Sunday, June 30, 2013

BUCH 1 - Kapitel IV - Christian und Anastasia Fanfiction

Kapitel IV

Der Vertrag

Übersetzer: Janine Heistmann


Ich öffne die Beifahrertür meines schwarzen Audi SUV und lasse Anastasia einsteigen. Sie rutscht hinein und ich schließe die Tür. Ich gehe zur Fahrerseite, öffne meine Tür und mache den Motor an. Ich beobachte sie aus dem Augenwinkel. Ich sehe wie unzählige Emotionen über ihr Gesicht huschen. Sie sieht verloren aus. Zweimal sieht sie so aus, als ob sie etwas sagen möchte, aber sie unterbricht sich immer kurz vorher. Unser Kuss hat etwas in ihr bewegt. Das darf nicht noch einmal passieren, nicht ohne Vorsatz. Kontrollverlust kenne ich eigentlich nicht.

Ich fahre rückwärts aus der Parkbucht und fahre vom Parkplatz. Ich schalte die Musik an.

Das Blumenduett von Delibes ertönt. Ihre Augen erhellen sich und sie strahlt mich an. „Was hören wir da, Christian? Das ist wunderschön!“

The Flower Duet - Delibes

“Ja das ist es. Es ist aus der Oper Lakmé“, erkläre ich ihr. Sie möchte es noch einmal hören, deshalb stelle ich den MP3 Player auf Wiederholung. Sie fragt mich, ob ich klassische Musik mag, was ich tue, aber mein Geschmack beschränkt sich nicht darauf.

„Mein Geschmack ist breit gefächert, Anastasia. Er hängt von meiner Stimmung ab. Klassisch, modern, Kirchenmusik, Tudor, alles … Was magst du?“

„Mir geht es ähnlich!“ sagt sie.

Als nächstes kommt Sex on fire von den Kings of Leon und sie strahlt, als sie es erkennt. Mein Handy klingelt und ich kehre in meinen Geschäftsmodus zurück. Ich drücke den Bluetooth Knopf am Lenkrad. „Grey“ antworte ich barsch. Es ist Welch. Er sagt, er habe die Informationen, um die ich ihn gebeten habe. Da sind also die Vertragdetails, die Anastasia lesen soll und denen sie hoffentlich zustimmen wird.

Sex on Fire - Kings of Leon

„Gut, schicken Sie sie mir per E-Mail. Haben sie etwas zu ergänzen?“ frage ich ihn.

„Nein, Sir“, antwortet er. Ich lege auf und die Musik ertönt wieder. Ich erkenne auf ihrem Gesicht den “Du-bist-so-herrisch-Blick” wider. Erneut klingelt mein Handy. Dieses Mal ist  es Andrea. “Die Verschwiegenheitsvereinabrung wurde ihnen zugemailt, Mr. Grey”, informiert sie mich.

„Gut, das ist alles, Andrea.“ sage ich und lege auf. Kurz nachdem ich aufgelegt habe, klingelt mein Handy erneut. Jetzt ist es mein Bruder Elliot.

„Hey Bro! Hattest du eine heiße Nacht?”

„Hallo Elliot. Das Telefon ist laut geschaltet und ich bin nicht allein im Auto“, ich seufze auf.

„Wer ist bei dir?“ fragt er.

Ich sage ihm, dass es Anastasia ist. Heiter  grüßt er Anastasia, als ob er sie schon sein Leben lang kennen würde.

„Hey Ana!“

„Hallo, Elliot“, antwortet sie verlegen.

„Kate hat mir eine Menge über dich erzählt!“ erklärt er und ich kann sein Grinsen vor mir sehen.
„Glaub kein Wort, von dem was Kate dir erzählt, Elliot“, sagt sie.

„Elliot, ich werde Anastasia auf Arbeit herauslassen. Möchtest du irgendwohin?“

„Jaaa!“

„Ok, dann sehen wir uns gleich“, sage ich. Ich will nicht, dass er mit Anastasia flirtet. Plötzlich verspüre ich eine stechende Eifersucht.

Anastasia fragt mich, warum ich sie immer bei ihrem vollen Namen anspreche. Ich mag ihn. Sehr sogar. Ich erkläre ihr einfach, dass es nun einmal ihr Name ist. Aber sie bevorzugt „Ana“.

“So heißt du nun mal.” Ziehe ich sie auf. Sie wird rot, als würde ich sie streicheln. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Ich muss sie wissen lassen, dass ich Regeln habe. Als wir uns ihrer Wohnung nähern, drehe ich mich zu ihr und sage, „Was vorhin im Fahrstuhl geschehen ist wird nicht mehr geschehen, jedenfalls nicht ohne vorherige Absprache, Anastasia.“ Natürlich würde ich gern mehr mit ihr machen. Aber nach meinen Vorstellungen. Viel viel mehr. Sie sieht verletzt und enttäuscht aus. Wir kommen vor ihrer Wohnung an. Ich parke ein, während sie leise vor sich hin schmollt.  Wieder errötet sie. Sie sieht verlegen aus, als ich sie ansehe. Was ich nicht alles dafür geben würde, ihre Gedanken zu kennen!

Ich grinse sie anzüglich an und gehe zur Beifahrertür, um sie zu öffnen. Sie steigt aus dem Auto und murmelt, „Mir hat das im Aufzug gefallen.“ Damit überrascht sie mich und mein Atmen wird deutlich hörbarer. Geschockt und bewegungslos lässt sie mich zurück. Mit einem schüchternen Blick sieht sie zu mir zurück, als sie zu ihrer Wohnung geht. Ich komme wieder zur Besinnung und meine Füße gehorchen wieder meinem Gehirn, sodass ich schnell hinter ihr herlaufe und sie einhole.

Michael Jackson ft Britney Spears - The Way You Make Me Feel

Als wir in ihrer Wohnung ankommen, finden wir ihre Mitbewohnerin und meinen Bruder vertraut miteinander. Sie grinsen sich an wie Idioten und sehen total zerzaust aus. Ihre Mitbewohnerin inspiziert mich wie eine Glucke. Ich schätze ihre Besorgnis gegenüber Anastasia, aber gleichzeitig widerspricht ihr Verhalten meinem Beschützerinstinkt gegenüber  Ana.

„Guten Morgen, Ana Schatz!“ strahlt sie. Als sie sich mir zuwendet, um mich zu begrüßen, wird die Begeisterung in ihrer Stimme deutlich geringer. Ich nicke ihr förmlich zu „Miss Kavanagh.“

Mein Bruder, immer wenig auf Etikette bedacht, rügt mich sie Kate zu nennen. Dann dreht er sich strahlend zu Ana „Hi, Ana!“ und umarmt sie, was mich augenblicklich eifersüchtig macht. Ich sehe, dass Anastasia seine Umarmung verlegen erwidert und wieder auf ihrer Lippe kaut. Was sie für Gefühle in mir auslöst. Vor allem, wenn mein Bruder sie fast begrapscht. Mir gefällt seine übertriebene Freundlichkeit nicht. „Wir gehen besser, Elliot“, dränge ich ihn. „Okay“, Elliot wendet  sich Kate zu und küsst sie lange und intensiv, was mich stört, als ich Anastasia sie sehnsüchtig beobachten sehe. Als sich Elliot grinsend von Kate verabschiedet „Ciao, ciao, Baby“, gehe ich zu Anastasia und streiche ihr eine lose  Haarsträhne hinters Ohr. Sie keucht bei diesem Kontakt und ich spüre wieder diese Spannung zwischen uns. Ich würde sie am liebsten in die Arme nehmen und es bedarf all meiner Selbstkontrolle ihr keinen Kuss zu geben, den sie so schnell nicht vergessen würde. Er würde ihre Lippen schmerzend  zurücklassen und sie daran erinnern, wie ich Besitz von ihr ergriffen habe. Aber ich lasse meinen Daumen nur über ihre Unterlippe gleiten. Schon diese kleine Berührung löst Emotionen in mir aus und lässt mich hart werden. Ich werde sie nicht küssen, denn wenn ich es tue, werde ich die Kontrolle verlieren.

„Ciao, ciao, Baby“, murmele ich und ahme damit Elliot nach. Sie lächelt. „Ich werde dich um acht abholen.“ Sie nickt und mein idiotischer Bruder wirft Kate einen Handkuss zu, wie ein verliebter Teenager. Ich sehe Eifersucht in Anastasias Blick aufblitzen bevor sie sich umdreht. Wenn du meinen Bedingungen heute Nacht zustimmst, wirst du mehr bekommen, als einen tiefen, befriedigenden Kuss, sage ich zu ihr in Gedanken. Warte … nur noch ein bisschen länger … mahne ich mich selbst.

Als Elliot und ich zu meinem Auto gehen, grinst er von Ohr zu Ohr.

„Ich bin verliebt, Bro! Kate ist unglaublich!“ sagt er. Ich nicke, ohne ihm zu antworten. Elliot, der mit halb Seattle gevögelt hat, ist verliebt? Kaum zu glauben. Ohne meine Antwort abzuwarten, sagt er „Und?“. Er sieht mich fragend an. „Konntest du sie flachlegen?“

„Nein!“ antworte ich bestimmt.

„Hä?“, sagt er. “Ich dachte du hättest mich letzte Nacht davon überzeugt, nicht schwul zu sein!” sagt er ohne jedes Schamgefühl.

„Ich bin nicht schwul! Aber sie war betrunken! Ich nutze niemanden aus, der nicht bei klarem Verstand ist.” Er grinst…

“Also besteht noch Hoffnung bei euch beiden?”

“Vielleicht, es ist noch zu früh, um etwas darüber sagen zu können.”

„Ich hab gehört, du holst sie um acht ab“, bohrt er weiter.

„Ja“, antworte ich kurz.

„Magst du sie? Ich habe dich noch nie mit einem Mädchen gesehen! Du konntest die Augen ja kaum von ihr nehmen. Und denke nicht, ich habe deinen  prüfenden Blick nicht gesehen, als ich sie umarmt habe“. Er grinst. Ich beiße die Zähne zusammen.

„Hör auf so prüde zu sein, Bro! Ich finde sie gut!“

„Als ob du jemals eine Frau ablehnen würdest“, sage ich grinsend. Schnell wechsele ich das Thema. „So, wie war ihre Mitbewohnerin?“

„Reizend! Verblüffend! Wunderschön! Ich bin entzückt! Ich bin verliebt!” sagt er mit strahlenden Augen.

„So schnell?“ frage ich skeptisch.

„Ja, so schnell. Niemand hat mich bis jetzt so gefesselt“, sagt er ernst. Das sind genau dieselben Gefühle, die ich für Anastasia empfinde. Aber ich sage nichts. Elliot fügt hinzu, „Ich werde sie wiedersehen!“ Meine Gedanken wandern zu Anastasia. Ich kann den Abend kaum noch erwarten. Wir erreichen das Hotel, beide in Gedanken versunken.

Ich habe eine Menge zu tun. Aber ich bin nicht in der richtigen Stimmung, um Geschäfte zu machen. Ich muss mich bewegen, muss aktiv sein. Ich schreibe meiner rechten Hand Ros, was sie für mich erledigen soll und rufe meine Assistentin Andrea an, um ihr zu sagen, dass ich den Tag über nicht zu erreichen bin und sie meine Nachrichten entgegen nehmen soll,
„Was sind deine Pläne für heute, Bro?“ frage ich Elliot.

„Eigentlich habe ich noch nichts vor. Was hast du vor?“ erkundigt er sich.

„Ich wollte in der Ufergegend wandern gehen.“

„Super, ich bin dabei!“ sagt er. Das wird ein langer Tag werden und ich muss mich ablenken und mein Körper kann es kaum erwarten, etwas zu tun.

***

Gegen sechs kommen wir vom  Wandern zurück. Ich nehme eine Dusche. Nachdem Elliot fertig ist, gehen wir zusammen etwas essen. Nach dem Essen kehren wir in mein Zimmer zurück. Bald werde ich Anastasia abholen.

„Fährst du zurück nach Seattle?“, frage ich Elliot. Er grinst, „Willst du mich so schnell loswerden? Aber ja, ich muss zurück an die Arbeit. Ich komme Samstag zurück.“ Ich nicke.

„Du bist ja total nervös, Bro! Leg sie heute Nacht flach. Danach geht’s dir besser.“ Er schenkt mir sein breitestes Grinsen. Wenn er nur wüsste. Aber es geht ihn nichts an. Elliot sammelt seine paar Sachen zusammen und ich schüttele seine Hand und sage, „ Danke, Mann, dass du mir meine Sachen vorbei gebracht hast und mit mir wandern warst!“

„Jederzeit, Bro! Es war den Ausflug wert!“ er grinst mich jungenhaft an und schlägt mir auf die Schulter, bevor er geht.

Taylor und ich werden Anastasia auf Arbeit abholen und gemeinsam zum Hubschrauberlandeplatz fahren. Wir erreichen Clayton’s frühzeitig und warten bis sie fertig ist mit arbeiten. Ein paar Minuten nach acht kommt sie aus den doppelten Schiebetüren. Als sie am Wagen ankommt, steige ich aus und gehe mit einem herzlichen Lächeln auf sie zu. Sie sieht atemberaubend aus,  in ihren tiefsitzenden schwarzen Jeans und ihrer hellen Bluse. So einfach, und doch so verführerisch.

„Guten Abend, Miss Steele“,  flüstere ich sanft.

„Mr. Grey“, antwortet sie und nickt höflich.  Ich öffne eine der hinteren Türen und lasse sie einsteigen. Sie grüßt Taylor höflich und er grüßt sie höflich zurück. Auf der anderen Seite steige ich in den SUV und setze mich neben sie. Ich ergreife ihre Hand und drücke sie sanft. Wieder fühle ich diese Spannung zwischen uns. Ich merke wie ihre Körpertemperatur ansteigt und frage sie nach ihrem Arbeitstag.

„Sehr lang“, antwortet sie mit belegter, kaum hörbarer Stimme.

„Für mich war es auch ein langer Tag“, sage ich ernst. Sie ist kaum in der Lage eine Frage zu meinem Tag zu stellen, weil mein intensiver Blick sie ablenkt. Ich erzähle ihr, dass ich mit Elliot wandern war, während ich ihre Fingerknöchel streichle, penibel darauf bedacht, sie nicht mehr zu berühren. Ich weiß, was andere Berührungen für Erwartungen bei ihr auslösen würden. Ich fühle, wie sich ihr Puls beschleunigt. Ihr Atem geht scharf und tief. Als wir den Hubschrauberlandeplatz erreichen, parkt Taylor das Auto und ich steige aus, um die Tür für sie zu öffnen. Sie ergreift meine ausgestreckte Hand.

“Bereit?”, frage ich. Sie nickt, unfähig etwas vor lauter Aufregung und Nervosität zu sagen. Taylor fährt davon und ich nehme ihre Hand und führe sie zum Fahrstuhl, um zum Landeplatz zu gelangen. Als wir auf den Aufzug warten, kehren die Erinnerungen an diesen Morgen zurück. Die Luft zwischen uns ist geladen und die Spannung kehrt zurück. Die Aufzugtüren gehen auf und wir treten hinein. Ihr Atem geht auch schneller, als sie an heute Morgen zurück denkt. Ihr hat es gefallen. Als unsere Blicke sich treffen, kann ich ein Lächeln nicht unterdrücken. Ich könnte sie auf der Stelle nehmen, aber ich beherrsche mich.

„Es sind nur drei Etagen“, flüstere ich heiser, als ich das Verlangen in ihren Augen sehe. Kurz darauf gehen die Türen wieder auf und wir sind auf dem Dach des Gebäudes. Ich gehe in das Büro, um zu überprüfen, ob die Vorflugkontrolle gemacht wurde. Der alte Joe sitzt am Tisch und informiert mich, dass alles vorbereitet ist. Ich danke ihm und schenke ihm ein warmes Lächeln. Anastasia beobachtet unseren  kleinen Austausch überrascht und neugierig.

„Auf geht’s“, sage ich und gehe in Richtung Charlie Tango, auf dem der Firmenname in blauen Buchstaben auf der Seite steht: Grey Enterprise Holdings Inc. Ich öffne die Tür und fordere Anastasia auf, sich zu setzen und weise sie an „Setz dich und fass nichts an.“ Ich gehe zum Pilotensitz. Ich drehe mich zu Anastasia und schnalle sie im Vierpunktgurt fest. Ich ziehe beide Riemen fest und fühle eine enorme Befriedigung und Erregung dabei, sie so festgeschnallt zu sehen. Ich bin ihr so nah, dass ich ihren Geruch einatmen kann und sauge ihren Duft ein. Vanille, Natur und Frau. Sie sieht mich fragend an. Ich sehe zu ihr auf und lächele sie mit lustvollen Augen an. Sie schließt ihre Augen, um ihrem Verlangen zu entfliehen und vergisst zu atmen.

„Jetzt bist du sicher und kannst nicht weglaufen“, flüstere ich ihr ins Ohr. Ihre Atmung beschleunigt sich wieder, nachdem sie meinen lustvollen Blick gesehen hat.

„Atme, Anastasia“, sage ich sanft und liebkose ihre Wange. Ich verweile kurz und küsse sie sanft auf ihre sinnlichen Lippen.

„Ich mag diesen Gurt“ flüstere ich und sie starrt mich verwirrt an. Ich hoffe, sie wird es auch mögen. Ich werde es heute Nacht herausfinden.

Ich zeige auf die Kopfhörer und bedeute ihr, sie während des Flugs aufzusetzen. Ich erledige alle nötigen Kontrollen vor dem Start, kläre mit dem Kontrollturm, ob wir starten können und hebe in Richtung Seattle ab. Ich sehe wie sie mich nervös und fragend mit ihren großen blauen Augen ansieht. „Weißt du auch, was du da tust?“ fragt sie. Ich lächele. „Ich habe meinen Pilotenschein seit vier Jahren. Bei mir bist du sicher, Anastasia”, sage ich und füge mit einem Augenzwinkern hinzu, “zumindest, während wir in der Luft sind.“ Das Lächeln, welches sie mir schenkt ist atemberaubend und überwältigend.

Sie fragt mich, wie lange wir bis Seattle fliegen werden. Ich erzähle ihr, dass es ungefähr eine Stunde dauern wird. Sie sieht erleichtert aus. Ihr scheint der Flug in der Dunkelheit nicht zu behagen. Ich erzähle ihr, dass wir in einem EC135 Helikopter fliegen, einer der sichersten in seiner Klasse, der in der Lage ist auch nachts zu fliegen.

„Auf dem Gebäude, in dem ich wohne, befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz. Da werden wir landen“ sage ich.

„Natürlich gibt es einen“, murmelt sie fast schon enttäuscht und irgendwie traurig. Ihre Reaktion überrascht mich. Warum sollte ihr das nicht gefallen? Aus dem Augenwinkel beobachtet sie mein Gesicht, so als ob sie es sich einprägt, da sie es nicht mehr lange sehen würde. Sie will sich daran erinnern. In ihren Augen spiegelt sich Verlangen, sogar Begierde. Dieser Gedanke erfreut mich und die Möglichkeiten, die er birgt, machen mich glücklich.

Ich drehe mich zu ihr und frage, „Alles in Ordnung, Anastasia?“

Sie antwortet ist kurz und knapp, „Ja.“ Ich zeige auf die aufkommenden Umrisse Seattles.

„Beeindruckst du die Frauen immer so? Indem du sie zu einem Flug in deinem Helikopter einlädst?“ fragt sie.

Ah, das beschäftigt sie also. Sie will mich also aufziehen. Eigentlich habe ich noch nie eine Frau in meinem Helikopter mitgenommen. Sie ist die erste. Wie sie auch die erste Frau war, mit der ich zusammen mein geteilt habe. „Nein, ich habe vorher noch nie eine Frau in Charlie Tango mitgenommen. In meinem Helikopter meine ich. Du erlebst eine weitere Premiere mit mir“, antworte ich und sehe sie nun noch ehrfürchtiger an.

„Bist du beeindruckt?“ ertappe ich mich dabei, wie ich sie frage.

„Christian, ich bin begeistert, zutiefst begeistert!“ erwidert sie.

„Zutiefst begeistert?“ Ich möchte mehr wissen. Sie hat meine volle Aufmerksamkeit und ihre Wörter sie wie eine Litanei.

„Ja“, sie seufzt, „Du bist so fähig … sehr kompetent“, flüstert sie.

Ich bin so fasziniert von ihrer Antwort, dass ich mich dabei erwische, wie ich zu ihr sage, „Danke, Miss Steele. Das ist mein Bestreben.“, und ich kann nicht anders und schenke ihr mein dümmliches Teenagergrinsen. Sie sieht glücklich aus. Sie bemerkt, dass ich das Fliegen genieße.

„Ja“, erwidere ich, „Sehr sogar. Dafür sind Kontrolle und Konzentration erforderlich … ich muss es einfach lieben.“ Und dann erzähle ich ihr, dass ich Segelfliegen noch lieber mag.

Seattle sieht absolut beeindruckend aus in der Dämmerung. Ich lese in ihrem Blick, dass sie es romantisch findet und spüre einen Stich in mir, der mich daran erinnert, dass ich nicht der romantische Typ bin.

Ich fliege durch die Wolkenkratzer, geradewegs Richtung Escala. Einige Minuten später schweben wir über dem Landeplatz und landen auf dem Dach des Escala, meinem Gebäude.

„Wir sind da“, sage ich sanft. Auf so engem Raum ist die Spannung zwischen und immens. Sie sieht aufgeregt, nervös und schüchtern aus und ihr Atem bringt mich noch mehr in Wallung. Ich strecke meine Arme aus und nehme ihr die Kopfhörer ab. Ich löse meinen Gurt und strecke mich zu ihr, um auch ihren zu lösen. Meine Aufregung und mein Verlangen ihr gegenüber sind kaum zu bändigen. Ich beiße die Zähne zusammen und verenge meine Augen, um meine Gefühle zu kontrollieren. Ich will sie, aber gleichzeitig will ich sie auch beschützen.

„Du musst nichts machen, was du nicht möchtest. Das weißt du doch, oder Anastasia?“ sage ich nachdrücklich. Einerseits wünsche ich mir, dass sie nein sagt und geht, da ich weiß, dass ich es nicht kann. Ich bin süchtig nach ihr, sie hat mich mit ihrem gesamten Wesen verzaubert. Wenn sie nur wüsste, wie sehr ich sie begehre … Ich kann den Wunsch und das Verlangen nach ihr kaum noch aus meiner Stimme und meinen Augen halten. Sie antwortet ruhig und überzeugt, „Ich würde nie etwas tun, was ich nicht will, Christian.“

Ich nicke und atme erleichtert aus und sage sanft und kaum hörbar, „Okay.“ Ich sehe sie immer noch argwöhnisch an. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits möchte ich sie gern hier behalten und nicht gehen lassen, andererseits möchte ich sie zurück nach Portland bringen und ihr meine dunkle Seite ersparen. Aber ich habe noch nie jemanden so sehr begehrt wie sie in diesem Moment! Sie raubt mir den Atem. Sie sieht mich mit entschlossenen und hoffnungsvollen blauen Augen an, welche die letzten Stücke, meines ohnehin schon bröckelnden Widerstandes brechen und ich schmelze dahin.

Ich öffne meine Tür und steige aus. Ich ducke mich und gehe schnell auf ihre Seite, öffne die Tür, schlinge meine Arme eng um sie und ziehe sie aus dem Helikopter nah an mich. Es ist windig auf dem Dach und ich muss schreien, damit sie mich hören kann, „Komm!“, sage ich. Der Wind ist sehr stark und ich muss sie zum Fahrstuhl ziehen. Dort angekommen gebe ich meine Nummer in die Tastatur ein. Die Türen öffnen sich und ich ziehe sie hinein. Im Aufzug angekommen, gebe ich die Nummer für mein Penthaus ein.  Sie starrt auf die verspiegelten Wände und beobachtet unsere Spiegelbilder mit Bewunderung und Ehrfurcht.

Nach kurzer Zeit erreicht der Aufzug mein Penthaus und die Türen öffnen sich. Wir betreten mein komplett weißes Foyer, in dessen Mitte ein dunkler Holztisch mit frischen Blumen, die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eine Auswahl von exquisiten Gemälden, wie Madonna und ihr Kind, zieren die Wände. Sie bestaunt sie, wie sie es schon mit dem Gemälde an meiner Bürowand getan hat, als sie mich das erste Mal besuchte, um mich zu interviewen. Ich öffne die Flügeltür und wir betreten mein Wohnzimmer, obwohl es mehr ein Statement, als ein gewöhnliches Wohnzimmer ist. Die Wände sind doppelt so hoch wie gewöhnlich und komplett weiß. Auf einer Seite befinden sich Glasfenster, die es einem ermöglichen, den großzügigen Balkon zu betreten, von welchem man einen vorzüglichen Blick über die Skyline von Seattle hat.
Ich habe ein übergroßes U-förmiges Sofa im Wohnbereich, welches in Richtung der offenen Küche ausgerichtet ist. Die entzündete Feuerstelle gibt dem Raum ein gemütliches Ambiente.

“Kann ich dir die Jacke abnehmen, Anastasia?” frage ich leise. Sie schüttelt den Kopf, ihr scheint immer noch kalt zu sein. Ich würde sie gern wärmen, aber ich lenke mich ab, indem ich sie frage, ob sie etwas trinken möchte. Sie sieht mich gleichzeitig verwirrt und amüsiert an. Ich hebe meine Augenbrauen und teile ihr mit, dass ich mir ein Glass Weißwein holen werde und frage sie, ob sie auch eines möchte.

„Ja, danke“, antwortet sie schüchtern. Ich nenne ihr den Namen des Weins und frage sie, ob er ihr recht ist.

„Christian, ich weiß nichts über Wein. Der ist bestimmt gut“, sagt sie zögernd. Sie ist in jeglicher Hinsicht unschuldig und unerfahren, teilt mir mein Unterbewusstsein mit. Ich nicke und gieße ihr ein Glas ein. Sie ist so still. Hat sie Zweifel? Ein Teil von mir wünscht sich, dass sie welche hat und der andere Teil begehrt sie mehr als alles andere. Aber ich muss sie fragen und es muss ihre Entscheidung sein.

„Du bist so still, Anastasia, sogar richtig blass. Alles in Ordnung? Bist du hungrig?“ bohre ich.

Sie schüttelt den Kopf.

“Du hast eine sehr große Wohnung“, bemerkt sie abwesend.

„Groß?“, frage ich amüsiert.

„Ja, sehr“, antwortet sie. Als sie das Klavier bemerkt, fragt sie mich, ob ich spiele.

„Ja, ich spiele“, antworte ich und beobachte sie mit Adleraugen. Ich bin angespannt, lüstern und fasziniert von ihr. Von diesem unschuldigen, wunderschönen Mädchen, dass sich kaum ihren eigenen Reizen bewusst ist.

„Gibt es auch etwas, was du nicht kannst?“, stellt sie fragend fest. Sie wirkt fast schon traurig, als ob ich unerreichbar für sie wäre.

„Einiges…“ sage ich. „Möchtest du dich setzen, Anastasia?” frage ich und bedeute ihr sich zu setzen. Sie setzt sich und mit einem Strahlen in ihren Augen lächelt sie. Ich bin neugierig, was wohl durch ihren Kopf geht in diesem Moment. Sie ist so zurückhaltend mir gegenüber. Ich versuche ihre Körpersprache zu lesen. Sie ist so anders, als andere, die ich bisher getroffen habe.

„Was ist so komisch, Ana?“ bemerke ich leise, während ich neben ihr sitze. Nah genug, um sie zu berühren. Ich lehne mich zurück und lege meinen Arm hinter sie.

„Warum hast du mir ausgerechnet Tess von den d’Ubervilles geschenkt?“, fragt sie gespannt. Sie ist schwer zu verstehen. Ihre Frage überrascht mich.

Darcy & Elizabeth dance

„Du sagtest, du magst Hardy und ich war dir eine Warnung über mich schuldig. Das erschien mir die einzige Möglichkeit. Entweder könnte ich ein unerreichbar hohes Ideal in dir sehen wie Angel Clare, oder dich erniedrigen wie Alec d’Urberville“, murmele ich  langsam und mein Blick glüht vor geladenem Verlangen und dunkler Sinnlichkeit.

„Wenn es nur zwei Wahlmöglichkeiten gibt, Christian, dann würde ich mich für die Erniedrigung entscheiden“, flüstert sie und kaut auf ihrer Lippe und schockt mich damit völlig. Ihre Worte und der Anblick, wie sie auf ihrer Lippe kaut, beschleunigen meine Atmung und ich muss hörbar aufkeuchen, um mich zu sammeln. Ich habe totale Ehrfurcht vor ihr. Ich schüttele meinen Kopf und sage angespannt, „Bitte hör auf, dir auf der Lippe zu kauen, Anastasia! Das verwirrt mich. Du weißt nicht, wovon du sprichst“, sage ich und hoffe immer noch, dass sie nein sagt.

„Deshalb bin ich ihr, oder?“ sagt sie bestimmt.

„Ja das stimmt“, sage ich, unfähig ihr noch länger zu widerstehen und halte meinen Finger hoch, „würdest du eine Minute warten, bitte?“ sage ich und entschuldige mich. Sie hat sich entschieden und ich bin sowieso schon wie Wachs in ihren Händen. Ich gehe in mein Büro und drucke die Verschwiegenheitsvereinbarung aus, die mir Andrea heute Morgen geschickt hat. Ich kehre mit dem Dokument ins Wohnzimmer zurück und gebe es ihr und sage, „Ana, das ist eine Verschwiegenheitsvereinbarung. In meiner Position besteht mein Anwalt darauf, dass du eine unterschreibst.“ Ich sehe sie entschlossen an und sage zu ihr „Wenn du dich für Erniedrigung entscheidest, solltest du sie unterschreiben.“

„Und was, wenn ich sie nicht unterschreibe?“ entgegnet sie.

„Das wäre auch in Ordnung“, sage ich und bemerke die Enttäuschung in meiner Stimme. Aber ich beruhige mich selbst und füge hinzu, „in diesem Fall geht es um hohe Ideale à la Angel Clare, jedenfalls den größten Teil des Buches.“

„Wofür ist diese Vereinbarung? Was hat sie zu bedeuten?“

„Sie bedeutet einfach, dass du mit niemandem über das, was zwischen dir und mir passiert, sprechen darfst. Nie. Niemals…“ sage ich bestimmt. Verschiedene Emotionen huschen über ihr Gesicht. Ein ungläubiger, überraschter, ängstlicher und letztlich neugieriger Blick.

„Okay, ich unterschreibe“, sagt sie und streckt ihre Hand nach dem Stift in meiner aus. Ich reiche ihr den Stift, während ich mein überraschtes Gesicht nicht vor ihr verbergen kann.

„Willst du sie dir nicht erst einmal durchlesen?“ frage ich geschockt.

„Nö“, sagt sie bestimmt.

„Warum nicht?“ frage ich. Ich fühle den Drang sie dafür zu tadeln. Man kann nichts unterschreiben, ohne es vorher gelesen zu haben, „Anastasia, du solltest nichts unterschreiben, ohne es vorher gelesen zu haben!“

„Gut“, sagt sie aufgebracht, „Christian, dieses Stück Papier“, sie hält die Vereinbarung wie ein nerviges Anhängsel, was sie schnellstmöglich loswerden will, hoch „bedeutet dir und deinem Anwalt, mit dem du offensichtlich gesprochen hast, mehr als mir. Ich hatte nicht vor mit irgendjemand über Uns zu sprechen. Es spielt also keine Rolle, ob ich es unterschreibe oder nicht. Ich werde mit niemandem darüber sprechen, nicht einmal mit Kate“, bringt sie hervor und entwaffnet mich damit völlig.

„Ein berechtigter Einwand,  Anastasia“, sage ich völlig verzaubert.

Sie unterschreibt mit übertriebener Geste auf den gepunkteten Linien, gibt mir die Vereinbarung zurück und nimmt einen großen Schluck Weißwein und leert dabei fast das ganze Glas. Ich sehe wie sie ihren ganzen Mut zusammennimmt und letztlich ihre Gedanken ausspricht:

„Bedeutet es, wo ich nun die Vereinbarung unterschriebe habe, dass du mit mir schlafen wirst, Christian?“ sagt sie und sieht sofort bedauernd aus und errötet. Mir fällt vor Schock die Kinnlade herunter. Sie hat es geschafft mich zu schocken! Mich, Christian Grey, der sich sonst von nichts aus der Bahn werfen lässt. Mit ein paar Wörter aus dem Mund dieses unschuldigen Mädchens. Ich besinne mich und antworte.

“Nein, das bedeutet es nicht, Anastasia. Lass mich etwas klarstellen. Ich schlafe nicht mit irgendjemandem.  Nie. Ich f*cke … hart. Außerdem wirst du mehr Papierkram unterschreiben müssen und du weißt immer noch nicht worauf du dich einlässt.“ Ich starre sie an. „Wenn du es herausfindest, wirst du möglicherweise die Beine in die Hand nehmen und davon laufen. Also werde ich es dir zeigen. Komm mit. Ich zeige dir mein Spielzimmer.” sage ich bestimmt. Ich muss endlich reinen Tisch machen.

„Spielzimmer? Werden wir Wii oder Xbox spielen?“ fragt sie mich überrascht. Ich kann nicht anders und muss lachen. Das würde mir im Traum nicht einfallen.

„Nein, Ana. Nichts davon. Komm und sieh selbst”, sage ich und ziehe sanft an ihrer Hand und führe sie in den Flur und in das Obergeschoss, wo sich mein Spielzimmer befindet. Ich nehme den Schlüssel zum Spielzimmer, welches immer geschlossen ist. Ich atme tief ein und warne sie ein letztes Mal, „du kannst immer noch gehen, Anastasia. Wenn dir danach ist, kann ich dich überall hinbringen lassen. Der Helikopter steht zur Verfügung Du kannst auch die Nacht hier verbringen und morgen früh nach Hause gehen. Wie auch immer du dich entscheidest, es liegt ganz bei dir.

Sie blickt mich gereizt an und schimpft, „Oh, halt den Mund und mach endlich die verdammte Tür auf, Christian!“ und verzaubert mich endgültig und lässt mich atemlos zurück. Ich öffne die Tür und lasse sie hinein.



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