Zeugnisvergabe
Kapitel XIII
Übersetzer: Janine Heistmann
Am Morgen bin ich entschlossener denn je: Anastasia Steele, du
wirst heute meinen besten Kampf erleben, Baby!
Wenn ich etwas will, verliere ich nicht. Und im Moment gibt es nichts, was ich
mehr begehre, kein Abschluss ist so großartig, kein Unternehmen ist so kostbar,
keine andere Frau ist es wert sie zu verfolgen! Ich habe nur Augen für dich!
For Your Eyes Only by Sheena Easton
Ich
werde nicht aufgeben, bis ich dich endlich richtig für mich habe, vor allem
nicht jetzt, wo ich weiß, dass du mich auch willst. Ich kann die Details nicht
die Beziehung diktieren lassen, die wir haben können. Ich werde all meine
Karten auf den Tisch legen und dennoch noch ein paar Asse in der Hinterhand
behalten.
Ich
will sie wirklich nicht verlieren; der Gedanke sie zu verlieren, dass sie mir
vielleicht entgleitet, auch nur für eine Minute, erschreckt mich zu Tode! Wenn sie nicht meine Gefühle erwidert hätte, wenn sie
mich nicht so sehr begehren würde, wie ich sie, wenn sie nicht meine Sonne
wäre, wenn sie mich nicht so leidenschaftlich geküsst hätte, mich nicht so
leidenschaftlich im Bett geliebt hätte, wenn sie nicht den Blick in ihren Augen
hätte, wenn sie mich will und die Traurigkeit, wenn sie bereit ist aufzugeben,
obwohl sie etwas für mich fühlt, nur wegen ihren eigenen Prinzipien, würde ich
sie nicht so sehr verfolgen, egal wie sehr ich sie begehre oder mag! Aber
sie tut es und ich kann ihrem Sog nicht entkommen. Ich bin für sie, was sie für
mich ist! Sie ist nicht nur wunderschön und klug, sie ist auch prinzipientreu.
Sie weiß, was sie will, was sie begehrt. Sie ist vielleicht unerfahren, aber
wenn sie etwas fühlt, fühlt sie es tief, sie handelt nachhaltig, auch wenn es
sie vielleicht zu Tode erschreckt und sie wird ihren Prinzipien treu bleiben,
auch wenn es ihr das Herz in tausend Teile bricht und mir gleich mit. Das ist
das Sexieste, was ich je gesehen habe! Das ist mein
Schmerz und mein Vergnügen …
Ich
mag sie, ich will sie, ich begehre sie, ich habe starke Gefühle für sie, die
mir nicht einmal bekannt sind, die ich nicht einmal benennen kann! Ich bin vielleicht kein Gentleman, ich bin vielleicht der
Sohn einer Cracknutte, ich bin vielleicht ein Kontrollfreak, ein
Sklaventreiber, ein Größenwahnsinniger, aber ich kenne und erkenne Ehre! Das
ist etwas, auf das ich hin arbeite, weil es einiges an Kontrolle bedarf, um es
zu erreichen. Es ist ein Prinzip, mit dem ich aufgezogen wurde und es ist
etwas, was ich in ihr sehe! Sie handelt danach und davon bin ich zutiefst
beeindruckt! Sie ist eine außerordentliche Frau und ich habe das bemerkt. Nur
jemand, der es wert ist, kann sie vielleicht für sich behaupten. Wie glücklich
ich war, dass ich sie für mich behauptet habe, ohne wirklich ihren Wert zu
verstehen. Ich will ihrer würdig sein! Sie bringt mich dazu, ein besserer Mann
sein zu wollen. Sie ist vielleicht wie ein Tornado in meiner Seele, aber ich
liebe, was dies in mir rührt. Es lässt mich nicht zur Ruhe kommen, da ich nie
weiß, was sie als nächstes sagen oder tun wird. Obwohl sich ein Teil von mir
wünscht sie in gewisser Weise zu zähmen, verdammt, wen versuche ich hier zu
verarschen, ich würde es lieben sie zu zügeln. Basta. Ein Kompromiss würde aber
ihre besten Qualitäten bewahren, während man ihre Ecken und Kanten in Form
schleifen könnte. Ich werde all mein Verhandlungsgeschick heute aktivieren, um
heute ihre Zustimmung zu erhalten. Versuch’s doch mal, Miss Steele … Ana, Baby ich bin der Mann für dich!
I’m Your Man by Michael Buble
Früh
am Morgen gehe ich mit Taylor zum Workout. Taylor hält den Boxsack und ich
schlage und trete den Scheiß aus ihm heraus. Seine Augen weiten sich bei meinem
Eifer, meiner Wut und meinem aufgestauten Verlangen und er weiß warum.
„Werden
Sie heute Miss Steele sehen, Sir?“ fragt er zögernd.
„Ja“,
sage ich ausdruckslos, berichtige mich aber schnell, „nicht mit Sicherheit,
aber ich werde es versuchen“, sage ich.
„Viel Glück, Sir!“ sagt
er, als ob ich mich auf eine Rettungsmission auf feindlichem Territorium
begeben würde! Ich halte kurz inne, versuche nicht zu lachen und schlage ein
letztes Mal auf den Sack ein.
Dreißig
Minuten später gehe ich in meine Suite, bestelle Frühstück und gehe duschen.
Ich ziehe meinen grauen Anzug an und bestücke ihn mit meiner silbernen
Krawatte, welche zu meinem Lieblingsstück in den letzten Wochen geworden ist.
Taylor fährt mich zu Universität. Als ich mich auf den Weg in das Büro des
Kanzlers mache, flüstert mir Taylor leise, mit dennoch fester Stimme, zu, „Holen Sie sie sich, Sir!“ Als ich mich
zu ihm drehe, hat er bereits sein Pokerface aufgesetzt, ich nicke ihm als
Antwort zu. Diese Warterei nervt ihn auch!
Der
Kanzler tauscht affektiert Höflichkeiten mit mir aus und stellt mich den
anderen Angestellten vor. Schnell begrüße ich jeden und sage, „Vielleicht
sollte ich schon einmal zur Bühne gehen. Ich möchte noch einmal meine Rede
durchsehen“, obwohl ich überhaupt nichts durchsehen muss. Ich habe ein sehr
gutes Gedächtnis und ich kann es bereits nach dem ersten Lesen wiedergeben. Er
weist seinen Assistenten an, mir den Weg zu zeigen, aber ich sage, „Ich weiß, dass
Miss Katherine Kavanagh die Abschiedsrede halten wird. Wenn sie hier ist,
könnte sie mir ja den Weg zeigen.“ Das überrascht den Kanzler.
Ich füge, „Miss
Kavanagh ist ein Freund der Familie“, zur Erklärung hinzu. Sie
ist aus einer wohlhabenden Familie. Es sollte den Kanzler also nicht überraschen,
dass unsere Familien miteinander bekannt sind. Er schickt seinen Assistenten
los, um Kate zu finden.
Der
Assistent kommt mit ihr zurück und sie lächelt mich hinterhältig an. Was hat
sie wohl in Petto?
„Hallo
Christian“, sagt sie freundlich und unbeirrt meiner und der Gesellschaft der
anderen. Ihre uneingeschüchterte, aber höfliche, professionelle und freundliche
Haltung überzeugt den Kanzler und hebt Kates Wert in seinen Augen etwas an.
„Hallo
Kate“, sage ich und sie streckt mir ihre rechte Wange, als freundliche Geste,
hin und ich küsse sie freundlich darauf.
Der
Kanzler und sein Vizekanzler, sowie die Assistenten sind von diesem Austausch
eingeschüchtert. Der Kanzler fragt Kate mit ein wenig Ehrfurcht in der Stimme,
„Miss Kavanagh, wären Sie bitte so freundlich und geleiten Mr. Grey zu seinem
Platz auf dem Podium? Er würde gerne seine Rede durchsehen.“
„Natürlich
Kanzler“, sagt sie höflich und geht voraus.
Sobald
wir außerhalb der Hörweite sind, drehe ich mich um und frage sie, „Ist
Anastasia letzte Nacht sicher nach Hause gekommen?“ inbrünstig und besorgt.
„Ja
ist sie“, sagt sie ausdruckslos.
„Bist
du sicher?“ frage ich stirnrunzelnd.
„Natürlich,
ich habe sie heute Morgen gesehen. Sie hat sich meine Rede angehört. Warum
fragst du?“ sagt sie.
„Nur
so“, sage ich. „Ich wollte nur sichergehen, dass sie zu Hause angekommen ist,
aber sie hat mich nicht angerufen“, sagt sie.
Sie
verengt ihre Augen zu Schlitzen und richtet ihren
Du-Betrüger-ich-kriege-schon-noch-raus-was-los-ist-Blick auf mich. Sie sieht
mir direkt in die Augen, „Behandelst du meine beste Freundin auch gut?“ fragt
sie mit drohendem Unterton.
„Ja“,
sage ich entschieden.
„Warum
sah sie dann heute Morgen so aufgebracht aus?“, fragt sie.
„Sie
war aufgebracht?“ sage ich und meine Stimme hebt sich.
„Ja
war sie. Obwohl sie ihre patentierte Ablenkungstechnik verwendet hat. Aber wenn
man mit jemandem vier Jahre zusammenlebt, dann lernt man die Eigenarten schnell
kennen. Was hast du mit ihr gemacht, dass sie so durcheinandergebracht hat?“
sie kommt näher, ihr Blick wird drohender.
Ich
starre zurück.
„Was
hat sie gesagt?“ frage ich energisch.
„Warum
sollte ich ausgerecht dir das sagen?“ sie richtet ihren Finger auf meine Brust.
Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich lasse sie nicht aus den Augen.
„Weil
ich mir Sorgen um sie gemacht habe, da sie mit dieser Todesfalle, die sie ihr
Auto nennt, gefahren ist. Ich wollte sichergehen, dass sie in einem Stück zu
Hause ankommt! Wenn du eine gute
Freundin wärst, die sich um ihr Wohlergehen sorgt, würdest du auf meiner Seite
stehen!“ sage ich und beseitige ihren Finger höflich.
„Oh
Christian! Tut mir leid! Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn sie mit diesem
Auto fährt, aber du musst verstehen, dass sie nicht Unmengen von Geld hat, wie
andere Leute“, sagt sie und sieht mich an. „Du kannst sie nicht auf diese Weise
kritisieren und sie dazu bringen, schlecht über sich zu denken!“ sagt sie. Aber
ich weiß, dass meine Aussage Kate entschärft hat, da sie sonst nicht so
geschwätzig wäre und nicht so viel über Anastasia erzählt hätte. „Sie muss sich
über irgendetwas Sorgen machen, aber das ist Ana“, sagt sie, „Ich dachte es
wäre bloß Bammel vor der Abschlussfeier. Sie ist sehr verschlossen, wenn es um
ihre Gefühle geht. Wenn ich es mir recht überlege, dann hat sie versucht mich
abzulenken und meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Da ich mit
meiner Rede beschäftigt war, habe ich ihr nicht so viel Aufmerksamkeit zukommen
lassen, wie ich sollte.“ Ich nicke. Wir sind bereits auf dem Podium. Die Aula
ist voller Leute und wir müssen lauter sprechen, damit wir uns besser verstehen
können. Die Studenten und ihre Eltern versuchen in dem Chaos ihre Plätze vor
dem Podium zu finden.
„Tu
mir einen Gefallen, wenn die Abschlussfeiert vorbei ist“, sage ich.
„Hängt
davon ab, um was du mich bittest“, sagt sie ohne zu blinzeln.
„Lass es mich so
ausdrücken: Ich möchte, dass du Anastasia nach der Abschlusszeremonie findest
und sie zu mir schickst“, sage ich, mein
Blick bohrt sich in ihren. Man muss ihr zu Gute halten, sie zögert keine
Sekunde und fragt:
„Warum
sollte ich das für dich tun?“
„Du
tust es nicht für mich. Du tust das für deine beste Freundin, die sich noch
elender fühlen wird, wenn sie nicht mit mir spricht“, sage ich entschieden,
betont.
„Warum
wird sie sich elend fühlen? Wirst du ihr wehtun?“ fragt sie drohend, fast schon
herausfordernd.
Ich
bin erstaunt. „Nein natürlich nicht!“ sage ich. Sie ist wieder in ihrem
Glucken-Modus, von dem ich schon einmal Zeuge geworden bin.
„Wenn du ihr wehtust,
egal wie, Grey, werde ich dir die Eier abschneiden!“ sagt
sie bösartig, unerwartet für ein Mädchen, das so hübsch, klein und in ihrer
Erscheinung nicht bedrohlich wirkt.
„WENN“, sage ich betonend, „du sie sie nach der Abschlussfeier nicht zu mir bringst,
dann wird sie verletzt werden und das nicht von mir! Es liegt in deinen Händen.
Ich werde zurück nach Seattle fahren. Zwischen uns besteht vielleicht etwas
Besonderes, und sie fühlt sich vielleicht von meiner Person bedroht, von meinem
Reichtum. Ich möchte, dass sie nicht
weiter daran denkt. Aber wenn sie es tut“, sage ich zockend, „werde ich weitermachen. Ich bin ein vielbeschäftigter
Mann, Katherine. Ich habe keine Zeit zu verschwenden“, sage ich
und will ihr nicht zu viel preisgeben. Sie lässt sich meine Worte durch den
Kopf gehen und ich kann sehen, dass sie darüber nachdenkt.
„Bring sie nach der Zeremonie einfach zu mir“,
sage ich entschlossen.
„In Ordnung. Ich werde
sie zu dir bringen. Aber meine Drohung steht. Wenn du sie verletzt … denk an
deine Eier …“ sagt sie andeutend. Das Thema ist
abgehakt.
„Wir
müssen warten bis alle auf ihren Plätzen sitzen“, sagt sie und ändert das
Thema. Um exakt 11 Uhr kommen der Kanzler und sein Vizekanzler und nehmen
Platz. Einige Professoren und andere Leute, Katherine und ich landen in der
letzten Reihe. Wir nehmen unsere Plätze ein und unsere Konversation endet.
Die
Studenten haben ihre Plätze vor uns in der Aula eingenommen. Eltern und Freunde
sitzen auf der Tribüne. Die Stimmen sind lauter und nachdem alle auf ihren
Plätzen sitzen, stehen die Studenten auf und applaudieren. Sobald der Applaus
abebbt, setzen wir uns alle wieder.
Als
ich mich setze, öffne ich den Knopf meiner einreihigen Anzugjacke und enthülle
meine silberne Krawatte. Sollten Miss Steeles Augen mich finden und mich
anstrahlen, wird sie meine Absicht verstehen.
Der
Kanzler erhebt sich, nähert sich dem Rednerpult und beginnt mit seiner Rede.
Meine Augen wandern langsam und unauffällig über die Menge und halten nach ihr
Ausschau zwischen all den Studenten, die dieselben Roben und Kappen tragen. Ich
suche nach ihr, wie ein verlorener Planet seine Sonne.
Sie
nicht … Nein, die Brünette nicht. Sie nicht … ich überfliege die Gesichter
nacheinander und versuche immer noch uninteressiert und locker zu wirken.
Da ist sie! Unsere
Blicke treffen aufeinander.
Send Me on My Way by Rusted Root
Sie hat versucht sich
auf ihrem Platz zu verstecken! Warum? Ich starre sie an und verbanne das
Verlangen aus meinem Blick. Gelassen, leer. Aber fragend. Sogar aus dieser
Entfernung weiß ich, dass ich meine Sonne gefunden habe. Ich habe meinen Platz
gefunden. Ich habe meine Seele gefunden. Sie ist hier. Es ist sowohl
Erleichterung, als auch Verzweiflung, die mich durchströmen. Ihr geht es gut,
aber sie hat nicht auf meine E-Mails oder Anrufe geantwortet, noch sie
erwidert. Warum sollte sie das tun? Warum versucht sie von mir davon zu laufen,
wenn ich sehen kann, dass sie sich auf ihrem Platz windet, obwohl ich so weit
entfernt bin. Ich weiß, sie will mich. Ich habe denselben Effekt auf sie, wie
sie auf mich! Wir sind beide ohne einander verloren! Ineinander finden wir uns
selbst.
Ihr
Blick wandert hinab zu meiner Krawatte und es hat genau den Effekt bei ihr, den
ich mir erhofft habe. Jetzt errötest du nur, Baby. Ich habe noch immer meinen Plan B. Ja, heute habe ich vor zu gewinnen! Ein
kleines Lächeln zeichnet sich auf meinen Lippen ab, als ihr Hin- und Herwinden
offensichtlicher wird, obwohl sie kräftig versucht, es zu verstecken. Sie
erinnert sich an das, was wir mit Hilfe der Krawatte gemacht haben, die nun
mein liebstes spontanes Hilfsmittel ist. Ihr Winden leistet seine Arbeit bei
mir und ich fühle, wie ich eine Erektion bekomme. Verdammt!
Ich muss es unterdrücken in dieser Gesellschaft. Ich schließe
kurz meine Augen, um ihren Fesseln zu entkommen. Wenn ich sie weiter ansehe,
werde ich meine Rede wahrscheinlich mit einem Zelt, welches aus meiner Hose
stößt, halten müssen! Als ich meine Augen wieder öffne, ist mein gleichgültiger
Blick zurück und ich blicke zum Kanzler, dessen Anblick mein Feuer bestimmt
löscht. Ich wechsele meinen Blick zwischen gewöhnlichen Dingen hin und her und
finde letztendlich ein ungefährliches unanimiertes Objekt in Form des
Schullogos, welches über dem Eingang hängt. Es wäre mir unmöglich sie noch
einmal anzusehen, ohne den offensichtlichen Effekt zu erzielen. Vor allem da
sich meine sexuelle Energie nun schon seit Tagen anstaut, ebenso wie mein
überströmendes Verlangen und wenn ich an den möglichen Verlust letzte Nacht
denke, kann ich diese Chance nicht verstreichen lassen. Nichts Geringeres als sie zu haben,
sie zu beanspruchen, sie zu lieben – gut das
kommt vielleicht später – die Art, wie ich gerade fühle, würde mich dazu bringen,
sie auf jede erdenkliche Weise den ganzen Tag und die ganze Nacht zu ficken,
nur um dieses verdammte Feuer, das mich vernichtet, zu trüben! Deshalb
halte ich meinen Blick von ihr fern.
Ich
werde aus meinen Überlegungen gerissen, als ich Katherine Kavanaghs Namen höre,
um die Abschlussrede zu halten. Sie fesselt das Publikum, was mich nicht
überrascht, da sie als die Tochter ihres Vaters gelernt hat, eine breite Masse
in ihren Bann zu ziehen. Dennoch bin ich von der Wahl ihrer Wörter begeistert.
Sobald sie ihre Rede beendet hat, flippt das Publikum aus und sie erhält
Standing Ovation, die Gleichaltrigen jubeln ihr zu.
Dann
stellt der Kanzler mich vor, indem er sagt, „Jetzt möchte ich Ihnen gern einen
jungen Unternehmer vorstellen, der es geschafft hat, nicht nur im Washington
State seinen Platz zu finden, sondern auch in den gesamten Staaten, sowie auf
der internationalen Bühne. Er ist außerdem einer der wichtigsten Gönner der
Washington State University. Bitte begrüßen Sie: Christian Grey“, und mit
dieser Vorstellung ist mein Hinweis gekommen, meine Rede zu halten. Beim Klang
meines Namens applaudiert das Publikum höflich, aber gedämpft. Ich nehme meinen
Platz am Rednerpult ein.
„Ich bin zutiefst dankbar und gerührt über
die Ehre, die mir die Leitung der WSU heute
zuteilwerden lässt. Denn dadurch bietet sich
mir die Gelegenheit, Ihnen einen Einblick in die
eindrucksvolle Arbeit des Instituts für
Entwicklung und Umweltschutz zu geben. Wir haben uns das Ziel gesetzt, rentable
und ökologisch nachhaltige Methoden für die Landwirtschaft in Ländern der
Dritten Welt zu entwickeln, um langfristig unseren Teil beizutragen, Hunger und
Armut aus der Welt zu schaffen…“
Ich rede weiter über afrikanische,
schwarzafrikanische und südamerikanische Länder, wo der ökologische Abbau für
Verwüstung und Chaos sorgt und Hunger verursacht. Außerdem erzähle ich über
meinen eigenen Hunger, den ich erleiden musste, bevor ich adoptiert wurde.
Diese Information ist für Miss Steeles Nutzen. Ich gebe etwas vor all den
anderen preis, um ihr klar zu machen, dass ich erreichbar bin, dass ich mehr
bin, als meine Kammer der Qualen, wie sie sie
nennt. Dass ich nicht immer reich war, dass ich meinen eigenen Weg gegangen
bin. Was ich habe, war nichts, was ich geerbt habe. Ich habe ausgesprochen hart
dafür gearbeitet, weil ich nie wieder arm und hungrig sein wollte! Nie! Ich
möchte, dass sie diesen Teil meiner Kontrollverrücktheit versteht, sobald es
darum geht, dass ich von ihr verlange, ihren Teller leer zu essen. Das ist mein
Teil des Kompromisses. Obwohl es öffentlich bekannt ist, dass ich adoptiert
wurde, sind die Details meiner Vergangenheit nicht publik. Auch wenn jemand
neugierig genug ist, würde er nichts herausfinden. Man müsste sehr tief in der
Vergangenheit graben und diesen Teil möchte ich für mich behalten. Sehen Sie
Miss Steele, ich kann offen sein … Ich breite meine dunkle Vergangenheit vor
dir aus … Das
bin ich, mein abgefucktes Selbst! Nimm mich, wie ich bin …
Everything I Do by Bryan Adams
Normalerweise
rede ich nicht gern über das, was ich für andere tue. Vielleicht versuche ich
noch immer den Hunger, des kleinen Jungen, der ich einmal war, zu unterdrücken.
Mein Team sagt mir, dass es nützlich für die Universität ist, durch jemand in
meiner Position, Bekanntheit zu erlangen und so andere dazu zu bringen Geld zu
stiften. Als ich meine Rede beende sage ich, „Dies ist eine sehr persönliche
Reise für mich…“ und sehe sie unauffällig an. Ich lächele dem Publikum nach
meiner Rede zu und sogar Miss Kavanagh, die Eierabschneiderin, applaudiert mir
inbrünstig.
Endlich ist es Zeit die Diplome auszuteilen.
Aber es gibt über vierhundert Studenten, an die ich ihre Abschlusszeugnisse
verteilen muss und ihr Nachname beginnt mit dem Buchstaben ‚S‘, um Gottes Willen! Über eine Stunde, viele Diplome und
unzähliges Händeschütteln später, höre ich, wie ihr Name aufgerufen wird und
mein Herz stolpert für einen Moment.
Ich bin erleichtert, sie nun endlich klar vor
mir zu sehen. Mein Blick erwärmt sich mit einem Blick auf sie und sobald sich
unsere Hände berühren, sich verbinden, besteht sofort wieder diese elektrische
Spannung zwischen uns.
„Herzlichen Glückwunsch, Miss Steele“, sage
ich als ich ihre Hand schüttele und sie sanft drücke. Ich wünschte, ich
bräuchte sie nicht loszulassen. Ich lehne mich etwas weiter nach vorn und
frage, „Ist irgendetwas mit deinem Laptop nicht in Ordnung?“ und händige ihr
ihr Zeugnis aus.
„Nein“, sagt sie und runzelt verwirrt die
Stirn.
„Dann ignorierst du
meine Nachrichten also?“ sage ich verletzt, obwohl ich dieses Gefühl unterdrücke und verstecke.
„Ich habe nur die Fusionierungsmail gelesen“,
sagt sie und verwirrt mich damit. Oh, sie spricht von der E-Mail, die ich ihr
letzte Nacht geschickt habe. Also hat sie die anderen Nachrichten, die ich ihr
geschickt habe, nicht gesehen?
Da ich sehe, dass hinter Anastasia schon die
nächsten Studenten warten, sage ich „Später“ und sie geht zurück zu ihrem
Platz. Viele glotzende männliche und weibliche Studenten später, habe ich alle
Diplome überreicht. Sobald ich fertig bin, achte ich darauf, dass ich Miss
Steele nicht beachte. Sie wird begierig sein und ich werde sie soweit haben,
dass sie am Ende des Tages nach mir betteln wird. Die anderen Personen auf dem
Podium, sowie ich und Miss Kavanagh verlassen die Bühne, ohne sich noch einmal
umzudrehen und sie anzusehen.
Nach der Zeremonie schüttele ich dem Kanzler
die Hand und entschuldige mich, um mit Miss Kavanagh zu reden.
„Kate! Du musst Anastasia holen gehen, jetzt
sofort!“ Sie
starrt mich an, nickt und macht sich auf den Weg, sie zu holen. Sobald Kate
gegangen ist, bin ich vom Kanzler und anderen Professoren umgeben, die alle
darauf brennen, sich mit mir zu unterhalten.
Ich fühle ihren Blick, als sie mit ihrer
Mitbewohnerin Kate hereinkommt. Ich drehe meinen Kopf und sehe sie.
„Entschuldigen Sie mich meine Herren“,
murmele ich den anderen zu. Ich lächele Kate an und danke ihr. Ohne auf Kates
Antwort zu warten, nehme ich Anastasia am Ellenbogen, da meine Geduld langsam
am Ende ist. Ich führe sie von der Menge weg, um einen ruhigen Ort zu finden -
dieser entpuppt sich als Männerumkleide - und ich führe sie hinein. Ich
überprüfe, ob dort irgendwelche Leute drin sind. Der Raum ist leer und ich
verriegle ihn, nachdem wir beide drin sind.
Dann drehe ich mich mit meinem ganzen Frust,
der sich über die Woche angestaut hat, um und starre sie an:
„Warum hast du mir nicht
zurückgeschrieben?“ frage ich innig.
Just Another Day Without You by John Secata
Sie sieht mich verwirrt an und antwortet. „Ich
habe heute noch keine Zeit gehabt, meine Mails oder mein Handy zu checken. Ich
war damit beschäftigt, mich fertig zu machen.“ Dann wechselt sie das Thema,
„Übrigens war deine Rede großartig, Christian.“
„Danke“, sage ich automatisch. Die Manieren,
die meine Eltern uns jahrelang beigebracht haben, zeigen sich.
„Jetzt verstehe ich deine Probleme mit übrig gebliebenen
Lebensmitteln.“ Obwohl ich froh bin, dass meine Anstrengung sich gelohnt hat,
könnte es mich bei dem geringen Abstand zwischen uns kaum weniger
interessieren. Ich bin völlig verzweifelt und fahre mir mit beiden Händen durch
die Haare. Versteht sie denn nicht, wie besorgt ich um sie war, in dieser
Todesfalle, welche sie Auto nennt? Sie hat mir nicht geschrieben, oder getextet
oder mich angerufen… Das war verantwortungslos! Ich hatte die Situation nicht
in der Hand und musste durch Katherine Kavanagh erfahren, dass es ihr gut geht!
Wegen ihr bin ich beinahe durch die Hölle gegangen, sie quält mich!
Ich gehe in dem beengten Raum auf und ab, um
meine Atmung zu beruhigen und drehe mich zu ihr, als ich merke, dass ich mich
wieder völlig unter Kontrolle habe. „Anastasia, ich
möchte jetzt nicht über meine Vergangenheit reden.“ Ich schließe
meine Augen vor Schmerz, sie nicht zu haben, nicht über sie bestimmen zu dürfen
und so für ihre Sicherheit zu Sorgen. Und sie fordert mich heraus und dass ich
nichts dagegen machen kann, beunruhigt mich immens! Ich sehe sie mit der
Intensität all meiner Gefühle an, ich habe nicht mehr das Verlangen sie zu
verstecken: „Ich war krank vor Sorge!“ flüstere
ich leidenschaftlich.
„Warum hast du dir Sorgen gemacht?“ sagt sie verwirrt.
Hat sie mir letzte Nacht nicht zugehört? Sie
ist in einer mobilen Todesbox davon gefahren! „Weil
du in dieser Todesfalle herumfährst! Brauche ich irgendeinen anderen Grund?“ stoße
ich hervor.
“Was?” sagt sie bockig. “Wanda”, sie
korrigiert sich selbst, “mein Auto ist keine Todesfalle. Jose checkt sie regelmäßig
für mich!” bringt sie hervor. Der Möchtegern-Vergewaltiger ist also auch ihr
Mechaniker? Der Scheißkerl, der mich letzte Nacht in meinem Albtraum geplagt
hat? Meine Augen werden kalt. Ich kann mich kaum beherrschen. Ich merke, wie die
Eifersucht in mir aufkeimt.
„Du hast Jose gesagt. Ist das der Fotograf? Der
Möchtegern-Vergewaltiger?” sage ich und verenge meine Augen zu Schlitzen.
„Ja der Jose.
Nur weil er das Auto gut kennt. Es hat seiner Mutter gehört”, sagt sie
schnell, um meine aufkeimende Wut zu beschwichtigen.
„Natürlich tut er das!“, sage ich. „Es ist
wahrscheinlich ein Familienerbstück. Davor hat er bestimmt schon seiner Ur-Ur-Ur-Großmutter
gehört! Dieses Auto ist gefährlich!“
höre ich mich sagen. Meine Stimme ist heiser und voll unbekannter Gefühle.
„Christian, du übertreibst. Ich fahre sie
schon seit über drei Jahren. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Das
war nicht meine Absicht. Warum hast du mich nicht angerufen?“
Wie soll ich ihr erklären, dass ich sie
unzählige Male angerufen und ihr unzählige Mails und SMS geschrieben habe und
keinerlei Antwort von ihr bekommen habe? Ich muss eine Antwort haben, bevor ich
hier noch in Flammen aufgehe. Ich verliere die Kontrolle. Sie gleitet mir aus
den Fingern und in ihrer Nähe bin ich mir nicht sicher, ob ich damit umgehen
kann! Ich atme zweimal tief ein und schließe die Augen, um mich zu sammeln. Es
scheint so, als ob ich auch das letzte bisschen Kontrolle in ihrer Nähe
verliere. Aber ihre Abwesenheit macht dasselbe, wenn nicht sogar schlimmere
Dinge mit mir! Was tut sie mir nur an?
Ich öffne meine Augen und blicke auf sie
hinab und offenbare ihr meine Seele, mit all ihrer Intensität, „Ich brauche endlich eine Antwort, Anastasia! Diese
Warterei“, ich schließe wieder meine Augen, um ihrem Sog zu
entkommen, „diese Unwissenheit, was du wohl sagen oder
tun wirst, macht mich wahnsinnig! Ich werde verrückt.“ Ich öffne meine Augen
und suche nach einem Zeichen von ihr.
I'm on Fire by Bruce Springsteen
„Christian ich … mein Stiefvater wartet unten
auf mich, ich habe ihn allein gelassen.“
„Ok. Du hast bis morgen Zeit.
Ich möchte …“
sage ich, „nein ich brauche bis morgen deine
Antwort.“ sage ich leidenschaftlich.
„In Ordnung. Morgen bekommst du deine
Antwort“, und sieht zu mir hinauf.
Ich will sichergehen, dass sie es ernst nimmt
und nicht mit mir spielt. Ich trete einen Schritt zurück und blicke sie an. Ihr
Verhalten verrät mir, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Das erleichtert mich
und ich bemerke, wie ich mich entspanne. Ich wusste nicht einmal, dass mein
ganzer Körper, von den Zehen bis zu den Schultern, angespannt war!
„Bleibst du noch auf einen Drink?“ frage ich.
„Oh, ich bin mir nicht sicher, was mein
Stiefvater Ray machen möchte.“ Zum ersten Mal seitdem ich mich etwas entspannt
habe, realisiere ich, dass ihr Stiefvater auch hier ist. Ich möchte ihn
treffen, weil es mir eine weitere Möglichkeit bieten würde, Anastasia besser
kennenzulernen.
„Könntest du mich deinem Stiefvater
vorstellen?“ frage ich.
Sie sieht mich entgeistert hat, enttäuscht.
„Christian, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, sagt sie. Diese Aussage
verletzt meine Gefühle ungemein und ich habe nicht einmal die Möglichkeit,
meine Gefühle zu verstecken. Ich schaffe es gerade so und verziehe meine Lippen
zu einer schmalen Linie.
„Schämst du dich für mich, Ana?“ flüstere
ich.
„Nein!“, sagt sie leidenschaftlich.
„Was ist es dann?“ bohre ich nach.
„Christian, wie und als was soll ich dich ihm
denn vorstellen? << Hi Dad, das ist der Mann, der deine Tochter entjungfert
hat und jetzt eine BDSM-Beziehung mit ihr beginnen möchte. Das ist also mein
zukünftiger Dom! >> Du trägst
deine Laufschuhe nicht!“ sagt sie. Ich möchte böse auf sie sein, aber ein
Lächeln kräuselt meine Lippen und ich kann es nicht unterdrücken.
„Nur damit du‘s weißt, Anastasia“, sage ich
lächelnd, „Ich kann sehr schnell rennen. Warum stellst du mich nicht einfach
als Freund vor?“
Ich entriegele die Tür und führe sie hinaus.
Wir gehen zurück zur Menge. Ich bleibe beim Kanzler, den Vizekanzlern, den vier
Professoren und Katherine als Anastasia loshetzt, um ihren Stiefvater zu
finden. Sie sieht aus wie ein geölter Blitz und überrascht alle, die ihr hinterherblicken.
Wenig später sehe ich sie am Arm ihres Stiefvaters entlanggehen. Plötzlich
kommt aus heiterem Himmel ein blonder, gutaussehender Scheißkerl selbstsicher
auf sie zu und wirbelt sie im Kreis herum wie ein kleines Mädchen! Katherine
bemerkt meinen Blick aus dem Augenwinkel, aber bevor sie etwas sagen kann,
entschuldige ich mich bei den anderen. Katherine trippelt hinter mir her. Mein
kalter Blick ist auf Anastasia gerichtet, als der blonde Scheißkerl seinen Arm
um sie legt wie ein Liebhaber. Wenn Blicke töten könnte, wäre er sofort tot
gewesen, als er Anastasia berührt hat!
Kate geht neben mir als wir das Trio
erreichen. Meine Augen glühen auf den Händen, die auf Anastasias Taille
besitzergreifend ruhen. Dieser Mann kann um sie herumschleichen wie eine
Schlange und mich kann sie ihrem Vater nicht einmal als Freund vorstellen? Kate
überrascht mich, als sie auf Ray zugeht, ihn begrüßt und auf beide Wangen
küsst.
„Hallo Ray!“ sagt sie heiter. Dann lässt sie
die Bombe platzen, „Hast du schon Anas Freund kennengelernt? Christian Grey.“
Der Ausdruck auf Anastasias Gesicht ist
unbezahlbar. Wie in diesen Werbespots…
„Einen Abschluss nach
vierjährigem Studium erhalten – hunderttausend Dollar; Abschlusskappe und –robe
– zweitausend Dollar; die beste Freundin, die deinen Möchtegern-Dom deinem
Vater am Tag der Abschlussfeier, vorstellt - unbezahlbar!“
Das Preisschild an ihrem Gesichtsausdruck:
Unbezahlbar. Sie ist kurz vorm Hyperventilieren und schafft es kaum ihre
Kinnlade wieder vom Boden aufzuheben. Ich glaube, wenn Ray nicht hier wäre,
wäre es Katherine, die ihre Laufschuhe anhaben sollte. Der Gedanke daran macht
diese Vorstellung schon erstrebenswert. Irgendwie bin ich froh, dass sie mich
als ihren Freund vorgestellt hat. Das sollte den Scheißkerl dazu bringen, seine
vereinnahmenden Finger von ihr zu nehmen! Aber das tut es nicht.
„Mr. Steele, es ist mir ein Vergnügen Sie
kennenzulernen“, sage ich und strecke Anastasias Stiefvater meine Hand hin.
„Mr. Grey“, sagt er als er sich von dem
Schock erholt hat. Dann sagt Katherine, „Und das ist mein Bruder, Ethan
Kavanagh“, wie immer sehr auf die Etikette bedacht.
„Mr. Kavanagh“, sage ich kühl. Wir geben uns
die Hand. Da die verdammte Vorstellerei endlich vorbei ist, strecke ich meine
Hand nach Anastasia aus und rufe sie,
„Ana, Baby“, und ziehe sie aus dem Griff des Scheißkerls. Ungewollt hat mir
seine Schwester dabei geholfen mein Territorium abzustecken und überraschenderweise
gefällt mir mein neuer Titel. In Gedanken spreche ich es vor mich hin, um
herauszufinden, wie es klingt: Freund, Anastasias Freund. Das gefällt mir!
Vielleicht mehr als es sollte.
Anastasia ergreift meine Hand und ich ziehe
sie in meine Arme, wo sie hingehört. Wie abgesprochen sagt Katherine, „Ethan,
Mom und Dad wollten mit dir sprechen“,
und schleift ihren Bruder mit sich mit, der sich noch einmal zu Anastasia und
mir umdreht.
Anastasias Stiefvater wendet sich neugierig
zu uns und sagt, „Wie lange kennt ihr beiden euch schon?“ während er versucht
gelassen zu sein und sich wortkarg zu geben, aber ich kenne diesen Blick genau,
da ich ihn perfektioniert habe. In seinem Kopf schwirren tausende Fragen, aber
in diesem Moment will er nur wissen, dass es seiner Tochter gut geht.
Anastasia ist sicher in meinen Armen. Meine
Finger streifen ihren nackten Rücken, da sie ein rückenfreies Kleid trägt. Anscheinend
hat sie ihre Robe abgelegt und es gefällt mir, was ich darunter vorfinde. Ruhig
antworte ich auf die Frage ihres Stiefvaters:
„Ein paar Wochen in etwa, Sir. Wir haben uns
kennengelernt, als Anastasia mich für das Studentenmagazin interviewt hat“,
sage ich ruhig.
Er dreht sich zu ihr und sagt anklagend, „Ich
wusste gar nicht, dass du für das Magazin arbeitest, Ana. Hast mir nie von erzählt“,
und klingt schon fast so, als ob er es für eine Lüge hält.
„Kate war krank, deshalb bin ich für sie
eingesprungen“, sagt Anastasia und ihr Vater nickt.
„Das war eine großartige Rede, Mr. Grey“, sagt
er endlich und in seinem Ton hört man Zustimmung.
„Danke, Sir“, antworte ich und entscheide
mich für den Angriff, „Wie ich höre, sind sie ein leidenschaftlicher
Fliegenfischer“, und beißt sofort an.
„Ja ich liebe Fischen!“ sagt er
enthusiastisch. „Fischen Sie?“
„So oft ich kann. Mein Vater, mein Bruder und
ich gehen gerne fischen. Sie wissen schon, um etwas Zeit unter Männern zu
verbringen…“ sage ich und er grinst, da er das verbindende Element beim Fischen
kennt. Wir reden über Haken, Köder und Gewässer, in denen man gut fischen kann.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Anastasia sowohl geschockt ist, dass wir so
schnell eine Gemeinsamkeit im Fischen entdeckt haben und gelangweilt über
unsere Unterhaltung. Sie entschuldigt sich, um ihre Mitbewohnerin zu suchen. Ihre
Abwesenheit bietet mir die Gelegenheit offener mit ihrem Stiefvater zu reden.
„Bitte, Mr. Steele. Ich bin der Freund ihrer
Tochter. Nennen Sie mich Christian”, sage ich und sein Grinsen verbreitert
sich.
„Christian“, er erprobt den Klang und tut es
mir gleich, „Ein Mann, der sich mit dem Fischen auskennt, ist mir gleich
sympathisch! Nennen Sie mich Ray!“ sagt er aufrichtig. Und das ist es, wir sind
verbunden.
„Ich bin so froh, sie kennengelernt zu
haben“, sage ich mit all meiner Aufrichtigkeit.
„Vielleicht könnte ich ein Anliegen, das
Anastasias Sicherheit betrifft, mit Ihnen besprechen“, sage ich und habe all
seine Aufmerksamkeit.
„Ihre Sicherheit? Ist sie irgendeiner Gefahr
ausgesetzt?“ fragt er voller Sorge.
„Ich denke schon, auch wenn es nicht das ist,
woran Sie denken. Gestern habe ich das Auto gesehen, das sie fährt und es ist
nicht straßentauglich. Sie hängt natürlich daran, weil sie es ihr gekauft
haben. Ich weiß, dass ich diese Situation ohne Probleme beseitigen könnte. Ich
würde mir nie vergeben, wenn ihr etwas passiert. Also, was ich eigentlich frage
wollte: Kann ich ihr jetziges Auto, das Sie gekauft haben, durch ein sicheres
Auto ersetzen? Das würde mich sehr beruhigen und ich bin mir sicher, dass es
auch Ihnen damit besser gehen würde“, sage ich.
„Oh. Christian, das ist ein sehr großzügiges
Angebot. Aber wir sind nicht in der Lage es Ihnen zu vergüten…“ sagt er, aber
ich halte meine Hand hoch, um ihn zu unterbrechen.
„Sir, es ist keine Leihgabe. Es ist ein
Abschlussgeschenk für sie. Welchen Nutzen hätte es, wenn ich ihr etwas kaufen
würde, dass sie nicht braucht, wenn ich uns beide mit einem neuen Auto
beruhigen könnte. Ich sorge mich häufig um sie. Es scheint so, als ob sie sehr
unkoordiniert ist, was mein Angstlevel noch weiter steigen lässt, wenn sie
dieses Auto fährt“; sage ich.
Als Ray von Anastasia Tollpatschigkeit hört,
weiß er sofort, wovon ich spreche und sagt grinsend, „In diesem Fall,
Christian, haben Sie meinen Segen. Nur zu! Es wird mich wahrscheinlich auch
beruhigen!“
“Danke, Sir! Und ich würde es sehr begrüßen,
wenn sie ihr nichts davon erzählen würden. Ich möchte sie damit überraschen“,
sage ich und er streckt seine Hand aus und tätschelt meinen Rücken zustimmend.
Als wir unser Gespräch bezüglich des Abschlussgeschenks beenden, kommt
Anastasia zurück. Ihr Stiefvater fragt wo sich die Toiletten befinden und
Anastasia zeigt ihm den Weg. Anastasia blickt mich kurz an und ihr Blick ist
nervös. Ein Fotograf kommt auf uns zu und fragt, ob er ein Foto von uns machen
kann. Ich lächele in mich hinein. Ich habe heute drei Premieren erlebt. Ich
habe Anastasias Vater getroffen – das erste Elternteil eines Mädchen, einer
Sub, einer Sklavin oder von irgendjemanden, den ich je getroffen habe, dann
habe ich nach seiner Erlaubnis gefragt, ihr ein Auto zu kaufen und jetzt wird
ein Foto von uns gemacht. Ich war vorher noch nie mit einer Frau auf einem Foto
zu sehen.
„Danke, Mr. Grey“, sagt der Fotograf und eilt
davon.
„Wie ich sehe, hast du auch meinen Vater in
deinen Bann gezogen …“ sagt Anastasia, aber worauf ich mich mehr konzentriere
ist, was sie nicht gesagt hat. Habe ich auch sie in meinen Bann gezogen?
„Hast du auch gesagt?“ frage ich und hebe
meine Augenbrauen. Sie wird rot. Verlegenheit. Aber das ist nicht alles. Sie
errötet meistens, weil ihr Verlangen nach mir ansteigt. Sanft hebe ich ihr Kinn
mit meiner Hand an und streiche mit meinen Fingern über ihre Wange.
„Woran denkst du, Anastasia?“ frage ich sie
leise. „Was ich nicht alles dafür geben würde, es zu wissen!“ sage ich leidenschaftlich,
umschließe ihr Gesicht und hebe ihren Kopf, sodass wir einander intensiv in die
Augen blicken. Ihre Atmung beschleunigt sich. Obwohl so viele Menschen um uns
herum sind, nehmen wir die anderen plötzlich nicht mehr wahr. Es gibt nur mich
und Anastasia.
„Im Moment“, flüstert sie, „denke ich nur ‚hübsche Krawatte‘“,
sagt sie mit heiserer Stimme.
All I Want is You by U2
Ich muss schmunzeln als ich an das zurück
denke, an das uns die Krawatte erinnert und sage, „Ja, sie ist hübsch. Sie ist
in letzter Zeit zu meiner Lieblingskrawatte geworden.“ Sie läuft knallrot an. Sie
ist reizend! Sie ist geil auf mich! Sie begehrt mich genau in diesem Moment und
will mit mir schlafen. Man erkennt es allein in ihrem Blick, ihrer
Körpersprache und der Art und Weise wie sie alle um uns herum missachtet. Die
Spannung zwischen uns wird fühlbar und offensichtlich.
„Du weißt genau, dass es gut werden wird,
oder Baby?“ flüstere ich. Sie schließt ihre Augen mit der Intensität, die das
Verlangen nach mir auslöst.
„Aber ich will mehr“, flüstert sie. Ich weiß,
dass sie mehr will. Es spukt schon seit Tagen in meinen Träumen herum! Sie will
Herzchen und Blümchen.
„Du willst Herzchen und Blümchen“, stelle ich
fest und sie nickt einfach nur und stimmt mir damit zu.
„Mehr“, sage ich und überprüfe den Klang des
Wortes. Dieser Klang hört sich fremd für mich an. Ich habe es schon einmal
benutzt und es hat mir nicht gefallen. Ich habe nie Zugeständnisse gemacht.
Aber mit Anastasia bin ich bereit Kompromisse einzugehen. Ich kann ihrem Sog
nicht entkommen, ich weiß nicht, ob ich es machen kann! Ich muss ehrlich zu ihr
sein.
„Anastasia“, ich bin kaum in der Lage zu
flüstern, „Baby, davon verstehe ich nichts.“
„Ich auch nicht“, sagt sie. Mein Herz
erweicht sich für sie. Das ist mein Baby … ich muss lächeln.
„Baby, es gibt so vieles, wovon du nichts verstehst“, sage ich. Und
alles was sie weiß, hat sie in den letzten Tagen von mir gelernt.
„Und du verstehst nur etwas von den falschen
Dingen“, flüstert sie. Wie kann sie das denken?
„Falsch? Für mich ist es nicht falsch“, sage
ich und schüttele meinen Kopf. „Bitte, versuch es“, flüstere ich und fordere
sie heraus, endlich den Sprung zu wagen. Ich schenke ihr mein Lächeln, das ich
nur für sie reserviert habe und lege den Kopf schief.
Ihre Atmung beschleunigt sich.
Sie sieht mir intensiv in die Augen. Ich habe
Angst, dass sie “Nein!” sagen wird und davonläuft. Aber was ich höre,
schockiert mich bis tief in mein Innerstes!
„Okay“, flüstert sie.
Ich kann meinen Ohren nicht trauen! Sie hat
sofort meine komplette Aufmerksamkeit und mich an den Eiern. Ich sehe ihr
aufmerksam in die Augen, versuche sie nicht misszuverstehen. Sie schluckt.
„Was?“ frage ich, weil ich meinen Ohren kaum trauen
kann. Ich möchte, dass sie mir ihre Antwort noch einmal bestätigt.
„Ich sagte, okay …“ sie hält inne, „Ich werde
es versuchen.“
Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich
wie in diesem Moment. Aber ich möchte nicht außer mir vor Freude sein, da ich
nicht will, dass ich später enttäuscht bin, wenn ich sie doch nicht richtig
verstanden habe. Mein Herz würde es nicht ertragen!
„Du stimmt zu?“ frage ich. Der Zweifel in
meiner Stimme ist unüberhörbar.
„Ja das tue ich. Über die Soft Limits müssen
wir noch reden. Aber meine Antwort ist ja. Ich werde es versuchen“, sagt sie
leise. Nachdem sie es nun zum dritten Mal bestätigt hat, glaube ich ihr und bin
völlig beschwingt. Es ist wie mein Geburtstag, Weihnachten und ein unerwartetes
und erhofftes Geschenk gleichzeitig. Automatisch ziehe ich sie in meine Arme
und schließe die Augen.
„Verdammt,
Ana! Das kommt ganz und gar überraschend. Du raubst mir den Atem“, sage ich mit
Ehrfurcht und Bewunderung in meiner Stimme.
Take my Breath Away by Berlin
Ich weiß gar nicht, ob ich sie halten, küssen
oder sie einfach von hier wegbringen soll und sie nach meinen ganz eigenen
Vorstellungen haben sollte! Ich bin überglücklich!
Ihr Stiefvater kommt zurück als ich völlig in
Gedanken bin. Als ich ihren Stiefvater sehe, bin ich selig genug, um meine
Gefühle nicht mehr verstecken zu können; selbst wenn der Papst persönlich aufgetaucht
wäre, um mich zu warnen! Meine Augen leuchten vor unverhülltem Glück.
„Annie, wollen wir Essen gehen? Ich sterbe vor Hunger nach dieser ganzen
Warterei“, sagt er.
„Okay“, sagt sie, während sie sich versucht
zu sammeln. Ray dreht seinen Kopf zu mir und fragt, „Wollen Sie mit uns kommen,
Christian?“ Anastasia blickt mit ihren großen blauen Augen zu mir hinauf und
sieht ziemlich entsetzt aus, bei der Vorstellung gleich unter dem prüfenden
Blick zweier Männer aus ihrem Leben zu stehen. Dieser Gedanke macht mich
unglaublich glücklich. Ich bin nun der wichtigste Mann in ihrem Leben! Ich! Ich glaube nicht, dass ein Kaiser,
der das Land, das er am meisten begehrt hat, erobert hat, glücklicher,
beschwingter sein könnte, als ich in diesem Moment! Also schenke ich dir die
Zeit mit deinem Vater, Miss Steele. Endlich kann ich es ertragen von dir
entfernt zu sein, da ich weiß, dass ich dich bald zurück in meinen Armen haben
werde, wo du hingehörst…
„Danke Mr. Steele, aber ich habe bereits
andere Pläne. Es war mir eine Ehre, sie kennenzulernen“, sage ich.
„Gleichfalls, Christan“, sagt er, „Und passen
sie gut auf meine Kleine auf“, sagt er.
Das bringt mich zum Lächeln, „Oh, das kann
ich Ihnen versichern, Mr. Steele.“ Wir geben uns die Hand. Ich drehe mich zu
Anastasia. Sie raubt mir einfach den Atem. Ich nehme ihre Hand in meine und
führe sie an meine Lippen, küssen zärtlich jeden einzelnen Knöchel. Meine Augen
und mein Blick sind wie glühende Asche,
weil mein Verlangen nach ihr so groß ist.
„Bis
später, Miss Steele“, flüstere ich ihr ins Ohr. Es ist voller Verheißung auf
das, was kommen wird und ich beabsichtige dieses Versprechen gänzlich zu
erfüllen.
Just Died in Your Arms by Cutting Crew
******
Taylor findet mich, sobald er weiß, dass ich
nicht mehr in Gesellschaft bin und es Zeit ist zu gehen. Er blickt mich kurz an
und ich sehe, dass er erleichtert seufzt und vor sich hin murmelt „Herzlichen Glückwunsch, Sir!“ als ob ich
eine Rettungsmission, ohne Kratzer überstanden habe. Ich nicke zur Antwort, und
in mir breitet sich ein Schwindelgefühl aus.
„Wohin, Sir?“ fragt er.
„Bringen Sie mich zurück zum Heathmans“, sage
ich. Ich muss etwas essen und arbeiten, obwohl ich mein größtes Geschäft schon an
diesem Morgen abgeschlossen habe.
Ich gebe etwas in Auftrag und mache mich an die Arbeit. Taylor und
ich gehen am Abend laufen. Taylors Stimmung hat sich direkt proportional mit
meiner verbessert. Gott! Diese Frau kann uns Männer alle um
den kleinen Finger wickeln! Sie wird mein Tod sein. Mein
wunderschönes Gift, und Gegengift … Als wir zurückkommen, gehe ich duschen.
Schnell ziehe ich mein weißes Hemd und meine Jeans an und gehe zügig zu meinem
Laptop, um Anastasia eine Nachricht zu schicken.
Von: Christian Grey
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011 17:23
An:
Anastasia Steele
Was könnte ich noch sagen, was ich nicht
schon längst gesagt habe?
Ich freue mich darauf, die Soft Limits mit
dir zu besprechen.
Du sahst heute wunderschön aus.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich kann mich
verdammt nochmal kaum beherrschen. Ihre Antwort kommt augenblicklich. Sobald
sie eingeht, klicke ich darauf und meine Hände zittern.
Von: Anastasia
Steele
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011 17:24
An:
Christian Grey
Ich kann heute
Abend gerne noch vorbeikommen, um über alles zu sprechen, wenn es dir passt.
Ana
Wenn es mir passt? Baby, ich warte jetzt schon eine Weile, dass du
zustimmst! Ich sehne mich nach deiner Zuneigung. Wenn sie nicht weiß, wie man
mit Sex bestraft oder wenn sie nicht eine angeborene Fähigkeit hätte, würde ich
meinen Namen ändern! Sie hat eine natürliche Kontrolle, ich bin bereit zu
explodieren. Aber ich möchte erstens nicht, dass sie in dieser Todesfalle fährt
und zweitens, wenn sie kommt, kann sie jederzeit gehen. Ich möchte die
Kontrolle haben. Sofort tippe ich ihr eine Antwort.
Von: Christian Grey
Betreff: Soft Limits
Datum: 26. Mai 2011 17:28
An: Anastasia Steele
Anastasia, ich würde lieber zu dir kommen. Was ich über deinen Wagen gesagt habe, war
durchaus ernst gemeint – mir ist nicht wohl dabei, wenn du damit durch die
Gegend fährst.
Ich bin gleich da.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
Ich bin bereits
angezogen.
“Taylor!” rufe
ich.
“Ja, Sir”, er
ist sofort da.
„Zwei Dinge.
Erstens, rufen Sie in der Bar an und lassen Sie sie eine gekühlte Flasche
‚Bollinger Grande Année Rosé 1999‘und den SUV bereitstellen, um in 10 Minuten
zu Miss Steele zu fahren. Sie können mich dort absetzen und dann wieder gegen
neun zurück sein“, sage ich.
„Ja, Sir“, sagt
er und macht sich auf den Weg die Weinbestellung zu tätigen.
Ich drucke eine
Kopie von Anastasias E-Mail und eine Kopie vom Vertrag aus. Ich falte sie und
stecke die Papiere in meine Jacke und mache mich auf den Weg nach unten, um
Taylor zu treffen.
Was für eine Frau du bist, Anastasia! Du bringst Männer auf die Knie mit
einem Blick und weißt nicht einmal davon. Du raubst mir den Atem.
She's Always a Woman by Billy Joel
Ich schließe die Tür meiner Suite und mache mich auf
den Weg.
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