich nicht, du hast mir schon die
teuren Bücher geschenkt“, sagt sie schnell und fügt hinzu, „die ich natürlich
nicht annehmen kann. Ich sollte wenigstens für die Klamotten bezahlen. Ich
weiß, dass ich mir es nicht leisten kann, die Bücher zu bezahlen“, langsam
verstummt sie, „Aber für die Klamotten kann ich bezahlen.“
„Ich kann es mir leisten, Anastasia! Du
musst mir nichts dafür bezahlen“, sage ich zu diesem sturen, wunderschönen
Mädchen vor mir.
„Ich weiß, dass du das kannst, Christian.
Das ist es nicht. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich dir Geld dafür gebe“,
sie sieht auf ihre Finger, als ob sie dort eine
Antwort finden würde. Dann blickt sie wieder zur mir auf und fragt,
„Warum hast du mir diese Bücher geschenkt, Christian?“
Ich schließe kurz meine Augen und atme
aus. Als ich sie wieder öffne, sage ich, „Ich hatte das Gefühl, dass ich dir
eine Warnung schuldig bin. Als du in meinen Armen lagst und mich mit diesem
Bitte-küss-mich-Blick angesehen hast und..“, sage ich und streiche mir nervös
mit den Händen durch die Haare. Zum ersten Mal seit langer Zeit fehlen mir die
Worte, aber ich sammle meine Gedanken und fahre fort „..und, sieh mal. Ich bin
kein romantischer Typ. Das bin nicht ich. Mein Geschmack ist sehr
außergewöhnlich. Du solltest dich von mir fernhalten, wenn du weißt, was gut
für dich ist. Aber ich kann die Finger kaum von dir lassen…“ Ich sehe sie in
der Hoffnung an, dass sie sich nicht von mir fernhalten will und hoffe doch
gleichzeitig, dass sie es tut. Ich schließe meine Augen, um meine Gefühle zu
ordnen. Ich habe es nicht so mit Gefühlen, aber ich weiß, dass ich besser einen
großen Bogen um sie machen sollte. Ihre Nähe ist bezaubernd, betörend und zieht
mich wie ein Sog, dem ich nicht entkommen kann. Wie eine Motte zum Licht. Als
ob ihre Seele meine rufen würde, da sie nach ihrer zweiten Hälfte sucht. Sogar
wenn ich die Augen schließe, fühle ich sie.
Sie flüstert, „Dann lass sie nicht von mir
…“
Ich habe das Bedürfnis sie vor meinen
fünfzig verschiedenen abgefuckten Facetten zu beschützen. Ich will sie nicht
verletzen. Sie ist so gutherzig, wie niemand, den ich zuvor getroffen habe. Und
ich habe schon eine Menge getroffen. Wieder schließe ich meine Augen.
„Du weißt nicht, was du da sagst!“
„Dann erklär‘s mir!“ drängt sie mich.
„Das bedeutet also, du lebst nicht sexuell
enthaltsam?“ flüstert sie. Das reißt mich aus meinen Träumereien. Meine Augen
verdunkeln sich vor Lust und mein Verlangen vergrößert sich. Ich schenke ihr
ein anzügliches Lächeln. „Nein, Anastasia“, sage ich amüsiert, „ich lebe nicht
enthaltsam.“
„Oh!“ wispert sie und ihre Atmung
beschleunigt sich vor Verlangen. Ihr Herz schlägt so schnell wie die Flügel
eines Schmetterlings, der versucht ihrem Brustkorb zu entfliehen. Mein Blut
gerät in Wallung. Ich kann sie jetzt nicht gehen lassen. Komme was wolle. Ich
muss es versuchen. Ich fälle eine Entscheidung.
“Was sind deine Pläne für die nächsten
paar Tage, Ana?”, frage ich, meine Augen dunkel vor Verlangen.
Sie erzählt mir, dass sie heute ab Mittag
arbeiten muss.
„Und wie sieht es morgen aus?“ frage ich
und lehne mich nach vorn.
„Ich arbeite die ganze Woche und Kate und
ich müssen packen, weil wir nach Seattle umziehen.“
„Habt ihr schon eine Wohnung in Seattle?“
„Ja, irgendwo im Pike Market Distrikt.“
Ich lächele erfreut. Das ist ganz in meiner Nähe.
„Ich habe mich für Praktikantenstellen
beworben und warte auf deren Rückmeldung.“
„Hast du dich auch bei meiner Firma
beworben?“ frage ich.
„Nein, habe ich nicht.“, stottert sie.
„Was stört dich an meinem Unternehmen?“,
spreche ich meine Gedanken laut aus.
Sie grinst, „An deinem Unternehmen oder an
dir?“ Oh mein Gott, ich mag sie. Sie ist frech, aber anders als Leute, die ich
bisher getroffen habe. Sie ist wie ein frischer Wind. Sie fürchtet sich nicht
davor, mir ihre Meinung zu sagen.
„Machst du dich über mich lustig,
Anastasia?“ frage ich sie schamlos. Sie schnappt nach Luft und kaut auf ihrer
Lippe. Ich halte es nicht mehr aus. „Verdammt! An dieser Lippe würde ich gerne
knabbern!” flüstere ich mit rauer Stimme. Ihr Mund öffnet sich als sie vor
Verlangen aufkeucht und sich windet. Ich mag ihre Reaktion. Ich wette, sie ist
schon total feucht. Dieser Gedanke macht mich lüstern, aber nicht so sehr wie
ihre Antwort. „Warum machst du es dann nicht?“
Ich entscheide mich. Ich kann mich nicht
von ihr fernhalten, aber sie muss meine Bedingungen kennen. „Weil ich dich
nicht anfassen werde, bevor ich nicht deine schriftliche Einwilligung habe,
Anastasia“, sage ich lächelnd.
„Was soll das heißen?“
„Genau das, was ich gesagt habe. Ich
brauche deine schriftliche Einwilligung, bevor ich dich anfasse. Ich muss es
dir zeigen. Wann bist du fertig mit arbeiten?“ frage ich. Sie antwortet “Gegen
acht.“ Ich erzähle ihr, dass ich sie heute Abend nach Seattle bringen kann, um
sie mit den Details vertraut zu machen.
„Warum kannst du es mir nicht hier und
jetzt erklären?“ fragt sie.
„Weil ich mein Frühstück und deine
Gesellschaft genieße und ich befürchte, dass du gleich über alle Berge bist,
wenn ich es dir jetzt erkläre.“ Sie sieht mich verdutzt an, genau wie ich es
erwartet habe. Viele verschiedene Gefühle huschen über ihr Gesicht,
letztendlich sieht sie entschlossen aus.
„Okay“, sagt sie entschieden.
Ich arrangiere einen abrufbereiten Piloten
für Charlie Tango, weil ich das Gefühl habe, dass sie meinen Vorstellungen
nicht zustimmen könnte und zurück in ihre Wohnung möchte. Enttäuscht stelle ich
fest, dass das das Ende unserer kurzen Bekanntschaft sein würde. Aber ich hoffe
inständig, dass es nicht so sein wird.
„Du bist sehr herrisch“, stellt sie fest,
nachdem ich auflege. Wie Recht sie hat! Aber bis jetzt hat sie noch keine
Ahnung, wie herrisch ich sein kann. Überhaupt keine Ahnung!
Sie beendet ihr Frühstück nicht, entweder
vor Nervosität oder Aufregung. Ich mag es nicht, wenn man Essen verschwendet
und fordere sie auf, weiter zu essen. Ich kann nicht anders! Weiß sie denn
nicht viele Menschen jeden Tag hungern?
Als wir fertig sind mit essen, geht sie
ins Bad, um sich frisch zu machen. Sie kommt zurück, als ich telefoniere.
Einige Minuten später lege ich auf und nehme ihre Hand, um sie nach draußen zu
begleiten. Irgendetwas an ihr zieht mich magisch an. Wenn sie in meiner Nähe
ist, kann ich die Luft knistern hören. Ungeduldig drücke ich den Knopf neben
dem Aufzug. Kurze Zeit später öffnen sich die Türen. Wir betreten den Aufzug
und hier drin ist die Spannung noch intensiver. Sie fühlt es auch und kaut auf
ihrer Lippe. Unsere Blicke treffen sich, Motte zum Licht. Leidenschaft flammt
in mir auf und ich merke, wie ich hart werde.
„Ach! Scheiß auf den Papierkram!“ knurre
ich, packe sie und drücke sie gegen die Wand des Aufzugs.
Sex on Fire - Kings of Leon
Mit einer Hand packe ich ihre Hände
und hebe sie ihr über den Kopf. Mit meinen Hüften drücke ich ihren Körper gegen
die Wand und mit meiner anderen Hand fixiere ich ihren Kopf, als meine Zunge
ihren Mund erkundet. So eine süße Erkundung! Sie stöhnt in meinen Mund, als
unsere Zungen ihren ganz eigenen Tanz ausfechten, erforschend und küssend. Sie
will mich und ich will sie!
„Du.bist.der.Wahnsinn!“, bringe ich
keuchend hervor.
Feeling Good - Michael Buble
Ich habe komplett die Kontrolle verloren. Ich hätte sie fast
hier im Aufzug gef*ckt. Plötzlich stoppt der Aufzug und die
Türen öffnen sich, um drei Geschäftsmänner reinzulassen. Wir springen
auseinander und ich setzte mein Pokerface auf, während sie zerzaust und immer
noch begierig drein schaut. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel, während die
sexuelle Spannung langsam verebbt. Die Geschäftsmänner grinsen, als wir den
Aufzug im Erdgeschoss verlassen. Ich ergreife ihre Hand und sage zu mir selbst,
„Was haben Aufzüge nur an sich!“
Ihr Atem hat frisch gerochen. Sie muss
meine Zahnbürste benutzt haben. Ich frage sie danach und sie nickt nur und
lächelt mich dabei an. Was für eine Frau! Wir verlassen das Hotel. Ich bin wie
Wachs in ihren Händen. Wenn sie nur wüsste. Plötzlich fühle ich mich so
beschwingt wie nie zuvor, mit ihr neben mir. Ich bin erst 27 Jahre und zum
ersten Mal fühle ich mich jung. Wir sind jung!
We Are Young - Fun ft Janelle Monae