Monday, November 18, 2013

BUCH 1 - Kapitel XXIV - Christian und Anastasia Fanfiction

In Gedanken an Georgia

Kapitel XXIV

Übersetzer: Janine Heistmann


Ich wache auf und blicke in Richtung Fenster. Das Wetter draußen ist regnerisch und spiegelt meine eigene Stimmung perfekt wieder – dunkel und erstickend. 

Marcello - Bach

Da es zu meiner morgendlichen Routine gehört, gehe ich in den Fitnessraum, um zu trainieren. Ich renne, stemme Gewichte und mache Kardioübungen. Auch Taylor ist bereits da. Er nickt und begrüßt mich mit seinem typischen „Guten Morgen, Mr. Grey.“ Als ich auf den Boxsack zusteuere, beäugt er mich widerwillig, um meine momentane Stimmung zu erfassen. Ich mache mich über den Boxsack her und mache Taylor damit noch beklommener. Als ich in mein Penthouse zurückkehre, bin ich immer noch einsilbig, kurz angebunden und unausstehlich. Taylor ist noch länger im Fitnessraum geblieben. Ich entledige mich meiner verschwitzten Sachen, gehe in die Dusche und drehe das Wasser bis zum Anschlag. Das kochend heiße Wasser prasselnd über meinen Rücken. Erinnerungen an Anastasia in genau dieser Dusche kommen mir in den Sinn. Sie müsste schon gelandet sein. Oder? Vermisst sie mich? Hat sie mir bereits getextet oder eine E-Mail gesendet? Ist sie von mir genauso angetan, wie ich von ihr? Völlig verzweifelt streiche ich mir mit meiner Hand durch meine Haare, während ich immer noch unter der Dusche stehe. Ich spüle mich schnell ab, gehe aus der Dusche heraus und trockne mich ab, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her.

Als erstes muss ich mein Blackberry überprüfen. Erleichterung durchströmt mich. Sie hat mir eine Nachricht geschickt, nachdem sie sicher um 5:30 Uhr PST gelandet ist:
„Bin sicher in Savannah angekommen. A J

Mrs. Jones bereitet mir mein Frühstück zu. Mein übliches Omelett. Zudem habe ich einen Kaffee und Orangensaft. Ich überprüfe meine E-Mails auf dem Blackberry, in der Hoffnung, dass sie mir eine gesendet hat. Und da ist es:
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Von: Anastasia Steele
Betreff: Machst du mir gern Angst?
Datum: 31. Mai 2011                        6:51 Uhr EST
An: Christian Grey

Christian, du weißt genau, wie sehr es mir gegen den Strich geht, dass du so viel Geld für mich ausgibst. Okay, du bist reich, trotzdem ist mir nicht wohl dabei. Ich komme mir dabei vor, als würdest du mich für Sex bezahlen. Allerdings muss ich zugeben, dass es Spaß macht, erster Klasse zu fliegen. Es ist so viel stilvoller als in der Holzklasse. Deshalb danke ich dir dafür. Das ist mein voller Ernst – Jean-Pauls Massage war sehr angenehm. Und er war sehr schwul. Dieses Detail habe ich dir in meiner vorherigen Mail verschwiegen, um dich zu ärgern, weil ich wütend auf dich war. Ich entschuldige mich dafür.

Aber wie üblich reagierst du total über. Du kannst nicht einfach solche Dinge schreiben – gefesselt und geknebelt in einem Käfig. Hast du das ernst gemeint, oder war das tatsächlich bloß ein Scherz? Das macht mir Angst … du machst mir Angst … ich bin völlig hingerissen von dir und ziehe ernsthaft einen Lebensstil in Betracht, von dem ich bis vergangene Woche noch nicht einmal gewusst habe, dass er überhaupt existiert, und dann kommst du und schreibst solche Dinge, bei denen ich am liebsten schreiend davonlaufen würde, wenn ich sie lese. Was ich natürlich nicht tun werde, weil du mir fehlst. Sehr sogar. Ich wünsche mir sehr, dass das zwischen uns funktioniert, aber die Tiefe meiner Gefühle macht mir Angst wie auch die Abgründe, in die du mich hineinziehst. Was du mir anbietest, ist wahnsinnig erotisch und sexy, und ich bin ein neugieriger Mensch, aber ich habe auch Angst, verletzt zu werden – körperlich und emotional.

Was ist, wenn du nach drei Monaten genug von mir hast und mit mir Schluss machst? Und was bliebe mir dann? Andererseits besteht dieses Risiko ja immer, egal mit wem man sich einlässt. Das hier ist nun einmal nicht die Art von Beziehung, die ich mir vorgestellt hatte, schon gar nicht als die erste in meinem Leben.

Du hattest völlig Recht, als du sagtest, ich hätte absolut nichts Devotes an mir … in diesem Punkt stimme ich dir inzwischen leider zu. Trotzdem will ich mit dir zusammen sein, und wenn ich dafür deine Sub sein muss, werde ich es versuchen. Allerdings fürchte ich, dass ich am Ende grün und blau sein werde, und diese Vorstellung gefällt mir ganz und gar nicht.

Ich bin überglücklich, dass du dich darum bemühst, mehr zwischen uns entstehen zu  lassen als eine rein körperliche Beziehung. Allerdings muss ich darüber nachdenken, was  dieses »mehr« für mich zu bedeuten hat. Das ist einer der Gründe, weshalb ich ein bisschen Abstand wollte. Du bringst mich so um den Verstand, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann, wenn ich in deiner Nähe bin.

Mein Flug wird aufgerufen. Ich muss los.

Später mehr.

Deine Ana

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Schockiert blicke ich meinen Bildschirm an! Es gefällt mir, dass sie endlich mit mir redet. Und dann auch noch so viel. So viel hat sie in der gesamten Zeit, die wir bisher miteinander verbracht haben, noch nicht mit mir gesprochen. Ich bin gleichzeitig erfreut und wütend, da sie das Gefühl hatte, Abstand zwischen uns bringen zu müssen, um  mir zu schreiben, offen mit mir zu kommunizieren. Warum macht sie dies nicht, wenn sie hier ist? Wirke ich etwa so einschüchternd auf sie?

In den nächsten fünfundvierzig Minuten lese ich ihre Nachricht immer und immer wieder. Ihre Aussage, dass sie tiefe Gefühle für mich hat, bringt mein Herz zum Schmelzen. Aber es ist besorgniserregend, dass sie, obwohl sie eine starke, unglaubliche und wunderschöne Frau ist, ein solch geringes Selbstbewusstsein hat, wenn es darum geht, das anzunehmen, was ich ihr gebe. Warum soll ich mich nicht um sie kümmern? Was ist mit meinem ganzen Geld? Wird sie es in Zukunft gegen mich verwenden? Ich kann damit verdammt nochmal machen was ich will! Ich habe so hart dafür gearbeitet!

Nachdem ich meine Gedanken sorgfältig abgewägt habe, entscheide ich mich, ihr zu antworten. Meine Gefühle haben sich nach ihrer ausführlichen E-Mail nur noch verstärkt und da ich sie nicht verlieren möchte, habe ich beschlossen immer ehrlich mit ihr zu sein. Sie weiß nicht, wie weit ich gehen würde, um ihre Zuneigung zu bekommen.

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Von: Christian Grey
Betreff: Endlich!
Datum: 31. Mai 2011                        7:30 Uhr
An: Anastasia Steele

Anastasia,

ich bin stinksauer, weil du wieder einmal so offen und ehrlich mit mir bist, sobald du nicht
mehr in meiner Nähe bist. Wieso kannst du das nicht, wenn wir zusammen sind? Ja, ich bin reich. Gewöhn dich dran. Weshalb sollte ich kein Geld für dich ausgeben? Du hast mich deinem Vater als deinen Freund vorgestellt, Herrgott. So etwas tut ein fester Freund doch, oder etwa nicht? Und als dein Dom erwarte ich von dir, dass du ohne Widerrede akzeptierst, wenn ich etwas für dich bezahle.

Und da wir schon dabei sind, kannst du es deiner Mutter auch gleich erzählen.

Ich habe keine Ahnung, wie ich auf deine Bemerkung reagieren soll, dass du dich wie eine
Hure fühlst. Natürlich hast du es nicht explizit so ausgedrückt, aber genau das meinst du
damit. Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun kann, um dir dieses Gefühl zu nehmen. Wenn
es nach mir geht, sollst du immer nur das Beste bekommen. Ich arbeite außergewöhnlich
hart und kann mein Geld für die Dinge ausgeben, die ich für wichtig erachte. Ich könnte dir
jederzeit jeden Herzenswunsch erfüllen, Anastasia, und genau das habe ich auch vor. Nenn
es von mir aus Umverteilung von Vermögen, wenn du dich dann besser fühlst. In jedem
Fall muss dir klar sein, dass ich dich niemals als das betrachten könnte, was du angedeutet
hast. Und es macht mich sehr wütend, dass du dich so siehst. Du bist eine sehr kluge,
witzige, bildschöne junge Frau und hast offenbar massive Probleme mit deinem
Selbstwertgefühl, deshalb überlege ich ernsthaft, ob ich nicht einen Termin bei Dr. Flynn
für dich vereinbaren sollte.

Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich dir Angst gemacht habe. Die Vorstellung, dich
in Angst und Schrecken zu versetzen, ist grauenhaft. Glaubst du allen Ernstes, ich würde
dich in den Frachtraum sperren lassen? Ich habe dir meinen Privatjet angeboten,
verdammt nochmal. Ja, das war ein Witz, und ein mieser noch dazu. Allerdings gebe ich zu,
dass mich die Vorstellung, dich gefesselt und geknebelt zu sehen, antörnt – und das ist kein
Witz, sondern die Wahrheit. Auf den Käfig kann ich hingegen problemlos verzichten. Ich
weiß, dass du Probleme mit dem Knebeln hast – das haben wir ja bereits besprochen –, und
wenn/falls ich dich knebeln will, werden wir noch einmal darüber reden.

Ich glaube, dir ist noch nicht ganz klar, dass in einer Dom/Sub-Beziehung die Sub sagt, wo es langgeht. Und nicht der Dom! Du hast die Macht, über alles zu bestimmen, was zwischen uns passiert. Noch einmal zum Mitschreiben – du bist diejenige, die die Macht hat. Nicht ich. Im Bootshaus hast du Nein gesagt. Wenn du Nein sagst, darf ich dich nicht anrühren – dafür haben wir ja den Vertrag abgeschlossen –, und du darfst sagen, was du tun willst und was nicht. Wenn wir Dinge ausprobieren und sie dir nicht gefallen, können wir die Vereinbarung jederzeit ändern. Die Entscheidung liegt bei dir, nicht bei mir. Und wenn du nicht gefesselt und geknebelt in einem Käfig sitzen willst, wird es auch nicht dazu kommen.

Ich möchte meinen Lebensstil gern mit dir teilen. Ich habe mir noch nie etwas so sehr
gewünscht. Ehrlich gesagt, kann ich dich nur bewundern, Anastasia! Dass jemand so Unschuldiges bereit ist, sich auf ein solches Arrangement einzulassen. Das bedeutet mir mehr, als du dir vorstellen kannst. Dir ist nicht bewusst, dass ich derjenige bin, der völlig  in deinen Bann gezogen ist, obwohl ich es dir schon x-mal gesagt habe. Ich will dich nicht verlieren. Es macht mich nervös, dass du dreitausend Meilen weit geflogen bist, nur um eine Weile von mir getrennt zu sein, weil du in meiner Nähe keinen klaren Gedanken fassen kannst. Mir geht es genauso, Anastasia. Sobald wir zusammen sind, ist mein Verstand
ausgeschaltet. Vielleicht verstehst du jetzt, wie tief meine Gefühle für dich sind.

Ich verstehe, dass du Angst hast. Ich habe mich bemüht, mich von dir fernzuhalten, wenn du dich erinnerst. Ich wusste, dass du unerfahren bist, obwohl ich nie im Leben versucht hätte, etwas mit dir anzufangen, wäre mir das Ausmaß deiner Unschuld bewusst gewesen. Und doch gelingt es dir, mich in einer Art und Weise zu entwaffnen, wie es noch nie jemand zuvor gelungen ist. Zum Beispiel deine E-Mail: Ich habe sie wieder und wieder gelesen, um deinen Standpunkt zu verstehen.

Du machst dir Sorgen über die Zeitspanne, in der unser Vertrag gelten soll. Drei Monate sind ein willkürlich gewählter Zeitraum. Wir können auch sechs Monate oder ein Jahr daraus machen. Wie lange soll es deiner Meinung nach sein? Was würde dir gefallen? Sag es mir.

Ich verstehe, dass ich dir einiges an Vertrauen abverlange. Vertrauen, das ich mir erst
verdienen muss, aber umgekehrt musst du es mir auch sagen, wenn es mir nicht gelingt.
Auf der einen Seite wirkst du so stark und unabhängig, aber dann lese ich, was du hier
schreibst, und sehe eine völlig andere Seite von dir. Wir müssen uns gegenseitig anleiten,
Anastasia, und ich bin darauf angewiesen, dass du mit mir sprichst. Du musst mir
gegenüber aufrichtig sein, und wir müssen beide einen Weg finden, damit diese Beziehung
funktionieren kann.

Du hast Angst, du könntest vielleicht nicht devot sein. Nun ja, das wäre möglich. Der
einzige Ort, an dem du das korrekte Verhalten einer Sub an den Tag legen sollst, ist das
Spielzimmer. Es sieht so aus, als könntest du nur dort zulassen, dass ich die Kontrolle über
dich übernehme, und tun, was ich von dir verlange – sogar geradezu mustergültig, würde
ich sagen. Und ich würde dich niemals grün und blau schlagen. Ich ziehe Rosa vor.
Außerhalb des Spielzimmers wünsche ich mir sehr wohl, dass du mir Paroli bietest. Das ist
eine ganz neue und ungewohnte Erfahrung für mich, die ich nicht missen möchte. Deshalb
wäre ich froh, wenn du mir sagen würdest, was genau du damit meinst, wenn du sagst, du
willst »mehr« von mir. Ich will gern versuchen, für alles offen zu sein. Ich werde mich
bemühen, dir den Freiraum zu geben, den du brauchst, und dir nicht auf die Pelle rücken,
solange du in Georgia bist. Ich freue mich schon auf deine nächste Mail.

In der Zwischenzeit amüsiere dich. Aber nicht allzu sehr.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Ich drücke auf Senden, nachdem ich mein Epitaph an Anastasia noch einmal gelesen habe. Ich hoffe, ich konnte ihr damit ihre Sorgen nehmen. Ich möchte, dass dieses Arrangement funktioniert, die Beziehung, in der es um <> gehen soll. Ich habe starke Gefühle für sie, sie ist mein <> und ich bin eigentlich sowieso schon ihr Freund. Mir gefällt dieser Titel wirklich gut. Er verleiht mir noch mehr Besitzansprüche. Er verrät anderen, dass sie mir gehört und sie sich von ihr fern halten sollen.

Wieder lese ich ihre Nachricht. Sie hat Gefühle für mich! Ich schließe meine Augen, als die Erleichterung mich durchströmt. Ich habe mich so danach gesehnt, es aus ihrem Mund zu hören.  Aber andererseits verängstigt es mich auch. Scheiße! Ich bin erst seit weniger als vierundzwanzig Stunden von ihr getrennt und ich habe bereits das Gefühl, dass ich auseinander gerissen werde. Ich vermisse sie so sehr, dass es bereits wehtut! Es geht darum, dass ich sie so sehr will. Mein Verlangen nach ihr ist so groß – es kann gar nicht noch stärker werden. Aber gleichzeitig habe ich Angst davor, weil es so von meiner Norm abweicht.

Ich habe heute einen anstrengenden Tag vor mir. Taylor trägt bereits seinen dunklen Anzug und seine Sonnenbrille, um mich zum GEH zu fahren. Ich steige hinten in den Audi SUV ein. Ich bemerke, wie Taylors Augen im Rückspiegel zu mir wandern. Ich blicke fragend zurück. Dann höre ich den Krach. Ich bemerke, dass ich nervös mit meinen Fingern auf dem Sitz herumklopfe, wie die Vier Reiter der Apokalypse. Kühl lasse ich den Blick aus dem Fenster schweifen und bringe mich dazu mit dem Klopfen aufzuhören. Warum hat Anastasias Reise zu ihrer Mutter nur eine solch tiefgreifende Wirkung auf mich? Sie wird diesen Freitag zurückkommen.

Ich betrete mit großen Schritten mein Büro und habe sofort wieder die Macht über alles inne. Ich sehe wie Andrea und die Praktikantin automatisch zurückzucken. Taylor geht gelassen hinter mir her. Andrea hastet hinter uns her und wirft der Praktikantin noch einen kurzen Blick zu. Sie hat den Arm voller Ordner.

Ich setze mich in den massiven Ledersessel hinter meinem kunstvoll verzierten und sehr teuren Schreibtisch. Andrea tritt mit ihren blonden und professionell gemachten Haaren vor den Tisch. Sie passt mit ihrem tadellosen Auftreten perfekt zu meiner Firma. Sie zuckt leicht zusammen, als sie meinen ungeduldigen Blick sieht.

„Sir, Mr. Bill Casing und Mr. Barney möchten Sie beide heute Vormittag treffen. Wen möchten Sie zuerst sehen?“

Ich starre sie an. Das kommt unerwartet. Obwohl ich darauf vorbereitet war beide heute zu treffen, war ich nicht darauf gefasst sie so früh zu sehen. Meine ungerührte Haltung und mein Schweigen bringen sie erneut zum Zucken. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Taylor in die entgegengesetzte Richtung blickt. Ich seufze.

„Barney zuerst“, sage ich letztlich.

„Ja, Sir“, sagt sie sichtlich erleichtert, wendet sich wieder mir zu und sagt, „Ich habe vergessen, Sie zu erinnern, Sir. Sie haben heute ein Treffen mit Dr. Flynn um 14.00 Uhr“, sagt sie und ich nicke. Schließlich hastet sie davon, um Barney zu holen. Barney kommt herein, nickt „Mr. Grey” und reicht mir seine Hand. Ich sehe, wie er das Gesicht verzeiht. Oh. Ich muss wohl ziemlich stark zugedrückt haben. Ich bin heute sehr gereizt. Anastasias Abreise setzt mir ziemlich zu. Mein Tag zieht sich mit einem Meeting nach dem anderen hin. Ich treffe Ros zum Mittagessen, um mit ihr weiter über die Firma zu sprechen, die uns nur Geld kostet und keinen Gewinn einbringt.

„Wir sind in einer Sackgasse, Ros. Unter dem Strich geht es doch nur darum, ob sie wirtschaftlich tragbar ist oder nicht. Ich habe dieser Firma ein Jahr gegeben, um sich selber aufzufangen. Wir haben einiges an Geld investiert, um sie vor dem Ruin zu bewahren. Entweder ich sehe Fortschritte oder wir verkaufen sie. Es ist anderen Firmen, die wir besitzen, gegenüber nicht fair. Die Angestellten arbeiten alle hart, um etwas zu unterstützen dass nicht funktioniert. Schlagen Sie sie sich aus dem Kopf! Sie haben zwei Wochen Zeit, um Veränderungen zu erzielen. Wenn dann immer noch kein Fortschritt zu sehen ist, will ich die Firma nicht länger halten!“ sage ich.

„Ja, Sir“, antwortet sie.

Taylor kommt auf mich zu, nachdem er sein Telefon überprüft hat. Er beugt sich zu mir herunter und flüstert, „Sir, Bastille wartet auf Sie im Fitnessraum. Sobald Sie möchten, können Sie mit ihm trainieren.“

Ich nicke und sage, „Nach dem Mittagessen.“

„Ja, Sir“, antwortet er und nimmt wieder seine statueske Position in der Ecke des Raumes ein. Ich gebe Ros die Hand und gehe trainieren. Heute trainiere ich zwei Stunden mit Claude Bastille. Ich werde die Spannung in mir einfach nicht los, die mein Urteilsvermögen vernebelt und die Leute um mich herum nervös macht. Selbst Bastille bemerkt es, nachdem ich ihm zum dritten Mal auf die Matte befördert habe.

„Was ich gestern gesagt habe steht, Mann! Sie sind ja wie der Tod auf Rädern diese Woche! Woher kommt‘s?“ fragt er.

„Ich habe es Ihnen doch gesagt. Ich muss die verpassten Sessions nachholen“, sage ich.

Argwöhnisch beäugt er mich, als ich an den wahren Grund für meine Nervosität denke und wieder gehen wir aufeinander los. Da ich noch nicht wieder voll konzentriert bin, legt er mich um und verschafft sich damit einen Beginn nach Maß. Ich fliege mit dem Arsch auf die Matte.
„Drei zu Eins, Grey!“ sagt er. „Ich gebe nicht auf, bis ich wenigstens ein Unentschieden erreicht habe!“ Ich grinse.

„Zeig’s mir, Bastille!“ Andere, die ebenfalls trainieren, beobachten uns. Bastille braucht über dreißig Minuten, um das Unentschieden zu erreichen und dann kriege ich ihn ein weiteres Mal. Wir belassen es bei einem Unentschieden – mit mir auf der Gewinnerseite und einem grinsenden Bastille, der verspricht es morgen besser zu machen.

Nach meinem intensiven Workout, gehe ich schnell duschen und mache mich auf den Weg zu Dr. Flynns Praxis.

„Hallo Christian“, sagt Dr. Flynn heiter und beäugt mich gezielt.

„Hallo John“, lautet meine Antwort, als ich meinen üblichen Platz auf dem Ledersofa einnehme. John hält sein ledernes Notizbuch in den Händen.

„Wie erging es dir?“ fragt er.

„Um die Wahrheit zu sagen, John, mir ging es gut, als du im Urlaub warst. Aber seit gestern ist alles anders“, sage ich.

„Hat es vielleicht irgendetwas mit der jungen Dame zu tun, mit der du dich triffst?“ fragt er. Wie immer gelinde ausgedrückt, John.

„Ja, hat es.“ Er nickt und bewegt mich dazu, weiter zu reden.

„Sie ist im Moment nicht in der Stadt und mir ergeht es in ihrer Abwesenheit gar nicht gut“, sage ich und bin vom Schmerz in meiner Stimme selbst überrascht.

„Wie kommt das?“

„Ich weiß es nicht, John!“ sage ich aufgebracht. „Das ist etwas völlig neues für mich. Ich habe das Gefühl, als ob ich Trennungsangst habe, was ja überhaupt keinen Sinn macht. Ich habe mich noch nie so gefühlt! Ich bin ein erwachsener Mann, aber im Moment merke ich, dass ich selbst mein Personal nervös mache, seit dem Moment als sie mein Apartment verlassen hat“, sage ich seufzend.

„Mehr als üblich?“ sagt John und ich blicke ihn finster an. Aber er zuckt nicht zusammen. Er sieht mich erwartend an. Schließlich lächele ich.

„Ja, mehr als sonst“, sage ich.

„Diese Anastasia zeigt ganz schön Wirkung auf dich. Ich bin fasziniert von ihr. Ich würde sie gerne treffen“, sagt er, was unüblich für einen Psychiater ist, obwohl es Dr. John Flynn ist.

„Du wirst sie vielleicht nächste Woche bei dem Charity Event von meinen Eltern treffen“, sage ich.

„Ich freue mich darauf. Und jetzt erzähl mir, warum sie die Stadt verlassen hat. Macht sie Urlaub, geht es um ihre Familie, Geschäftliches oder etwas anderes?“ fragt er und kann seine Neugier kaum zurückhalten.

„Sie ist nach Georgia gefahren, um ihre Mutter zu besuchen. Aber das ist lediglich ihr Alibi“, sage ich und John zieht eine Augenbraue hoch.

„Alibi?“

„Ich weiß, dass sie ihre Mutter vermisst. Aber sie ist zu ihr gefahren, um Abstand von mir zu gewinnen, weil sie, wie sie sagt, in meiner Nähe nicht klar denken kann“, ich ziehe ihre E-Mail aus meiner Tasche und suche nach den Zeilen, in der sie dies geschrieben hat. „Ah, genau hier“, sage ich. John kneift die Augen so sehr zusammen, dass man ihm mit Zahnseide die Augen verbinden könnte. Er ist völlig überrascht, dass ich ihre E-Mail mit mir herumtrage.

„Sie sagt hier und ich zitiere ‚Ich wünsche mir sehr, dass das zwischen uns funktioniert, aber die Tiefe meiner Gefühle macht mir Angst wie auch die Abgründe, in die du mich hineinziehst.‘ und diese folgende Zeile, wenn sie sagt ‚Allerdings muss ich darüber nachdenken, was dieses »mehr« für mich zu bedeuten hat. Das ist einer der Gründe, weshalb ich ein bisschen Abstand wollte. Du bringst mich so um den Verstand, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann, wenn ich in deiner Nähe bin.‘“, lese ich vor und seufze.

„So fühle ich mich in ihrer Gegenwart, John. Ich verliere den Verstand. Ich bin wie ein Betrunkener, der seine Vernunft verloren hat. Aber andererseits bin ich noch aufmerksamer, weil sie mir die Augen öffnet, mir Dinge zeigt, die ich vorher noch nie erlebt habe. Ich fühle mich jung und glücklich. 

Forever Young by Mr. Hudson ft Jay-Z

Mit ihr habe ich Hoffnung. Ihre Abwesenheit erstickt mich. Ich ertrage sie nicht!“ sage ich aufgebracht und fahre mir mit der Hand durch meine Haare.

John starrt mich mit offenem Mund an. Als ich aufhöre zu sprechen, sammelt er sich und sagt.

„Es gibt einige Schlüsselwörter über die ich mit dir sprechen möchte. Das erste Wort ist ‚mehr.‘ Ich bin auch neugierig was dieses ‚mehr‘ dir bedeutet. All deine vorherigen Beziehungen waren grundsätzlich Dom/Sub-Beziehungen und du warst in deiner Überzeugung unerschütterlich, dass dies die einzige Form einer Beziehung ist, die dich interessiert. Gehört diese Ansicht nun der Vergangenheit an?“

„Nicht unbedingt, John. Anastasia ist eine Frau, die ich mehr als alles andere will. Sie begehrt mich und will ‚mehr’ von mir und ich begehre sie ebenfalls. Ich bin bereit Kompromisse für sie einzugehen und ich muss mir eingestehen, dass mir dieses ‚mehr‘ ziemlich gut gefällt. Ich habe nicht aufgehört der zu sein, der ich bin. Ich habe nichts von dem aufgegeben, was mich ausmacht und was mir gefällt. Ich habe lediglich meine Kampflinie  neu abgesteckt, meine Grenzen neu definiert. Ein neues Konzept, in das mich Anastasia eingeführt hat“, sage ich lächelnd. „Kompromisse eingehen. Ich bin bereit, genau dies für sie zu tun. Ich habe ihren Vater getroffen und er kennt mich nun als ihren Freund. Ich habe Anastasia gesagt, dass sie ihrer Mutter dasselbe sagen soll. Außerdem kennt mich ihre beste Freundin als ihren Freund“, sage ich und ziehe eine Grimasse und genau das entgeht John natürlich nicht.

„Natürlich hat sie auch schon meine Familie kennengerlernt. Sie fanden sie auf Anhieb reizend und auch sie kennen sie als meine Freundin. Langsam gefällt mir dieser Titel. Also ja, sie ist meine Freundin, aber im Spielzimmer soll sie meine Sub sein“, sage ich.

„Und damit kommst du zurecht?“ fragt Dr. Flynn. Ich denke kurz darüber nach.

„Ja. Ich gehe lieber Kompromisse ein, als sie zu verlieren. Aber ich muss zugeben, dass mir die Kompromisse gefallen. Es ist unglaublich erfrischend … mit Anastasia meine ich.“

„Und hast du das Bedürfnis sie zu bestrafen und zu verletzen? Was ist mit diesen Neigungen und glaubst du, dass Anastasia damit umgehen kann?“

„Diese Gefühle sind immer noch da. Ich muss erst einmal ganz behutsam mit Anastasia umgehen, weil sie sich damit überhaupt nicht auskennt. Sie hat keine Vergleichsmöglichkeiten. Sie wurde nicht mal als Kind versohlt.“

„Warum denkst du dann, dass du ihr Schmerzen zufügen willst?” fragt er.

„Darüber haben wir doch bereits ausführlich diskutiert, John! Ich bin ein Sadist. Ich kann nichts gegen diese Gefühle machen. Es befriedigt etwas in mir, was ich in meinen prägenden Jahren nicht gehabt habe.“

„Christian, in diesem Punkt sind du und ich unterschiedlicher Meinung. Du bist kein Sadist. Dir wurden als kleines Kind schreckliche Dinge angetan. Du hast immer noch damit zu tun. Und das Verlangen, Frauen wehzutun, spiegelt lediglich wieder, was dir in deinem Unterbewusstsein angetan wurde, als sich deine leibliche Mutter nicht beschützt hat. Du hast eine unglaubliche Wut auf sie, weil sie all diese schrecklichen Dinge über dich hat ergehen lassen. Wenn du meine fachliche Meinung dazu hören willst: Du bist kein Sadist. Aber du wurdest in deinen prägendsten Jahren emotional vernachlässigt. Deshalb warst du emotional nie so weit entwickelt, wie es dein Alter verlangt hätte. Sobald man deine emotionale Reife betrachtet, kann man sagen, dass du in etwa den Stand eines Jugendlichen hast. Du hast noch einiges aufzuholen.  Da du in deinen Gewohnheiten so festgefahren bist, hast du kaum die Möglichkeit dich emotional weiterzuentwickeln. Aber die Veränderung, die ich in den letzten drei Wochen an dir feststellen konnte, ist vielversprechend. Es zeigt mir, dass du gewillt bist, dir selbst eine Chance zu geben und zu wachsen. Und das ist einer der Schlüssel, der dir dabei helfen wird, deine Probleme aufzuarbeiten“, sagt er.

„John, ich glaube Anastasia hat Recht, was dich betrifft“, sage ich mit einem böshaften Grinsen.

Er sieht neugierig aus, „Inwiefern?“ fragt er.

„Sie hat gesagt, dass du ein überteuerter Scharlatan bist“, sage ich lächelnd. Er lacht über diese Einschätzung.

„Also gut, sie hat vielleicht Recht. Ich bin teuer, aber ein Scharlatan? Wer weiß. Vielleicht bin ich einer“, sagt er und schmunzelt immer noch. „Ich verstehe, warum du fasziniert von ihr bist. Ich freue mich darauf, sie zu treffen“, sagt er. Ein weiterer Bewunderer, der sie noch nicht einmal getroffen hat.

„Wann kommt sie aus Georgia zurück?“

„Diesen Freitag“, sage ich verzweifelt, als ob es noch zehn Jahre dauern würde. John sieht mich neugierig an, als würde er in Freuds Werken nachschlagen.

„Es ist sehr deutlich, dass du sie vermisst. Wie kommst du zurecht?“ fragt er und ich höre das Mitgefühl in seiner Stimme.

„Gar nicht. Ich meine, nicht besonders gut. Ich vermisse sie schrecklich. Ich habe Ängste, Sorgen und ein unbändiges Verlangen”, sage ich.

„Ängste und Sorgen sind zwei Dinge, über die ich mit dir sprechen möchte. Was ängstigt dich und worüber machst du dir Sorgen?“ fragt er.

„Ich habe Angst, dass sie sich vielleicht gegen uns entscheidet. Ich habe Angst, dass sie sobald sie weg ist, merkt, dass sie auch ohne mich zu Recht kommt“, sage ich und mein Atem geht stoßweise. Dr. Flynn bemerkt das und schreibt etwas in seinen Notizblock. „Ich mache mir Sorgen, dass vielleicht jemand anderes meinen Platz einnimmt, wenn ich nicht in ihrer Nähe bin. Ach zu Hölle, selbst wenn ich in ihrer Nähe bin, hat sie tausende Verehrer“, sage ich.

„Fürchtest du dich etwa vor ein bisschen Konkurrenz?“

„Ich schrecke nie vor einem kleinen Wettbewerb zurück. Aber sie gehört mir! Sie ist kein Preis, um den man werben kann. Nicht wenn es um sie geht und ihre Zuneigung. Ich kann damit nicht umgehen, Doc. Die Vorstellung, dass sie in den Armen von jemand anderem sein könnte, fühlt sich an, als ob mir ein Messer immer und immer wieder ins Herz gerammt wird. Ich kann damit nicht umgehen!“ Er schreibt wieder etwas in seinen teuren ledernen Notizblock.

„Christian, ich kenne dich jetzt schon einige Jahre. Ich bin dein Therapeut und dein Freund. Ich weiß, dass du ein ziemlich starker Mann bist. Körperlich und emotional. Genau genommen, wage ich es sogar zu sagen, dass du sogar emotional festgefahren warst, wie ich dir bereits deutlich in der Vergangenheit erklärt habe. Aber was ich jetzt feststelle, ist, dass Anastasia dich sowohl emotional stärkt, als auch schwächt. Weiß du, was da bedeutet?“

Ich schüttele meinen Kopf nach seiner unverblümten Aussage. Aber ich bezahle ihn ja für seine unkonventionelle Unverfrorenheit. Er lächelt und fügt hinzu, „L’on est bien faible quand on est amoureux.

„Aber“, entgegne ich, „diese Aussage setzt ja voraus, dass man verliebt ist. Und wie du zitiert hast, ‚Man ist sehr schwach, wenn man verliebt ist‘, aber ich glaube nicht, dass ich verliebt bin!“ erkläre ich eindringlich. „Ich habe starke Gefühle für Anastasia, die ich zurzeit nicht benennen kann, aber ich liebe nicht, Doc. Ich bin nicht in der Lage zu lieben.“

You're Nobody Till Somebody Loves You by Dean Martin

„Christian, Liebe ist keine schlechte Emotion. Liebe ist eine mächtige Emotion, eine großartige Emotion, eine erfüllende Emotion. L’amour fait les plus grandes douceurs et les plus sensibles infortunes de la vie“, erklärt er.

„Wie du sagtest, Doc, ‚Liebe birgt das süßeste Vergnügen und die schlimmsten Missgeschicke im Leben.‘ Ich habe lediglich Angst vor den Missgeschicken, die sie mit sich bringen kann und ich glaube, dass man das süßeste Vergnügen auch ohne Liebe erreichen kann.“

„Oh nein, da bin ich anderer Meinung. Einige Vergnügungen können nur empfunden werden, wenn man die Höhen und Tiefen erlebt, die die Liebe mit sich bringt. Ich habe festgestellt, dass du die Tiefen und Höhen einer bestimmten Emotion fühlst. Und du hast eindeutig Angst vor diesem Gefühl. Du versuchst die Emotion nicht beim Namen zu nennen und hoffst so, dass sie nicht wirklich existiert. Aber damit kannst du die Realität nicht täuschen. Der Hauptgrund, warum du dieses Gefühl unterdrückst, ist der, dass du dich nicht würdig fühlst. Aber Liebe hat nichts mit Fairness zu tun. Sie existiert einfach. Lass mich dich eins fragen. Was würdest du für Anastasia tun? Würdest du deine Gewohnheiten aufgeben? Du bist bereits Kompromisse für sie eingegangen. Das ist etwas, was du für jemand anderen nie getan hättest. Du hast ihr Raum gegeben, um nachzudenken, obwohl du sie schrecklich vermisst. Das alles sind Dinge, die völlig außerhalb der Norm von Christian Grey liegen.“

Ich denke über seine Worte nach. „Ich würde alles tun, damit sie bei mir bleibt. Damit sie in Sicherheit ist. Damit sie weiter mir gehört. Sie gehört mir!” sage ich.

„Was wäre, wenn sie deine Gefühle nicht erwidern würde?”

Ich merke, wie sich mein Herz zusammenzieht. „Ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte. Es würde mich tief verletzen. Aber ich würde alles tun, damit sie glücklich ist … ich möchte nicht darüber nachdenken, Doc. Es ist zu schwer für mich, vor allem im Moment, wo sie nicht einmal in der Stadt ist“, sage ich aufgebracht.

C’est cela l’amour, tout donner, tout sacrifier sans espoir de retour”, zitiert er.

„Liebe bedeutet alles zu geben, alles zu opfern, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten“, murmele ich. „Aber ich liebe nicht, Doc. Sie ist eine sinnlose Emotion, sie ist abschreckend. Etwas, dass uns den Fokus verlieren lässt. Du weißt, wie wichtig es für mich ist, die Kontrolle zu haben. Liebe lässt einen die Kontrolle verlieren. Deshalb ist es einfach nichts für mich.“

„Das Interessante an der Liebe ist, dass wir nicht gefragt werden, ob wir die Kontrolle verlieren wollen oder nicht. Das besagt bereits die Definition der Liebe. Selbst unser Körper produziert Chemikalien, wenn wir verliebt sind, die denen ähnlich sind, wenn man wahnsinnig ist.“

„Großartig!“ sage ich spöttisch, „Du sagst also ich bin verrückt?“

„Ich ermutige dich lediglich dazu, auf deine eigenen Gefühle zu hören. Wenn du dir deiner eigenen Gefühle nicht bewusst bist, wirst du nie in der Lage sein, damit umzugehen oder du wirst nicht wissen, wie du darauf reagieren sollst. Unsere Körper und Gemüter sprechen uns auf ihre eigene Art und Weise an. Im Moment spricht dein Verstand zu dir. Ob du dir anhören willst, was er zu sagen hat, liegt nun an dir, Christian. Niemand kann uns dazu drängen, mit jemandem zusammen zu sein. Diese Spannung, Anziehungskraft, Reibungskraft, Begierde und diese tiefere Verbindung, die die Liebe kreiert, kann nicht dupliziert, kopiert oder nachgebildet werden. Es ist sehr selten, so etwas zu finden. Man könnte schon fast sagen, es ist ein einmaliges Erlebnis im Leben eines Menschen. Und noch seltener ist es, jemanden zu finden, der dieses Gefühl mit derselben Intensität erwidert. Ein Teil deiner Therapie ist es, dir selbst zuzuhören, um diese Gefühle zu ordnen. Aber hören und verstehen sind zwei verschiedene Sachen. Unsere Gedanken und unser Körper sprechen unterschiedliche Sprachen. Du musst lernen, sie richtig zu deuten. Im Moment leugnest du deine Interpretation der Dinge, da du dich ihrer nicht würdig fühlst. Du musst lernen, dich von diesem negativen Gefühl zu distanzieren.“

„Leichter gesagt, als getan, John“, murmele ich.

„Das weiß ich. Aber es tut nicht weh, es zu versuchen.“

„Ich glaube immer noch, dass e seine nutzlose Emotion ist. Und dass ich nicht lieben kann.“

„Dann lass uns wenigstens anerkennen, dass wir unterschiedlicher Meinung sind”, sagt er lächelnd. „Wir treffen uns nächste Woche um dieselbe Zeit?“

„Ja, natürlich“, sage ich und überprüfe, wie spät es ist. Wir schütteln Hände und Taylor fährt mich zum Escala zurück.

Als wir im Escala ankommen, ist es bereits nach 16:00 Uhr. Immer wieder habe ich meine E-Mails überprüft, aber es gibt immer noch keine von Anastasia. Habe ich sie mit meinem Epitaph verschreckt? Ich mache mir Sorgen, dass dies der Grund ist. Ich möchte sie anrufen, oder ihr schreiben, aber ich möchte ihr auch nicht auf die Pelle rücken. Schließlich ist sie weggefahren, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Ich möchte mich ihr in dieser Zeit nicht aufdrängen. Wir fahren in die Tiefgarage des Escala, Taylor lässt mich aussteigen und parkt den SUV ein. Ich drücke den Rufknopf am Aufzug und gebe meinen Code ein, um zu meinem Apartment zu gelangen. In diesem beengten Raum habe ich Anastasia bereits einige Male geküsst. Die Gedanken an sie kommen ungebeten und ziehen mein Herz zusammen. Ich darf sie nicht verlieren! Ich kann nicht. Ich möchte, dass das mit uns funktioniert! Also ich gerade so an sie denke, vibriert mein Blackberry und informiert mich über eine eingegangene E-Mail. Ist sie von ihr?

Ich überprüfe meinen Blackberry, um die Nachricht zu lesen. Erleichterung durchströmt mich und ich schließe meine Augen. Als ich wieder bei klarem Verstand bin, öffne ich die Nachricht.


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Von: Anastasia Steele
Betreff: Wortreichtum?
Datum: 31. Mai 2011                        19:07 Uhr EST
An: Christian Grey
Sir, Sie gehören offenbar zu denen, die gern viele Worte machen. Ich muss jetzt zum Abendessen in Bobs Golfclub; und nur damit Sie’s wissen: Ich verdrehe die Augen, wenn ich nur daran denke. Aber Sie und Ihre juckende Handfläche sind ja glücklicherweise weit weg, so dass mein Hinterteil zumindest für den Augenblick in Sicherheit ist. Ihre Mail hat mich sehr berührt. Ich werde darauf antworten, sobald ich dazu komme. Ich vermisse Sie jetzt schon.

Schönen Nachmittag noch.

Deine Ana

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Ihre Nachricht zu sehen, entspannt mich sehr. So sehr, als ob ich in Erleichterung baden würde. Sie vermisst mich! Ich lese ihre Nachricht und vor allem  den Teil, indem sie sagt, dass sie mich vermisst, immer und immer wieder. Ich schließe meine Augen und genieße das Gefühl.
Dann schreibe ich ihr eine Antwort.


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Von: Christian Grey
Betreff: Ihr Hinterteil
Datum: 31. Mai 2011                        16:09 Uhr
An: Anastasia Steele

Sehr geehrte Miss Steele,

ich kann mich nur schwer konzentrieren, weil ich ständig den Betreff dieser Mail vor Augen
habe. Unnötig zu erwähnen, dass er in der Tat sicher ist – vorläufig.

Viel Spaß beim Abendessen. Ich vermisse Sie ebenfalls, vor allem Ihr Hinterteil und Ihr
vorlautes Mundwerk.

Ich habe einen ziemlich langweiligen Nachmittag vor mir, der lediglich von den Gedanken
an Sie und die Art, wie Sie die Augen verdrehen, erhellt wird. Ich glaube sogar, Sie waren
diejenige, die mir schonend beigebracht hat, dass auch ich diese unschöne Angewohnheit
besitze.

Christian Grey
CEO & Augenroller, Grey Enterprises Holdings, Inc.
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Ich bin in ihrem Bann gefangen und im Moment endlich einmal von der Nervosität abgelenkt, die mich, seitdem sie die Stadt verlassen hat, blockiert. Selbst diese bloße Verbindung via E-Mail beruhigt meine verwüstete Seele. Ich starre den Monitor an, als ob Anastasia jeden Moment herausspringen würde. Meine einzige Verbindung zu ihr in diesem Moment.

Closer by Kings of Leon

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Verdrehte Augen
Datum: 31. Mai 2011                        19:13 Uhr EST
An: Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,

hören Sie auf, mir zu mailen. Ich versuche, mich fürs Abendessen fertig zu machen. Und
Sie lenken mich bloß ab, selbst wenn Sie sich am anderen Ende des Kontinents befinden.
Und wer legt eigentlich Sie übers Knie, wenn Sie die Augen verdrehen?

Deine Ana

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Mein ausgelassenes Baby und ihr vorlautes Mundwerk! Wie ich euch beide vermisst habe!

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Von: Christian Grey
Betreff: Ihr Hinterteil
Datum: 31. Mai 2011                        16:17 Uhr
An: Anastasia Steele

Sehr geehrte Miss Steele,

Baby, ich ziehe trotzdem in vielerlei Hinsicht meinen Titel dem Ihren vor. Zum Glück bin ich mein eigener Herr, und niemand züchtigt oder bestraft mich. Mit Ausnahme meiner Mutter und natürlich Dr. Flynn. Und Ihnen.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Wieder habe ich ein weiteres Stück von mir in dieser Nachricht offenbart. Und das obwohl es mir eigentlich gar nicht gefällt, oder vielleicht doch – es gefällt mir sogar sehr.  Ich ertappe mich sogar dabei, dass ich es genieße, dass Anastasia mich züchtigen kann und auch wird. Es ist erfrischend. Sie ebnet sich ihren eigenen Weg in meine Seele und mein Herz. Ihre Antwort kommt innerhalb weniger Minuten.

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Züchtigen … Ich?
Datum: 31. Mai 2011                        19:21 Uhr EST
An: Christian Grey
Sehr geehrter Herr,

wann habe ich jemals den Mut besessen, Sie zu züchtigen? Sie müssen mich mit jemandem
verwechseln, was ich ziemlich besorgniserregend finde. Ich muss mich jetzt wirklich beeilen.

Deine Ana
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Ich drücke augenblicklich auf Antworten.
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Von: Christian Grey
Betreff: Ihr Hinterteil
Datum: 31. Mai 2011                        16:24 Uhr
An: Anastasia Steele

Sehr geehrte Miss Steele,

das tun Sie schon die ganze Zeit. Darf ich den Reißverschluss an Ihrem Kleid hochziehen?

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Ich wünsche mir wirklich bei ihr zu sein. Merkt sie überhaupt, was sie mir damit antut, wenn sie sagt, dass sie sich fertig macht, um auszugehen? Ich denke daran, sie auszuziehen. Bis zu ihrem blauen BH und ihrem Spitzenhöschen. Dann würde ich ihr beim Anziehen ihres Kleides helfen … ein Kleid mit tiefausgeschnittenem Rücken. Kurz. Das kaum ihren reizenden Hintern bedeckt. Argh! Warum quäle ich mich selbst nur so sehr?
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Von: Anastasia Steele
Betreff: Nicht jugendfrei
Datum: 31. Mai 2011                        19:27 Uhr EST
An: Christian Grey
Es wäre mir lieber, Sie würden ihn herunterziehen.
WTF? Baby, foltere mich doch nicht! Du bist nicht hier! Ich werde hier noch unverzüglich in Flammen aufgehen! Oder schlimmer. Ich werde mein Versprechen brechen, dir Raum zum Nachdenken zu geben und in meinen Jet springen und zu dir fliegen …
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Von: Christian Grey
Betreff: Pass bloß auf, was du dir wünschst …
Datum: 31. Mai 2011                        16:29 Uhr
An: Anastasia Steele
MIR AUCH!
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Von: Anastasia Steele
Betreff: Keuchend
Datum: 31. Mai 2011                        19:32 Uhr EST
An: Christian Grey
Ganz langsam …
Scheiße! Was machst du nur mit mir, Anastasia? Ich fahre mir mit beiden Händen durchs Haar, und bin wie ein geiler Teenager, der an seinem Laptop klebt und darauf wartet, dass sein Mädchen ihm eine Brotkrume zuwirft!
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Von: Christian Grey
Betreff: Stöhnend …
Datum: 31. Mai 2011                        16:34 Uhr
An: Anastasia Steele
Ich wünschte, ich wäre bei dir.
Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Jetzt habe ich es ausgesprochen … Jetzt bist du dran, Miss Steele. Was sagst du dazu? Nervös warte ich auf ihre Antwort.

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Seufzend
Datum: 31. Mai 2011                        19:36 Uhr EST
An: Christian Grey
ICH AUCH!

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Meine Atmung stockt, als ich ihre Antwort lese. Sie möchte, dass ich bei ihr bin! Sie vermisst mich! Tut sie das wirklich? Sie sagt zumindest, dass sie es tut und das auch noch in Großbuchstaben. Möchte sie, dass ich zu ihr komme? Eine weitere Nachricht trifft ein.

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Von: Anastasia Steele
Betreff: Seufzend
Datum: 31. Mai 2011                        19:36 Uhr EST
An: Christian Grey
Muss los.
Ciao, ciao, Baby.

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Was? Nein! Jetzt wo es spannend wurde! Lass mich nicht hängen, Anastasia! Argh! Selbst ihre Abwesenheit von ihrem Laptop macht mich nervös. Komm schon, Baby! Ich vermisse dich doch sowieso schon! Und ich habe davon geträumt, wie ich dir dein Kleid ausziehe …

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Von: Christian Grey
Betreff: Plagiat
Datum: 31. Mai 2011                        16:40 Uhr
An: Anastasia Steele
Du hast mir meinen Abschiedssatz gestohlen.
Und du hast mich mittendrin hängen lassen.
Viel Spaß beim Essen.

Christian Grey
CEO, Grey Enterprises Holdings Inc.
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Ich gehe duschen und drehe das Wasser kalt, um Miss Steeles Wirkung auf mich abzuwaschen. Aber ohne Erfolg! Was machst du nur mit mir, meine wunderschöne, bezaubernde Frau? Ich bin kurz davor, zu ihr zu fliegen. Mein Unterbewusstsein sagt mir aber, ich soll abwarten und ihr den Raum geben, den sie braucht. Ich stütze mich selbst, indem ich meine Arme gegen die Fliesen lehne. Mein Kopf ist gebeugt. Das kalte Wasser prasselt auf mich nieder, ohne aber irgendeinen kühlenden Effekt zu haben.

„Anastasia! Ich brauche dich mehr, als du glaubst!“ murmele ich und drehe langsam das Wasser aus.

When I Need You by Rod Stewart





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