Kapitel IV
Der Vertrag
Übersetzer: Janine Heistmann
Ich öffne die
Beifahrertür meines schwarzen Audi SUV und lasse Anastasia einsteigen. Sie
rutscht hinein und ich schließe die Tür. Ich gehe zur Fahrerseite, öffne meine
Tür und mache den Motor an. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel. Ich sehe wie
unzählige Emotionen über ihr Gesicht huschen. Sie sieht verloren aus. Zweimal
sieht sie so aus, als ob sie etwas sagen möchte, aber sie unterbricht sich
immer kurz vorher. Unser Kuss hat etwas in ihr bewegt. Das darf nicht noch
einmal passieren, nicht ohne Vorsatz. Kontrollverlust kenne ich eigentlich
nicht.
Ich fahre
rückwärts aus der Parkbucht und fahre vom Parkplatz. Ich schalte die Musik an.
Das Blumenduett von Delibes ertönt. Ihre
Augen erhellen sich und sie strahlt mich an. „Was hören wir da, Christian? Das
ist wunderschön!“
The Flower Duet - Delibes
“Ja das ist
es. Es ist aus der Oper Lakmé“, erkläre
ich ihr. Sie möchte es noch einmal hören, deshalb stelle ich den MP3 Player auf
Wiederholung. Sie fragt mich, ob ich klassische Musik mag, was ich tue, aber
mein Geschmack beschränkt sich nicht darauf.
„Mein
Geschmack ist breit gefächert, Anastasia. Er hängt von meiner Stimmung ab.
Klassisch, modern, Kirchenmusik, Tudor, alles … Was magst du?“
„Mir geht es
ähnlich!“ sagt sie.
Als nächstes
kommt Sex on fire von den Kings of
Leon und sie strahlt, als sie es erkennt. Mein Handy klingelt und ich kehre in
meinen Geschäftsmodus zurück. Ich drücke den Bluetooth Knopf am Lenkrad. „Grey“
antworte ich barsch. Es ist Welch. Er sagt, er habe die Informationen, um die
ich ihn gebeten habe. Da sind also die Vertragdetails, die Anastasia lesen soll
und denen sie hoffentlich zustimmen wird.
Sex on Fire - Kings of Leon
„Gut, schicken
Sie sie mir per E-Mail. Haben sie etwas zu ergänzen?“ frage ich ihn.
„Nein, Sir“,
antwortet er. Ich lege auf und die Musik ertönt wieder. Ich erkenne auf ihrem
Gesicht den “Du-bist-so-herrisch-Blick” wider. Erneut klingelt mein Handy.
Dieses Mal ist es Andrea. “Die Verschwiegenheitsvereinabrung
wurde ihnen zugemailt, Mr. Grey”, informiert sie mich.
„Gut, das ist
alles, Andrea.“ sage ich und lege auf. Kurz nachdem ich aufgelegt habe,
klingelt mein Handy erneut. Jetzt ist es mein Bruder Elliot.
„Hey Bro! Hattest
du eine heiße Nacht?”
„Hallo Elliot.
Das Telefon ist laut geschaltet und ich bin nicht allein im Auto“, ich seufze
auf.
„Wer ist bei
dir?“ fragt er.
Ich sage ihm,
dass es Anastasia ist. Heiter grüßt er
Anastasia, als ob er sie schon sein Leben lang kennen würde.
„Hey Ana!“
„Hallo,
Elliot“, antwortet sie verlegen.
„Kate hat mir
eine Menge über dich erzählt!“ erklärt er und ich kann sein Grinsen vor mir
sehen.
„Glaub kein
Wort, von dem was Kate dir erzählt, Elliot“, sagt sie.
„Elliot, ich
werde Anastasia auf Arbeit herauslassen. Möchtest du irgendwohin?“
„Jaaa!“
„Ok, dann
sehen wir uns gleich“, sage ich. Ich will nicht, dass er mit Anastasia flirtet.
Plötzlich verspüre ich eine stechende Eifersucht.
Anastasia
fragt mich, warum ich sie immer bei ihrem vollen Namen anspreche. Ich mag ihn.
Sehr sogar. Ich erkläre ihr einfach, dass es nun einmal ihr Name ist. Aber sie
bevorzugt „Ana“.
“So heißt du
nun mal.” Ziehe ich sie auf. Sie wird rot, als würde ich sie streicheln. Mein
Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Ich muss sie wissen lassen, dass ich Regeln
habe. Als wir uns ihrer Wohnung nähern, drehe ich mich zu ihr und sage, „Was
vorhin im Fahrstuhl geschehen ist wird nicht mehr geschehen, jedenfalls nicht
ohne vorherige Absprache, Anastasia.“ Natürlich würde ich gern mehr mit ihr
machen. Aber nach meinen Vorstellungen. Viel viel mehr. Sie sieht verletzt und enttäuscht
aus. Wir kommen vor ihrer Wohnung an. Ich parke ein, während sie leise vor sich
hin schmollt. Wieder errötet sie. Sie
sieht verlegen aus, als ich sie ansehe. Was ich nicht alles dafür geben würde,
ihre Gedanken zu kennen!
Ich grinse sie
anzüglich an und gehe zur Beifahrertür, um sie zu öffnen. Sie steigt aus dem
Auto und murmelt, „Mir hat das im Aufzug gefallen.“ Damit überrascht sie mich
und mein Atmen wird deutlich hörbarer. Geschockt und bewegungslos lässt sie
mich zurück. Mit einem schüchternen Blick sieht sie zu mir zurück, als sie zu
ihrer Wohnung geht. Ich komme wieder zur Besinnung und meine Füße gehorchen
wieder meinem Gehirn, sodass ich schnell hinter ihr herlaufe und sie einhole.
Michael Jackson ft Britney Spears - The Way You Make Me Feel
Als wir in
ihrer Wohnung ankommen, finden wir ihre Mitbewohnerin und meinen Bruder
vertraut miteinander. Sie grinsen sich an wie Idioten und sehen total zerzaust
aus. Ihre Mitbewohnerin inspiziert mich wie eine Glucke. Ich schätze ihre
Besorgnis gegenüber Anastasia, aber gleichzeitig widerspricht ihr Verhalten
meinem Beschützerinstinkt gegenüber Ana.
„Guten Morgen,
Ana Schatz!“ strahlt sie. Als sie sich mir zuwendet, um mich zu begrüßen, wird
die Begeisterung in ihrer Stimme deutlich geringer. Ich nicke ihr förmlich zu
„Miss Kavanagh.“
Mein Bruder,
immer wenig auf Etikette bedacht, rügt mich sie Kate zu nennen. Dann dreht er
sich strahlend zu Ana „Hi, Ana!“ und umarmt sie, was mich augenblicklich
eifersüchtig macht. Ich sehe, dass Anastasia seine Umarmung verlegen erwidert
und wieder auf ihrer Lippe kaut. Was sie für Gefühle in mir auslöst. Vor allem,
wenn mein Bruder sie fast begrapscht. Mir gefällt seine übertriebene
Freundlichkeit nicht. „Wir gehen besser, Elliot“, dränge ich ihn. „Okay“,
Elliot wendet sich Kate zu und küsst sie
lange und intensiv, was mich stört, als ich Anastasia sie sehnsüchtig
beobachten sehe. Als sich Elliot grinsend von Kate verabschiedet „Ciao, ciao,
Baby“, gehe ich zu Anastasia und streiche ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr. Sie keucht bei diesem
Kontakt und ich spüre wieder diese Spannung zwischen uns. Ich würde sie am
liebsten in die Arme nehmen und es bedarf all meiner Selbstkontrolle ihr keinen
Kuss zu geben, den sie so schnell nicht vergessen würde. Er würde ihre Lippen
schmerzend zurücklassen und sie daran
erinnern, wie ich Besitz von ihr ergriffen habe. Aber ich lasse meinen Daumen
nur über ihre Unterlippe gleiten. Schon diese kleine Berührung löst Emotionen
in mir aus und lässt mich hart werden. Ich werde sie nicht küssen, denn wenn
ich es tue, werde ich die Kontrolle verlieren.
„Ciao, ciao,
Baby“, murmele ich und ahme damit Elliot nach. Sie lächelt. „Ich werde dich um
acht abholen.“ Sie nickt und mein idiotischer Bruder wirft Kate einen Handkuss
zu, wie ein verliebter Teenager. Ich sehe Eifersucht in Anastasias Blick
aufblitzen bevor sie sich umdreht. Wenn du meinen Bedingungen heute Nacht
zustimmst, wirst du mehr bekommen, als einen tiefen, befriedigenden Kuss, sage
ich zu ihr in Gedanken. Warte … nur noch ein bisschen länger … mahne ich mich
selbst.
Als Elliot und
ich zu meinem Auto gehen, grinst er von Ohr zu Ohr.
„Ich bin
verliebt, Bro! Kate ist unglaublich!“ sagt er. Ich nicke, ohne ihm zu
antworten. Elliot, der mit halb Seattle gevögelt hat, ist verliebt? Kaum zu
glauben. Ohne meine Antwort abzuwarten, sagt er „Und?“. Er sieht mich fragend
an. „Konntest du sie flachlegen?“
„Nein!“
antworte ich bestimmt.
„Hä?“, sagt
er. “Ich dachte du hättest mich letzte Nacht davon überzeugt, nicht schwul zu
sein!” sagt er ohne jedes Schamgefühl.
„Ich bin nicht
schwul! Aber sie war betrunken! Ich nutze niemanden aus, der nicht bei klarem
Verstand ist.” Er grinst…
“Also besteht
noch Hoffnung bei euch beiden?”
“Vielleicht,
es ist noch zu früh, um etwas darüber sagen zu können.”
„Ich hab
gehört, du holst sie um acht ab“, bohrt er weiter.
„Ja“, antworte
ich kurz.
„Magst du sie?
Ich habe dich noch nie mit einem Mädchen gesehen! Du konntest die Augen ja kaum
von ihr nehmen. Und denke nicht, ich habe deinen prüfenden Blick nicht gesehen, als ich sie
umarmt habe“. Er grinst. Ich beiße die Zähne zusammen.
„Hör auf so
prüde zu sein, Bro! Ich finde sie gut!“
„Als ob du
jemals eine Frau ablehnen würdest“, sage ich grinsend. Schnell wechsele ich das
Thema. „So, wie war ihre Mitbewohnerin?“
„Reizend!
Verblüffend! Wunderschön! Ich bin entzückt! Ich bin verliebt!” sagt er mit
strahlenden Augen.
„So schnell?“
frage ich skeptisch.
„Ja, so
schnell. Niemand hat mich bis jetzt so gefesselt“, sagt er ernst. Das sind
genau dieselben Gefühle, die ich für Anastasia empfinde. Aber ich sage nichts. Elliot
fügt hinzu, „Ich werde sie wiedersehen!“ Meine Gedanken wandern zu Anastasia. Ich
kann den Abend kaum noch erwarten. Wir erreichen das Hotel, beide in Gedanken
versunken.
Ich habe eine
Menge zu tun. Aber ich bin nicht in der richtigen Stimmung, um Geschäfte zu
machen. Ich muss mich bewegen, muss aktiv sein. Ich schreibe meiner rechten
Hand Ros, was sie für mich erledigen soll und rufe meine Assistentin Andrea an,
um ihr zu sagen, dass ich den Tag über nicht zu erreichen bin und sie meine
Nachrichten entgegen nehmen soll,
„Was sind
deine Pläne für heute, Bro?“ frage ich Elliot.
„Eigentlich
habe ich noch nichts vor. Was hast du vor?“ erkundigt er sich.
„Ich wollte in
der Ufergegend wandern gehen.“
„Super, ich
bin dabei!“ sagt er. Das wird ein langer Tag werden und ich muss mich ablenken
und mein Körper kann es kaum erwarten, etwas zu tun.
***
Gegen sechs
kommen wir vom Wandern zurück. Ich nehme
eine Dusche. Nachdem Elliot fertig ist, gehen wir zusammen etwas essen. Nach
dem Essen kehren wir in mein Zimmer zurück. Bald werde ich Anastasia abholen.
„Fährst du
zurück nach Seattle?“, frage ich Elliot. Er grinst, „Willst du mich so schnell
loswerden? Aber ja, ich muss zurück an die Arbeit. Ich komme Samstag zurück.“
Ich nicke.
„Du bist ja
total nervös, Bro! Leg sie heute Nacht flach. Danach geht’s dir besser.“ Er
schenkt mir sein breitestes Grinsen. Wenn er nur wüsste. Aber es geht ihn
nichts an. Elliot sammelt seine paar Sachen zusammen und ich schüttele seine
Hand und sage, „ Danke, Mann, dass du mir meine Sachen vorbei gebracht hast und
mit mir wandern warst!“
„Jederzeit,
Bro! Es war den Ausflug wert!“ er grinst mich jungenhaft an und schlägt mir auf
die Schulter, bevor er geht.
Taylor und ich
werden Anastasia auf Arbeit abholen und gemeinsam zum Hubschrauberlandeplatz
fahren. Wir erreichen Clayton’s frühzeitig und warten bis sie fertig ist mit
arbeiten. Ein paar Minuten nach acht kommt sie aus den doppelten Schiebetüren.
Als sie am Wagen ankommt, steige ich aus und gehe mit einem herzlichen Lächeln
auf sie zu. Sie sieht atemberaubend aus,
in ihren tiefsitzenden schwarzen Jeans und ihrer hellen Bluse. So
einfach, und doch so verführerisch.
„Guten Abend,
Miss Steele“, flüstere ich sanft.
„Mr. Grey“,
antwortet sie und nickt höflich. Ich
öffne eine der hinteren Türen und lasse sie einsteigen. Sie grüßt Taylor
höflich und er grüßt sie höflich zurück. Auf der anderen Seite steige ich in
den SUV und setze mich neben sie. Ich ergreife ihre Hand und drücke sie sanft.
Wieder fühle ich diese Spannung zwischen uns. Ich merke wie ihre
Körpertemperatur ansteigt und frage sie nach ihrem Arbeitstag.
„Sehr lang“,
antwortet sie mit belegter, kaum hörbarer Stimme.
„Für mich war
es auch ein langer Tag“, sage ich ernst. Sie ist kaum in der Lage eine Frage zu
meinem Tag zu stellen, weil mein intensiver Blick sie ablenkt. Ich erzähle ihr,
dass ich mit Elliot wandern war, während ich ihre Fingerknöchel streichle,
penibel darauf bedacht, sie nicht mehr zu berühren. Ich weiß, was andere
Berührungen für Erwartungen bei ihr auslösen würden. Ich fühle, wie sich ihr
Puls beschleunigt. Ihr Atem geht scharf und tief. Als wir den
Hubschrauberlandeplatz erreichen, parkt Taylor das Auto und ich steige aus, um
die Tür für sie zu öffnen. Sie ergreift meine ausgestreckte Hand.
“Bereit?”,
frage ich. Sie nickt, unfähig etwas vor lauter Aufregung und Nervosität zu
sagen. Taylor fährt davon und ich nehme ihre Hand und führe sie zum Fahrstuhl,
um zum Landeplatz zu gelangen. Als wir auf den Aufzug warten, kehren die
Erinnerungen an diesen Morgen zurück. Die Luft zwischen uns ist geladen und die
Spannung kehrt zurück. Die Aufzugtüren gehen auf und wir treten hinein. Ihr
Atem geht auch schneller, als sie an heute Morgen zurück denkt. Ihr hat es
gefallen. Als unsere Blicke sich treffen, kann ich ein Lächeln nicht
unterdrücken. Ich könnte sie auf der Stelle nehmen, aber ich beherrsche mich.
„Es sind nur
drei Etagen“, flüstere ich heiser, als ich das Verlangen in ihren Augen sehe.
Kurz darauf gehen die Türen wieder auf und wir sind auf dem Dach des Gebäudes.
Ich gehe in das Büro, um zu überprüfen, ob die Vorflugkontrolle gemacht wurde.
Der alte Joe sitzt am Tisch und informiert mich, dass alles vorbereitet ist.
Ich danke ihm und schenke ihm ein warmes Lächeln. Anastasia beobachtet
unseren kleinen Austausch überrascht und
neugierig.
„Auf geht’s“,
sage ich und gehe in Richtung Charlie Tango, auf dem der Firmenname in blauen
Buchstaben auf der Seite steht: Grey Enterprise Holdings Inc. Ich öffne die Tür
und fordere Anastasia auf, sich zu setzen und weise sie an „Setz dich und fass
nichts an.“ Ich gehe zum Pilotensitz. Ich drehe mich zu Anastasia und schnalle
sie im Vierpunktgurt fest. Ich ziehe beide Riemen fest und fühle eine enorme
Befriedigung und Erregung dabei, sie so festgeschnallt zu sehen. Ich bin ihr so
nah, dass ich ihren Geruch einatmen kann und sauge ihren Duft ein. Vanille,
Natur und Frau. Sie sieht mich fragend an. Ich sehe zu ihr auf und lächele sie mit
lustvollen Augen an. Sie schließt ihre Augen, um ihrem Verlangen zu entfliehen
und vergisst zu atmen.
„Jetzt bist du
sicher und kannst nicht weglaufen“, flüstere ich ihr ins Ohr. Ihre Atmung
beschleunigt sich wieder, nachdem sie meinen lustvollen Blick gesehen hat.
„Atme,
Anastasia“, sage ich sanft und liebkose ihre Wange. Ich verweile kurz und küsse
sie sanft auf ihre sinnlichen Lippen.
„Ich mag
diesen Gurt“ flüstere ich und sie starrt mich verwirrt an. Ich hoffe, sie wird
es auch mögen. Ich werde es heute Nacht herausfinden.
Ich zeige auf
die Kopfhörer und bedeute ihr, sie während des Flugs aufzusetzen. Ich erledige
alle nötigen Kontrollen vor dem Start, kläre mit dem Kontrollturm, ob wir
starten können und hebe in Richtung Seattle ab. Ich sehe wie sie mich nervös
und fragend mit ihren großen blauen Augen ansieht. „Weißt du auch, was du da
tust?“ fragt sie. Ich lächele. „Ich habe meinen Pilotenschein seit vier Jahren.
Bei mir bist du sicher, Anastasia”, sage ich und füge mit einem Augenzwinkern hinzu,
“zumindest, während wir in der Luft sind.“ Das Lächeln, welches sie mir schenkt
ist atemberaubend und überwältigend.
Sie fragt
mich, wie lange wir bis Seattle fliegen werden. Ich erzähle ihr, dass es
ungefähr eine Stunde dauern wird. Sie sieht erleichtert aus. Ihr scheint der
Flug in der Dunkelheit nicht zu behagen. Ich erzähle ihr, dass wir in einem
EC135 Helikopter fliegen, einer der sichersten in seiner Klasse, der in der
Lage ist auch nachts zu fliegen.
„Auf dem
Gebäude, in dem ich wohne, befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz. Da werden
wir landen“ sage ich.
„Natürlich
gibt es einen“, murmelt sie fast schon enttäuscht und irgendwie traurig. Ihre
Reaktion überrascht mich. Warum sollte ihr das nicht gefallen? Aus dem
Augenwinkel beobachtet sie mein Gesicht, so als ob sie es sich einprägt, da sie
es nicht mehr lange sehen würde. Sie will sich daran erinnern. In ihren Augen
spiegelt sich Verlangen, sogar Begierde. Dieser Gedanke erfreut mich und die
Möglichkeiten, die er birgt, machen mich glücklich.
Ich drehe mich
zu ihr und frage, „Alles in Ordnung, Anastasia?“
Sie antwortet
ist kurz und knapp, „Ja.“ Ich zeige auf die aufkommenden Umrisse Seattles.
„Beeindruckst
du die Frauen immer so? Indem du sie zu einem Flug in deinem Helikopter
einlädst?“ fragt sie.
Ah, das
beschäftigt sie also. Sie will mich also aufziehen. Eigentlich habe ich noch
nie eine Frau in meinem Helikopter mitgenommen. Sie ist die erste. Wie sie auch
die erste Frau war, mit der ich zusammen mein geteilt habe. „Nein, ich habe
vorher noch nie eine Frau in Charlie Tango mitgenommen. In meinem Helikopter
meine ich. Du erlebst eine weitere Premiere mit mir“, antworte ich und sehe sie
nun noch ehrfürchtiger an.
„Bist du
beeindruckt?“ ertappe ich mich dabei, wie ich sie frage.
„Christian,
ich bin begeistert, zutiefst begeistert!“ erwidert sie.
„Zutiefst
begeistert?“ Ich möchte mehr wissen. Sie hat meine volle Aufmerksamkeit und
ihre Wörter sie wie eine Litanei.
„Ja“, sie
seufzt, „Du bist so fähig … sehr kompetent“, flüstert sie.
Ich bin so
fasziniert von ihrer Antwort, dass ich mich dabei erwische, wie ich zu ihr
sage, „Danke, Miss Steele. Das ist mein Bestreben.“, und ich kann nicht anders
und schenke ihr mein dümmliches Teenagergrinsen. Sie sieht glücklich aus. Sie
bemerkt, dass ich das Fliegen genieße.
„Ja“, erwidere
ich, „Sehr sogar. Dafür sind Kontrolle und Konzentration erforderlich … ich
muss es einfach lieben.“ Und dann erzähle ich ihr, dass ich Segelfliegen noch
lieber mag.
Seattle sieht
absolut beeindruckend aus in der Dämmerung. Ich lese in ihrem Blick, dass sie
es romantisch findet und spüre einen Stich in mir, der mich daran erinnert,
dass ich nicht der romantische Typ bin.
Ich fliege
durch die Wolkenkratzer, geradewegs Richtung Escala. Einige Minuten später
schweben wir über dem Landeplatz und landen auf dem Dach des Escala, meinem
Gebäude.
„Wir sind da“,
sage ich sanft. Auf so engem Raum ist die Spannung zwischen und immens. Sie
sieht aufgeregt, nervös und schüchtern aus und ihr Atem bringt mich noch mehr
in Wallung. Ich strecke meine Arme aus und nehme ihr die Kopfhörer ab. Ich löse
meinen Gurt und strecke mich zu ihr, um auch ihren zu lösen. Meine Aufregung
und mein Verlangen ihr gegenüber sind kaum zu bändigen. Ich beiße die Zähne
zusammen und verenge meine Augen, um meine Gefühle zu kontrollieren. Ich will
sie, aber gleichzeitig will ich sie auch beschützen.
„Du musst
nichts machen, was du nicht möchtest. Das weißt du doch, oder Anastasia?“ sage
ich nachdrücklich. Einerseits wünsche ich mir, dass sie nein sagt und geht, da
ich weiß, dass ich es nicht kann. Ich bin süchtig nach ihr, sie hat mich mit
ihrem gesamten Wesen verzaubert. Wenn sie nur wüsste, wie sehr ich sie begehre
… Ich kann den Wunsch und das Verlangen nach ihr kaum noch aus meiner Stimme
und meinen Augen halten. Sie antwortet ruhig und überzeugt, „Ich würde nie
etwas tun, was ich nicht will, Christian.“
Ich nicke und
atme erleichtert aus und sage sanft und kaum hörbar, „Okay.“ Ich sehe sie immer
noch argwöhnisch an. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits möchte ich sie
gern hier behalten und nicht gehen lassen, andererseits möchte ich sie zurück
nach Portland bringen und ihr meine dunkle Seite ersparen. Aber ich habe noch
nie jemanden so sehr begehrt wie sie in diesem Moment! Sie raubt mir den Atem.
Sie sieht mich mit entschlossenen und hoffnungsvollen blauen Augen an, welche
die letzten Stücke, meines ohnehin schon bröckelnden Widerstandes brechen und
ich schmelze dahin.
Ich öffne
meine Tür und steige aus. Ich ducke mich und gehe schnell auf ihre Seite, öffne
die Tür, schlinge meine Arme eng um sie und ziehe sie aus dem Helikopter nah an
mich. Es ist windig auf dem Dach und ich muss schreien, damit sie mich hören
kann, „Komm!“, sage ich. Der Wind ist sehr stark und ich muss sie zum Fahrstuhl
ziehen. Dort angekommen gebe ich meine Nummer in die Tastatur ein. Die Türen
öffnen sich und ich ziehe sie hinein. Im Aufzug angekommen, gebe ich die Nummer
für mein Penthaus ein. Sie starrt auf
die verspiegelten Wände und beobachtet unsere Spiegelbilder mit Bewunderung und
Ehrfurcht.
Nach kurzer
Zeit erreicht der Aufzug mein Penthaus und die Türen öffnen sich. Wir betreten
mein komplett weißes Foyer, in dessen Mitte ein dunkler Holztisch mit frischen
Blumen, die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine Auswahl von exquisiten
Gemälden, wie Madonna und ihr Kind, zieren
die Wände. Sie bestaunt sie, wie sie es schon mit dem Gemälde an meiner
Bürowand getan hat, als sie mich das erste Mal besuchte, um mich zu
interviewen. Ich öffne die Flügeltür und wir betreten mein Wohnzimmer, obwohl
es mehr ein Statement, als ein gewöhnliches Wohnzimmer ist. Die Wände sind
doppelt so hoch wie gewöhnlich und komplett weiß. Auf einer Seite befinden sich
Glasfenster, die es einem ermöglichen, den großzügigen Balkon zu betreten, von
welchem man einen vorzüglichen Blick über die Skyline von Seattle hat.
Ich habe ein
übergroßes U-förmiges Sofa im Wohnbereich, welches in Richtung der offenen
Küche ausgerichtet ist. Die entzündete Feuerstelle gibt dem Raum ein
gemütliches Ambiente.
“Kann ich dir
die Jacke abnehmen, Anastasia?” frage ich leise. Sie schüttelt den Kopf, ihr
scheint immer noch kalt zu sein. Ich würde sie gern wärmen, aber ich lenke mich
ab, indem ich sie frage, ob sie etwas trinken möchte. Sie sieht mich
gleichzeitig verwirrt und amüsiert an. Ich hebe meine Augenbrauen und teile ihr
mit, dass ich mir ein Glass Weißwein holen werde und frage sie, ob sie auch
eines möchte.
„Ja, danke“,
antwortet sie schüchtern. Ich nenne ihr den Namen des Weins und frage sie, ob
er ihr recht ist.
„Christian,
ich weiß nichts über Wein. Der ist bestimmt gut“, sagt sie zögernd. Sie ist in
jeglicher Hinsicht unschuldig und unerfahren, teilt mir mein Unterbewusstsein
mit. Ich nicke und gieße ihr ein Glas ein. Sie ist so still. Hat sie Zweifel?
Ein Teil von mir wünscht sich, dass sie welche hat und der andere Teil begehrt
sie mehr als alles andere. Aber ich muss sie fragen und es muss ihre
Entscheidung sein.
„Du bist so
still, Anastasia, sogar richtig blass. Alles in Ordnung? Bist du hungrig?“
bohre ich.
Sie schüttelt
den Kopf.
“Du hast eine sehr
große Wohnung“, bemerkt sie abwesend.
„Groß?“, frage
ich amüsiert.
„Ja, sehr“,
antwortet sie. Als sie das Klavier bemerkt, fragt sie mich, ob ich spiele.
„Ja, ich
spiele“, antworte ich und beobachte sie mit Adleraugen. Ich bin angespannt,
lüstern und fasziniert von ihr. Von diesem unschuldigen, wunderschönen Mädchen,
dass sich kaum ihren eigenen Reizen bewusst ist.
„Gibt es auch
etwas, was du nicht kannst?“, stellt sie fragend fest. Sie wirkt fast schon
traurig, als ob ich unerreichbar für sie wäre.
„Einiges…“
sage ich. „Möchtest du dich setzen, Anastasia?” frage ich und bedeute ihr sich
zu setzen. Sie setzt sich und mit einem Strahlen in ihren Augen lächelt sie.
Ich bin neugierig, was wohl durch ihren Kopf geht in diesem Moment. Sie ist so
zurückhaltend mir gegenüber. Ich versuche ihre Körpersprache zu lesen. Sie ist
so anders, als andere, die ich bisher getroffen habe.
„Was ist so
komisch, Ana?“ bemerke ich leise, während ich neben ihr sitze. Nah genug, um
sie zu berühren. Ich lehne mich zurück und lege meinen Arm hinter sie.
„Warum hast du
mir ausgerechnet Tess von den
d’Ubervilles geschenkt?“, fragt sie gespannt. Sie ist schwer zu verstehen.
Ihre Frage überrascht mich.
Darcy & Elizabeth dance
„Du sagtest,
du magst Hardy und ich war dir eine Warnung über mich schuldig. Das erschien
mir die einzige Möglichkeit. Entweder könnte ich ein unerreichbar hohes Ideal
in dir sehen wie Angel Clare, oder dich erniedrigen wie Alec d’Urberville“,
murmele ich langsam und mein Blick glüht
vor geladenem Verlangen und dunkler Sinnlichkeit.
„Wenn es nur
zwei Wahlmöglichkeiten gibt, Christian, dann würde ich mich für die
Erniedrigung entscheiden“, flüstert sie und kaut auf ihrer Lippe und schockt
mich damit völlig. Ihre Worte und der Anblick, wie sie auf ihrer Lippe kaut,
beschleunigen meine Atmung und ich muss hörbar aufkeuchen, um mich zu sammeln. Ich
habe totale Ehrfurcht vor ihr. Ich schüttele meinen Kopf und sage angespannt,
„Bitte hör auf, dir auf der Lippe zu kauen, Anastasia! Das verwirrt mich. Du
weißt nicht, wovon du sprichst“, sage ich und hoffe immer noch, dass sie nein
sagt.
„Deshalb bin
ich ihr, oder?“ sagt sie bestimmt.
„Ja das
stimmt“, sage ich, unfähig ihr noch länger zu widerstehen und halte meinen Finger
hoch, „würdest du eine Minute warten, bitte?“ sage ich und entschuldige mich.
Sie hat sich entschieden und ich bin sowieso schon wie Wachs in ihren Händen.
Ich gehe in mein Büro und drucke die Verschwiegenheitsvereinbarung aus, die mir
Andrea heute Morgen geschickt hat. Ich kehre mit dem Dokument ins Wohnzimmer
zurück und gebe es ihr und sage, „Ana, das ist eine
Verschwiegenheitsvereinbarung. In meiner Position besteht mein Anwalt darauf,
dass du eine unterschreibst.“ Ich sehe sie entschlossen an und sage zu ihr
„Wenn du dich für Erniedrigung entscheidest, solltest du sie unterschreiben.“
„Und was, wenn
ich sie nicht unterschreibe?“ entgegnet sie.
„Das wäre auch
in Ordnung“, sage ich und bemerke die Enttäuschung in meiner Stimme. Aber ich
beruhige mich selbst und füge hinzu, „in diesem Fall geht es um hohe Ideale à
la Angel Clare, jedenfalls den größten Teil des Buches.“
„Wofür ist
diese Vereinbarung? Was hat sie zu bedeuten?“
„Sie bedeutet
einfach, dass du mit niemandem über das, was zwischen dir und mir passiert,
sprechen darfst. Nie. Niemals…“ sage ich bestimmt. Verschiedene Emotionen
huschen über ihr Gesicht. Ein ungläubiger, überraschter, ängstlicher und
letztlich neugieriger Blick.
„Okay, ich
unterschreibe“, sagt sie und streckt ihre Hand nach dem Stift in meiner aus.
Ich reiche ihr den Stift, während ich mein überraschtes Gesicht nicht vor ihr
verbergen kann.
„Willst du sie
dir nicht erst einmal durchlesen?“ frage ich geschockt.
„Nö“, sagt sie
bestimmt.
„Warum nicht?“
frage ich. Ich fühle den Drang sie dafür zu tadeln. Man kann nichts
unterschreiben, ohne es vorher gelesen zu haben, „Anastasia, du solltest nichts
unterschreiben, ohne es vorher gelesen zu haben!“
„Gut“, sagt
sie aufgebracht, „Christian, dieses Stück Papier“, sie hält die Vereinbarung
wie ein nerviges Anhängsel, was sie schnellstmöglich loswerden will, hoch
„bedeutet dir und deinem Anwalt, mit dem du offensichtlich gesprochen hast,
mehr als mir. Ich hatte nicht vor mit irgendjemand über Uns zu sprechen. Es
spielt also keine Rolle, ob ich es unterschreibe oder nicht. Ich werde mit
niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit Kate“, bringt sie hervor und
entwaffnet mich damit völlig.
„Ein
berechtigter Einwand, Anastasia“, sage
ich völlig verzaubert.
Sie
unterschreibt mit übertriebener Geste auf den gepunkteten Linien, gibt mir die
Vereinbarung zurück und nimmt einen großen Schluck Weißwein und leert dabei
fast das ganze Glas. Ich sehe wie sie ihren ganzen Mut zusammennimmt und
letztlich ihre Gedanken ausspricht:
„Bedeutet es,
wo ich nun die Vereinbarung unterschriebe habe, dass du mit mir schlafen wirst,
Christian?“ sagt sie und sieht sofort bedauernd aus und errötet. Mir fällt vor
Schock die Kinnlade herunter. Sie hat es geschafft mich zu schocken! Mich,
Christian Grey, der sich sonst von nichts aus der Bahn werfen lässt. Mit ein
paar Wörter aus dem Mund dieses unschuldigen Mädchens. Ich besinne mich und
antworte.
“Nein, das
bedeutet es nicht, Anastasia. Lass mich etwas klarstellen. Ich schlafe nicht
mit irgendjemandem. Nie. Ich f*cke …
hart. Außerdem wirst du mehr Papierkram unterschreiben müssen und du weißt
immer noch nicht worauf du dich einlässt.“ Ich starre sie an. „Wenn du es
herausfindest, wirst du möglicherweise die Beine in die Hand nehmen und davon
laufen. Also werde ich es dir zeigen. Komm mit. Ich zeige dir mein
Spielzimmer.” sage ich bestimmt. Ich muss endlich reinen Tisch machen.
„Spielzimmer? Werden
wir Wii oder Xbox spielen?“ fragt sie mich überrascht. Ich kann nicht anders
und muss lachen. Das würde mir im Traum nicht einfallen.
„Nein, Ana.
Nichts davon. Komm und sieh selbst”, sage ich und ziehe sanft an ihrer Hand und
führe sie in den Flur und in das Obergeschoss, wo sich mein Spielzimmer
befindet. Ich nehme den Schlüssel zum Spielzimmer, welches immer geschlossen
ist. Ich atme tief ein und warne sie ein letztes Mal, „du kannst immer noch
gehen, Anastasia. Wenn dir danach ist, kann ich dich überall hinbringen lassen.
Der Helikopter steht zur Verfügung Du kannst auch die Nacht hier verbringen und
morgen früh nach Hause gehen. Wie auch immer du dich entscheidest, es liegt
ganz bei dir.
Sie blickt
mich gereizt an und schimpft, „Oh, halt den Mund und mach endlich die verdammte
Tür auf, Christian!“ und verzaubert mich endgültig und lässt mich atemlos
zurück. Ich öffne die Tür und lasse sie hinein.
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