Durch die Lüfte – Soar (or sore) with you
Kapitel XXVII
Kapitel XXVII
Übersetzer: Janine Heistmann
„Christian! Ich will die
Erdbeere!” sagt sie, als sie ihre Hand nach etwas Unsichtbarem ausstreckt. Ich
wache auf, weil sie um sich haut.
„Ich
will den Käfig nicht!“ murmelt sie und ihre Stirn kräuselt sich im Schlaf. Das
durchsickernde Licht der Stadt hüllt ihr Gesicht auf wundersame Weise ein. Ich
bin fasziniert.
„Nimm
es nicht weg, Christian! Ich will, dass … Nein!” stöhnt sie. Ich reibe über
ihren Kopf, um sie zu beruhigen. Ich bin neugierig, wovon sie wohl träumt.
„Schhh!“
murmele ich sanft. Ihre Stirn entspannt sich wieder, ebenso wir ihr gesamtes
Gesicht.
„Was?
Geh nicht! Ich kann nicht!” Sie erzittert, während sie weiterschläft.
„Ich
liebe dich! Verlass mich nicht! Ich habe Angst …”
I Melt With You by Nouvelle Vague
„Baby
… Ich bin hier. Beruhige dich …”, sage ich zu ihr. Wieder reibe ich über ihr
Haar, um sie zu beruhigen. In der Dunkelheit streckt sie den Arm nach mir aus.
Ich nehme ihn und schlinge ihn um meinen Hals. Sie seufzt. Es ist der süßeste
Klang.
„Ich
würde sterben!“ Ihr Gesicht wirkt zerknirscht. „Ich würde sterben … Christian”,
murmelt sie kaum hörbar.
Was?
Warum?
„Verlass
mich nicht …”, flüstert sie, während sie weiterhin schläft. „Ich will doch nur
mehr …“ murmelt sie traurig.
Sie
hat Angst, dass ich sie verlasse. Wie wenig sie doch nur über mich weiß. Wenn
sie nur wüsste, dass es auch meine größte Angst ist. Aber ich könnte sie gar
nicht verlassen. Ich bin körperlich gar nicht in der Lage dazu. Sie hat einen
direkten Zugang zu meiner Seele.
„Ich
werde nie …“, sie driftet weg. „nein. Ich werde dich nicht verlassen“, murmelt
sie. Ich schließe die Augen und genieße dieses Wissen, diese Bestätigung, die
sie mir gerade gegeben hat. Mitten im Schlaf. Sie hat es schon einmal gesagt,
wie ich mich danach sehne, es aus ihrem Mund zu hören, wenn sie wach ist.
„Ich
will das!“ Sie streckt ihre Hand, die um meinen Hals geschlungen ist, aus.
„Scchhh
… Beruhig dich, Baby“, flüstere ich ihr ins Ohr. Langsam und gezielt streiche
ich über ihr Haar. Sie beruhigt, entspannt sich. Seufzt. Langsam werden ihre
Arme schlaff und bewegungslos. Vorsichtig klettere ich aus dem Bett. Ich könnte
sie ewig ansehen, wie sie so schläft. Ich gehe jedoch, ziehe mich ganz in
Schwarz an, um mich auf die Überraschung heute vorzubereiten. Ich lasse sie so
lange wie möglich schlafen, aber für das, was ich geplant habe, muss ich mein
Baby aufwecken.
„Anastasia!“
Ich versuche sie aufzuwecken.
„Nein“,
stöhnt sie.
„Komm
schon, Baby“, sage ich in normaler Tonlage.
„Nein.
Lass mich dich anfassen“, stöhnt sie.
„Wach
auf“, dränge ich sie.
„Nein“,
murmelt sie und öffnet ihre Augen für einen kurzen Augenblick. Ich reibe meine
Nase an ihrem Ohr und flüstere.
„Wach
auf, Baby”, sage ich mit einem Lächeln und mit Genuss, da ich weiß, dass sie
hier in meinen Armen ist.
„Oh
… nein“, stöhnt sie und ihr Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse.
„Zeit
aufzustehen, Baby. Ich werde jetzt das Licht auf dem Nachttisch an“, sage ich
leise.
„Nein“,
stöhnt sie wieder.
„Ich
will die Dämmerung mit dir verjagen”, sage ich und küsse ihr Gesicht. Ihre
Augenlider, ihre Nasenspitze, ihren Mund und schließlich öffnet sie ihre Augen.
Sie blinzelt einen Moment, als das sanfte Licht der Lampe auf dem Nachttisch
ihre Augen erreicht.
„Guten
Morgen, meine Schöne“, murmele ich. Sie stöhnt und ich muss lächeln.
„Du
bist nicht gerade ein Morgenmensch“, murmele ich. Sie blinzelt und blickt zu
mir auf. Ich lehne mich über sie und lächele sie an. Ich bin vergnügt.
„Ich
dachte, du wolltest Sex“, brummt sie. Was? Murrt sie deshalb so? Ist der Sex
mit mir so schlecht, dass sie deswegen murren muss?
„Anastasia,
ich will immer Sex mit dir. Es ist herzerwärmend zu wissen, dass es dir auch so
geht“, sage ich trocken und voller Sarkasmus.
Sie
starrt mich an, aber ich bin zu vergnügt, um mich von ihrer Reaktion beirren zu
lassen.
„Natürlich
will ich. Aber nicht so spät“, murmelt sie.
„Es
ist nicht spät, es ist früh. Komm schon! Steh auf. Wir müssen los. Den Sex
vertagen wir auf später.“
„Ich
hatte so einen schönen Traum“, wimmert sie, als ob sie sich nach etwas sehnt,
dass sie verloren hat.
„Wovon
denn?“ frage ich. Mein Interesse ist geweckt.
„Von
dir.“ Sie wird rot. Oh, das erregt meine Aufmerksamkeit umso mehr.
„Was
habe ich diesmal gemacht?“ frage ich.
„Versucht
mich mit Erdbeeren zu füttern“, sagt sie. Ich lächele. Ich glaube, ich erinnere
mich, dass sie das gesagt hat.
„Dr. Flynn wäre außer sich vor Begeisterung,
wenn er das hören würde. Los jetzt, zieh dich an. Die Dusche kannst du dir
schenken, das können wir später nachholen“, sage ich entschlossen.
Sie setzt sich auf und die Laken fallen
herunter, bis zu ihrer Taille und enthüllen damit ihren nackten Körper. Meine
Augen verdunkeln sich vor Verlangen und wenn ich tun würde, was ich im Moment
tun möchte, verpassen wir unsere Chance den Sonnenaufgang einzufangen. Also
werde ich mein Verlangen wohl zügeln müssen.
„Wie spät ist es?“, fragt sie.
„5:30 Uhr“, antworte ich.
„Ohh“, stöhnt sie, „fühlt sich an wie 3:00
Uhr.“
„Wir haben nicht viel Zeit. Ich habe dich schon so lange wie
möglich schlafen lassen. Komm.“
„Kann ich nicht wenigstens duschen gehen?“
fragt sie. Ich seufze.
„Wenn du jetzt duschen gehst, will ich
mitkommen, und wir wissen beide, wie das
endet – damit, dass wir den Tag vergessen
können. Komm jetzt.“ Wir können das später nachholen.
Ich bin ziemlich aufgeregt. Ich habe etwas
für uns geplant, etwas das ich mit ihr teilen will. Das wird unser ‚mehr‘ sein.
Sie lächelt mich daraufhin an.
„Was machen wir überhaupt?“ hakt sie nach.
„Es ist eine Überraschung. Das habe ich dir
doch schon gesagt“, sage ich und grinse sie an.
Come Fly with Me by Frank Sinatra
„Okay“, antwortet sie, klettert aus dem Bett
und sucht nach ihren Sachen. Sie findet sie auf dem Stuhl neben dem Bett. Außerdem
habe ich ihr Jersey Boxershorts von mir hingelegt. Als sie das Ralph Lauren
Etikett erkennt, grinst sie. Sie zieht sie an und ich grinse sie ebenfalls an.
Das ist bereits das zweite Exemplar, das in ihrem Besitz ist. Irgendwie macht
es mich ihr gegenüber noch besitzergreifender, da ich weiß dass etwas, dass so
intim an meiner Haut war, nun ihre Haut bedeckt.
Da ich nun weiß, dass sie wach ist und sich
anzieht, sage ich, „Jetzt, wo du wach bist, lasse ich dich eine Weile allein.“
Ich verlasse das Schlafzimmer und gehe ins Wohnzimmer. Weniger als zehn Minuten
später kommt sie herein. Ich frühstücke gerade.
„Iss“, sage ich zu ihr. Sie isst nicht genug.
Sie blickt mich verblüfft an.
„Anastasia“, sage ich streng. Sie sieht aus,
als ob sie mit mir verhandeln will.
„Ich möchte nur ein bisschen Tee. Kann ich
mir ein Croissant für später mitnehmen?“ Ich blicke sie spekulativ an und sie
lächelt mich zur Antwort zuckersüß an.
„Verdirb mir nicht die Laune, Anastasia“,
warne ich sie.
„Ich werde später etwas essen, wenn mein
Magen wach ist. Gegen halb acht … okay?“
Sie sieht mich zuckersüß und erwartend an.
Ein verschmitztes Glänzen breitet sich in ihren Augen aus, als ich sie
anstarre.
„Am liebsten würde ich jetzt die Augen
verdrehen“, sagt sie.
„Tu’s ruhig. Du würdest mir eine Riesenfreude
damit bereiten“, sage ich streng. Sie blickt zur Decke herauf, als würde sie
über meine Drohung nachdenken.
„Also gut“, sagt sie und wägt es ernsthaft
ab, „Eine kleine Runde über dem Knie würde mich bestimmt aufwecken“, sagt sie,
schürzt die Lippen und wägt ihre Möglichkeiten ab. Bei dieser Offenbarung fällt
mir fast die Kinnlade herunter!
„Andererseits will ich nicht, dass dir allzu
heiß wird und du dich überanstrengst. Schließlich bist du nicht an die Hitze
hier unten gewöhnt“, sagt sie und zuckt locker mit den Achseln. Schließlich
schaffe ich es wieder, meinen Mund zu schließen und verärgert auszusehen. Aber
in Anastasias Gegenwart versage ich gewaltig. Sie ist in Spiellaune und ihre
Bemerkung holt auch meine gute Laune wieder zurück.
„Sie schaffen es doch immer wieder, mich an
meine Grenzen zu bringen, Miss Steele. Und jetzt trink deinen Tee“, befehle
ich.
Sie blickt ihren Tee an und bemerkt das Twinings-Schildchen.
Ein breites Grinsen breitet sich auf ihrem wunderschönen Gesicht aus. Sie setzt
sich mir gegenüber und beobachtet mich, während sie ihren Tee schlürft.
Als ich mit meinem Frühstück fertig bin und
sie mit ihrem Tee, verlassen wir den Raum. Ich werfe ihr ein Sweatshirt zu.
„Das wirst du brauchen“, sage ich und sie
sieht mich verwirrt an.
„Vertrau mir“, erkläre ich ihr grinsend. Ich
beuge mich zu ihr und küsse sie flüchtig auf die Lippen, dann ergreife ich ihre
Hand und wir gehen hinaus.
Draußen ist es relativ kühl. Das Licht des
sich ankündigen Sonnenaufgangs, lugt am östlichen Horizont hervor. Als wir vor
dem Hotel ankommen, überreicht mir der Hotelbedienstete einen Schlüsselbund für
ein protziges Sportauto mit Faltverdeck. Anastasia wirft mir einen fragenden
Blick zu, den ich mit einem Grinsen entgegne.
„Du muss wissen, Anastasia, manchmal macht es
einfach Spaß, ich zu sein“, sage ich und grinse sie verschwörerisch an. Warum
sollte es auch nicht? Ich bin hier mit der Frau, die ich begehre und für die
ich Gefühle habe und dann machen wir auch noch ‚mehr‘ zusammen. Sie gibt mir
Hoffnung. Sie ist diejenige, die mich wissen lässt, dass es auch anderes im
Leben gibt, sie hilft mir, das Leben in all seiner Vielfalt zu erleben. Ich bin
allerbester Laune. Ich öffne die Autotür und mit einer übertriebenen
Verbeugung, lasse ich sie einsteigen. Dann gehe ich zur Fahrerseite herüber und
steige ein.
„Wo fahren wir hin?“ fragt sie.
„Das wirst du schon sehen“, erzähle ich ihr
und verrate nichts. Ich lasse den Wagen an und wir steuern auf den Savannah
Parkway zu. Ich programmiere das Navigationsgerät, schalte den iPod ein und
lasse ihn mit der Stereoanlage des Autos synchronisieren. Ein klassisches
Orchesterstück erfüllt das Auto.
„Was ist das?“ fragt sie neugierig und mit
süßer Stimme.
Es ist ein Stück aus meiner Lieblingsoper.
„Das ist aus La Traviata, einer Oper von
Verdi“, antworte ich.
La Traviata by Pavarotti
„La Traviata? Davon habe ich schon mal
irgendwo gehört, allerdings weiß ich nicht, wo. Was bedeutet es?“ fragt sie.
Ich blicke sie kurz an und schmunzele.
„Na ja, wörtlich übersetzt heißt es ›die vom
rechten Weg abgekommene Frau‹. Die Geschichte basiert auf Alexandre Dumas’
Roman Die Kameliendame“, erkläre ich ihr.
„Ah. Den habe ich gelesen“, sagt sie.
„Das dachte ich mir fast.“
„Die dem Untergang geweihte Kurtisane“, sagt
sie und verlagert das Gewicht auf ihrem Sitz. „Eine ziemlich deprimierende
Geschichte“, murmelt sie.
„Zu deprimierend? Willst du lieber etwas
anderes hören? Es ist auf meinem iPod“, sage ich mit einem geheimnisvollen,
wissenden Lächeln.
Ich tippe auf den Bildschirm im
Armaturenbrett zwischen uns und die Playlist kommt zum Vorschein.
„Such dir etwas aus“, sage ich und versuche
mein wissendes Lächeln zu verbergen. Ich versage kläglich.
Sie tippt mit ihren Fingern auf dem
Bildschirm und geht die Playlist durch. Sie scrollt herunter und nachdem sie
gefunden hat, was sie sucht, drückt sie Play. Britney mit ihrem Club-Mix,
Techno-Beat ertönt. Ich drehe die Lautstärke nach unten. Es ist kein Lied, das
ich auf meinen iPod getan habe. Es war Leila, die den Song in die Liste
eingefügt hat. Britney balzt mit sinnlicher Stimme.
„Toxic, ja?“ frage ich grinsend.
Toxic by Britney Spears
„Ich weiß nicht, was du meinst“, heuchelt sie
voller Unschuld.
Ich drehe die Lautstärke noch mehr nach
unten. Das ist kein Song, den ich auf meinen iPod machen würde.
„Ich habe diesen Song nicht auf meinen iPod
geladen“, erzähle ich Anastasia beiläufig, aber wahrheitsgemäß. Dann drücke ich
mit meinem Fuß das Gaspedal durch und verstecke ein kleines Lächeln, als sie in
ihren Sitz zurückgeworfen wird. Wir fahren den Freeway entlang. Ich beobachte
sie aus dem Augenwinkel. Sie verschränkt ihre Hände auf ihrem Schoß. Ich sehe,
wie sich ihr Kiefer bewegt, sie aufeinanderbeißt. Sie knirscht mit ihren Zähnen
und ihre Stimmung verschlechtert sich, als sie aus dem Fenster blickt. Oh,
nein! Sie fragt sich, wer den Song auf meinen iPod geladen hat. Eifersucht und
Neugier dringen aus ihren Poren. Als Britney „Who … who?“ singt, sieht sie noch
verzweifelter aus.
„Es war Leila“, antworte ich auf ihre
unausgesprochene Frage. Sie dreht sich zu mir und fragt, „Leila?“
„Eine Ex. Sie hat den Song auf meinen iPod
geladen“, antworte ich. Sie lehnt sich gedankenverloren zurück und fragt dann,
„Eine der fünfzehn?”
„Ja“, antworte ich.
„Was ist aus ihr geworden?“
„Wir haben Schluss gemacht?“ gebe ich zurück.
„Warum?“
Ich seufze. Ich möchte immer offen mit
Anastasia sein. Ich möchte, dass sie weiß, dass sie etwas Besonderes ist und
anders als die Frauen ist, mit denen ich zusammen war.
„Sie wollte mehr“, sage ich mit leiser Stimme
und klinge fast so, als würde ich nur zu mir selbst sprechen. Der Satz hängt
zwischen uns. Anastasia ist die einzige, bei der mich der Gedanke, ‚mehr‘ zu
haben, nicht abschreckt.
„Und du nicht?“ fragt sie. Ich schüttele den
Kopf.
„Bis ich dir begegnet bin, wollte ich nie
mehr“, erkläre ich schlicht. Ich will, dass sie weiß, dass auch ich mehr will.
Ich ertappe mich dabei, wie ich mehr begehre, mehr brauche, mehr will … aber
nur mit ihr. Sie lässt das, was ich ihr eben gesagt habe, auf sich wirken.
„Und was ist aus den anderen vierzehn
geworden?“ fragt sie.
„Willst du eine Liste haben? Geschieden,
geköpft, gestorben?“ sage ich in fast schon höhnischem Ton.
„Du bist nicht Heinrich VIII“, sagt sie
schmollend.
„Okay. Abgesehen von Elena hatte ich nur vier
längere Beziehungen“, erkläre ich.
„Elena?“ fragt sie.
„Mrs. Robinson für dich“, ich lächele etwas.
Ich erinnere mich an Elenas Reaktion, als ich ihr von ihrem Spitznamen erzählt
habe. Ihr Gesicht wird vor Angst, Eifersucht, Wut … und ich weiß nicht, was
noch, dunkel.
„Was ist aus den vier geworden?“ fragt sie
und schüttelt den Kopf.
„So wissbegierig, so scharf auf Informationen,
Miss Steele“, tadele ich sie scherzhaft, aber ich habe gerade das Gefühl, dass
ich einiges offenlegen muss.
„Ja. Mr. Wann-bekommst-du-deine-Periode“,
tadelt sie mich ebenfalls.
„Ein Mann muss über solche Dinge Bescheid
wissen, Anastasia“, sage ich. Ich will sie nicht schwängern.
„Ach ja?“ erwidert sie.
„Ich schon“, sage ich.
„Warum?“
„Weil ich nicht will, dass du schwanger
wirst“, sage ich aufgebracht.
„Das will ich auch nicht. Zumindest während
der nächsten paar Jahre nicht“, sagt sie und überrascht mich. Sie will Kinder?
Es ist zu früh, um über dieses beängstigende Thema zu sprechen.
„Wir waren bei den vier anderen. Was ist mit
ihnen passiert?“ bedrängt sie mich und im Vergleich zum vorangegangenen Thema,
ist dies eins, das ich beantworten kann.
„Eine hat sich in jemand anderen verliebt.
Und die anderen drei wollten - mehr. Aber ich war nicht bereit dafür“,
erkläre ich.
„Und der Rest?“ drängt sie. Gott! Sie sollte
für mich arbeiten! Sie ist ganz schön überzeugungskräftig.
„Es hat eben nicht funktioniert“, sage ich.
Nichts hat je diese tiefe innere Sehnsucht in mir gestillt, bis ich Anastasia
getroffen habe. Sie blickt wieder aus dem Auto. Worüber denkt sie nach?
„Wohin fahren wir?“ fragt sie verwirrt und
blickt hinaus auf die I-95
„Zu einem Flugplatz“, antworte ich.
„Aber wir fliegen doch nicht nach Seattle
zurück, oder?“ keucht sie besorgt. Ihre Reaktion bringt mich zum Lachen.
Natürlich nicht. Ich möchte die Dämmerung mit ihr verjagen.
„Nein, Anastasia. Jetzt werden wir meiner
zweitliebsten Freizeitbeschäftigung
Nachgehen“, antworte ich.
„Zweitliebste?“ fragt sie und runzelt die
Stirn.
„Ja. Meine liebste habe ich dir ja heute
Morgen schon verraten“, sage ich, sie blickt mich an und grübelt über meine
Aussage.
„Mich mit Ihnen zu vergnügen, Miss Steele.
Das steht ganz oben auf meiner Liste. Auf jede erdenkliche Art und Weise“, sage
ich mit all der Leidenschaft, die ich für sie empfinde.
„Das hat auf der Liste meiner perversen
Freizeitbeschäftigungen auch einen der obersten Plätze“, murmelt sie und wird
rot.
„Freut mich zu hören“, murmele ich trocken
zurück.
„Wir fahren also zu einem Flugplatz?“ fragt
sie. Ich grinse sie an. Wir sind sowieso schon fast da. Es ist also an der
Zeit, sie in das Geheimnis einzuweihen.
„Segeln“, sage ich. Sie blickt mich fragend
an.
„Wir werden die Dämmerung verjagen,
Anastasia“, erkläre ich. Ich bin unglaublich beschwingt, da ich mein
zweitliebstes Hobby mit ihr teilen werde und es unser ‚mehr‘ sein wird. Ich
kann nichts anders, drehe mich zu ihr und grinse sie an. Mein Navigationsgerät
weist mich an, rechts abzubiegen. Wir biegen auf einen Industriekomplex ein.
Ich parke außerhalb eines großen weißen Gebäudes mit der Aufschrift BRUNS-WICK
SEGELFLUGSCHULE.
Als ich den Motor ausschalte, drehe ich mich
zu ihr und frage mit hoffnungsvoller Stimme, „Bist du bereit dafür?“
„Und du fliegst?“
„Ja“, antworte ich.
„Ja, bitte!“ sagt sie aufgeregt und ohne zu
zögern. Daraufhin grinse ich sie an und beuge mich nach vorn, um meine Frau zu
küssen.
„Noch eine Premiere, Miss Steele“, sage ich
und steige aus dem Auto. Sie ist die erste Frau, die ich mitnehme und mit der
ich mein Hobby teile. Ich gehe um das Auto herum und öffne die Tür. Sie steigt aus und ergreift meine
ausgestreckte Hand. Ich führe sie um das Gebäude herum. Dort finden wir das asphaltierte
Rollfeld, auf dem einige Flugzeuge stehen. Taylor steht neben einem Mann mit
Glatze und wilden Augen. Anastasia strahlt Taylor an und er lächelt freundlich
zurück. Verdammt, ich möchte nicht, dass andere, geschweige denn meine
Angestellten, meine Frau anschmachten!
„Mr. Grey, das ist Mark Benson, der Pilot
Ihres Schleppflugzeugs“, stellt er den Piloten vor. Wir schütteln Hände und
reden über die Windgeschwindigkeit, seine Richtung und andere wetterbedingte
Umstände.
„Hallo Taylor“, höre ich Anastasia schüchtern
murmeln.
„Miss Steele“, antwortet er und nickt. „Ana“,
höre ich ihn, sich selbst korrigieren. Dann lehnt er sich zu ihr und flüstert
ihr etwas zu, das ich nicht verstehen kann. Ich blicke sie finster an, sage
jedoch nichts.
„Anastasia“, fordere ich meine Frau auf. „
Komm“, sage ich und strecke meine Hand aus.
„Bis dann, Taylor“, sagt sie lächelnd. Er
salutiert ihr kurz und kehrt zum Parkplatz zurück.
„Mr. Benson, das ist meine Freundin,
Anastasia Steele“, stelle ich dem Piloten meine Frau vor.
„Freut mich“, murmelt sie und sie schütteln
Hände. Benson ist von Anastasia beeindruckt. Gott, wer ist das nicht? Und er
lächelt.
„Gleichfalls“, sagt er zu ihr.
Mark Benson geleitet uns den Weg über das
Rollfeld zur Startbahn.
„Womit werden Sie uns heute ziehen, Mark?“
„Mit einer Blanik, Sir“, antwortet er.
„L13 oder L23?“, frage ich.
„Sie kennen sich aus mit Flugzeugen“, sagt er
mit einem Grinsen.
„L23, Sir“, antwortet er.
„Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie
die L23 der L13 vorziehen?“
„Sie wissen, dass die L13 hervorragende Flugeigenschaften
hat, Sir. Ich meine, sie wurden zwar ursprünglich als Schulflugzeuge entworfen,
eignen sich aber auch für Kunstflüge. Sie sind hervorragende Segelflugzeuge“,
sagt er.
„Ich bin bereits vorher mit einer L23
geflogen”, erkläre ich und fühle mich völlig in meinem Element. „Ich würde sie
auch bevorzugen. Die L23 ist ein zweisitziger Hochdecker in
Ganzmetall-Bauweise. Ich habe meine Kunst- und Instrumentenflugausbildung in
ihr absolviert. Womit werden Sie uns ziehen?“ frage ich und Mark strahlt von
Ohr zu Ohr.
„Ich werde sie mit einer Piper Pawnee
ziehen“, sagt er. Ich nicke voller Vorfreude. Ich liebe Flugzeuge und ich liebe
Fliegen. Die Tatsache, dass ich gleich mit meiner Frau fliegen werde, fühlt
sich an wie ein doppelter Orgasmus. Und das obwohl von Sex absolut nicht die
Rede sein kein.
Das Flugzeug ist lang, schnittig und weiß mit
orangenen Streifen. Das lange weiße Kabel ist an der Ein-Propeller-Maschine
befestigt.
„Zuerst müssen wir den Fallschirm anlegen“,
sagt Mark zu Anastasia.
„Das übernehme ich“, unterbreche ich ihn. Der
Tag, an dem jemand anderes sie in ein Geschirr schnallt, wird der Tag sein, an
dem die Hölle gefriert. Benson lächelt mich gefügig an.
„Ich werde etwas Ballast holen“, sagt Benson
und geht zum Flugzeug.
„Dir gefällt es, mich in Dinge ein zuschnallen“,
stellt sie trocken fest.
„Du hast ja keine Ahnung, wie gern ich das
tue. Du musst einfach nur reinsteigen“, sage ich und sie tut es. Sie hält sich
an meiner Schulter fest. Diese Berührung ist mir unangenehm und ich versteife
mich. Dennoch bewege ich mich nicht. Ich möchte mich an ihre Berührungen
gewöhnen. Sobald ihre Füße in den Schlingen sind, ziehe ich den Fallschirm hoch
und sie steckt ihre Arme durch die Schulterriemen. Schnell und wirksam
befestige ich das Geschirr und ziehe alle Riemen fest.
„So“, sage ich ruhig. Aber ich bin alles
andere als das. Sie sieht in diesem festgeschnallten Fallschirm einfach heiß
aus. Wenn ich nicht gleich fliegen würde, wäre ich schon längst mit ihr an
einem ruhigeren Örtchen.
„Hast du deinen Haargummi noch?“, frage ich
sie. Sie nickt.
„Soll ich sie zusammenbinden?“
„Ja“, antworte ich. Sie macht sie schnell zu
einem Zopf zusammen.
„Rein mit dir“, befehle ich ihr. Sie soll ins
Cockpit klettern. Doch sie macht Anstalten, sich auf den hinteren Sitz zu
setzen und ich muss grinsen.
„Nein, auf den vorderen. Der Pilot sitzt
hinten“, erkläre ich ihr.
„Aber kannst du so überhaupt etwas sehen?“
„Mehr als genug“, sage ich und mein Grinsen
wird noch breiter.
Ich bin unglaublich glücklich, ihr mein
Hobby, etwas, das ich sehr genieße, näherzubringen. Und die Tatsache, dass sie
sich darauf freut, macht mich glücklich und beschwingt. Sie klettert hinein und
setzt sich auf den vorderen Sitz. Ich beuge mich über sie und ziehe das
Geschirr über ihre Schultern und fasse zwischen ihre Beine, um den unteren Teil
des Gurtes hervorzuziehen. Ich schiebe ihn in den Verschluss an ihrem Bauch.
Danach ziehe ich die restlichen Gurte fest. „Ganz schön heiß“, denke ich mir.
„Hm ... Gleich zweimal an einem Morgen. Ich
bin ein echter Glückspilz“, flüstere ich und küsse sie kurz. „Es wird nicht
allzu lange dauern ... zwanzig Minuten, höchstens eine halbe Stunde. Um diese
Uhrzeit ist die Thermik nicht besonders gut, der Ausblick aber absolut
sensationell. Ich hoffe, du hast keine Angst“, sage ich.
„Nein, ich bin nur aufgeregt“, strahlt sie
mich an. Sie sieht sehr glücklich aus und grinst von Ohr zu Ohr.
„Gut“, sage ich und grinse sie ebenfalls an.
Urplötzlich überkommt mich das Verlangen, ihre Wange zu streicheln. Sanft
streiche ich über ihre Wangen und klettere dann hinter ihr auf meinen Sitz.
Mark Benson kehrt mit seinem heiteren Lächeln
zurück, überprüft zuerst die Gurte an Anastasia und dann den Cockpitboden.
„Ja, alles sicher. Ist das ihr erster Mal?“
fragt er.
„Ja“, antwortet Anastasia.
„Sie werden begeistert sein“, sagt er.
„Danke, Mr. Benson“, sagt sie höflich.
„Nennen Sie mich Mark“, sagt er zu ihr. Dann
dreht er sich zu mir und fragt, „Okay?“
„Yep. Los geht’s“, sage ich.
Ich bin überglücklich mit meiner Frau zu
fliegen. Ihr meine Fähigkeiten in diesem Bereich zu zeigen, macht mich nervös.
Mark schließt das Cockpit, geht zur Piper hinüber und klettert hinein.
Als die Ein-Propeller-Maschine startet,
werden wir langsam über die Rollbahn gezogen. Als Zug auf das weiße Kabel
kommt, werden wir plötzlich nach vorne gerissen und wir sind kurz in der Luft.
Mark spricht mit dem Tower und die Piper nimmt immer mehr Fahrt auf und wir
hinter ihr ebenso. Die Starts sind normalerweise etwas holprig, da es sehr
kleine Flugzeuge sind. Als die Piper genug Tempo und Distanz aufgenommen hat,
schwebt sie in der Luft, genau wie wir.
„Los geht’s, Baby!“ rufe ich Anastasia zu.
Wir können das Rauschen des Windes hören und das ferne Brummen des Motors.
Unter uns sehen wir den Freeway, die aufgehende Sonne, Wälder und Wohnhäuser
der ausladenden Stadt. Eine außergewöhnliche Dämmerung ist am Horizont zu sehen
und macht alles noch schöner. Das ist die ‚goldene Stunde‘ des Tages und die
Tatsache, dass ich sie mit meiner Frau, meiner Anastasia, teile, macht es noch
spektakulärer!
Als wir 3000 Fuß erreichen, informiert mich
Mark über unsere Höhe und ich sage, „Loslassen“, in das Funkgerät. Sobald das
Kabel gelöst ist, verschwindet die Piper aus unserer Sicht und wir werden nicht
länger gezogen. Wir segeln einfach über Georgia.
Ich drehe das Flugzeug und neige es zur
Seite, als wir uns kreiselnd der Sonne nähern. Wir schrauben uns dem
Morgenlicht entgegen. Es ist einfach magisch.
„Halt dich fest!“ rufe ich und neige das
Flugzeug wieder zur Seite. Aber dieses Mal fange ich es nicht auf und wir hängen
kopfüber im Flugzeug. Wir gucken durch das Kabinendach auf die Erde. Anastasia
kreischt laut vor Freude. Ich sehe, wie sie ihre Arme hebt und sie gegen das
Plexiglas drückt, um nicht zu fallen. Ihre Reaktion bringt mich zum Lachen. Wir
genießen beide den Moment und lachen wie verrückt. Ich drehe das Flugzeug
wieder richtig herum.
„Nur gut, dass ich nicht gefrühstückt habe!“
ruft sie mir zu und ich stimme ihr zu.
„Ja, rückblickend betrachtet schon, weil ich
das gleich noch einmal machen werde“, sage ich und drehe das Flugzeug wieder,
bis wir kopfüber da hängen. Sie kichert und lacht laut. Ich bringe die Maschine
wieder in die Gerade.
„Klasse, was?“ rufe ich Anastasia zu.
„Ja“, ruft sie zurück.
Nur ich und Anastasia. Wir beide in diesem
beengten Raum und der unendliche Himmel über Georgia. Das frühmorgendliche
Licht hat etwas Majestätisches. Wenn der Himmel tatsächlich existiert, befinde
ich mich gerade darin. Was will ich mir?
„Siehst du den Steuerknüppel vor dir?” rufe
ich ihr zu.
„Halt ihn fest!“ Ich möchte, dass sie kurz
die Kontrolle übernimmt.
„Was? Nein!“ sagt sie verängstigt.
„Mach schon, Anastasia. Halt ihn fest!“
dränge ich sie vehement.
Schließlich greift sie danach.
„Halt ihn fest und ganz gerade. Siehst du die
Anzeige vor dir? Die Nadel muss genau in der Mitte sein“, unterrichte ich sie.
Sie macht, was ich gesagt habe und lotst das Segelflugzeug.
„Braves Mädchen!“ ermutige ich sie vergnügt.
„Es wundert mich, dass du mir die Kontrolle
überlässt!“ brüllt sie.
„Du würdest staunen, was ich dir sonst noch
so alles überlassen würde, Miss Steele.
Aber jetzt übernehme ich wieder“, sage ich und habe das Flugzeug wieder
unter Kontrolle. Was würde sie tun, wenn sie über die Tiefe meiner Gefühle Bescheid
wüsste? Würde es sie verschrecken? Ich habe keine Erfahrungen damit und die
Tiefe meiner Gefühle, ängstigt mich bis tief in mein Inneres. Ich bin damit
nicht vertraut. Es ist Neuland für mich. Und die Tatsache, dass ich mein ganzes
Erwachsenenleben lang versucht habe, jegliche Emotionen zu vermeiden, macht
diese Erfahrung noch nervenaufreibender und zugleich doppelt so schön.
Nachdem ich wieder die Kontrolle über das
Flugzeug habe, steigen wir einige Meter herab. Daraufhin bereite ich das
Flugzeug auf die Landung vor und leite den Sinkflug ein. Ich funke den Tower
an.
„BG N Papa Drei Alpha an BMA Tower.
Gegenanflug für die null sieben Gras“, sage ich selbstbewusst. Der Tower
erteilt mir die Erlaubnis zu landen. Wir segeln in großen Kreisen hinab, nähern
uns langsam der Erde. Langsam kann man den Flughafen und die Landebahn wieder
erkennen. Wir steigen immer weiter hinab und überqueren die I-95. Da die
Landung kurz bevorsteht, warne ich Anastasia:
„Gut festhalten, Baby. Könnte ein bisschen
ruppig werden.“
Ich lasse das Flugzeug noch ein weiteres Mal
kreisen und bringe es zum Sinken. Wir kommen mit einem kurzen Rumpeln auf dem
Boden auf und rasen dann über das Gras, bis ich das Flugzeug zum Stoppen
bringe. Das Flugzeug schwankt leicht und kippt dann zur Seite. Sobald wir zum
Stillstand gekommen sind, öffne ich den Cockpitdeckel, klettere heraus und
strecke meine Beine. Dann gehe ich zurück zu meiner Frau und frage sie „Wie fandst
du es?“ Ich bin so glücklich, wie ich es nur sein könnte und grinse wie ein
Teenager. Ich beuge mich herunter und löse ihre Gurte.
„Unglaublich. Danke“, flüstert sie glücklich.
„War es mehr?“ frage ich und hoffe, dass es
das war.
„Viel mehr“, flüstert sie und ich bemerke,
dass ich den Atem anhalte. Ich atme aus und muss sie angrinsen. Ich kann
einfach nicht anders.
„Komm“,
ich strecke ihr meine Hand hin und sie klettert aus dem Cockpit.
Als ihre Füße den Boden berühren, greife ich
nach ihr und ziehe sie an mich. Plötzlich sind meine Hände in ihren Haaren,
ziehen daran und bringen sie dazu, ihren Kopf nach hinten zu neigen. Meine
andere Hand wandert gemächlich ihr Rückgrat hinab. Ich küsse sie lang und mit
aller Leidenschaft. Meine Zunge drängt in ihren Mund und meine Atmung
beschleunigt sich. Meine Leidenschaft nimmt noch weiter zu und meine Erektion
ist wie ein Zelt, das sich versucht, seinen Weg aus meiner Hose zu bahnen. Ich
bin kurz davor sie hier zwischen dem Flugzeug und Rollbahn 3 zu nehmen. Ihrer
Reaktion nach zu schließen, ist es ihr völlig egal, ob ich sie hier gleich an
das Flugzeug gelehnt, oder doch auf dem Gras nehme. Ihre Hände verflechten sich
mit meinen Haaren und wir sind miteinander verankert. Sie will mich, jetzt und
das macht es für mich umso schwerer, aufzuhören. Schließlich habe ich genug
Kontrolle, um zurückzutreten und sie anzusehen. Meine Augen sind vor wilder
Leidenschaft dunkel. Sie sind voller rauer, sinnlicher Lust und Wollust. Sie
ist genauso atemlos wie ich.
„Frühstück”, flüstere ich heiser, obwohl ich
weiß, dass sie mir als Frühstück, Mittag- und Abendessen zusammen, genügen
würde. Sie keucht, als hätte ich gesagt, „Sex. Hier. Auf dem Gras!” Warum verlieren wir beide in Gegenwart des
anderen nur den Verstand? Aber ich weiß, dass das ‚Warum‘ nicht entscheidend
ist. Ich möchte nicht, dass das jemals aufhört. Ich drehe mich um und ergreife
ihre Hand, als wir zum Auto zurückgehen.
„Was ist mit dem Flugzeug?“ fragt sie.
„Jemand wird sich darum kümmern“, sage ich.
Sie werden es schleppen müssen. „Jetzt werden wir erst einmal etwas essen“,
sage ich. Ich will sie, sie will mich, aber sie muss auch etwas essen.
„Komm“, ich lächele. Ich bin überglücklich. Wer
hätte gedacht, dass ‘mehr’, so so viel mehr mit ihr sein würde? Wir gehen Hand
in Hand und breit grinsend zurück zum Auto, als hätten wir gerade unsere Geschenke
unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt. Es ist ein perfekter Tag!
It's a Beautiful Day - U2
Sobald meine Frau ins Auto gestiegen ist,
bringe ich sie dazu sich anzuschnallen und steige selber ins Auto. Ich verlasse
den Parkplatz und fahre auf die I-95 Richtung Savannah. Unterwegs klingelt ihr
Handy. Sie stellt es aus.
„Was ist denn das?“ frage ich neugierig und
blicke sie an. Ruft sie etwa jemand an und sie will nicht, dass ich es
mitkriege? Sie kramt in ihrer Handtasche.
„Das Signal für meine Pille“, murmelt sie,
und wird rot. Sie kümmert sich, was mich unglaublich glücklich macht. Sie
befolgt die Anweisungen und nimmt ihre Pille.
„Sehr schön. Gut gemacht. Ich hasse Kondome“,
sage ich und sie wird noch roter, wenn das überhaupt möglich ist. Sie dreht
sich zu mir, sieht mich an und murmelt, „Ich fand es schön, dass du mich Mark
als deine Freundin vorgestellt hast.“
„Wieso? Bist du das denn nicht?“ sage ich und
hebe eine Augenbraue. Sie wird nie eine
gute Sub sein. Aber ich will ja mehr mit ihr. Sie ist meine Freundin.
„Bin ich das? Ich dachte, du willst eine
Sub“, erwidert sie.
„Das dachte ich auch, Anastasia, und daran
hat sich nichts geändert. Aber ich habe dir ja bereits gesagt, dass ich mir
auch noch etwas anderes wünsche. Mehr“, sage ich und sie ist sprachlos.
„Es freut mich sehr, dass du mehr willst“,
flüstert sie.
„Wir wollen doch, dass Sie zufrieden sind,
Miss Steele“, sage ich grinsend und biege auf den IHOP Parkplatz ab.
„IHOP?“ sie grinst mich ebenfalls an. Als ob
ich nicht in einem Fastfood Restaurant essen könnte.
Ich steige aus und gehe zur Beifahrerseite
hinüber, um ihre Tür zu öffnen. Ich strecke ihr meine Hand entgegen und sie
ergreift sie. Es ist noch früh, 8:30 Uhr, und noch ziemlich ruhig im
Restaurant. Man kann den Pfannkuchen Teig, Röstis und die Reinigungsmittel, die
sie hier zum Saubermachen benutzen, riechen. Ich führe sie in eine ruhige Ecke.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du in solchen
Restaurants isst“, sagt sie, als sie sich setzt.
„Mein Dad hat uns immer mitgenommen, wenn
meine Mom bei einem Kongress war. Das war unser Geheimnis.“ Ich lächele, als
ich mich daran erinnere. Ich greife nach der Speisekarte und überfliege sie.
Sie sieht mich mit gierigen Augen an und ich weiß, was sie will. Es hat
überhaupt nichts mit essen zu tun.
„Ich weiß schon, was ich will“, flüstere ich
mit tiefer und rauer Stimme.
Sie sieht zu mir auf. Ich blicke sie
eindringlich an und spreche damit direkt zu ihrer inneren Göttin. Sie blickt
mich ebenfalls an, als würde sie einem unausgesprochenen Ruf meinerseits
nachkommen.
„Ich will das, was du willst“, flüstert sie.
Ich sauge scharf die Luft ein.
„Hier?“ frage ich spekulativ und hebe eine
Augenbraue. Ich lächele sie anzüglich an. Meine Zähne fangen die Spitze meiner
Zunge ein und halten damit effektiv meine unausgesprochenen Worte zurück. Aber
dafür übernehmen unsere Blicke die Unterhaltung. Ihre Unterlippe wandert in die
Fänge ihrer Zähne. Auf meinem Gesicht zeichnet sich der Ich-will-dich-jetzt-ficken-Blick
ab und mein Blick wird noch dunkler.
„Nicht auf der Lippe kauen“, befehle ich ihr.
„Nicht hier, nicht jetzt.“ Meine Augen nehmen einen härteren Ausdruck an. Ich
fühle mich wie ein Gefäß, das bis obenhin gefüllt ist. Ein weiterer Tropfen
würde reichen, um zum Überlaufen zu führen. Ich könnte für keine meiner
Handlungen garantieren. Ich habe keine Lust den Rest des Morgens wegen
anzüglicher Handlungen im Gefängnis zu verbringen. „Reiz mich nicht auch noch,
wenn ich dich hier drin schon nicht haben kann“, flüstere ich bestimmt.
„Hi, ich bin Leandra. Was kann ich … Ihnen …
an diesem schönen Morgen … bringen …?“ sagt die Kellnerin und ihr versagt die
Stimme. Aus irgendeinem Grund stottert sie vor sich hin. Ich blicke Anastasia
an, die die verunsicherte Kellnerin beäugt. Anastasia Blick verdunkelt sich vor
Eifersucht und Besitzgier. Die Frau muss mich wohl anstarren, aber das ist mir
scheißegal. Sie sieht wie eine Löwenmutter aus, deren Kinder bedroht werden. Es
ist überaus heiß. Wenn sie jemand anstarren würde, würde ich genauso reagieren.
Aus irgendeinem Grund macht sie das für mich nur noch umso begehrlicher.
„Anastasia?“ frage ich sie und bin nicht in
der Lage, die Lust, die Gier und diese sexuelle Andeutung aus meiner Stimme zu
verbannen. Sie schluckt und antwortet.
„Ich habe doch schon gesagt, dass ich
dasselbe will wie du“, sagt sie mit weicher, tiefer Stimme und steigert mein
Verlangen nach ihr um das Zehnfache. Die Kellnerin blickt abwechselnd zu mir
und dann wieder zu Anastasia. Sie läuft so rot an, dass es schon so unnatürlich
aussieht, wie ihr Haar.
„Brauchen Sie vielleicht noch ein paar
Minuten?“ fragt sie.
„Nein. Wir wissen, was wir wollen“, sage ich
und kann ein Lächeln nicht länger unterdrücken, das die Doppeldeutigkeit meines
Satzes verrät. Die Kellnerin wird verstehen, was wir wollen, aber nur meine
Frau wird wissen, was ich eigentlich damit gemeint habe.
„Wir nehmen zwei Portionen
Buttermilchpfannkuchen mit Ahornsirup, dazu eine Extraportion Speck, zwei
Gläser Orangensaft, schwarzen Kaffee mit Magermilch und einen English Breakfast
Tea, falls Sie welchen haben“, sage ich, ohne den Blick von Anastasia abzuwenden.
„Danke, Sir. Sonst noch etwas?“ flüstert
Leandra. Wir drehen uns beide zu ihr um und starren sie an, sie wird noch roter
und hastet davon.
„Es ist absolut unfair“, sagt Anastasia und
blickt auf die Resopaltischplatte hinab. Ihre Finger fahren das Muster des
Tisches nach und sie bemüht sich möglichst lässig zu klingen.
„Was ist unfair?“, frage ich neugierig.
„Wie du die Leute um dich herum außer Gefecht
setzt. Frauen. Mich“, sagt sie leise.
„Setze ich dich etwa außer Gefecht?“ frage
ich wieder neugierig. Sie schnaubt sogar.
„Ununterbrochen“, antwortet sie schlichtweg,
„Reine Optik, das ist alles, Anastasia”, sage
ich milde.
„Nein, Christian. Es ist viel mehr als das“,
sagt sie leidenschaftlich. Meine Augenbraue hebt sich, da ich ihren Effekt auf
mich kenne.
„Dabei sind Sie diejenige, die mich außer
Gefecht setzt, Miss Steele. Ihre
Unschuld, die aus der Masse der
Gewöhnlichkeit hervorsticht“, sage ich.
„Hast du deshalb deine Meinung geändert?“
fragt sie.
„Meine Meinung geändert?“ gebe ich verwirrt
zurück.
„Ja. Über … äh … uns?“ Ich streiche mir über
mein Kinn und denke über ihre Frage nach. Was hat sich bei uns verändert?
„Ich glaube nicht, dass ich generell meine
Meinung geändert habe. Wir mussten nur unsere Parameter neu festlegen, unsere Kampflinien
neu ziehen, wenn man so will. Inzwischen bin ich ziemlich sicher, dass es mit
uns funktionieren wird. Ich will, dass du dich mir innerhalb meines
Spielzimmers unterordnest, und ich werde dich bestrafen, wenn du gegen die
Regeln verstößt. Abgesehen davon kann man über alles reden. Das sind meine
Voraussetzungen. Was sagst du dazu?“ stelle ich ihr meinen neuen Vorschlag vor.
„Also werde ich auch weiterhin mit dir
schlafen? In deinem Bett?“ fragt sie hoffnungsvoll.
„Willst du das?“ frage ich.
„Ja“, stellt sie klar.
„Einverstanden. Außerdem schlafe ich sehr
gut, wenn du neben mir liegst. Das hätte ich nicht gedacht“, sage ich und hebe
eine Augenbraue. Ich weiß, dass ich keine Albträume mehr hatte, seitdem sie in
meinem Bett schläft. Sie ist wie mein persönlicher Talisman, der mich vor den
immerwährenden Albträumen über den Zuhälter beschützt.
„Ich dachte, du verlässt mich, wenn ich nicht
mit allem einverstanden bin, was du dir vorstellst“, gibt sie flüsternd zu.
„Ich werde dich nicht verlassen, Anastasia.
Außerdem …“ Nachdenklich halte ich inne. Wie könnte ich dich verlassen? Ich bin
derjenige, der sich davor fürchtet, von dir verlassen zu werden. Ich bin
derjenige, der nicht ohne dich sein kann. Du kannst dir gar nicht vorstellen,
wozu ich zustimmen würde, um weiter in deiner Nähe zu sein. Doch diese Gedanken
bleiben unausgesprochen. Dann spreche ich weiter, „Wir halten uns an deinen
Vorschlag – den Kompromiss. So wie es in deiner Mail an mich stand. Und bisher
komme ich gut damit klar.“
„Ich freue mich sehr darüber, dass du auch
mehr willst“, murmelt sie schüchtern.
„Ich weiß“, sage ich. Sie hat es oft genug
gesagt, während sie geschlafen hat.
„Woher?“ fragt sie.
„Vertrau mir. Ich weiß es einfach”, sage ich
und grinse sie an. Sie sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an und versucht
herauszufinden, was ich damit gemeint habe. Leandra, unsere Kellnerin, kommt
mit unserem Frühstück zurück. Und ausnahmsweise isst Anastasia einmal alles
auf, was sie auf ihrem Teller hat. Zufrieden beobachte ich sie beim Essen. Es
scheint sie zu nerven, dass ich so einen glücklichen Eindruck mache, nur weil
sie isst.
„Darf ich mich revanchieren?” fragt sie nach
dem Frühstück.
„Wofür?“ frage ich sie.
„Indem ich fürs Frühstück bezahle“, sagt sie.
Oh nein! Es gefällt mir nicht, wenn meine Frau für irgendetwas bezahlt.
„Ganz bestimmt nicht“, knurre ich.
„Bitte. Ich möchte es aber gern“, sagt sie
und ich blicke sie finster an.
„Versuchst du, mich völlig zu entmannen?“
sage ich.
„Das ist wahrscheinlich das einzige
Restaurant, in dem ich’s mir leisten kann, die Rechnung zu übernehmen“, bittet
sie mich
„Das ist sehr lieb von dir, Anastasia,
wirklich. Aber ich bezahle“, sage ich. Sie kräuselt die Lippen, als sie meine
Antwort hört.
„Vorsicht“, drohe ich ihr und meine Augen
funkeln bedrohlich.
Ich bezahle und wir gehen zurück zum Auto.
Sie sieht mich immer noch böse an.
„Sei nicht so“, flüstere ich sanft. „Ich bin
daran einfach nicht gewöhnt. Ich mag es, mich um dich zu kümmern. Verdirb mir
nicht die Laune, Anastasia. Ich bin glücklich, wenn ich diese kleinen Dinge für
dich tun kann. Okay?“ sage ich und versuche sie zu beruhigen. Dann küsse ich
sie auf die Lippen. Sie kann nicht anders und lächelt. Dann steigt sie ein und
ich fahre sie zurück zum Haus ihrer Mutter.
Sie sieht mich an, als würde sie mich fragen
wollen ‚Woher weißt du wo meine Mutter wohnt?‘, entscheidet sich aber dagegen,
da sie über meine Fähigkeiten Bescheid weiß.
„Willst du mit reinkommen?“ fragt sie
schüchtern.
„Ich muss arbeiten, Anastasia, aber wir sehen
uns heute Abend. Um wie viel Uhr?“ frage ich. Sie sieht enttäuscht aus. Es
macht mich glücklich, dass sie mich will und dass sie glücklich ist, dass ich
hier bin. Sie ist nicht glücklich, dass sie mich den Tag über nicht sehen wird,
obwohl ich ja heute Abend schon wieder hier bin. In meiner dunklen Seele
eröffnen sich unendliche Weiten.
„Danke … für das mehr“, sagt sie.
„Es war mir ein Vergnügen, Anastasia“, gebe
ich zurück. Ich küsse sie und sie saugt meinen Geruch tief ein. Es ist solch eine
berauschende Verbindung. Meine Frau in meinen Armen und sie versucht, mich auf
jede erdenkliche Art und Weise zu spüren.
„Wir sehen uns später“, sagt sie
hoffnungsvoll.
„Darauf kannst du wetten“, flüstere ich.
Als ich losfahre, winkt sie mir zu und sieht
in meinem Sweatshirt irgendwie verloren aus. Ich fahre zurück zum Hotel und
rufe Taylor unterwegs an.
„Ja, Sir“, antwortet er nach dem ersten
Klingeln.
„Wo sind Sie?“
„Ich bin im Hotel, Sir. Ich habe mich um die
Angelegenheiten mit Mr. Benson gekümmert. Außerdem habe ich im Hotel einen
Konferenzraum für ihr Meeting reserviert. Die Vertreter der Firma sind bereits
hier, Sir.“
„Ok. Ich bin in fünfzehn Minuten da. Warten
Sie in der Lobby auf mich“, sage ich.
„Ja, Sir“, antwortet er und ich lege auf.
Nachdem ich aufgelegt habe, ertönt Voi Che
Sapete aus „Die Hochzeit des Figaro“. Was für ein passender Song, der meine
Gefühle für Anastasia genau wiederspiegelt.
Voi Che sapete-Opera by Mozart sung by Maria Ewing
Auf der Fahrt zum Hotel denke ich nur an
meine Frau und freue mich schon darauf, heute Abend mehr Zeit mit ihr im Haus
ihrer Mutter zu verbringen.
Als ich am Hotel ankomme, überreiche ich dem
Hoteldiener die Schlüssel und gehe in die Lobby. Wie üblich wartet Taylor auf
mich. Er bringt mich auf dem Weg zum Konferenzraum auf den neuesten Stand, als
mein Blackberry vibriert. Ich halte meine Hand hoch, um Taylor zu bedeuten,
dass er kurz warten soll. Es ist eine Nachricht von Anastasia. Ich grinse wie
ein Idiot und dass genau vor meinem Sicherheitsmann.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Durch die Lüfte
Datum: 2. Juni 2011 10:21
Uhr EST
An: Christian
Grey
Manchmal verstehst du es wirklich, einem
Mädchen zu zeigen, wie man sich anständig
amüsiert.
Danke.
Ana X
Hastig tippe ich eine Antwort. Ich bin in
Spiellaune, was mir, wenn es um Anastasia geht, häufig passiert.
Von: Christian
Grey
Betreff: Durch die Lüfte
Datum: 2. Juni 2011 10:25
Uhr EST
An: Anastasia
Steele
Und definitiv besser, als dir beim Schnarchen
zuzuhören. Ich habe mich auch gut amüsiert.
Aber das tue ich ja immer, wenn du bei mir
bist.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Sie sinnt auf Rache. Oh, sie ist ganz schön
angriffslustig!
Von: Anastasia
Steele
Betreff: SCHNARCHEN
Datum: 2. Juni 2011 10:27
Uhr EST
An: Christian
Grey
ICH SCHNARCHE NICHT. Und falls doch, ist es
höchst ungalant, es mir aufs Brot zu schmieren.
Sie sind kein Gentleman, Mr. Grey! Und das,
obwohl Sie mitten im guten alten Süden zu
Gast sind!
Ana
Wer sagt, dass sie mich nicht zurechtweist?
Natürlich tut sie das. Oft sogar. Beim Schreiben … aber es ist ja eines der
Dinge, die ich an ihr liebe.
Von: Christian
Grey
Betreff: Somniloquie
Datum: 2. Juni 2011 10:29
Uhr EST
An: Anastasia
Steele
Ich habe nie behauptet, ein Gentleman zu
sein, Anastasia, was ich, wenn ich mich recht
entsinne, im Rahmen zahlloser Gelegenheiten
auch bewiesen habe.
Von deinen marktschreierischen
GROSSBUCHSTABEN lasse ich mich jedenfalls nicht
einschüchtern, allerdings bin ich bereit,
eine kleine Lüge einzugestehen: Nein, du
schnarchst nicht, aber dafür sprichst du im
Schlaf. Und es ist höchst faszinierend.
Was ist aus meinem Kuss geworden?
Christian Grey
CEO & Flegel, Grey Enterprises Holdings Inc.
Jetzt habe ich ein weiteres Geheimnis
ausgeplaudert. Sie hat im Schlaf gesprochen … sogar ziemlich häufig in letzter
Zeit. Es war mehr als faszinierend. Es war entspannend, friedlich und
beruhigend zugleich.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Raus mit der Sprache
Datum: 2. Juni 2011 10:33
Uhr EST
An: Christian
Grey
Du bist tatsächlich ein Flegel und ein übler
Schurke – definitiv kein Gentleman.
Also, was habe ich gesagt? Los, raus damit,
sonst ist Schluss mit Küssen!
Ihre Antwort bringt mich zum Lächeln. Ich
weiß, dass sie sich auf ihrem Platz windet. Aber ich würde es einfach lieber
aus ihrem Mund hören, wenn sie wach und bei vollem Verstand ist.
Von: Christian
Grey
Betreff: Schlafende Schönheit mit Kommunikationsbedürfnis
Datum: 2. Juni 2011 10:36
Uhr EST
An: Anastasia
Steele
Es wäre höchst ungalant, es zu verraten,
außerdem wurde ich dafür ja bereits
gemaßregelt.
Aber wenn du brav bist, erzähle ich es dir
vielleicht heute Abend.
Jetzt habe ich einen Termin.
Ciao, ciao, Baby.
Christian Grey
CEO & Flegel & übler Schurke, Grey Enterprises Holdings
Inc.
Als wir
schließlich im Konferenzraum ankommen, treffen wir auf drei Leute der Firma,
die die Fläche Land besitzen, an der ich interessiert bin. Nach einer kurzen
Vorstellungsrunde, schütteln wir einander die Hände und beginnen über das
Geschäftliche zu reden.
Taylor wartet
an der Tür und sieht so teilnahmslos aus wie immer. Er muss eine Nachricht
bekommen haben, da er sich wegdreht, um sie zu lesen. Ich beobachte ihn aus dem
Augenwinkel. Jegliche Farbe weicht aus seinem Gesicht. Was ist los?
Er sieht zu mir
und ich blicke ihn fragend an. Es ist sein 9/11-Blick. Ich nicke und er tritt
vor die Tür, um zu telefonieren. Einige Minuten später kommt er zurück.
„Entschuldigen
Sie mich, Mr. Grey“, sagt er und beugt sich zu mir.
„Im Escala gab
es Probleme, Sir. Leila kam ungepflegt und völlig von der Rolle vorbei. Sie war
nicht ganz bei Verstand. Sie hat nach Ihnen geschrien und gekreischt. Mrs.
Jones hat versucht sie zu beruhigen. Dennoch hat sie versucht sich die
Pulsadern durchzuschneiden“, sagt er. Ich blicke ihn völlig schockiert an.
„Was ist
passiert?“ frage ich ängstlich und mit zusammengebissenen Zähnen.
„Mrs. Jones hat
sie ins Krankenhaus gebraucht und sie versuchen gerade, sie wieder in Ordnung
zu bringen. Ich denke, es geht ihr soweit gut“, erklärt er.
„Sagen Sie Mrs.
Jones, dass sie bei ihr im Krankenhaus bleiben soll, bis ich da bin. Sie soll
dableiben. Wir müssen ihr vielleicht psychologische Hilfe besorgen, um ihre
Probleme zu lösen. Danach rufen Sie den Piloten an und sagen ihm, er soll das
Flugzeug vorbereiten. Wir fliegen zurück nach Seattle“, sage ich. Dann drehe ich
mich zu meiner überraschten Gesellschaft, die mich besorgt ansieht.
„Gentleman, ich
möchte mich für die Unterbrechung entschuldigen. Es sieht so aus, als ob wir
dieses Meeting zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen müssen. Es tut mir sehr
leid. Aber in Seattle wartet ein dringender Notfall auf mich. Ich hoffe, sie
verstehen das“, sage ich mit ungerührtem Blick.
„Oh, Mr. Grey.
Wir hoffen, dass alles in Ordnung ist“, sagt der ältere Herr mit besorgter
Stimme.
„Danke, Mr.
Brighton. Nichts, was sich nicht unter Kontrolle bringen lässt. Ich muss jedoch
vor Ort sein, um das Problem zu lösen. Meine Leute werden sich mit Ihnen in
Verbindung setzen.“
„Danke, Sir“,
sagen sie und schnell haste ich aus dem Konferenzraum.
Leila! Warum
sollte sie so etwas tun? Was ist passiert? Ich habe sie seit fast drei Jahren
nicht mehr gesehen und sie hat geheiratet, nachdem wir Schluss gemacht haben. Komischerweise
haben wir uns getrennt, weil sie mehr wollte und ich nicht. Sie hat danach
jemanden gefunden, der mehr wollte. Was hat sich an ihrer Situation geändert?
Taylor und ich kehren zügig in meine Suite zurück. Ich packe meine Sachen,
während Taylor den Piloten und den Co-Piloten informiert. Er checkt aus dem
Hotel aus und auf dem Weg zum Hilton Head, rufe ich Anastasia an, um ihr zu
sagen, dass ich heute Abend doch nicht zum Essen kommen kann. Aber sie geht
nicht ran. Ich hinterlasse keine Nachricht. Wenn sie mich nicht zurückruft,
werde ich sie anrufen, sobald ich wieder in Seattle bin.
Aber mein
Blackberry klingelt und ich stelle erleichtert fest, dass es Anastasia ist.
„Anastasia“,
antworte ich augenblicklich.
„Hi“, murmelt
sie schüchtern.
„Ich muss nach Seattle zurück. Es gibt ein Problem. Ich bin schon
auf dem Weg zum Flughafen. Bitte sag deiner Mutter, dass es mir äußerst
leidtut, aber ich kann nicht zum Abendessen kommen“, sage ich ziemlich aufgebracht
und geschäftsmäßig.
Leaving on a Jet Plane by Chantal Kreviazuk
„Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes?“ fragt
sie besorgt.
„Es gibt da eine Situation, um die ich mich
kümmern muss. Ich sehe dich morgen. Ich schicke Taylor, damit er dich vom
Flughafen abholt, falls ich es selbst nicht schaffen sollte“, sage ich und bin
immer noch wütend auf Leila. Ich kann mich kaum beherrschen.
„Okay. Ich hoffe, du bekommst die Situation
in den Griff. Guten Flug“, sagt sie und ihre Stimme klingt sehr besorgt.
Besorgt um mich … Es bringt mein Herz zum Schmelzen. Ihre Besorgnis lässt mich
für einen kurzen Moment wieder klarsehen.
„Dir auch, Baby“, flüstere ich. So hatte ich
mir den Tag nicht vorgestellt. Aber ich muss es so nehmen, wie es kommt. Dann
lege ich auf, um Mrs. Jones anzurufen. Ich will mehr Details über den Vorfall
haben. Ich bin stinksauer! Und meine fünfzig Facetten sind mit aller Macht
zurück.
No comments:
Post a Comment