Kapitel XI
Augen auf den Preis
Wenn
man mir vor einem Monat gesagt hätte, dass ich hier mit einem Engel wie diesem
auf meinem Boot sein werde, ich hätte es nie geglaubt. Und nun bin ich hier, völlig
zufrieden und unglaublich verliebt in Anastasia, die hier auf meinem Katamaran,
den wir ziemlich leidenschaftlich eingeweiht haben, in meinen Armen schläft.
(I’ll Make Love to You by Boyz II Men)
Ich
beuge mich über Anastasia und verteile Küsse von ihrem Augenwinkel zu ihren
Lippen.
„Baby,
Mac wird bald zurück sein“, sage ich, während ihre Augen sich langsam öffnen
und schläfrig in meine blicken.
„Hmm
…“, ist alles, was sie hervorbringt, da sie noch immer müde ist. Ich habe ihr
ein gutes Workout beschert. Mein Boot schaukelt sanft hin und her, spiegelt
genau unsere Stimmung wider und das Licht wird durch die kleinen Bullaugen an
der Decke der Kabine reflektiert.
„Ich würde so gern den ganzen Nachmittag hier bei
dir liegen, aber ich werde ihm mit dem Schlauchboot helfen müssen.“ Anastasia
lächelt verschlafen; ihr Lächeln eine Aufforderung, voller Liebe und einfach
himmlisch, alles zugleich. „Ana, du bist wunderschön, so zerzaust und sexy. Ich
will dich nur noch mehr“, sage ich. Aber Mac wird bald zurücksein und ich
möchte ihn nicht mit den Klängen, die meine Freundin während ihrer Ekstase von
sich gibt, unterhalten. Ich stehe auf. Anastasia rollt sich auf ihren Bauch und
bewundert den Ausblick, der sich ihr bietet.
„Sie sind auch nicht von schlechten Eltern,
Captain“, sagt sie und schnalzt bewundernd mit der Zunge. Du bringst mich noch
um! Aber im Moment kann ich nicht zurück ins Bett springen. Ich ziehe mich an
und setze mich dann neben Anastasia aufs Bett, um mir meine Schuhe anzuziehen.
„Captain, soso“, wiederhole ich trocken. „Nun,
ich bin Herr und Meister dieses Boots.“
Sie sieht mich bewundernd an und legt den Kopf
schräg. Sie sind Herr und Meister meines
Herzens, Mr. Grey“, flüstert sie.
(Two Is Better Than One by Boys Like
Girls ft. Taylor Swift)
Mir fällt es immer noch schwer zu glauben, dass
diese bezaubernde Kreatur, dieses unschuldige Mädchen, mich liebt. Ich
schüttele den Kopf und beuge mich herab, um sie zu küssen. „Ich gehe an Deck.
Du kannst im Bad duschen, wenn du möchtest. Brauchst du irgendetwas? Einen
Drink vielleicht?“ frage ich und beobachte sie aufmerksam. Auf ihrem Gesicht
zeichnet sich dieses dümmliche Grinsen ab, das von Minute zu Minute breiter
wird.
„Was ist?“ frage ich sie. Was geht wohl in ihrem
wunderschönen Kopf vor?
„Du“, antwortet sie kryptisch.
„Was ist mit mir?“
„Wer bist du, und was hast du mit Christian
angestellt?“ fragt sie. Nie weit weg, Baby, nie weit weg. Dieser Christian ist
immer knapp unter der Oberfläche, zuoberst, in mir verankert. Ich kann ihr nur
ein trauriges Lächeln entgegnen.
„Er ist nie weit weg, Baby“, antworte ich leise,
verzweifelt. Ich schüttele meinen Kopf, um den Gedanken loszuwerden.
„Du wirst ihn schnell genug wiedersehen.“ Ich grinse,
um meine Stimmung aufzuhellen, „Vor allem, wenn du nicht gleich aufstehst.“
Dann strecke ich meine Hand über ihre köstlichen Pobacken aus und schlage so
hart auf ihr Hinterteil, dass sich mein Handabdruck in zartem Rosa auf ihrem
Hintern abzeichnet. Anastasia schreit auf und fängt gleichzeitig an zu lachen.
„Ich hatte mir schon Sorgen um ihn gemacht“, sagt
sie.
„Tatsächlich?“ sage ich und meine Brauen nehmen
eine V-Form an. Sie verwirrt mich mit ihren widersprüchlichen Signalen. Wie
willst du mich, Ana? Dominant oder liebevoll, Blümchensex oder
die perverse Nummer?
(Just the Way You Are by Bruno Mars)
„Du sendest
widersprüchliche Signale aus, Anastasia. Wie soll ein Mann da noch den Durchblick behalten?“ frage ich und
äußere damit meine Verwirrung. Ich beuge mich herunter und küsse sie.
„Ciao,
ciao, Baby“, sage ich lächelnd, stehe auf und verlasse die Kabine, um Mac zu
finden, der bereits zurück an Bord sein müsste. Als ich zurück an Deck bin,
sehe ich ihn, wie er das Schlauchboot zieht und versucht es zu befestigen. Als
er mich sieht, nickt er mir zu und wendet sich wieder seiner Aufgabe zu.
„Mac,
sobald Sie fertig sind, können wir zurück nach Seattle kehren.“
„Ja,
Sir“, sagt er gutgelaunt wie immer. Das Klingeln meines Blackberry bestürzt
mich. Normalerweise habe ich es immer auf Vibration geschaltet. Es ist Taylor.
Ich hoffe, es gibt kein Problem. Ich möchte mir meinen schönen Tag nicht mit
schlechten Neuigkeiten verderben lassen. Ich wappne mich für alles, was kommen
mag und nehme das Gespräch an.
„Grey.“
„Sir,
wir haben das Apartment und alle Eingänge komplett durchsucht. Wir haben
herausgefunden, wie Leila in das Apartment eingedrungen ist“, sagt er düster.
„Wo?“
sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Über
die Feuertreppe, Sir. Aber wir haben alles gesichert.“ Also hat Anastasia nicht
geträumt; Leila war wirklich im Apartment, am Fußende des Bettes, hat sie
beobachtet und überlegt, was sie mit ihr machen soll. Ich versuche diese düsteren
Gedanken, das was hätte passieren können, schnell zu vertreiben. Aber immerhin
ein Fortschritt. Das Apartment ist jetzt sicher.
„Tolle
Neuigkeiten …“
„Ich
war mir nicht sicher, ob sie Schlüssel zum Gebäude hatte. Wir nehmen es aber
an, da es keinerlei Einbruchsspuren gab. Deshalb haben wir alle Schlösser
erneuert.
„Wunderbar.“
„Sind
sie immer noch Segeln, Sir?“
„Ja…“
„Ähm
… eine Sache noch. Wir glauben, dass sich Leila immer noch im Gebäude versteckt
hielt, als Sie und Miss Steele hier waren.“ Diese Information behagt mir gar
nicht.
„Wirklich?“
sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ja,
Sir. Wir glauben, dass sie sich auf der Feuertreppe versteckt hat.“
„Auf
der Feuertreppe?“ frage ich. Ich habe auf den Balkon herausgeblickt und
niemanden gesehen, aber es war ziemlich dunkel draußen und nach Anastasia zu
urteilen, war sie völlig schwarz gekleidet.
„Die
Feuertreppe bildet eine Ausnahme zum restlichen Gebäude, Sir. Sie hat einige
Kurven und wenn man sich stark genug duckt, und wenn man ihre Größe bedenkt und
dass sie inkognito war, ist es möglich, dass man sie nicht sehen konnte. Ich
habe es mit Sawyer ausprobiert. Wenn man von seiner Größe absieht, konnte er
sich ziemlich gut verstecken, Sir.“
„Verstehe
…“
Ich
spüre Anastasias Blick auf mir, drehe mich um und sehe, wie sie mich
beobachtet. Ohne Eile gehe ich auf sie zu und ziehe sie in meine Arme, küsse
ihr Haar.
„Werden
sie ins Escala zurückkehren, Sir, jetzt wo das Gebäude, sowie das Penthouse
sicher sind?“
„Ja,
heute Abend. Und das Hotel?“ frage ich.
„Ich
habe mir erlaubt, Sie aus zu checken, nachdem wir The Grace durchsucht haben, Sir. Außerdem habe ich Miss Steeles und
Ihre Habseligkeiten mitgenommen. Sie können direkt nach Hause kommen, Sir“,
sagt er.
„Großartig“,
sage ich und beende das Gespräch.
Nachdem
Mac den Anker gelichtet hat, erwacht der Motor zum Leben.
„Es
ist Zeit zurückzufahren“, sage ich zu Anastasia und küsse sie, nachdem ich
einen der besten Tage meines Lebens verbracht habe. Ich nehme ihre Hand, lege
ihr wieder die Schwimmweste an und ziehe sie mit einem Grinsen fest.
*****
Als
wir zurück in den Hafen Seattles segeln, drehe ich mich zu Anastasia und sage, „Baby,
ich brauche deine Hilfe.“ Die Möglichkeit ihr Segeln beizubringen, bietet sich
genau in diesem Moment und wird wohl einmalig sein. Schließlich will ich auch
in Zukunft mit ihr segeln. In ihren Augen zeichnet sich ein Leuchten ab.
„Lasst
uns das Großsegel einrollen!“ rufe ich über den Wind hinweg.
„Okay!“
„Um
das Großsegel einzurollen, muss man damit beginnen das Boot gegen den Wind zu
drehen. Wir müssen es in Position bringen. Und damit sich nichts verheddern
kann, muss man sorgfältig darauf achten, dass das Großfall freien Lauf hat“,
erkläre ich ihr und sie sieht mich an, als hätte ich gerade begonnen, chinesisch
zu sprechen.
„Woah!
Eins nach dem anderen! Ist das überhaupt noch Deutsch?” fragt sie betreten.
„Ich glaube, du hast gerade einfach Chinesisch oder Französisch gesprochen,
ohne es zu merken. Die einzigen Wörter, die ich verstanden habe, waren „Wind,
frei und Lauf“ und ich weiß nicht, wie sie zum Rest des Satzes passen!“ schreit
sie. Als ich das höre, grinse ich sie an. Ich liebe es, ihr etwas beizubringen,
in allen Bereichen.
„Komm
mit mir, ich werde es dir zeigen.“ Ich nehme ihre Hand und führe sie zum
Jammer.
„Als
erstes müssen wir sichergehen, dass die Lazy-Jacks verstaut sind und das
Großsegel frei ist. Hol das Fall ein bisschen ein, um den Jammer zu öffnen.“
„Ähm,
wie?“ fragt sie. Ich zeige es ihr und sie beobachtet mich aufmerksam.
„Um
zu vermeiden, dass das Segel auf einmal herunter kommt, und um die Kontrolle
beim Herablassen zu haben, muss man die Winde drehen.
„Zeig es mir“, sagt sie und bringt mich damit
zum Grinsen. Ich zeige es ihr, und hole das Großsegel herunter. Mac eilt
herbei, um mir dabei zu helfen, es korrekt zusammenzufalten.
„Okay,
Anastasia. Jetzt, wo das Segel unter ist, müssen wir das Fall einklemmen und
den Easy Bag“, sage ich.
„Häh?“
lautet ihre Antwort und diese bringt Mac zum Lachen.
„Soll
ich es ihr zeigen, Partner?“ fragt er eifrig.
„Ich
mache das schon, Mac“, sage ich bestimmt. Mac hält seine Hände hoch, um mir
seine Kapitulation zu demonstrieren.
„Baby,
jetzt müssen wir die Falle und Laken verstauen …“
„Christian?
Was zum Teufel ist ein Fall?“ fragt sie und ich grinse sie breit an.
Ich
halte ein Fall hoch und zeige es ihr, „Dieses Seil, welches dafür da ist, die
Segel, die Spiere, und die Rahe auf einem Segelboot hoch und herunter zu
ziehen, nennt man Fall.“
„Oh!“
Sie nickt, als sie versteht, „Aber warum nennen sie es nicht einfach Seil?“
„Weil
es Fall genannt wird.“
„Aha
… also, wenn die Seile an Bord eines Schiffes herumklettern, nennt man sie
Fall.“
„Wenn
du es so sehen möchtest, ja“, antworte ich grinsend. Diese vielen Informationen
scheinen ihr den Verstand zu vernebeln.
„Okay,
weiter geht es damit, wie man das Großsegel und den Spinnaker verstaut“, sage
ich.
Als
wir wieder im Hafen sind, habe ich Anastasia gezeigt, wie man einen Palstek,
Rollstek und einen Webeleinstek macht. Offenkundig ist das mein
Lieblingsabschnitt.
„Vielleicht
werde ich dich eines Tages fesseln“, murmelt sie überwältigt. Sie hat heute
ganz schön viel gelernt. Das könnte vielleicht ganz interessant werden, obwohl
ich nicht weiß, ob ich ihr trauen kann, wenn man bedenkt wie ungeschickt sie
sich angestellt hat. Sie könnte nicht in der Lage sein, den Knoten zu lösen,
den sie gerade noch geknüpft hat. Ich lächele und sage, „Dazu müssen Sie mich
erst erwischen, Miss Steele.“
Das
Leuchten in ihren Augen verschwindet und plötzlich treten Panik und Besorgnis
an seine Stelle. Die Gedanken an die Nacht, in der sie mich verlassen hat,
kommen ungebeten zurück und ich weiß, dass sie auch daran denkt. Ich gehe zu
ihr und halte sie in meinen Armen, ohne etwas zu sagen. Ich möchte sie einfach
nur beschwichtigen, oder vielleicht auch mir selbst versichern, dass das nicht
noch einmal passieren wird. Sie sieht mich voller Leidenschaft und Liebe
an.
(I Melt With You
und by Nouvelle Vague)
„Komm,
ich möchte dir mein Boot zeigen! Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich stolz
darauf!“ sage ich und zeige ihr alle die innovativen Designs, die wir beim Bau
verwendet haben und in diesem Moment begreife ich, dass ich nicht nur meinen
Körper mit ihr teilen möchte, nein auch meine anderen Leidenschaften – meine
Leidenschaft fürs Segeln, fürs Fliegen, für Ökostrom, die Welt mit Nahrung zu
versorgen! Ich möchte, dass sie noch lange in meinem Leben ist! Nicht wie
jemand, den man austauschen kann, wie eine Angestellte, deren Qualitäten auf
mein Spielzimmer begrenzt sind. Sie bedeutet mir alles! Warum sollte ich ihr
also nicht mein Leben, all das, was mich begeistert und ausmacht, zeigen?
Als wir
uns dem Yachthafen immer weiter nähern, können wir sehen, wie Seattle am
Horizont immer mehr Gestalt annimmt, größer und größer wird. Ich sitze auf
meinem Kapitänsplatz mit Anastasia in meinen Armen, sicher und ruhig. Ich
bringe sie dazu, das Steuerrad in die Hand zu nehmen. Ich möchte, dass sie sich
an das Gefühl gewöhnt. Im Moment gibt es keinen anderen Platz im
Universum, an dem ich lieber wäre, als hier mit Anastasia in meinen Armen bei
dem, was ich liebe.
(Sometimes When
We Touch by Rod Stewart)
„Die Poesie des Segelns, so alt wie die Welt“,
flüstere ich Anastasia ins Ohr.
„Das klingt wie ein Zitat“, antwortet sie und ich
muss grinsen. „Ja, das ist es. Antoine de Saint-Exupéry.“ Als sie das hört,
strahlt sie über das ganze Gesicht.
„Oh! Ich liebe den Kleinen Prinzen“, antwortet sie.
„Ich
auch.“
‚Für das, was du gezähmt hast, wirst du ein Leben
lang verantwortlich sein.‘ Dieses Zitat kommt mir in den Sinn. Ich hoffe, ich hoffe so sehr, dass
Anastasia für immer Teil meines Lebens sein wird, weil nur sie allein mein
unbezwingbares Herz eingefangen und gezähmt hat.
*****
Die
goldene Stunde empfängt uns, als wir in den Yachthafen einlaufen. Meine Hand
liegt über Anastasias und gemeinsam steuern wir zum Kai. Im Westen schimmern
die Strahlen der Sonne noch immer am Horizont über dem Pazifik. Die Lichter der
Stadt und der Schiffe im Hafen werden nun von dem dunkler werdenden Wasser
reflektiert und kreieren ihre ganz eigene Phosphoreszenz mit den glitzernden
Lichtern. Als ich The Grace in ihren
Liegeplatz zurücksetze, versammelt sich eine Gruppe von Zuschauern auf dem Kai.
Dies ist nun mal ein wunderschönes Boot und eines, das mich sehr stolz macht.
Sobald ich mein Boot auf den ihr zugewiesenen Platz sicher lande, springt Mac
auf die Kaimauer und sichert das Boot an einem Poller.
Es
ist bittersüß, dass der Trip nun vorbei ist. Aber ich werde ihn nie vergessen.
„Wieder da“, murmele ich wehmütig.
„Danke“,
flüstert Anastasia dankbar und schüchtern zugleich. „Was für ein wunderbarer
Nachmittag“, sagt sie und ich grinse. Ich habe diese Erfahrung genossen und ich
würde sie gern wieder mitnehmen, vorzugsweise allein, was bedeutet, dass sie
lernen muss, wie man segelt.
„Finde ich auch“, sage ich nachdenklich. „Vielleicht
machst du einen Segelkurs, dann könnten wir ein paar Tage hinausfahren, nur wir
beide“, sage ich. Anastasia strahlt augenblicklich als sie meinen Vorschlag
hört.
„Oh ja! Das klingt toll! Und wir könnten die
Kabine mit dem Bett wieder und wieder einweihen“, sagt sie und macht mich geil
und begierig. Ich lehne mich zu ihr und küsse sie unter ihr Ohr. „Hmm … Darauf
freue ich mich schon, Anastasia“, flüstere ich mit heiserer, obszöner Stimme.
Ich hole Anastasia aus ihren schmutzigen Gedanken
– ich weiß davon, weil ich sie darauf gebracht habe und führe sie an Land.
„In der Wohnung droht keine Gefahr. Wir können
zurück“, sage ich.
„Und unsere Sachen im Hotel?“ fragt sie.
„Die
hat Taylor bereits abgeholt. Wir müssen also nicht zurück ins Hotel.“
Anastasia
blickt mich fragend an.
„Heute, nachdem er The Grace mit seinem Team durchsucht hatte.“
„Schläft der arme Mann eigentlich nie?“ fragt
Anastasia besorgt. Warum macht sie sich Sorgen um ihn?
„Doch. Natürlich schläft er“, antworte ich
verwirrt. „Er macht nur seinen Job, Ana, und das ziemlich gut. Jason ist ein
absoluter Glücksfall.“
„Jason?“
„Jason Taylor.“
Anastasia lächelt liebevoll als sie Taylors
vollen Namen hört.
„Du magst Taylor“, stelle ich fest. Ich beobachte
sie und die Eifersucht steigt in mir auf.
„Ja,
ich denke schon“, sagt sie und ihre Antwort bringt mein Herz für einen Moment
zum Stillstand. Mag sie ihn … vielleicht sogar sehr? Ich runzele die Stirn und
meine Eifersucht wächst weiter. Das ist meine Frau! Und sie mag Taylor! Oh,
nein! Mein Gesicht fällt in sich zusammen.
„Ich finde ihn aber nicht sexy, falls du das
meinst“, scheltet sie mich. Ich starre sie an, ohne zu blinzeln, versuche ihren
Ausdruck abzuschätzen. Ich mache mir Sorgen … Sorgen, dass sie
aufhört mich zu lieben.
(Fade to Grey by Nouvelle Vague)
„Taylor kümmert sich
prima um dich. Deswegen
mag ich ihn. Er ist freundlich, zuverlässig und loyal. Ich sehe in ihm so etwas
wie einen Onkel“, erklärt sie.
„Einen Onkel?“ frage ich. Wie das?
„Ja.“
„Okay, einen Onkel“, sage ich. Damit kann ich
leben. Für einen Moment habe ich daran gedacht, meinen besten Mann feuern zu
müssen. Erleichtert seufze ich auf und Anastasia muss laut lachen.
„Ach, Christian, um Himmels Willen, werd endlich
erwachsen“, scheltet sie mich. Sie scheltet mich! Vor Schock bleibt mir der
Mund offen stehen. Ihre Reaktion hat meine Gesichtszüge entgleisen lassen. Das
sollte ich. Ich weiß. Es ist nur … Wenn es um Anastasia geht, ist alles
möglich. Ich bin eifersüchtig, beschützend …
manchmal auch zu sehr, wachsam, besitzergreifend, kindisch … und das
sind nur einige der Gefühle, die ich verspüre, wenn es um Anastasia geht. Das
ist alles neu für mich!
„Ich gebe mir Mühe“, antworte ich leise. Das tue
ich wirklich. Ich bin nicht nur total abgefuckt, sondern auch noch verliebt und
das ist eine ermüdende Mischung. Ihr Ausdruck wird weicher.
„Stimmt.
Sogar große“, sagt sie und verdreht die Augen. Immer aufreibend, immer an der
Grenze und alles gegen meine abgefuckte Natur. Ich grinse. „Was für
Erinnerungen du in mir weckst, wenn du die Augen verdrehst, Anastasia“, sage
ich.
Völlig überraschend und schockierend zugleich,
antwortet sie, „Wenn du artig bist, können wir manche dieser Erinnerungen vielleicht
zu neuem Leben erwecken.“ Ihre Antwort bewegt etwas tief in meinem Inneren,
rüttelt an meinem Herzen, erregt mich. Ich will sie genauso; genau genommen
fangen meine Handflächen schon an zu jucken.
Ich kann das Lächeln auf meinem Gesicht kaum
verbergen. „Also wirklich, Miss Steele – wie kommen Sie auf die Idee, dass ich
sie überhaupt zu neuem Leben erwecken möchte?“ frage ich sie. Sie schenkt mir
ein wissendes Lächeln.
„Ach ich weiß auch nicht. Ich sehe nur dieses
Strahlen in deinen Augen, wenn ich das sage“, sagt sie trocken.
„Du kennst mich schon ziemlich gut, Baby.“
„Und ich würde dich gern noch besser kennen
lernen“, antwortet sie. Und in diesem Moment will ich sie nur noch mehr.
„Genau
wie ich dich, Anastasia.“
Mac
kommt zum Dock, um sich von uns zu verabschieden. Ich schüttele seine Hand und
danke ihm.
„Es war mir wie immer ein Vergnügen, Mr. Grey.
Auf Wiedersehen. Ana, schön, Sie kennen gelernt zu haben“, sagt er und
schüttelt ihre Hand. Anastasia wird rot und wirkt ganz schüchtern, da sie
bestimmt weiß, dass Mac eine ziemlich genaue Vorstellung davon hat, was wir
vorhin getrieben haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es weiß und mir
ist es nur recht, da somit jeder weiß, zu wem Anastasia gehört.
„Auf Wiedersehen, Mac, und danke“, antwortet sie,
woraufhin Mac sie anlächelt und ihr zuzwinkert. Anastasia wir nur noch roter.
Ich nehme die Hand meiner Freundin in meine und gemeinsam laufen wir die
Hafenpromenade entlang.
„Wo kommt Mac her?“ erkundigt sie sich neugierig.
„Aus Irland oder besser gesagt Nordirland.“
„Bist
du mit ihm befreundet?“ fragt sie und ich lasse mir ihre Frage durch den Kopf
gehen. Ich habe keine Freunde, aber er ist einer der Menschen, der am ehesten
als solcher bezeichnet werden könnte.
„Er arbeitet für mich und hat mitgeholfen, The Grace zu bauen“, antworte ich und
weiß nicht genau, ob ich ihn als einen Freund bezeichnen würde.
„Hast du viele Freunde?“ fragt sie.
Das ist ein kompliziertes Thema. Es fällt mir
schwer, Menschen zu vertrauen und ich bin nicht in der Lage, solche Beziehungen
aufzubauen, weder habe ich überhaupt Interesse daran. Die einzige, die ich als
Freundin bezeichnen würde, ist Elena. Ich runzele die Stirn. „Nein, nicht
wirklich. In meinem Metier …“, sage ich und lasse meinen Gedanken im Raum
stehen. „Ich kultiviere keine Freundschaften.“ Meine geschäftliche Stellung,
meine Vorlieben, immer der Boss zu sein … die Liste ließe sich endlos
fortsetzen. „Da ist nur …“ Es gibt nur Elena, aber das sage ich ihr nicht.
„Hunger?“ frage ich und wechsele damit das Thema.
„Ja, ich habe einen Bärenhunger“, antwortet sie.
Das klingt wie Musik in meinen Ohren.
„Prima!
Wir essen, wo ich den Wagen abgestellt habe. Komm!“
Ich
führe sie zu einem kleinen Italiener, namens Bee’s. Es ist ein kleines
italienisches Bistro mit gutem Essen. Die Bedienung führt uns in eine ruhige
Ecke und ich bestelle einen Frascati, welcher auch prompt geliefert wird.
Dieser ist ein sehr samtiger, geschmeidiger und schmackhaft prickelnder Wein,
der sanft im Abgang kribbelt. Anastasia studiert die Karte, als wären die
Geheimnisse des Universums dort drin versteckt. Sie muss wirklich hungrig sein!
Ich kann den Drang in mir, sie zu beobachten, nicht unterdrücken. Als sie die
Intensität meines Blickes bemerkt, sieht sie auf.
„Was ist?“
fragt sie.
„Du bist so schön, Anastasia. Die frische Luft tut dir gut.“ Selbst
dieses Kompliment beschämt sie.
(I’ll Give All My Love To You by
Keith Sweat)
„Ich glaube eher, ich habe einen Sonnenbrand.
Aber es war ein wunderbarer Nachmittag. Ein perfekter Nachmittag. Danke“, sagt
sie. Zu wissen, dass ich Anastasia heute glücklich gemacht habe, erwärmt mein
Herz und macht mich auch glücklich und zufrieden. „Gern geschehen“, ist alles,
was ich als Antwort hervorbringe.
„Darf ich dich etwas fragen?“
„Jederzeit, Anastasia. Das weißt du doch“,
antworte ich, lege meinen Kopf schräg und schenke ihr meine volle
Aufmerksamkeit.
„Du scheinst nicht viele Freunde zu haben. Woran
liegt das?“
Ich glaube, ich habe mich noch nie besonders
darum bemüht, Freundschaften aufzubauen. Ich habe noch nicht darüber
nachgedacht, ich war immer mit meinem Unternehmen beschäftigt oder mit meinen
vertraglichen Beziehungen. „Das habe ich dir doch schon erklärt. Mir fehlt die
Zeit. Natürlich habe ich Geschäftsfreunde, aber die sind vermutlich etwas
anderes als richtige Freunde. Ich habe meine Familie. Und Elena.”
Ich bemerke,
dass Anastasia passenderweise Elenas Namen ignoriert und auf gewisse Weise
macht mich ihre Eifersucht glücklich. Das bedeutet, dass sie mir gegenüber auch
besitzergreifend ist.
„Keine gleichaltrigen Kumpels, mit denen du um
die Häuser ziehen und Dampf ablassen kannst?“ fragt sie. Sie kennt mich doch
besser. Ich habe keine Lust mich in den entsprechenden Football Trikots und mit
bemaltem Gesicht in irgendein Stadion zu stellen, billiges Bier zu trinken und
dem Gegnerteam irgendwelche Profanitäten entgegenzubrüllen. Das bin ich einfach
nicht.
„Du weißt, wie ich Dampf ablasse, Ana“, sage ich
und schenke ihr ein boshaftes Grinsen. „Außerdem war ich immer damit
beschäftigt, das Unternehmen aufzubauen.“ Ich musste einige Dinge umgehen, die
andere Gleichaltrige normal gefunden hätten. „In meiner Freizeit gehe ich
Segeln und Fliegen. Das ist alles, was ich tue.“
Sie lässt nicht locker, „Nicht einmal am
College?“
„Nicht wirklich. Ich hatte nie das Bedürfnis.“
„Also war Elena die einzige Ablenkung?“ fragt sie
mit Abneigung in ihrer Stimme, als hätte sie soeben einen scheußlichen Käfer
verspeist. Ich nicke vorsichtig. „Muss ganz schön einsam sein“, antwortet sie
verzweifelt.
Okay, dieses Gespräch dauert nun schon lange
genug. Und ich weiß, wenn das Thema Elena auch nur noch ein paar Mal zur
Sprache kommt, wird sie ihren Appetit verlieren und ich will den restlichen Tag
auch noch mit ihr genießen, und eventuell auch noch einen Großteil der Nacht.
„Was möchtest du essen?“ frage ich und das Gespräch ist damit beendet. Sie hat
sich für das Risotto entschieden. Aber ihre Stimmung hat sich verändert, sie
ist irgendwo anders mit ihren Gedanken. Verdammt! Ich wusste es! Sobald es um
Elena geht, ist ihre gute Laune dahin! Sie ist nicht mehr so gesprächig und auf
ihrem Gesicht zeichnet sich dieser
‚Anastasia-ist-vorübergehend-nicht-zu-sprechen-bitte-kommen-sie-später-wieder-Blick
ab. Ihr Blick ruht auf ihren ineinander verschränkten Fingern.
„Ana, was ist los? Bitte, sag es mir“, bitte ich
sie und meine Stimme klingt ganz besorgt. Ich bekomme Angst, wenn sie so ist.
Es ist so, als würde sie sich jede Sekunde gegen uns entscheiden. Das
lässt nichts Gutes erahnen!
(Love After War
by Robin Thicke)
Sie sieht mich argwöhnisch an.
„Ana, sag’s mir“, sage ich nachdrücklich. Jag‘
mir doch nicht solche Angst ein! Ist es wegen Elena? Sie ist Schnee von
gestern! Mein Herz pocht mir bis zum Hals, bereit jede Minute aus meiner Kehle
zu springen.
Sie atmet tief ein. Oh Gott! Das ist nicht gut!
„Ich habe Angst, dass dir das nicht reicht. Du
weißt, was ich meine: zum Dampfablassen.“ Warum quälst du mich nur so, Ana? Ich
gebe mein Bestes, um sie glücklich zu machen. Ich will mehr mit ihr … mache
mehr mit ihr und trotzdem zweifelt sie andauernd an mir.
„Vermittle ich den Eindruck, dass mir das nicht
genug ist?“
„Nein.“
„Warum glaubst du das dann?“ und sagst es immer …
„Ich kenne dich. Und deine …“, sagt sie, atmet
tief ein und sieht mir in die Augen. Mit leiserer Stimme und ohne, dass zu
sagen, was ihr eigentlich im Kopf herumschwebt, sagt sie … „Bedürfnisse.“
Was glaubt sie denn, was ich brauche? Was könnte
ich womöglich mehr brauchen, als ich sie brauche? Merkt sie eigentlich, wie
sehr sie mich quält, wenn sie so etwas sagt? Ich schließe meine Augen, fühle
wie sich die Kopfschmerzen anbahnen und reibe meine Schläfen.
„Was muss ich denn noch tun?“ frage ich mit sehr
leiser Stimme. Bitte, sag es mir, sodass ich all deine Zweifel auslöschen kann!
„Nein, du verstehst mich falsch, Christian. Du
gibst dir wirklich große Mühe und obwohl ich weiß, dass es erst ein paar Tage
waren, aber, ich habe Angst, dass ich dich zwinge, jemand zu sein, der du gar nicht
bist“, sagt sie besorgt und schluckt.
(All The Man I
Need by Whitney Houston)
„Ich bin nach wie vor ich, Ana, in meiner ganzen
Abgefucktheit. Ja, ich muss meinen Drang, alles zu kontrollieren, tatsächlich
unterdrücken, aber so bin ich nun mal. So bewältige ich das Leben. Und ja, ich
erwarte von dir gewisse Verhaltensweisen, und wenn du diese Erwartungen nicht
erfüllst“, sage ich und blicke sie an, „empfinde ich das als erfrischende Herausforderung.
Wir tun doch immer noch, was ich gern mache. Du hast dich nach dem
haarsträubenden Gebot gestern von mir versohlen lassen“, sage ich und stelle
fest, dass sie ein bestimmtes Medium gefunden hat, wodurch sie machen kann, was
sie will, aber zudem auch meine Bedürfnisse auf solche Weise befriedigt, dass
ich gar nichts anderes oder jemanden will. Sie ist so bedeutend für mich, wie
die Luft zum Atmen. Wenn sie eine bestimmte Droge wäre, würde ich nur sie
brauchen und wissen, dass sie nur zu meinem Nachteil sein kann. Aber, sie ist
wie die Luft, die ich atme. Ich brauche sie Tag und Nacht, in jeder Sekunde, um
lebendig zu sein, zu überleben und aufzublühen. Sie ist mein Rettungsanker und
sie vergisst das fast immer. Von Drogen kann man wegkommen, aber vom Leben? Das
kann ich nicht.
„Es macht mir Spaß, dich zu züchtigen.
Wahrscheinlich wird sich das nie ändern, aber ich gebe mir Mühe, und es fällt
mir nicht so schwer, wie ich dachte“, sage ich.
Als sie sich an unser Treiben in meinem
Schlafzimmer erinnert, läuft Anastasia vor Lust rot an. „So ganz dagegen bin
ich ja gar nicht“, flüstert sie, als würde das komplette Restaurant zuhören.
„Ich weiß“, sage ich und erinnere mich daran, wie
viel Einsatz nötig war, um sie dort hinzubekommen, nachdem meine Schwester sie
mir zweimal entführt hat. „Ich auch nicht, aber, Anastasia, lass dir sagen,
dass das alles für mich sehr neu ist. Und die
letzten paar Tage waren die schönsten in meinem Leben. Ich möchte nichts
ändern“, sage ich leidenschaftlich. Ich will, dass sie mir endlich glaubt.
Anastasia strahlt plötzlich wieder, als sie meine
Erklärung hört. „Für mich waren sie auch die schönsten meines Lebens, Christian.
Es gibt keine Ausnahmen“, erklärt sie und ich grinse sie breit an.
Aber dann schießt sie den Bock ab. „Dann willst
du also nicht mehr mit mir ins Spielzimmer?“ Mein Ausdruck fällt in sich
zusammen, Blut weicht aus meinem Gesicht und ich werde ängstlich. Ich will sie
nicht dort drin haben. Ich kann nicht! Sie hat mich verlassen und ich kann
meine Aura in diesem Raum nicht beeinflussen. Ich kann nicht!
„Nein, will ich nicht“, sage ich entschieden.
Mit ihrer nächsten Frage schockt sie mich erneut,
„Warum nicht?“ Sie scheltet mich ja schon fast.
Wie kann sie nur so blind sein? War ich der
einzige in dem Raum, als sie mich verlassen hat?
„Nachdem wir in meinem Spielzimmer waren, hast du
mich verlassen“, sage ich bekümmert und erlebe den Moment noch einmal. Diese
Erfahrung möchte ich nicht noch einmal machen. Mein Herz und meine Seele wurden
aus mir herausgerissen. „Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich war
völlig durch den Wind. Das habe ich noch nie zuvor erlebt, ich bin unfähig, es
überhaupt in Worte zu fassen. Du weißt, was ich für dich empfinde“, sage ich
und will, dass sie versteht, was sie zu lieben, für mich bedeutet.
„Aber, Christian, es ist nicht fair, wenn du dir
ständig Gedanken darüber machen musst, wie ich mich fühle. Du hast so vieles
für mich aufgegeben … Ich habe das
Gefühl …“, seufzt sie, „Ich muss mich irgendwie revanchieren. Ich weiß nicht, vielleicht
sollten wir es mit … Rollenspielen versuchen“, sagt sie und läuft knallrot an.
„Ana, du gibst mir mehr, als du ahnst. Bitte,
Baby, zerbrich dir darüber nicht den Kopf“, sage ich besorgt. Ich erinnere mich
daran, als sie mich verlassen hat, war ihre größte Angst, dass sie mir nie
genügen würde, oder dass wir nicht zusammenpassen würden. Ich möchte nicht,
dass sie das denkt. Damit kann ich nicht umgehen.
„Baby, bis jetzt haben wir nur das eine Wochenende
miteinander verbracht“, sage ich alarmiert. „Du musst uns ein bisschen Zeit
geben. Ich habe viel über uns nachgedacht in den Tagen nach der Trennung“, sage
ich schluckend. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. „Wir
brauchen Zeit und gegenseitiges Vertrauen. Vielleicht können wir später andere
Sachen ausprobieren, aber mir gefällt es, wie du jetzt bist, so glücklich,
entspannt und unbekümmert, und ich weiß, dass das mit mir zu tun hat“, sage ich
und halte inne, erinnere mich daran, wie sie der Fotograf auf den Fotos auch so
glücklich gemacht hat. Ich war eifersüchtig. Ich wollte derjenige sein, der
dafür sorgt, dass sie lacht, unbeschwert grinst, entspannt, glücklich und
zufrieden ist.
„Ich habe nie …“, sage ich und bin nicht in der
Lage, den Satz zu beenden. Ich kann es ihr nicht erklären. Aufgebracht fahre
ich mir mit den Händen durch mein Haar. Ich kann nicht einmal daran denken,
dass jemand anders sie so glücklich machen könnte. Wenn sie wieder geht, mich
erneut verlässt, habe ich nichts … nichts Wertvolles würde mir bleiben; dieser
Gedanke ist unerträglich!
(I Have Nothing
by Whitney Houston)
„Vor dem Laufen müssen wir das Gehen lernen“, sage ich und grinse,
als ich mich an Flynn erinnere.
„Was ist so komisch?“ fragt sie verwirrt.
„Oh, Flynn. Das ist sein Spruch. Ich hätte nie
gedacht, dass ich ihn mal zitieren würde.“
„Ein Flynnismus sozusagen“, sagt sie lächelnd und
bringt mich damit zum Lachen. „Ja, genau“, antworte ich.
Als unsere Speisen serviert werden, fällt mir
wieder auf wie hungrig ich bin.
„Weißt du, wo es das beste italienische Essen
gibt?“
„In Seattle? Weiß ich nicht“, sagt sie.
„Nein, ich meine auf der ganzen Welt. Das beste
italienische Essen gibt es in einem Restaurant namens Donna Rosa in der Nähe
von Positano in Italien. Das kleine Städtchen heißt Montepertuso. Aber das
Essen ist erlesen und edel, unglaublich frisch und sehr lecker. Sie haben dort
die besten italienischen Weine, es gibt kleine Esszimmer und auch eine
Terrasse, wenn man draußen essen möchte, alles ist sehr elegant“, sage ich und
Anastasia sieht mich bewundernd an und hängt an meinen Lippen.
Auf unserer Fahrt zurück zum Escala lasse ich
noch einmal den Tag Revue passieren. Dieser Tag war einfach perfekt. Ich habe
jede einzelne Minute genossen. Eva Cassidy singt im Hintergrund, während
ich in meinen Gedanken versunken bin.
(I Know You by
Heart by Eva Cassidy)
Es bereitet mir Sorgen, dass sie glaubt, dass das
zwischen uns nicht reichen könnte. Was wir haben, ist was wir brauchen! Weiß
sie, dass ich alles tun würde, um sie in meinem Leben zu halten? Die größte
Strafe für mich wäre, wenn man sie aus meinem Leben verbannt. Das wäre meine
Folter. Ich würde mich wie eine Maus fühlen, die von einer Katze erwischt wurde
– keine Rettung in Sicht. Eine verlorene Existenz … Als sie nicht bei mir war,
war ich überall von ihrem Bild umgeben. Überall, wo ich hingesehen habe, konnte
ich sie sehen. Ich dachte, ich werde verrückt! Und jetzt sitzt sie hier so
unschuldig und ist diejenige, die über mein persönliches Schicksal entscheidet
– Himmel oder Hölle. Sie glaubt, sie wäre mir nicht genug, könnte mir
irgendwann nicht mehr ausreichen. Niemand war mir je genug, als hätte ich den
Groll des gesamten Universums auf mich gezogen, nichts war gut genug. Nichts
war ausreichend! Ich hatte immer den Drang, den nächsten Schritt machen zu
müssen, stetiger Fortschritt, immer etwas neues, immer wollend, aber nie
befriedigt! Welch’ Qual. Immer in Bewegung. Ich habe nie bemerkt, dass ich die
Rechnung für … meine Existenz gesucht habe!
Aber als ich Anastasia getroffen habe, hat dieser
Drang nachgelassen, sich verschoben und meine Augen haben sich fokussiert, auf
sie allein. Weiß überhaupt jemand wie qualvoll es ist, etwas zu suchen, wenn
man nicht weiß, was es ist? Und wie himmlisch es ist, wenn man es schließlich
gefunden hat? Die Welt war nicht genug für mich, um das klaffende Loch in mir
zu füllen. Nichts war genug. Und dann trat sie in mein Leben und das Loch wurde
gefüllt, und jetzt möchte ich ihr die Welt geben, ihr zu Füßen legen.
Als wir uns dem Escala nähern, ergreift mich
wieder diese Anspannung und verbreitet sich in meinen Poren. Meine Augen
huschen herum, um zu sehen, ob Leila hier irgendwo ist. Ich mache mir keine
Sorgen um mich. Ich mache mir Sorgen, um Anastasia, über dass, was Leila ihr
zufügen kann. Ich mache mir Sorgen, dass sich meine schlimmsten Ängste
bewahrheiten; Anastasia zu verlieren und nicht in der Lage zu sein, sie wieder
zurückzugewinnen. Ich fahre in die Tiefgarage des Escala und mein Mund verzieht
sich zu einer schmalen Linie. Ich sehe, wie Sawyer patrouilliert. Der
verunstaltete Audi wurde entfernt. Sawyer beschleunigt seine Schritte, kommt zu
uns und öffnet Anastasias Tür, kurz nachdem ich neben meinem SUV geparkt habe.
(Highway tot he
Dangerzone – Top Gun Soundtrack)
Anastasia
begrüßt Sawyer.
„Miss Steele“,
erwidert er nickend, „Mr. Grey.“
„Keine Spur?“
frage ich diskret.
„Nein, Sir“,
lautet seine Antwort.
Schnell trete
ich an Anastasias Seite, nehme ihre Hand und führe sie zügig zu den Aufzügen.
Ich weiß, dass Leila hier war, am Fuße meines Bettes, wahrscheinlich auch noch
mit einer Waffe in ihrer Hand. Sie hat abgewägt, ob sie die einzige Frau, die
ich je geliebt habe, erschießt oder nicht. Dieses Wissen frisst mich von innen
auf. Sobald wir den Aufzug betreten haben, wende ich mich Anastasia zu.
„Du darfst das Haus nicht allein verlassen. Ist
das klar?“ herrsche ich sie an.
„Okay“, sagt sie und ich erwarte, dass sie mich
finster anblickt oder diskutiert, stattdessen lächelt sie.
„Was ist so komisch?“ frage ich amüsiert.
„Du“, antwortet sie noch immer lächelnd.
„Ich?
Miss Steele? Warum bin ich komisch?”, frage ich schmollend.
„Nicht schmollen“, scheltet sie mich.
„Wieso nicht?“, frage ich belustigt.
„Weil“, sagt sie langsam, „dass die gleiche Wirkung auf mich hat wie das
auf dich“, sagt sie und kaut auf ihrer Lippe.
„Tatsächlich?“
frage ich sie und mache erneut einen Schmollmund. Sie hat nicht nur einen
direkten Zugang zu meinem Herzen, sondern auch zu meiner Libido! Ich kann dem
Drang in mir nicht länger widerstehen, lehne mich zu ihr und küsse sie keusch.
Aber Anastasia hat andere Vorstellungen. Ihre Finger graben sich in meine Haare
und ziehen mich heftig zu ihr! Diese eine Verbindung zwischen uns ist mir nicht
genug und deshalb drücke ich sie gegen die Wand des Aufzuges, während meine
Hände ihr Gesicht umschließen, sie zu mir ziehen und versuchen, sich mit ihr zu
vereinen. Unsere Zungen stoßen heftig gegeneinander. Unsere Lippen liegen
aufeinander, lecken und umschließen einander! Unsere Atmung vermischt sich, die
Leidenschaft entfacht und die Anspannung ist verschwunden! Ich will sie hier auf der Stelle
ficken, um zu bestätigen, dass wir lebendig und zusammen sind, dass sie mein
ist und ich der ihre!
(All About Us
by T.a.t.u)
Viel
zu schnell öffnen sich die verdammten Türen des Aufzuges, als wir mein
Penthouse erreichen. Meine Hände ruhen noch immer auf ihrem Gesicht, meine
Lippen auf ihren. Meine Hüften pressen sie gegen die Wand, und meine Erektion
gräbt sich in sie hinein. Wenn ich nicht wissen würde, dass Taylor diskret auf
der anderen Seite des Foyers stehen würde, hätte ich sie hier und jetzt sofort
gefickt!
„Wow!“
murmele ich keuchend in ihren Mund.
„Wow!“
spiegelt sie meine Gefühle wider.
Meine Lippen liegen noch immer auf ihren und ich
starre sie an. „Was stellst du nur mit mir an, Ana?“ sage ich und bin kaum in
der Lage mich von ihr zu trennen. Mit meinem Daumen streiche ich über ihre Unterlippe. Diskret zieht sich Taylor aus
unserem Sichtfeld zurück.
Anastasia streckt sich und küsst mich auf meinen
Mundwinkel und flüstert.
„Was stellst du nur mit mir an, Christian?“
flüstert. Ich muss sie haben und das schnell. Ich nehme ihre Hand und kann mich
kaum zurückhalten, „Komm“, befehle ich und die Begierde flackert durch meinen
Körper.
„Guten Abend, Taylor“, sage ich, als ich ihn schließlich
ansehe.
„Mr. Grey, Miss Steele“, sagt er höflich.
„Gestern
war ich Mrs. Taylor“, stößt Anastasia grinsend hervor und bringt meinen
wichtigsten Sicherheitsmann aus der Fassung. Er wird ganz rot. So habe ich ihn
noch nie gesehen.
„Klingt gut, Miss Steele“, stellt er nüchtern
fest.
„Finde ich auch“, erwidert sie und Wut steigt in
mir auf. Sie weiß doch, wie eifersüchtig ich werde! Warum zum Teufel tut sie
das? Sie ist meine verdammte Frau! Warum flirtet sie mit meinem
Sicherheitsmann?
Automatisch verstärke ich meinen Griff um
Anastasia und blicke mürrisch drein.
„Wenn ihr zwei mit Turteln fertig seid, hätte ich
gern einen Lagebericht.“ Ich starre Taylor wütend an. Ich weiß, dass Anastasia meist nicht überlegt,
bevor sie spricht. Aber von meinem Sicherheitsmann habe ich mehr erwartet.
Taylor scheint unter meinem Blick zu schrumpfen.
„Ich bin gleich bei Ihnen. Ich muss nur noch kurz
etwas mit Miss Steele besprechen“, sage ich und schicke Taylor damit in sein
Büro.
Ich nehme Anastasia bei der Hand und ziehe sie in
mein Schlafzimmer. Ich schließe die Tür und die sexuelle Spannung und
Eifersucht strömt durch jede einzelne Pore und jedes Follikel in meinem Körper.
„Mit dem Personal flirtet man nicht, Anastasia!“
rüge ich sie. Sie öffnet ihren Mund, um etwas Smartes zu erwidern. Ich blicke
sie kühn an. Sie schließt ihren Mund und
entscheidet sich schließlich, was sie sagen will, „Das war kein Flirt. Ich war
freundlich – das ist was anderes“, sagt sie bockig.
„Dann verkneif dir in Zukunft Freundlichkeiten
und Flirts mit dem Personal. Das mag ich nicht!“ Ihr Ausdruck fällt in sich
zusammen und ihre unbekümmerte Stimmung ist dahin. Sie lässt den Kopf hängen
und blickt auf ihre Finger herab. Sie macht mich fertig!
„Tut mir leid“, murmelt sie. Ich strecke meine
Hand aus, halte ihr Kinn und umschließe ihr Gesicht, sodass sie mir in die
Augen sehen muss.
„Du weißt, wie eifersüchtig ich bin“, flüstere
ich. Ich will, dass sie das weiß. Sie auf welche Art auch immer zu verlieren,
ist meine größte Angst. Ich kann es nicht ertragen!
(Set Fire to
he Rain by Adele)
„Es gibt keinen Grund zur Eifersucht, Christian.
Ich gehöre dir mit Leib und Seele“, antwortet sie.
Ich wünschte, ich hätte Gewissheit. Wie kann sie
mir mit Leib und Seele gehören? Wie? Wie kann sie mich so sehr lieben? Ich
verstehe es einfach nicht. Ich lehne mich herunter und küsse sie. Ich fühle
mich noch immer unbehaglich, kann nicht begreifen, ob sie mich wirklich so sehr
liebt, wie sie sagt und ob sie mich weiterhin lieben wird, obwohl ich so
abgefuckt bin!
„Ich bin gleich wieder da. Mach’s dir bequem“,
sage ich. Ich schmolle noch immer, bin eifersüchtig und bin von der Angst sie
möglicherweise zu verlieren, eingefangen.
Ich gehe in Taylors Büro, oder wie ich ihn nenne
‚Den Kontrollraum‘.
„Taylor, ich möchte nicht, dass Sie mit Anastasia
flirten“, sage ich, ohne ein weiteres Wort. Er läuft rot an.
„Es tut mir Leid, Sir.“
„Anastasia kann manchmal zu freundlich sein. Es
ist Teil ihrer Persönlichkeit. Wenn sie das tut, dann ersticken sie ihre
Freundlichkeiten gleich im Keim. Ich erwarte ein zuvorkommend professionelles
Verhalten. Seien Sie nicht so nachsichtig mit ihr.“
Er wird noch roter. Ich wechsele das Thema.
„Und jetzt bringen Sie mich auf den neusten
Stand. Ich möchte wissen, welche Sicherheitsmaßnahmen Sie und Ihr Team
ergriffen haben“, sage ich und dieses Thema kommt Taylor nur allzu recht. Er
hat sich nicht wohlgefühlt, als ich ihn auf Anastasia angesprochen habe.
Taylor erzählt mir von den ausgewechselten
Schlössern und wie sie festgestellt haben, wo Leila sich versteckt hielt.
Außerdem erklärt er mir, wie er Anastasias beschmutzen Audi entsorgt hat.
„Wurden Anastasias Sachen in meinen Raum
gebracht?“
„Ja, Sir. Ihre Kleidung wurde in Ihren
Kleiderschrank gebracht und ihre anderen Habseligkeiten, ihr Laptop, ihr iPad
und andere persönliche Dinge befinden sich nun in Ihrem Schlafzimmer.“
Ich nicke zufrieden. „Gut!“ sage ich. Das ist ein
weiterer Schritt, den ich vorgenommen habe, um Anastasia zu meinem ‘mehr’ zu
machen. Ich muss sie Tag und Nacht haben. Ich kann nicht einmal die Vorstellung
von ihr in einem anderen Raum ertragen. Sie gibt mir meinen Seelenfrieden. Sie
ist mein Allheilmittel für jedes Problem, das ich habe. Davon ausgenommen sind
natürlich die Probleme, die sie selbst verursacht, aber selbst diese, sind eine
willkommene Ablenkung für mich.
Ich verlasse Taylors Büro, um zu Anastasia
zurückzukehren. Meine Gedanken sind immer noch bei Leila, die genau hier und
verstört genug war, um Anastasia Schaden zuzufügen. Sie hätte die Möglichkeit
gehabt und dieser Gedanke quält mich. Ich suche Anastasia. Sie ist nicht im
Wohnzimmmer. Ich gehe in mein Schlafzimmer und finde sie im begehbaren
Kleiderschrank. Sie sieht sprachlos aus, wie vor den Kopf geschlagen. Sie
starrt auf die Kleidung, die nun direkt neben meiner hängt.
„Ich bin froh, dass sie schon alles
heruntergebracht haben“, sage ich zu Anastasia und meine Gedanken hängen immer
noch bei Leila.
„Was ist los?“ fragt sie, als sie meinen
Gesichtsausdruck bemerkt.
„Taylor glaubt, dass Leila über die Feuertreppe
hereingekommen ist. Sie muss einen Schlüssel haben. Inzwischen sind alle
Schlösser ausgewechselt, und Taylor und sein Team haben sämtliche Räume der
Wohnung genauestens durchsucht. Sie
haben in jeder kleinsten Ecke und jedem Winkel nachgesehen. Sie ist nicht hier.“
Diese innere Unruhe macht mich wahnsinnig. Es ist möglich, dass sie Anastasia
findet und ihr Leid zufügt. „Ich wünschte, ich wüsste, wo sie sich herumtreibt.
Sie bräuchte so dringend Hilfe.“ Sie kommt auf mich zu und legt die Arme um
mich. Ich halte sie und küsse ihr Haar.
„Was willst du tun, wenn du sie findest?“ hakt
sie nach.
„Dr. Flynn hätte einen Platz für sie.“
„Was
ist mit ihrem Mann?“
Er kümmert sich einen Scheißdreck um sie! „Der will nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ihre
Familie lebt in Connecticut. Aber ich glaube, dass sie da draußen ganz auf sich
allein gestellt ist, wo auch immer sie sein mag.“
„Wie traurig“, bemerkt Anastasia.
„Ist es okay, dass deine Sachen jetzt hier sind?
Ich möchte, dass du das Zimmer mit mir teilst“, frage ich sie. Ich möchte es
nicht nur, ich brauche es sogar. Ich brauche sie immer um mich.
„Ja.“
„Und ich möchte, dass du bei mir schläfst. Ich
habe keine Albträume, wenn du bei mir bist.“
„Du hast Albträume?“ fragt sie. Das ist neu für
sie.
„Ja.“
Sie drückt mich noch fester an sich. „Ich wollte
gerade meine Kleidung für morgen, fürs Büro zurechtlegen“, erklärt sie leise.
Was? Sie kann nicht gehen!
„Büro!“ blaffe ich sie an.
„Ja, Büro“, antwortet sie. Sie kann nicht auf
Arbeit gehen. Leila ist dort draußen und nur Gott weiß, was sie vorhat!
„Aber Leila ist irgendwo da draußen“, ich halte
inne und möchte den restlichen Teil meiner Gedanken lieber nicht aussprechen. „Ich will nicht, dass du ins Büro gehst.“ Sie
muss nicht gehen. Ich kann mich um sie kümmern.
„Das ist lächerlich, Christian. Ich muss auf
Arbeit.“
„Nein, musst du nicht!“ gebe ich zurück.
„Ich habe einen neuen Job, der mir Spaß macht. Natürlich
muss ich auf Arbeit, Christian.“
„Nein, musst du nicht!” wiederhole ich ausdrücklich.
„Meinst du denn, ich sitze hier rum und drehe
Däumchen, während du die Welt rettest?“ fragt sie.
„Offen gestanden, ja“, sage ich.
Sie seufzt. „Christian, ich muss ins Büro.“
„Nein, musst du nicht.“
„Doch. Muss. Ich. Schon“, sagt sie und betont
jedes Wort einzeln.
Weiß sie denn nicht welchen Gefahren sie sich
aussetzt? „Dort draußen ist es nicht sicher für dich.“
„Christian, bitte, ich muss mir meinen Lebensunterhalt
verdienen. Ich komme schon zurecht.“
Lieber Gott, bitte gib mir Kraft mit dieser Frau!
Sie ist stark wie ein Löwe!
„Nein, du brauchst dir deinen Lebensunterhalt
nicht zu verdienen. Und woher willst du wissen, dass du zurechtkommst?“ Ich
hebe meine Stimme. Warum zur Hölle bin ich denn sonst für sie da? Bin ich nicht
in der Lage mich um meine Frau zu kümmern? Ist es nicht genug, dass ich arbeite
und Geld für sie verdiene? Ihr wird es an nichts fehlen! Ich werde von Minute
zu Minute wütender.
„Herrgott, Christian! Ja, Leila war am Fußende
deines Betts!“ sagt sie und zeigt auf die Stelle. „Aber sie hat mir nichts
getan, und ich muss arbeiten. Ich möchte nicht von dir abhängig
sein und mein Studiendarlehen zurückzahlen“,
erklärt sie.
Sie stemmt ihre Hände in die Hüften, ihre
Kampfhaltung. Sie wird mit allen Mitteln kämpfen. Meine Wut spiegelt sich in
meinen Augen wider und ich darf sie nicht einmal versohlen oder bestrafen!
Scheiße! Scheiße! Scheiße!
„Ich will aber nicht, dass du zur Arbeit gehst“,
erkläre ich entschlossen.
„Das hast nicht du zu entscheiden, Christian.“
Natürlich habe ich das! Das ist eine ärgerliche, verrückt machende, unglaublich
begehrenswerte und ich werde dich in die Hölle bringende Spezies einer Frau!
Wir starren einander an, niemand macht einen
Rückzieher. Ich bin verärgert und meine Hände wandern aufgebracht durch mein
Haar. Wie lautet die nächstbeste Möglichkeit? Denken, Grey, denk nach.
„Sawyer begleitet dich“, sage ich. Weitere
Kompromisse werde ich nicht eingehen.
„Was? Christian! Das ist nicht nötig. Du
steigerst dich da in was rein“, sagt sie.
Scheiß drauf!
„Ich steigere mich in was rein?“ knurre ich.
„Entweder er kommt mit, oder ich steigere mich echt in was rein und sperre dich
hier ein“, sage ich drohend. Treib es nicht noch weiter, Ana, ich werde es
wirklich tun! Du hast keinen blassen Schimmer wie weit ich gehen würde, um dich zu
beschützen!
(Everything I Do
by Bryan Adams)
„Und wie würdest du das anstellen?“ fragt sie.
„Ach, ich würde schon eine Möglichkeit finden,
Anastasia. Treib es nicht zu weit.“
„Okay!“ sagt sie schließlich und willigt ein. „Okay“,
sagt sie und hält ihre Hände in der typischen ‚Du hast gewonnen‘ Geste nach
oben. Wir starren einander noch immer finster an.
„Na schön, Sawyer kann mitkommen, wenn dich das
beruhigt“, wiederholt sie und verdreht die Augen. Das ist alles, was ich
ertragen kann, ohne sie sofort zu versohlen! Mit drohendem Blick trete ich
einen Schritt auf sie zu und sie macht augenblicklich einen Schritt zurück. Ich
schließe meine Augen. Entspann dich! Entspannd dich! Einatmen, ausatmen! Zehn …
neun … acht … sieben … sechs … fünf … vier… drei … zwei … eins …
Mit beiden
Händen fahre ich mir durchs Haar. Ich bin völlig genervt, aufgebracht und kann
mich kaum noch kontrollieren. Ich muss das Thema wechseln. Atmen Grey! Atmen!
„Hast du Lust, die Wohnung anzusehen?“ frage ich
sie und überrasche sie damit.
„Okay“, sagt sie argwöhnisch. Ich nehme ihre Hand
und drücke sie sanft.
„Ich wollte dir keine Angst einjagen“, sage ich
und mache mir Sorgen, dass sie vielleicht glaubt, dass meine alten Gewohnheiten
zurückkehren.
„Hast du auch nicht. Ich wollte mich gerade vom
Acker machen“, sagt sie. Was?!? Nein!!!
„Vom Acker machen?“ frage ich sie erschrocken.
Wenn ich schon Angst habe, dass sie mir jemand anders wegnehmen könnte, dann
will ich ganz bestimmt nicht selbst derjenige sein, der sie davonjagt.
„Das
war ein Scherz!“ sagt sie und schüttelt den Kopf.
Ich
führe sie im Apartment herum und zeige ihr alle Räume. Alle vier Schlafzimmer,
zumindest, wenn man das Spielzimmer mitzählt, zeige ihr Taylors und Mrs. Jones‘
Flügel, in dem sich eine eigene Küche, ein Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer,
für jeden von ihnen, befinden.
Als
ich ihr das Fernsehzimmer zeige, welches sich gegenüber von meinem Büro
befindet, grinst sie.
„Mr. Grey, Sie haben also doch eine Xbox?“ sagt
sie.
„Ja, aber ich kann nicht damit umgehen. Elliot
schlägt mich jedes Mal. Das war lustig, als du gedacht hast, das hier wäre mein
Spielzimmer“, sage ich und grinse sie ebenfalls an. Ich glaube, ich brauche
auch ein wenig Ablenkung.
„Freut mich, wenn ich Sie amüsiere, Mr. Grey“,
verhöhnt sie mich.
„Ja, Sie amüsieren mich, Miss Steele – wenn Sie
mich nicht gerade an den Rand der Verzweiflung bringen.“
„Das tue ich nur, wenn die obengenannte Person
Unsinn redet.“
„Ich? Unsinn?“ frage ich nach.
„Ja, Mr. Grey, Unsinn könnte Ihr zweiter Vorname
sein.“
„Ich habe keinen zweiten Vornamen“, sage ich.
„›Unsinn‹ würde sehr gut passen.“
„Das
ist Geschmackssache, Miss Steele.“
„Zu dem Thema würde mich Dr. Flynns
Expertenmeinung interessieren“, sagt sie und ich muss grinsen.
„Ich dachte, Trevelyan ist dein zweiter Vorname.“
„Nein, mein Familienname. Trevelyan-Grey.“
„Aber du verwendest ihn nicht.“
„Er
ist zu lang. Komm“, befehle ich und nehme ihre Hand. Wir gehen durch den Hauswirtschaftsraum, mein Büro, und
den Weinkeller in Taylors großes Mission Center, a.k.a den Kontrollraum. Taylor
überprüft gerade die Monitore. Der Balkon, das Treppenhaus, der Lastenaufzug
und das Foyer werden alle aufgezeichnet.
„Hi,
Taylor. Ich führe Anastasia gerade durch das Apartment“, sage ich, als er seine
Arbeit unterbricht.
Er
nickt ohne zu lächeln. Er hat seine Professionalität auf ein neues Level gehoben.
Anastasia lächelt ihn an und er nickt ihr höflich zu, ohne zu lächeln. Ich
möchte nicht, dass Anastasia sein verändertes Verhalten bemerkt, deshalb nehme
ich ihre Hand und führe sie in die Bibliothek.
„Hier drin warst du ja schon“, sage ich und öffne
die Tür. Anastasias Blick fällt auf den Billardtisch.
„Wollen wir spielen?“ fragt sie. Ihr Enthusiasmus
überrascht mich und ich lächele sie an.
„Ja. Hast du schon mal gespielt?“ frage ich.
„Ein paar Mal“, sagt sie locker und ich mustere
sie genauer. Oh Baby, du lügst.
„Du bist eine ziemlich schlechte Lügnerin, Anastasia.
Entweder du hast wirklich noch nie gespielt, oder …“, oder sie ist Profi. Aber
sie fällt mir ins Wort.
„Hast du Angst vor einem kleinen Duell?“ spottet
sie und leckt sich siegessicher über ihre Lippen.
„Angst vor einem kleinen Mädchen wie dir?“ spotte
ich ebenfalls.
„Lust auf eine Wette, Mr. Grey?“ fragt sie. Hmmm.
Welch Möglichkeiten sich mir bieten.
„Sind Sie sich Ihrer Sache so sicher, Miss Steele?“
Ich schmunzele und bin natürlich ziemlich schockiert. „Um was?“
„Wenn ich gewinne, gehe ich mit dir ins
Spielzimmer“, sagt sie. Warum? Was? Warum?!?
„Und
wenn ich gewinne?“ frage ich und versuche noch immer, ihren Teil der Wette zu
verdauen.
„Dann darfst du dir was ausdenken“, sagt sie. Das
bietet viele Möglichkeiten. Oh, um welche Dinge ich sie bitten könnte … Ich
grinse, als ich mich entschieden habe.
„Okay, abgemacht. Pool, Snooker oder
Karambolage?“
„Pool, bitte. Die anderen Arten kann ich nicht.“
Aus einem Schrank unter einem der Bücherregale
hole ich einen großen, mit Samt ausgekleideten Lederkoffer, in dem die
Billardkugeln ruhen. Ich ordne die Kugeln auf dem Tisch an und reiche Anastasia
ein Queue und Kreide.
„Möchtest du anfangen?“ frage ich. Einen kleinen
Vorsprung kann ich ihr gewähren. Ich weiß, dass ich gewinnen werde. Ich
verliere nie, nicht wenn ich etwas so verzweifelt will.
„Gern“,
sagt sie, trägt Kreide auf die Spitze ihres Queues auf und bläst den
überflüssigen Kreidestaub weg. Dann blickt sie zu mir auf und wirft mir diesen
Ich-will-dich-Blick zu. Meine Augen verdunkeln sich vor Lust.
Sie richtet
die weiße Kugel aus und mit einem schnellen, sauberen Stoß trifft sie die
angeordneten Kugeln in der Mitte. Eine zweifarbige Kugel dreht sich und landet
in der oberen rechten Ecke. Guter Zug! Ich beobachte sie.
„Dann
nehme ich die zweifarbigen“, sagt sie unschuldig. Oh, mein Baby ist in
Spiellaune.
„Selbstverständlich“,
sage ich, strecke meine Hand und verbeuge mich galant.
Anastasia
bewegt sich, beugt sich herab und streckt ihr Hinterteil dabei sehr einladend
nach hinten. Sie ist gänzlich auf den Ball fokussiert, als sie sich auf den
Billardtisch lehnt. Hmm. Ein sehr einladender Ausblick. Gemächlich geht sie um
den Tisch herum und kalkuliert ihren nächsten Zug. Schließlich versenkt sie
noch zwei weitere Kugeln, während ich die Szene vor mir genieße. Ich blinzele,
aber gebe nichts preis. Sie hat schon einmal gespielt. Ich frage mich, mit wem.
Schließlich verfehlt sie die Kugel um Haaresbreite. Zum Glück!
Anastasia, ich könnte dir den ganzen Tag dabei
zusehen, wie du dich über diesen Billardtisch beugst“, sage ich fasziniert. Wie
üblich läuft Anastasia rot an und ich begehre sie nur noch mehr; diese Unschuld
ihrerseits ist so hinreißend. Ich grinse und entscheide mich für mein eigenes
Ablenkungsmanöver. Ich ziehe meinen Pullover aus und lege ihn über die
Stuhllehne. Dadurch gewähre ich Anastasia einen guten Blick auf meinen Körper,
meine tiefsitzende Jeans gibt ihr Übriges. Dieses Spiel können auch zwei
spielen.
Da Anastasia die zweifarbigen genommen hat, nehme
ich die einfarbigen. Effizient bewege ich mich um den Tisch herum und versenke
vier Kugeln kurz nacheinander. Da mir meine Freundin die ganze Zeit über diesen
hungrigen Blick zuwirft, versenke ich bei meinem fünften Zug auch die weiße
Kugel. Anastasia lässt sich diese Möglichkeit mich aufzuziehen, natürlich nicht
entgehen.
„Ein Anfängerfehler, Mr. Grey.“
„Meine liebe Miss Steele, ich bin eben nur ein
dummer Sterblicher. Ich glaube, Sie sind dran“, sage ich und deute auf den
Tisch.
„Du versuchst doch nicht etwa, absichtlich zu
verlieren?“ fragt sie.
Daran würde ich nicht einmal im Traum denken.
Genau genommen möchte ich immer gewinnen. Verlieren liegt einfach nicht in
meiner Natur.
„Oh nein. Ich habe einen Preis im Sinn, für den
es sich zu gewinnen lohnt, Anastasia“, sage ich und zucke mit den Achseln. „Und außerdem will ich immer gewinnen.“
Gemächlich geht Anastasia um den Billardtisch
herum. Sie beugt sich herab, um den nächsten Stoß zu setzen und entscheidet
sich dann dafür, dass es doch nicht die richtige Stelle ist. Sie geht weiter,
um eine bessere Position zu finden. Aber schließlich verstehe ich, was sie
damit bewirken möchte. Sie versucht mich abzulenken, indem sie mir immer wieder
ihr Hinterteil und ihr Dekolleté durch ihre tiefausgeschnittene blaue Bluse
präsentiert. Natürlich funktioniert es. Verdammt!
„Mir ist klar, was du da tust, Anastasia“,
flüstere ich ihr zu, als meine Begierde noch weiter ansteigt.
Sie heuchelt Unschuld vor, indem sie mir einen
reizenden Augenaufschlag zuwirft. Sie hält ihren Queue und lässt ihre Hand
langsam und strategisch daran auf und abgleiten. „Oh, Mr. Grey. Ich versuche
nur, mir darüber klar zu werden, von wo aus ich am besten ansetze“, murmelt
sie.
Dann geht sie zu ihrer gewählten Ecke des
Billardtisches, lehnt sich darauf und ermöglicht mir einen guten Blick auf ihr
Dekolleté. Sie tut dies direkt vor mir. Sie setzt ihren nächsten Stoß und reiht
sofort ihren nächsten an, beugt sich noch ein wenig tiefer über den Tisch,
sodass ich einen Teil ihrer Brustwarze sehen kann. Ich sauge scharf die Luft
ein. Meine Reaktion bringt sie dazu, ihren nächsten Zug daneben zu setzen. Ja!
Ich gehe herum, sodass ich neben ihr stehe. Sie
ist noch immer über den Tisch gebeugt. Ich lege meine Hand auf ihr reizendes
Hinterteil. Als ich mich zu ihr herabbeuge, flüstere ich, „Wackeln Sie mit dem
Hinterteil, um mich zu provozieren, Miss Steele?“ Daraufhin hole ich aus und
lasse meine Hand auf ihr Hinterteil herabsausen, sie keucht. Der Schlag
versetzt meiner Hand ein Kribbeln - ein willkommenes Gefühl.
„Ja“, murmelt sie. Spielst du etwa mit mir, Baby?
„Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht, Baby“, flüstere ich.
Sie reibt über ihren Hintern, während ich zur
anderen Seite des Tisches gehe. Ich beuge mich gezielt herab und setze meinen
Stoß. Ich treffe die rote Kugel und versenke sie in der linken Seitentasche.
Als nächstes ziele ich auf eine weitere, eine gelbe Kugel, ich setze an, um sie
in die obere rechte Tasche zu stoßen, verfehle aber um Haaresbreite mein Ziel.
Anastasia grinst mich siegessicher an.
„Kammer der Qualen wir kommen“, sagt sie und
versucht mich, zu verspotten. Sie weiß, dass ich es hasse, zu verlieren. Aber
ich gebe nichts preis. Ich hebe schließlich nur eine Augenbraue und bedeute ihr
mit einer Handbewegung, dass sie an der Reihe ist.
Sie macht ihren Stoß und versenkt die letzte
zweifarbige Kugel.
„In welche Tasche soll die schwarze Kugel?“
murmele ich, als würde ich sagen, ‚Such dir die Art und Weise aus, wie du
gefickt werden möchtest!‘
„Oben links“, sagt sie, beugt sich über den
Tisch, zielt, trifft sie und verdammt. Sie verfehlt deutlich! Ja! Mein breites
Grinsen verdeutlicht ihr, dass ich vorhabe, als Sieger vom Platz zu gehen. Ich
beuge mich über den Tisch und versenke die zwei verbliebenen Kugeln. Als ich
wieder stehe und meinen Queue gemächlich mit Kreide einreibe, brennt sich mein Blick in Anastasia.
„Wenn ich gewinne …“, sage ich langsam und
wollüstig, „versohle ich dich und ficke dich dann auf diesem Tisch.“
Ihr fällt die Kinnlade herunter und ihre Augen
weiten sich. Ich benenne mein Ziel und richte meine Augen auf den Preis.
„Oben rechts“, murmele ich zielgerichtet. Ich
richte meinen Queue auf die schwarze Kugel, beuge mich herab und zeige
Anastasia wieder, was sie haben kann. Ich setze meinen Stoß und als die weiße
Kugel, die schwarze trifft, wackelt und schwankt diese über der Tasche und
versenkt sich langsam spottend in der oberen rechten Tasche.
Meine Augen leuchten dunkel und siegreich. Ich
befeuchte meine Lippen und gehe wie ein Prädator auf meinen Preis zu.
(Hurricane by The Scorpions)
Ach du bist so klasse....ich bewundere dich das du dir so viel Arbeit machst.
ReplyDeleteWieder ein Super-Kapitel....
DANKE!